Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Iul.dig. XXXV
Digestorum lib.Iuliani Digestorum libri

Digestorum libri

cum Notis Marcelli et Pauli et Scaevolae

Ex libro XXXV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14 (1,0 %)De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 2,14,55Iu­lia­nus li­bro tri­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Si de­bi­tor sit fruc­tua­rius et pa­cis­ca­tur ser­vus, in quo usum fruc­tum ha­bet, ne ab eo pe­ta­tur: pa­cis­cen­do me­lio­rem con­di­cio­nem eius fa­cit. item si cre­di­tor es­set fruc­tua­rius et pac­tus es­set, ne pe­te­ret, ser­vus au­tem fruc­tua­rius pa­cis­ce­re­tur, ut pe­te­ret: be­ne­fi­cio pac­ti, quod ser­vus in­ter­po­suis­set, uti­li­ter ad pe­ti­tio­nem ad­mit­te­tur.

Julian. lib. XXXV. Digest. Wenn mein Schuldner Nutzniesser ist und der Sclave, an dem er das Nutzniessungsrecht hat, dahin abschliesst, dass die Schuld nicht eingeklagt werde, so verbessert er durch diesen Vertrag die Umstände des Schuldners. Ebenfalls wenn der Gläubiger Nutzniesser ist, und dahin abgeschlossen, dass er nicht klagen wolle; der Sclave jedoch, an welchem er das Recht, die Früchte zu geniessen, ausübte, ausgemacht hat, dass er klagen könne, so wird Jener vermöge dieses Vertrags mit Effect zur Klage gelassen werden.

Dig. 4,6,41Iu­lia­nus li­bro tri­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Si quis Ti­tio le­ga­ve­rit, si mor­tis suae tem­po­re in Ita­lia es­set, aut in an­nos sin­gu­los, quod in Ita­lia es­set, et ei suc­cur­sum fue­rit, quia ob id, quod rei pu­bli­cae cau­sa afuit, ex­clu­sus fue­rit a le­ga­to: fi­dei­com­mis­sum ab eo re­lic­tum prae­sta­re co­gi­tur. Marcellus notat: quis enim du­bi­ta­bit sal­va le­ga­to­rum et fi­dei­com­mis­so­rum cau­sa mi­li­ti re­sti­tui he­redi­ta­tem, quam ob id per­di­dit, quod rei pu­bli­cae cau­sa afuit?

Idem lib. XXXV. Digest. Wenn Jemand dem Titius etwas [unter der Bedingung], wenn er zur Zeit seines Todes in Italien sich befände, oder auf so viele einzelne Jahre, als welche er in Italien verbringen würde, vermacht haben und diesem [Titius] Beistand geleistet worden sein sollte, und zwar aus dem Grunde, weil er, während er des Staats wegen abwesend war, vom Vermächtnisse ausgeschlossen worden ist; so wird derselbe genöthigt, das ihm [vom Erblasser] aufgegebene Fideicommiss auszuzahlen. Marcellus bemerkt dabei: denn wer hat es je in Zweifel gezogen, dass dem Soldaten, unbeschadet der Gültigkeit der Vermächtnisse und Fideicomisse, eine Erbschaft wieder zugesprochen werde, welcher er deshalb verlustig geworden ist, weil er des Staats wegen sich abwesend befunden hat?

Dig. 7,1,34Iu­lia­nus li­bro tri­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Quo­tiens duo­bus usus fruc­tus le­ga­tur ita, ut al­ter­nis an­nis utan­tur fruan­tur, si qui­dem ita le­ga­tus fue­rit ‘Ti­tio et Mae­vio’, pot­est di­ci prio­ri Ti­tio, de­in­de Mae­vio le­ga­tum da­tum. si ve­ro duo eius­dem no­mi­nis fue­rint et ita scrip­tum fue­rit ‘Ti­tiis usum fruc­tum al­ter­nis an­nis do’: ni­si con­sen­se­rint, uter eo­rum prior uta­tur, in­vi­cem si­bi im­pe­dient. quod si Ti­tius eo an­no, quo frue­re­tur, pro­prie­ta­tem ac­ce­pis­set, in­ter­im le­ga­tum non ha­be­bit, sed ad Mae­vium al­ter­nis an­nis usus fruc­tus per­ti­ne­bit: et si Ti­tius pro­prie­ta­tem alie­nas­set, ha­be­bit eum usum fruc­tum, quia et si sub con­di­cio­ne usus fruc­tus mi­hi le­ga­tus fue­rit et in­ter­im pro­prie­ta­tem ab he­rede ac­ce­pe­ro, pen­den­te au­tem con­di­cio­ne ean­dem alie­na­ve­ro, ad le­ga­tum ad­mit­tar. 1Si co­lo­no tuo usum fruc­tum fun­di le­ga­ve­ris, usum fruc­tum vin­di­ca­bit et cum he­rede tuo aget ex con­duc­to et con­se­que­tur, ut ne­que mer­ce­des prae­stet et im­pen­sas, quas in cul­tu­ram fe­ce­rat, re­ci­piat. 2Uni­ver­so­rum bo­no­rum an sin­gu­la­rum re­rum usus fruc­tus le­ge­tur, hac­te­nus in­ter­es­se pu­to, quod, si ae­des in­cen­sae fue­rint, usus fruc­tus spe­cia­li­ter ae­dium le­ga­tus pe­ti non pot­est, bo­no­rum au­tem usu fruc­tu le­ga­to areae usus fruc­tus pe­ti pot­erit: quon­iam qui bo­no­rum suo­rum usum fruc­tum le­gat, non so­lum eo­rum, quae in spe­cie sunt, sed et sub­stan­tiae om­nis usum fruc­tum le­ga­re vi­de­tur: in sub­stan­tia au­tem bo­no­rum et­iam area est.

Julian. lib. XXXV. Dig. Sobald der Niessbrauch Zweien so vermacht wird, dass sie denselben abwechselnd ein Jahr um das andere haben sollen, so kann man zwar, wenn er mit diesen Worten vermacht worden ist: dem Titius und Mävius, sagen, dass dem titius das Vermächtniss zuerst gegeben worden sei, und nachher dem Mävius; waren aber beide desselben Namens, und [das Vermächtniss] so ausgedrückt: den beiden Titius gebe ich den Niessbrauch ein Jahr um das andere, so werden sich beide im Wege stehen, wenn sie sich nicht einigen, wer von beiden den Anfang machen soll. Hat Titius in dem Jahre, wo die Benutzung an ihm war, die Eigenheit erhalten, so fällt für ihn unterdessen das Vermächtniss weg, aber der Niessbrauch gehört dem Mävius ein Jahr um das andere; veräussert Titius die Eigenheit, so bekommt er den Niessbrauch wieder, weil, auch wenn mir der Niessbrauch unter einer Bedingung vermacht worden ist, und ich unterdessen die Eigenheit vom Erben erhalten, dieselbe aber während die Bedingung noch obschwebte, [wieder] veräussert habe, ich doch zum Vermächtniss gelassen werde. 1Wenn du deinem Pächter den Niessbrauch an dem Grundstück vermacht hast, so kann er den Niessbrauch in Anspruch nehmen, gegen deinen Erben aber die Miethsklage erheben, und [dadurch] erlangen, dass er keinen Miethzins zu bezahlen braucht, und die auf die Cultur verwendeten Kosten ersetzt erhält. 2Ob der Niessbrauch an einem ganzen Nachlass oder an einzelnen Sachen vermacht worden ist, ist, glaube ich, insofern von Interesse, dass [z. B.] auf den an einem Hause insbesondere vermachten Niessbrauch, wenn dasselbe abgebrannt ist, kein Anspruch [weiter] erhoben werden kann; ist hingegen der Niessbrauch an einem ganzen Nachlass bestellt worden, so kann der Niessbrauch [noch] an dem Platze in Anspruch genommen werden, weil derjenige, welcher den Niessbrauch an seinem Nachlass vermacht, denselben nicht blos an bestimmten Gegenständen, sondern an einem ganzen Bestand zu vermachen angenommen wird, zu einem Nachlassbestand aber der Platz mitgehört.

Dig. 7,2,4Iu­lia­nus li­bro tri­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Si ti­bi pro­prie­tas fun­di le­ga­ta fue­rit, mi­hi au­tem et Mae­vio et ti­bi eius­dem fun­di usus fruc­tus, ha­be­bi­mus ego et Mae­vius trien­tes in usu fruc­tu, unus triens pro­prie­ta­te mis­ce­bi­tur. si­ve au­tem ego si­ve Mae­vius ca­pi­te mi­nu­ti fue­ri­mus, triens in­ter te et al­ter­utrum nos­trum di­vi­de­tur, ita ut sem­is­sem in usu fruc­tu ha­beat is, qui ex no­bis ca­pi­te mi­nu­tus non fue­rat, ad te pro­prie­tas cum par­te di­mi­dia usus fruc­tus per­ti­neat:

Jul. lib. XXXV. Dig. Wenn dir die Eigenheit eines Landguts vermacht worden ist, mir aber und dem Mävius und dir der Niessbrauch an demselben, so haben wir, ich und Mävius, am Niessbrauch Drittheile, und ein Drittheil wird mit der Eigenheit vereinigt. Mag ich nun oder Mävius eine Standesrechtsveränderung erleiden, das [betreffende] Drittheil wird dann zwischen dir und dem einen von uns beiden getheilt, so dass derjenige, welcher von uns beiden die Standesrechtsveränderung nicht erlitten hat, nun die Hälfte vom Niessbrauch hat, dir aber die Eigenheit mit der andern Hälfte des Niessbrauchs zukommnt.

Dig. 7,4,7Iu­lia­nus li­bro tri­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. ni­si sub­la­to ae­di­fi­cio usum fruc­tum areae mi­hi ces­se­rit, tem­po­re sci­li­cet quo usus fruc­tus per­it trans­ac­to.

Julian. lib. XXXV. Dig. wenn er mir nicht, nachdem er das Gebäude weggenommen, den Niessbrauch des leeren Platzes abgetreten hat, dafern nämlich die Zeit, durch deren Ablauf der Niessbrauch erlischt, verstrichen ist11Denn ist sie noch nicht abgelaufen, so ist keine Wiederabtretung nöthig, der Niessbrauch hebt dann ipso jure wieder an..

Dig. 7,4,17Iu­lia­nus li­bro tri­cen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Si ti­bi fun­di usus fruc­tus pu­re, pro­prie­tas au­tem sub con­di­cio­ne Ti­tio le­ga­ta fue­rit, pen­den­te con­di­cio­ne do­mi­nium pro­prie­ta­tis ad­quisie­ris, de­in­de con­di­cio ex­ti­te­rit, ple­no iu­re fun­dum Ti­tius ha­be­bit ne­que in­ter­est, quod de­trac­to usu fruc­tu pro­prie­tas le­ga­ta sit: enim dum pro­prie­ta­tem ad­quiris, ius om­ne le­ga­ti usus fruc­tus amis­is­ti.

Julian. lib. XXXV. Dig. Wenn dir der Niessbrauch an einem Landgute unbedingt, dem Titius aber die Eigenheit bedingungsweise vermacht worden ist, und du während des Obschwebens der [letzteren] Bedingung das Eigenheitsrecht erworben hast, nachher aber dieselbe eingetreten ist, so wird dem Titius das Landgut mit vollem Eigenthumsrechte zukommen, und es thut nichts, dass [ihm] die Eigenheit [nur] mit Abzug des Niessbrauchs vermacht worden ist; denn sobald du die Eigenheit erwirbst, hast du alles Recht auf den vermachten Niessbrauch verloren.

Dig. 7,5,6Iu­lia­nus li­bro tri­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Si ti­bi de­cem mi­lia le­ga­ta fue­rint, mi­hi eo­run­dem de­cem mi­lium usus fruc­tus, fient qui­dem tua to­ta de­cem mi­lia: sed mi­hi quin­que nu­me­ra­ri de­be­bunt ita, ut ti­bi ca­veam tem­po­re mor­tis meae aut ca­pi­tis de­mi­nutio­nis re­sti­tu­tum iri. nam et si fun­dus ti­bi le­ga­tus fuis­set et mi­hi eius­dem fun­di usus fruc­tus, ha­be­res tu qui­dem to­tius fun­di pro­prie­ta­tem, sed par­tem cum usu fruc­tu, par­tem si­ne usu fruc­tu, et non he­redi, sed ti­bi ca­ve­rem bo­ni vi­ri ar­bi­tra­tu. 1Sed si duo­bus eo­run­dem de­cem mi­lium usus fruc­tus le­ga­tus fue­rit, qui­na mi­lia ac­ci­pient et in­vi­cem et he­redi sa­tis­da­bunt.

Julian. lib. XXXV. Dig. Wenn dir 10,000 [Sestertien] vermacht worden sind, mir aber an denselben Zehntausenden der Niessbrauch, so werden diese ganzen Zehntausend zwar dein, mir müssen aber fünftausend dergestalt gezahlt werden, dass ich dir Sicherheit leiste, auf den Fall meines Todes, oder wenn mich eine Standesrechtsveränderung treffen sollte, sie wieder herausgeben zu wollen. Denn auch wenn dir ein Landgut vermacht worden ist, und mir der Niessbrauch daran, so wirst du zwar die Eigenheit am ganzen Landgute haben, aber die Hälfte nur mit dem Niessbrauch, die andere ohne denselben, und ich brauche nicht dem Erben, sondern dir, nach dem Ermessen eines guten Wirths, Sicherheit zu leisten. 1Ist aber Zweien der Niessbrauch an denselben Zehntausenden vermacht worden, so werden sie jeder fünftausend bekommen, und sich sowohl gegenseitig, als dem Erben Bürgschaft leisten.

Dig. 7,6,4Idem li­bro tri­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Fun­dus de­trac­to usu fruc­tu le­ga­tus est Ti­tio et eius­dem fun­di usus fruc­tus Sem­pro­nio sub con­di­cio­ne: di­xi in­ter­im cum pro­prie­ta­te usum fruc­tum es­se, li­cet pla­ceat, cum de­trac­to usu fruc­tu fun­dus le­ga­tur, apud he­redem usum fruc­tum es­se: quia pa­ter fa­mi­lias cum de­trac­to usu fruc­tu fun­dum le­gat et alii usum fruc­tum sub con­di­cio­ne, non hoc agit, ut apud he­redem usus fruc­tus re­ma­neat.

Idem lib. XXXV. Dig. Dem Titius ist ein Grundstück mit Abzug des Niessbrauchs vermacht worden, der Niessbrauch daran aber dem Sempronius unter einer Bedingung; hier habe ich mich dahin ausgesprochen, dass der Niessbrauch einstweilen bei der Eigenheit bleibe, wenn schon man allgemein annimmt, dass, wenn ein Landgut mit Abzug des Niessbrauchs vermacht wird, derselbe dem Erben zukomme, weil der Erblasser, wenn er ein Landgut mit Abzug des Niessbrauchs und einem Andern den Niessbrauch unter einer Bedingung vermacht, nicht beabsichtigt, dass derselbe dem Erben verbleiben solle.

Dig. 35,1,22Idem li­bro tri­ge­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Quo­tiens sub con­di­cio­ne mu­lie­ri le­ga­tur ‘si non nub­se­rit’ et eius­dem fi­dei com­mis­sum sit, ut Ti­tio re­sti­tuat, si nu­bat, com­mo­de sta­tui­tur et si nub­se­rit, le­ga­tum eam pe­te­re pos­se et non es­se co­gen­dam fi­dei­com­mis­sum prae­sta­re.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 36,2,16Iu­lia­nus li­bro tri­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Cum ita le­ga­tum est: ‘Sti­chum vel quod ex Pam­phi­la na­tum erit he­res meus da­to’, non an­te le­ga­ti eius ce­det, quam ali­quid ex Pam­phi­la na­tum fue­rit aut cer­tum fue­rit nas­ci non pos­se. 1Cum ser­vo le­ga­to, an­te­quam he­redi­tas eius qui le­ga­ve­rat ad­ire­tur, usus fruc­tus ab alio le­ga­tus fue­rit et prior he­redi­tas eius, qui usum fruc­tum le­ga­ve­rit, ad­ita fue­rit: nul­la ra­tio est, cur diem le­ga­ti ce­de­re ex­is­ti­me­mus, an­te­quam ea quo­que he­redi­tas, ex qua ser­vus le­ga­tus erat, ad­ea­tur, cum ne­que in prae­sen­tia ul­lum emo­lu­men­tum he­redi­ta­ti ad­quira­tur et, si in­ter­im ser­vus mor­tuus fue­rit, le­ga­tum ex­tin­gua­tur. qua­re ad­ita he­redi­ta­te ex­is­ti­man­dum est usum fruc­tum ad eum, cu­ius ser­vus le­ga­tus es­set, per­ti­ne­re. 2Quod si ser­vus, cui usus fruc­tus le­ga­tus fue­rit, ip­se le­ga­tus non fue­rit, di­cen­dum est usum fruc­tum ad he­redi­ta­tem per­ti­ne­re, eo quod dies eius an­te ad­itam he­redi­ta­tem non ces­se­rit.

Übersetzung nicht erfasst.