Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Proc.ep.
Epistularum lib.Proculi Epistularum libri

Epistularum libri

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Ex libro I

Dig. 8,6,16Pro­cu­lus li­bro pri­mo epis­tu­la­rum. Aquam, quae orie­ba­tur in fun­do vi­ci­ni, plu­res per eun­dem ri­vum iu­re du­ce­re so­li­ti sunt, ita ut suo quis­que die a ca­pi­te du­ce­ret, pri­mo per eun­dem ri­vum eum­que com­mu­nem, de­in­de ut quis­que in­fe­rior erat, suo quis­que pro­prio ri­vo, et unus sta­tu­to tem­po­re, quo ser­vi­tus amit­ti­tur, non du­xit. ex­is­ti­mo eum ius du­cen­dae aquae amis­sis­se nec per ce­te­ros qui du­xe­runt eius ius usur­pa­tum es­se: pro­prium enim cu­ius­que eo­rum ius fuit ne­que per alium usur­pa­ri po­tuit. quod si plu­rium fun­do iter aquae de­bi­tum es­set, per unum eo­rum om­ni­bus his, in­ter quos is fun­dus com­mu­nis fuis­set, usur­pa­ri po­tuis­set. item si quis eo­rum, qui­bus aquae duc­tus ser­vi­tus de­be­ba­tur et per eun­dem ri­vum aquam du­ce­bant, ius aquae du­cen­dae non du­cen­do eam amis­it, ni­hil iu­ris eo no­mi­ne ce­te­ris, qui ri­vo ute­ban­tur, ad­cre­vit id­que com­mo­dum eius est, per cu­ius fun­dum id iter aquae, quod non uten­do pro par­te unius amis­sum est: li­ber­ta­te enim hu­ius par­tis ser­vi­tu­tis frui­tur.

Procul. lib. I. Epist. Ein Wasser, das auf einem Landgute des Nachbars entsprang, pflegten Mehrere vermöge eines [ihnen zustehenden] Rechtes durch denselben Bach zu leiten, so dass jeder an dem für ihn bestimmten Tage es von der Quelle leitete, und zwar zu Anfang durch denselben gemeinschaftlichen Bach, nachher aber, wie sie auf einander folgten, jeder in seinem eigenen Bach, und einer hatte dies die zum Verlust einer Dienstbarkeit bestimmte Zeit hindurch unterlassen; hier hat derselbe, nach meinem Ermessen, das Recht der Wasserleitung verloren, und die übrigen, welche es ausgeübt haben, haben es [ihm dadurch] nicht miterhalten. Denn das Recht eines jeden von ihnen war ein eigenes, und konnte nicht durch einen Andern erhalten werden. Wenn hingegen einem Mehreren [gemeinschaftlich] gehörigen Landgute ein Recht zu einer Wasserleitung zustand, so kann dasselbe durch einen von allen Miteigenthümern zu jenem durch den Gebrauch erhalten werden. Ebenso wächst, wenn einer von Mehreren, denen die Dienstbarkeit der Wasserleitung zustand, und welche das Wasser durch einen und denselben Bach leiteten, dieses Recht durch Nichtgebrauch verlor, dadurch den übrigen, welche vom Bache Gebrauch gemacht haben, kein Recht weiter zu; und wenn [das Recht] durch Nichtgebrauch theilweise für den einen verloren gegangen ist, so ist dies ein Vortheil für denjenigen, durch dessen Landgut die Wasserleitung geht, denn er geniesst in Ansehung dieses Theils der Dienstbarkeit dann Befreiung.

Ex libro II

Dig. 4,3,31Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Cum quis per­sua­se­rit fa­mi­liae meae, ut de pos­ses­sio­ne de­ce­dat, pos­ses­sio qui­dem non amit­ti­tur, sed de do­lo ma­lo iu­di­cium in eum com­pe­tit, si quid dam­ni mi­hi ac­ces­se­rit.

Proculus lib. II. Epistol. Wenn Jemand meine Sclavenschaar beredet haben sollte, den Besitz [meines Eigenthums] aufzugeben, so geht mir der Besitz zwar nicht verloren, aber ich habe, wenn mir irgend ein Nachtheil erwachsen sein sollte, gegen jenen die Klage de dolo malo.

Dig. 8,2,13Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Qui­dam Hi­be­rus no­mi­ne, qui ha­bet post hor­rea mea in­su­lam, bal­nea­ria fe­cit se­cun­dum pa­rie­tem com­mu­nem: non li­cet au­tem tu­bu­los ha­be­re ad­mo­tos ad pa­rie­tem com­mu­nem, sic­uti ne pa­rie­tem qui­dem suum per pa­rie­tem com­mu­nem: de tu­bu­lis eo am­plius hoc iu­ris est, quod per eos flam­ma tor­re­tur pa­ries: qua de re vo­lo cum hi­be­ro lo­qua­ris, ne rem il­li­ci­tam fa­ciat. Pro­cu­lus re­spon­dit: nec Hi­be­rum pro ea re du­bi­ta­re pu­to, quod rem non per­mis­sam fa­cit tu­bu­los se­cun­dum com­mu­nem pa­rie­tem ex­truen­do. 1Pa­rie­tem com­mu­nem in­crus­ta­re li­cet se­cun­dum Ca­pi­to­nis sen­te­niam, sic­ut li­cet mi­hi pre­tio­sis­si­mas pic­tu­ras ha­be­re in pa­rie­te com­mu­ni: ce­te­rum si de­mo­li­tus sit vi­ci­nus et ex sti­pu­la­tu ac­tio­ne dam­ni in­fec­ti aga­tur, non plu­ris quam vul­ga­ria tec­to­ria aes­ti­ma­ri de­bent: quod ob­ser­va­ri et in in­crus­ta­tio­ne opor­tet.

Procul. lib. II. Epist. Ein gewisser Hiberus, der hinter meiner Scheuer ein Gebäude hat, legte an der gemeinschaftlichen Wand Bäder an; er darf aber an der gemeinschaftlichen Wand keine Wärmeröhren anbringen, sowie auch keine Wand auf die gemeinschaftliche setzen. Von den Wärmeröhren gilt dies aber um so mehr aus dem Grunde, weil durch dieselben vermöge der Flamme die Wand ausgedörrt wird; ich wünsche daher, dass du mit dem Hiberus reden mögest, damit er nichts Verbotenes begehe.Proculus antwortete: ich glaube, dass selbst Hiberus darüber keinen Zweifel hegen werde, dass er, durch die Anlegung von Wärmeröhren an der gemeinschaftlichen Wand, etwas Unerlaubtes begehe11Facit; Ed. Frad. u. Hal. haben faciat, was ich vorziehe.. 1Capito’s Ausspruch zu Folge kann man eine gemeinschaftliche Wand [auf seiner Seite] übergypsen, sowie mir auch freisteht, an derselben die kostbarsten Malereien zu haben; wenn übrigens der Nachbar die Wand einreisst und die Klage wegen drohenden Schadens aus einer Stipulation erhoben wird, so dürfen jene nicht höher als gewöhnlicher Abputz geschätzt werden. Dies gilt auch von der Uebergypsung.

Dig. 28,5,70Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. ‘Cor­ne­lius et Mae­vius, uter eo­rum vo­let, he­res es­to’: uter­que vult: Tre­ba­tius ne­utrum fo­re he­redem, Car­ti­lius utrum­que: tu cui ad­sen­tia­ris? Pro­cu­lus: Car­ti­lio ad­sen­tio et il­lam ad­iec­tio­nem ‘uter eo­rum vo­let’ su­per­va­cuam pu­to: id enim et­iam ea non ad­iec­ta fu­tu­rum fuit, ut, uter vel­let, he­res es­set, uter nol­let, he­res non es­set. quod si hi ex nu­me­ro ne­ces­sa­rio­rum he­redum es­sent, tum id non frus­tra ad­iec­tum es­se et non so­lum fi­gu­ram, sed vim quo­que con­di­cio­nis con­ti­ne­re: di­ce­rem ta­men, si uter­que he­res es­se vel­let, utrum­que he­redem es­se.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 33,6,15Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Vi­num cum va­sis le­ga­vit. ne­gat Tre­ba­tius quod in do­liis sit de­be­ri et sen­sum tes­ta­to­ris alium pu­tat es­se, ver­bo­rum alium: ce­te­rum do­lia in va­sis vi­na­riis non es­sent. ego et si do­lia in va­sis vi­na­riis non sunt, ta­men non con­ce­de­rem Tre­ba­tio vi­num quod in do­liis es­set, id est quod in va­sis non es­set, non es­se le­ga­tum. il­lud ve­rum es­se pu­to, cui vi­num cum va­sis le­ga­tum erit, ei am­pho­ras ca­dos, in qui­bus vi­na dif­fu­sa ser­va­mus, le­ga­tos es­se: vi­num enim in am­pho­ras et ca­dos hac men­te dif­fun­di­mus, ut in his sit, do­nec usus cau­sa pro­be­tur, et sci­li­cet id ven­di­mus cum his am­pho­ris et ca­dis: in do­lia au­tem alia men­te co­ici­mus, sci­li­cet ut ex his post­ea vel in am­pho­ras et ca­dos dif­fun­da­mus vel si­ne ip­sis do­liis ven­eat.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 41,1,55Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. In la­queum, quem ve­nan­di cau­sa po­sue­ras, aper in­ci­dit: cum eo hae­re­ret, ex­emp­tum eum abs­tu­li: num ti­bi vi­deor tuum aprum abs­tu­lis­se? et si tuum pu­tas fuis­se, si so­lu­tum eum in sil­vam di­mis­sis­sem, eo ca­su tuus es­se de­sis­set an ma­ne­ret? et quam ac­tio­nem me­cum ha­be­res, si de­sis­set tuus es­se, num in fac­tum da­ri opor­tet, quae­ro. re­spon­dit: la­queum vi­dea­mus ne in­ter­sit in pu­bli­co an in pri­va­to po­sue­rim et, si in pri­va­to po­sui, utrum in meo an in alie­no, et, si in alie­no, utrum per­mis­su eius cu­ius fun­dus erat an non per­mis­su eius po­sue­rim: prae­ter­ea utrum in eo ita hae­se­rit aper, ut ex­pe­di­re se non pos­sit ip­se, an diu­tius luc­tan­do ex­pe­di­tu­rus se fue­rit. sum­mam ta­men hanc pu­to es­se, ut, si in meam po­tes­ta­tem per­ve­nit, meus fac­tus sit. sin au­tem aprum meum fe­rum in suam na­tu­ra­lem la­xi­ta­tem di­mis­sis­ses et eo fac­to meus es­se de­sis­set, ac­tio­nem mi­hi in fac­tum da­ri opor­te­re, vel­uti re­spon­sum est, cum qui­dam po­cu­lum al­te­rius ex na­ve eie­cis­set.

Procul. lib. II. Epist. In einer Schlinge, die du der Jagd wegen gelegt hattest, fing sich ein Wildschwein; während es darin hing, nahm ich es heraus und trug es fort; ist anzunehmen, ich habe dir dein Schwein gestohlen? und wenn du glaubst, es sei dein gewesen, wie dann, wenn ich es ausgelöst und wieder in den Wald hätte laufen lassen; würde es in diesem Falle aufgehört haben, dir zu gehören, oder dein geblieben sein? und welche Klage würdest du wider mich haben, wenn es aufgehört hat, dein zu sein? würde, frage ich, eine solche auf das Geschehene ertheilt werden müssen? Antwort: es dürfte ein Unterschied sein, ob ich die Schlinge auf öffentlichem, oder auf Privatgrund und Boden gelegt habe, und im letztern Falle, ob derselbe mir oder einem Andern gehörig ist, und endlich, wenn er einem Andern gehörig war, ob mit des Eigenthümers Erlaubniss, oder ohne dieselbe? Ferner, ob das Wildschwein in der Schlinge so gefangen, dass es sich auf keinen Fall losmachen konnte, oder sich durch längere Anstrengung doch losgemacht haben würde? Ueberhaupt lässt sich aber hierfür die Regel aufstellen, dass, sobald es in meine Gewalt gekommen, es mein geworden ist: hast du aber [das also] mein [gewordene] Wildschwein wieder in seine natürliche Freiheit entwischen lassen, und es aufgehört, mein zu sein, so muss mir eine Klage auf das Geschehene ertheilt werden, gleichwie dies zum Bescheide ertheilt worden, als Jemand den Becher eines Andern aus einem Schiff über Bord geworfen hatte.

Dig. 45,1,113Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Cum sti­pu­la­tus sim mi­hi, pro­cu­le, si opus ar­bi­tra­tu meo an­te ka­len­das Iu­nias ef­fec­tum non sit, poe­nam, et pro­tu­li diem: pu­tas­ne ve­re me pos­se di­ce­re ar­bi­tra­tu meo opus ef­fec­tum non es­se an­te ka­len­das Iu­nias, cum ip­se ar­bi­trio meo aliam diem ope­ri laxio­rem de­de­rim? Pro­cu­lus re­spon­dit: non si­ne cau­sa di­stin­guen­dum est in­ter­es­se, utrum per pro­mis­so­rem mo­ra non fuis­set, quo mi­nus opus an­te ka­len­das Iu­nias ita, uti sti­pu­la­tio­ne com­pre­hen­sum erat, per­fi­ce­re­tur, an, cum iam opus ef­fi­ci non pos­set an­te ka­len­das Iu­nias, sti­pu­la­tor diem in ka­len­dis Au­gus­tis pro­tu­lis­set. nam si tum diem sti­pu­la­tor pro­tu­lit, cum iam opus an­te ka­len­das Iu­nias ef­fi­ci non pot­erat, pu­to poe­nam es­se com­mis­sam nec ad rem per­ti­ne­re, quod ali­quod tem­pus an­te ka­len­das Iu­nias fuit, quo sti­pu­la­tor non de­si­de­ra­vit id an­te ka­len­das Iu­nias ef­fi­ci, id est quo non est ar­bi­tra­tus ut fie­ret quod fie­ri non pot­erat. aut si hoc fal­sum est, et­iam si sti­pu­la­tor pri­die ka­len­das Iu­nias mor­tuus es­set, poe­na com­mis­sa non es­set, quon­iam mor­tuus ar­bi­tra­ri non po­tuis­set et ali­quod tem­pus post mor­tem eius ope­ri per­fi­cien­do su­per­fuis­set. et prope­mo­dum et­iam si an­te ka­len­das Iu­nias fu­tu­rum es­se coe­pit opus an­te eam diem ef­fi­ci non pos­se, poe­na com­mis­sa est. 1Cum ven­de­ret ali­quis, pro­mi­sit emp­to­ri fi­de­ius­so­res prae­sta­ri et rem ven­di­tam li­be­ra­ri: quae ut li­be­re­tur, nunc de­si­de­rat emp­tor: in mo­ra est is, qui ea sti­pu­la­tio­ne id fu­tu­rum pro­mi­sit: quae­ro quid iu­ris sit. Pro­cu­lus re­spon­dit: tan­ti li­tem aes­ti­ma­ri opor­tet, quan­ti ac­to­ris in­ter­est.

Ad Dig. 45,1,113Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 285, Note 2.Procul. lib. II. Epistol. „Wenn ich mir, mein Proculus, für den Fall, dass ein Werk so, wie ich es haben will, vor den Kalenden des Junius nicht sollte vollendet sein, eine Strafe stipulirt und den Termin verlängert habe, glaubst du nicht, ich könne dann mit Recht behaupten, dass das Werk nicht so, wie ich es haben wollte, vor den Kalenden des Junius vollendet worden sei, wenn ich auch aus reiner Willkür den Termin für die Vollendung des Werks verlängert hätte?“ Proculus antwortete: man müsse hier nicht ohne Grund unterscheiden: es komme darauf an, ob dem Versprecher dabei kein Verzug zur Last falle, dass das Werk nicht so, wie es in der Stipulation begriffen worden war, vor den Kalenden des Junius zu Stande kommen konnte, oder ob erst damals, wo das Werk vor den Kalenden des Junius doch nicht mehr hätte vollendet werden können, der Stipulator den Termin bis auf die Kalenden des August verlängert hat. Denn hat der Stipulator den Termin zu einer Zeit verlängert, wo das Werk schon nicht mehr vor den Kalenden des Junius vollendet werden konnte, so ist, glaube ich, die Strafe verwirkt, und kommt es nicht darauf an, dass es einige Zeit vor den Kalenden des Junius war, wo der Stipulator nicht verlangt hat, dass es noch vor den Kalenden des Junius fertig werde: das ist, dass er nicht wollte, dass Etwas geschehe, was doch nicht mehr geschehen konnte. Sollte dies unrichtig sein, so würde auch, wenn der Stipulator vor den Kalenden des Junius gestorben wäre, die Strafe nicht verwirkt worden sein, weil der Verstorbene keine Erklärung mehr abgeben konnte, und nach seinem Tode immer noch einige Zeit zur Vollendung des Werkes übrig gewesen sein würde. Uud daher ist allerdings die Strafe verwirkt, sobald es vor den Kalenden des Junius zur Gewissheit geworden, dass das Werk vor diesem Termine nicht vollendet werden könne. 1Bei einem Verkaufe hat Jemand dem Käufer versprochen, Bürgen zu stellen und die verkaufte Sache zu befreien: der Käufer verlangt gegenwärtig die Befreiung und Derjenige, welcher in dieser Stipulation sich dazu verpflichtet hat, ist im Verzuge: ich frage an, was Rechtens ist. Proculus ertheilte zur Antwort: die Streitwürderung müsse nach dem Interesse erfolgen, welches der Kläger dabei gehabt hat.

Dig. 50,16,124Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Haec ver­ba ‘il­le aut il­le’ non so­lum dis­iunc­ti­va, sed et­iam sub­dis­iunc­ti­vae ora­tio­nis sunt. dis­iunc­ti­vum est, vel­uti cum di­ci­mus ‘aut dies aut nox est’, quo­rum po­si­to al­te­ro ne­ces­se est tol­li al­te­rum, item sub­la­to al­te­ro po­ni al­te­rum. ita si­mi­li fi­gu­ra­tio­ne ver­bum pot­est es­se sub­dis­iunc­ti­vum. sub­dis­iunc­ti­vi au­tem ge­ne­ra sunt duo: unum, cum ex pro­pos­i­tis fi­ni­bus ita non pot­est uter­que es­se, ut pos­sit ne­uter es­se, vel­uti cum di­ci­mus ‘aut se­det aut am­bu­lat’: nam ut ne­mo pot­est utrum­que si­mul fa­ce­re, ita ali­quis pot­est ne­utrum, vel­uti is qui ac­cum­bit. al­te­rius ge­ne­ris est, cum ex pro­pos­i­tis fi­ni­bus ita non pot­est ne­uter es­se, ut pos­sit utrum­que es­se, vel­uti cum di­ci­mus ‘om­ne ani­mal aut fa­cit aut pa­ti­tur’: nul­lum est enim quod nec fa­ciat nec pa­tia­tur: at pot­est si­mul et fa­ce­re et pa­ti.

Übersetzung nicht erfasst.

Ex libro IV

Dig. 1,18,12Pro­cu­lus li­bro quar­to epis­tu­la­rum. Sed li­cet is, qui pro­vin­ciae prae­est, om­nium Ro­mae ma­gis­tra­tuum vi­ce et of­fi­cio fun­gi de­beat, non ta­men spec­tan­dum est, quid Ro­mae fac­tum est, quam quid fie­ri de­beat.

Proculus lib. IV. Epist. Wiewohl aber der Vorsteher der Provinz die Obliegenheiten und das Amt aller Behörden zu Rom verwalten muss, so braucht er sich doch nicht darnach zu richten, was zu Rom geschieht, sondern was geschehen muss,

Ex libro V

Dig. 2,14,36Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Si cum fun­dum meum pos­si­des, con­ve­nis­set mi­hi te­cum, ut eius pos­ses­sio­nem At­tio tra­de­res: vin­di­can­tem eum fun­dum a te non ali­ter me con­ven­tio­nis ex­cep­tio­ne ex­clu­di de­be­re, quam si aut iam tra­di­dis­ses, aut si tua cau­sa id in­ter nos con­ve­nis­set et per te non sta­ret quo mi­nus tra­de­res.

Proculus lib. V. Epistol. Wenn du mein Grundstück besitzest, und ich mit dir übereingekommen bin, dass du den Besitz dieses Grundstückes dem Attius übergebest, so darf ich, im Fall ich dies Grundstück von dir vindicire, nur dann durch die Einrede des geschlossenen Vertrags verdrängt werden, wenn du entweder dasselbe noch nicht übergeben hast, oder wir zu deinem eignen Nutzen dahin übereingekommen sind, und du nicht daran Schuld bist, dass es noch nicht übergeben worden.

Dig. 8,5,13Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Fis­tu­las, qui­bus aquam du­co, in via pu­bli­ca ha­beo et hae rup­tae in­un­dant pa­rie­tem tuum: pu­to pos­se te me­cum rec­te age­re ius mi­hi non es­se flu­mi­na ex meo in tuum pa­rie­tem flue­re.

Proculus lib. V. Epistolar. Ich habe Röhren, wodurch ich Wasser leite, an einer öffentlichen Strasse, und durch Einbrechen derselben tritt Wasser an deine Wand. Nach meinem Dafürhalten kannst du wider mich mit Recht die Klage anstellen, dass ich kein Recht habe, einen Abfluss gegen deine Wand fliessen zu lassen.

Dig. 17,2,76Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. So­cie­ta­tem me­cum co­is­ti ea con­di­cio­ne, ut Ner­va ami­cus com­mu­nis par­tes so­cie­ta­tis con­sti­tue­ret: Ner­va con­sti­tuit, ut tu ex trien­te so­cius es­ses, ego ex bes­se: quae­ris, utrum ra­tum id iu­re so­cie­ta­tis sit an ni­hi­lo mi­nus ex ae­quis par­ti­bus so­cii si­mus. ex­is­ti­mo au­tem me­lius te quae­si­tu­rum fuis­se, utrum ex his par­ti­bus so­cii es­se­mus quas is con­sti­tuis­set, an ex his quas vi­rum bo­num con­sti­tue­re opor­tuis­set. ar­bi­tro­rum enim ge­ne­ra sunt duo, unum eius­mo­di, ut si­ve ae­quum sit si­ve in­iquum, pa­re­re de­bea­mus (quod ob­ser­va­tur, cum ex com­pro­mis­so ad ar­bi­trum itum est), al­te­rum eius­mo­di, ut ad bo­ni vi­ri ar­bi­trium red­igi de­beat, et­si no­mi­na­tim per­so­na sit com­pre­hen­sa, cu­ius ar­bi­tra­tu fiat.

Ad Dig. 17,2,76ROHGE, Bd. 3 (1872), S. 173: Unterschied zwischen Schiedsspruch und arbitrium boni viri bezüglich der Anfechtbarkeit.ROHGE, Bd. 4 (1872), S. 429: Unterschied zwischen Schiedsspruch und arbitrium boni viri bezüglich der Anfechtbarkeit.ROHGE, Bd. 18 (1876), Nr. 91, S. 345: Arbitrium merum, boni viri. Anfechtung propter magnam improbitatem.Procul. lib. V. Epist. Du hast mit mir eine Gesellschaft errichtet, unter der Bedingung, dass unser gemeinschaftlicher Freund Nerva die Antheile der Genossenschaft festsetzen sollte; Nerva hat festgesetzt, dass du zu einem Dritttheile, ich zu zwei Dritttheilen Theilhaber sein sollte; nun fragst du, ob dies nach dem Rechte der Genossenschaft gültig sei, oder ob wir gleichwohl zu gleichen Antheilen Theilhaber seien? Ich halte dafür, du würdest richtiger so gefragt haben, ob wir zu den Antheilen Theilhaber seien, die Jener festgesetzt hat, oder zu denen, welche ein Unparteiischer (vir bonus) hätte festsetzen sollen. Denn es gibt zwei Arten von Schiedsrichtern: erstens solche, denen Folge geleistet werden muss, es sei dies nun billig oder unbillig; wie es gehalten wird, wenn man sich durch Compromiss einem Schiedsrichter unterworfen hat; und dann in der Absicht ernannte, dass die Sache durch unparteiisches Ermessen ausgemacht werde, wenn gleich eine Person, nach deren Ermessen dies geschehen solle, namentlich erwähnt ist22S. meine angeführte Schrift S. 62 f.,

Dig. 17,2,78Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. in pro­pos­i­ta au­tem quaes­tio­ne ar­bi­trium vi­ri bo­ni ex­is­ti­mo se­quen­dum es­se, eo ma­gis quod iu­di­cium pro so­cio bo­nae fi­dei est.

Procul. lib. V. Epist. In dem vorgelegten Falle aber muss, glaube ich, um so mehr dem Ermessen eines Unparteiischen nachgegangen werden, weil die Genossenklage guten Glaubens ist.

Dig. 17,2,80Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Quid enim si Ner­va con­sti­tuis­set, ut al­ter ex mil­le­si­ma par­te, al­ter ex duo mil­le­si­mis par­ti­bus so­cius es­set? il­lud pot­est con­ve­niens es­se vi­ri bo­ni ar­bi­trio, ut non uti­que ex ae­quis par­ti­bus so­cii si­mus, vel­uti si al­ter plus ope­rae in­du­striae gra­tiae pe­cu­niae in so­cie­ta­tem col­la­tu­rus erat.

Ad Dig. 17,2,80ROHGE, Bd. 3 (1872), S. 173: Anspruch eines Socius auf nicht bedungene Vergütung für geleistete Arbeiten.Procul. lib. V. Epist. Denn wie, wenn Nerva festgesetzt hätte, dass der Eine zu einem Tausendtheil, der Andere zu zwei Tausendtheilen Antheil haben sollte? Das kann [freilich] unparteiischem Urtheil angemessen sein, dass wir nicht schlechterdings zu gleichen Theilen Genossen seien, z. B. wenn Einer mehr an Arbeit, an Fleiss, an Credit (gratia), an Geld beitragen sollte33Vgl. oben Fr. 6 h. t..

Dig. 23,3,82Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Cum uxor vi­rum suum quam pe­cu­niam si­bi de­be­ret in do­tem fi­liae com­mu­nis da­re ius­se­rit et id fe­cis­se di­ca­tur, pu­to anim­ad­ver­ten­dum es­se, utrum eam do­tem suo an uxo­ris no­mi­ne de­dit: si suo, ni­hi­lo mi­nus uxo­ri eum de­be­re pe­cu­niam: si uxo­ris no­mi­ne de­de­rit, ip­sum ab uxo­re li­be­ra­tum es­se.

Procul. lib. V. Epist. Wenn eine Ehefrau ihrem Mann aufgegeben haben wird, das Geld, welches er ihr schuldete, ihrer gemeinschaftlichen Tochter zum Heirathsgut zu geben, und er das gethan haben soll, so, glaube ich, ist darauf zu achten, ob er jenes Heirathsgut in eigenem oder in der Ehefrau Namen gegeben hat; wenn [er es] in eigenem [Namen gegeben haben wird], so schulder er nichts desto weniger seiner Ehefrau das Geld, wenn in der Ehefrau Namen, so ist er von der [Verbindlichkeit gegen die] Ehefrau befreit worden.

Dig. 24,3,60Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Si fi­lia fa­mi­lias nup­ta de­ces­se­rit et pa­ter fu­nus ei fe­ce­rit, tam­et­si ei do­tem post ali­quod tem­pus ge­ner red­de­re de­be­ret, ta­men con­ti­nuo so­cer agen­do con­se­que­tur, ut im­pen­sam fu­ne­ris prae­sen­tem re­ci­piat, ce­te­ra do­tis sta­tu­to tem­po­re sol­van­tur.

Procul. lib. V. Epist. Wenn eine verheirathete Tochter verstorben und der Vater ihr Begräbniss besorgt haben wird, so wird, obwohl ihm der Schwiegersohn das Heirathsgut nach einiger Zeit zurückgeben musste, der Schwiegervater doch, wenn er sogleich klagt, [das] erlangen, dass er die Kosten des Begräbnisses auf der Stelle wieder erhält; [während] die übrigen Gegenstände des Heirathsguts zur festgesetzten Zeit gezahlt werden.

Dig. 31,46Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Si scrip­sis­set qui le­ga­bat: ‘quid­quid mi­hi Lu­cium Ti­tium da­re fa­ce­re opor­tet, Sem­pro­nio le­go’ nec ad­ie­cit ‘prae­sens in diem­ve’, non du­bi­ta­rem, quan­tum ad ver­bo­rum sig­ni­fi­ca­tio­nem at­ti­ne­ret, quin ea pe­cu­nia com­pre­hen­sa non es­set, cu­ius dies mo­rien­te eo, qui tes­ta­men­tum fe­cis­set, non­dum venis­set. ad­icien­do au­tem haec ver­ba ‘prae­sens in diem­ve’ aper­te mi­hi vi­de­tur os­ten­dis­se eam quo­que pe­cu­niam le­ga­re vo­luis­se.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 32,86Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Si ita le­ga­tum est ‘do­mum quae­que mea ibi erunt, cum mo­riar’, num­mos ad diem ex­ac­tos a de­bi­to­ri­bus, ut aliis no­mi­ni­bus col­lo­ca­ren­tur, non pu­to le­ga­tos es­se et La­beo­nis di­stinc­tio­nem val­de pro­bo, qui scrip­sit nec quod ca­su ab­es­set, mi­nus es­se le­ga­tum nec quod ca­su ibi sit, ma­gis es­se le­ga­tum.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 33,6,6Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Cui vi­num he­res da­re dam­na­tus est, quod in am­pho­ris et ca­dis dif­fu­sum est da­ri de­bet, et­iam­si va­so­rum men­tio fac­ta non est. item quam­vis cum va­sis ca­dis le­ga­tum est, ta­men id quo­que, quod in do­liis, le­ga­tum es­se vi­de­tur, sic­uti, si ser­vos om­nes cum pe­cu­lio cu­ius­que eo­rum le­gas­set, et­iam eos, qui­bus pe­cu­lii ni­hil es­set, le­gas­se vi­de­re­tur.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 34,2,11Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Si quis le­ga­ve­rit au­rum gem­mas mar­ga­ri­tas quae in eo au­ro es­sent, et­iam id au­rum, cui ne­que gem­mae ne­que mar­ga­ri­tae in­es­sent, le­gas­se vi­de­tur.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 41,2,27Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Si is, qui ani­mo pos­ses­sio­nem sal­tus re­ti­ne­ret, fu­re­re coe­pis­set, non pot­est, dum fu­re­ret, eius sal­tus pos­ses­sio­nem amit­te­re, quia fu­rio­sus non pot­est de­si­ne­re ani­mo pos­si­de­re.

Procul. lib. V. Epist. Wenn Derjenige, wer den Besitz einer Weide durch den Willen behielt, wahnsinnig geworden ist, so kann er, so lange sein Wahnsinn dauert, den Besitz der Weide nicht verlieren, weil ein Wahnsinniger den Besitz nicht durch seinen Willen verlieren kann.

Dig. 46,3,82Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Si, cum Cor­ne­lius fun­dum suum no­mi­ne Se­iae vi­ro eius do­ti de­dis­set nec de eo red­den­do quic­quam ca­vis­set, fe­cit, ut in­ter se vir et Se­ia pa­cis­ce­ren­tur, ut di­vor­tio fac­to is fun­dus Cor­ne­lio red­de­re­tur: non pu­to di­vor­tio fac­to vi­rum ve­tan­te Se­ia eum fun­dum Cor­ne­lio tu­to red­di­tu­rum es­se, sic­uti si, cum pac­tum con­ven­tum nul­lum in­ter­ces­sis­set, di­vor­tio fac­to mu­lier ius­sit eum fun­dum Cor­ne­lio red­di, de­in­de an­te­quam red­de­re­tur, ve­tuis­set, non tu­to red­de­re­tur. sed si an­te­quam Se­ia ve­ta­ret, Cor­ne­lio eum fun­dum red­di­dis­set nec cau­sam ha­buis­set ex­is­ti­man­di id in­vi­ta Se­ia fac­tu­rum es­se, nec me­lius nec ae­quius es­se ex­is­ti­ma­rem eum fun­dum Se­iae red­di.

Procul. lib. V. Epistol. Wenn Cornelius, als er sein Grundstück für die Seja dem Manne derselben zum Heirathsgut gegeben, und Nichts über die Rückgabe desselben ausgemacht hatte, [dadurch] bewirkt hat, dass der Mann und Seja mit einander paciscirten, dass nach erfolgter Scheidung jenes Grundstück dem Cornelius zurückgegeben werden sollte, so glaube ich nicht, dass nach erfolgter Scheidung der Mann, wenn es Seja verbietet, jenes Grundstück dem Cornelius sicher zurückgeben könne, ebenso wie es nicht sicher zurückgegeben wurde, wenn, da kein Pactum abgeschlossen worden war, die Frau nach erfolgter Scheidung [dem Manne] geheissen hätte, jenes Grundstück dem Cornelius zurückzugeben, sodann, ehe es zurückgegeben wurde, es verboten hätte. Aber wenn er, ehe Seja es verbot, dem Cornelius jenes Grundstück zurückgegeben, auch keinen Grund gehabt hätte, zu glauben, dass er das wider Willen der Seja thun werde, so würde ich es weder für gut, noch für billig halten, dass jenes Grundstück der Seja zurückgegeben werde.

Dig. 50,16,125Idem li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Ne­pos Pro­cu­lo suo sa­lu­tem. Ab eo, qui ita do­tem pro­mi­sit: ‘cum com­mo­dum erit, do­tis fi­liae meae ti­bi erunt au­rei cen­tum’, pu­tas­ne pro­ti­nus nup­tiis fac­tis do­tem pe­ti pos­se? quid si ita pro­mi­sis­set: ‘cum po­tue­ro, do­ti erunt?’ quod si ali­quam vim ha­beat pos­te­rior ob­li­ga­tio, ‘pos­sit’ ver­bum quo­mo­do in­ter­pre­ta­ris, utrum ae­re alie­no de­duc­to an ex­tan­te? Pro­cu­lus: cum do­tem quis ita pro­mi­sit: ‘cum po­tue­ro, do­ti ti­bi erunt cen­tum’, ex­is­ti­mo ad id quod ac­tum est in­ter­pre­ta­tio­nem red­igen­dam es­se: nam qui amb­igue lo­qui­tur, id lo­qui­tur, quod ex his quae sig­ni­fi­can­tur sen­sit. pro­pius est ta­men, ut hoc eum sen­sis­se ex­is­ti­mem ‘de­duc­to ae­re alie­no pot­ero’. pot­est et­iam il­la ac­ci­pi sig­ni­fi­ca­tio ‘cum sal­va dig­ni­ta­te mea pot­ero’: quae in­ter­pre­ta­tio eo ma­gis ac­ci­pien­da est, si ita pro­mis­sum est ‘cum com­mo­dum erit’, hoc est ‘cum si­ne in­com­mo­do meo pot­ero’.

Übersetzung nicht erfasst.

Ex libro VI

Dig. 18,1,68Pro­cu­lus li­bro sex­to epis­tu­la­rum. Si, cum fun­dum ven­de­res, in le­ge di­xis­ses, quod mer­ce­dis no­mi­ne a con­duc­to­re ex­egis­ses, id emp­to­ri ac­ces­su­rum es­se, ex­is­ti­mo te in ex­igen­do non so­lum bo­nam fi­dem, sed et­iam di­li­gen­tiam prae­sta­re de­be­re, id est non so­lum ut a te do­lus ma­lus ab­sit, sed et­iam ut cul­pa. 1Fe­re ali­qui so­lent haec ver­ba ad­ice­re: ‘do­lus ma­lus a ven­di­to­re ab­erit’, qui et­iam si ad­iec­tum non est, ab­es­se de­bet. 2Nec vi­de­tur ab­es­se, si per eum fac­tum est aut fiet, quo mi­nus fun­dum emp­tor pos­si­deat. erit er­go ex emp­to ac­tio, non ut ven­di­tor va­cuam pos­ses­sio­nem tra­dat, cum mul­tis mo­dis ac­ci­de­re pot­erit, ne tra­de­re pos­sit, sed ut, si quid do­lo ma­lo fe­cit aut fa­cit, do­lus ma­lus eius aes­ti­ma­re­tur.

Procul. lib. VI. Epistol. Wenn du bei dem Verkaufe eines Guts in dem Contract bestimmt hast, dass dasjenige, was du von dem Pachter als Pachtgeld einnehmen würdest, dem Käufer zufallen solle, so glaube ich, dass du beim Einfordern nicht nur mit Rechtlichkeit zu Werke gehen, sondern auch Aufmerksamkeit darauf verwenden, d. h. nicht blos für Arglist, sondern auch für Verschuldung haften musst. 1Manche pflegen diese Worte beizusetzen: der Verkäufer solle sich keine Arglist zu Schulden kommen lassen; wenn es aber auch an diesem Beisatze fehlt, so darf er sich dennoch der Arglist nicht schuldig machen. 2Arglist scheint ihm aber dann nicht fremd zu sein, wenn es an ihm gelegen hat oder liegt, dass der Käufer nicht zum Besitze des Guts gelange. Es findet demnach gegen ihn die Klage aus dem Kaufe Statt, und zwar nicht zu dem Endzweck, dass der Verkäufer den ausschliesslichen Besitz übergebe, da ihm solches durch mannigfache Veranlassungen unmöglich werden kann, sondern auf Schätzung der Arglist, der er etwas gethan hat oder thut.

Dig. 31,47Idem li­bro sex­to epis­tu­la­rum. Sem­pro­nius Pro­cu­lus ne­po­ti suo sa­lu­tem. Bi­nae ta­bu­lae tes­ta­men­ti eo­dem tem­po­re ex­em­pla­rii cau­sa scrip­tae (ut vol­go fie­ri so­let) eius­dem pa­tris fa­mi­lias pro­fe­run­tur: in al­te­ris cen­tum, in al­te­ris quin­qua­gin­ta au­rei le­ga­ti sunt Ti­tio: quae­ris, utrum cen­tum11Die Großausgabe lässt cen­tum aus. et quin­qua­gin­ta au­reos an cen­tum dum­ta­xat ha­bi­tu­rus sit. Pro­cu­lus re­spon­dit: in hoc ca­su ma­gis he­redi par­cen­dum est id­eo­que utrum­que le­ga­tum nul­lo mo­do de­be­tur, sed tan­tum­mo­do quin­qua­gin­ta au­rei.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,16,126Idem li­bro sex­to epis­tu­la­rum. Si, cum fun­dum ti­bi da­rem, le­gem ita di­xi ‘uti op­ti­mus ma­xi­mus­que es­set’ et ad­ie­ci ‘ius fun­di de­te­rius fac­tum non es­se per do­mi­num, prae­sta­bi­tur’, am­plius eo prae­sta­bi­tur ni­hil, et­iam­si prior pars, qua scrip­tum est ‘ut op­ti­mus ma­xi­mus­que sit’ li­be­rum es­se sig­ni­fi­cat eo­que, si pos­te­rior pars ad­iec­ta non es­set, li­be­rum prae­sta­re de­be­rem. ta­men in­fe­rio­re par­te sa­tis me li­be­ra­tum pu­to, quod ad iu­ra at­ti­net, ne quid aliud prae­sta­re de­beam, quam ius fun­di per do­mi­num de­te­rius fac­tum non es­se.

Übersetzung nicht erfasst.

Ex libro VII

Dig. 12,6,53Pro­cu­lus li­bro sep­ti­mo epis­tu­la­rum. Do­mi­nus tes­ta­men­to ser­vo suo li­ber­ta­tem de­dit, si de­cem det: ser­vo igno­ran­te id tes­ta­men­tum non va­le­re da­ta sunt mi­hi de­cem: quae­ri­tur, quis re­pe­te­re pot­est. Pro­cu­lus re­spon­dit: si ip­se ser­vus pe­cu­lia­res num­mos de­dit, cum ei a do­mi­no id per­mis­sum non es­set, ma­nent num­mi do­mi­ni eos­que non per con­dic­tio­nem, sed in rem ac­tio­ne pe­te­re de­bet. si au­tem alius ro­ga­tu ser­vi suos num­mos de­dit, fac­ti sunt mei eos­que do­mi­nus ser­vi, cu­ius no­mi­ne da­ti sunt, per con­dic­tio­nem pe­te­re pot­est: sed tam be­ni­gnius quam uti­lius est rec­ta via ip­sum qui num­mos de­dit suum re­ci­pe­re.

Ad Dig. 12,6,53ROHGE, Bd. 22 (1878), Nr. 66, S. 299: Cond. possessionis gegen den aus Irrthum Besitzenden. Besitz ein Vermögensobject.Procul. lib. VII. Epistolar. Ein Herr hat im Testament seinem Sclaven die Freiheit gegeben, wenn er Zehn geben sollte; da der Sclav nicht wusste, dass das Testament nicht gelte, sind mir Zehn gegeben worden; man fragt, wer kann zurückfordern? Proculus hat zum Bescheid gegeben: wenn der Sclav selbst Sondergutsgelder gegeben hat, da ihm dies von [seinem] Herrn nicht erlaubt war, so bleiben die Gelder dem Herrn, und er muss sie nicht durch die Condiction, sondern mit einer dinglichen Klage fordern. Wenn aber ein Anderer auf Bitten des Sclaven seine Gelder gegeben hat, so sind sie mein geworden, und der Herr des Sclaven, in dessen Namen sie gegeben worden sind, kann sie durch die Condiction fordern. Aber es ist sowohl billiger, als nützlicher, dass geraden Wegs der selbst, welcher die Gelder gegeben hat, das Seinige zurückbekomme.

Dig. 23,3,67Pro­cu­lus li­bro sep­ti­mo epis­tu­la­rum. Pro­cu­lus Ne­po­ti suo sa­lu­tem. An­cil­la quae nup­sit do­tis­que no­mi­ne pe­cu­niam vi­ro tra­di­dit, si­ve sciat se an­cil­lam es­se si­ve igno­ret, non pot­erit eam pe­cu­niam vi­ri fa­ce­re ea­que ni­hi­lo mi­nus man­sit eius cu­ius fue­rat an­te­quam eo no­mi­ne vi­ro tra­de­re­tur, ni­si for­te usu­cap­ta est. nec post­ea quam apud eun­dem vi­rum li­be­ra fac­ta est, eius pe­cu­niae cau­sam mu­ta­re po­tuit. ita­que nec fac­to qui­dem di­vor­tio aut do­tis iu­re aut per con­dic­tio­nem re­pe­te­re rec­te pot­est, sed is cu­ius pe­cu­nia est rec­te vin­di­cat eam. quod si vir eam pe­cu­niam pro suo pos­si­den­do usu­ce­pit, sci­li­cet quia ex­is­ti­ma­vit mu­lie­rem li­be­ram es­se, pro­pius est, ut ex­is­ti­mem eum lu­cri­fe­cis­se, uti­que si, an­te­quam ma­tri­mo­nium es­se in­ci­pe­ret, usu­ce­pit. et in ea­dem opi­nio­ne sum, si quid ex ea pe­cu­nia pa­ra­vit, an­te­quam ea dos fie­ret, ita, ut nec pos­si­deat eam nec do­lo fe­ce­rit, quo mi­nus eam pos­si­de­ret.

Ad Dig. 23,3,67Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 422, Note 4.Procul. lib. VII. Epist. Proculus an seinen Enkel. Eine Sclavin, welche geheirathet und ihrem Manne als Heirathsgut Geld übergeben hat, wird, mag sie wissen, dass sie eine Sclavin sei, oder mag sie es nicht wissen, jenes Geld nicht zum Eigenthum des Mannes machen; und es ist dasselbe nichts desto weniger Eigenthum desjenigen geblieben, welchem es gehört hatte, ehe es aus jenem Grund dem Manne übergeben wurde, wenn es nicht etwa ersessen worden ist, auch hat sie, nachdem sie bei demselben Manne frei geworden ist, das Verhältniss jenes Geldes nicht verändern können; daher kann sie es auch, wenn eine Scheidung Statt gefunden hat, weder kraft des Rechts am Heirathsgut, noch durch die Condiction zurückfordern, sondern der, dem das Geld gehört, vindicirt dasselbe mit Recht. Wenn aber der Mann jenes Geld dadurch, dass er es als das seinige besass, ersessen hat, nämlich weil er geglaubt hat, dass die Frau frei sei, so möchte ich mehr glauben, dass er es als Gewinn für sich erworben habe, jeden Falls, wenn er es ersessen hat, ehe [die Verbindung] angefangen hat, eine [wahre] Ehe zu sein; und ich bin derselben Meinung, wenn er Etwas mit jenem Gelde angeschafft hat, ehe es [ein wahres] Heirathsgut wurde, so dass er es weder besitzt, noch durch böse Absicht bewirkt hat, dass er es nicht besitze.

Dig. 46,3,84Pro­cu­lus li­bro sep­ti­mo epis­tu­la­rum. Egis­ti de pe­cu­lio ser­vi no­mi­ne cum do­mi­no: non es­se li­be­ra­tos fi­de­ius­so­res eius re­spon­dit. at si idem ser­vus ex pe­cu­lio suo per­mis­sa ad­mi­nis­tra­tio­ne pe­cu­lii num­mos sol­vis­set, li­be­ra­tos es­se fi­de­ius­so­res eius rec­te le­gis­ti.

Procul. lib. VII. Epistol Du hast [mit der Klage] wegen des Sonderguts wegen eines Sclaven gegen den Herrn desselben geklagt. [Proculus] hat das Gutachten ertheilt, dass die Bürgen desselben nicht befreit worden seien44Weil egen Dessen, was der Kläger auf die act. de peculio nicht erlangt hat, immer noch eine naturalis obligatio bleibt. S. Schulting u. Smallenburg l. 1. p. 116.. Aber es ist richtig, was du gelesen hast, dass [nemlich] dann, wenn derselbe Sclave aus seinem Sondergut, da ihm die Verwaltung desselben gestattet war, die [schuldigen] Gelder gezahlt hätte, die Bürgen befreit seien.

Ex libro VIII

Dig. 1,7,44Pro­cu­lus li­bro oc­ta­vo epis­tu­la­rum. Si is, qui ne­po­tem ex fi­lio ha­bet, in ne­po­tis lo­co ali­quem ad­op­ta­vit, non pu­to mor­tuo avo iu­ra con­san­gui­ni­ta­tis in­ter ne­po­tes fu­tu­ra es­se. sed si sic ad­op­ta­vit, ut et­iam iu­re le­gis ne­pos suus es­set, qua­si ex Lu­cio pu­ta fi­lio suo et ex ma­tre fa­mi­lias eius na­tus es­set, con­tra pu­to.

Procul. lib. VIII. Epistol. Wenn Jemand, der einen Enkel vom Sohn hat, einen andern an Enkels Statt angenommen hat, so glaube ich nicht, dass nach des Grossvaters Tode zwischen den Enkeln Blutsverwandschafts-Recht eintreten; wenn er ihn aber auf die Art angenommen hat, dass er auch Kraft des Gesetzes Enkel sein soll, [also] wie wenn er gleichsam von seinem Sohn Lucius und dessen Familienmutter erzeugt worden wäre, so findet, meiner Ansicht nach, das Gegenteil Statt.

Dig. 31,48Idem li­bro oc­ta­vo epis­tu­la­rum. Li­cin­nius Lu­cus­ta Pro­cu­lo suo sa­lu­tem. Cum fa­ciat con­di­cio­nem in rele­gan­da do­te, ut, si mal­let uxor man­ci­pia quae in do­tem de­de­rit quam pe­cu­niam nu­me­ra­tam, re­ci­pe­re, si ea man­ci­pia uxor ma­lit, num­quid et­iam ea man­ci­pia, quae post­ea ex his man­ci­piis na­ta sunt, uxo­ri de­bean­tur, quae­ro. Pro­cu­lus Lu­cus­tae suo sa­lu­tem. Si uxor mal­let man­ci­pia quam do­tem ac­ci­pe­re, ip­sa man­ci­pia, quae aes­ti­ma­ta in do­tem de­dit, non et­iam par­tus man­ci­pio­rum ei de­be­bun­tur. 1Bo­no­rum pos­ses­sio­ne demen­tis cu­ra­to­ri da­ta le­ga­ta a cu­ra­to­re, qui fu­rio­sum de­fen­dit, pe­ti pot­erunt: sed qui pe­tent, ca­ve­re de­be­bunt, si he­redi­tas evic­ta fue­rit, quod le­ga­to­rum no­mi­ne da­tum sit red­di­tu iri.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 41,1,56Idem li­bro oc­ta­vo epis­tu­la­rum. In­su­la est ena­ta in flu­mi­ne con­tra fron­tem agri mei, ita ut ni­hil ex­ce­de­ret lon­gi­tu­do re­gio­nem prae­dii mei: post­ea auc­ta est pau­la­tim et pro­ces­sit con­tra fron­tes et su­pe­rio­ris vi­ci­ni et in­fe­rio­ris: quae­ro, quod ad­cre­vit utrum meum sit, quon­iam meo ad­iunc­tum est, an eius iu­ris sit, cu­ius es­set, si in­itio ea na­ta eius lon­gi­tu­di­nis fuis­set. Pro­cu­lus re­spon­dit: flu­men is­tud, in quo in­su­lam con­tra fron­tem agri tui ena­tam es­se scrip­sis­ti ita, ut non ex­ce­de­ret lon­gi­tu­di­nem agri tui, si al­lu­vio­nis ius ha­bet et in­su­la in­itio pro­pior fun­do tuo fuit quam eius, qui trans flu­men ha­be­bat, to­ta tua fac­ta est, et quod post­ea ei in­su­lae al­lu­vio­ne ac­ces­sit, id tuum est, et­iam­si ita ac­ces­sit, ut pro­ce­de­ret in­su­la con­tra fron­tes vi­ci­no­rum su­pe­rio­ris at­que in­fe­rio­ris, vel et­iam ut pro­pior es­set fun­do eius, qui trans flu­men ha­bet. 1Item quae­ro, si, cum pro­pior ri­pae meae ena­ta est in­su­la et post­ea to­tum flu­men flue­re in­ter me et in­su­lam coe­pit re­lic­to suo al­veo, quo ma­ior am­nis flue­rat, num­quid du­bi­tes, quin et­iam in­su­la mea ma­neat et ni­hi­lo mi­nus eius so­li, quod flu­men re­li­quit, pars fiat mea? ro­go, quid sen­tias scri­bas mi­hi. Pro­cu­lus re­spon­dit: si, cum pro­pior fun­do tuo in­itio fuis­set in­su­la, flu­men re­lic­to al­veo ma­io­re, qui in­ter eam in­su­lam fue­rat et eum fun­dum vi­ci­ni, qui trans flu­men erat, flue­re coe­pit in­ter eam in­su­lam et fun­dum tuum, ni­hi­lo mi­nus in­su­la tua ma­net. set al­veus, qui fuit in­ter eam in­su­lam et fun­dum vi­ci­ni, me­dius di­vi­di de­bet, ita ut pars pro­pior in­su­lae tuae tua, pars au­tem pro­pior agro vi­ci­ni eius es­se in­tel­le­ga­tur. in­tel­le­go, ut et cum ex al­te­ra par­te in­su­lae al­veus flu­mi­nis exa­rue­rit, de­sis­se in­su­lam es­se, sed quo fa­ci­lius res in­tel­le­ge­re­tur, agrum, qui in­su­la fue­rat, in­su­lam ap­pel­lant.

Procul. lib. VIII. Epist. In einem Flusse entstand gegen meinen Acker über eine Insel, sodass die Länge über die Gegend meines Grundstücks nicht hinausreichte; nach und nach ward sie immer grösser und verlängerte sich auch gegen die Seiten des oberhalb und des unterhalb gelegenen benachbarten Grundstücks. Ich frage, ob Dasjenige, was angewachsen, mein ist, weil es an das Meine angesetzt worden, oder nach dem Rechte zu beurtheilen sei, wie es der Fall sein müsste, wenn die [Insel] von Anfang an in derselben Länge entstanden wäre? — Proculus antwortete: wenn der Fluss, worin du angegeben, dass die Insel gegen deinen Acker über entstanden sei, sodass sie [Anfangs] die Länge deines Ackers nicht überstieg, das Recht der Anschwemmung zulässt, und die Insel zu Anfang deinem Landgute näher war, als dem Dessen, der das am gegenseitigen Ufer belegene besass, so ist sie ganz dein geworden; aber es gehört dir auch Dasjenige, um was nachher die Insel sich durch Anschwemmung vergrössert hat, wenn dies auch in der Art geschehen ist, dass sie sich gegen die Seiten der Nachbarn ober- und unterhalb hin ausgedehnt, oder sich Dessen Landgute genähert hat, der ein solches jenseits des Flusses besitzt. 1Ich frage ferner, ob, wenn die Insel meinem Ufer näher entstanden ist und nachher der ganze Fluss zwischen meinem Acker und der Insel seinen Lauf nimmt, und sein Bett verlässt, worin der Hauptarm bisher geströmt, du bezweifelst, dass die Insel mein bleibe, und nichtsdestoweniger von demjenigen Boden, den der Fluss verlässt, die Hälfte mein wird? — Ich ersuche dich, deine Ansicht hierüber mir schriftlich zukommen zu lassen. Proculus antwortete: wenn der Fluss, nachdem die Insel Anfangs deinem Landgute näher gewesen, den Hauptarm, der zwischen der Insel und dem Landgute des Nachbars jenseit des Flusses geflossen, verlassen, und zwischen dieser Insel und deinem Landgute hindurch seinen Lauf genommen hat, so bleibt die Insel nichtsdestoweniger dein; aber das Bett des Hauptarmes, der zwischen der Insel und des Nachbars Landgute floss, muss dergestalt getheilt werden, dass die der Insel nähere Hälfte als dein, und die dem Acker des Nachbars nähere als sein betrachtet wird; es versteht sich, dass, wenn das Strombett auf der andern Seite der Insel ausgetrocknet ist, die Insel aufhört, eine solche zu sein, allein zum leichtern Verständniss benennt man den Acker, der früher Insel war, noch Insel.

Dig. 49,15,7Pro­cu­lus li­bro oc­ta­vo epis­tu­la­rum. Non du­bi­to, quin foe­de­ra­ti et li­be­ri no­bis ex­ter­ni sint, nec in­ter nos at­que eos post­li­mi­nium es­se: et­enim quid in­ter nos at­que eos post­li­mi­nio opus est, cum et il­li apud nos et li­ber­ta­tem suam et do­mi­nium re­rum sua­rum ae­que at­que apud se re­ti­neant et ea­dem no­bis apud eos con­tin­gant? 1Li­ber au­tem po­pu­lus est is, qui nul­lius al­te­rius po­pu­li po­tes­ta­ti est sub­iec­tus: si­ve is foe­de­ra­tus est item, si­ve ae­quo foe­de­re in ami­ci­tiam venit si­ve foe­de­re com­pre­hen­sum est, ut is po­pu­lus al­te­rius po­pu­li ma­ies­ta­tem comiter con­ser­va­ret. hoc enim ad­ici­tur, ut in­tel­le­ga­tur al­te­rum po­pu­lum su­pe­rio­rem es­se, non ut in­tel­le­ga­tur al­te­rum non es­se li­be­rum: et quem­ad­mo­dum clien­tes nos­tros in­tel­le­gi­mus li­be­ros es­se, et­iam­si ne­que auc­to­ri­ta­te ne­que dig­ni­ta­te ne­que vi­ri bo­ni no­bis prae­sunt, sic eos, qui ma­ies­ta­tem nos­tram comiter con­ser­va­re de­bent, li­be­ros es­se in­tel­le­gen­dum est. 2At fiunt apud nos rei ex ci­vi­ta­ti­bus foe­de­ra­tis et in eos dam­na­tos anim­ad­ver­ti­mus.

Übersetzung nicht erfasst.

Ex libro XI

Dig. 18,1,69Idem li­bro un­de­ci­mo epis­tu­la­rum. Ruti­lia Pol­la emit la­cum sa­ba­te­nem an­gu­la­rium et cir­ca eum la­cum pe­des de­cem: quae­ro, num­quid et de­cem pe­des, qui tunc ac­ces­se­runt, sub aqua sint, quia la­cus cre­vit, an pro­xi­mi pe­des de­cem ab aqua Ruti­liae pol­lae iu­ris sint. Pro­cu­lus re­spon­dit: ego ex­is­ti­mo ea­te­nus la­cum, quem emit Ruti­lia pol­la, venis­se qua­te­nus tunc fuit, et cir­ca eum de­cem pe­des qui tunc fue­runt, nec ob eam rem, quod la­cus post­ea cre­vit, la­tius eum pos­si­de­re de­bet quam emit.

Idem lib. XI. Epistol. Rutilia Polla kaufte den an einer Ecke liegenden Sabatenischen See und zehn Fuss Landes um denselben herum. Ich frage nun, ob, wenn die zehn Fuss, welche damals zum See gehörten, unter Wasser stehen, weil der See gewachsen ist, die nächsten zehn Fuss Landes, vom Wasser an, Eigenthum der Rutilia Polla sind? Proculus antwortete: ich glaube, dass der See, welchen Rutilia Polla erkauft hat, nur in jenem Umfange verkauft worden ist, den er damals gehabt, und mit ihm lediglich jene zehn Fuss, die damals um denselben herumlagen; wenn nun der See angewachsen ist, so kann sie ihn darum in keinem grössern Umfange besitzen, als worin derselbe erkauft worden.

Dig. 19,5,12Pro­cu­lus li­bro un­de­ci­mo epis­tu­la­rum. Si vir uxo­ri suae fun­dos ven­di­dit et in ven­di­tio­ne com­pre­hen­sum est con­ve­nis­se in­ter eos, si ea nup­ta ei es­se de­sis­set, ut eos fun­dos si ip­se vel­let, eo­dem pre­tio mu­lier tran­scri­be­ret vi­ro: in fac­tum ex­is­ti­mo iu­di­cium es­se red­den­dum id­que et in aliis per­so­nis ob­ser­van­dum.

Procul. lib. XI. Epistol. Wenn der Ehemann seiner Frau Landgüter verkauft hat, und beim Verkauf ausgemacht worden ist, dass, wenn die Ehe zwischen ihnen aufgehört habe, die Frau jene Landgüter dem Mann, wenn dieser wollte, um denselben Preis zurückgeben solle, so ist meiner Ansicht nach eine Klage auf das Geschehene zu ertheilen; dies gilt auch von andern Personen.

Dig. 23,4,17Pro­cu­lus li­bro un­de­ci­mo epis­tu­la­rum. Ati­li­ci­nus Pro­cu­lo suo sa­lu­tem. Cum in­ter vi­rum et uxo­rem pac­tum con­ven­tum an­te nup­tias fac­tum sit, ut qui­bus die­bus dos da­ta es­set, is­dem di­vor­tio fac­to red­de­re­tur, post quin­quen­nium quam nup­tiae fac­tae sunt uxor vi­ro do­tem de­dit: di­vor­tio fac­to quae­ro, utrum quin­quen­nii die vir uxo­ri do­tem red­de­ret an sta­tu­to le­gi­bus tem­po­re. Pro­cu­lus re­spon­dit: quod ad diem red­den­dae do­tis at­ti­net, pac­to ex­is­ti­mo me­lio­rem con­di­cio­nem mu­lie­ris fie­ri pos­se, de­te­rio­rem non pos­se: ita­que si cau­tum est, ut pro­pio­re tem­po­re, quam le­gi­bus con­sti­tu­tum est, red­da­tur, sta­ri eo de­be­re, si ut lon­gio­re, nec va­le­re id pac­tum con­ven­tum. cu­ius sen­ten­tiae con­ve­niens est di­ce­re, si pac­to con­ven­to cau­tum est, ut quan­to se­rius quae­que et post nup­tias da­ta fue­rit, tan­to post di­vor­tium red­da­tur, si pro­pio­re, quam in red­den­da do­te con­sti­tu­tum est, da­ta sit, va­le­re pac­tum con­ven­tum, si lon­gio­re, non va­le­re.

Procul. lib. XI. Epist. Atilicinus an den Proculus. Als zwischen einem Mann und seiner Ehefrau vor der Ehe das Pactum geschlossen worden war, dass das Heirathsgut in denselben Terminen, in welchen es gegeben worden wäre, nach eingetretener Scheidung zurückgegeben werden sollte, so hat die Ehefrau fünf Jahre nach Eingehung der Ehe dem Manne das Heirathsgut gegeben; ich frage, ob nach eingetretener Scheidung der Mann der Ehefrau in einem Termin von fünf Jahren, oder in der durch die Gesetze festgesetzten Zeit das Heirathsgut zurückgeben müsse? Proculus hat geantwortet: was den Termin der Rückgabe des Heirathsguts anlangt, so glaube ich, dass [in Bezug auf denselben] die Lage der Frau verbessert werden dürfe, aber nicht verschlimmert werden dürfe; dass man daher, wenn ausgemacht worden ist, dass es in früherer Zeit, als durch die Gesetze festgesetzt worden ist, zurückgegeben werden solle, dabei stehen bleiben müsse, dass aber, wenn [ausgemacht worden ist], dass es in späterer Zeit zurückgegeben werden solle, dieses Pactum nicht gelte. Und dieser Meinung ist es angemessen, dass man sagt, dass, wenn durch ein Pactum ausgemacht worden ist, dass das Heirathsgut ebenso spät, wie es nach [Eingehung] der Ehe gegeben worden sei, nach der Scheidung zurückgegeben werden solle, das Pactum [dann] gelte, wenn [das Heirathsgut] in früherer [Zeit], als es in Bezug auf die Rückgabe des Heirathsguts [gesetzlich] festgesetzt worden ist, gegeben worden ist, dass es aber nicht gelte, wenn [das Heirathsgut] in späterer [Zeit gegeben worden ist].