Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Iav.post. Lab. VI
Ex posterioribus Labeonis lib.Iavoleni Ex posterioribus Labeonis libri

Ex posterioribus Labeonis libri

Ex libro VI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 9,2,57Ia­vo­le­nus li­bro sex­to ex pos­te­rio­ri­bus La­beo­nis. Equum ti­bi com­mo­da­vi: in eo tu cum equi­ta­res et una com­plu­res equi­ta­rent, unus ex his ir­ruit in equum te­que de­ie­cit et eo ca­su cru­ra equi frac­ta sunt. La­beo ne­gat te­cum ul­lam ac­tio­nem es­se, sed si equi­tis cul­pa fac­tum es­set, cum equi­te: sa­ne non cum equi do­mi­no agi pos­se. ve­rum pu­to.

Javolen. lib. VI. ex Poster. Labeon. Ich habe dir ein Pferd geliehen; während du auf diesem reitest, und Mehrere zugleich mitreiten, stürzt einer von diesen auf jenes Pferd los, wirft dich herunter, und es werden dadurch dem Pferde die Beine zerbrochen; hier, sagt Labeo, findet gegen dich keine Klage Statt; ist es aber durch Schuld des [andern] Reiters geschehen, so kann, nach meiner Ansicht, allerdings gegen diesen, nicht aber wider den Eigenthümer des Pferdes [, worauf der Andere ritt,] Klage erhoben werden.

Dig. 23,3,80Ia­vo­le­nus li­bro sex­to ex pos­te­rio­ri­bus La­beo­nis. Si de­bi­tor mu­lie­ris do­tem spon­so pro­mi­se­rit, pos­se mu­lie­rem an­te nup­tias a de­bi­to­re eam pe­cu­niam pe­te­re ne­que eo no­mi­ne post­ea de­bi­to­rem vi­ro ob­li­ga­tum fu­tu­rum ait La­beo. fal­sum est, quia ea pro­mis­sio in pen­den­ti es­set, do­nec ob­li­ga­tio in ea cau­sa est.

Javolen. lib. VI. ex Posterior. Labeon. Labeo sagt, dass, wenn der Schuldner einer Frau [ihrem] Verlobten ein Heirathsgut versprochen habe, die Frau vor der Ehe von dem Schuldner jenes Geld fordern könne, und dass nachher deswegen der Schuldner dem Manne nicht verbindlich sein werde; dies ist falsch, weil jenes Versprechen so lange unentschieden ist, als die Verbindlichkeit in dieser Lage ist11D. h. so lange die Ehe noch gehofft wird. Basil. XXIX. 1. 76. T. IV. p. 530. u. Schol. s. p. 638..

Dig. 23,3,83Ia­vo­le­nus li­bro sex­to pos­te­rio­rum La­beo­nis. Si de­bi­tor mu­lie­ris do­tem spon­so pro­mi­se­rit, non pos­se mu­lie­rem an­te nup­tias a de­bi­to­re eam pe­cu­niam pe­te­re, quia ea pro­mis­sio in pen­den­ti es­set, do­nec ob­li­ga­tio in ea cau­sa est.

Javolen. lib. VI. Poster. Labeon. [Ich behaupte22Javolenus trägt hier seine Berichtigung der Meinung des Labeo in L. 80. h. t. besonders vor., dass,] wenn der Schuldner einer Frau [ihrem] Verlobten ein Heirathsgut versprochen habe, die Frau vor der Ehe jenes Geld vom Schuldner nicht fordern könne, weil jenes Versprechen so lange unentschieden ist, als die Verbindlichkeit in dieser Lage ist.

Dig. 23,4,32Ia­vo­le­nus li­bro sex­to ex pos­te­rio­ri­bus La­beo­nis. Uxor vi­ro fun­dum aes­ti­ma­tum cen­tum in do­tem de­de­rat, de­in­de cum vi­ro pac­tum con­ven­tum fe­ce­rat, ut di­vor­tio fac­to eo­dem pre­tio uxo­ri vir fun­dum re­sti­tue­ret: post­ea vo­len­te uxo­re vir eum fun­dum du­cen­to­rum ven­di­de­rat, et di­vor­tium erat fac­tum. La­beo pu­tat vi­ro po­tes­ta­tem fie­ri de­be­re, utrum ve­lit du­cen­ta vel fun­dum red­de­re, ne­que ei pac­tum con­ven­tum re­mit­ti opor­te­re. id­cir­co pu­to hoc La­beo­nem re­spon­dis­se, quon­iam vo­lun­ta­te mu­lie­ris fun­dus ven­iit: alio­quin om­ni­mo­do fun­dus erat re­sti­tuen­dus. 1Si pa­ter fi­liae no­mi­ne cer­tam pe­cu­niam in do­tem pro­mi­se­rat et pac­tus est, ne in­vi­tus eam sol­ve­ret: ni­hil ab eo ex­igen­dum pu­to, quia id, quod pac­to con­ven­to ne in­vi­tus ex­ige­re­tur con­ve­ne­rit, in do­tis cau­sam es­se non vi­de­re­tur.

Javolen. lib. VI. ex Posteriorib. Labeon. Eine Ehefrau hatte ihrem Mann ein zu Hundert geschätztes Grundstück zum Heirathsgut gegeben, sodann hatte sie mit dem Manne das Pactum abgeschlossen, dass wenn eine Scheidung Statt gefunden hätte, der Mann das Grundstück um denselben Preis zurückerstatten sollte33Aestimatio taxationis causa, s. die Bem. zu L. 10. §. 6. im vorhergeh. Tit. u. L. 18. eod.; nachher hatte der Mann mit dem Willen der Ehefrau jenes Grundstück für Zweihundert verkauft und es hatte eine Scheidung Statt gefunden; Labeo glaubt, dass dem Manne die Erlaubniss gegeben werden müsse, ob er die Zweihundert oder das Grundstück zurückgeben wolle, und dass ihm das abgeschlossene Pactum nicht erlassen werden dürfe. Ich glaube, dass Labeo dies deshalb zum Bescheid gegeben habe, weil das Grundstück mit dem Willen der Frau verkauft worden ist, sonst wäre auf jeden Fall das Grundstück zurückzuerstatten gewesen. 1Wenn ein Vater für seine Tochter eine bestimmte Geldsumme zum Heirathsgut versprochen hatte, und paciscirt hat, dass er es nicht wider Willen zu zahlen brauche, so glaube ich, dass nichts von ihm zu fordern ist, weil das, was nach dem abgeschlossenen Vertrag nicht wider seinen Willen gefordert werden solle, nicht in dem Rechtsverhältniss eines Heirathsguts zu sein scheint.

Dig. 23,5,18Ia­vo­le­nus li­bro sex­to ex pos­te­rio­ri­bus La­beo­nis. Vir in fun­do do­ta­li la­pi­di­ci­nas mar­mo­reas ape­rue­rat: di­vor­tio fac­to quae­ri­tur, mar­mor quod cae­sum ne­que ex­por­ta­tum es­set cu­ius es­set et im­pen­sam in la­pi­di­ci­nas fac­tam mu­lier an vir prae­sta­re de­be­ret. La­beo mar­mor vi­ri es­se ait: ce­te­rum vi­ro ne­gat quid­quam prae­stan­dum es­se a mu­lie­re, quia nec ne­ces­sa­ria ea im­pen­sa es­set et fun­dus de­te­rior es­set fac­tus. ego non tan­tum ne­ces­sa­rias, sed et­iam uti­les im­pen­sas prae­stan­das a mu­lie­re ex­is­ti­mo nec pu­to fun­dum de­te­rio­rem es­se, si ta­les sunt la­pi­di­ci­nae, in qui­bus la­pis cres­ce­re pos­sit. 1Si per mu­lie­rem mo­ra fie­ret, quo mi­nus aes­ti­ma­tio­nem par­tis fun­di vi­ro sol­ve­ret et fun­dum re­ci­pe­ret, cum hoc pac­tum erat: fruc­tus in­ter­im per­cep­tos ad vi­rum per­ti­ne­re ait La­beo. pu­to po­tius pro por­tio­ne fruc­tus vi­rum ha­bi­tu­rum, re­li­quos mu­lie­ri re­sti­tu­tu­rum: quo iu­re uti­mur.

Javolen. lib. VI. ex Posterior. Lab. Der Mann hatte auf dem zum Heirathsgut gehörigen Grundstück Marmorbrüche eröffnet; es fragt sich, wem nach erfolgter Scheidung der Marmor, welcher gebrochen, aber nicht fortgeschafft worden wäre, gehöre, und ob die auf den Steinbruch verwendeten Kosten die Frau, oder der Mann leisten müsse? Labeo sagt, der Marmor gehöre dem Manne; im Uebrigen behauptet er, dass dem Manne von der Frau Nichts zu leisten sei, weil sowohl jene Kosten nicht nothwendig wären, als auch das Grundstück [durch den Marmorbruch] schlechter geworden wäre. Ich bin der Meinung, dass wenn es ein solcher Steinbruch ist, in welchem der Stein nachwachsen kann44S. die Bem. zu L. 32. D. de j. dot. 23. 3. und L. 7. §. 13. sol. matr. 24. 3. Labeo spricht von einem Steinbruch, in welchem der Stein nicht nachwächst, Javolenus von einem solchen, in welchem der Stein nachwächst., nicht nur die nothwendigen, sondern auch die nützlichen Kosten von der Frau zu leisten seien; auch glaube ich nicht, dass [dann] das Grundstück schlechter sei. 1Labeo sagt, dass, wenn die Frau sich darin einen Verzug zu Schulden kommen liess, dass sie dem Mann nicht den durch Schätzung bestimmten Werth eines Theiles des [zum Heirathsgut gegebenen] Grundstücks zahlte, und das Grundstück zurücknahm, indem man dies paciscirt hatte, die unterdessen gezogenen Früchte dem Mann gehörten. Ich glaube vielmehr, dass der Mann die Früchte nach Verhältniss seines Theiles behalten, die übrigen der Frau ausantworten müsse; und dies Recht befolgen wir.

Dig. 24,1,64Ia­vo­le­nus li­bro sex­to ex pos­te­rio­ri­bus La­beo­nis. Vir mu­lie­ri di­vor­tio fac­to quae­dam id­cir­co de­de­rat, ut ad se re­ver­te­re­tur: mu­lier re­ver­sa erat, de­in­de di­vor­tium fe­ce­rat. La­beo: Tre­ba­tius in­ter Te­ren­tiam et Mae­ce­na­tem re­spon­dit si ve­rum di­vor­tium fuis­set, ra­tam es­se do­na­tio­nem, si si­mu­la­tum, con­tra. sed ve­rum est, quod Pro­cu­lus et Cae­ci­lius pu­tant, tunc ve­rum es­se di­vor­tium et va­le­re do­na­tio­nem di­vor­tii cau­sa fac­tam, si aliae nup­tiae in­se­cu­tae sunt aut tam lon­go tem­po­re vi­dua fuis­set, ut du­bium non fo­ret al­te­rum es­se ma­tri­mo­nium: alias nec do­na­tio­nem ul­lius es­se mo­men­ti fu­tu­ram.

Javolen. lib. VI. ex Posterior Labeon. Ein Mann hatte einer Frau, nachdem eine Scheidung unter ihnen vorgefallen war, einige Sachen deshalb gegeben, damit sie zu ihm zurückkehren möchte; die Frau war zurückgekehrt, hatte sich [aber] sodann wiederum geschieden; Labeo [sagt]: Trebatius hat [in einem solchen Rechtsfalle] zwischen der Terentia und dem Decenas das Gutachten ertheilt, dass, wenn eine ernstliche Scheidung Statt gefunden hätte, die Schenkung gültig sei, wenn eine scheinbare, das Gegentheil [Statt finde]. Aber es ist wahr, was Proculus und Cäcilius glauben, dass dann eine ernstliche Scheidung Statt finde, und die um der Scheidung willen gemachte Schenkung gelte, wenn eine andere Ehe erfolgt ist, oder sie seit so langer Zeit ohne den Mann55Vidua; welches Wort hier in der weiteren Bedeutung gebraucht wird. S. L. 242. §. 3. D. de v. sign. 50. 16. gewesen wäre, dass es nicht zweifelhaft sein würde, dass eine neue Ehe Statt finde; sonst werde auch die Schenkung von keiner Gültigkeit sein.

Dig. 24,3,66Ia­vo­le­nus li­bro sex­to ex pos­te­rio­ri­bus La­beo­nis. In his re­bus, quas prae­ter nu­me­ra­tam pe­cu­niam do­ti vir ha­bet, do­lum ma­lum et cul­pam eum prae­sta­re opor­te­re Ser­vius ait. ea sen­ten­tia Pu­blii Mu­cii est: nam is in Li­cin­nia Grac­chi uxo­re sta­tuit, quod res do­ta­les in ea sed­itio­ne qua Grac­chus oc­ci­sus erat, per­is­sent, ait, quia Grac­chi cul­pa ea sed­itio fac­ta es­set, Li­cin­niae prae­sta­ri opor­te­re. 1Ser­vis uxo­ris vir num­mos in ves­tia­rium de­de­rat, quo pa­ra­to de­in­de in­tra an­num di­vor­tium in­ter­ces­se­rat. pla­cuit La­beo­ni Tre­ba­tio, qua­lia ves­ti­men­ta post di­vor­tium es­sent, ta­lia vi­ro red­di: idem iu­ris fu­tu­rum fuis­set, si ip­sa ves­ti­men­ta vir emis­set et ser­vis de­dis­set: quod si ves­ti­men­ta non red­de­ren­tur, tum vi­rum pre­tium in do­te com­pen­sa­tu­rum. 2Fi­lia fa­mi­lias di­vor­tio fac­to do­tem pa­tri red­di ius­se­rat: de­in­de par­te do­tis per­so­lu­ta pa­ter de­ces­se­rat. re­li­quam par­tem, si nec dele­ga­ta nec pro­mis­sa no­van­di ani­mo pa­tri fuis­set, mu­lie­ri sol­vi de­be­re La­beo Tre­ba­tius pu­tant, id­que ve­rum est. 3Man­ci­pia in do­tem aes­ti­ma­ta ac­ce­pis­ti: pac­tum con­ven­tum de­in­de fac­tum est, ut di­vor­tio fac­to tan­ti­dem aes­ti­ma­ta red­de­res nec de par­tu do­ta­lium an­cil­la­rum men­tio fac­ta est. ma­ne­bit, in­quit La­beo, par­tus tuus, quia is pro pe­ri­cu­lo man­ci­pio­rum pe­nes te es­se de­be­ret. 4Mu­lier, quae cen­tum do­tis apud vi­rum ha­be­bat, di­vor­tio fac­to du­cen­ta a vi­ro er­ran­te sti­pu­la­ta erat. La­beo pu­tat, quan­ta dos fuis­set, tan­tam de­be­ri, si­ve pru­dens mu­lier plus es­set sti­pu­la­ta si­ve im­pru­dens: La­beo­nis sen­ten­tiam pro­bo. 5Uxor di­vor­tio fac­to par­tem do­tis re­ce­pe­rat, par­tem apud vi­rum re­li­que­rat, de­in­de alii nup­se­rat et ite­rum vi­dua fac­ta ad prio­rem vi­rum red­ie­rat, cui cen­tum de­cem do­ti de­de­rat ne­que eius pe­cu­niae, quae re­li­qua ex prio­re do­te erat, men­tio­nem fe­ce­rat. di­vor­tio fac­to re­li­quum ex prio­re do­te iis­dem die­bus vi­rum red­di­tu­rum ait La­beo, qui­bus red­di­dis­set, si su­pe­rius di­vor­tium in­ter eos fac­tum non es­set, quon­iam prio­ris do­tis cau­sa in se­quen­tem do­tis ob­li­ga­tio­nem es­set trans­la­ta: et hoc ve­rum pu­to. 6Si vir so­ce­ro in­ius­su uxo­ris ma­nen­te ma­tri­mo­nio do­tem ac­cep­tam fe­cis­set, et­iam­si id prop­ter eges­ta­tem so­ce­ri fac­tum es­set, vi­ri ta­men pe­ri­cu­lum fu­tu­rum ait La­beo, et hoc ve­rum est. 7Si quis pro mu­lie­re do­tem vi­ro pro­mi­sit, de­in­de he­rede mu­lie­re re­lic­ta de­ces­se­rit, qua ex par­te mu­lier ei he­res es­set, pro ea par­te do­tis pe­ri­cu­lum, quod vi­ri fuis­set, ad mu­lie­rem per­ti­ne­re ait La­beo, quia nec me­lius ae­quius es­set, quod ex­ige­re vir ab uxo­re non po­tuis­set, ob id ex de­tri­men­to vi­ri mu­lie­rem lo­cu­ple­ta­ri: et hoc ve­rum pu­to.

Javolen. lib. VI. ex Posterior. Labeon. Servius sagt, dass der Mann in Betreff der Sachen, welche er ausser dem baaren Geld zum Heirathsgut hat, für böse Absicht und Verschulden stehen müsse; dies ist die Meinung des Publius Mucius, denn derselbe hat in Betreff der Licinia, der Ehefrau des Gracchus entschieden, dass, weil die zum Heirathsgut gehörigen Sachen in dem Aufruhr, in welchem Gracchus getödtet worden war, zu Grunde gegangen wären, [und] weil, [wie] er sagte, durch das Verschulden des Gracchus erregt wäre, [dieselben] der Licinia geleistet werden mussten. 1Ein Mann hatte den Sclaven der Ehefrau Gelder zur Kleidung gegeben, und nachdem [eine solche] angeschafft war, so hatte sodann nach einem Jahre eine Scheidung Statt gefunden; Labeo [und] Trebatius haben angenommen, dass dem Manne die Kleidungsstücke, sowie sie nach der Scheidung wären, zurückgegeben werden müssten. Dasselbe würde Rechtens gewesen sein, wenn der Mann die Kleidungsstücke selbst gekauft und den Sclaven gegeben hätte. Wenn aber die Kleidungsstücke nicht zurückgegeben würden, dann werde der Mann den Werth [derselben] gegen das Heirathsgut aufrechnen. 2Eine Haustochter hatte, nachdem eine Scheidung erfolgt war, [ihrem Manne] geheissen, dass das Heirathsgut ihrem Vater zurückgegeben werden solle, sodann war der Vater, nachdem ein Theil des Heirathsguts bezahlt worden war, verstorben; Labeo [und] Trebatius glauben, dass der übrige Theil, wenn er dem Vater weder überwiesen, noch in der Absicht, zu erneuern, versprochen gewesen wäre, der Frau gezahlt werden müsse; und das ist wahr. 3Du hast geschätzte66Taxationis causa. S. die Bem. zu L. 10. §. 6. D. de jure dot. 23. 3. u. vgl. L. 18. D. eod. Sclaven zum Heirathsgut erhalten, sodann ist ein Pactum geschlossen worden, dass du sie, wenn eine Scheidung Statt gefunden hätte, um den Preis, zu welchem sie geschätzt sind, zurückgeben solltest, und der von den zum Heirathsgut gehörigen Sclavinnen [während der Ehe] geborenen Kinder keine Erwähnung gethan worden ist, so werden, sagt Labeo, die Kinder die deinigen bleiben, weil sie für die Gefahr des Sclaven [, welche du trägst,] dir gehören müssten. 4Eine Frau, welche Hundert als Heirathsgut bei [ihrem] Manne hatte, hatte sich, nachdem eine Scheidung erfolgt war, Zweihundert von dem Manne, der sich im Irrthum befand, stipulirt; Labeo glaubt, dass soviel, als das Heirathsgut betragen hätte, geschuldet werde, möchte die Frau wissentlich, oder unwissentlich sich mehr stipulirt haben; ich billige die Meinung des Labeo. 5Eine Ehefrau hatte, nachdem eine Scheidung erfolgt war, einen Theil des Heirathsguts zurückerhalten, einen Theil bei dem Manne gelassen, sodann einen Anderen geheirathet, und war, nachdem sie Wittwe geworden war, zu dem ersten Manne zurückgekehrt, dem sie Hundert und Zehn zum Heirathsgut gegeben hatte, ohne des Geldes, welches vom früheren Heirathsgut rückständig war, Erwähnung zu thun; Labeo sagt, dass der Mann, wenn eine Scheidung erfolgt wäre, das von dem früheren Heirathsgut Rückständige in denselben Terminen zurückgeben werde, in welchen er es zurückgegeben hätte, wenn die frühere Scheidung unter ihnen nicht Statt gefunden hätte, weil das Verhältniss des früheren Heirathsguts in die spätere Heirathsguts-Verbindlichkeit übertragen wäre; und das halte ich für wahr. 6Labeo sagt, wenn der Mann dem Schwiegervater, ohne Geheiss der Ehefrau, während die Ehe bestand, das Heirathsgut durch Acceptilation erlassen hätte, so würde, auch wenn dies wegen der Armuth des Schwiegervaters geschehen wäre, doch die Gefahr auf dem Manne haften; und das ist wahr. 7Labeo sagt, dass, wenn Jemand für eine Frau dem Manne [derselben] ein Heirathsgut versprochen hat, sodann verstorben sei, indem er die Frau als Erbin hinterliess, die Gefahr des Heirathsguts, welche auf dem Manne gehaftet hätte, zu dem Theil die Frau treffe, zu welchem sie Erbin des [Versprechers] wäre, weil es nicht gut [und] billig wäre, wenn die Frau durch das, was der Mann von der Ehefrau nicht hätte einklagen können, zum Schaden des Mannes bereichert würde; und das halte ich für wahr.