Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.Sab. XXXVI
Ad Massurium Sabinum lib.Ulpiani Ad Massurium Sabinum libri

Ad Massurium Sabinum libri

Ex libro XXXVI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6 (5,9 %)De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14 (0,7 %)De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 26,1De tutelis (Von den Bevormundungen.)Dig. 26,2 (11,5 %)De testamentaria tutela (Von der testamentarischen Vormundschaft.)Dig. 26,3De confirmando tutore vel curatore (Von der Bestätigung des Tutor oder Curator.)Dig. 26,4De legitimis tutoribus (Von den gesetzlichen Vormündern.)Dig. 26,5De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt (Von den durch eine competente Obrigkeit bestellten Vormündern; ferner welche zu solchen Vormündern bestellt, und aus welchen Gründen diese eigentlich bestellt werden können.)Dig. 26,6Qui petant tutores vel curatores et ubi petantur (Von denen, welche um Vormünder oder Curatoren nachsuchen müssen, und wo dies geschehen soll.)Dig. 26,7De administratione et periculo tutorum et curatorum qui gesserint vel non et de agentibus vel conveniendis uno vel pluribus (Von der Verwaltung und Verantwortlichkeit der Tutoren und Curatoren, welche die Vormundschaft führten oder auch nicht, und von dem Verhältnisse derselben als Kläger oder Beklagte entweder einzeln oder in Mehrzahl.)Dig. 26,8De auctoritate et consensu tutorum et curatorum (Von der Ermächtigung und der Zustimmung der Vormünder und Curatoren.)Dig. 26,9Quando ex facto tutoris vel curatoris minores agere vel conveniri possunt (Wann aus der Handlung des Vormundes oder Curators Minderjährige klagen oder verklagt werden können.)Dig. 26,10De suspectis tutoribus et curatoribus (Von verdächtigen Vormündern und Curatoren.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 1,6,5Idem li­bro tri­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Ne­po­tes ex fi­lio mor­tuo avo rec­ci­de­re so­lent in fi­lii po­tes­ta­tem, hoc est pa­tris sui: si­mi­li mo­do et pro­ne­po­tes et de­in­ceps vel in fi­lii po­tes­ta­tem11Die Großausgabe liest po­tes­ta­te statt po­tes­ta­tem., si vi­vit et in fa­mi­lia man­sit, vel in eius pa­ren­tis, qui an­te eos in po­tes­ta­te est. et hoc non tan­tum in na­tu­ra­li­bus, ve­rum in ad­op­ti­vis quo­que iu­ris est.

Id. lib. XXXVI. ad Sabin. Enkel vom Sohn pflegen nach dem Tode ihres Grossvaters in die Gewalt des Sohnes, d. h. ihres Vaters, zurückzufallen; auf ähnliche Weise die Grossenkel und fernern Nachkommen entweder in des Sohnes Gewalt, wenn er lebt und in der Familie geblieben ist, oder in die ihres Vaters, der vor ihnen sich in der Gewalt befand. Dies gilt nicht nur von natürlichen Kindern, sondern auch von an Kindes Statt angenommenen.

Dig. 2,14,49Ul­pia­nus li­bro tri­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Si quis cre­di­de­rit pe­cu­niam et pac­tus sit ut, qua­te­nus fa­ce­re pos­sit de­bi­tor, ea­te­nus agat: an pac­tum va­leat? et ma­gis est hoc pac­tum va­le­re. nec enim im­probum est, si quis hac­te­nus de­si­de­ret con­ve­ni­ri, qua­te­nus fa­cul­ta­tes pa­tiun­tur.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabinum. Hat Jemand Geld geliehen und den Vertrag geschlossen, den Andern nur in soweit zu verklagen, als er zahlen kann, gilt dieser Vertrag? Und es ist mehr dafür da, dass dieser Vertrag gelte; denn es ist ja nicht schlecht, wenn Jemand in soweit verklagt zu werden verlangt, als sein Vermögen reicht.

Dig. 23,1,6Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Si puel­lae tu­to­res ad fi­nien­da spon­sa­lia nun­tium mi­se­runt, non pu­ta­rem suf­fec­tu­rum ad dis­sol­ven­dam nup­tia­rum spem hunc nun­tium, non ma­gis quam spon­sa­lia pos­se eos so­los con­sti­tue­re, ni­si for­te om­nia is­ta ex vo­lun­ta­te puel­lae fac­ta sint.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Wenn die Vormünder eines Mädchens, um das Verlöbniss [desselben] aufzuheben, eine Kündigung haben ergehen lassen, so möchte ich nicht glauben, dass eine solche Kündigung genügen würde, um die Hoffnung der Ehe aufzulösen, [sowie ich] ebenso wenig [glaube], dass jene [Vormünder] allein ein Verlöbniss [für das Mädchen] schliessen können, wenn nicht etwa dies Alles dem Willen des Mädchens gemäss geschehen ist.

Dig. 23,3,27Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Quod si fue­rit fac­tum, fun­dus vel res do­ta­lis ef­fi­ci­tur.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. und wenn dies geschehen sein wird, so wird bewirkt, dass das Grundstück oder die Sache zum Heirathsgut gehört.

Dig. 23,3,29Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Cum pa­ter do­tem pro fi­lia pro­mit­tit et do­tem le­gat, si qui­dem ma­ri­to le­ga­vit, vi­den­dum est, an le­ga­tum va­leat, et non pu­to va­le­re: nam cum cre­di­to­ri de­bi­tor le­gat id quod de­bet, nul­lum le­ga­tum est. quod si fi­liae le­ga­vit, va­let le­ga­tum: dos enim ex pro­mis­sio­ne ma­ri­to de­be­tur, le­ga­tum fi­liae. et si qui­dem hoc ani­mo tes­ta­to­rem es­se fi­lia os­ten­de­rit, ut du­pli­ca­ret ei le­ga­tum, ha­be­bit utrum­que, do­tem quam ma­ri­tus per­se­cu­tus fue­rit et le­ga­tum ex cau­sa le­ga­ti. quod si al­ter­utrum vo­luit ha­be­re: si mu­lier le­ga­tum pe­tat, op­po­si­ta do­li ex­cep­tio­ne non alias co­ge­tur ei he­res le­ga­tum sol­ve­re, quam si ca­ve­rit in­dem­nem hoc no­mi­ne he­redem fu­tu­rum ad­ver­sus ma­ri­tum ex pro­mis­sio­ne agen­tem. sed si ma­ri­tus agat, ni­hil de in­dem­ni­ta­te eum ca­ve­re opor­te­bit, ve­rum mu­lier post eum agens ex­cep­tio­ne re­pel­le­tur, quia se­mel dos prae­sti­ta est.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Wenn ein Vater ein Heirathsgut für seine Tochter verspricht und das Heirathsgut legirt, so ist zu untersuchen, ob, wenn er es dem Ehemann legirt hat, dies Legat gelte. Und ich glaube, dass es nicht gelte, denn wenn der Schuldner dem Gläubiger das legirt, was er [ihm] schuldet, so ist das Legat nichtig11S. §. 14. I. de leg. 2. 20.. Wenn er es aber der Tochter legirt hat, so gilt das Legat; denn das Heirathsgut wird dem Versprechen gemäss dem Ehemann, das Legat der Tochter geschuldet. Und wenn die Tochter nachgewiesen haben wird, dass der Testator die Absicht [gehabt] habe, ihr das Legat zu verdoppeln, so wird sie beides haben, das Heirathsgut, welches der Ehemann eingeklagt haben wird, und das Legirte in Folge des Legats. Wenn aber [der Erblasser] gewollt hat, dass sie eins von beiden haben solle, so wird der Erbe, wenn die Frau das Legat fordern sollte, nachdem er die Einrede der bösen Absicht entgegengesetzt hat, nicht anders gezwungen werden, ihr das Legat zu leisten, als wenn sie Sicherheit gegeben haben wird, dass der Erbe deshalb gegen den Ehemann, wenn dieser aus dem Versprechen klagen sollte, schadlos sein werde; aber wenn der Ehemann klagen sollte, so wird er wegen der Schadloshaltung keine Sicherheit geben müssen, sondern die Frau wird, wenn sie nach ihm klagt, durch eine Einrede zurückgewiesen werden, weil das Heirathsgut einmal geleistet worden ist.

Dig. 24,1,33Idem li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Si sti­pu­la­ta fue­rit mu­lier an­nuum, id ex sti­pu­la­tu pe­te­re con­stan­te ma­tri­mo­nio non pot­est. sed si ma­nen­te ma­tri­mo­nio de­ces­sis­se ma­ri­tus pro­po­na­tur, pu­to, quia in an­nuo quo­que do­na­tio ver­ti­tur, pos­se di­ci sti­pu­la­tio­nem con­fir­ma­ri ex se­na­tus con­sul­to. 1Si uxor ma­ri­to an­nuum ver­sa vi­ce prae­sti­te­rit, re­sti­tue­tur ei hoc et pot­erit vin­di­ca­re id quod ex­stat: cre­do pot­erit et con­di­ce­re, in quan­tum lo­cu­ple­tior fac­tus est, quia non tam sol­lem­ne est an­nuum, quod ma­ri­tus uxo­ri pen­dit et quod uxor ma­ri­to prae­stat, im­mo in­con­gruens est et con­tra se­xus na­tu­ram. 2Et si for­te ma­ri­tus ab uxo­re sti­pu­la­tus sit id an­nuum de­ces­se­rit­que mu­lier con­stan­te ma­tri­mo­nio, di­cen­dum erit ex ora­tio­ne do­na­tio­nem con­va­les­ce­re.

Idem lib. XXXVI. ad Ed. Ad Dig. 24,1,33 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 509, Note 35.Wenn eine Frau sich ein Jahrgeld stipulirt haben sollte, so kann sie dasselbe während die Ehe besteht, [mit der Klage] aus der Stipulation nicht fordern. Aber wenn man den Fall vorlegen sollte, dass der Ehemann während der Ehe verstorben sei, so glaube ich, dass man, weil in jeder Jahresleistung eine Schenkung enthalten ist22D. h. die Schenkung eines annuum enthält soviel einzelne Schenkungen, als Jahre in der Ehe verlebt werden. Die bereits geschehenen Leistungen werden also durch den Tod des Schenkers bestätigt. S. über diese Stelle v. Glück XXVI. S. 115. ff., sagen könne, dass die Stipulation durch den Senatsschluss bestätigt werde. 1Wenn umgekehrt eine Ehefrau [ihrem] Ehemanne ein Jahrgeld geleistet haben wird, so wird ihr dies zurückerstattet werden, und sie wird das, was vorhanden ist, vindiciren können; ich glaube, sie wird auch soviel, um wieviel er reicher geworden ist, condiciren können, weil ein Jahrgeld, was die Ehefrau dem Ehemanne zahlt, nicht so gewöhnlich ist, als das, was der Ehemann der Ehefrau leistet33Quod maritus uxori pendit, et quod uxor marito praestat. Ueber diese Hysterologie s. v. Glück a. a. O. XIII. S. 197. Anm. 36. ja sogar unpassend und gegen die Natur des [weiblichen] Geschlechts ist. 2Ad Dig. 24,1,33,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 509, Note 35.Und wenn etwa der Ehemann von [seiner] Ehefrau ein solches Jahresgeld stipulirt haben, und die Frau während der Ehe verstorben sein sollte, so wird man sagen müssen, dass die Schenkung der Rede gemäss gültig werde.

Dig. 24,3,12Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Ma­ri­tum in id quod fa­ce­re pot­est con­dem­na­ri ex­plo­ra­tum est: sed hoc he­redi non es­se prae­stan­dum,

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Es ist ausgemacht, dass der Mann auf das, was er leisten kann, verurtheilt werde; dass diese [Wohlthat] aber dem Erben nicht zuzugestehen sei.

Dig. 24,3,14Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Alia cau­sa est de­fen­so­ris, quem pla­cet suf­fi­cien­ter vi­de­ri de­fen­dis­se, si tan­tum uxo­ri prae­stet, quan­tum con­se­que­re­tur, si ip­sum ma­ri­tum con­ve­nis­set. 1Ele­gan­ter quae­rit Pom­po­nius li­bro quin­to de­ci­mo ex Sa­b­ino, si pa­cis­ca­tur ma­ri­tus, ne in id quod fa­ce­re pos­sit con­dem­ne­tur, sed in so­li­dum, an hoc pac­tum ser­van­dum sit? et ne­gat ser­va­ri opor­te­re, quod qui­dem et mi­hi vi­de­tur ve­rum: nam­que con­tra bo­nos mo­res id pac­tum es­se me­lius est di­ce­re, quip­pe cum con­tra re­cep­tam re­ve­ren­tiam, quae ma­ri­tis ex­hi­ben­da est, id es­se ap­pa­ret.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Ein anderes Verhältniss findet bei dem Vertheidiger [des Mannes] Statt, denn man nimmt an, dass dieser hinlänglich vertheidigt zu haben scheine, wenn er der Ehefrau soviel leistet, als sie erlangen würde, wenn sie den Ehemann selbst belangt hätte. 1Ad Dig. 24,3,14,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 268, Note 10.Passend fragt Pomponius im funfzehnten Buche zum (ex) Sabinus, ob das Pactum aufrecht zu halten sei, wenn der Ehemann paciscire, dass er nicht auf das, was er leisten könne, sondern aufs Ganze verurtheilt werden solle? Und er sagt, dass es nicht aufrecht erhalten werden müsse. Und das scheint auch mir wahr zu sein, denn es ist richtiger, wenn man sagt, dass dies Pactum gegen die guten Sitten sei, da es ja offenbar ist, dass es gegen die gewöhnliche Ehrerbietung streitet, welche den Ehemännern erzeigt werden muss.

Dig. 24,3,19Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Si mu­lier di­ver­te­rit et iu­di­cio de do­te con­tes­ta­to re­ver­sa fue­rit in ma­tri­mo­nium, red­in­te­gra­to ma­tri­mo­nio ex­spi­rat iu­di­cium et om­nia in sta­tu pris­ti­no ma­nent.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Wenn eine Frau sich geschieden haben, und, nachdem die Klage wegen des Heirathsguts eingeleitet war, in die Ehe zurückgekehrt sein wird, so erlöscht die Klage nachdem die Ehe wieder erneuert ist, und Alles bleibt in dem früheren Zustand.

Dig. 25,1,1Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Im­pen­sa­rum quae­dam sunt ne­ces­sa­riae, quae­dam uti­les, quae­dam ve­ro vo­lup­ta­riae. 1Ne­ces­sa­riae hae di­cun­tur, quae ha­bent in se ne­ces­si­ta­tem in­pen­den­di: ce­te­rum si nul­la fuit ne­ces­si­tas, alio iu­re ha­ben­tur. 2In ne­ces­sa­riis im­pen­sis hoc scien­dum est eas de­mum in­pen­sas do­tem mi­nue­re, quae in do­tem fac­tae sunt: ce­te­rum si in do­tem fac­tae non sint, non ha­bent in se re­pu­ta­tio­nem. 3In­ter ne­ces­sa­rias in­pen­sas es­se La­beo ait mo­les in ma­re vel flu­men pro­iec­tas. sed et si pis­tri­num vel hor­reum ne­ces­sa­rio fac­tum sit, in ne­ces­sa­riis im­pen­sis ha­ben­dum ait. pro­in­de Ful­ci­nius in­quit, si ae­di­fi­cium ruens quod ha­be­re mu­lie­ri uti­le erat re­fe­ce­rit, aut si oli­ve­ta re­iec­ta re­stau­ra­ve­rit, vel ex sti­pu­la­tio­ne dam­ni in­fec­ti ne com­mit­ta­tur prae­sti­te­rit,

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Unter den Verwendungen sind einige nothwendige, andere nützliche, andere aber blos verschönernde44Voluptariae. Die Uebersetzung entspricht dem Lateinischen nicht wörtlich genau; doch schien der gewählte Ausdruck der passendste zu sein. Die Bestimmung des Begriffs der impensae voluptariae oder voluptuosae s. in L. 7. pr. L. 14. §. 2. h. t. L. 79. §. 2. D. de verb. sign.. 1Nothwendige werden diejenigen genannt, welche die Nothwendigkeit des Verwendens an sich tragen; sonst, wenn keine Nothwendigkeit vorhanden gewesen ist, so werden sie nach einem anderen Recht beurtheilt. 2In Betreff der nothwendigen Verwendungen muss man das wissen, dass nur diejenigen Verwendungen das Heirathsgut vermindern, welche auf das Heirathsgut verwendet worden sind; sonst wenn sie nicht auf das Heirathsgut verwendet sein sollten, so eignen sie sich (habent in se) nicht zur Abrechnung. 3Labeo sagt, dass zu den nothwendigen Verwendungen die in dem Meer oder einem Fluss aufgeführten Dämme gehören, aber auch wenn eine Getreidemühle, oder ein Vorrathsgebäude nothwendig errichtet worden sei, so sei dies, sagt er, zu den nothwendigen Verwendungen zu rechnen. Deshalb sagt Fulcinius: wenn [der Ehemann] ein baufälliges Gebäude, welches zu behalten der Frau nützlich war, ausgebessert, oder verwüstete Oelbaumpflanzungen55Oliveta rejecta. S. v. Glück Erl. d. Pand. XXVII. S. 383. Anm. 25. wieder hergestellt, oder [Etwas] wegen der Stipulation wegen eines zu befürchtenden Schadens, damit sie [nämlich] nicht verfalle, geleistet haben wird,

Dig. 25,1,3Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. vel si vi­tes pro­pa­ga­ve­rit vel ar­bo­res cu­ra­ve­rit vel se­mi­na­ria pro uti­li­ta­te agri fe­ce­rit, ne­ces­sa­rias in­pen­sas fe­cis­se vi­de­bi­tur. 1Nos ge­ne­ra­li­ter de­fi­nie­mus mul­tum in­ter­es­se, ad per­pe­tuam uti­li­ta­tem agri vel ad eam quae non ad prae­sen­tis tem­po­ris per­ti­neat, an ve­ro ad prae­sen­tis an­ni fruc­tum: si in prae­sen­tis, cum fruc­ti­bus hoc com­pen­san­dum: si ve­ro non fuit ad prae­sens tan­tum ap­ta ero­ga­tio, ne­ces­sa­riis in­pen­sis com­pu­tan­dum.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. oder wenn er [statt der alten] Weinstöcke neue gepflanzt, oder für die Bäume Sorge getragen, oder Saamenbehältnisse66Seminaria, nach den Basil. XXVIII. 10. 3. p. 417. σπερματοθήκας und nach der Glosse loca, ubi frumentum ad seminandum reponitur. zum Nutzen des Grundstücks angelegt haben wird, so wird er nothwendige Verwendungen gemacht zu haben scheinen. 1Wir werden im Allgemeinen bestimmen, dass es viel darauf ankomme, ob [die Verwendungen] zum immerwährenden Nutzen des Grundstücks, das heisst77Vel. S. v. Glück a. a. O. S. 377. Anm. 14. zu einem solchen, welcher sich nicht auf die [Früchte] der gegenwärtigen Zeit erstreckt, oder aber auf die Früchte des gegenwärtigen Jahres [gemacht seien]; wenn sie auf [die Früchte des] gegenwärtigen [Jahres] gemacht sind, so ist dies gegen die Früchte aufzurechnen, wenn aber die Ausgabe nicht blos auf die gegenwärtige Zeit gerichtet gewesen ist, so ist es zu den nothwendigen Verwendungen zu rechnen.

Dig. 25,1,5Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Quod di­ci­tur ne­ces­sa­rias im­pen­sas do­tem mi­nue­re, sic erit ac­ci­pien­dum, ut et Pom­po­nius ait, non ut ip­sae res cor­po­ra­li­ter de­mi­nuan­tur, ut pu­ta fun­dus vel quod­cum­que aliud cor­pus: et­enim ab­sur­dum est de­mi­nutio­nem cor­po­ris fie­ri prop­ter pe­cu­niam. ce­te­rum haec ef­fi­ciet11Die Großausgabe liest res fa­ciet statt ef­fi­ciet. de­si­ne­re es­se fun­dum do­ta­lem vel par­tem eius. ma­ne­bit igi­tur ma­ri­tus in re­rum de­ten­ta­tio­nem, do­nec ei sa­tis­fiat: non enim ip­so iu­re cor­po­rum, sed do­tis fit de­mi­nutio. ubi er­go ad­mit­ti­mus de­mi­nutio­nem do­tis ip­so iu­re fie­ri? ubi non sunt cor­po­ra, sed pe­cu­nia: nam in pe­cu­nia ra­tio ad­mit­tit de­mi­nutio­nem fie­ri. pro­in­de si aes­ti­ma­ta cor­po­ra in do­tem da­ta sint, ip­so iu­re dos de­mi­nue­tur per in­pen­sas ne­ces­sa­rias. hoc de his in­pen­sis dic­tum est, quae in do­tem ip­sam fac­tae sint: ce­te­rum si ex­trin­se­cus, non im­mi­nuent do­tem. 1Sed si in­pen­sis ne­ces­sa­riis mu­lier sa­tis­fe­ce­rit, utrum dos cres­cat an ve­ro di­ci­mus ex in­te­gro vi­de­ri do­tem? et ego, ubi pe­cu­nia est, non du­bi­to do­tem vi­de­ri cre­vis­se. 2Si dos to­ta so­lu­ta sit non ha­bi­ta ra­tio­ne in­pen­sa­rum, vi­den­dum est, an con­di­ci pos­sit id, quod pro im­pen­sis ne­ces­sa­riis com­pen­sa­ri so­let. et Mar­cel­lus ad­mit­tit con­dic­tio­ni es­se lo­cum: sed et­si ple­ri­que ne­gent, ta­men prop­ter ae­qui­ta­tem Mar­cel­li sen­ten­tia ad­mit­ten­da est. 3Uti­les au­tem im­pen­sae sunt, quas ma­ri­tus uti­li­ter fe­cit, rem­que me­lio­rem uxo­ris fe­ce­rit, hoc est do­tem,

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Wenn man sagt, dass die nothwendigen Verwendungen das Heirathsgut vermindern, so wird dies nicht so zu verstehen sein, wie auch Pomponius sagt, dass die Sachen selbst körperlich vermindert werden, z. B. ein Grundstück, oder irgend ein anderer Körper; denn es würde widersinnig sein, wenn eine Verminderung eines Körpers wegen Geldes Statt fände88D. h. nach v. Glück a. a. O. S. 398: es würde höchst unjuristisch sein, gegen eine species mit einer Forderung auf Geld compensiren zu wollen. Vgl. übrigens mit dieser Stelle L. 56. §. 3. D. de jure dot. 23. 3.. Sonst99Wenn man eine Sache wegen der Kosten vermindern wollte. würde dieser Umstand bewirken, dass das Grundstück oder ein Theil desselben aufhörte, zum Heirathsgut zu gehören; es wird also der Ehemann die Sachen so lange innebehalten1010Manebit …. in rerum detentatione, d. h. detentione. S. L. 15. §. 3. D. ex quib. caus. maj. 4. 6., bis ihm Genüge geschieht, denn es findet ja nicht eine Verminderung der Körper, sondern des Heirathsguts1111S. hierüber v. Glück a. a. O. S. 399. ff. — Wenn es aber weiter heisst, dass die Kosten das Heirathsgut ipso jure vermindern, so ist der Ausdruck ipso jure nach v. Glück a. a. O. S. 403. in demselben Sinne, wie bei der compensatio, zu nehmen. S. darüber die Bem. zu L. 4. D. de compensat. 16. 2. von Rechts wegen Statt. Wo lassen wir es also zu, dass eine Verminderung des Heirathsguts von Rechts wegen Statt finde? Wo nicht Körper [Gegenstand des Heirathsguts] sind, sondern Geld; denn beim Geld lässt es die Regel des gemeinen Rechts1212Ratio. S. v. Glück a. a. O. S. 403. ff. Denn es steht nun Forderung gegen Forderung und beide bestehen in Quantitäten derselben Gattung. zu, dass eine Verminderung Statt finde. Wenn demnach geschätzte1313Nämlich venditionis causa, s. die Bem. zu L. 10. §. 6. D. de jure dot. 23. 3. Körper zum Heirathsgut gegeben sind, so wird das Heirathsgut von Rechts wegen durch die nothwendigen Verwendungen vermindert werden. Dies ist in Betreff der Verwendungen gesagt, welche auf das Heirathsgut selbst gemacht worden sind; sonst, wenn auf Etwas ausser dem Heirathsgut selbst1414Extrinsecus. Dies heisst nicht auf anderes Vermögen, als das Heirathsgut, sondern nicht auf die Substanz des Heirathsguts, wohl aber auf die aus demselben zu ziehenden Früchte. So ist auch die L. 1. §. 2. h. t. zu erklären. Vgl. L. 16. h. t. u. v. Glück a. a. O. S. 376. ff., so werden sie das Heirathsgut nicht vermindern. 1Aber wenn die Frau wegen der nothwendigen Verwendungen Genüge gethan haben wird, ob dann wohl das Heirathsgut wächst, oder sagen wir, dass das Heirathsgut von Neuem [bestellt zu sein] scheine1515Utrum dos crescat, an vero dicimus, ex integro videri dotem? D. h. wird dadurch ein neues Heirathsgut bestellt, oder blos das frühere, welches aufgehört hatte, Heirathsgut zu sein, wieder hergestellt? S. v. Glück a. a. O. S. 407. u. L. 56. §. 3. D. de jure dot. 23. 3., wo dieselbe Redensart vorkommt, die Erklärung aber in der Anm. stehen sollte.? Und ich zweifle nicht, dass in dem Falle, wo Geld Gegenstand des Heirathsguts ist, das Heirathsgut gewachsen zu sein scheine. 2Wenn das ganze Heirathsgut gezahlt sein sollte, ohne dass Rücksicht auf die Verwendungen genommen ist, so ist zu untersuchen, ob das, was gegen die nothwendigen Verwendungen aufgerechnet zu werden pflegt, condicirt werden könne; und Marcellus lässt es zu, dass die Condiction Statt habe; aber obschon sehr Viele es leugnen, so ist gleichwohl die Meinung des Marcellus der Billigkeit wegen zuzulassen. 3Nützliche Verwendungen sind aber diejenigen, welche der Ehemann zum Nutzen gemacht hat, und [mit denen] er die Sache der Ehefrau, das heisst das Heirathsgut, verbessert haben wird,

Dig. 25,1,7Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Vo­lup­ta­riae au­tem in­pen­sae sunt, quas ma­ri­tus ad vo­lup­ta­tem fe­cit et quae spe­cies ex­or­nant. qua­rum uti­les non qui­dem mi­nuunt ip­so iu­re do­tem, ve­rum­ta­men ha­bent ex­ac­tio­nem.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Blos verschönernde1616Voluptariae, s. die Bem. zu L. 1. pr. D. h. t. Verwendungen sind aber diejenigen, welche der Ehemann zum Vergnügen gemacht hat, und welche die Gestalt [der Sache] verzieren. Und von diesen vermindern die nützlichen das Heirathsgut zwar nicht von Rechts wegen, begründen aber doch eine Einklagung.

Dig. 25,1,9Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Pro vo­lup­ta­riis im­pen­sis, ni­si pa­ra­ta sit mu­lier pa­ti ma­ri­tum tol­len­tem, ex­ac­tio­nem pa­ti­tur. nam si vult ha­be­re mu­lier, red­de­re ea quae im­pen­sa sunt de­bet ma­ri­to: aut si non vult, pa­ti de­bet tol­len­tem, si mo­do re­ci­piant se­pa­ra­tio­nem: ce­te­rum si non re­ci­piant, re­lin­quen­dae sunt: ita enim per­mit­ten­dum est ma­ri­to au­fer­re or­na­tum quem po­suit, si fu­tu­rum est eius quod abs­tu­lit.

Ulp. lib. XXXXVI. ad Sabin. Wegen der blos verschönernden Verwendungen erleidet die Frau eine Einklagung, wenn sie nicht bereit sein sollte, es zu dulden, dass der Ehemann [den Aufwand] wegnimmt; denn wenn die Frau [denselben] behalten will, so muss sie dem Ehemann das, was aufgewendet worden ist, ersetzen, oder, wenn sie das nicht will, so muss sie dulden, dass er es wegnimmt, wenn es nur zu einer Trennung geeignet ist. Sonst wenn es [zu einer solchen] nicht geeignet sein sollte, so muss es [bei der Sache] gelassen werden; denn es ist [nur] dann dem Ehemanne zu erlauben, die Verzierung, welche er angebracht hat, wegzunehmen, wenn das, was er weggenommen hat, das Seinige werden wird1717Si futurum est ejus; dies erklärt man nach dem Vorgang der Glosse so: wenn es für den Mann von Nutzen sein wird. Auf ähnliche Weise erklärt es auch das Schol. g. Basil. T. IV. p. 461..

Dig. 25,1,11Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. In vo­lup­ta­riis au­tem Aris­to scri­bit nec si vo­lun­ta­te mu­lie­ris fac­tae sunt, ex­ac­tio­nem pa­re­re. 1Do­na­tio­nem in­ter vi­rum et uxo­rem cir­ca im­pen­sas quo­que in­hi­bi­tam ve­re Sa­b­inus scri­bit.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. In Betreff der blos verschönernden [Verwendungen] aber schreibt Aristo, dass [dieselben], wenn sie mit dem Willen der Frau gemacht sind, eine Einklagung verschaffen. 1Sabinus schreibt der Wahrheit gemäss, dass eine Schenkung zwischen dem Manne und der Ehefrau auch in Betreff der Verwendungen verboten sei.

Dig. 25,2,7Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Mu­lier ha­be­bit re­rum amo­ta­rum ac­tio­nem ad­ver­sus vi­rum et com­pen­sa­re pot­est mu­lier cum ac­tio­ne, qua ma­ri­tus age­re vult ob res amo­tas.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Die Frau wird die Klage wegen entwendeter Sachen gegen den Mann haben, und die Frau kann gegen die Klage, mit welcher der Ehemann wegen entwendeter Sachen klagen will, aufrechnen.

Dig. 26,2,10Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Si he­redi­tas non­dum ad­ita sit, ex qua tu­tor spe­ra­tur, ve­rius est alium tu­to­rem pos­se da­ri, qua­si non­dum sit, nec spe­re­tur. 1In tu­te­lis tes­ta­men­ta­riis id se­qui­mur quod no­vis­si­mum est, et si sae­pius tu­tor da­tus sit, no­vis­si­mam scrip­tu­ram in­tue­mur. 2Qui fi­lium et ex eo ne­po­tem ha­be­bat, si ne­po­ti tu­to­rem de­de­rit, ha­bet dis­cep­ta­tio­nem, an ali­quo ca­su non sit uti­lis da­tio: ut pu­ta si pro­po­nas fi­lium vi­vo pa­tre de­ces­sis­se et ne­po­tem ex eo suc­ces­sis­se vi­vo avo. et for­tius di­cen­dum est tu­te­lam quo­que e le­ge Iu­nia Vel­lea con­fir­ma­tum: nam et Pom­po­nius li­bro sex­to de­ci­mo ex Sa­b­ino scrip­sit va­le­re tu­to­ris da­tio­nem. cum enim con­fir­ma­tum sit tes­ta­men­tum, con­se­quen­ter tu­to­ris quo­que da­tio va­le­bit in eo tes­ta­men­to scrip­ta quod va­let, id est ubi ne­pos vel he­res in­sti­tu­tus sit vel no­mi­na­tim ex­he­redatus sit. 3Si fu­rio­sus tes­ta­men­to tu­tor de­tur, si qui­dem, cum fu­re­re de­sie­rit, tu­to­rem es­se rec­te da­tum Pro­cu­lus ex­is­ti­mat: quod si da­tus sit pu­re, ne­gat Pro­cu­lus va­le­re da­tio­nem. sed est ve­rius, quod et Pom­po­nius ait, rec­te vi­de­ri da­tum et tunc fo­re tu­to­rem, cum sa­pe­re coe­pe­rit. 4Ser­vus alie­nus ita da­ri tu­tor pot­est ‘si li­ber erit, tu­tor es­to’. quin im­mo et si pu­re da­tus sit, vi­de­tur in­es­se haec con­di­cio ‘cum li­ber erit’. pot­est au­tem quis et ex­tra­neo ser­vo de­fen­de­re ex hac cau­sa fi­dei­com­mis­sa­riam li­ber­ta­tem: quid enim in­ter­est, suum ser­vum an alie­num tu­to­rem scrip­se­rit, cum pu­pil­li fa­vo­re et pu­bli­cae uti­li­ta­tis ad­sump­ta li­ber­tas sit in per­so­na eius, qui tu­tor scrip­tus est? pot­est igi­tur et huic fi­dei­com­mis­sa­ria li­ber­tas de­fen­di, si vo­lun­tas aper­tis­si­me non re­fra­ge­tur.

Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Wenn die Erbschaft, aus welcher ein Vormund erwartet wird, noch nicht angetreten ist, so ist die Meinung richtiger, dass ein Anderer bestellt werden könne, gleich als ob [zwar] noch kein Vormund vorhanden wäre, aber einer1818Die Uebersetzung richtet sich hier nach der besseren Lesart sed, statt nec. erwartet würde. 1Bei testamentarischen Bevormundungen richtet man sich nach der jüngsten Bestimmung, und wurde mehrmals bevormundet, so sieht man blos auf die jüngste Schrift. 2Wenn Jemand, der einen Sohn, und von diesem einen Enkel hatte, für den Enkel einen Vormund bestellte, so unterliegt es wohl einiger Bedenklichkeit, ob denn in keinem Falle diese Bevormundung von Nutzen sei? wie wenn man sich zum Beispiel denkt, der Sohn sei bei Lebzeiten seines Vaters gestorben, und der Enkel noch bei Lebzeiten seines Grossvaters in dessen (seines Vaters) Stelle eingetreten. Und es lässt sich geradezu sagen, das Junisch-Vellejische Gesetz bestätige auch eine solche Bevormundung. Denn auch Pomponius schrieb im sechzehnten Buche aus dem Sabinus, eine solche Vormundsgebung sei gültig. Denn erhielt ein Testament Bestätigung, so wird folgerecht auch eine Bevormundung gelten, welche in diesem gültigen Testamente, das ist, worin ein Enkel entweder zum Erben eingesetzt, oder namentlich enterbt wurde, angeordnet wurde. 3Wenn ein Wahnsinniger in einem Testamente zum Vormunde bestellt wird, so ist nach der Meinung des Proculus die Bevormundung nur unter dem Beisatze gültig: wenn er nicht mehr wahnsinnig sein wird; wurde er aber unbedingt gegeben, so hält Proculus diese Bevormundung für ungültig. Aber Pomponius sagt, und dies ist auch richtiger, [auch im letzteren Falle] wäre die Bevormundung gültig und beginne dann, wenn der Vormund zu Verstande gekommen sein wird. 4Ein fremder Sclav kann so zum Vormunde bestellt werden: Er soll Vormund sein, wenn er frei wird. Ja auch wenn er unbedingt gegeben wurde, so scheint die Bedingung: wann er frei sein wird, darin enthalten zu sein. In dieser Beziehung lässt sich es auch vertheidigen, es wäre dem fremden Sclaven fideicommissarisch die Freiheit gegeben. Was ist es denn für Unterschied, ob Jemand seinen eigenen oder einen fremden Sclaven zum Vormunde einsetzte, da man aus günstiger Berücksichtigung des Mündels und des öffentlichen Wohles die Ertheilung der Freiheit für den [Sclaven] annimmt, der zum testamentarischen Vormunde bestellt wurde? Man kann deshalb auch für diesen [fremden Sclaven] die Freiheit, als fideicommissarisch gegeben, vertheidigen, wenn nur der Wille [des Testators] nicht offenbar dagegen streitet.

Dig. 29,1,28Ul­pia­nus li­bro tri­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Cum fi­lius fa­mi­lias mi­les de­ces­sis­set fi­lio im­pu­be­re he­rede in­sti­tu­to ei­que sub­sti­tuis­set in avi po­tes­ta­te ma­nen­ti tu­to­res­que de­dis­set, di­vi fra­tres re­scrip­se­runt sub­sti­tu­tio­nem qui­dem va­le­re, tu­to­ris au­tem da­tio­nem non va­le­re, quia he­redi­ta­ti qui­dem suae mi­les qua­lem vel­let sub­sti­tu­tio­nem fa­ce­re pot­est, ve­rum ta­men alie­num ius mi­nue­re non pot­est.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,17,28Ul­pia­nus li­bro tri­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Di­vus Pius re­scrip­sit eos, qui ex li­be­ra­li­ta­te con­ve­niun­tur, in id quod fa­ce­re pos­sunt con­dem­nan­dos.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,17,30Ul­pia­nus li­bro tri­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Nup­tias non con­cu­bi­tus, sed con­sen­sus fa­cit.

Übersetzung nicht erfasst.