Ad edictum praetoris libri
Ex libro LXII
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Dig. 1,9,1Ulpianus libro sexagensimo secundo ad edictum. Consulari feminae utique consularem virum praeferendum nemo ambigit. sed vir praefectorius an consulari feminae praeferatur, videndum. putem praeferri, quia maior dignitas est in sexu virili. 1Consulares autem feminas dicimus consularium uxores: adicit Saturninus etiam matres, quod nec usquam relatum est nec umquam receptum.
Ulp. lib. LXII. ad Ed. Dass ein Consularmann vor einer Consularfrau den Vorrang habe, daran zweifelt Niemand. Ob aber ein gewesener Präfect einer Consularfrau vorgehe, darüber ist Frage erhoben worden. Ich sollte meinen, dass er ihr vorgehe, weil beim männlichen Geschlecht die Würde von grösserem Gewicht ist. 1Consularfrauen nennt man die Gattinen der Consularmänner; Saturninus setzt hinzu: auch die Mütter, dies ist jedoch nirgends zu finden, noch jemals angenommen worden.
Dig. 2,12,5Ulpianus libro sexagensimo secundo ad edictum. Pridie kalendas Ianuarias magistratus neque ius dicere, sed nec sui potestatem facere consuerunt.
Ulp. lib. LXII. ad Edict. Den 31. December pflegen die Obrigkeiten weder Recht zu sprechen, noch sonst Audienz zu geben.
Dig. 17,1,44Idem libro sexagesimo secundo ad edictum. Dolus est, si quis nolit persequi quod persequi potest, aut si quis nolit quod exegerit solvere.
Idem lib. XXII. ad Ed. Es ist böser Wille (dolus), wenn Jemand nicht verfolgen will, was er verfolgen kann, oder nicht eintreiben, was er eintreiben und bezahlen11Nachdem er es nämlich eingetrieben hätte. kann.
Dig. 22,1,46Ulpianus libro sexagesimo secundo ad edictum. Quod in fructus redigendos impensum est, non ambigitur ipsos fructus deminuere debere.
Ulp. lib. LXII. ad Ed. Man zweifelt nicht, dass das, was auf das Einsammeln der Früchte aufgewendet worden ist, die Früchte selbst vermindern müsse.
Dig. 42,5,9Idem libro sexagensimo secundo ad edictum. Praetor ait: ‘Si quis, cum in possessione bonorum esset, quod eo nomine fructus ceperit, ei, ad quem ea res pertinet, non restituat: sive, quod impensae sine dolo malo fecerit, ei non praestabitur: sive dolo malo eius deterior causa possessionis facta esse dicetur, de ea re iudicium in factum dabo’. 1Quod de fructibus ait, etiam de ceteris, quaecumque ex re debitoris pervenerunt, intellegendum est. et sane debuit hoc ita esse: quid enim, si ex compromisso vel alio casu poenam consecutus est? nam eam poenam, quam consecutus est, praestare debet. 2Quod ait praetor ‘sive quod impensae nomine sine dolo fecit, ei non praestabitur’, hoc eo spectat, ut, si quid ipse erogavit creditor, si modo sine dolo malo erogavit, hoc ei praestetur: sufficit igitur sine dolo erogasse, etiamsi nihil profuit erogatio eius rei debitori. 3His verbis ‘ad quem ea res pertinet’ etiam curator bonis distrahendis datus continebitur et ipse debitor, si contigerit, ne bona eius veneant. et ipsi itaque creditori adversus hos dabitur actio, quos enumeravimus, sive quid in fructibus percipiendis erogavit sive in familia alenda curandave praediis fulciendis vel reficiendis vel damno infecto promittendo vel servo noxali iudicio defenso, si modo non magis eum expedit dedere quam retinere: quod si dedere expedit, consequens erit repetere eum non debere. 4Generaliter etiam dicendum est, quidquid impendit in rem, si modo sine dolo malo impendit, repetere eum posse: nam negotiorum gestorum agere non magis potest quam si socius commune aedificium fulsit, quia hic quoque creditor commune, non alienum negotium gessisse videtur. 5Est praeterea quaesitum, si deteriora praedia facta fuerint sine dolo malo creditoris vel iura eorum amissa vel aedificia diruta vel exusta, item familiae pecorumque acta cura non sit aut possessio alii tradita, sine dolo tamen malo, an teneatur. et apparet eum non teneri, quia dolo malo caret, eritque melior eius condicio quam in pignore creditoris, qui non tantum dolum malum, verum culpam quoque debet. eadem causa est curatoris bonorum: nam et is tenetur ut creditores. 6In eum quoque, qui neque locavit fructum praedii neque vendidit, in factum actionem dat praetor et in hoc condemnabitur, quanto minus propter hoc perceptum est, quia neque vendidit neque locavit. ceterum si tantum perceptum est, quantum perciperetur, si locatus vel distractus fructus esset, nihil ei imputabitur. praestat autem per id tantum temporis, quo in possessionem fuit vel ipse vel iussu eius alius, quoad inde de possessione discessum est: nam neque hoc imputatur creditori, cur in possessionem non venerit, neque illud, cur de possessione decesserit, cum voluntarium et suum potius negotium creditor gerat. aestimatio autem fit, quantum interest eius qui experitur. 7Hae actiones neque temporariae sunt et tam heredibus quam in heredes dabuntur ceterosque successores. 8Si possessionis causa deterior facta esse dicetur dolo eius, qui in possessionem missus sit, actio in eum ex dolo datur, quae neque post annum neque in heredes ceterosque successores dabitur, cum ex delicto oriatur poenaeque nomine concipiatur,
Idem lib. LXII. ad Ed. Der Prätor sagt: Wenn Jemand, während er sich in dem Besitze des Vermögens [eines Andern] befand, deshalb Nutzungen gezogen hat und Demjenigen, dem es gebührt, nicht erstattet22Wenn sich ein Ueberschuss ergiebt, oder der Besitz nicht einer Schuld, sondern nur der Sicherheit wegen eingeräumt war, diesfalls aber die Gefahr aufgehört hat, oder Caution geleistet ist.; oder wenn ihm nicht vergütet wird, was er sonder Gefährde auf die Sache gewendet hat; oder wenn durch Gefährde seinerseits die Besitznahme zum Nachtheil ausgeschlagen sein soll: so werde ich deshalb eine Klage aus der Thathandlung (judicium in factum) gestatten. 1Was er von Nutzungen sagt, ist auch von allem Andern, was der Gläubiger mittels der Sache des Schuldners erworben hat, zu verstehen; und dies konnte gar nicht anders sein. Denn wie, wenn er nach einem Compromiss oder zufolge einer andern Veranlassung eine Geldstrafe eingezogen hat? Jede Strafe, die er eingezogen hat, muss er gewähren. 2Diese Worte des Prätors: oder wenn ihm nicht vergütet wird, was er sonder Gefährde auf die Sache gewendet, gehen darauf, dass der Aufwand, den der Gläubiger etwa selbst, [der Sache wegen] gemacht hat, sobald es nur ohne Gefährde geschehen ist, ihm erstattet werden muss: es ist also genug, wenn er den Aufwand ohne Gefährde gemacht hat; sollte auch solcher dem Schuldner nichts genutzt haben. 3Unter diesen Worten: dem es gebührt, ist auch der zum Verkauf (distrahendis) des Vermögens bestellte Curator33S. u. Note 202. oder der Schuldner selbst, wenn es zum Gantverfahren nicht kommt, zu verstehen. Und dem Gläubiger selbst wird also wider Die, welche ich angegeben habe, eine Klage gestattet, wenn er Etwas zu Einerntung der Früchte aufgewendet hat, oder zur Ernährung und Verpflegung des Gesindes, oder zu Befestigung oder Ausbesserung der Gebäude, oder durch Angelöbniss wegen drohenden Schadens, oder durch Antwort auf eine Klage wegen eines durch einen Sclaven gestifteten Schadens, zu Erhaltung des Sclaven; dafern es nur nicht vortheilhafter gewesen wäre, ihn auszuliefern, als zu behalten. Wäre dies vortheilhafter gewesen, so ist folgerecht, dass er nichts zurückfordern könne. 4Im Allgemeinen ist denn auch zu sagen: Alles, was er auf die Sache gewendet hat, wenn es nur ohne Gefährde geschehen ist, kann er zurückfordern. Denn die Geschäftsbesorgungsklage44Bei dieser müsste die Nützlichkeit der Verwendung nachgewiesen werden, auch müsste der negotiorum gestor für jede culpa einstehen. steht ihm ebensowenig zu, als einem Genossen, der ein gemeinschaftliches Haus unterbaut hat; auch dieser Gläubiger erscheint nemlich als Besorger eines gemeinschaftlichen, nicht eines fremden Geschäfts. 5Ferner hat man die Frage aufgeworfen: Wenn die Grundstücke ohne böse Absicht des Gläubigers verschlimmert oder deren Rechte verloren gegangen, oder Gebäude eingestürzt oder niedergebrannt sind, so auch wenn das Gesinde oder das Vieh nicht verpflegt worden, oder der Besitz einem Andern übergeben worden ist, aber ohne böse Absicht des Gläubigers, ob derselbe verantwortlich sei? Und es ist klar, dass er nicht verantwortlich ist, weil er von Gefährde frei ist, und seine Lage ist vortheilhafter als bei dem [übergebenen] Pfande eines Gläubigers, welcher nicht blos für Gefährde, sondern auch für Versehen zu stehen hat. In demselben Verhältnisse ist der Gütervertreter, denn auch dieser ist [nur] so weit verantwortlich, als die Gläubiger. 6Auch wider Denjenigen, der den Ertrag des Grundstücks weder verpachtet noch verkauft hat, giebt der Prätor eine Klage aus seiner Handlung (in factum) und er wird in soviel verurtheilt, als deshalb, weil er weder verkauft noch verpachtet hat, weniger Nutzen gezogen worden ist55Nemlich — wie das Vorstehende lehrt — wenn er es in der Absicht zu schaden, oder vermöge der allergröbsten Nachlässigkeit, die dem dolus gleichgeachtet wird, verabsäumt hat.. Wenn indess eben soviel gezogen worden ist, als gezogen worden wäre, wenn der Ertrag verpachtet oder verkauft worden, so kann ihm kein Vorwurf gemacht werden. Er leistet aber jenes auf so lange Zeit, als entweder er selbst oder auf sein Geheiss66Jussu; also sein Sohn oder Sclave. ein Anderer im Besitz gewesen, bis dahin, wo dieser wiederaufgegeben worden ist; denn auch deshalb kann dem Gläubiger kein Vorwurf gemacht werden, weil er den Besitz nicht [früher] ergriffen habe, da er willkürlich und vielmehr in eigner Sache handelt. In Anschlag gebracht wird [bei einem solchen Anspruch] aller Schaden, den der Kläger davon hat. 7Diese Klagen sind nicht verjährbar und werden sowohl den Erben als gegen die Erben und andere Nachfolger gestattet. 8Wenn das Besitzrecht (possessionis causa) beeinträchtigt worden ist durch Unredlichkeit Dessen, welcher sich in Besitz gesetzt befindet, so wird gegen ihn [auch] die Gefährdeklage gestattet, welche aber nicht mehr nach Verlauf eines Jahres, und eben so wenig wider Erben und andere Nachfolger stattfindet, da sie in einem Vergehen ihren Grund hat und auf Strafe gerichtet wird;
Dig. 42,5,11Ulpianus libro sexagesimo secundo ad edictum. Heredi autem dabitur, quia et rei continet persecutionem.
Ulp. lib. LXII. ad Ed. Dem Erben aber wird sie nicht gestattet, weil sie auch auf Verfolgung der Sache geht.
Dig. 42,5,15Ulpianus libro sexagesimo secundo ad edictum. Cum plures creditores in possessionem rerum debitoris mittantur, ne corrumpantur rationes, uni hoc negotium a creditoribus esse dandum, quem maior pars creditorum elegerit. ego puto creditoribus instrumentorum etiam ἀναγραφὴν facere, non ut describant ipsa corpora instrumentorum, sed quot sint, de qua re sint, subnotent sibi et quasi inventarium faciant: quod etiam universorum facere eis erit permittendum. praeterea nonnumquam praetor causa cognita etiam describere aliquid ex instrumentis creditoribus debebit permittere, si qua idonea causa interveniat. 1Utrum semel an etiam saepius recognitio et dispunctio concedenda sit creditoribus, videamus. et ait Labeo amplius quam semel non esse concedendam: si quis tamen, inquit, iuraverit non calumniae causa se postulare neque habere quae dispunxerit, iterum ei faciendam potestatem ait nec amplius quam bis.
Ulp. lib. LXII. ad Ed. Sind mehrere Gläubiger in den Besitz des Vermögens ihres Schuldners gesetzt, so ist Einem, welchen der grössere Theil der Gläubiger erwählt, die Sorge aufzutragen, dass die Rechnungen nicht verfälscht werden. Ich halte dafür, dass die Gläubiger auch eine Aufzeichnung (ἀναγραφή) der Urkunden vornehmen [dürfen]77Es ist hier offenbar ein Wort ausgefallen, licere oder permitti; überhaupt die ganze Stelle verdorben. nicht so, dass sie den Inhalt der Urkunden selbst abschreiben, sondern dass sie sich anmerken, wie viel deren sind und was sie betreffen; dass sie eine Art von Inventarium darüber aufnehmen; was auch über das ganze Vermögen zu thun ihnen erlaubt werden muss. Ausserdem wird der Prätor auch bisweilen, nach Erörterung der Umstände, den Gläubigern erlauben müssen, etwas aus den Urkunden abzuschreiben, wenn ein triftiger Grund dazu vorliegt. 1Ob die Durchgehung und Aufzeichnung den Gläubigern [nur] einmal oder auch öfter zu gestatten sei? dieses fragt sich. Und Labeo sagt: mehr als einmal sei solche nicht zu gestatten; wenn jedoch, Einer schwöre, dass er solches nicht aus Gefährde verlange und, was er aufgezeichnet, nicht [mehr] habe, so sei er nochmals dazu zu lassen, aber nicht mehr als zweimal.
Dig. 50,16,54Ulpianus libro sexagensimo secundo ad edictum. ‘Condicionales creditores’ dicuntur et hi, quibus nondum competit actio, est autem competitura, vel qui spem habent, ut competat.
Übersetzung nicht erfasst.
Dig. 50,16,56Ulpianus libro sexagensimo secundo ad edictum. ‘Cognoscere instrumenta’ est relegere et recognoscere: ‘dispungere’ est conferre accepta et data. 1‘Liberorum’ appellatione continentur non tantum qui sunt in potestate, sed omnes qui sui iuris sunt, sive virilis sive feminini sexus sunt exve feminini sexus descendentes.
Übersetzung nicht erfasst.
Dig. 50,17,143Ulpianus libro sexagensimo secundo ad edictum. Quod ipsis qui contraxerunt obstat, et successoribus eorum obstabit.
Übersetzung nicht erfasst.