Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Scaev.dig. XXIV
Digestorum lib.Scaevolae Digestorum libri

Digestorum libri

cum Notis Tryphonini

Ex libro XXIV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4 (1,3 %)De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5 (1,3 %)De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7 (11,3 %)De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 40,4,60Scae­vo­la li­bro vi­cen­si­mo quar­to di­ges­to­rum. Tes­ta­men­to ita ca­vit: ‘Εὔδονι βούλομαι δοθῆναι νομίσματα χίλια, ἐπεὶ ἔφθασεν γεννηθῆναι μετὰ τὸ τὴν μητέρα αὐτοῦ γενέσθαι ἐλευθέραν’: quae­ro, an, si Eu­do non pro­bet se post ma­nu­mis­sio­nem ma­tris suae na­tum, pos­sit his ver­bis tes­ta­men­ti li­ber­ta­tem con­se­qui. re­spon­dit non opor­te­re eius­mo­di con­sul­ta­tio­nem prae­iu­di­cium pa­ra­re.

Scaevola. lib. XXIV. Dig. Jemand hat in seinem Testamente so verordnet: Ich will, dass dem Eudo tausend Geldstücke gegeben werden sollen, weil er zuerst geboren worden ist, nachdem seine Mutter frei geworden war. Ich frage, ob, wenn Eudo nicht beweise, dass er nach der Freilassung seiner Mutter geboren sei, er in Folge dieser Worte des Testaments die Freiheit erlangen könne? [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, dass ein solcher Fall [der Freiheit] keinen Nachtheil bringen dürfe.

Dig. 40,5,19Idem li­bro vi­ce­si­mo quar­to di­ges­to­rum. He­rede in­sti­tu­to ma­ri­to per fi­dei­com­mis­sum li­ber­ta­tem ser­vis de­dit, in qui­bus et Sti­cho ac­to­ri ma­ri­ti: quae­si­tum est, cum ab­sen­te do­mi­no is­ti prae­si­dem pro­vin­ciae ad­ie­rint, ut li­ber­tas si­bi prae­sta­re­tur, qua­si ex ius­ta cau­sa he­res ab­es­set, et prae­ses pro­vin­ciae pro­nun­tia­ve­rit li­ber­ta­tem de­be­ri, an agi cum Sti­cho pos­sit, ut ra­tio­nem ac­tus a se ad­mi­nis­tra­ti red­de­re com­pel­la­tur. re­spon­dit non pos­se. 1Uxo­ri do­tem et alias res plu­res le­ga­vit et eius fi­dei com­mi­sit, ut Aqui­li­num ser­vum pro­prium mu­lie­ris apud con­si­lium ma­nu­mit­te­ret: id ne­gat se fa­ce­re de­be­re, quod ip­sius pro­prius es­set: quae­ro, an li­ber­tas ei de­bea­tur. re­spon­dit uxo­rem, si ex tes­ta­men­to non so­lum do­tem, sed et­iam ce­te­ra le­ga­ta prae­sta­ri si­bi vel­let, com­pel­len­dam ex cau­sa fi­dei­com­mis­si Aqui­li­num ma­nu­mit­te­re eum­que, cum li­ber erit, pe­ti­tu­rum ea quae si­bi le­ga­ta sunt.

Scaevola lib. XXIV. Dig. Eine Frau hat, indem sie ihren Ehemann zum Erben eingesetzt hatte, fideicommissweise Sclaven die Freiheit ertheilt, und unter ihnen auch dem Stichus, dem Geschäftsführer ihres Ehemannes. Man hat gefragt, ob, da Jener in Abwesenheit seines Herrn den Präsidenten der Provinz angegangen sei, damit ihm die Freiheit gewährt würde, gleich als ob der Erbe aus einem rechtmässigen Grunde abwesend wäre, und da der Präsident der Provinz ausgesprochen habe, dass dem Sclaven die Freiheit gebühre, gegen den Stichus geklagt werden könne, damit er angetrieben werde, Rechnung über die von ihm geführten Geschäfte abzulegen? [Scävola] hat das Gutachten ertheilt, dass das nicht [geschehen könne. 1Jemand hat seiner Ehefrau das Heirathsgut und mehrere andere Sachen vermacht, und ihr das Fideicommiss auferlegt, dass sie den Aquilinus, ihren eigenen Sclaven, vor dem Rathe freilassen möchte; sie hat behauptet, dass sie das nicht zu thun brauche, da es ihr eigener Sclave wäre. Ich frage: ob ihm die Freiheit gebühre? [Scävola] hat das Gutachten ertheilt, dass die Ehefrau, wenn sie in Folge des Testaments nicht blos das Heirathsgut, sondern auch die übrigen Vermächtnisse sich entrichtet wissen wollte, angehalten werden müsste, den Aquilinus aus dem Grunde des Fideicommisses freizulassen, und dass derselbe, wenn er frei sein wird, das, was ihm [etwa sonst] vermacht worden ist, fordern könne.

Dig. 40,7,40Scae­vo­la li­bro vi­cen­si­mo quar­to di­ges­to­rum. Sti­cho li­ber­tas da­ta est: ‘ab he­redi­bus meis pe­to fi­dei­que eo­rum com­mit­to, ut ra­tio­ni­bus red­di­tis Sti­chum ma­nu­mit­tant’. quae­si­tum est, cum am­pla pe­cu­nia ex­ac­ta post mor­tem tes­ta­to­ris si­bi com­mis­sa re­li­que­tur et quas­dam sum­mas a co­lo­nis ex­ac­tis ra­tio­ni­bus non in­tu­le­rit he­redi­ta­tem­que spo­lia­ve­rit aper­tis clam hor­reis sub­la­tis­que su­pel­lec­ti­li et ves­te et apo­the­cis ex­haus­tis: an non prius ei fi­dei­com­mis­sa li­ber­tas de­bea­tur, quam ea, quae ma­la ra­tio­ne re­li­qua­tus est quae fu­ra­tus est, re­po­sue­rit. re­spon­dit non prius ei fi­dei­com­mis­sam li­ber­ta­tem prae­stan­dam, quam et re­li­qua et om­nia, quae per eum ab­es­sent, re­sti­tuis­set. 1‘Pam­phi­lus li­ber es­to pe­cu­lio suo he­redi­bus ve­re da­to’. quae­si­tum est, cum plus do­mi­no de­beat quam in pe­cu­lio ha­beat et om­nes res, quas in pe­cu­lio ha­be­bat, bo­na fi­de he­redi­bus de­de­rat, an li­ber­tas ex tes­ta­men­to com­pe­tat. re­spon­dit ni­hil pro­po­ni, cur non com­pe­te­ret. 2Pam­phi­lo li­ber­to, quem he­redem ex par­te in­sti­tue­rat, Sti­chum ser­vum prae­le­ga­ve­rat et ei li­ber­ta­tem his ver­bis de­de­rat: ‘ita ut, si ti­bi ex die mor­tis meae per an­nos con­ti­nuos quin­que mens­truos se­xa­ge­nos de­de­rit, tunc eum ma­nu­mit­tas’. Pam­phi­lus an­te quin­quen­nium mo­riens he­redi­bus in­sti­tu­tis fi­lio et uxo­re de eo­dem Sti­cho ita ca­vit: ‘Sti­chus ser­vus, qui mi­hi tes­ta­men­to pa­tro­ni mei cer­ta con­di­cio­ne re­lic­tus est, iu­beo det prae­stet fi­lio et uxo­ri meae si­ne ul­la con­tro­ver­sia et eum tem­po­re per­ac­to ma­nu­mit­tant’. quae­si­tum est, si Sti­chus se­xa­ge­nos num­mos mens­truos non prae­sti­te­rit, an im­ple­to quin­quen­nio fi­dei­com­mis­sa li­ber­tas ei de­bea­tur. re­spon­dit, ni­si prae­sti­tis­set, fi­dei­com­mis­sam li­ber­ta­tem non de­be­ri. 3Ser­vus tes­ta­men­to ita ma­nu­mis­sus est: ‘Sti­chus ser­vus meus ac­tor si ra­tio­nem om­nem ac­tus sui he­redi meo red­di­de­rit eo­que no­mi­ne sa­tis­fe­ce­rit, li­ber es­to ei­que, cum li­ber erit, da­ri vo­lo vi­gin­ti et pe­cu­lium suum’. quae­si­tum est, an, si ra­tio­nes, quas egit per mul­tos an­nos si­ne sub­scrip­tio­ne tes­ta­to­ris, he­redi red­de­re pa­ra­tus sit, li­ber ex tes­ta­men­to fiat, cum prop­ter gra­vem va­le­tu­di­nem tes­ta­tor non po­tue­rit ra­tio­ni­bus sub­scri­be­re, tes­ta­men­to ta­men sub­scrip­se­rit. re­spon­dit, si ex fi­de ra­tio red­de­re­tur re­li­qua­que in­fe­ran­tur, li­be­rum fo­re. 4Item quae­ro, an ea, quae ex­ac­ta sunt per ad­iu­to­res eius ne­que ka­len­da­rio il­la­ta sunt aut frau­du­len­ter ac­ta, huic ad­scri­bi pos­sint, cum es­set is prae­po­si­tus. re­spon­dit, si id es­set, quod cul­pae eius de­be­ret im­pu­ta­ri, spec­ta­re ad ra­tio­nis red­den­dae ne­ces­si­ta­tem. 5Item quae­ro, an eo­rum quo­que no­mi­ne ra­tio ha­be­ri de­beat, quod ne­que a con­duc­to­ri­bus prae­dio­rum ne­que a vi­li­cis pen­sio­nes ex­ege­rit et in­su­per et­iam pro­mu­tuum eis de­de­rit. re­spon­dit su­pra re­spon­sum est. 6Item quae­ro, an eo no­mi­ne te­n­ea­tur, quod om­nem rem suam, id est pe­cu­lium, ex­por­ta­ve­rit, an­te­quam ra­tio­nes red­de­ret. re­spon­dit ni­hil eam rem im­pe­di­re con­di­cio­nem, si mo­do ra­tio red­de­re­tur. 7Ti­tius tes­ta­men­to ser­vos ac­to­res sin­gu­los di­ver­sis per­so­nis le­ga­vit cum ad­iec­tio­ne ‘si ra­tio­nes he­redi red­di­de­rint’: de­in­de pro­prio ca­pi­te ita scrip­sit: ‘om­nes ac­to­res, quos le­ga­vi vel ma­nu­mi­se­ro, in­tra quar­tum men­sem mor­tis meae ra­tio­nes red­de­re vo­lo et do­mi­nis, qui­bus a me le­ga­ti sint, red­di’. in­fra de­in­de alios ac­to­res li­be­ros es­se ius­sit ae­que cum hac ad­iec­tio­ne ‘si ra­tio­nes he­redi red­di­de­rint’. quae­ro, cum per he­redem fiat, quo mi­nus red­dan­tur, utrum sta­tu­li­be­ri es­se de­si­nant an ni­hi­lo mi­nus quan­do­que pos­sint red­di­ta ra­tio­ne et re­li­quis il­la­tis li­ber­ta­tem ex tes­ta­men­to con­se­qui. re­spon­dit le­ga­ta qui­dem et li­ber­ta­tes non alias com­pe­te­re, quam ra­tio­nes red­di­tae es­sent aut per he­redem sta­ret, quo mi­nus red­de­ren­tur: ve­rum iu­di­ca­tu­ro aes­ti­man­dum, utrum tem­pus con­di­cio­ni le­ga­to­rum li­ber­ta­tium­que ad­di­tum vi­dea­tur an, li­be­ro tem­po­re red­de­re vo­len­ti­bus re­li­qua, he­redi­bus quat­tuor men­ses ap­po­si­ti sint, sol­li­ci­to tes­ta­to­re cunc­ta­tio­ni et mo­ram eo­rum pro­scri­ben­te. me­lius au­tem est prae­sump­tio­nem pro sta­tu­li­be­ris es­se. 8Ar­gen­ta­rius co­ac­tor cum pae­ne to­tam for­tu­nam in no­mi­ni­bus ha­be­ret, ser­vis ac­to­ri­bus li­ber­ta­tem ita de­dit: ‘quis­quis mi­hi he­res erit, si Da­ma ser­vus meus ac­tus sui, qui agi­tur no­mi­ne eius et Pam­phi­li con­ser­vi sui, he­redi meo ra­tio­nes red­di­de­rit pa­ria­que fe­ce­rit a die mor­tis meae in­tra men­sem sex­tum, li­ber es­to’. quae­si­tum est, an haec ver­ba ‘pa­ria­que fe­cit’ ad om­nia no­mi­na per­ti­neant ex­cep­tis per­di­tis, ut hoc sig­ni­fi­cent ‘si om­nem pe­cu­niam ab om­ni­bus ex­ege­rint et he­redi sol­ve­rint vel eo no­mi­ne sa­tis­fe­ce­rint’ et, si in ex­ac­tio­ne no­mi­num ces­sa­ve­rint in­tra sex men­ses, li­ber­tas il­lis non com­pe­tat. re­spon­dit ma­ni­fes­tam es­se con­di­cio­nem ver­bis tes­ta­men­ti su­pra scrip­tis po­si­tam: igi­tur ita de­mum li­be­ros fo­re, si aut ei pa­reant aut per he­redem stet, quo mi­nus pa­reant.

Scaevola lib. XXIV. Dig. Dem Stichus ist die Freiheit [so] gegeben worden: Meine Erben bitte ich, und ich lege ihnen das Fideicommiss auf, dass sie den Stichus, wenn er Rechnung abgelegt haben wird, freilassen mögen. Man hat gefragt, ob dem [Sclaven,] — da er sich mit einer bedeutenden Geldsumme, welche [von ihm] nach dem Tode des Testators eingefordert und [ihm] anvertraut worden sei, in Rückstand befinde, auch einige von den Pächtern eingeforderte Summen nicht in die Rechnungen eingetragen, und die Erbschaft beraubt habe, indem er heimlich die Magazine geöffnet, und Hausgeräth und Kleidung weggenommen, und die Keller ausgeleert hat — die fideicommissarische Freiheit nicht eher gebühre, als bis er Das, womit er sich unredlicher Weise in Rückstand befinde, und was er gestohlen hat, zurückgestellt habe? [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, dass demselben die fideicommissarische Freiheit nicht eher gewährt zu werden brauche, als bis er sowohl den Rückstand, als auch Alles, was durch ihn fehlte, ausgeantwortet hätte. 1Pamphilus soll frei sein, wenn er sein Sondergut den Erben richtig gegeben hat. Man hat gefragt, ob, — da er mehr schulde, als er an Sondergut habe, und alle Sachen, welche er im Sondergut hatte, den Erben in gutem Glauben gegeben habe, — [ihm] in Folge des Testaments die Freiheit zustehe? [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, es liege nichts vor, warum sie ihm nicht zustehen sollte. 2[Jemand] hatte seinem Freigelassenen Pamphilus, welchen er zum Erben auf einen Theil eingesetzt hatte, den Sclaven Stichus zum Voraus vermacht, und diesem die Freiheit mit folgenden Worten gegeben: so dass du ihn dann, wenn er dir seit meinem Todestag fünf ununterbrochene Jahre hindurch monatlich je Sechzig gegeben haben wird, freilassen mögest. Pamphilus hat, da er vor den fünf Jahren starb, nachdem er seinen Sohn und seine Ehefrau zu Erben eingesetzt hatte, wegen eben desselben Stichus so verordnet: Ich befehle, dass der Sclave Stichus, welcher mir durch das Testament meines Patrons unter einer gewissen Bedingung hinterlassen worden ist, meinem Sohn und meiner Ehefrau ohne alle Widerrede geben [und] leisten solle, und dass sie ihn, wenn die Zeit abgelaufen ist, freilassen mögen. Man hat gefragt, ob dem Stichus, wenn er die monatlich je sechszig Geldstücke nicht geleistet habe, nach erfüllten fünf Jahren die fideicommissarische Freiheit gebühre. [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, wenn er sie nicht geleistet hätte, so gebühre [ihm] die fideicommissarische Freiheit nicht. 3Ein Sclave ist in einem Testament so freigelassen worden: Der Sclave Stichus, mein Geschäftsführer, soll, wenn er meinem Erben die ganze Rechnung über seine Geschäftsführung abgelegt, und deshalb Genüge geleistet haben wird, frei sein, und ich will, dass ihm, wenn er frei sein wird, Zwanzig und sein Sondergut gegeben werden solle. Man hat gefragt, ob er, wenn er die Rechnungen, welche er viele Jahre lang geführt hat, ohne die Unterschrift des Testators dem Erben abzulegen bereit sei, in Folge des Testaments frei werde, da der Testator wegen einer schweren Krankheit die Rechnungen nicht hat unterschreiben können, das Testament jedoch unterschrieben hat. [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, dass er frei sein werde, wenn die Rechnung der Redlichkeit gemäss abgelegt und der Rückstand gezahlt würde. 4Desgleichen frage ich, ob Das, was durch seine Gehilfen eingefordert, jedoch nicht in das Rechnungsbuch eingetragen, oder betrügerisch betrieben worden ist, ihm zugeschrieben werden könne, da er jenen vorgesetzt war. [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, dass, wenn es von der Beschaffenheit wäre, dass es einem Verschulden desselben zugerechnet werden müsste, es zur Nothwendigkeit, Rechnung abzulegen, gehöre. 5Desgleichen frage ich, ob auch darauf Rücksicht genommen werden müsse, dass er weder von den Pächtern der Landgüter, noch von den Verwaltern den Zins gefordert, und überdies denselben auch einen Vorschuss geleistet habe? [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, dass schon oben darüber die Antwort ertheilt worden sei. 6Desgleichen frage ich, ob er deswegen gehalten sei, dass er sein ganzes Vermögen, das heisst sein Sondergut fortgeschafft hat, ehe er Rechnung ablegte? [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, dass dieser Umstand die Bedingung nicht verhindere, wenn nur Rechnung abgelegt würde. 7Titius hat in seinem Testament einzelne Sclaven, welche Geschäftsführer waren, verschiedenen Personen vermacht, mit dem Zusatz: wenn sie meinem Erben Rechnung abgelegt haben werden; sodann hat er in einem eignen Abschnitt so verordnet: Ich will, dass alle Geschäftsführer, welche ich vermacht habe, oder freigelassen haben werde, innerhalb vier Monaten seit meinem Tod Rechnung ablegen sollen, und dass diese den Herren, welchen [die Sclaven] von mir vermacht sind, abgelegt werden sollen; weiter unten hat er sodann andere Geschäftsführer für frei erklärt, gleichfalls mit diesem Zusatz: wenn sie dem Erben Rechnung abgelegt haben werden. Ich frage, ob sie, wenn es am Erben liege, dass [die Rechnung] nicht abgelegt wird, Bedingtfreie zu sein aufhören, oder nichtsdestoweniger einst, nach abgelegter Rechnung und bezahltem Rückstand, die Freiheit in Folge des Testaments erlangen können? [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt: dass Vermächtnisse und Freiheiten zwar nicht anders zuständen, als wenn Rechnung abgelegt wäre, oder es an dem Erben läge, dass sie nicht abgelegt würde, dass aber Der, welcher [über diese Sache] richten werde, ermessen müsse, ob der Bedingung der Vermächtnisse und Freiheiten eine Zeitbestimmung hinzugefügt zu sein scheine, oder ob [für die Sclaven,] wenn sie in einer willkührlichen Zeit den Erben den Rückstand herausgeben wollten, vier Monate hinzugesetzt seien, indem der besorgte Testator die Zögerung und den Verzug derselben verhindern wollte. Es ist aber billiger, dass die Vermuthung für die Bedingtfreien streite. 8Der Einnehmer eines Wechslers11Argentarius coactor, s. Brisson. s. h. v., welcher folgende Erklärung eines alten Interpreten zu Horat. I. Sat. 6. 88. anführt: coactores mercenarii erant eorum, qui argentariam habebant. Im Schol. b. ad Basil. XLVIII. 5. 41. T. VI. p. 435. steht: ἀργυροπράτης., welcher fast sein ganzes Vermögen in Schuldforderungen hatte, hat den Sclaven, welche seine Geschäftsführer waren, die Freiheit so ertheilt: Wenn mein Sclave Damas meinem Erben, wer es auch immer sein wird, Rechnung über seine Geschäftsführung, welche auf seinen und des Pamphilus, seines Mitsclaven, Namen geführt wird, abgelegt und innerhalb sechs Monaten von meinem Todestag an die Rechnung abgeschlossen haben wird22S. die Bem. zu L. ult. §. 3. D. de cond. ind. 12. 6., so soll er frei sein. Man hat gefragt, ob diese Worte: und die Rechnung abgeschlossen haben wird, sich auf alle Schuldforderungen beziehen, ausgenommen die verloren gegangenen, so dass sie also sagen wollen: wenn er alles Geld von Allen eingefordert, und dem Erben gezahlt, oder deswegen Genüge geleistet haben wird, und [so dass,] wenn er innerhalb sechs Monaten mit der Einforderung der Schuldforderungen gesäumt hat, die Freiheit jenen nicht zusteht? [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, augenscheinlich sei in den obengeschriebenen Worten des Testators eine Bedingung gestellt; daher würden sie nur dann frei sein, wenn entweder er ihr Folge leiste, oder es an dem Erben liege, dass er ihr nicht Folge leiste.