Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Lab.post. Iav. IV
Posteriorum a Iavoleno epitomatorum lib.Labeonis Posteriorum a Iavoleno epitomatorum libri

Posteriorum a Iavoleno epitomatorum libri

Ex libro IV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12 (1,3 %)De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 8,1,19La­beo li­bro quar­to pos­te­rio­rum a Ia­vo­le­no epi­to­ma­to­rum. Ei fun­do, quem quis ven­dat, ser­vi­tu­tem im­po­ni, et si non uti­lis sit, pos­se ex­is­ti­mo: vel­uti si aquam ali­cui de­de­re du­ce­re non ex­pe­di­ret, ni­hi­lo mi­nus con­sti­tui ea ser­vi­tus pos­sit: quae­dam enim de­be­re ha­be­re pos­su­mus, quam­vis ea no­bis uti­lia non sunt.

Labeo lib. IV. Posterior. a Javoleno epitom. Dass dem Landgute, welches Jemand verkauft, eine Dienstbarkeit auferlegt werden könne, selbst wenn sie von keinem Nutzen, ist, glaube ich wohl; so z. B. kann, wenn Jemandem eine Wasserleitung gar nichts helfen würde, dennoch diese Dienstbarkeit nichts desto weniger bestellt werden; denn wir können, ein Recht auf Etwas haben, ohne dass es uns von Nutzen ist.

Dig. 18,1,78La­beo li­bro quar­to pos­te­rio­rum a Ia­vo­le­no epi­to­ma­to­rum. Fis­tu­las emp­to­ri ac­ces­su­ras in le­ge dic­tum erat: quae­re­ba­tur, an cas­tel­lum, ex quo fis­tu­lis aqua du­ce­re­tur, ac­ce­de­ret. re­spon­di ap­pa­re­re id ac­tum es­se, ut id quo­que ac­ce­de­ret, li­cet scrip­tu­ra non con­ti­ne­tur. 1Fun­dum ab eo emis­ti, cu­ius fi­lii post­ea tu­te­lam ad­mi­nis­tras, nec va­cuam ac­ce­pis­ti pos­ses­sio­nem. di­xi tra­de­re te ti­bi pos­ses­sio­nem hoc mo­do pos­se, ut pu­pil­lus et fa­mi­lia eius de­ce­dat de fun­do, tunc de­mum tu in­gre­dia­ris pos­ses­sio­nem. 2Qui fun­dum ea le­ge eme­rat, ut so­lu­ta pe­cu­nia tra­de­re­tur ei pos­ses­sio, duo­bus he­redi­bus re­lic­tis de­ces­sit: si unus om­nem pe­cu­niam sol­ve­rit, par­tem fa­mi­liae her­cis­cun­dae iu­di­cio ser­va­bit: nec, si par­tem sol­vat, ex emp­to cum ven­di­to­re aget, quon­iam ita con­trac­tum aes alie­num di­vi­di non po­tuit. 3Fru­men­ta quae in her­bis erant cum ven­di­dis­ses, di­xis­ti te, si quid vi aut tem­pes­ta­te fac­tum es­set, prae­sta­tu­rum: ea fru­men­ta ni­ves cor­ru­pe­runt: si im­mo­de­ra­tae fue­runt et con­tra con­sue­tu­di­nem tem­pes­ta­tis, agi te­cum ex emp­to pot­erit.

Labeo. lib. IV. Pithan. a Javoleno epitom. In einem Contracte war bestimmt worden, dass die Wasserröhren dem Käufer darein gegeben sein sollten. Es wurde angefragt, ob auch der Wasserkasten, aus welchem mittelst der Röhren das Wasser hergeleitet wird, als Zubehör anzusehen sei? Ich antwortete, es liege am Tage, dass die Betheiligten auch diesen als Zubehör betrachtet haben, wenn gleich die Kaufurkunde solches nicht ausspreche. 1Du hast ein Landgut von Jemandem gekauft, ohne noch zum Besitze desselben zu gelangen, und später die Vormundschaft über den Sohn des Verkäufers zur Verwaltung erhalten. Hier habe ich mich [auf Befragen] dahin ausgesprochen, du könnest dir selbst den Besitz auf die Art übergeben, dass der Unmündige und dessen Gesinde das Grundstück verlassen, und darauf du den Besitz antrittst. 2Jemand, welcher ein Grundstück unter der Bedingung gekauft hatte, dass ihm nach Bezahlung des Kaufpreises der Besitz übergeben werden sollte, starb mit Hinterlassung zweier Erben; wenn einer von diesen den ganzen Kaufschilling bezahlt, so erhält er [vom Andern] die Hälfte durch die Erbtheilungsklage ersetzt; wenn er aber blos seinen Theil zahlt, so kann er den Verkäufer aus dem Kaufe nicht belangen, weil eine der Art eingegangene Schuld nicht theilbar ist. 3Als du Getreide auf dem Halme verkauftest, versprachst du, du würdest, wenn dasselbe durch ein unabwendbares Naturereigniss11Vis; es ist vis major zu verstehen. oder Ungewitter beschädigt würde, den Schaden ersetzen; das Getreide wurde durch den Schnee zu Grunde gerichtet; wenn der Schnee zu stark und ungewöhnlich war, so findet gegen dich die Klage aus dem Kaufe Statt.

Dig. 18,4,24La­beo li­bro quar­to pos­te­rio­rum a Ia­vo­le­no epi­to­ma­to­rum. He­redi­ta­tem Cor­ne­lii ven­di­dis­ti: de­in­de At­tius, cui a te he­rede Cor­ne­lius le­ga­ve­rat, prius­quam le­ga­tum ab emp­to­re per­ci­pe­ret, te fe­cit he­redem: rec­te pu­to ex ven­di­to te ac­tu­rum ut ti­bi prae­ste­tur, quia id­eo eo mi­nus he­redi­tas ven­ie­rit, ut id le­ga­tum prae­sta­ret emp­tor, nec quic­quam in­ter­sit, utrum At­tio, qui te he­redem fe­ce­rit, pe­cu­nia de­bi­ta sit, an le­ga­ta­rio.

Labeo. lib. IV. Posterior. a Javoleno epitom. Du hast die Erbschaft des Cornelius verkauft; hierauf hat dich Attius, dem du, als Erbe des Cornelius, ein Vermächtniss zu entrichten hattest, ehe er das Vermächtniss vom Käufer berichtigt erhielt, zum Erben eingesetzt. Ich glaube, dass du mit vollem Rechte mit der Klage aus dem Verkaufe auf Entrichtung [des Vermächtnisses] dringen kannst, weil die Erbschaft deswegen wohlfeiler verkauft worden ist, damit der Käufer jenes Vermächtniss entrichte, und es keinen Unterschied begründet, ob dem Attius, welcher dich zum Erben eingesetzt hat, die zu entrichtende Geldsumme aus einer Schuldverbindlichkeit, oder als Vermächtniss gebührt.

Dig. 19,1,50La­beo li­bro quar­to pos­te­rio­rum a Ia­vo­le­no epi­to­ma­to­rum. Bo­na fi­des non pa­ti­tur, ut, cum emp­tor ali­cu­ius le­gis be­ne­fi­cio pe­cu­niam rei ven­di­tae de­be­re de­sis­set an­te­quam res ei tra­da­tur, ven­di­tor tra­de­re com­pel­le­tur et re sua ca­re­ret. pos­ses­sio­ne au­tem tra­di­ta fu­tu­rum est, ut rem ven­di­tor ae­que amit­te­ret, ut­po­te cum pe­ten­ti eam rem pe­ti­tor ei ne­que ven­di­dis­set ne­que tra­di­dis­set.

Ad Dig. 19,1,50Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 123, Note 3.Labeo lib. IV. Posterior. a Javoleno epitom. Der gute Glaube gestattet nicht, dass, wenn der Käufer vermöge eines Gesetzes aufgehört hat, zur Zahlung des Preises für eine verkaufte Sache verpflichtet zu sein, bevor die Sache selbst übergeben worden ist, der Verkäufer zur Uebergabe genöthigt werde und seine Sache verlieren solle; wenn aber der Besitz übergeben worden ist, so wird der Verkäufer die Sache ebensowenig22Aeque amitteret. Diese Stelle hat Schwierigkeiten, die sich nicht völlig und evident lösen lassen; die Glosse verwickelt sich darüber schon in unverständliche Erklärungen. Im übrigen verweise ich auf die Göttinger C. J. Ausgabe in der Note zu dieser Stelle; das aeque ist jeden Falls als Negation zu verstehen. verlieren, wenn nämlich dem [in diesem Fall] die Sache Zurückfordernden der Käufer die Einrede der verkauften und übergebenen Sache entgegensetzt, indem in Folge dessen die Sache so angesehen wird, als wenn der Kläger an ihn weder verkauft, noch ihm [jene] übergeben hätte.

Dig. 19,2,28La­beo li­bro quar­to pos­te­rio­rum epi­to­ma­to­rum a Ia­vo­le­no. Quod si do­mi ha­bi­ta­tio­ne con­duc­tor ae­que usus fuis­set, 1prae­sta­tu­rum et­iam eius do­mus mer­ce­dem, quae vi­tium fe­cis­set, de­be­ri pu­tat. 2Idem iu­ris es­se, si po­tes­ta­tem con­du­cen­di ha­be­bat, uti pre­tium con­duc­tio­nis prae­sta­ret. sed si lo­ca­tor con­duc­to­ri po­tes­ta­tem con­du­cen­dae do­mus non fe­cis­set et is in qua ha­bi­ta­ret con­du­xis­set, tan­tum ei prae­stan­dum pu­tat, quan­tum si­ne do­lo ma­lo prae­sti­tis­set. ce­te­rum si gra­tui­tam ha­bi­ta­tio­nem ha­buis­set, pro por­tio­ne tem­po­ris ex lo­ca­tio­ne do­mus de­du­cen­dum es­se.

Labeo lib. IV. Posterior. a Javoleno epitom. Hat aber der Miethsmann die Bewohnung eines Hauses demungeachtet fortgesetzt, so muss er den Miethzins bezahlen. 1Auch der Miethzins für ein baufälliges Haus, muss nach seiner Ansicht berichtigt werden. 2Dasselbe ist Rechtens, wenn [der Vermiether] Gelegenheit gehabt hat, [dem Miethsmann eine ebenso bequeme] Miethe zu verschaffen, und den Miethzins dafür entrichten wollte. Wenn hingegen der Vermiether dem Miethsmann keine Gelegenheit, ein Haus zu miethen, verschafft hat, und dieser selbst eine andere Miethe zu suchen genöthigt gewesen ist, so muss demselben, nach seiner (des Javolenus) Ansicht, soviel ersetzt werden, als er, ohne dass Arglist im Spiel ist, dieselbe hat theuerer bezahlen müssen. Hat er endlich eine Wohnung umsonst eingeräumt erhalten, so kann er auch von der Miethe des [erstern] Hauses nach Maassgabe der Zeit einen Abzug machen.

Dig. 19,2,58La­beo li­bro quar­to pos­te­rio­rum a Ia­vo­le­no epi­to­ma­to­rum. In­su­lam uno pre­tio to­tam lo­cas­ti et eam ven­di­dis­ti ita, ut emp­to­ri mer­ce­des in­qui­li­no­rum ac­ce­de­rent. quam­vis eam con­duc­tor ma­io­re pre­tio lo­ca­ret, ta­men id emp­to­ri ac­ce­dit, quod ti­bi con­duc­tor de­beat. 1In ope­ris lo­ca­tio­ne non erat dic­tum, an­te quam diem ef­fi­ci de­be­ret: de­in­de, si ita fac­tum non es­set, quan­ti lo­ca­to­ris in­ter­fuis­set, tan­tam pe­cu­niam con­duc­tor pro­mi­se­rat. ea­te­nus eam ob­li­ga­tio­nem con­tra­hi pu­to, qua­te­nus vir bo­nus de spa­tio tem­po­ris aes­ti­mas­set, quia id ac­tum ap­pa­ret es­se, ut eo spa­tio ab­sol­ve­re­tur, si­ne quo fie­ri non pos­sit. 2Qui­dam in mu­ni­ci­pio ba­li­neum prae­stan­dum an­nuis vi­gin­ti num­mis con­du­xe­rat et ad re­fec­tio­nem for­na­cis fis­tu­la­rum si­mi­lium­que re­rum cen­tum num­mi ut prae­sta­ren­tur ei, con­ve­ne­rat: con­duc­tor cen­tum num­mos pe­te­bat. ita ei de­be­ri di­co, si in ea­rum re­rum re­fec­tio­nem eam pe­cu­niam im­pen­di sa­tis­da­ret.

Labeo lib. IV. Posterior. a Javoleno epitom. Du hast ein ganzes Gehöfte um einen Preis im Ganzen vermiethet, und dasselbe unter der Bedingung verkauft, dass der von den Miethsleuten zu entrichtende Miethzins dem Käufer gehören solle; wenn hier auch der Miether dasselbe anderweit für einen höhern Preis vermiethet hat, so fällt doch nur dasjenige an den Käufer, wozu der Miether dir verpflichtet ist. 1Bei der Bestellung eines Werks war bevorwortet worden, es solle bis zu einem bestimmten Tage fertig sein und es hatte der Uebernehmer dabei, wenn es nicht fertig wäre, dem Besteller soviel [als Entschädigung] versprochen, als er dabei betheiligt wäre; hier ist meiner Ansicht nach die Verbindlichkeit insofern eingegangen zu verstehen, als ein rechtlicher Mann den Zeitraum schätzt, weil angenommen wird, dass das Uebereinkommen in der Art getroffen worden sei, [das Werk] solle [wenigstens] binnen eines solchen Zeitraums fertig sein, ohne welchen dessen Vollendung unmöglich war. 2Es hatte Jemand in einer Municipalstadt den Gebrauch eines Bades für jährlich zwanzig Geldstücke gemiethet, und dabei war ausgemacht worden, dass zur Ausbesserung des Ofens, der Röhren und ähnlicher Stücke ihm hundert verabreicht werden sollten; diese hundert forderte nun der Miether; meiner Ansicht nach brauchen ihm dieselben nur gegen Sicherheitsleistung, das Geld wirklich auf die Ausbesserung jener Gegenstände zu verwenden, ausgezahlt zu werden.

Dig. 40,12,42La­beo li­bro quar­to pos­te­rio­rum. Si ser­vus quem eme­ras ad li­ber­ta­tem pro­cla­ma­vit et ab iu­di­ce per­pe­ram pro eo iu­di­ca­tum est et do­mi­nus eius ser­vi post rem con­tra te iu­di­ca­tam te he­redem fe­cit aut alio quo no­mi­ne is tuus es­se coe­pis­set, pe­te­re eum tuum es­se poteris nec ti­bi ob­sta­bit rei iu­di­ca­tae prae­scrip­tio. Ia­vo­le­nus: haec ve­ra sunt.

Labeo lib. IV. Posterior. Wenn der Sclave, welchen du gekauft hattest, auf die Freiheit Anspruch erhoben, und der Richter fälschlich für ihn erkannt hat, und der Herr jenes Sclaven, nachdem die Sache gegen dich entschieden worden, dich zu seinem Erben gemacht, oder der Sclave auf irgend eine Weise dir zu gehören angefangen hat, so wirst du ihn als den deinigen fordern können, und es wird dir der Einwand der rechtlich entschiedenen Sache nicht entgegenstehen. Javolenus [bemerkt hierzu]: dies ist wahr.