Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Iul.Fer. II
Ad Ferocem lib.Iuliani Ad Ferocem libri

Ad Ferocem libri

Ex libro II

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2 (1,9 %)De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4 (2,5 %)De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9 (3,9 %)Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 9,4,41Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Cum ser­vus com­mu­nis al­te­ri do­mi­no­rum dam­num in­iu­ria de­dit, id­cir­co le­gis Aqui­liae ac­tio non est, quia, si ex­tra­neo dam­num de­dis­set, cum al­te­ro in so­li­dum le­ge Aqui­lia agi pos­set: sic­uti, cum ser­vus com­mu­nis fur­tum fe­ce­rit, cum al­te­ro do­mi­no fur­ti agi non pot­est, sed com­mu­ni di­vi­dun­do agi pot­est.

Idem lib. II. ad Urseium Ferocem. Wenn ein Zweien gemeinschaftlich gehöriger Sclav dem einen seiner Herren einen widerrechtlichen Schaden zugefügt hat, so findet deshalb die Aquilische Klage nicht Statt, weil, wenn er einem Dritten geschadet hätte, wider den einen von beiden allein die Aquilische Klage auf das Ganze erhoben werden kann; gleichwie wenn ein Zweien gemeinschaftlich gehöriger Sclav [den einen von beiden] bestohlen hat, wider den andern nicht die Diebstahlsklage, sondern nur die Gemeingutstheilungsklage angestellt werden kann.

Dig. 10,2,52Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Mae­vius, qui nos he­redes fe­cit, rem com­mu­nem ha­buit cum At­tio: si cum At­tio com­mu­ni di­vi­dun­do egis­se­mus et no­bis ea res ad­iu­di­ca­ta es­set, ven­tu­ram eam in fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cio Pro­cu­lus ait. 1Ser­vus li­ber et he­res es­se ius­sus id quod ex ra­tio­ni­bus quas pa­tri fa­mi­lias ges­sis­set pe­nes se re­ti­ne­ret iu­di­cio fa­mi­liae er­cis­cun­dae co­he­redi­bus suis prae­sta­bit. 2Ar­bi­ter fa­mi­liae er­cis­cun­dae in­ter me et te sump­tus quae­dam mi­hi, quae­dam ti­bi ad­iu­di­ca­re vo­le­bat, pro his re­bus al­te­rum al­te­ri con­dem­nan­dos es­se in­tel­le­ge­bat: quae­si­tum est, an pos­sit pen­sa­tio­ne ul­tro ci­tro­que con­dem­na­tio­nis fac­ta eum so­lum, cu­ius sum­ma ex­ce­de­ret, eius dum­ta­xat sum­mae, quae ita ex­ce­de­ret, dam­na­re. et pla­cuit pos­se id ar­bi­trum fa­ce­re. 3Cum fa­mi­liae er­cis­cun­dae vel com­mu­ni di­vi­dun­do agi­tur, uni­ver­sae res aes­ti­ma­ri de­bent, non sin­gu­la­rum re­rum par­tes.

Idem lib. II. ad Urseium Ferocem. Mävius, der uns zu Erben eingesetzt hat, besass eine mit dem Attius ihm gemeinschaftlich gehörige Sache; wenn wir wider den Attius die Gemeingutstheilungsklage erhoben haben, und uns die Sache zuerkannt worden ist, so, sagt Proculus, wird dieselbe Gegenstand der Erbtheilungsklage. 1Ein [im Testament] freigelassener und zum Erben eingesetzter Sclav muss dasjenige, was er aus für den Familienvater geführten Rechnungen noch in Händen hat, vermöge der Erbtheilungsklage seinen Miterben gewähren. 2Der Schiedsrichter der Erbtheilung zwischen mir und dir wollte einige entstandene Kosten mir und andere dir zuerkennen; er sah ein, dass er statt dessen jeden dem andern verurtheilen müsse; es entstand nun die Frage, ob er, nach gegenseitiger Aufhebung der Verurtheilung den, dessen Betrag höher ist, um die übersteigende Summe allein verurtheilen könne? Man hat sich dahin entschieden, dass dem Schiedsrichter dies frei stehe. 3Wenn die Erbtheilungs- oder Gemeingutstheilungsklage erhoben werden, so müssen die Sachen ganz und nicht die Theile derselben einzeln geschätzt werden.

Dig. 10,3,5Iu­lia­nus li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Sed si res non de­fen­de­re­tur et id­eo ius­si su­mus a prae­to­re eas ae­des pos­si­de­re et ex hoc do­mi­nium ea­rum nan­cis­ce­re­mur, re­spon­dit Pro­cu­lus com­mu­ni di­vi­dun­do iu­di­cio par­tem eius im­pen­sae me ser­va­tu­rum es­se.

Julian. lib. II. ad Urseium Ferocem. Wenn aber eine Sache von Niemand vertheidigt wird, und wir deshalb in den Besitz jener Gebäude vom Prätor eingewiesen worden sind, und dadurch deren Eigenthum erlangt haben, dann, sagt Proculus, würde ich den Kostenantheil durch die Gemeingutstheilungsklage erhalten.

Dig. 23,3,48Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Ta­li fac­ta sti­pu­la­tio­ne: ‘de­cem in an­no pro­xi­mo do­tis no­mi­ne da­re spon­des?’ quae­si­tum est, an­nus ex quo tem­po­re es­set nu­me­ran­dus, utrum ex die sti­pu­la­tio­nis fac­tae an ex eo die, quo dos es­se po­tuis­set, id est nup­tia­rum. et re­spon­sum est ex die nup­tia­rum an­num es­se nu­me­ran­dum, ne, si ali­ter ob­ser­va­re­mus, si in­tra an­num nup­tiae fac­tae non sint, vi­de­ri pos­sit dos ex ea ob­li­ga­tio­ne de­be­ri. 1So­cer ge­ne­ro suo sic le­ga­ve­rat: ‘Lu­cio Ti­tio fi­liae meae no­mi­ne cen­tum he­res meus dam­nas es­to da­re’. hanc pe­cu­niam ge­ne­rum pe­te­re de­be­re, ex­ac­tam ac­cep­tam le­ga­tis re­fer­ri, sed di­vor­tio fac­to de do­te ac­tio­ne mu­lie­ri red­den­dam Pro­cu­lus re­spon­dit et ni­hi­lo mi­nus do­tis es­se fac­tam. Iu­lia­nus no­tat: im­mo nec fi­liae, si vo­lue­rit, de­ne­gan­da est hu­ius­mo­di ac­tio.

Idem lib. II. ad Ursej. Feroc. Als eine Stipulation folgender Art eingegangen worden war: du versprichst Zehn im nächsten Jahre zum Heirathsgut zugeben? so hat man gefragt, von welcher Zeit an das Jahr zu rechnen wäre, ob von dem Tage der geschehenen Stipulation, oder von dem Tage, wo ein Heirathsgut hätte Statt finden können, das heisst [von dem Tage] der Ehe? Und man hat zum Bescheid gegeben, dass das Jahr vom Tag der Ehe an zu rechnen sei, damit es nicht, wenn wir etwas Anderes beobachten wollten, [in dem Falle,] wenn die Ehe innerhalb eines Jahres nicht erfolgt wäre, scheinen könne, als werde ein Heirathsgut in Folge jener Verbindlichkeit geschuldet11Was doch widersinnig sein würde, da ein Heirathsgut ohne Ehe nicht gedacht werden kann. Auf ähnliche Art erklärt das Schol. Basil. Tom. IV. p. 592. not. o. diese Stelle und so stellt sich auch das von Haloander eingeschobene non als unstatthaft dar.. 1Ein Schwiegervater hatte seinem Schwiegersohn so legirt: dem Lucius Titius soll mein Erbe [als Heirathsgut] für meine Tochter Hundert zu geben schuldig sein22Damnas esto. Diese Stelle ist aus dem vorjustin. Recht zu erklären. Es hatte nämlich das legatum per damnationem die Wirkung, dass die legirte Sache fürs Erste bei dem Erben blieb, der Legatar aber eine persönliche Klage gegen denselben auf Herausgabe der Sache erhielt. Es war also das Vermächtniss einer Forderung, aber einer so strengen, als wäre darüber bereits ein Urtheil gefällt. Hieraus erklärt es sich, warum nach unserer Stelle der Legatar die Sache fordern soll, und dass nach aufgelöster Ehe die Klage der Frau gegen den Mann in der Regel dahin ging, dass er ihr jene Klage auf das Legat abtreten solle. Denn es war keine Sache, sondern nur eine Forderung Gegenstand des durch das Legat bestellten Heirathsguts. Hatte freilich der Mann seine Forderung geltend gemacht, so war nun statt dieser das dem Mann vom Erben Geleistete Gegenstand des Heirathsguts. Nach der Meinung des Julianus soll die Frau auch vor der Scheidung die Klage auf Herausgabe des Heirathsguts aus dem Legat haben und also mit dem Manne concurriren. Vgl. über die ganze Stelle Hasse a. a. O. S. 321. ff.; Proculus hat zum Bescheid gegeben, dass der Schwiegersohn dies Geld fordern, dass das Empfangene als Legat empfangen eingetragen werden müsse, dass aber, wenn eine Scheidung Statt gefunden habe, der Frau die Klage wegen des Heirathsguts zu geben sei und dass [diese Klage] nichts desto weniger Gegenstand des Heirathsguts geworden sei. Julianus bemerkt: vielmehr ist auch der Tochter, wenn sie will, eine Klage dieser Art nicht zu versagen.

Dig. 23,4,22Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Qui­dam fun­dum do­tis cau­sa ab uxo­re sua ac­ce­pe­rat in­ter­que eos con­ve­ne­rat, ut mer­ce­des eius fun­di vir uxo­ri an­nui no­mi­ne da­ret: de­in­de eum fun­dum vir ma­tri mu­lie­ris cer­ta pen­sio­ne co­len­dum lo­ca­ve­rat ea­que, cum mer­ce­des eius fun­di de­be­ret, de­ces­se­rat et fi­liam suam so­lam he­redem re­li­que­rat et di­vor­tium fac­tum erat: vir de­in­de pe­te­bat a mu­lie­re mer­ce­des, quas ma­ter de­bue­rat. pla­cuit ex­cep­tio­nem mu­lie­ri da­ri non de­be­re ‘ac si in­ter se et vi­rum non con­ve­nis­set, ut hae mer­ce­des si­bi ali­men­to­rum no­mi­ne da­ren­tur’, cum fu­tu­rum sit, ut quo­dam­mo­do do­na­tio­nes in­ter vi­rum et uxo­rem con­fir­men­tur: nam quod an­nui no­mi­ne da­tur, spe­cies est do­na­tio­nis.

Idem lib. II. Ursej. Feroc. Jemand hatte von seiner Ehefrau als Heirathsgut ein Grundstück erhalten und zwischen ihnen war die Uebereinkunft getroffen worden, dass der Mann der Ehefrau die Pachtgelder von diesem Grundstück als Jahrgeld geben sollte; sodann hatte der Mann jenes Grundstück der Mutter der Frau für einen bestimmten Pachtzins zum Bebauen verpachtet, und diese war, als sie die Pachtgelder für jenes Grundstück schuldete, gestorben und hatte ihre Tochter als alleinige Erbin hinterlassen, und [unterdessen] war eine Scheidung erfolgt; der Mann forderte nun von der Frau die Pachtgelder, welche ihre Mutter geschuldet hatte; man hat angenommen, dass der Frau die Einrede: es wäre zwischen ihr und [ihrem] Manne die Uebereinkunft getroffen worden, dass ihr diese Pachtgelder als Unterhalt gegeben werden sollten33Der Inhalt der Einrede ist im Lateinischen negativ bedingt ausgedrückt: ac si inter se et virum non convenisset etc., welche Form bekanntlich die übliche war. Vgl. auch v. Glück XXVI. S. 117., nicht gegeben werden müsse, da es [sonst] geschehen würde, dass auf gewisse Art Schenkungen zwischen einem Mann und seiner Ehefrau bestätigt würden; denn was als Jahrgeld gegeben wird, ist eine Art Schenkung.

Dig. 24,3,32Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Si prior ma­ri­tus pos­te­rio­ri do­tis no­mi­ne tam­quam de­bi­tor mu­lie­ris do­tem pro­mi­se­rit, non plus quam id quod fa­ce­re pos­sit do­tis fu­tu­rum es­se.

Idem lib. II. ad Ursej. Feroc. Wenn der erste Ehemann als Schuldner der Frau dem zweiten das Heirathsgut als solches versprochen hätte, so würde nicht mehr, als das, was er leisten könne, Gegenstand des Heirathsguts sein.

Dig. 24,3,59Iu­lia­nus li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Fi­liae meae em­an­ci­pa­tae et ae­grae vir in hoc re­pu­dium mi­sit, ut mor­tua ea do­tem po­tius he­redi­bus eius quam mi­hi red­de­ret. Sa­b­inus di­ce­bat uti­le mi­hi eius do­tis re­ci­pe­ran­dae iu­di­cium dan­dum es­se: Gaius idem.

Julian. lib. II. ad Ursej. Feroc. Der Mann hat an meine aus meiner väterlichen Gewalt entlassene und kranke Tochter eine Kündigung in der Absicht ergehen lassen, damit er, wenn sie gestorben wäre, das Heirathsgut lieber ihren Erben, als mir zurückgebe; Sabinus sagte, dass mir eine analoge Klage zur Wiedererlangung dieses Heirathsguts zu geben sei; Gajus [sagte] dasselbe.

Dig. 28,5,8Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Duo so­cii quen­dam ser­vum com­mu­nem tes­ta­men­to fac­to he­redem et li­be­rum es­se ius­se­rant: rui­na si­mul op­pres­si per­ie­rant. ple­ri­que re­spon­de­runt hoc ca­su duo­bus or­ci­num he­redem ex­is­te­re, et id est ve­rius. 1Sed et si sub ea­dem con­di­cio­ne ser­vum com­mu­nem uter­que so­cius li­be­rum he­redem­que es­se ius­sis­set ea­que ex­sti­tis­set, idem iu­ris erit.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 39,6,21Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Eum, qui ut ad­iret he­redi­ta­tem pe­cu­niam ac­ce­pis­set, ple­ri­que, in qui­bus Pris­cus quo­que, re­spon­de­runt mor­tis cau­sa eum ca­pe­re.

Idem lib. II. ad Ursej. Feroc. Hinsichtlich Desjenigen, welcher Geld empfangen, damit er eine Erbschaft antrete, begutachteten die Meisten, unter welchen auch Priscus, dass er auf den Todesfall erwerbe.

Dig. 40,2,6Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Ser­vus com­mu­nis quin a mi­no­ri­bus vi­gin­ti an­nis do­mi­nis pos­sit apud con­si­lium ma­nu­mit­ti, quam­vis unus ex so­ciis cau­sam ad­pro­ba­ve­rit, du­bium non est.

Idem lib. II. ad Ursej. Feroc. Es ist nicht zweifelhaft, dass ein gemeinschaftlicher Sclave von seinen Herren, welche jünger als zwanzig Jahre sind, vor dem Rath freigelassen werden könne, wenngleich nur einer von den Mitherren einen Grund bewiesen haben wird.

Dig. 40,4,18Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Qui duos he­redes in­sti­tue­bat, post al­te­rius mor­tem ser­vum li­be­rum es­se ius­se­rat: is ex cu­ius mor­te li­ber­tas pen­de­bat, vi­vo tes­ta­to­re de­ces­se­rat. Sa­b­inus re­spon­dit li­be­rum fu­tu­rum. 1Haec con­di­cio ‘cum mo­riar, li­ber es­to’ vi­tae tem­pus com­plec­ti­tur et id­cir­co in­uti­lis es­se vi­de­tur. sed me­lius est ver­ba be­ni­gnius in­ter­pre­ta­ri, ut post mor­tem suam vi­dea­tur tes­ta­tor ei li­ber­ta­tem re­li­quis­se. 2Sed mul­to ma­gis haec ‘ad an­num li­ber es­to’ vel ita ac­ci­pi pot­est ‘post an­num, quam mo­riar, li­ber es­to’ et, li­cet hoc mo­do ac­ci­pia­tur ‘post an­num, quam hoc tes­ta­men­tum fac­tum erit, li­ber es­to’, si eve­ne­rit, ut in­tra an­num tes­ta­tor de­ce­dat, in­uti­lis non erit.

Idem lib. II. ad Ursej. Feroc. Jemand, welcher zwei Erben einsetzte, hatte verordnet, dass nach dem Tode des einen ein Sclave frei sein solle; der, von dessen Tode die Freiheit abhing, war beim Leben des Testators verstorben. Sabinus hat das Gutachten ertheilt, dass [der Sclave] frei sein werde. 1Diese Bedingung: wenn ich sterben werde, soll er frei sein44S. Cuj. Obs. III. 34. Hieron. Eleni Diatr. lib. II. cap. 16. (T. O. II. 1443.), umfasst die Lebenszeit, und deshalb scheint [die Freiheitsertheilung] wirkungslos zu sein; aber es ist richtiger, wenn man die Worte billiger erklärt, so dass der Testator nach seinem Tode dem [Sclaven] die Freiheit hinterlassen zu haben scheint. 2Aber noch vielmehr kann diese [Bedingung:] er soll auf ein Jahr frei sein, so verstanden werden: er soll ein Jahr, nachdem ich gestorben sein werde, frei sein; und wenn man sie auch so versteht: er soll ein Jahr, nachdem dieses Testament errichtet sein wird, frei sein, so wird [die Freiheitsertheilung] doch nicht wirkungslos sein, sobald der Fall eingetreten ist, dass der Testator innerhalb eines Jahres starb.

Dig. 40,9,7Iu­lia­nus li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Si quis in­te­gris fa­cul­ta­ti­bus co­di­cil­los con­fir­ma­vit, de­in­de, cum con­si­lium cre­di­to­rum frau­dan­do­rum ce­pis­set, li­ber­ta­tes co­di­cil­lis de­de­rit, op­ti­ne­ri non pot­est, quo mi­nus le­ge li­ber­ta­tes in­ter­pel­la­ren­tur: nam con­si­lium tes­ta­to­ris frau­du­len­tum non eo tem­po­re ob­ser­va­tur, quo co­di­cil­li con­fir­man­tur, sed quo li­ber­tas co­di­cil­lis da­tur. 1Mi­nor an­nis vi­gin­ti cum ser­vum ma­nu­mit­te­re vel­let nec ius­tam cau­sam ad con­si­lium ma­nu­mit­ten­di ha­be­ret, ti­bi eum ut ma­nu­mit­te­res de­dit: ne­ga­vit eum Pro­cu­lus li­be­rum es­se, quon­iam fraus le­gi fac­ta es­set.

Julian. lib. II. ad Ursej. Feroc. Wenn Jemand in guten Vermögensumständen Codicille bestätigt, sodann, als er die Absicht, seine Gläubiger zu bevortheilen, gefasst hatte, Freiheitsertheilungen in den Codicillen vorgenommen hat, so kann das nicht gelten, dass die Freiheit nicht durch das Gesetz verhindert würde; denn es wird auf die betrügerische Absicht des Testators nicht zu der Zeit gesehen, wo die Codicille bestätigt werden, sondern zu der, wo die Freiheit durch die Codicille ertheilt wird. 1Jemand, welcher jünger als zwanzig Jahre ist, hat, da er einen Sclaven freilassen wollte, und vor dem Rath keinen rechtmässigen Grund zum Freilassen hatte, dir denselben gegeben, damit du ihn freilassen solltest. Proculus hat gesagt, dass derselbe nicht frei sei, weil eine Umgehung des Gesetzes Statt gefunden habe.

Dig. 45,1,61Iu­lia­nus li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Sti­pu­la­tio hoc mo­do con­cep­ta: ‘si he­redem me non fe­ce­ris, tan­tum da­re spon­des?’ in­uti­lis est, quia con­tra bo­nos mo­res est haec sti­pu­la­tio.

Julian. lib. II. ad Ursej. Ferocem. Eine auf diese Weise eingegangene Stipulation: gelobst du, wenn du mich nicht zum Erben einsetzest, mir so und soviel zu geben, ist ungültig, weil eine solche Stipulation gegen die guten Sitten verstösst.

Dig. 46,3,37Idem li­bro se­cun­do ad Ur­seium Fe­ro­cem. Quo­tiens unus ex fi­de­ius­so­ri­bus suam par­tem sol­vis­set, tam­quam neg­otium reo ges­sis­set, per­in­de ha­ben­dum est, ac si reus ip­se unius fi­de­ius­so­ris par­tem sol­vis­set: sed ta­men ut non ex sor­te de­ce­dat, sed is fi­de­ius­sor so­lus li­be­ra­tur, cu­ius no­mi­ne so­lu­tio fac­ta fue­rit.

Julian. lib. II. ad Ursej. Feroc. Wenn einer von mehreren Bürgen seinen Theil gezahlt hatte, gleich als hätte er das Geschäft des Schuldners geführt, so ist es ebenso anzusehen, als ob der Schuldner selbst den Theil des einen Bürgen gezahlt hätte, jedoch so, dass [das Gezahlte] nicht vom Hauptstamm abgeht, sondern es wird blos der Bürge befreit, in dessen Namen die Zahlung geschehen sein würde55Vgl. über diese Stelle Cujac. Observatt. XXVI. 4..