Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Iul.dig. XXI
Digestorum lib.Iuliani Digestorum libri

Digestorum libri

cum Notis Marcelli et Pauli et Scaevolae

Ex libro XXI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 26,1De tutelis (Von den Bevormundungen.)Dig. 26,2De testamentaria tutela (Von der testamentarischen Vormundschaft.)Dig. 26,3 (5,0 %)De confirmando tutore vel curatore (Von der Bestätigung des Tutor oder Curator.)Dig. 26,4De legitimis tutoribus (Von den gesetzlichen Vormündern.)Dig. 26,5De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt (Von den durch eine competente Obrigkeit bestellten Vormündern; ferner welche zu solchen Vormündern bestellt, und aus welchen Gründen diese eigentlich bestellt werden können.)Dig. 26,6Qui petant tutores vel curatores et ubi petantur (Von denen, welche um Vormünder oder Curatoren nachsuchen müssen, und wo dies geschehen soll.)Dig. 26,7 (0,6 %)De administratione et periculo tutorum et curatorum qui gesserint vel non et de agentibus vel conveniendis uno vel pluribus (Von der Verwaltung und Verantwortlichkeit der Tutoren und Curatoren, welche die Vormundschaft führten oder auch nicht, und von dem Verhältnisse derselben als Kläger oder Beklagte entweder einzeln oder in Mehrzahl.)Dig. 26,8 (5,3 %)De auctoritate et consensu tutorum et curatorum (Von der Ermächtigung und der Zustimmung der Vormünder und Curatoren.)Dig. 26,9Quando ex facto tutoris vel curatoris minores agere vel conveniri possunt (Wann aus der Handlung des Vormundes oder Curators Minderjährige klagen oder verklagt werden können.)Dig. 26,10De suspectis tutoribus et curatoribus (Von verdächtigen Vormündern und Curatoren.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 26,3,3Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Qui a pa­tre tu­tor scrip­tus est aut non ius­to tes­ta­men­to aut non ut le­ge prae­ci­pie­ba­tur, con­fir­man­dus est ad tu­te­lam ge­ren­dam per­in­de ac si ex tes­ta­men­to tu­tor es­set, id est ut sa­tis­da­tio ei re­mit­ta­tur.

Julian. lib. XXI. Digest. Ein Vormund, der vom Vater in einem ungültigen Testamente, oder nicht nach gesetzlicher Vorschrift bestellt wurde, muss zur Vormundschaftsführung erst bestätigt werden, und dies hat dieselbe Wirkung, als wenn er Vormund aus dem Testamente wäre, d. h. es wird ihm die Sicherheitsleistung erlassen.

Dig. 26,7,18Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Qui tu­tor neg­otia pu­pil­li ges­sit, quam­vis in nul­la re auc­tor pu­pil­lo fue­rit, quin tu­te­lae iu­di­cio te­n­ea­tur, du­bi­ta­ri non opor­tet: quid enim pro­hi­bet ita pa­tri­mo­nium pu­pil­li com­po­si­tum es­se, ut ni­hil ge­re­re ne­ces­se sit, in quo tu­to­ris auc­to­ri­tas in­ter­po­ni de­beat? 1Ex duo­bus tu­to­ri­bus si cum al­te­ro ac­tum fue­rit, al­ter non li­be­ra­bi­tur.

Jul. lib. XXI. Dig. Ein Vormund, der die Geschäfte des Mündels führte, ist ohne allen Zweifel der Vormundschaftsklage unterworfen, wenn er auch gleich den Pupillen [zu keinem Geschäft] ermächtigte. Ist es denn etwa unmöglich, dass das Vermögen des Mündels so beschaffen sei, dass gar kein Geschäft darin vorfalle, welches die Ermächtigung des Vormundes bedürfe? 1Wenn zwei Vormünder sind, und der eine ausgeklagt wurde, so wird dadurch der andere nicht befreit werden.

Dig. 26,8,12Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Si ser­vus com­mu­nis tuus et Ti­tii a pu­pil­la tua te auc­to­re ali­quam rem per tra­di­tio­nem ac­ce­pe­rit, to­ta ad Ti­tium per­ti­ne­bit. Marcellus notat: nam quod­cum­que ad om­nes do­mi­nos non pot­est per­ti­ne­re, id pro so­li­do ad eum, cui ad­quiri pot­est, per­ti­ne­re ve­te­res com­pro­ba­ve­runt.

Jul. lib. XXI. Dig. Wenn ein Sclav, welcher dir und dem Titius gemeinschaftlich gehört, unter deiner Ermächtigung etwas von deiner Pflegbefohlenen durch Uebergabe erhielt, so wird dies ganz dem Titius gehören. Denn nach einer Bemerkung des Marcellus stellten die alten Juristen den Satz auf, dass Alles, was nicht allen Eigenthümern [eines Sclaven] gehören11Beck leist hier pertinere, Andere pervenire. kann, dem ungetheilt erworben werde, welcher Eigenthümer davon werden kann.

Dig. 26,8,13Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Im­pu­be­res tu­to­re auc­to­re ob­li­gan­tur, et­iam­si ta­ceant: nam cum pe­cu­niam mu­tuam ac­ce­pe­rint, quam­vis ni­hil di­cant, auc­to­ri­ta­te tu­to­ris in­ter­po­si­ta te­nen­tur. qua­re et si non de­bi­ta pe­cu­nia his per­so­nis so­lu­ta fue­rit, quam­vis tac­ue­rint, in­ter­po­si­ta tu­to­ris auc­to­ri­tas suf­fi­cit, ut con­dic­tio­ne te­nean­tur.

Idem lib. XXI. Dig. Unmündige werden durch die Ermächtigung ihres Vormundes, selbst wenn sie dazu schweigen, verbindlich gemacht. Denn wenn sie ein Darlehn in Folge vormündlicher Ermächtigung empfingen, so sind sie [zur Rückgabe] verbindlich, wenn sie auch kein Wort dabei sprechen. Würde ihnen daher ein Geld als Nichtschuld gezahlt, so ist, wenn sie auch darüber sich nicht aussprachen, doch die Ermächtigung des Vormundes zu einer Condiction (indebiti) gegen sie hinreichend.

Dig. 27,2,4Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Qui fi­lium he­redem in­sti­tue­rat, fi­liae do­tis no­mi­ne, cum in fa­mi­lia nup­sis­set, du­cen­ta le­ga­ve­rat nec quic­quam prae­ter­ea et tu­to­rem eis Sem­pro­nium de­dit: is a co­gna­tis et a pro­pin­quis pu­pil­lae per­duc­tus ad ma­gis­tra­tum ius­sus est ali­men­ta pu­pil­lae et mer­ce­des, ut li­be­ra­li­bus ar­ti­bus in­sti­tue­re­tur, pu­pil­lae no­mi­ne prae­cep­to­ri­bus da­re: pu­bes fac­tus pu­pil­lus pu­be­ri iam fac­tae so­ro­ri suae du­cen­ta le­ga­ti cau­sa sol­vit. quae­si­tum est, an tu­te­lae iu­di­cio con­se­qui pos­sit, quod in ali­men­ta pu­pil­lae et mer­ce­des a tu­to­re ex tu­te­la prae­sti­tum sit. re­spon­di: ex­is­ti­mo, et­si ci­tra ma­gis­tra­tuum de­cre­tum tu­tor so­ro­rem pu­pil­li sui alue­rit et li­be­ra­li­bus ar­ti­bus in­sti­tue­rit, cum haec ali­ter ei con­tin­ge­re non pos­sent, ni­hil eo no­mi­ne tu­te­lae iu­di­cio pu­pil­lo aut sub­sti­tu­tis pu­pil­li prae­sta­re de­be­re.

Julian. lib. XXI. Dig. Jemand, der seinen Sohn zum Erben eingesetzt hatte, hatte seiner Tochter als Heirathsgut, wenn sie sich in der Familie verheirathet haben würde, Zweihundert, und Nichts weiter legirt, und ihnen den Sempronius zum Vormund ernannt; diesem ist, als er von den Verwandten und von den Angehörigen der Mündelin zur Obrigkeit geführt worden war, befohlen worden, der Mündelin Unterhalt und für die Mündelin ihren Lehrern Besoldungen zu geben, damit sie in den edlen Wissenschaften unterrichtet würde; als der Mündel mündig geworden ist, hat er seiner schon mündig gewordenen Schwester die Zweihundert in Folge des Legats gezahlt; man hat gefragt: ob er mit der Vormundschaftsklage das, was für den Unterhalt der Mündelin und für die Besoldungen vom Vormund aus dem Mündelvermögen geleistet sei, erlangen könne? Ich habe das Gutachten ertheilt: Ich bin der Meinung, dass, wenn auch ohne ein Decret der Obrigkeit der Vormund die Schwester seines Mündels ernährt und in den edlen Wissenschaften habe unterrichten lassen, da ihr das anders nicht hätte zu Theil werden können, doch deshalb auch die Vormundschaftsklage dem Mündel oder den Substituten des Mündels Nichts geleistet werden müsse.

Dig. 27,4,2Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Lon­ge ma­gis dan­dum est et si ra­tio­ni­bus dis­tra­hen­dis ac­tio in­ten­da­tur.

Julian. lib. XXI. Dig. Noch weit mehr ist sie zu geben, wenn auch die Klage zur Anfechtung der Rechnungen angestellt werden sollte.

Dig. 27,4,4Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. A tu­te­la re­mo­tus eo lo­co ha­be­ri de­bet, quo es­set fi­ni­ta tu­te­la, et sic­ut ac­tio­nes pa­ti­tur per­in­de ac si pu­pil­lus pu­bes fac­tus es­set, ita con­tra­rio iu­di­cio, si quid ei ab­erit, per­se­qui de­be­bit: ni­hil enim pro­hi­bet su­spec­tum tu­to­rem es­se, quam­vis com­plu­ra in rem pu­pil­li im­pen­de­rit, quae eum amit­te­re non opor­tet.

Julian. lib. XXI. Dig. Ein von der Vormundschaft Abgesetzter muss als in derselben Lage befindlich angesehen werden, in welcher er sich befinden würde, wenn die Vormundschaft beendigt wäre; und sowie er sich die Klagen [gegen sich] ebenso gefallen lassen muss, als wenn der Mündel mündig geworden wäre, so wird er mit der Gegenklage das, was ihm etwa fehlen wird, verfolgen dürfen; denn obwohl er Mehreres auf das Vermögen des Mündels verwendet hat, was er nicht verlieren muss, so verhindert das doch nicht, dass er ein verdächtiger Vormund sei.

Dig. 27,8,3Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Quod si tu­tor ab hac par­te cul­pa va­cet, non erit in­iquum ad­ver­sus ma­gis­tra­tus ac­tio­nem ei da­ri.

Julian. lib. XXI. Dig. Wenn aber der Vormund von dieser Seite von Schuld frei ist so wird es nicht unbillig sein, demselben gegen die Obrigkeiten eine Klage zu geben.

Dig. 27,8,5Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Duo tu­to­res par­ti­ti sunt in­ter se ad­mi­nis­tra­tio­nem tu­te­lae: al­ter si­ne he­rede de­ces­sit: quae­si­tum est, in ma­gis­tra­tum, qui non cu­ras­set ut ca­ve­re­tur, an in al­te­rum tu­to­rem ac­tio pu­pil­lo da­ri de­be­ret. re­spon­di ae­quius es­se in al­te­rum tu­to­rem da­ri quam in ma­gis­tra­tum: de­buis­se enim eum, cum sci­ret pu­pil­lo cau­tum non es­se, uni­ver­sa neg­otia cu­ra­re, et in ea par­te, quam al­te­ri tu­to­ri com­mi­sis­set, si­mi­lem es­se ei, qui ad ad­mi­nis­tra­tio­nem quo­run­dam neg­otio­rum pu­pil­li non ac­ces­sis­set: nam et­si ali­quam par­tem neg­otio­rum pu­pil­li ad­mi­nis­tra­ve­rit, te­ne­tur et­iam ob rem, quam non ges­sit, cum ge­re­re de­be­ret.

Julian. lib. XXI. Dig. Zwei Vormünder haben unter sich die Verwaltung der Vormundschaft getheilt, der eine ist ohne Erben verstorben; man hat gefragt, ob dem Mündel gegen die Obrigkeit, welche nicht dafür gesorgt hätte, dass Sicherheit gegeben wurde, oder gegen den anderen Vormund eine Klage gegeben werden müsste? Ich habe das Gutachten ertheilt, es sei billiger, dass sie gegen den anderen Vormund, als dass sie gegen die Obrigkeit gegeben werde; denn es hätte derselbe, da er wusste, dass dem Mündel keine Sicherheit gegeben sei, die gesammten Geschäfte besorgen sollen, und in Bezug auf den Theil derselben, welchen er dem anderen Vormunde anvertraut hätte, sei er dem gleich, welcher die Verwaltung einiger Geschäfte des Mündels gar nicht angetreten hätte; denn wenn er auch einen Theil der Geschäfte des Mündels verwaltet habe, so ist er [doch] auch wegen der Angelegenheiten gehalten, welche er nicht geführt hat, da er sie hätte führen sollen.

Dig. 27,10,7Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Con­si­lio et ope­ra cu­ra­to­ris tue­ri de­bet non so­lum pa­tri­mo­nium, sed et cor­pus ac sa­lus fu­rio­si. 1Cu­ra­tor demen­ti da­tus de­cre­to in­ter­po­si­to, uti sa­tis­da­ret, non ca­vit et ta­men quas­dam res de bo­nis eius le­gi­ti­mo mo­do alie­na­vit. si he­redes demen­tis eas­dem res vin­di­cent, quas cu­ra­tor alie­na­vit, et ex­cep­tio op­po­ne­tur ‘si non cu­ra­tor ven­di­de­rit’, re­pli­ca­tio da­ri de­bet ‘aut si sa­tis­da­tio­ne in­ter­po­si­ta se­cun­dum de­cre­tum ven­di­de­rit’. quod si pre­tio ac­cep­to cu­ra­tor cre­di­to­res fu­rio­si di­mi­sit, tri­pli­ca­tio do­li tu­tos pos­ses­so­res prae­sta­bit. 2Cum demen­tis cu­ra­to­rem, quia sa­tis non de­de­rat et res ma­le ad­mi­nis­tra­ret, pro­con­sul re­mo­ve­rit a bo­nis alium­que lo­co eius sub­sti­tue­rit cu­ra­to­rem, et hic pos­te­rior, cum nec ip­se sa­tis­de­dis­set, ege­rit cum re­mo­to neg­otio­rum ges­to­rum, post­ea­que he­redes demen­tis cum eo­dem neg­otio­rum ges­to­rum agant et is ex­cep­tio­ne rei iu­di­ca­tae in­ter se et cu­ra­to­rem uta­tur: he­redi­bus re­pli­ca­tio dan­da erit: ‘aut si is qui egit sa­tis­de­de­rat’. sed an re­pli­ca­tio cu­ra­to­ri pro­fu­tu­ra es­set, iu­dex aes­ti­ma­bit: nam si cu­ra­tor se­quens pe­cu­niam, quam ex con­dem­na­tio­ne con­se­cu­tus fue­rat, in rem fu­rio­si ver­tis­set, do­li tri­pli­ca­tio ob­sta­bit. 3Quae­si­tum est, an al­te­ri ex cu­ra­to­ri­bus fu­rio­si rec­te sol­ve­tur vel an unus rem fu­rio­si alie­na­re pos­sit. re­spon­di rec­te sol­vi. eum quo­que, qui ab al­te­ro ex cu­ra­to­ri­bus fun­dum fu­rio­si le­gi­ti­me mer­ca­re­tur, usu­cap­tu­rum, quia so­lu­tio ven­di­tio tra­di­tio fac­ti ma­gis quam iu­ris sunt id­eo­que suf­fi­cit unius ex cu­ra­to­ri­bus per­so­na, quia in­tel­le­gi­tur al­ter con­sen­ti­re: de­ni­que si prae­sens sit et ve­tet sol­vi, ve­tet venire vel tra­di, ne­que de­bi­tor li­be­ra­bi­tur ne­que emp­tor usu­ca­piet.

Julian. lib. XXI. Dig. Durch den Rath und die Bemühung des Curators muss nicht blos das Vermögen, sondern auch der Körper und die Wohlfahrt des Rasenden geschützt werden22Tueri ist hier als Passiv gebraucht. Vgl. v. Glück XXXIII. S. 235. Anm. 60.. 1Der einem Wahnsinnigen gegebene Curator hat auf das ertheilte Decret, dass er Bürgschaft bestellen sollte, keine Sicherheit gegeben, und doch einige Sachen aus dem Vermögen desselben auf gesetzliche Weise veräussert; wenn die Erben des Wahnsinnigen eben diese Sachen, welche der Curator veräussert hat, vindiciren sollten, und die Einrede entgegengesetzt werden wird: wenn der Curator nicht verkauft haben wird33Vgl. über diese negativ bedingte Form der Einrede die Bem. zu L. 22. D. de pact. dot. 23. 4. Ueber die gleich darauf folgende affirmative Fassung der Replik vgl. v. Glück a. a. O. S. 215. Anm. 7., so muss die Gegeneinrede gegeben werden: oder wenn er nach bestellter Bürgschaft einem Decret gemäss verkauft haben wird; wenn aber der Curator den Preis erhalten und die Gläubiger des Rasenden abgefunden hat, so wird die Triplik der bösen Absicht die Besitzer sichern. 2Wenn der Proconsul den Curator eines Wahnsinnigen, weil er keine Bürgschaft bestellt hatte, und das Vermögen schlecht verwaltete, von der Vermögens[-Verwaltung] entfernt, und einen anderen Curator an die Stelle desselben gesetzt haben wird, und dieser spätere, da auch er keine Bürgschaft bestellt hatte, gegen den abgesetzten mit der Geschäftsführungsklage geklagt haben sollte, und nachher die Erben des Wahnsinnigen gegen denselben mit der Geschäftsführungsklage klagen sollten, und derselbe sich der Einrede der zwischen ihm und dem Curator entschiedenen Sache bedienen sollte, so wird den Erben die Gegeneinrede zu geben sein: oder wenn der, welcher geklagt hat, Bürgschaft bestellt hatte. Aber ob dem Curator eine Triplik von Nutzen sein wird, wird der Richter bestimmen; denn wenn der zweite Curator das Geld, welches er aus der Verurtheilung erlangt hatte, zum Besten des Rasenden verwendet hatte, so wird die Triplik der bösen Absicht entgegenstehen44Vgl. über diese Stelle Keller über Litiscontestation. S. 335. ff. v Glück a. a. O. S. 216. ff.. 3Man hat gefragt, ob dem einen von zwei Curatoren eines Rasenden richtig gezahlt werden, oder ob einer allein eine Sache des Rasenden veräussern könne; ich habe das Gutachten ertheilt, es könne richtig gezahlt werden; auch der, welcher von dem einen der Curatoren ein Grundstück des Mündels gesetzmässig erkaufte, werde es ersitzen, weil Zahlung, Verkauf, Uebergabe mehr etwas Thatsächliches als Rechtliches sind. Und darum genügt die Person eines einzigen von den Curatoren, weil man annimmt, dass der andere einstimme; sonach wird, wenn er gegenwärtig sein und verbieten sollte, dass gezahlt, verbieten sollte, dass verkauft, oder übergeben werde, weder der Schuldner befreit werden, noch der Käufer ersitzen.