Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.Sab. XLVIII
Ad Massurium Sabinum lib.Ulpiani Ad Massurium Sabinum libri

Ad Massurium Sabinum libri

Ex libro XLVIII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 26,1De tutelis (Von den Bevormundungen.)Dig. 26,2De testamentaria tutela (Von der testamentarischen Vormundschaft.)Dig. 26,3De confirmando tutore vel curatore (Von der Bestätigung des Tutor oder Curator.)Dig. 26,4De legitimis tutoribus (Von den gesetzlichen Vormündern.)Dig. 26,5De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt (Von den durch eine competente Obrigkeit bestellten Vormündern; ferner welche zu solchen Vormündern bestellt, und aus welchen Gründen diese eigentlich bestellt werden können.)Dig. 26,6Qui petant tutores vel curatores et ubi petantur (Von denen, welche um Vormünder oder Curatoren nachsuchen müssen, und wo dies geschehen soll.)Dig. 26,7De administratione et periculo tutorum et curatorum qui gesserint vel non et de agentibus vel conveniendis uno vel pluribus (Von der Verwaltung und Verantwortlichkeit der Tutoren und Curatoren, welche die Vormundschaft führten oder auch nicht, und von dem Verhältnisse derselben als Kläger oder Beklagte entweder einzeln oder in Mehrzahl.)Dig. 26,8 (2,3 %)De auctoritate et consensu tutorum et curatorum (Von der Ermächtigung und der Zustimmung der Vormünder und Curatoren.)Dig. 26,9Quando ex facto tutoris vel curatoris minores agere vel conveniri possunt (Wann aus der Handlung des Vormundes oder Curators Minderjährige klagen oder verklagt werden können.)Dig. 26,10De suspectis tutoribus et curatoribus (Von verdächtigen Vormündern und Curatoren.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 5,2,24Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Cir­ca in­of­fi­cio­si que­rel­lam eve­ni­re ple­rum­que ad­so­let, ut in una at­que ea­dem cau­sa di­ver­sae sen­ten­tiae pro­fe­ran­tur. quid enim si fra­tre agen­te he­redes scrip­ti di­ver­si iu­ris fue­runt? quod si fue­rit, pro par­te tes­ta­tus, pro par­te in­tes­ta­tus de­ces­sis­se vi­de­bi­tur.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Bei der Lieblosigkeitsklage pflegt es sich oft zuzutragen, dass in einer und derselben Sache verschiedene Urtheile gefällt werden; denn wie, wenn während ein Bruder klagt, die eingesetzten Erben in verschiedenen Rechtsverhältnissen stehen? Ist dies der Fall, so wird angenommen, dass das Testament zum Theil bestehe, zum Theil nicht.

Dig. 13,6,14Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Si ser­vus meus rem meam ti­bi scien­ti nol­le me ti­bi com­mo­da­ri com­mo­da­ve­rit, et com­mo­da­ti et fur­ti nas­ci­tur ac­tio et prae­ter­ea con­dic­tio ex cau­sa fur­ti­va.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Wenn mein Sclav meine Sache dir, der du wusstest, dass ich nicht wollte, dass sie dir geliehen werde, geliehen haben sollte, so entsteht sowohl die Leih- als die Diebstahlsklage, und überdies die Condiction aus dem Diebstahlsgrunde.

Dig. 23,3,36Idem li­bro qua­dra­ge­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. De­bi­tor mu­lie­ris ius­su eius pe­cu­niam vi­ro ex­pro­mi­sit, de­in­de vir ac­cep­tam eam ius­su mu­lie­ris fe­cit. res mu­lie­ri per­it. hoc quo­mo­do ac­ci­pi­mus? utrum do­tis no­mi­ne an et si alia ex cau­sa? et vi­de­tur de eo de­bi­to­re dic­tum, qui do­tis no­mi­ne pro­mi­sit. il­lud ad­huc sub­est, utrum an­te nup­tias an post nup­tias id fac­tum sit: mul­tum enim in­ter­es­se vi­de­tur. nam si se­cu­tis nup­tiis id fac­tum est, do­te iam con­sti­tu­ta ma­ri­tus ac­cep­to fe­ren­do per­dit, si au­tem an­te­quam nup­tiae se­que­ren­tur, ni­hil vi­de­tur do­ti con­sti­tu­tum es­se.

Idem lib. XLVIII. ad Sabin. Der Schuldner einer Frau hat auf Befehl derselben ihrem Manne Geld expromittirt11D. h. so versprochen, dass er dadurch die Frau von ihrer Verbindlichkeit zur Zahlung des Heirathsguts befreite. S. die Bem. zu L. 7. §. 8. D. de dolo malo 4. 3., sodann hat der Mann dasselbe auf Befehl der Frau durch Acceptilation erlassen22Acceptam fecit. S. die Be. zu L. 9. §. 4. D. quod met. c. gest. 4. 2., die Sache ist auf [diese Weise] zum Schaden der Frau zu Grunde gegangen. Wie verstehen wir [aber] dies? etwa [so, dass der Schuldner das Geld] als Heirathsgut, oder so, dass er es aus einem anderen Grunde [dem Manne] versprochen hat? Und es scheint von dem Schuldner gesagt zu sein, welcher [das Geld] als Heirathsgut versprochen hat. Das ist noch zu erörtern (subest), ob dies (die Acceptilation) vor [Eingehung] der Ehe, oder nach [Eingehung] der Ehe geschehen sei, denn es scheint ein grosser Unterschied zu sein. Denn wenn es, nachdem die Ehe erfolgt war, geschehen ist, so verliert der Ehemann dadurch, dass er, nachdem schon ein Heirathsgut bestellt war, [die Schuld] durch Acceptilation erliess, das Heirathsgut; wenn aber bevor die Ehe erfolgte, so scheint nichts zum Heirathsgut bestellt worden zu sein;

Dig. 23,3,38Ul­pia­nus li­bro qua­dra­ge­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Sa­ne vi­den­dum est, an ma­ri­to mu­lier, quae ius­sit ac­cep­to fer­ri, ob­li­ge­tur. et pu­tem ob­li­ga­ri man­da­ti ac­tio­ne et hoc ip­sum in do­tem con­ver­ti, quod mu­lier man­da­ti iu­di­cio ob­li­ga­ta est. et quod di­ci­tur rem mu­lie­ri perire, con­se­quens est: nam si coe­pe­rit vel­le de do­te age­re, ip­sa se­cum de­be­bit com­pen­sa­re ius­sum suum.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Freilich ist noch zu untersuchen, ob die Frau, auf deren Geheiss [die Schuld] durch Acceptilation erlassen worden ist, dem Ehemann yerbindlich werde. Und ich möchte glauben, dass sie auf die Auftragsklage verbindlich werde, und dass eben dies Gegenstand des Heirathsguts werde, dass die Frau auf die Auftragsklage verbindlich ist; und wenn man sagt, die Sache gehe zum Schaden der Frau zu Grunde, so ist dies folgerichtig, denn wenn sie etwa wegen des Heirathsguts klagen will, so wird sie selbst mit sich (ihrer Forderung) das, was auf ihr Geheiss geschehen ist (jussum suum), aufrechnen müssen33Auf Geheiss der Frau hatte der Ehemann das als Heirathsgut Versprochene dem Versprecher erlassen. In Folge dieses Auftrags haftete die Frau für das Erlassene, ihre Verbindlichkeit war also Gegenstand des Heirathsguts. Forderte sie nun dieses nach Auflösung der Ehe, bevor sie das, was sie zu leisten verbindlich war, gezahlt hatte, so forderte sie das, was sie selbst zu leisten schuldig war, musste also ihre Verbindlichkeit (jussum suum) gegen ihre Forderung (secum) aufrechnen..

Dig. 26,8,8Idem li­bro qua­dra­ge­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Et­si con­di­cio­na­lis con­trac­tus cum pu­pil­lo fiat, tu­tor de­bet pu­re auc­tor fie­ri: nam auc­to­ri­tas non con­di­cio­na­li­ter, sed pu­re in­ter­po­nen­da est, ut con­di­cio­na­lis con­trac­tus con­fir­me­tur.

Idem lib. XLVIII. ad Sabin. Wenn auch mit dem Mündel ein bedingter Vertrag abgeschlossen wird, so muss doch der Vormund sein Vollwort unbedingt ertheilen; denn dies darf nicht bedingt, sondern muss unbedingt erfolgen, auf dass der bedingte Vertrag Kraft erhalte.

Dig. 36,3,8Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Cum le­ga­to­rum no­mi­ne sa­tis­da­tum est, si­mul dies le­ga­to­rum ces­sit, pro­ti­nus is­dem die­bus et­iam ex sti­pu­la­tio­ne de­ben­tur,

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 45,1,1Ul­pia­nus li­bro qua­dra­ge­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Sti­pu­la­tio non pot­est con­fi­ci ni­si utro­que lo­quen­te: et id­eo ne­que mu­tus ne­que sur­dus ne­que in­fans sti­pu­la­tio­nem con­tra­he­re pos­sunt: nec ab­sens qui­dem, quon­iam ex­au­di­re in­vi­cem de­bent. si quis igi­tur ex his vult sti­pu­la­ri, per ser­vum prae­sen­tem sti­pu­le­tur, et ad­quiret ei ex sti­pu­la­tu ac­tio­nem. item si quis ob­li­ga­ri ve­lit, iu­beat et erit quod ius­su ob­li­ga­tus. 1Qui prae­sens in­ter­ro­ga­vit, si an­te­quam si­bi re­spon­de­re­tur dis­ces­sit, in­uti­lem ef­fi­cit sti­pu­la­tio­nem: sin ve­ro prae­sens in­ter­ro­ga­vit, mox dis­ces­sit et re­ver­so re­spon­sum est, ob­li­gat: in­ter­val­lum enim me­dium non vi­tia­vit ob­li­ga­tio­nem. 2Si quis ita in­ter­ro­get ‘da­bis?’ re­spon­de­rit ‘quid ni?’, et is uti­que in ea cau­sa est, ut ob­li­ge­tur: con­tra si si­ne ver­bis ad­nuis­set. non tan­tum au­tem ci­vi­li­ter, sed nec na­tu­ra­li­ter ob­li­ga­tur, qui ita ad­nuit: et id­eo rec­te dic­tum est non ob­li­ga­ri pro eo nec fi­de­ius­so­rem qui­dem. 3Si quis sim­pli­ci­ter in­ter­ro­ga­tus re­spon­de­rit: ‘si il­lud fac­tum erit, da­bo’, non ob­li­ga­ri eum con­stat: aut si ita in­ter­ro­ga­tus: ‘in­tra ka­len­das quin­tas?’ re­spon­de­rit: ‘da­bo idi­bus’, ae­que non ob­li­ga­tur: non enim sic re­spon­dit, ut in­ter­ro­ga­tus est. et ver­sa vi­ce si in­ter­ro­ga­tus fue­rit sub con­di­cio­ne, re­spon­de­rit pu­re, di­cen­dum erit eum non ob­li­ga­ri. cum ad­icit ali­quid vel de­tra­hit ob­li­ga­tio­ni, sem­per pro­ban­dum est vi­tia­tam es­se ob­li­ga­tio­nem, ni­si sti­pu­la­to­ri di­ver­si­tas re­spon­sio­nis ili­co plac­ue­rit: tunc enim alia sti­pu­la­tio con­trac­ta es­se vi­de­tur. 4Si sti­pu­lan­ti mi­hi ‘de­cem’ tu ‘vi­gin­ti’ re­spon­deas, non es­se con­trac­tam ob­li­ga­tio­nem ni­si in de­cem con­stat. ex con­tra­rio quo­que si me ‘vi­gin­ti’ in­ter­ro­gan­te tu ‘de­cem’ re­spon­deas, ob­li­ga­tio ni­si in de­cem non erit con­trac­ta: li­cet enim opor­tet con­grue­re sum­mam, at­ta­men ma­ni­fes­tis­si­mum est vi­gin­ti et de­cem in­es­se. 5Sed si mi­hi Pam­phi­lum sti­pu­lan­ti tu Pam­phi­lum et Sti­chum spopon­de­ris, Sti­chi ad­iec­tio­nem pro su­per­va­cuo ha­ben­dam pu­to: nam si tot sunt sti­pu­la­tio­nes, quot cor­po­ra, duae sunt quo­dam­mo­do sti­pu­la­tio­nes, una uti­lis, alia in­uti­lis, ne­que vi­tia­tur uti­lis per hanc in­uti­lem. 6Ea­dem an alia lin­gua re­spon­dea­tur, ni­hil in­ter­est. pro­in­de si quis La­ti­ne in­ter­ro­ga­ve­rit, re­spon­dea­tur ei Grae­ce, dum­mo­do con­gruen­ter re­spon­dea­tur, ob­li­ga­tio con­sti­tu­ta est: idem per con­tra­rium. sed utrum hoc us­que ad Grae­cum ser­mo­nem tan­tum pro­tra­hi­mus an ve­ro et ad alium, Poe­num for­te vel As­sy­rium vel cu­ius al­te­rius lin­guae, du­bi­ta­ri pot­est. et scrip­tu­ra Sa­b­ini, sed et ve­rum pa­ti­tur, ut om­nis ser­mo con­ti­neat ver­bo­rum ob­li­ga­tio­nem, ita ta­men, ut uter­que al­te­rius lin­guam in­tel­le­gat si­ve per se si­ve per ve­rum in­ter­pre­tem.

Ulp. lib. XLVIII. ad Ed. Eine Stipulation kann nicht zu Stande kommen, wenn nicht Beide reden, und deshalb kann weder ein Stummer, noch ein Tauber, noch ein Kind eine Stipulation eingehen; auch nicht einmal ein Abwesender, weil sie sich wechselseitig hören müssen. Will Einer von diesen sich stipuliren lassen, so muss solches durch einen gegenwärtigen Sclaven geschehen, und er erwirbt dann durch denselben die Klage aus der Stipulation. Ebenso, wenn ein solcher sich verbindlich machen will, muss er den Befehl dazu ertheilen, und er wird sodann aus dem Befehle verbindlich. 1Hat Jemand als Gegenwärtiger gefragt, und sich, bevor ihm die Antwort ertheilt wird, entfernt44Einige Cod. schieben hier das Wörtchen mox ein. Die Glosse scheint indess diesen Zusatz als verdächtig zu bezeichnen, indem sie sagt: sit hic mox, vel non sit. Dirksen Civilist. Abhandlungen, Bd. I. S. 457., so macht er die Stipulation ungültig. Hätte er aber als Gegenwärtiger gefragt, bald darauf sich entfernt und die Antwort bei seiner Rückkehr erhalten, so verbindet die Stipulation, denn ein mässiger55Mehrere Cod. haben sogar das Wort modicum. Dirksen Civilist. Abhandlungen, Bd. I. S. 457. Zwischenraum macht die Verbindlichmachung nicht fehlerhaft. 2Ad Dig. 45,1,1,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 82, Note 14; Bd. II, § 289, Note 1.Wenn Jemand so fragte: Willst du mir geben? und zur Antwort erhielte: Warum nicht? so tritt er allerdings in ein obligatorisches Verhältniss. Das Gegentheil aber würde stattfinden, wenn er, ohne zu sprechen, zugenickt hätte. Und nicht allein bürgerlichrechtlich nicht, sondern auch nicht einmal naturrechtlich wird Derjenige verpflichtet, welcher nur zugenickt hat, weshalb denn mit Recht entschieden worden ist, dass auch der Bürge nicht einmal für ihn verbindlich werde. 3Wenn Jemand auf eine einfache Frage antwortete: wenn jenes geschehen sein wird, so will ich es geben, so wird er bekanntlich dadurch nicht verbindlich gemacht. Oder wenn er auf die Frage: innerhalb der fünften Kalenden? geantwortet hätte: ich will es an den Idus geben, so wird er gleichfalls nicht verbindlich; denn er hat nicht so geantwortet, wie er gefragt worden ist. Und umgekehrt, wenn Jemand auf eine bedingte Frage unbedingt geantwortet hätte, wird ebenfalls zu entscheiden sein, dass er nicht verbindlich werde. Wenn Jemand Etwas einer Verbindlichkeit hinzufügt oder davon abnimmt, so muss stets angenommen werden, dass die Verbindlichmachung fehlerhaft sei; ausgenommen, wenn der Stipulator mit der Verschiedenheit der Antwort sich auf der Stelle einverstanden erklärt hätte, denn alsdann nimmt man an, dass eine andere Stipulation eingegangen worden ist. 4Wenn du, während ich mir zehn stipulire, zwanzig antwortest, so ist bekanntlich die Verbindlichkeit nur auf zehn abgeschlossen. Und umgekehrt, wenn du auf meine Anfrage zwanzig, nur zehn antwortest, so wird die Verbindlichkeit auch nur auf zehn eingegangen sein; denn obgleich die Summen mit einander übereinstimmen müssen, so liegt doch ganz klar am Tage, dass in zwanzig auch zehn enthalten sind66Conf. Inst. l. 3. tit. (19) 20 §. 5. wonach dergleichen Stipulationen ungültig sind.. 5Wenn du mir aber, indem ich mir den Pamphilus stipuliren lasse, den Pamphilus und Stichus angelobtest, so muss, glaube ich, der Zusatz vom Stichus nur für etwas Ueberflüssiges angesehen werden. Denn obgleich für mehrere Gegenstände eben soviel Stipulationen gehören, so sind es doch gewissermaassen zwei Stipulationen, die eine rechtsgültig, die andere ungültig, und durch diese ungültige wird die gültige nicht fehlerhaft. 6Ob in derselben oder in einer andern Sprache geantwortet wird, darauf kommt nichts an. Hat daher Jemand lateinisch gefragt und ihm wird griechisch geantwortet, so ist, sobald nur die Antwort passend ist, die Verbindlichkeit eingegangen. Eben dasselbe findet umgekehrt statt. Ob wir dies aber nur auf die griechische Sprache erstrecken sollen, oder auch auf eine andere, etwa die phönizische, oder assyrische, oder auf irgend eine andere Sprache, kann nach der Schrift des Sabinus77Nach der Lesart dubitari potest ex scriptura Sabini. Sed et etc. bezweifelt werden. Allein die Billigkeit erfodert88Noodt cap. 8. in fine de pactis V. I. p. 502, sed verum est Ulpiano aequum. Der Cod. Rehd. auch die Vulgata haben puto für patitur, s. Dirksen l. c. S. 458., dass jede Sprache eine Wortverbindlichkeit in sich fasst, vorausgesetzt jedoch, dass Jeder die Sprache des Andern versteht, entweder an und für sich, oder durch einen treuen Dollmetscher.

Dig. 45,1,34Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Mul­tum in­ter­est, utrum ego sti­pu­ler rem, cu­ius com­mer­cium ha­be­re non pos­sum, an quis pro­mit­tat: si sti­pu­ler rem, cu­ius com­mer­cium non ha­beo, in­uti­lem es­se sti­pu­la­tio­nem pla­cet: si quis pro­mit­tat, cu­ius non com­mer­cium ha­bet, ip­si no­ce­re, non mi­hi.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Es ist ein grosser Unterschied, ob ich mir eine Sache stipulire, worüber mir kein Verkehr zusteht, oder Dem, welcher sie verspricht. Wenu ich mir eine Sache stipulire, worüber mir kein Verkehr zusteht, so nimmt man an, dass die Stipulation ungültig sei; wenn aber Jemand Etwas verspricht, worüber ihm kein Verkehr zusteht, dass er sich selbst schade, nicht mir.

Dig. 45,1,36Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Si quis, cum ali­ter eum con­ve­nis­set ob­li­ga­ri, ali­ter per ma­chi­na­tio­nem ob­li­ga­tus est, erit qui­dem sup­ti­li­ta­te iu­ris ob­stric­tus, sed do­li ex­cep­tio­ne uti pot­est: quia enim per do­lum ob­li­ga­tus est, com­pe­tit ei ex­cep­tio. idem est et si nul­lus do­lus in­ter­ces­sit sti­pu­lan­tis, sed ip­sa res in se do­lum ha­bet: cum enim quis pe­tat ex ea sti­pu­la­tio­ne, hoc ip­so do­lo fa­cit, quod pe­tit.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Wenn Jemand, während er auf eine Weise verpflichtet zu werden übereingekommen war, auf eine andere Weise durch Ränke verpflichtet worden ist, so wird er zwar nach der Strenge des Rechts gebunden sein, aber er kann sich der Einrede der Arglist bedienen; denn weil er arglistig verpflichtet worden ist, steht ihm diese Einrede zu. Ebendasselbe findet statt, wenn zwar keine Arglist des Stipulirenden dabei eingetreten, aber der Gegenstand selbst den Betrug in sich schliesst, indem Derjenige, welcher Etwas aus einer solchen Stipulation fodert, selbst arglistig handelt, dass er es verlangt.

Dig. 45,3,5Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Ser­vus com­mu­nis sic om­nium est non qua­si sin­gu­lo­rum to­tus, sed pro par­ti­bus uti­que in­di­vi­sis, ut in­tel­lec­tu ma­gis par­tes ha­beant quam cor­po­re: et id­eo si quid sti­pu­la­tur vel qua­qua alia ra­tio­ne ad­quirit, om­ni­bus ad­quirit pro par­te, qua do­mi­nium in eo ha­bent. li­cet au­tem ei et no­mi­na­tim ali­cui ex do­mi­nis sti­pu­la­ri vel tra­di­tam rem ac­ci­pe­re, ut ei so­li ad­quirat. sed si non no­mi­na­tim do­mi­no sti­pu­le­tur, sed ius­su unius do­mi­no­rum, hoc iu­re uti­mur, ut so­li ei ad­quirat, cu­ius ius­su sti­pu­la­tus est.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Ein gemeinschaftlicher Sclave gehört sämmtlichen Herren in der Art, dass nicht der Einzelne ihn ganz, sondern nur zu ungetheilten Antheilen besitzt; sodass ein Jeder seinen Theil an demselben mehr in der Idee als in der Wirklichkeit besitzt. Und wenn er daher sich Etwas stipulirt, oder auf irgend eine andere Weise erwirbt, so erwirbt er sämmtlichen Herren in demselben Verhältnisse, als denselben an ihm das Eigenthum zusteht. Jedoch kann er auch einem seiner Herren namentlich stipuliren, oder die übergebene Sache für ihn so in Empfang nehmen, dass er sie diesem allein erwirbt. Hat er aber nicht namentlich für einen seiner Herren stipulirt, sondern auf Befehl eines derselben, alsdann ist bei uns Rechtens, dass er dem allein erwirbt, auf dessen Befehl er stipulirt hat.

Dig. 45,3,7Ul­pia­nus li­bro qua­dra­ge­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Pro­in­de et si quat­tuor for­te do­mi­nos ha­bue­rit et duo­rum ius­su sti­pu­la­tus sit, his so­lis ad­quiret qui ius­se­runt, ma­gis­que est, ut non ae­qua­li­ter, sed pro por­tio­ne do­mi­ni­ca to­tum eis ad­quira­tur. idem pu­to et si no­mi­na­tim eis sti­pu­la­tus es­se pro­po­na­tur: nam et si om­nium ius­su sti­pu­la­tus sit vel om­ni­bus no­mi­na­tim, non du­bi­ta­re­mus om­ni­bus pro do­mi­ni­cis eum por­tio­ni­bus, non pro vi­ri­li­bus ad­quire­re. 1Si ser­vus com­mu­nis ab uno ex so­ciis sti­pu­la­tus sit, si qui­dem no­mi­na­tim al­te­ri so­cio, ei so­li de­be­tur: sin au­tem si­ne ul­la ad­iec­tio­ne pu­re sti­pu­la­tus sit, re­li­quas par­tes is ser­vus ce­te­ris so­ciis prae­ter eam par­tem, ex qua pro­mis­sor do­mi­nus es­set, ad­quiret. sed si ius­su unius so­cii sti­pu­la­tus est, idem iu­ris est, quod es­set, si ei­dem il­li so­cio no­mi­na­tim da­ri sti­pu­la­tus es­set. in­ter­dum et­iam­si ne­que ius­su ne­que no­mi­na­tim al­te­ri ex do­mi­nis sti­pu­la­re­tur, ei ta­men so­li ad­quire­re eum Iu­lia­no pla­cuit: ut pu­ta si quid for­te sti­pu­le­tur, quod utri­que ad­quiri non pot­est. vel­uti ser­vi­tu­tem ad fun­dum Cor­ne­lia­num sti­pu­la­tus est, qui fun­dus Sem­pro­nii erat al­te­rius ex do­mi­nis: ei so­li ad­quirit.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Gleichergestalt wenn ein Sclave etwa vier Herren hat, und auf Befehl von zweien stipulirt hat, so erwirbt er denen allein, welche den Befehl gegeben haben, und es spricht mehr dafür, anzunehmen, dass ihnen das Ganze nicht zu gleichen Antheilen, sondern nach dem Antheil ihres Herrenrechts erworben werde. Und eben dies muss man, glaube ich, selbst in dem Falle annehmen, wenn er ihnen namentlich stipulirt hat. Denn hätte er auch auf Befehl aller oder allen namentlich stipulirt, so würden wir doch nicht bezweifeln, dass Allen nur nach dem Antheile ihres Herrenrechts, nicht nach Kopftheilen erworben werde. 1Ad Dig. 45,3,7,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 352, Note 5.Hat ein gemeinschaftlicher Sclave von einem Gesellschafter stipulirt, und zwar namentlich für den andern Gesellschafter, so wird diesem allein geschuldet; hat er aber ohne irgend einen Zusatz unbedingt stipulirt, so erwirbt dieser Sclave die übrigen Theile, mit Ausschluss des Theils, zu welchem der Versprecher Herr des Sclaven ist, den übrigen Gesellschaftern. Hat er aber auf Befehl eines Gesellschafters stipulirt, so ist Ebendasselbe Rechtens, was stattfinden würde, wenn die Stipulation dahin eingegangen wäre, es solle namentlich diesem Gesellschafter gegeben werden. Julianus hat jedoch angenommen, dass zuweilen, hätte er auch weder auf Befehl noch namentlich für einen der Herren stipulirt, er dennoch nur für einen allein erwirbt, z. B. wenn er Etwas stipulirt hat, was von beiden nicht erworben werden kann, z. B. eine Dienstbarkeit für das Cornelianische Landgut, was dem Sempronius, einem der Herren, allein gehörte, wo er dann diesem allein erwirbt.

Dig. 45,3,9Ul­pia­nus li­bro qua­dra­ge­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Item si ser­vus duo­rum Ti­tii et Mae­vii ho­mi­nem, qui Ti­tii erat, sti­pu­la­tus fue­rit, ei so­li ad­quirit, cu­ius non fuit. sed si sti­pu­la­tus sit Sti­chum si­bi et ‘Mae­vio et Ti­tio da­ri spon­des?’, to­tum eum Mae­vio ad­quirit: quod enim al­te­ri ex do­mi­nis ad­quire­re non pot­est, id ad eum, qui ad ob­li­ga­tio­nem ad­mit­ti­tur, per­ti­net. 1Si, cum duos do­mi­nos ser­vus ha­be­ret, sti­pu­la­tus fue­rit il­li aut il­li do­mi­nis suis, quae­si­tum est, an con­sis­tat sti­pu­la­tio. Cas­sius in­uti­lem es­se sti­pu­la­tio­nem scrip­sit et Iu­lia­nus Cas­sii sen­ten­tiam pro­bat eo­que iu­re uti­mur.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Desgleichen, wenn ein Sclave zweier Herren, des Titius und Maevius, einen Sclaven, welcher dem Titius gehörte, stipulirt hat, so erwirbt er dem allein, welchem er nicht gehört. Hat er jedoch den Sclaven Stichus so stipulirt: Gelobst du denselben ihm, sowohl dem Maevius als Titius, zu geben, so erwirbt er ihn ganz dem Maevius, indem Das, was er einem der Herren nicht erwerben kann, dem gebührt, in dessen Person die Verbindlichkeit zulässig ist. 1Wenn ein Sclave, welcher zwei Herren hat, diesem oder jenem von seinen Herren stipulirt hat, so ist die Frage entstanden, ob die Stipulation bestehen kann? Cassius schreibt, dass sie ungültig sei, und Julianus billigt die Meinung des Cassius, und so ist es auch bei uns Rechtens.

Dig. 45,3,11Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Sed si si­bi aut pri­mo aut se­cun­do do­mi­nis suis sti­pu­la­tus sit, et hic tan­tun­dem erit pro­ban­dum, quod Iu­lia­nus, in­uti­lem es­se sti­pu­la­tio­nem. sed utrum ad­iec­tio in­uti­lis est aut to­ta sti­pu­la­tio uti­lis non est? pu­to ad­iec­tio­nem so­lam es­se in­uti­lem: eo enim quod ait ‘mi­hi’ om­ni­bus ad­quisiit ex sti­pu­la­tu ac­tio­nem. an er­go in ce­te­ro­rum per­so­na so­lu­tio lo­cum ha­beat ex­em­plo ex­tra­neae per­so­nae? et pu­to vel sol­vi eis pos­se, quem­ad­mo­dum cum ego mi­hi aut Ti­tio sti­pu­ler. cur er­go cum pri­mo aut se­cun­do do­mi­nis sti­pu­la­tio non con­sti­tit nec so­lu­tio est? il­la ra­tio est, quia non in­ve­ni­mus, in cu­ius per­so­na sti­pu­la­tio con­sti­tit, in cu­ius so­lu­tio.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Wenn er aber sich oder dem ersten oder zweiten seiner Herren stipulirt hat, so muss auch hier Ebendasselbe, was Julianus angenommen hat, gebilligt werden, dass nemlich die Stipulation ungültig sei. Ist aber nur der Zusatz oder die ganze Stipulation ungültig? Ich glaube, der Zusatz allein ist nicht gültig, denn dadurch, dass er sagt, mir, hat er einem jeden [seiner Herren] die Klage aus der Stipulation erworben. Kann nun in der Person der übrigen die Zahlung wie bei einer fremden Person stattfinden? Ich glaube, dass ihnen auch gezahlt werden kann, ebenso als wenn ich mir oder dem Titius stipulire. Dass aber die, blos99Nemlich ohne mihi, worin der Unterschied liegt. Wir behalten die Flor. cum etc. statt cur. für den ersten oder zweiten der Herren eingegangene Stipulation nicht besteht und auch zur Zahlung nicht hinreichend ist1010Es kann nemlich der blos solut. causa in die Stipulation Aufgenommene nicht klagen., hat darin seinen Grund, dass sich nicht ergiebt, für wessen Person die Stipulation eingegangen ist und wessen Person blos der Zahlung halber hinzugefügt worden.

Dig. 45,3,13Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Cum enim sti­pu­la­tur do­mi­no aut ex­tra­neo ser­vus, utrum­que con­sis­tet et in do­mi­ni per­so­na sti­pu­la­tio et in ex­tra­nei so­lu­tio: at hic τὸ ἰσάζον cor­rum­pit sti­pu­la­tio­nem et so­lu­tio­nem.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Denn wenn ein Sclave dem Herrn oder einem Fremden stipulirt, so besteht beides: sowohl in der Person des Herrn die Stipulation, als in der des Fremden die Zahlung: dort1111In dem obigen Falle primo aut secundo non adjecto sibi. aber vernichtet τὸ ἰσάζον (d. i. die Gleichstellung) sowohl die Stipulation als die Zahlung.

Dig. 46,2,2Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Om­nes res trans­ire in no­va­tio­nem pos­sunt: quod­cum­que enim si­ve ver­bis con­trac­tum est si­ve non ver­bis, no­va­ri pot­est et trans­ire in ver­bo­rum ob­li­ga­tio­nem ex qua­cum­que ob­li­ga­tio­ne, dum­mo­do scia­mus no­va­tio­nem ita de­mum fie­ri, si hoc aga­tur, ut no­ve­tur ob­li­ga­tio: ce­te­rum si non hoc aga­tur, duae erunt ob­li­ga­tio­nes.

Ulp. lib. XLVIII. ad Sabin. Alle Sachen können in eine Novation übergehen. Denn was auch immer, sei es durch Worte, oder nicht durch Worte, contrahirt ist, kann novirt werden, und aus jeder Verbindlichkeit in eine Verbindlichkeit aus Worten übergehen, nur müssen wir wissen, dass eine Novation nur dann stattfinde, wenn dies beabsichtigt wird, dass die Verbindlichkeit novirt werden solle; sonst wenn dies nicht beabsichtigt wird, werden zwei Verbindlichkeiten vorhanden sein.

Dig. 46,4,8Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. An in­uti­lis ac­cep­ti­la­tio uti­le ha­beat pac­tum, quae­ri­tur: et ni­si in hoc quo­que con­tra sen­sum est, ha­bet pac­tum. di­cet ali­quis: pot­est er­go non es­se con­sen­sus? cur non pos­sit? fin­ga­mus eum, qui ac­cep­to fe­re­bat, scien­tem pru­den­tem­que nul­lius es­se mo­men­ti ac­cep­ti­la­tio­nem sic ac­cep­to tu­lis­se: quis du­bi­tat non es­se pac­tum, cum con­sen­sum pa­cis­cen­di non ha­bue­rit? 1Ser­vus com­mu­nis sic­ut uni ex do­mi­nis sti­pu­la­ri pot­est, ita et­iam ac­cep­tum ro­ga­re uni ex do­mi­nis pot­est eum­que in so­li­dum li­be­rat: et ita Oc­ta­ve­nus pu­tat. 2Ac­cep­to li­be­ra­re ser­vus com­mu­nis al­te­rum ex do­mi­nis et­iam ab al­te­ro do­mi­no pot­est: id enim et La­beo­ni pla­cuit. de­ni­que li­bro pi­tha­non scrip­sit, si a pri­mo do­mi­no se­cun­do so­cio do­mi­no suo sti­pu­la­tus fue­rit, pos­se se­cun­dum ac­cep­to ro­ga­re et per ac­cep­ti­la­tio­nem pri­mum li­be­ra­re, quem ip­se ob­li­ga­ve­rat: sic fie­ri, ut per unum at­que eun­dem ser­vum et con­sti­tua­tur et tol­la­tur ob­li­ga­tio. 3Ac­cep­tum fie­ri non pot­est, ni­si quod ver­bis col­li­ga­tum est: ac­cep­ti­la­tio enim ver­bo­rum ob­li­ga­tio­nem tol­lit, quia et ip­sa ver­bis fit: ne­que enim pot­est ver­bis tol­li, quod non ver­bis con­trac­tum est. 4Fi­lius fa­mi­lias pro­mit­ten­do pa­trem ci­vi­li­ter non ob­li­gat, sed se ob­li­gat: prop­ter quod ac­cep­to ro­ga­re fi­lius fa­mi­lias pot­est, ut se li­be­ret, quia ip­se ob­li­ga­tus est, pa­ter au­tem ac­cep­tum ro­gan­do ni­hil agit, cum non sit ip­se ob­li­ga­tus, sed fi­lius. idem erit et in ser­vo di­cen­dum: nam et ser­vus ac­cep­to li­be­ra­ri pot­est, et tol­lun­tur et­iam ho­no­ra­riae ob­li­ga­tio­nes, si quae sunt ad­ver­sus do­mi­num. quia hoc iu­re uti­mur, ut iu­ris gen­tium sit ac­cep­ti­la­tio: et id­eo pu­to et Grae­ce pos­se ac­cep­tum fie­ri, dum­mo­do sic fiat, ut La­ti­nis ver­bis so­let: ἔχεις λαβὼν δηνάρια τόσα; ἔχω λαβών.

Idem lib. XLVIII. ad Sabin. Es fragt sich, ob eine ungültige Acceptilation ein gültiges Pactum enthalte. Und wenn man nicht auch hierin das Gegentheil im Sinne gehabt hat, so enthält sie ein Pactum. Man wird sagen: es kann also der Wille [zu pacisciren] nicht vorhanden sein? Warum nicht? Wir wollen uns denken, dass Der, welcher durch Acceptilation erliess, obwohl er wusste und unterrichtet war, dass die Acceptilation nichtig sei, doch so acceptilirte; wer zweifelt, dass kein Pactum vorhanden sei, da er den Willen zu pacisciren nicht gehabt hat? 1Ein gemeinschaftlicher Sclave kann ebenso, wie er für den einen von seinen Herren stipuliren kann, auch für einen von seinen Herren um die Acceptilation fragen, und befreit denselben dadurch ganz und gar; und dieser Meinung ist Octavenus. 2Ein gemeinschaftlicher Sclave kann durch Acceptilation auch den einen von seinen Herren von dem anderen befreien; das hat nemlich auch Labeo angenommen; so hat er in dem Buche Pithana geschrieben: wenn er vom ersten Herrn dem zweiten Herrn, seinem Gesellschafter Etwas stipulirt habe, so könne er den zweiten um die Acceptilation fragen, und so den ersten, welchen er selbst verbindlich gemacht hatte, durch Acceptilation befreien; so geschehe es, dass durch einen und denselben Sclaven die Verbindlichkeit sowohl begründet, als aufgehoben werde. 3Durch Acceptilation kann nur Das erlassen werden, was durch Worte abgeschlossen worden ist. Denn die Acceptilation hebt eine Verbindlichkeit aus Worten auf, weil auch sie selbst durch Worte geschieht; denn es kann ja Nichts durch Worte aufgehoben werden, was nicht durch Worte contrahirt worden ist. 4Ein Haussohn macht durch ein Versprechen seinen Vater nach dem Civilrecht nicht verbindlich, aber sich macht er verbindlich; deshalb kann der Haussohn um die Acceptilation fragen, damit er sich befreie, weil er selbst verbindlich ist; der Vater aber richtet dadurch, dass er um die Acceptilation fragt, Nichts aus, weil nicht er selbst verbindlich ist, sondern der Sohn. Dasselbe wird auch bei einem Sclaven zu sagen sein; denn auch ein Sclave kann durch Acceptilation befreit werden, und es werden auch honorarische Verbindlichkeiten [durch dieselbe aufgehoben,] wenn etwa solche gegen den Herrn vorhanden sind, weil wir das als Recht befolgen, dass die Acceptilation dem Völkerrecht angehöre1212S. Dirksen im Rhein. Mus. Bd. 1. S. 45., und Hugo Lehrb. d. Gesch. d. R. R. bis auf Justin. 11. Aufl. (1832.) S. 948.. Und darum glaube ich, dass auch auf Griechisch eine Acceptilation vorgenommen werden könne, wenn sie nur so vorgenommen wird, wie es mit lateinischen Worten zu geschehen pflegt: Ἔχεις λαβὼν δηνάρια τόσα; ἔχω λαβών. [nimmst du so und so viel Denare für empfangen an? Ich nehme sie für empfangen an.

Dig. 50,17,35Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Ni­hil tam na­tu­ra­le est quam eo ge­ne­re quid­que dis­sol­ve­re, quo col­li­ga­tum est. id­eo ver­bo­rum ob­li­ga­tio ver­bis tol­li­tur: nu­di con­sen­sus ob­li­ga­tio con­tra­rio con­sen­su dis­sol­vi­tur.

Übersetzung nicht erfasst.