Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.Sab. XLVII
Ad Massurium Sabinum lib.Ulpiani Ad Massurium Sabinum libri

Ad Massurium Sabinum libri

Ex libro XLVII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5 (21,7 %)Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9 (15,8 %)Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11 (4,6 %)Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 2,5,3Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Cum quis in iu­di­cio sis­ti pro­mi­se­rit ne­que ad­ie­ce­rit poe­nam, si sta­tus non es­set: in­cer­ti cum eo agen­dum es­se in id quod in­ter­est ve­ris­si­mum est, et ita Cel­sus quo­que scri­bit.

Ulp. lib. XLVII. ad Sabinum. Hat Jemand versprochen, sich vor Gericht zu stellen, und auf den Fall, dass er sich nicht gestellt, keine Strafe hinzugefügt, so ist es wohl das richtigste, gegen ihn auf das Interesse vermöge der incerti condictio zu klagen; und so schreibt auch Celsus.

Dig. 2,9,5Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Si ser­vum in ea­dem cau­sa sis­te­re qui­dam pro­mi­se­rit et li­ber fac­tus sis­ta­tur: si de ip­so con­tro­ver­sia est ca­pi­ta­lium ac­tio­num in­iu­ria­rum­que no­mi­ne, non rec­te sis­ti­tur: quia ali­ter de ser­vo sup­pli­cium et ver­be­ri­bus de in­iu­ria sa­tis­fit, ali­ter de li­be­ro vin­dic­ta su­mi­tur vel con­dem­na­tio pe­cu­nia­ria. quod au­tem ad ce­te­ras noxa­les cau­sas per­ti­net, et­iam in me­lio­rem cau­sam vi­de­tur per­ve­nis­se.

Ulp. lib. XLVII. ad Sabinum. Wenn Jemand versprochen hat, einen Sclaven unter denselben Umständen zu stellen, und dieser, nachdem er die Freiheit erlangt hat, gestellt wird, so ist er nicht richtig gestellt, wenn in Bezug auf ihn aus Klaggründen, welche Todesstrafe mit sich bringen, oder wegen Injurien ein Process obschwebt, weil die Genugthuung anders beim Sclaven, anders beim Freien ausfällt; bei jenem besteht sie in Todesstrafe, und in Betreff der Injurien in Peitschenhieben; diesen trifft eine andere Kühlung der Rache oder Verurtheilung auf Geldstrafe. Was aber die übrigen Gründe anbelangt, aus denen Noxalklagen entspringen, so scheint er sogar einen bessern Stand dabei gewonnen zu haben.

Dig. 2,11,11Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Si quis quen­dam in iu­di­cio sis­ti pro­mi­sit11Die Großausgabe liest pro­mi­se­rit statt pro­mi­sit., in ea­dem cau­sa eum de­bet sis­te­re. in ea­dem au­tem cau­sa sis­te­re hoc est ita sis­te­re, ut ac­to­ri per­se­cu­tio lo­co de­te­rio­ri non sit, quam­vis ex­ac­tio rei pos­sit es­se dif­fi­ci­lior. li­cet enim dif­fi­ci­lior ex­ac­tio sit, ta­men di­cen­dum est vi­de­ri in ea­dem cau­sa eum ste­tis­se: nam et si no­vum aes alie­num con­tra­xis­set vel pe­cu­niam per­di­dis­set, vi­de­tur ta­men in ea­dem cau­sa ste­tis­se: er­go et qui alii iu­di­ca­tus sis­ti­tur, in ea­dem cau­sa sta­re vi­de­tur.

Ulp. lib. XLVII. ad Sabin. Wenn Jemand versprochen hat, es werde irgend einer sich vor Gericht stellen, so muss er ihn unter denselben Umständen stellen. Unter denselben Umständen stellen heisst, so stellen, dass dem Kläger sein Klagrecht nicht verschlechtert werde, wenn gleich vielleicht die Beitreibung der streitigen Sache schwerer gemacht sein könnte. Denn wenn gleich die Beitreibung schwerer ist, so muss man doch sagen, dass er ihn unter denselben Umständen gestellt zu haben scheine; hat er nämlich gleich neue Schulden gemacht, oder Geld durchgebracht, so scheint er doch unter denselben Umständen gestellt worden zu sein. Also scheint auch der, welcher einem Andern zu einer Leistung verurtheilt worden und gestellt wird, unter denselben Umständen gestellt zu werden.

Dig. 12,6,18Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Quod si ea con­di­cio­ne de­be­tur, quae om­ni­mo­do ex­sta­tu­ra est, so­lu­tum re­pe­ti non pot­est, li­cet sub alia con­di­cio­ne, quae an im­plea­tur in­cer­tum est, si an­te sol­va­tur, re­pe­ti pos­sit.

Idem lib. XLVII. ad Sabin. Wenn aber [Etwas] unter einer solchen Bedingung geschuldet wird, welche jeden Falls eintreten wird, so kann das Gezahlte nicht zurückgefordert werden, obgleich es, [wenn es] unter einer andern Bedingung [geschuldet wird], von der es ungewiss ist, ob sie erfüllt werde, zurückgefordert werden kann, wenn es vorher gezahlt werden sollte.

Dig. 12,6,25Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Cum duo pro reo fi­de­ius­sis­sent de­cem, de­in­de reus tria sol­vis­set et post­ea fi­de­ius­so­res qui­na, pla­cuit eum qui pos­te­rior sol­vit re­pe­te­re tria pos­se: hoc me­ri­to, quia tri­bus a reo so­lu­tis sep­tem so­la de­bi­ta su­per­erant, qui­bus per­so­lu­tis tria in­de­bi­ta so­lu­ta sunt.

Idem lib. XLVII. ad Sabin. Wenn zwei sich für einen Schuldner auf Zehn verbürgt hätten, hernach der Schuldner Drei gezahlt hätte, und nachher die Bürgen je Fünf, so hat man angenommen, dass der, welcher zuletzt gezahlt hat, Drei zurückfordern könne; dies [geschieht] mit Recht, weil nachdem Drei vom Schuldner gezahlt worden, allein noch Sieben als geschuldet übrig waren, und nachdem diese ganz bezahlt sind, Drei nichtgeschuldet bezahlt worden sind.

Dig. 13,4,9Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Is qui cer­to lo­co da­re pro­mit­tit, nul­lo alio lo­co, quam in quo pro­mi­sit, sol­ve­re in­vi­to sti­pu­la­to­re pot­est.

Paul. lib. IV. Quaest. Derjenige, welcher verspricht, an einem bestimmten Orte zu geben, kann an keinem andern Orte, als aunwelchem er [zu geben] versprochen hat, wider Willen des Stipulators zahlen.

Dig. 17,1,21Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Cum man­da­tu alie­no pro te fi­de­ius­se­rim, non pos­sum ad­ver­sus te ha­be­re ac­tio­nem man­da­ti, quem­ad­mo­dum qui alie­num man­da­tum in­tui­tus spopon­dit. sed si non uti­que unius, sed utrius­que man­da­tum in­tui­tus id fe­ce­rim, ha­be­bo man­da­ti ac­tio­nem et­iam ad­ver­sus te, quem­ad­mo­dum, si duo mi­hi man­das­sent ut ti­bi cre­de­rem, utrum­que ha­be­rem ob­li­ga­tum.

Ulp. lib. XLVII. ad Sabin. Da ich in Auftrag eines Andern für dich gebürgt habe, kann ich gegen dich nicht die Auftragsklage haben; gleichwie einer, der aus Rücksicht auf den Auftrag eines Andern ein Angelöbniss geleistet hat (spospondit); wenn ich aber nicht gerade aus Rücksicht auf des Einen, sondern auf beider Auftrag es gethan habe, so werde ich die Auftragsklage auch gegen dich haben, so wie, wenn Zwei mir aufgetragen hätten, dir zu leihen, beide mir verbindlich sein würden.

Dig. 23,3,35Idem li­bro qua­dra­ge­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Do­tem a pa­tre vel a quo­vis alio pro­mis­sam si vir no­van­di cau­sa sti­pu­le­tur, coe­pit vi­ri es­se pe­ri­cu­lum, cum an­te mu­lie­ris fuis­set.

Idem lib. XLVII. ad Sabin. Wenn der Mann ein vom Vater oder von irgend einem Anderen versprochenes Heirathsgut, um zu erneuern, stipuliren sollte, so fängt die Gefahr an den Mann zu treffen, da sie vorher die Frau getroffen hatte.

Dig. 44,7,10Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Na­tu­ra­les ob­li­ga­tio­nes non eo so­lo aes­ti­man­tur, si ac­tio ali­qua eo­rum no­mi­ne com­pe­tit, ve­rum et­iam eo, si so­lu­ta pe­cu­nia re­pe­ti non pos­sit.

Ad Dig. 44,7,10Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 288, Note 11.Idem lib. XLVII. ad Sabin. Die natürlichen Verbindlichkeiten werden nicht nur danach beurtheilt, ob Namens derselben eine Klage zuständig ist, sondern auch danach, ob gezahltes Geld nicht zurückgefodert werden kann.

Dig. 45,1,30Idem li­bro qua­dra­ge­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Scien­dum est ge­ne­ra­li­ter, quod si quis se scrip­se­rit fi­de­ius­sis­se, vi­de­ri om­nia sol­lem­ni­ter ac­ta.

Idem lib. XLVII. ad Sabin. Es ist ganz allgemein anzunehmen, dass, wenn Jemand schriftlich bekannt hat, sich verbürgt zu haben, dafür zu halten ist, dass alle Feierlichkeiten beobachtet werden.

Dig. 45,1,32Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Si in no­mi­ne ser­vi, quem sti­pu­la­re­mur da­ri, er­ra­tum fuis­set, cum de cor­po­re con­sti­tis­set, pla­cet sti­pu­la­tio­nem va­le­re.

Ulp. lib. XLVII. ad Sabin. Wenn bei dem Namen des Sclaven, dessen Ueberlassung wir uns stipulirt haben, ein Irrthum vorgefallen wäre, während über seine Person Uebereinstimmung stattgefunden, so wird die Stipulation für gültig gehalten.

Dig. 45,2,3Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. In duo­bus reis pro­mit­ten­di frus­tra ti­me­tur no­va­tio: nam li­cet an­te prior re­spon­de­rit pos­te­rior et­si ex in­ter­val­lo ac­ci­pia­tur, con­se­quens est di­ce­re pris­ti­nam ob­li­ga­tio­nem du­ra­re et se­quen­tem ac­ce­de­re: et par­vi re­fert, si­mul spon­deant an se­pa­ra­tim pro­mit­tant, cum hoc ac­tum in­ter eos sit, ut duo rei con­sti­tuan­tur: ne­que ul­la no­va­tio fiet. 1Ubi duo rei fac­ti sunt, pot­est vel ab uno eo­rum so­li­dum pe­ti: hoc est enim duo­rum reo­rum, ut unus­quis­que eo­rum in so­li­dum sit ob­li­ga­tus pos­sit­que ab al­ter­utro pe­ti. et par­tes au­tem a sin­gu­lis pe­ti pos­se ne­qua­quam du­bium est, quem­ad­mo­dum et a reo et fi­de­ius­so­re pe­te­re pos­su­mus. uti­que enim cum una sit ob­li­ga­tio, una et sum­ma est, ut, si­ve unus sol­vat, om­nes li­be­ren­tur, si­ve sol­va­tur, ab al­te­ro li­be­ra­tio con­tin­gat.

Ulp. lib. XLVII. ad Sabin. Bei zwei durch ein Versprechen Verpflichteten befürchtet man ohne Grund eine Erneuerung der Verbindlichkeit. Denn hätte gleich der Erste früher geantwortet, und der Andere wäre erst nach einem Zwischenraume angenommen worden, so ist es doch folgerecht, zu entscheiden, dass die vorhergehende Verbindlichkeit fortdauere und die folgende hinzutrete, und es hat nichts auf sich, ob sie zugleich geloben oder jeder besonders das Versprechen leisten, sobald es Absicht gewesen, dass zwei Verpflichtete bestellt werden und auch keine Erneuerung geschehen solle. 1Wo zwei Verpflichtete bestellt worden sind, kann auch von einem derselben das Ganze gefodert werden. Denn das ist das Eigenthümliche bei zweien Verpflichteten, dass ein jeder derselben auf das Ganze verpflichtet ist, und dass es auch von jedem derselben gefodert werden kann; dass auch Antheile von dem Einzelnen gefodert werden können, ist aber durchaus unzweifelhaft; so wie es sowohl von dem Hauptverpflichteten als von dem Bürgen gefodert werden kann. Denn wo eine Verbindlichkeit vorhanden ist, existirt auch nur eine Zahlung derselben; sodass, wenn der Eine zahlt, Alle befreit werden, oder wenn von dem Andern die Zahlung geleistet wird, die Befreiung ebenfalls Allen zu Theil wird.

Dig. 46,1,6Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Sti­pu­la­tus sum a reo nec ac­ce­pi fi­de­ius­so­rem: post­ea vo­lo ad­ice­re fi­de­ius­so­rem: si ad­ie­ce­ro, fi­de­ius­sor ob­li­ga­tur. 1Et par­vi re­fert, utrum pu­re fi­de­ius­so­rem ob­li­gem an ex die an sub con­di­cio­ne. 2Ad­hi­be­ri au­tem fi­de­ius­sor tam fu­tu­rae quam prae­ce­den­ti ob­li­ga­tio­ni pot­est, dum­mo­do sit ali­qua vel na­tu­ra­lis fu­tu­ra ob­li­ga­tio.

Idem lib. XLVII. ad Sabin. Ich habe mir von einem Schuldner [Etwas] stipulirt, aber keinen Bürgen erhalten; nachher will ich einen Bürgen hinzufügen; wenn ich ihn zugefügt haben werde, so ist der Bürge verbindlich gemacht. 1Und es macht wenig Unterschied, ob ich den Bürgen ohne Nebenbestimmung verbindlich mache, oder von einem Termin an, oder unter einer Bedingung. 2Es kann aber ein Bürge sowohl zu einer künftigen, als auch zu einer schon vorhandenen Verbindlichkeit genommen werden, wenn nur irgend eine wenigstens natürliche Verbindlichkeit künftig vorhanden sein wird.

Dig. 46,1,8Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Grae­ce fi­de­ius­sor et ita ac­ci­pi­tur: τῇ ἐμῇ πίστει κελεύω λέγω θέλω si­ve βούλομαι: sed et si φημί di­xe­rit, pro eo erit at­que si di­xe­rit λέγω. 1Prae­ter­ea scien­dum est fi­de­ius­so­rem ad­hi­be­ri om­ni ob­li­ga­tio­ni pos­se, si­ve re si­ve ver­bis si­ve con­sen­su. 2Pro eo et­iam, qui iu­re ho­no­ra­rio ob­li­ga­tus est, pos­se fi­de­ius­so­rem ac­ci­pi scien­dum est. 3Et post li­tem con­tes­ta­tam fi­de­ius­sor ac­ci­pi pot­est, quia et ci­vi­lis et na­tu­ra­lis sub­est ob­li­ga­tio: et hoc et Iu­lia­nus ad­mit­tit eo­que iu­re uti­mur. an er­go con­dem­na­to reo ex­cep­tio­ne uti pos­sit, quae­ri­tur: nam ip­so iu­re non li­be­ra­tur. et si qui­dem iu­di­ca­ti ac­tio­nis ac­cep­tus non est, sed tan­tum li­tis ex­er­ci­ta­tio­nis, rec­tis­si­me di­ce­tur uti eum ex­cep­tio­ne pos­se: si ve­ro ac­cep­tus fue­rit et­iam to­tius cau­sae, ces­sa­bit ex­cep­tio. 4A tu­to­re, qui tes­ta­men­to da­tus est, si fue­rit fi­de­ius­sor da­tus, te­ne­tur. 5Sed et si ex de­lic­to oria­tur ac­tio, ma­gis pu­ta­mus te­ne­ri fi­de­ius­so­rem. 6Et ge­ne­ra­li­ter om­nium ob­li­ga­tio­num fi­de­ius­so­rem ac­ci­pi pos­se ne­mi­ni du­bium est. 7Il­lud com­mu­ne est in uni­ver­sis, qui pro aliis ob­li­gan­tur, quod, si fue­rint in du­rio­rem cau­sam ad­hi­bi­ti, pla­cuit eos om­ni­no non ob­li­ga­ri: in le­vio­rem pla­ne cau­sam ac­ci­pi pos­sunt, prop­ter quod in mi­no­rem sum­mam rec­te fi­de­ius­sor ac­ci­pie­tur. item ac­cep­to reo pu­re ip­se ex die vel sub con­di­cio­ne ac­ci­pi pot­est: enim­ve­ro si reus sub con­di­cio­ne sit ac­cep­tus, fi­de­ius­sor pu­re, non ob­li­ga­bi­tur. 8Si qui Sti­chum sti­pu­la­tus fue­rit, fi­de­ius­so­rem ita ac­ce­pe­rit: ‘Sti­chum aut de­cem fi­de tua iu­bes?’, non ob­li­ga­ri fi­de­ius­so­rem Iu­lia­nus ait, quia du­rior eius fit con­di­cio, ut­po­te cum fu­tu­rum sit, ut mor­tuo Sti­cho te­n­ea­tur. Mar­cel­lus au­tem no­tat non id­eo tan­tum non ob­li­ga­ri, quia in du­rio­rem con­di­cio­nem ac­cep­tus est, sed quia et in aliam po­tius ob­li­ga­tio­nem ac­cep­tus est: de­ni­que pro eo, qui de­cem pro­mi­se­rit, non pot­erit fi­de­ius­sor ita ac­ci­pi, ut de­cem aut Sti­chum pro­mit­tat, quam­vis eo ca­su non fit eius du­rior con­di­cio. 9Idem Iu­lia­nus ait: si is, qui ho­mi­nem aut de­cem da­ri sti­pu­la­tus fue­rat, fi­de­ius­so­rem ita ac­ce­pe­rit: ‘ho­mi­nem aut de­cem, utrum ego ve­lim?’, non ob­li­ga­vit eum, quia du­rior eius con­di­cio fac­ta est. 10Con­tra au­tem si is, qui ho­mi­nem aut de­cem, utrum ip­se sti­pu­la­tor vo­let, sti­pu­la­tus est, rec­te fi­de­ius­so­rem ita ac­ci­piet: ‘de­cem aut ho­mi­nem, utrum tu vo­les?’ fit enim, in­quit, hoc mo­do fi­de­ius­so­ris con­di­cio me­lior. 11Sed et si reum sic in­ter­ro­ga­ve­ro ‘Sti­chum et Pam­phi­lum?’, fi­de­ius­so­rem ‘Sti­chum aut Pam­phi­lum?’, rec­te in­ter­ro­gem, quia le­vior fi­de­ius­so­ris con­di­cio est. 12Pro fi­de­ius­so­re fi­de­ius­so­rem ac­ci­pi ne­qua­quam du­bium est.

Ulp. lib. XLVII. ad Sabin. Auf Griechisch wird ein Bürge auch so angenommen: τῇ ἐμῇ πίστει κελεύω, [ich befehle meiner Treue,] λέγω, [ich sage,] θέλω, [ich will,] oder βούλομαι, [ich beabsichtige;] aber auch wenn er φημι, [ich versichere,] gesagt haben wird, wird es ebenso gut sein, als wenn er λέγω, [ich sage,] gesagt haben würde. 1Ausserdem muss man wissen, dass ein Bürge zu jeder Verbindlichkeit genommen werden könne, möge sie durch eine Sache, oder durch Worte, oder durch Einwilligung [begründet sein.] 2Man muss wissen, dass auch für Denjenigen, welcher nach honorarischem Rechte verbindlich ist, ein Bürge angenommen werden könne. 3Auch nach der Litiscontestation kann ein Bürge angenommen werden, weil sowohl eine civilrechtliche, als eine natürliche Verbindlichkeit vorhanden ist, und das lässt auch Julianus zu, und das befolgen wir als Recht. Es fragt sich also, ob [der Bürge,] wenn der Beklagte verurtheilt worden ist, sich einer Einrede bedienen könne? Denn von Rechtswegen wird er nicht befreit. Ist er nun für die Klage aus dem Urtheile nicht angenommen worden, sondern nur für die Austellung des Rechtsstreits, so wird man ganz richtig sagen, dass er sich einer Einrede bedienen könne; wenn er aber auch für die ganze Rechtssache angenommen sein wird, so wird die Einrede wegfallen. 4Wenn von einem Vormund, welcher in einem Testament bestellt worden war, ein Bürge bestellt sein wird, so ist derselbe gehalten. 5Aber auch, wenn die Klage aus einem Vergehen entstehen sollte, so glauben wir mehr, dass der Bürge gehalten sei. 6Und dass im Allgemeinen für alle Verbindlichkeiten ein Bürge angenommen werden könne, ist Niemandem zweifelhaft. 7Das findet bei Allen insgesammt, welche für Andere verbindlich gemacht werden, statt, dass man angenommen hat, dass, wenn sie in ein härteres Verhältniss, [als das des Schuldners,] gebracht seien, sie durchaus nicht verbindlich werden. In ein leichteres Verhältniss können sie freilich angenommen werden, weshalb ein Bürge für eine geringere Summe richtig angenommen werden wird. Desgleichen kann, wenn man den Schuldner ohne Nebenbestimmung erhalten hat, [der Bürge] selbst von einem Termin an, oder unter einer Bedingung an genommen werden; wenn man aber den Schuldner unter einer Bedingung erhalten haben sollte, den Bürgen unbedingt, so wird dieser nicht verbindlich sein. 8Julianus sagt, wenn Jemand, welcher den Stichus sich stipulirt habe, einen Bürgen so angenommen habe: Verbürgst du dich für die Leistung des Stichus oder von Zehn? so sei der Bürge nicht verbindlich, weil die Lage desselben härter sei, da es ja geschehen werde, dass er [auch,] wenn Stichus gestorben sei, gehalten sei. Marcellus aber bemerkt, er werde nicht nur darum nicht verbindlich, weil er zu einer härteren Lage angenommen worden ist, sondern weil er vielmehr auch für eine andere Verbindlichkeit angenommen worden ist. Sonach wird auch für Denjenigen, welcher Zehn versprochen haben wird, ein Bürge nicht so angenommen werden können, dass er Zehn oder den Stichus verspreche, obwohl in diesem Falle die Lage desselben nicht härter wird. 9Derselbe Julianus sagt, wenn Jemand, welcher sich stipulirt hatte, dass ihm ein Sclave oder Zehn gegeben werden solle, einen Bürgen so angenommen habe: Einen Sclaven oder Zehn, welches von beiden ich will? so wird er denselben nicht verbindlich machen, weil die Lage desselben härter geworden ist. 10Umgekehrt wird aber Derjenige, welcher sich einen Sclaven oder Zehn, welches von beiden er, der Stipulator, selbst, wolle, stipulirt hat, einen Bürgen richtig so annehmen: Zehn oder einen Sclaven, welches von beiden du willst? Es wird nemlich, sagt [Julianus,] auf diese Weise die Lage des Bürgen besser. 11Aber auch wenn ich den Schuldner so gefragt haben werde: den Stichus und den Pamphilus? so frage ich den Bürgen richtig: den Stichus oder den Pamphilus? weil [dann] die Lage des Bürgen leichter ist. 12Es ist keineswegs zweifelhaft, dass ein Bürge für einen Bürgen angenommen werden [könne.]

Dig. 46,2,9Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Si pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te rem sal­vam fo­re sti­pu­la­tus pu­bes fac­tus ra­tam sti­pu­la­tio­nem ha­bue­rit no­van­di cau­sa, tol­li­tur tu­te­lae ac­tio. si non ha­bue­rit ra­tum, li­cet tu­te­lae egis­set, ha­bet ta­men ad­huc ex sti­pu­la­tu ac­tio­nem: sed iu­dex tu­te­lae non ali­ter con­dem­na­re de­bet, quam si ex sti­pu­la­tio­ne li­be­ra­tio fie­ret. 1Qui sub con­di­cio­ne sti­pu­la­tur, quae om­ni­mo­do ex­sta­tu­ra est, pu­re vi­de­tur sti­pu­la­ri. 2Qui ac­tum sti­pu­la­tur, de­in­de iter, ni­hil agit: item usum fruc­tum sti­pu­la­tus si usum sti­pu­le­tur, ni­hil agit. sed qui iter sti­pu­la­tus ac­tum post­ea sti­pu­le­tur, aliud ma­gis sti­pu­la­tur: aliud est enim iter, aliud ac­tus.

Ulp. lib. XLVII. ad Sabin. Ad Dig. 46,2,9 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 355, Noten 4, 5.Wenn ein Mündel ohne Ermächtigung des Vormunds stipulirt hat, dass das Vermögen unversehrt sein werde, und nachdem er mündig geworden, die Stipulation, um zu noviren, genehmigt haben wird, so wird die Vormundschaftsklage aufgehoben. Wenn er es nicht genehmigt haben wird, so hat er, auch wenn er mit der Vormundschaftsklage geklagt hatte, doch noch die Klage aus der Stipulation, aber der Richter darf auf die Vormundschaftsklage nicht anders verurtheilen, als wenn eine Befreiung aus der Stipulation stattfand. 1Wer unter einer Bedingung, welche jedenfalls eintreten wird, stipulirt, scheint unbedingt zu stipuliren. 2Wer eine Viehtrifts-, sodann eine Fusssteigsgerechtigkeit stipulirt, richtet nichts aus. Eben so richtet Der, welcher den Niessbrauch stipulirt hat, nichts aus, wenn er das Gebrauchsrecht stipulirt. Aber wenn Der, welcher eine Fusssteigsgerechtigkeit stipulirt hat, nachher eine Viehtriftsgerechtigkeit stipulirt, so stipulirt er mehr etwas Anderes; denn die Fusssteigsgerechtigkeit ist etwas Anderes, als die Viehtriftsgerechtigkeit11Vergl. l. 58. D. de verb. obl. 45. 1..

Dig. 46,3,24Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Ubi fi­de­ius­sor pro duo­bus de­na fi­de­ius­sit, ob­li­ga­tus est in vi­gin­ti, et si­ve vi­gin­ti si­ve de­na sol­ve­rit, utrum­que reum li­be­ra­bit. sed si quin­que sol­ve­rit, vi­dea­mus, quem ex reis rele­vet in quin­que? erit il­le rele­va­tus, de quo ac­tum est aut, si non ap­pa­reat, an­ti­quius de­bi­tum erit in­spi­cien­dum. idem et si quin­de­cim sint so­lu­ta: si qui­dem ap­pa­reat, quid ac­tum sit, in­de de­cem et ali­un­de quin­que erunt rele­va­ta, si ve­ro non ap­pa­ret, ex an­ti­quio­re con­trac­tu de­cem, ex alio quin­que erunt rele­va­ta.

Ulp. lib. XLVII. ad Sabin. Wenn ein Bürge sich für Zwei auf je Zehn verbürgt hat, so ist er auf Zwanzig verbindlich, und mag er nun Zwanzig, oder je Zehn gezahlt haben, er wird beide Schuldner befreien. Aber wenn er Fünf gezahlt haben wird, so wollen wir sehen, welchen von den Schuldnern er um Fünf erleichtere. Es wird der erleichtert sein, auf welchen die Absicht gerichtet gewesen ist, oder, wenn dies nicht erhellen sollte, so wird die ältere Schuld zu berücksichtigen sein. Dasselbe [findet] auch [dann statt,] wenn Funfzehn gezahlt sein sollten; wenn nämlich erhellen sollte, [auf welche Schuld] die Absicht gerichtet gewesen sei, [so wird diese] um Zehn erleichtert sein, und von der andern werden Fünf [abgehen;] wenn es aber nicht erhellt, so wird die ältere Contractsschuld um Zehn, die andere um Fünf erleichtert sein.

Dig. 46,4,6Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Plu­ri­bus sti­pu­la­tio­ni­bus fac­tis si pro­mis­sor ita ac­cep­to ro­gas­set: ‘quod ego ti­bi pro­mi­si, ha­bes­ne ac­cep­tum?’, si qui­dem ap­pa­ret, quid ac­tum est, id so­lum per ac­cep­ti­la­tio­nem sub­la­tum est: si non ap­pa­ret, om­nes sti­pu­la­tio­nes so­lu­tae sunt: dum­mo­do il­lud scia­mus, si ego aliud ac­cep­to tu­li, aliud tu ro­gas­ti, ni­hil va­le­re ac­cep­ti­la­tio­nem.

Idem lib. XLVII. ad Sabin. Wenn der Versprecher, da mehrere Stipulationen eingegangen waren, so um die Acceptilation gefragt hatte: Was ich dir verprochen habe, nimmst du das für empfangen an? so ist, wenn sich ergiebt, worauf die Absicht gerichtet war, blos dieses durch die Acceptilation aufgehoben; wenn es sich nicht ergiebt, so sind alle Stipulationen aufgelöst, nur muss man Das wissen, dass, wenn ich etwas Anderes durch Acceptilation erlassen habe, als weshalb du gefragt hast, die Acceptilation nicht gelte.

Dig. 50,16,177Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Na­tu­ra ca­vil­la­tio­nis, quam Grae­ci σωρίτην ap­pel­la­ve­runt, haec est, ut ab evi­den­ter ve­ris per bre­vis­si­mas mu­ta­tio­nes dis­pu­ta­tio ad ea, quae evi­den­ter fal­sa sunt, per­du­ca­tur.

Übersetzung nicht erfasst.