Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.Sab. XLVI
Ad Massurium Sabinum lib.Ulpiani Ad Massurium Sabinum libri

Ad Massurium Sabinum libri

Ex libro XLVI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15 (1,7 %)De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 2,15,4Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Aqui­lia­na sti­pu­la­tio om­ni­mo­do om­nes prae­ce­den­tes ob­li­ga­tio­nes no­vat et per­emit ip­sa­que per­emi­tur per ac­cep­ti­la­tio­nem: et hoc iu­re uti­mur. id­eo­que et­iam le­ga­ta sub con­di­cio­ne re­lic­ta in sti­pu­la­tio­nem Aqui­lia­nam de­du­cun­tur.

Ulp. lib. XLVI. ad Sabinum. Die Aquilianische Stipulation bewirkt ohne Zweifel in allen ihr vorangegangenen Forderungen eine Neuerung, und zerstört sie, und sie selbst wird durch Acceptilation zerstört: und dies ist als Recht bei und im Gebrauch. Eben deshalb pflegt auch bei bedingungsweise hinterlassenen Legaten die Aquilianische Stipulation in Anwendung gebracht zu werden.

Dig. 12,6,24Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Si is, qui per­pe­tua ex­cep­tio­ne tue­ri se pot­erat, cum sci­ret si­bi ex­cep­tio­nem pro­fu­tu­ram, pro­mi­se­rit ali­quid ut li­be­ra­re­tur, con­di­ce­re non pot­est.

Idem lib. XLVI. ad Sabin. Wenn derjenige, welcher sich mit einer immerwährenden Einrede schützen konnte, da er wusste, dass ihm die Einrede nützen werde, Etwas versprochen haben sollte, damit er befreit würde, so kann er nicht condiciren.

Dig. 19,1,10Ul­pia­nus li­bro qua­dra­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Non est no­vum, ut duae ob­li­ga­tio­nes in eius­dem per­so­na de ea­dem re con­cur­rant: cum enim is qui ven­di­to­rem ob­li­ga­tum ha­be­bat ei qui eun­dem ven­di­to­rem ob­li­ga­tum ha­be­bat he­res ex­sti­te­rit, con­stat duas es­se ac­tio­nes in eius­dem per­so­na con­cur­ren­tes, pro­priam et he­redi­ta­riam, et de­be­re he­redem in­sti­tu­tum, si ve­lit se­pa­ra­tim dua­rum ac­tio­num com­mo­do uti, an­te ad­itam he­redi­ta­tem pro­prium ven­di­to­rem con­ve­ni­re, de­in­de ad­ita he­redi­ta­te he­redi­ta­rium: quod si prius ad­ie­rit he­redi­ta­tem, unam qui­dem ac­tio­nem mo­ve­re pot­est, sed ita, ut per eam utrius­que con­trac­tus sen­tiat com­mo­dum. ex con­tra­rio quo­que si ven­di­tor ven­di­to­ri he­res ex­sti­te­rit, pa­lam est duas evic­tio­nes eum prae­sta­re de­be­re.

Ulp. lib. XLVI. ad Sabin. Es ist nichts Neues, dass zwei Verbindlichkeiten in derselben Person in Betreff derselben Sache zusammentreffen; denn wenn derjenige, dem Jemand als Verkäufer verpflichtet ist, Erbe eines Andern geworden ist, dem derselbe Verkäufer verpflichtet ist, so ist klar, dass zwei in derselben Person zusammentreffende Klagen vorhanden seien, eine eigene, und eine erbschaftliche, und es muss der eingesetzte Erbe, wenn er des Vortheils beider Klagen getrennt geniessen will, den eigenen Schuldner vor dem Erbantritt belangen, und nachher nach geschehenem Erbantritt den Erbschaftsschuldner; hat er die Erbschaft früher angetreten, so kann er zwar eine Klage anstellen, jedoch so, dass er durch dieselbe den Nutzen aus beiden Contracten zieht. Im umgekehrten Fall, wenn ein Verkäufer Erbe des andern geworden ist, ist es gleichfalls klar, dass er beide Entwährungen zu vertreten habe.

Dig. 21,2,32Idem li­bro qua­dra­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Quia di­ci­tur, quo­tiens plu­res res in sti­pu­la­tio­nem de­du­cun­tur, plu­res es­se sti­pu­la­tio­nes, an et in du­plae sti­pu­la­tio­ne hoc idem sit, vi­dea­mus. cum quis sti­pu­la­tur ‘fu­gi­ti­vum non es­se, er­ro­nem non es­se’ et ce­te­ra quae ex edic­to ae­di­lium cu­ru­lium pro­mit­tun­tur, utrum una sti­pu­la­tio est an plu­res? et ra­tio fa­cit, ut plu­res sint. 1Er­go et il­lud pro­ce­dit, quod Iu­lia­nus li­bro quin­to de­ci­mo di­ges­to­rum scri­bit. egit, in­quit, quan­ti mi­no­ris prop­ter fu­gam ser­vi, de­in­de agit prop­ter mor­bum: id agen­dum est, in­quit, ne lu­crum fa­ciat emp­tor et bis eius­dem vi­tii aes­ti­ma­tio­nem con­se­qua­tur. fin­ga­mus emp­tum de­cem, mi­no­ris au­tem emp­tu­rum fuis­se duo­bus, si tan­tum fu­gi­ti­vum es­se scis­set emp­tor: haec con­se­cu­tum prop­ter fu­gam mox com­peris­se, quod non es­set sa­nus: si­mi­li­ter duo­bus mi­no­ris emp­tu­rum fuis­se, si de mor­bo non igno­ras­set: rur­sus con­se­qui de­be­bit duo: nam et si de utro­que si­mul egis­set, quat­tuor es­set con­se­cu­tu­rus, quia eum for­te, qui ne­que sa­nus et fu­gi­ti­vus es­set, sex tan­tum es­set emp­tu­rus. se­cun­dum haec sae­pius ex sti­pu­la­tu agi pot­erit: ne­que enim ex una sti­pu­la­tio­ne, sed ex plu­ri­bus agi­tur.

Idem lib. XLVI. ad Sabin. Weil man sagt, dass, so oft mehrere Sachen in eine Stipulation gebracht werden, mehrere Stipulationen vorhanden seien, so wollen wir sehen, ob auch bei der Stipulation des Doppelten eben dies der Fall sei; wenn Jemand stipulirt, dass [der Sclav] kein Flüchtling sei, kein Herumstreicher sei, und was sonst noch dem Edict der curulischen Aedilen gemäss versprochen wird, ist dann eine einzige Stipulation vorhanden, oder [sind es] mehrere? Und ein vernünftiger Grund bewirkt, dass es mehrere seien. 1Ad Dig. 21,2,32,1ROHGE, Bd. 15 (1875), Nr. 93, S. 328: Berechnung des Minderwerths im Falle der exceptio quanti minoris.Also geht auch das an, was Julianus im funfzehnten Buch der Digesten schreibt; es hat, sagt er, [ein Käufer] mit der Minderungsklage wegen der Flucht des [gekauften] Sclaven geklagt, hernach klagt er wegen einer Krankheit [desselben]; man muss so verfahren, sagt er, dass der Käufer keinen Gewinn mache, und nicht zweimal wegen desselben Fehlers die durch Abschätzung bestimmte Vergütung erlange. Wir wollen uns denken, [ein Sclav] sei um Zehn gekauft worden, der Käufer würde ihn aber um Zwei weniger gekauft haben, wenn er nur gewusst hätte, dass er ein Flüchtling sei; diese [Zwei] habe er wegen der Flucht erlangt; bald darauf habe er erfahren, dass [der Sclav] nicht gesund sei; er würde ihn auf gleiche Weise um Zwei weniger gekauft haben, wenn er mit der Krankheit nicht unbekannt gewesen wäre; er wird wiederum Zwei erlangen müssen; denn auch wenn er wegen beider [Mängel] zugleich geklagt hätte, so würde er Vier erlangt haben, weil er vielleicht einen solchen, der sowohl nicht gesund als auch ein Flüchtling war, nur für Sechs würde gekauft haben. Diesem gemäss wird öfter aus der Stipulation geklagt werden können, denn es wird ja nicht aus einer einzigen Stipulation, sondern aus mehreren geklagt.

Dig. 45,1,29Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Sci­re de­be­mus in sti­pu­la­tio­ni­bus tot es­se sti­pu­la­tio­nes, quot sum­mae sunt, tot­que es­se sti­pu­la­tio­nes, quot spe­cies sunt. se­cun­dum quod eve­nit, ut mix­ta una sum­ma vel spe­cie, quae non fuit in prae­ce­den­ti sti­pu­la­tio­ne, non fiat no­va­tio, sed ef­fi­cit duas es­se sti­pu­la­tio­nes. quam­vis au­tem plac­ue­rit tot es­se sti­pu­la­tio­nes, quot sum­mae, tot­que es­se sti­pu­la­tio­nes quot res: ta­men si pe­cu­niam quis, quae in con­spec­tu est, sti­pu­la­tus sit, vel acer­vum pe­cu­niae, non tot sunt sti­pu­la­tio­nes, quot num­mo­rum cor­po­ra, sed una sti­pu­la­tio: nam per sin­gu­los de­na­rios sin­gu­las es­se sti­pu­la­tio­nes ab­sur­dum est. sti­pu­la­tio­nem quo­que le­ga­to­rum con­stat unam es­se, quam­vis plu­ra cor­po­ra sint vel plu­ra le­ga­ta. sed et fa­mi­liae vel om­nium ser­vo­rum sti­pu­la­tio una est. item­que qua­dri­gae aut lec­ti­ca­rio­rum sti­pu­la­tio una est. at si quis il­lud et il­lud sti­pu­la­tus sit, tot sti­pu­la­tio­nes sunt, quot cor­po­ra. 1Si a fu­re ho­mi­nem sim sti­pu­la­tus, quae­si­tum est, an sti­pu­la­tio va­leat. mo­vet quaes­tio­nem, quod sti­pu­la­tus ho­mi­nem ple­rum­que meum vi­deor: non va­let au­tem hu­ius­mo­di sti­pu­la­tio, ubi quis rem suam sti­pu­la­tus est. et con­stat, si qui­dem ita sti­pu­la­tus sim: ‘quod ex cau­sa con­dic­tio­nis da­re fa­ce­re opor­tet?’, sti­pu­la­tio­nem va­le­re: si ve­ro ho­mi­nem da­ri sti­pu­la­tus fue­ro, nul­lius mo­men­ti es­se sti­pu­la­tio­nem. quod si post­ea si­ne mo­ra de­ces­sis­se pro­po­na­tur ser­vus, non te­ne­ri fu­rem con­dic­tio­ne Mar­cel­lus ait: quam­diu enim vi­vit, con­di­ci pot­erit, at si de­ces­sis­se pro­po­na­tur, in ea con­di­cio­ne est, ut eva­nes­cat con­dic­tio prop­ter sti­pu­la­tio­nem.

Ulp. lib. XLVI. ad Sabin. Ad Dig. 45,1,29 pr.ROHGE, Bd. 14 (1875), Nr. 40, S. 103: Erwerb des Pfandbesitzes an einer Quantität vertretbarer Sachen.ROHGE, Bd. 16 (1875), Nr. 44, S. 155: Mehrheit von Gegenständen. Mehrheit von Rechtsgeschäften.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 252, Note 9; Bd. II, § 464, Note 4.Man muss wissen, dass in Stipulationen wieder soviel Stipulationen enthalten sind, als Summen stipulirt werden, und soviel Stipulationen als einzelne Gegenstände, woraus sich ergiebt, dass durch Hinzufügung einer in der vorhergehenden Stipulation nicht enthaltenen Summe oder [einzelnen] Gegenstandes keine Erneuerung geschieht, sondern vielmehr bewirkt wird, dass zwei Stipulationen vorhanden sind11S. besonders Bynkersh. Obs. VIII. 10. u. Charond. l. l. (p. 820.).. Obgleich aber angenommen worden ist, dass soviel Stipulationen sind, als Summen oder einzelne Gegenstände, so sind, wenn sich Jemand das Geld stipulirt hat, was er im Angesicht hat, oder einen Haufen Geldes, dies doch nicht soviel Stipulationen, als einzelne Münzstücke, sondern nur eine Stipulation. Denn es würde abgeschmackt sein, wenn man annehmen wollte, dass die einzelnen Denare Gegenstand soviel einzelner Stipulationen wären. Auch ist bekanntlich die Stipulation der Vermächtnisse nur eine Stipulation, obgleich sie mehrere einzelne Gegenstände oder mehrere Vermächtnisse begreift. Aber auch eine Stipulation über das Gesinde oder über alle Sclaven ist nur eine Stipulation. Desgleichen die Stipulation eines Viergespannes oder der Sänftenträger ist ebenfalls nur eine Stipulation. Wenn sich aber Jemand dieses und jenes stipulirt hat, so sind dies soviel Stipulationen, als Gegenstände. 1Wenn ich mir von dem Diebe [meinen] Sclaven stipulirt habe, so ist die Frage aufgeworfen worden, ob diese Stipulation gelte22S. hiezu Donelli Comment. ad h. tit. et leg.? Die Frage wird dadurch angeregt, dass ich anscheinend einen mir meistentheils gehörigen Sclaven mir stipulirt habe, eine solche Stipulation aber, wo sich Jemand seine eigene Sache stipulirt hat, keine Gültigkeit hat. Nun steht es aber fest, dass, wenn ich mir so stipulirt habe: Was er in Gemässheit der Condiction geben oder leisten muss, die Stipulation gilt; wenn ich mir aber nur stipulirt habe, dass mir der Sclave gegeben werde, die Stipulation von keiner Wirkung ist. Wird also ein Sclave vorausgesetzt, welcher nachher ohne einen Verzug gestorben ist, so wird, wie Marcellus sagt, der Dieb aus der Condiction nicht gehalten werden: denn nur so lange er lebte, konnte die Condiction angestellt werden; ist derselbe aber, wie vorausgesetzt wird, gestorben, so wird die Sache dadurch in die Lage versetzt, dass wegen der Stipulation auch die Condiction erlischt33Die Glosse sagt, in Ansehung der Condictio furtiva ist durch die Stipulation eine Neuerung eingetreten, und wegen dieser Novation kann er mit der Condictio furtiva nicht mehr belangt werden; mit der Klage aus der Stipulation aber auch nicht wegen Untergangs der Sache. [S. Charond. a. a. O.].

Dig. 46,1,5Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Ge­ne­ra­li­ter Iu­lia­nus ait eum, qui he­res ex­sti­tit ei, pro quo in­ter­ve­ne­rat, li­be­ra­ri ex cau­sa ac­ces­sio­nis et so­lum­mo­do qua­si he­redem rei te­ne­ri. de­ni­que scrip­sit, si fi­de­ius­sor he­res ex­ti­te­rit ei, pro quo fi­de­ius­sit, qua­si reum es­se ob­li­ga­tum, ex cau­sa fi­de­ius­sio­nis li­be­ra­ri: reum ve­ro reo suc­ce­den­tem ex dua­bus cau­sis es­se ob­li­ga­tum. nec enim pot­est rep­per­i­ri, quae ob­li­ga­tio quam per­emat: at in fi­de­ius­so­re et reo rep­per­i­tur, quia rei ob­li­ga­tio ple­nior est. nam ubi ali­qua dif­fe­ren­tia est ob­li­ga­tio­num, pot­est con­sti­tui al­te­ram per al­te­ram per­emi: cum ve­ro duae eius­dem sint po­tes­ta­tis, non pot­est rep­per­i­ri, cur al­te­ra po­tius quam al­te­ra con­su­me­re­tur. re­fert au­tem haec ad spe­ciem, in qua vult os­ten­de­re non es­se no­vum, ut duae ob­li­ga­tio­nes in unius per­so­na con­cur­rant. est au­tem spe­cies ta­lis. si reus pro­mit­ten­di reo pro­mit­ten­di he­res ex­sti­te­rit, duas ob­li­ga­tio­nes sus­ti­net: item si reus sti­pu­lan­di ex­sti­te­rit he­res rei sti­pu­lan­di, duas spe­cies ob­li­ga­tio­nis sus­ti­ne­bit. pla­ne si ex al­te­ra ea­rum ege­rit, utram­que con­su­met, vi­de­li­cet quia na­tu­ra ob­li­ga­tio­num dua­rum, quas ha­be­ret, ea es­set, ut, cum al­te­ra ea­rum in iu­di­cium de­du­ce­re­tur, al­te­ra con­su­me­re­tur.

Idem lib. XLVI. ad Sabin. Im Allgemeinen sagt Julianus, dass Der, welcher Erbe Desjenigen geworden sei, für welchen er eingetreten war, rücksichtlich der Nebenverpflichtung befreit werde, und nur noch als Erbe des Schuldners gehalten sei. Demgemäss hat er geschrieben, dass, wenn ein Bürge Erbe Desjenigen geworden sei, für welchen er sich verbürgt hat, er als Schuldner verbindlich sei, rücksichtlich der Bürgschaft [aber] befreit werde. Ein Schuldner aber, welcher Nachfolger eines Schuldners sei, sei aus zwei Gründen verbindlich. Denn es lässt sich nicht ausfindig machen, welche Verbindlichkeit die andere vernichte; aber bei einem Bürgen und Schuldner lässt es sich ausfindig machen, weil die Verbindlichkeit des Schuldners umfassender ist. Denn wo irgend eine Verschiedeuheit der Verbindlichkeiten stattfindet, da lässt sich annehmen, dass die eine durch die andere vernichtet werde; wenn aber zwei von derselben Kraft vorhanden sind, so lässt sich nicht ausfindig machen, warum die eine lieber als die andere aufgehoben werden sollte. Er bezieht dies aber auf einen Fall, bei welchem er zeigen will, dass es nichts Neues sei, dass zwei Verbindlichkeiten in der Person eines Einzigen zusammentreffen; der Fall ist aber folgender: wenn ein Correalschuldner44S. die Bem. zu l. S. §. 11. D. ad SC. Vellej. 16. 1. Erbe eines Correalschuldners geworden sein wird, so vertritt er zwei Verbindlichkeiten. Desgleichen wenn ein Correalgläubiger4 Erbe eines Correalgläubigers geworden sein wird, so wird er zwei Fälle der Forderung vertreten; freilich, wenn er aus der einen von beiden geklagt haben wird, so wird er beide aufheben, weil nemlich die Natur der zwei Forderungen, welche er hatte, so beschaffen war, dass dadurch, dass die eine von ihnen klagbar gemacht wurde, die andere aufgehoben wurde.

Dig. 46,2,1Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. No­va­tio est prio­ris de­bi­ti in aliam ob­li­ga­tio­nem vel ci­vi­lem vel na­tu­ra­lem trans­fu­sio at­que trans­la­tio, hoc est cum ex prae­ce­den­ti cau­sa ita no­va con­sti­tua­tur, ut prior per­ema­tur. no­va­tio enim a no­vo no­men ac­ce­pit et a no­va ob­li­ga­tio­ne. 1Il­lud non in­ter­est, qua­lis pro­ces­sit ob­li­ga­tio, utrum na­tu­ra­lis an ci­vi­lis an ho­no­ra­ria, et utrum ver­bis an re an con­sen­su: qua­lis­cum­que igi­tur ob­li­ga­tio sit, quae prae­ces­sit, no­va­ri ver­bis pot­est, dum­mo­do se­quens ob­li­ga­tio aut ci­vi­li­ter te­n­eat aut na­tu­ra­li­ter: ut pu­ta si pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te pro­mi­se­rit.

Ulp. lib. XLVI. ad Sabin. Novation ist die Uebertragung und Verwandlung einer früheren Schuld in ein anderes, entweder civilrechtliches oder natürliches Verhältniss, dass heisst, wenn aus einer vorhandenen Rechtsverbindlichkeit eine neue so gebildet wird, dass die frühere zu Grunde geht. Die Novation hat nemlich ihren Namen von dem Neuen (a novo) und von dem neuen Obligationsverhältniss (a nova obligatione) erhalten. 1Das macht keinen Unterschied, welche Verbindlichkeit vorhergegangen ist, ob eine natürliche oder eine civilrechtliche, oder eine honorarische und ob sie auf Worten, oder einer Sache, oder der Einwilligung beruhte. Von welcher Art also auch immer die Verbindlichkeit ist, welche vorausgegangen ist, sie kann durch Worte novirt werden, wenn nur die darauf folgende entweder nach dem Civilrecht, oder nach dem natürlichen Recht verpflichtet, z. B. wenn ein Mündel Etwas ohne Ermächtigung des Vormunds versprochen hat.

Dig. 46,2,6Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Si ita fue­ro sti­pu­la­tus: ‘quan­to mi­nus a Ti­tio de­bi­to­re ex­egis­sem, tan­tum fi­de­iu­bes?’, non fit no­va­tio, quia non hoc agi­tur, ut no­ve­tur. 1Cum pe­cu­niam mu­tuam de­dit quis si­ne sti­pu­la­tio­ne et ex con­ti­nen­ti fe­cit sti­pu­la­tio­nem, unus con­trac­tus est. idem erit di­cen­dum et si an­te sti­pu­la­tio fac­ta est, mox pe­cu­nia nu­me­ra­ta sit.

Idem lib. XLVI. ad Sabin. Wenn ich so stipulirt haben werde: Verbürgst du dich für so viel, als ich vom Schuldner Titius weniger werde habe einfodern können? so wird keine Novation vorgenommen, weil das nicht beabsichtigt wird, dass novirt werden solle. 1Wenn Jemand ein Gelddarlehn ohne Stipulation gegeben hat, und sogleich darauf eine Stipulation eingegangen ist, so ist ein einziger Contract vorhanden. Dasselbe wird auch dann zu sagen sein, wenn zuerst die Stipulation eingegangen, bald darauf das Geld gezahlt worden ist.

Dig. 46,2,8Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Si Sti­chum da­ri sti­pu­la­tus fue­rim et, cum in mo­ra pro­mis­sor es­set, quo mi­nus da­ret, rur­sus eun­dem sti­pu­la­tus fue­ro, de­si­nit pe­ri­cu­lum ad pro­mis­so­rem per­ti­ne­re qua­si mo­ra pur­ga­ta. 1Le­ga­ta vel fi­dei­com­mis­sa si in sti­pu­la­tio­nem fue­rint de­duc­ta et hoc ac­tum, ut no­ve­tur, fiet no­va­tio, si qui­dem pu­re vel in diem fue­rint re­lic­ta, sta­tim, si ve­ro sub con­di­cio­ne, non sta­tim, sed ubi con­di­cio ex­ti­te­rit. nam et alias qui in diem sti­pu­la­tur, sta­tim no­vat, si hoc ac­tum est, cum cer­tum sit diem quan­do­que ven­tu­rum: at qui sub con­di­cio­ne sti­pu­la­tur, non sta­tim no­vat, ni­si con­di­cio ex­ti­te­rit. 2Si quis ita sti­pu­la­tus a Se­io sit: ‘quod a Ti­tio sti­pu­la­tus fue­ro, da­re spon­des?’, an, si post­ea a Ti­tio sti­pu­la­tus sim, fiat no­va­tio so­lus­que te­n­ea­tur Se­ius? et ait Cel­sus no­va­tio­nem fie­ri, si mo­do id ac­tum sit, ut no­ve­tur, id est ut Se­ius de­beat quod Ti­tius pro­mi­sit: nam eo­dem tem­po­re et im­ple­ri prio­ris sti­pu­la­tio­nis con­di­cio­nem et no­va­ri ait, eo­que iu­re uti­mur. 3Idem Cel­sus ait iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio­ne ac­tio­nem iu­di­ca­ti non no­va­ri, me­ri­to, quia hoc so­lum agi­tur ea sti­pu­la­tio­ne, ut fi­de­ius­so­ri­bus cau­tum sit, non ut ab ob­li­ga­tio­ne iu­di­ca­ti dis­ce­da­tur. 4Si de­cem, quae mi­hi Ti­tius de­bet, aut de­cem, quae Se­ius de­bet, a ter­tio sti­pu­la­tus fue­ro, pu­tat Mar­cel­lus ne­utrum li­be­ra­ri, sed ter­tium eli­ge­re pos­se, pro quo de­cem sol­ve­re ve­lit. 5Si ab alio pro­mis­sam si­bi do­tem ma­ri­tus ab uxo­re do­tis no­mi­ne sti­pu­la­tus sit, non du­pla­ri do­tem, sed fie­ri no­va­tio­nem pla­cet, si hoc ac­tum est: quid enim in­ter­est, ip­sa an alius qui­li­bet pro­mit­tat? quod enim ego de­beo si alius pro­mit­tat, li­be­ra­re me pot­est, si no­va­tio­nis cau­sa hoc fiat: si au­tem non no­van­di ani­mo hoc in­ter­ve­nit, uter­que qui­dem te­ne­tur, sed al­te­ro sol­ven­te al­ter li­be­ra­tur. non ta­men si quis sti­pu­le­tur quod mi­hi de­be­tur, au­fert mi­hi ac­tio­nem, ni­si ex vo­lun­ta­te mea sti­pu­le­tur: li­be­rat au­tem me is qui quod de­beo pro­mit­tit, et­iam­si no­lim.

Ulp. lib. XLVI. ad Sabin. Wenn ich stipulirt habe, dass Stichus gegeben werde sollte, und ich, als der Versprecher sich in Verzug befand, sodass er ihn nicht gab, wiederum denselben stipulirt haben werde, so hört die Gefahr auf, den Versprecher zu treffen, gleich als ob der Verzug wieder gut gemacht wäre. 1Ad Dig. 46,2,8,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 355, Note 3.Wenn Legate oder Fideicommisse in eine Stipulation gebracht worden sind, und dies beabsichtigt worden ist, dass novirt werden solle, so wird eine Novation stattfinden, und zwar wenn sie unbedingt oder auf einen Termin hinterlassen sein werden, sogleich, wenn aber unter einer Bedingung, nicht sogleich, sondern dann, wenn die Bedingung eingetreten sein wird. Denn auch sonst novirt, wenn dies beabsichtigt worden ist, Der, welcher auf eine Zeit stipulirt, sogleich, wenn es gewiss ist, dass der Termin einst kommen werde; aber wer unter einer Bedingung stipulirt, der novirt nicht sogleich, wenn nicht die Bedingung eingetreten sein wird. 2Wenn Jemand so vom Sejus stipulirt haben sollte: Gelobst du zu geben, was ich vom Titius stipulirt haben werde? wird dann wohl, wenn er nachher vom Titius Etwas stipulirt hat, eine Novation stattfinden, und ist dann Sejus allein gehalten? Und Celsus sagt: es finde eine Novation statt, wenn nur das beabsichtigt worden sei, dass novirt werden solle, das heisst, dass Sejus schulden solle, was Titius versprochen hat; denn er sagt, dass zu derselben Zeit sowohl die Bedingung der früheren Stipulation erfüllt, als auch novirt werde, und das befolgen wir als Recht. 3Derselbe Celsus sagt: durch die Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, werde nicht novirt, mit Recht, weil blos das mit jener Stipulation beabsichtigt wird, dass mit Bürgen Sicherheit geleistet sei, nicht dass von der durch das Urtheil begründeten Verbindlichkeit zurückgetreten werde. 4Wenn ich Zehn, welche mir Titius schuldet, oder Zehn, welche Sejus schuldet, von einem Dritten stipulirt haben werde, so glaubt Marcellus, dass keiner von beiden befreit werde, aber der Dritte wählen könne, für welchen er die Zehn zahlen wolle. 5Man nimmt an, dass, wenn ein Ehemann das ihm von einem Andern versprochene Heirathsgut von seiner Ehefrau als Heirathsgut stipulirt habe, das Heirathsgut nicht verdoppelt, sondern eine Novation bewirkt werde, wenn dies beabsichtigt worden ist; denn welcher Unterschied ist, ob sie selbst, oder irgend ein Anderer verspreche? Denn wenn ein Anderer Das, was ich schulde, verspricht, so kann er mich befreien, wenn dies in der Absicht einer Novation geschieht; wenn dies aber nicht in der Absicht zu noviren geschieht, so sind zwar Beide gehalten; aber wenn der Eine bezahlt, so wird der Andere befreit. Jedoch entzieht Der, welcher stipulirt, was mir geschuldet wird, mir nicht die Klage, wenn er nicht mit meinem Willen stipulirt; es befreit mich aber Der, welcher verspricht, was ich schulde, auch wenn ich es nicht will.