Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.ed. aed. cur. I
Ad edictum aedilium curulium lib.Ulpiani Ad edictum aedilium curulium libri

Ad edictum aedilium curulium libri

Ex libro I

1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3 (3,1 %)De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14 (0,3 %)De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 1,3,13Ul­pia­nus li­bro I ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Nam, ut ait Pe­dius, quo­tiens le­ge ali­quid unum vel al­te­rum in­tro­duc­tum est, bo­na oc­ca­sio est ce­te­ra, quae ten­dunt ad ean­dem uti­li­ta­tem, vel in­ter­pre­ta­tio­ne vel cer­te iu­ris­dic­tio­ne sup­ple­ri.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. currul. Denn sobald, sagt Pedius, durch ein Gesetz das eine oder das andere eingeführt worden ist, ist eine gute Gelegenheit vorhanden, das übrige, was denselben Nutzen bezweckt; entweder durch die Auslegung, oder wenigsten durch die Gerichtsbarkeit zu ergänzen.

Dig. 2,14,31Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Pa­cis­ci con­tra edic­tum ae­di­lium om­ni­mo­do li­cet, si­ve in ip­so neg­otio ven­di­tio­nis ge­ren­do con­ve­nis­set, si­ve post­ea.

Ulp. lib. I. ad Edict. aedil. curul. Gegen das Edict der Aedilen darf man jedenfalls Verträge abschliessen, man mag nun darüber während des Kaufgeschäfts selbst oder nachher übereingekommen sein.

Dig. 21,1,1Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. La­beo scri­bit edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium de ven­di­tio­ni­bus re­rum es­se tam ea­rum quae so­li sint quam ea­rum quae mo­bi­les aut se mo­ven­tes. 1Aiunt ae­di­les: ‘Qui man­ci­pia ven­dunt cer­tio­res fa­ciant emp­to­res, quid mor­bi vi­tii­ve cui­que sit, quis fu­gi­ti­vus er­ro­ve sit no­xa­ve so­lu­tus non sit: ea­dem­que om­nia, cum ea man­ci­pia ven­ibunt, pa­lam rec­te pro­nun­tian­to. quod­si man­ci­pium ad­ver­sus ea venis­set, si­ve ad­ver­sus quod dic­tum pro­mis­sum­ve fue­rit cum veniret, fuis­set, quod eius prae­sta­ri opor­te­re di­ce­tur: emp­to­ri om­ni­bus­que ad quos ea res per­ti­net iu­di­cium da­bi­mus, ut id man­ci­pium red­hi­bea­tur. si quid au­tem post ven­di­tio­nem tra­di­tio­nem­que de­te­rius emp­to­ris ope­ra fa­mi­liae pro­cu­ra­to­ris­ve eius fac­tum erit, si­ve quid ex eo post ven­di­tio­nem na­tum ad­quisi­tum fue­rit, et si quid aliud in ven­di­tio­ne ei ac­ces­se­rit, si­ve quid ex ea re fruc­tus per­ve­ne­rit ad emp­to­rem, ut ea om­nia re­sti­tuat. item si quas ac­ces­sio­nes ip­se prae­sti­te­rit, ut re­ci­piat. item si quod man­ci­pium ca­pi­ta­lem frau­dem ad­mi­se­rit, mor­tis con­scis­cen­dae si­bi cau­sa quid fe­ce­rit, in­ve ha­re­nam de­pug­nan­di cau­sa ad bes­tias in­tro­mis­sus fue­rit, ea om­nia in ven­di­tio­ne pro­nun­tian­to: ex his enim cau­sis iu­di­cium da­bi­mus. hoc am­plius si quis ad­ver­sus ea sciens do­lo ma­lo ven­di­dis­se di­ce­tur, iu­di­cium da­bi­mus’. 2Cau­sa hu­ius edic­ti pro­po­nen­di est, ut oc­cur­ra­tur fal­la­ciis ven­den­tium et emp­to­ri­bus suc­cur­ra­tur, qui­cum­que de­cep­ti a ven­di­to­ri­bus fue­rint: dum­mo­do scia­mus ven­di­to­rem, et­iam­si igno­ra­vit ea quae ae­di­les prae­sta­ri iu­bent, ta­men te­ne­ri de­be­re. nec est hoc in­iquum: po­tuit enim ea no­ta ha­be­re ven­di­tor: ne­que enim in­ter­est emp­to­ris, cur fal­la­tur, igno­ran­tia ven­di­to­ris an cal­li­di­ta­te. 3Il­lud scien­dum est edic­tum hoc non per­ti­ne­re ad ven­di­tio­nes fis­ca­les. 4Si ta­men res pu­bli­ca ali­qua fa­ciat ven­di­tio­nem, edic­tum hoc lo­cum ha­be­bit. 5In pu­pil­la­ri­bus quo­que ven­di­tio­ni­bus erit edic­to lo­cus. 6Si in­tel­le­ga­tur vi­tium mor­bus­ve man­ci­pii (ut ple­rum­que sig­nis qui­bus­dam so­lent de­mons­tra­re vi­tia), pot­est di­ci edic­tum ces­sa­re: hoc enim tan­tum in­tuen­dum est, ne emp­tor de­ci­pia­tur. 7Sed scien­dum est mor­bum apud Sa­binum sic de­fi­ni­tum es­se ha­bi­tum cu­ius­que cor­po­ris con­tra na­tu­ram, qui usum eius ad id fa­cit de­te­rio­rem, cu­ius cau­sa na­tu­ra no­bis eius cor­po­ris sa­ni­ta­tem de­dit: id au­tem alias in to­to cor­po­re, alias in par­te ac­ci­de­re (nam­que to­tius cor­po­ris mor­bus est pu­ta φθίσις fe­bris, par­tis vel­uti cae­ci­tas, li­cet ho­mo ita­que na­tus sit): vi­tium­que a mor­bo mul­tum dif­fer­re, ut pu­ta si quis bal­bus sit, nam hunc vi­tio­sum ma­gis es­se quam mor­bosum. ego pu­to ae­di­les tol­len­dae du­bi­ta­tio­nis gra­tia bis κατὰ τοῦ αὐτοῦ idem di­xis­se, ne qua du­bi­ta­tio su­per­es­set. 8Pro­in­de si quid ta­le fue­rit vi­tii si­ve mor­bi, quod usum mi­nis­te­rium­que ho­mi­nis im­pe­diat, id da­bit red­hi­bitio­ni lo­cum, dum­mo­do me­mi­ne­ri­mus non uti­que quod­li­bet quam le­vis­si­mum ef­fi­ce­re, ut mor­bosus vi­tio­sus­ve ha­bea­tur. pro­in­de le­vis fe­bri­cu­la aut ve­tus quar­ta­na quae ta­men iam sper­ni pot­est vel vul­nus­cu­lum mo­di­cum nul­lum ha­bet in se de­lic­tum, qua­si pro­nun­tia­tum non sit: con­tem­ni enim haec po­tue­runt. ex­em­pli ita­que gra­tia re­fe­ra­mus, qui mor­bosi vi­tio­si­que sunt. 9Apud Vi­via­num quae­ri­tur, si ser­vus in­ter fa­na­ti­cos non sem­per ca­put iac­ta­ret et ali­qua pro­fa­tus es­set, an ni­hi­lo mi­nus sa­nus vi­de­re­tur. et ait Vi­via­nus ni­hi­lo mi­nus hunc sa­num es­se: ne­que enim nos, in­quit, mi­nus ani­mi vi­tiis ali­quos sa­nos es­se in­tel­le­ge­re de­be­re: alio­quin, in­quit, fu­tu­rum, ut in in­fi­ni­to hac ra­tio­ne mul­tos sa­nos es­se ne­ga­re­mus ut pu­ta le­vem su­per­sti­tio­sum ira­cun­dum con­tu­ma­cem et si qua si­mi­lia sunt ani­mi vi­tia: ma­gis enim de cor­po­ris sa­ni­ta­te, quam de ani­mi vi­tiis pro­mit­ti. in­ter­dum ta­men, in­quit, vi­tium cor­po­ra­le us­que ad ani­mum per­ve­ni­re et eum vi­tia­re: vel­uti con­tin­ge­ret φρενητικῷ, quia id ei ex fe­bri­bus ac­ci­de­rit. quid er­go est? si quid sit ani­mi vi­tium ta­le, ut id a ven­di­to­re ex­ci­pi opor­te­ret ne­que id ven­di­tor cum sci­ret pro­nun­tias­set, ex emp­to eum te­ne­ri. 10Idem Vi­via­nus ait, quam­vis ali­quan­do quis cir­ca fa­na bac­cha­tus sit et re­spon­sa red­di­de­rit, ta­men, si nunc hoc non fa­ciat, nul­lum vi­tium es­se: ne­que eo no­mi­ne, quod ali­quan­do id fe­cit, ac­tio est, sic­uti si ali­quan­do fe­brem ha­buit: ce­te­rum si ni­hi­lo mi­nus per­ma­ne­ret in eo vi­tio, ut cir­ca fa­na bac­cha­ri so­le­ret et qua­si demens re­spon­sa da­ret, et­iam­si per lu­xu­riam id fac­tum est, vi­tium ta­men es­se, sed vi­tium ani­mi, non cor­po­ris, id­eo­que red­hi­be­ri non pos­se, quon­iam ae­di­les de cor­po­ra­li­bus vi­tiis lo­quun­tur: at­ta­men ex emp­to ac­tio­nem ad­mit­tit. 11Idem di­cit et­iam in his, qui prae­ter mo­dum ti­mi­di cu­pi­di ava­ri­que sunt aut ira­cun­di

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. curul. Labeo schreibt, dass das Edict der curulischen Aedilen von den Verkäufen sowohl derjenigen Sachen, welche dem Erdboden angehören, als auch derjenigen, welche bewegliche oder sich bewegende [sind,] handle. 1Ad Dig. 21,1,1,1ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 339: Die actio emti führt zur Auflösung des Geschäfts, wenn das Interesse eben in der Aufhebung des Vertrages besteht.Die Aedilen sagen: Diejenigen, welche Sclaven verkaufen, sollen die Käufer in Kenntniss setzen, welche Krankheit oder [welchen] Fehler ein jeder habe, welcher ein Flüchtling oder ein Herumstreicher sei, oder von einem Schädenanspruch nicht befreit sei, und eben das Alles sollen sie, wenn dergleichen Sclaven werden verkauft werden, offengehörig anzeigen. Wenn aber ein Sclav diesen [Bestimmungen] zuwider verkauft wäre, oder dem zuwider, was gesagt oder versprochen sein wird, [damals,] als er verkauft wurde, bechaffen gewesen wäre, so werden wir auf das, was deshalb wird sollen geleistet werden müssen, dem Käufer und Allen, welche diese Sache angeht, eine Klage geben, damit [von dem Verkäufer] jener Sclav zurückgenommen werde. Wenn er aber in Etwas nach dem Verkauf und der Uebergabe durch das Zuthun des Käufers, der Familie, oder des Geschäftsbesorgers desselben schlechter geworden sein wird, oder wenn Etwas von ihm nach dem Verkauf geboren11Da das Wort mancipium, dessen sich die Aedilen bedienen, sowohl männliche, als weibliche Sclaven bezeichnet, so ist hier natürlich eine Sclavin zu verstehen. [oder] erworben sein wird, und wenn sonst Etwas bei dem Verkauf zu ihm hinzugekommen sein wird, oder wenn irgend eine Frucht aus einer solchen Sache an den Käufer gekommen sein wird, so soll [derselbe] dies Alles zurückerstatten. Ingleichen, wenn [der Käufer] selbst irgend etwas Hinzugekommenes angeschafft haben wird, so soll er es zurückerhalten. Ingleichen, wenn ein Sclav ein Capitalverbrechen22Capitalem fraudem. S. unten L. 23. §. 2. begangen haben, [oder] um sich den Tod zu geben, Etwas gethan haben, oder um zu kämpfen, in den Kampfplatz zu Bestien hineingelassen sein wird, so sollen [die Verkäufer] dies Alles bei dem Verkauf anzeigen; denn aus diesen Gründen werden wir eine Klage geben. Ferner, wenn Jemand diesen [Bestimmungen] zuwider wissentlich mit böser Absicht wird sollen verkauft haben, so werden wir eine Klage geben. 2Der Grund, dieses Edict aufzustellen, ist, damit den Betrügereien der Verkaufenden begegnet und allen Käufern zu Hülfe gekommen werde, welche etwa von Verkäufern hintergangen worden sind; nur müssen wir wissen, dass ein Verkäufer, wenngleich er das, was die Aedilen zu leisten befehlen, nicht gewusst hat, gleichwohl gehalten sein müsse. Auch ist dies nicht unbillig, denn der Verkäufer hätte das wissen können; auch macht es ja für den Käufer keinen Unterschied, warum er getäuscht werde, ob durch die Unwissenheit, oder durch die Verschlagenheit des Verkäufers. 3Das muss man wissen, dass dieses Edict die fiscalischen Verkäufe nicht betrifft. 4Wenn jedoch irgend eine Stadt einen Verkauf vornehmen sollte, so wird dies Edict Statt haben. 5Auch bei Verkäufen von Mündelsachen wird das Edict Statt finden. 6Ad Dig. 21,1,1,6ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 355: Der Verkäufer ist nicht bloß zur Vertretung der heimlichen, sondern schlechthin aller nicht angezeigten, nicht unerheblichen Mängel verbunden, sofern er nicht beweist, daß der Käufer sie gekannt hat oder kennen mußte.Wenn man den Fehler oder die Krankheit des Sclaven wahrnehmen kann, wie sich gewöhnlich die Fehler durch gewisse Zeichen zu erkennen zu geben pflegen, so kann man sagen, dass das Edict wegfalle; denn es ist nur darauf zu achten, dass der Käufer nicht hintergangen werde. 7Aber man muss wissen, dass Krankheit beim Sabinus so erklärt sei: ein widernatürliches Befinden irgend eines Körpers, welches die Brauchbarkeit desselben zu dem Zweck verringert, um dessenwillen uns die Natur den Gebrauch dieses Körpers gegeben hat. Dies ereigne sich aber bald im ganzen Körper, bald in einem Theile, — denn eine Krankheit des ganzen Körpers ist z. B. Schwindsucht, Fieber, eines Theiles z. B. Blindheit, wenn gleich ein Mensch so geboren sein sollte, — und ein Fehler unterscheide sich vielfach von einer Krankheit, wie z. B. wenn Jemand stammele, denn der sei mehr fehlerhaft, als krank. Ich aber glaube, dass die Aedilen um [jeden] Zweifel zu heben, dasselbe von derselben Sache zweimal gesagt haben, damit kein Zweifel übrig bleiben möchte. 8Deshalb wird, wenn etwa irgend ein solcher Fehler oder [eine solche] Krankheit vorhanden sein sollte, welcher [oder welche] den Gebrauch und den Dienst des Menschen behindern sollte, dies die Nöthigung zur Zurücknahme statthaft machen, wenn wir uns nur daran erinnern, dass durchaus nicht ein jeglicher noch so unbedeutender Umstand bewirke, dass [ein Sclav] für krank oder fehlerhaft gehalten werde. Wenn deshalb ein leichtes unbedeutendes Fieber, oder ein altes viertägiges, welches man jedoch schon für gering achten kann, oder eine kleine mässige Wunde nicht angezeigt sein sollte, so enthält dies kein Vergehen in sich; denn so etwas hat man unbeachtet lassen können. Wir wollen daher beispielsweise aufzählen, welche [Sclaven] krank oder fehlerhaft sind. 9Beim Vivianus wird gefragt, ob ein Sclav, wenn er unter den Fanatikern33Fanatici waren eigentlich Priester, welche bei ihren religiösen Feierlichkeiten, unter auffallenden Bewegungen des Kopfes, Prophezeiungen auszusprechen pflegten, gleich als hätten sie göttliche Eingebungen erhalten. Daher wird dieser Ausdruck hier von einem Sclaven gebraucht, welcher zuweilen von religiöser Schwärmerei ergriffen, unter vermeintlicher göttlicher Eingebungn Etwas prophezeiet hatte. S. v. Glück a. a. O. S. 164 f. nicht immer den Kopf hin und her wendete und [nur] Einiges vorher gesagt hätte, nichts desto weniger gesund zu sein scheine; und Vivianus sagt, dass ein solcher nichts desto weniger gesund sei; auch müssten wir ja, sagt er, Manche bei Gemüthsfehlern für nicht weniger gesund halten; sonst, sagt er, würde es geschehen, dass wir auf diese Art unaufhörlich von Vielen sagen würden, dass sie nicht gesund seien, z. B. von einem Leichtsinnigen, von einem Abergläubischen, von einem Jähzornigen, von einem Ungehorsamen, und was es sonst noch für ähnliche Gemüthsfehler gibt; denn es werde [von dem Verkäufer] mehr in Bezug auf Gesundheit des Körpers, als in Bezug auf Gemüthsfehler ein Versprechen gegeben. Zuweilen jedoch, sagt er, verbreite sich ein körperliches Gebrechen bis auf das Gemüth, und mache dasselbe fehlerhaft, wie sich dies bei einem Wahnsinnigen ereigne, insofern ihm dies in Folge von Fiebern zugestossen sei. Was findet also Statt, wenn irgend ein Gemüthsfehler von der Art vorhanden sein sollte, dass derselbe vom Verkäufer [bei dem Verkauf] hätte hervorgehoben werden müssen, und der Verkäufer doch denselben, obgleich er ihn kannte, nicht angezeigt hatte? [Vivianus sagt,] er sei aus dem Kaufe gehalten. 10Derselbe Vivianus sagt, dass es kein Fehler sei, wenn Jemand, obwohl er ehemals in den Heiligthümern geschwärmt und Weissagungen ausgesprochen habe44Circa fana bacchatus sit et responsa reddiderit. S. die vorhergehende Anm., dies doch jetzt nicht thue; und es findet deshalb, weil er dies ehemals gethan hat, keine Klage Statt, ebenso wie wenn er ehemals ein Fieber gehabt hat. Sonst, wenn er nichts desto weniger in diesem Fehler beharre, so dass er in den Heiligthümern zu schwärmen pflege und gleich wie ein Unsinniger weissage, so sei es, wenn gleich dies aus Muthwille geschehen ist, doch ein Fehler, aber ein Fehler des Gemüths nicht des Körpers, und darum könne man nicht zum Zurücknehmen nöthigen, weil die Aedilen von körperlichen Fehlern sprechen; jedoch lässt [Vivianus] die Klage aus dem Kaufe zu. 11Dasselbe sagt er auch in Betreff derer, welche ungewöhnlich furchtsam, gierig und geizig sind, oder jähzornig,

Dig. 21,1,4Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. ob quae vi­tia ne­gat red­hi­bitio­nem es­se, ex emp­to dat ac­tio­nem. 1Sed si vi­tium cor­po­ris us­que ad ani­mum pe­ne­trat, for­te si prop­ter fe­brem lo­quan­tur alie­na vel qui per vi­cos mo­re in­sa­no­rum de­ri­den­da lo­quan­tur, in quos id ani­mi vi­tium ex cor­po­ris vi­tio ac­ci­dit, red­hi­be­ri pos­se. 2Item alea­to­res et vi­na­rios non con­ti­ne­ri edic­to quos­dam re­spon­dis­se Pom­po­nius ait, quem­ad­mo­dum nec gu­lo­sos nec im­pos­to­res aut men­da­ces aut liti­gio­sos. 3Idem Pom­po­nius ait, quam­vis non va­li­de sa­pien­tem ser­vum ven­di­tor prae­sta­re de­beat, ta­men, si ita fa­tuum vel mo­rio­nem ven­di­de­rit, ut in eo usus nul­lus sit, vi­de­ri vi­tium. et vi­de­mur hoc iu­re uti, ut vi­tii mor­bi­que ap­pel­la­tio non vi­dea­tur per­ti­ne­re ni­si ad cor­po­ra: ani­mi au­tem vi­tium ita de­mum prae­sta­bit ven­di­tor, si pro­mi­sit, si mi­nus, non. et id­eo no­mi­na­tim de er­ro­ne et fu­gi­ti­vo ex­ci­pi­tur: hoc enim ani­mi vi­tium est, non cor­po­ris. un­de qui­dam iu­men­ta pa­vi­da et cal­ci­tro­sa mor­bosis non es­se ad­nu­me­ran­da di­xe­runt: ani­mi enim, non cor­po­ris hoc vi­tium es­se. 4In sum­ma si qui­dem ani­mi tan­tum vi­tium est, red­hi­be­ri non pot­est, ni­si si dic­tum est hoc ab­es­se et non ab­est: ex emp­to ta­men agi pot­est, si sciens id vi­tium ani­mi re­ti­cuit: si au­tem cor­po­ris so­lius vi­tium est aut et cor­po­ris et ani­mi mix­tum vi­tium, red­hi­bitio lo­cum ha­be­bit. 5Il­lud erit ad­no­tan­dum, quod de mor­bo ge­ne­ra­li­ter scrip­tum est, non de son­ti­co mor­bo, nec mi­rum hoc vi­de­ri Pom­po­nius ait: ni­hil enim ibi agi­tur de ea re, cui hic ip­se mor­bus ob­stet. 6Idem ait non om­nem mor­bum da­re lo­cum red­hi­bitio­ni, ut pu­ta le­vis lip­pi­tu­do aut le­vis den­tis au­ri­cu­lae­ve do­lor aut me­dio­cre ul­cus: non de­ni­que fe­bri­cu­lam quan­tu­lam­li­bet ad cau­sam hu­ius edic­ti per­ti­ne­re.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. denn wegen dieser Fehler, sagt [Vivianus,] finde keine Nöthigung auf Zurücknahme Statt, es gibt [aber das Edict] die Klage aus dem Kaufe. 1Aber wenn ein Fehler des Körpers Einfluss auf das Gemüth äussert, etwa wenn [Sclaven] wegen eines Fiebers Fremdartiges sprechen, oder wenn sie durch die Strassen [laufend,] nach Art Unsinniger Lächerliches sprechen sollten, wobei auf diese Art ein Fehler des Gemüths in Folge eines Fehlers des Körpers entsteht, so könne man zur Zurücknahme nöthigen. 2Ingleichen sagt Pomponius, dass Einige zum Bescheid gegeben haben, dass Spieler und Weintrinker nicht im Edict enthalten seien, gleichwie weder Leckerhafte, noch Betrüger, oder Lügner, oder Streitsichtige. 3Derselbe Pomponius sagt, dass, obwohl der Verkäufer einen sehr weisen Sclaven nicht zu leisten brauche, es doch ein Fehler zu sein scheine, wenn er einen so albernen oder einfältigen verkauft habe, dass derselbe zu Nichts zu gebrauchen sei. Und es scheint dies Recht zu gelten, dass die Benennung: Fehler und Krankheit, sich nur auf den Körper zu beziehen scheint; für einen Fehler des Gemüths aber wird der Verkäufer nur dann stehen, wenn er [dies] versprochen hat, wo nicht, [so wird er] nicht [dafür stehen;] und darum hebt man [bei einem Verkaufe eines Sclaven den Fehler, dass er] ein Herumstreicher oder Flüchtling [sei,] namentlich hervor, denn dies ist ein Fehler des Gemüths, nicht des Körpers. Deswegen haben Einige gesagt, dass scheue und zum Ausschlagen geneigte Zugthiere den kranken nicht beizuzählen seien, denn so etwas sei ein Fehler des Gemüths, nicht des Körpers. 4Kurz, wenn nur ein Fehler des Gemüths vorhanden ist, so kann man nicht zum Zurücknehmen nöthigen, ausser wenn gesagt worden ist, dass derselbe nicht vorhanden sei, und er vorhanden ist; man kann jedoch aus dem Kaufe klagen, wenn [der Verkäufer] wissentlich einen solchen Fehler des Gemüths verschwiegen hat; ist aber ein Fehler des Körpers allein vorhanden, oder ein gemischter Fehler sowohl des Körpers, als des Gemüths, so wird die Nöthigung zur Zurücknahme Statt haben. 5Das wird zu bemerken sein, dass [im Edict] im Allgemeinen von Krankheit geschrieben ist, nicht von einer Hauptkrankheit (morbus sonticus). Und Pomponius sagt, das scheine nicht wunderbar zu sein; denn dort wird nicht von einer solchen Angelegenheit gehandelt, welcher gerade eine Krankheit der Art entgegensteht. 6Derselbe sagt, nicht eine jede Krankheit mache die Nöthigung zur Zurücknahme statthaft, z. B. eine unbedeutende Triefäugigkeit, oder ein unbedeutender Zahn- oder Ohrenschmerz, oder ein mässiges Geschwür; demnach sei nicht ein jedes noch so unbedeutende Fieber Gegenstand dieses Edicts.

Dig. 21,1,6Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Pom­po­nius rec­te ait non tan­tum ad per­pe­tuos mor­bos, ve­rum ad tem­po­ra­rios quo­que hoc edic­tum per­ti­ne­re. 1Tre­ba­tius ait im­peti­gi­no­sum mor­bosum non es­se, si eo mem­bro, ubi im­pe­ti­go es­set, ae­que rec­te uta­tur: et mi­hi vi­de­tur ve­ra Tre­ba­tii sen­ten­tia. 2Spa­do­nem mor­bosum non es­se ne­que vi­tio­sum ve­rius mi­hi vi­de­tur, sed sa­num es­se, sic­uti il­lum, qui unum tes­ti­cu­lum ha­bet, qui et­iam ge­ne­ra­re pot­est.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Pomponius sagt richtig, dass dies Edict sich nicht nur auf immerwährende, sondern auch auf vorübergehende Krankheiten beziehe. 1Trebatius sagt, dass ein Räudiger nicht krank sei, wenn er das Glied, an welchem sich die Raude befinde, ebenso gut gebrauche; und mir scheint die Meinung des Trebatius wahr zu sein. 2Mir scheint es wahrer zu sein, dass ein Zeugungsunfähiger nicht krank sei, auch nicht fehlerhaft, sondern dass er gesund sei, sowie der, welcher nur eine Hode hat, welcher auch zeugen kann;

Dig. 21,1,8Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Si cui lin­gua abs­ci­sa sit, an sa­nus es­se vi­dea­tur, quae­ri­tur. et ex­stat haec quaes­tio apud Ofi­lium re­la­ta apud eum in equo: ait enim hunc vi­de­ri non es­se sa­num.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Wenn Jemandem die Zunge abgerissen sein sollte, so fragt es sich, ob er gesund zu sein scheine. Und es steht diese Frage beim Ofilius, da sie bei demselben in Bezug auf ein Pferd vorgetragen war; er sagt nämlich, ein solches [Pferd] scheine nicht gesund zu sein.

Dig. 21,1,10Idem li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Idem Ofi­lius ait, si ho­mi­ni digi­tus sit abs­ci­sus mem­bri­ve quid la­ce­ra­tum, quam­vis con­sa­na­ve­rit, si ta­men ob eam rem eo mi­nus uti pos­sit, non vi­de­ri sa­num es­se. 1Ca­to­nem quo­que scri­be­re le­go, cui digi­tus de ma­nu aut de pe­de prae­ci­sus sit, eum mor­bosum es­se: quod ve­rum est se­cun­dum su­pra scrip­tam di­stinc­tio­nem. 2Sed si quis plu­res digi­tos ha­beat si­ve in ma­ni­bus si­ve in pe­di­bus, si ni­hil im­pe­di­tur nu­me­ro eo­rum, non est in cau­sa red­hi­bitio­nis: prop­ter quod non il­lud spec­tan­dum est, quis nu­me­rus sit digi­to­rum, sed an si­ne im­pe­d­imen­to vel plu­ri­bus vel pau­cio­ri­bus uti pos­sit. 3De my­o­pe quae­si­tum est, an sa­nus es­set: et pu­to eum red­hi­be­ri pos­se. 4Sed et νυκτάλωπα mor­bosum es­se con­stat, id est ubi ho­mo ne­que ma­tu­ti­no tem­po­re vi­det ne­que ves­per­ti­no, quod ge­nus mor­bi Grae­ci vo­cant νυκτάλωπα. lus­ci­tio­nem eam es­se qui­dam pu­tant, ubi ho­mo lu­mi­ne ad­hi­bi­to ni­hil vi­det. 5Quae­si­tum est, an bal­bus et blae­sus et aty­pus is­que qui tar­dius lo­qui­tur et va­rus et va­tius sa­nus sit: et opi­nor eos sa­nos es­se.

Idem lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Derselbe Ofilius sagt, dass, wenn einem Menschen ein Finger abgerissen, oder irgend ein Glied zerfleischt sein sollte, er, obwohl er geheilt sei, wenn er jedoch wegen dieses Umstandes jenes [Glied] weniger gebrauchen könne, nicht gesund zu sein scheine. 1Ich lese, dass auch Cato schreibt, dass der, welchem ein Finger von der Hand oder [eine Zehe] vom Fuss abgeschnitten sei, krank sei; und das ist nach der oben stehenden Unterscheidung wahr. 2Aber wenn Jemand mehr Finger [als gewöhnlich] an den Händen oder [mehr Zehen] an den Füssen haben sollte, so ist, wenn er durch die Zahl derselben an Nichts verhindert wird, kein Grund zur Nöthigung zur Zurücknahme vorhanden; und deshalb ist nicht darauf zu sehen, welches die Zahl der Finger [oder Zehen] sei, sondern ob er ohne Hinderniss entweder die mehreren, oder die wenigeren gebrauchen könne. 3In Bezug auf einen Kurzsichtigen hat man gefragt, ob er gesund wäre? Und ich glaube, dass man [den Verkäufer] nöthigen könne, einen solchen zurückzunehmen. 4Dass aber auch ein Blödsüchtiger krank sei, ist bekannt, das heisst, wenn ein Mensch weder zur Morgen- noch zur Abendzeit sieht, welche Krankheitsgattung die Griechen νυκτάλωπα nennen. Einige glauben, dass Blödsüchtigkeit dann vorhanden sei, wenn ein Mensch bei Licht Nichts sieht. 5Man hat gefragt, ob ein Stotterer, und ein Stammler, und ein Schwerredender55Atypus; über die Bedeutung dieses Wortes ist viel geschrieben worden; s. v. Glück a. a. O. S. 127. Anm. 6 und S. 446 f. Die Uebersetzung ist der Erklärung der Glosse des Philoxenus: μογιλάλος, gemäss. Nach der Etymologie bedeutet ἄτυπος wohl einen solchen, der die Worte nicht gehörig ausdrücken kann. und ein solcher, welcher langsamer spricht, und ein Krummbeiniger und ein Grätschler66Varus et vatius. Unter ersterem ist ein solcher zu verstehen, welcher einwärts, unter letzterem ein solcher, welcher auswärts gebogene Füsse hat. S. v. Glück a. a. O. S. 128. Anm. 7. u. 8. u. S. 447. gesund sei? Und ich glaube, dass sie gesund seien.

Dig. 21,1,12Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Qui cla­vum ha­bet, mor­bosus est: sed et po­ly­po­sus. 1Eum, qui al­te­rum ocu­lum aut al­te­ram ma­xil­lam ma­io­rem ha­bet, si rec­te iis uta­tur, sa­num vi­de­ri Pe­dius scri­bit: ait enim in­ae­qua­li­ta­tem ma­xil­la­rum ocu­lo­rum bra­chio­rum, si ni­hil ex mi­nis­te­rio prae­stan­do sub­tra­hit, ex­tra red­hi­bitio­nem es­se. sed et la­tus vel crus bre­vius pot­est ad­fer­re im­pe­d­imen­tum: er­go et hic erit red­hi­ben­dus. 2Si quis na­tu­ra gut­tu­ro­sus sit aut ocu­los emi­nen­tes ha­beat, sa­nus vi­de­tur. 3Item scien­dum est scae­vam non es­se mor­bosum vel vi­tio­sum, prae­ter­quam si in­be­cil­li­ta­te dex­trae va­li­dius si­nis­tra uti­tur: sed hunc non scae­vam, sed man­cum es­se. 4Is cui os oleat an sa­nus sit quae­si­tum est: Tre­ba­tius ait non es­se mor­bosum os ali­cui ole­re, vel­uti hir­co­sum, stra­bo­nem: hoc enim ex il­lu­vie oris ac­ci­de­re so­le­re. si ta­men ex cor­po­ris vi­tio id ac­ci­dit, vel­uti quod ie­cur, quod pul­mo aut aliud quid si­mi­li­ter do­let, mor­bosus est.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Wer eine nagelförmige Geschwulst77Clavum. Nach der Beschreibung des Celsus V. 28. ist clavus so viel als Warze, namentlich an den Füssen, Leichdorn; jedoch muss dieses Uebel besonders gefährlicher Art gewesen sein, sonst würde ein damit behafteter Sclav hier nicht für krank erklärt worden sein, und Silius Italicus sich nicht, nach Plin. III. ep. 7., wegen der Unheilbarkeit eines clavus ermordet haben. S. Brisson. s. h. v. hat, ist krank; aber auch wer ein Nasengeschwür hat. 1Pedius schreibt, dass der, welcher das eine Auge, oder die eine Kinnlade grösser hat, wenn er diese [Glieder] gehörig gebrauchen könne, gesund zu sein scheine; er sagt nämlich, dass die Ungleichheit der Kinnladen, der Augen, der Arme, wenn sie der Dienstleistung Nichts entzieht, die Nöthigung zur Zurücknahme nicht begründe (extra redhibitionem esse). Aber auch eine kürzere Seite oder [ein kürzerer] Schenkel kann ein Hinderniss abgeben; also wird man auch zum Zurücknehmen eines so beschaffenen [Sclaven] nöthigen können. 2Wenn Jemand von Natur einen Kropf, oder hervorstehende Augen haben sollte, so scheint er gesund zu sein. 3Ingleichen muss man wissen, dass ein Linkischer nicht krank oder fehlerhaft sei, ausser wenn er wegen Schwachheit der rechten Hand mit mehr Stärke die linke gebraucht, doch ein solcher ist nicht linkisch, sondern gebrechlich. 4Man hat gefragt, ob der, welcher aus dem Mund riecht, gesund sei; Trebatius sagt, dass Einer, welcher aus dem Mund rieche, nicht krank sei, [ebenso wenig] wie ein nach Schweiss unter den Armen Riechender, [oder] ein Schielender; denn das, [dass Jemand aus dem Munde riecht,] pflege in Folge von Unreinlichkeit des Mundes zu geschehen; wenn es jedoch in Folge eines Fehlers des Körpers geschieht, z. B. weil die Leber, oder die Lunge, oder sonst etwas auf ähnliche Weise schmerzt, so ist er krank.

Dig. 21,1,14Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Quae­ri­tur de ea mu­lie­re, quae sem­per mor­tuos pa­rit, an mor­bosa sit: et ait Sa­b­inus, si vul­vae vi­tio hoc con­tin­git, mor­bosam es­se. 1Si mu­lier prae­gnas ven­ie­rit, in­ter om­nes con­ve­nit sa­nam eam es­se: ma­xi­mum enim ac prae­ci­puum mu­nus fe­mi­na­rum est ac­ci­pe­re ac tue­ri con­cep­tum: 2Puer­pe­ram quo­que sa­nam es­se, si mo­do ni­hil ex­trin­se­cus ac­ci­dit, quod cor­pus eius in ali­quam va­le­tu­di­nem im­mit­te­ret. 3De ste­ri­li Cae­lius di­stin­gue­re Tre­ba­tium di­cit, ut, si na­tu­ra ste­ri­lis sit, sa­na sit, si vi­tio cor­po­ris, con­tra. 4Item de eo qui uri­nam fa­cit quae­ri­tur. et Pe­dius ait non ob eam rem sa­num non es­se, quod in lec­to som­no vi­no­que pres­sus aut et­iam pi­g­ri­tia sur­gen­di uri­nam fa­ciat: sin au­tem vi­tio ve­si­cae col­lec­tum umo­rem con­ti­ne­re non pot­est, non quia uri­nam in lec­to fa­cit, sed quia vi­tio­sam ve­si­cam ha­bet, red­hi­be­ri pos­se: et ve­rius est quod Pe­dius. 5Idem ait, si uva ali­cu­ius prae­ci­sa sit, tol­le­re ma­gis quam prae­sta­re red­hi­bitio­nem, quod mor­bus mi­nui­tur: ego pu­to, si mor­bus de­si­nit, non es­se red­hi­bitio­ni lo­cum, sin au­tem vi­tium per­se­ve­ret, red­hi­bitio­nem lo­cum ha­be­re. 6Si quis digi­tis con­iunc­tis nas­ca­tur, non vi­de­tur sa­nus es­se, sed ita de­mum, si in­com­mo­da­tur ad usum ma­nus. 7Mu­lie­rem ita ar­tam, ut mu­lier fie­ri non pos­sit, sa­nam non vi­de­ri con­stat. 8Si quis ἀντιάδας ha­beat, an red­hi­be­ri qua­si vi­tio­sus pos­sit, quae­ri­tur. et si ἀντιάδες hae sunt quas ex­is­ti­mo, id est in­ve­te­ra­tas, et qui iam dis­cu­ti non pos­sint fau­cium tu­mo­res, qui ἀντιάδας ha­bet vi­tio­sus est. 9Si ven­di­tor no­mi­na­tim ex­ce­pe­rit de ali­quo mor­bo et de ce­te­ro sa­num es­se di­xe­rit aut pro­mi­se­rit, stan­dum est eo quod con­ve­nit (re­mit­ten­ti­bus enim ac­tio­nes suas non est re­gres­sus dan­dus), ni­si sciens ven­di­tor mor­bum con­sul­to re­ti­cuit: tunc enim dan­dam es­se de do­lo ma­lo re­pli­ca­tio­nem. 10Si no­mi­na­tim mor­bus ex­cep­tus non sit, ta­lis ta­men mor­bus sit, qui om­ni­bus po­tuit ap­pa­re­re (ut pu­ta cae­cus ho­mo ven­ibat, aut qui ci­ca­tri­cem evi­den­tem et pe­ri­cu­lo­sam ha­be­bat vel in ca­pi­te vel in alia par­te cor­po­ris), eius no­mi­ne non te­ne­ri Cae­ci­lius ait, per­in­de ac si no­mi­na­tim mor­bus ex­cep­tus fuis­set: ad eos enim mor­bos vi­tia­que per­ti­ne­re edic­tum ae­di­lium pro­ban­dum est, quae quis igno­ra­vit vel igno­ra­re po­tuit.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Es fragt sich, ob eine Frau, welche immer todte [Kinder] gebärt, krank sei; und Sabinus sagt, dass sie, wenn sich dies wegen eines Fehlers der Gebärmutter ereignet, krank sei. 1Wenn eine schwangere Frau verkauft worden ist, so kommen Alle [darüber] überein, dass eine solche gesund sei; denn es ist das grösste und vorzüglichste Geschäft der Frauenspersonen, zu empfangen und das Empfangene zu nähren. 2Auch eine Kindbetterin ist gesund, wenn nur nichts von Aussen her sich zuträgt, was ihren Körper in irgend eine Krankheit versetzen könnte. 3Cälius sagt, dass Trebatius in Betreff einer Unfruchtbaren unterscheide, dass, wenn sie von Natur unfruchtbar sei, sie gesund sei, wenn durch einen Fehler des Körpers, nicht. 4Ingleichen fragt es sich in Betreff eines solchen, der den Urin nicht halten kann; und Pedius sagt, dass er deswegen nicht ungesund sei, weil er schlaf- und weintrunken (pressus), oder auch aus Trägheit, um nicht aufzustehen, den Urin im Bette lässt; wenn er aber wegen eines Fehlers der Blase das gesammelte Wasser nicht halten kann, so könne man zur Zurücknahme nöthigen, nicht weil er den Urin im Bette lässt, sondern weil er eine fehlerhafte Blase hat; und das ist wahrer. 5Wenn derselbe Pedius sagt, dass, wenn Jemands angeschwollener Zapfen abgeschnitten sei, [dies] die Nöthigung zur Zurücknahme mehr aufhebe, als begründe, weil die Krankheit [dadurch] gemindert wird, so glaube ich, dass, wenn die Krankheit aufhört, die Nöthigung zur Zurücknahme nicht Statt finde, wenn aber der Fehler bleibe, die Nöthigung zur Zurücknahme Statt finde. 6Wenn Jemand mit zusammengewachsenen Fingern geboren werden sollte, so scheint er nicht gesund zu sein, aber nur dann, wenn er bei dem Gebrauch der Hand behindert wird. 7Es ist bekannt, dass eine Frau, welche so eng gewachsen ist, dass sie nicht Frau werden kann88Mulierem ita arctum, ut mulier fieri non possit. Mulier bezeichnet an der ersten Stelle das Geschlecht, an der zweiten die aus der Bestimmung dieses Geschlechts entstehende Eigenschaft, also Mütter., nicht gesund zu sein scheine. 8Wenn Jemand die Mandeln haben sollte, so fragt es sich, ob man [den Verkäufer] nöthigen könne, denselben als einen fehlerhaften zurückzunehmen. Und wenn es solche Mandeln sind, welche ich meine, das heisst, eingewurzelte, und [solche] Geschwülste an der Kehle, welche nun nicht mehr zertheilt werden können, so ist der, welcher die Mandeln hat, fehlerhaft. 9Ad Dig. 21,1,14,9ROHGE, Bd. 5 (1872), S. 324: Voraussetzung des Dolus: Täuschung und UebervortheilungWenn ein Verkäufer irgend eine Krankheit namentlich hervorgehoben, und in Bezug auf das Uebrige gesagt oder versprochen haben sollte, dass [der Sclav] gesund sei, so muss man bei dem, worüber man übereingekommen ist, stehen bleiben; denn denen, welche ihre Klagen erlassen, ist der Regress nicht zu geben, wenn nicht der Verkäufer eine Krankheit, welche er kannte, absichtlich verschwiegen hat; dann nämlich ist die Gegeneinrede wegen der bösen Absicht zu geben. 10Ad Dig. 21,1,14,10ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 355: Der Verkäufer ist nicht bloß zur Vertretung der heimlichen, sondern schlechthin aller nicht angezeigten, nicht unerheblichen Mängel verbunden, sofern er nicht beweist, daß der Käufer sie gekannt hat oder kennen mußte.Wenn eine Krankheit namentlich nicht hervorgehoben sein, es jedoch eine solche Krankheit sein sollte, welche Allen hat sichtbar sein können, z. B. es wurde ein blinder Mensch verkauft, oder [ein solcher,] welcher eine sichtbare und gefährliche Narbe entweder am Kopf, oder an einem andern Theil des Körpers hatte, so sagt Cäcilius99Dass hier vielmer Cälius zu lesen und Cälius Sabinus zu verstehen sei, welcher einen weitläuftigen Commentar zu dem Ed. der cur. Aedilen geschrieben hatte und in diesem Titel mehrmals erwähnt wird, haben Haloander und viele Andere angenommen und ist von Kämmerer Observatt. jur. civ. c. 1. p. 15. sqq. bewiesen worden., dass [der Verkäufer] deshalb nicht gehalten sei, ebenso als wenn die Krankheit namentlich hervorgehoben gewesen wäre; denn man muss [die Meinung] billigen, dass das Edict der Aedilen sich auf solche Krankheiten und Fehler beziehe, welche Jemand nicht gewusst hat, oder nicht hat wissen können.

Dig. 21,1,17Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Quid sit fu­gi­ti­vus, de­fi­nit Ofi­lius: fu­gi­ti­vus est, qui ex­tra do­mi­ni do­mum fu­gae cau­sa, quo se a do­mi­no ce­la­ret, man­sit. 1Cae­lius au­tem fu­gi­ti­vum es­se ait eum, qui ea men­te dis­ce­dat, ne ad do­mi­num red­eat, tam­et­si mu­ta­to con­si­lio ad eum re­ver­ta­tur: ne­mo enim ta­li pec­ca­to, in­quit, pae­ni­ten­tia sua no­cens es­se de­si­nit. 2Cas­sius quo­que scri­bit fu­gi­ti­vum es­se, qui cer­to pro­pos­i­to do­mi­num re­lin­quat. 3Item apud Vi­via­num re­la­tum est fu­gi­ti­vum fe­re ab af­fec­tu ani­mi in­tel­le­gen­dum es­se, non uti­que a fu­ga: nam eum qui hos­tem aut la­tro­nem, in­cen­dium rui­nam­ve fu­ge­ret, quam­vis fu­gis­se ve­rum est, non ta­men fu­gi­ti­vum es­se. item ne eum qui­dem, qui a prae­cep­to­re cui in dis­ci­pli­nam tra­di­tus erat au­fu­git, es­se fu­gi­ti­vum, si for­te id­eo fu­git, quia im­mo­de­ra­te eo ute­ba­tur. idem­que pro­bat et si ab eo fu­ge­rit cui erat com­mo­da­tus, si prop­ter ean­dem cau­sam fu­ge­rit. idem pro­bat Vi­via­nus et si sae­vius cum eo age­bat. haec ita, si eos fu­gis­set et ad do­mi­num venis­set: ce­te­rum si ad do­mi­num non venis­set, si­ne ul­la du­bi­ta­tio­ne fu­gi­ti­vum vi­de­ri ait. 4Idem ait: in­ter­ro­ga­tus Pro­cu­lus de eo, qui do­mi la­tuis­set in hoc sci­li­cet, ut fu­gae nac­tus oc­ca­sio­nem se sub­tra­he­ret, ait, tam­et­si fu­ge­re non pos­set vi­de­ri, qui do­mi man­sis­set, ta­men eum fu­gi­ti­vum fuis­se: sin au­tem in hoc tan­tum la­tuis­set, quo­ad ira­cun­dia do­mi­ni ef­fer­ves­ce­ret, fu­gi­ti­vum non es­se, sic­uti ne eum qui­dem, qui cum do­mi­num anim­ad­ver­te­ret ver­be­ri­bus se ad­fi­ce­re vel­le, prae­ri­puis­set se ad ami­cum, quem ad pre­can­dum per­du­ce­ret. ne eum qui­dem fu­gi­ti­vum es­se, qui in hoc pro­gres­sus est, ut se prae­ci­pi­ta­ret (ce­te­rum et­iam eum quis fu­gi­ti­vum di­ce­ret, qui do­mi in al­tum lo­cum ad prae­ci­pi­tan­dum se ascen­dis­set), ma­gis­que hunc mor­tem si­bi con­scis­ce­re vo­luis­se. il­lud enim, quod ple­rum­que ab im­pru­den­ti­bus, in­quit, di­ci so­let, eum es­se fu­gi­ti­vum, qui noc­te ali­qua si­ne vo­lun­ta­te do­mi­ni eman­sis­set, non es­se ve­rum, sed ab af­fec­tu ani­mi cu­ius­que aes­ti­man­dum 5Idem Vi­via­nus ait, si a ma­gis­tro puer re­ces­sit et rur­sus ad ma­trem per­ve­nit, cum quae­re­re­tur, num fu­gi­ti­vus es­set: si ce­lan­di cau­sa quo, ne ad do­mi­num re­ver­te­re­tur, fu­gis­set, fu­gi­ti­vum es­se: sin ve­ro ut per ma­trem fa­ci­lio­rem de­pre­ca­tio­nem ha­be­ret de­lic­ti ali­cu­ius, non es­se fu­gi­ti­vum. 6Cae­lius quo­que scri­bit, si ser­vum eme­ris, qui se in Ti­be­rim de­ie­cit, si mo­rien­di dum­ta­xat con­si­lio sus­cep­to a do­mi­no dis­ces­sis­set, non es­se fu­gi­ti­vum, sed si fu­gae prius con­si­lium ha­buit, de­in­de mu­ta­ta vo­lun­ta­te in Ti­be­rim se de­ie­cit, ma­ne­re fu­gi­ti­vum. ea­dem pro­bat et de eo, qui de pon­te se prae­ci­pi­ta­vit. haec om­nia ve­ra sunt, quae Cae­lius scri­bit. 7Idem ait, si ser­vus tuus fu­giens vi­ca­rium suum se­cum ab­du­xit: si vi­ca­rius in­vi­tus aut im­pru­dens se­cu­tus est ne­que oc­ca­sio­nem ad te red­eun­di nac­tus prae­ter­mi­sit, non vi­de­ri fu­gi­ti­vum fuis­se: sed si aut olim cum fu­ge­ret in­tel­le­xit quid age­re­tur aut post­ea co­gno­vit quid ac­ti es­set et red­ire ad te cum pos­set no­luit, con­tra es­se. idem pu­tat di­cen­dum de eo, quem pla­gia­rius ab­du­xit. 8Idem Cae­lius ait, si ser­vus, cum in fun­do es­set, ex­is­set de vil­la ea men­te, ut pro­fu­ge­ret et quis eum, prius­quam ex fun­do tuo ex­is­set com­pre­hen­dis­set, fu­gi­ti­vum vi­de­ri: ani­mum enim fu­gi­ti­vum fa­ce­re. 9Idem ait nec eum, qui ad fu­gam gra­dum unum al­te­rum­ve pro­mo­vit vel et­iam cur­re­re coe­pit, si do­mi­num se­quen­tem non pot­est eva­de­re, non es­se fu­gi­ti­vum. 10Idem rec­te ait li­ber­ta­tis cu­ius­dam spe­ciem es­se fu­gis­se, hoc est po­tes­ta­te do­mi­ni­ca in prae­sen­ti li­be­ra­tum es­se. 11Pig­no­ri da­tus ser­vus de­bi­to­rem qui­dem do­mi­num ha­bet, sed si, post­ea­quam ius suum ex­er­cuit cre­di­tor, ei se sub­tra­xit, pot­est fu­gi­ti­vus vi­de­ri. 12Apud La­beo­nem et Cae­lium quae­ri­tur, si quis in asylum con­fu­ge­rit aut eo se con­fe­rat, quo so­lent venire qui se ve­na­les pos­tu­lant, an fu­gi­ti­vus sit: ego pu­to non es­se eum fu­gi­ti­vum, qui id fa­cit quod pu­bli­ce fa­ce­re li­ce­re ar­bi­tra­tur. ne eum qui­dem, qui ad sta­tuam Cae­sa­ris con­fu­git, fu­gi­ti­vum ar­bi­tror: non enim fu­gien­di ani­mo hoc fa­cit. idem pu­to et in eum, qui in asylum vel quod aliud con­fu­git, quia non fu­gien­di ani­mo hoc fa­cit: si ta­men an­te fu­git et post­ea se con­tu­lit, non id­eo ma­gis fu­gi­ti­vus es­se de­si­nit. 13Item Cae­lius scri­bit pla­ce­re eum quo­que fu­gi­ti­vum11Die Großausgabe fügt es­se ein., qui eo se con­fe­rat, un­de eum do­mi­nus re­ci­pe­ra­re non pos­sit, mul­to­que ma­gis il­lum fu­gi­ti­vum es­se, qui eo se con­fe­rat, un­de ab­du­ci non pos­sit. 14Er­ro­nem ita de­fi­nit La­beo pu­sil­lum fu­gi­ti­vum es­se, et ex di­ver­so fu­gi­ti­vum mag­num er­ro­nem es­se. sed pro­prie er­ro­nem sic de­fi­ni­mus: qui non qui­dem fu­git, sed fre­quen­ter si­ne cau­sa va­ga­tur et tem­po­ri­bus in res nu­ga­to­rias con­sump­tis se­rius do­mum red­it. 15Apud Cae­lium scrip­tum est: li­ber­ti apud pa­tro­num ha­bi­tan­tis sic, ut sub una cla­ve to­ta eius ha­bi­ta­tio es­set, ser­vus ea men­te, ne red­iret ad eum, ex­tra ha­bi­ta­tio­nem li­ber­ti fuit, sed in­tra ae­des pa­tro­ni, et to­ta noc­te ob­li­tuit: vi­de­ri es­se fu­gi­ti­vum Cae­lius ait. pla­ne si ta­lem cus­to­diam ea ha­bi­ta­tio non ha­buit et in ea cel­la li­ber­tus ha­bi­ta­vit, cui com­mu­ne et pro­mis­cuum plu­rium cel­la­rum iter est, con­tra pla­ce­re de­be­re Cae­lius ait et La­beo pro­bat. 16Idem Cae­lius ait ser­vum in pro­vin­ciam mis­sum a do­mi­no, cum eum mor­tuum es­se et tes­ta­men­to se li­be­rum re­lic­tum au­dis­set et in eo­dem of­fi­cio per­man­sis­set tan­tum­que pro li­be­ro se ge­re­re coe­pis­set, hunc non es­se fu­gi­ti­vum: nec enim men­tien­do se li­be­rum, in­quit, fu­gi­ti­vus es­se coe­pit, quia si­ne fu­gae con­si­lio id fe­cit. 17Quod aiunt ae­di­les ‘no­xa so­lu­tus non sit’, sic in­tel­le­gen­dum est, ut non hoc de­beat pro­nun­tia­ri nul­lam eum no­xam com­mis­sis­se, sed il­lud no­xa so­lu­tum es­se, hoc est noxa­li iu­di­cio sub­iec­tum non es­se: er­go si no­xam com­mi­sit nec per­ma­net, no­xa so­lu­tus vi­de­tur. 18No­xas ac­ci­pe­re de­be­mus pri­va­tas, hoc est eas, quae­cum­que com­mit­tun­tur ex de­lic­tis, non pu­bli­cis cri­mi­ni­bus, ex qui­bus agi­tur iu­di­ciis noxa­li­bus: de­ni­que spe­cia­li­ter ca­ve­tur in­fra de ca­pi­ta­li­bus frau­di­bus. ex pri­va­tis au­tem no­xiis ori­tur dam­num pe­cu­nia­rium, si quis for­te no­xae de­de­re no­lue­rit, sed li­tis aes­ti­ma­tio­nem suf­fer­re. 19Si quis ta­lis sit ser­vus, qui om­ni­no ma­nu­mit­ti non pos­sit ex con­sti­tu­tio­ni­bus, vel si sub poe­na vin­cu­lo­rum dis­trac­tus sit a do­mi­no (vel ab ali­qua po­tes­ta­te dam­na­tus) vel si ex­por­tan­dus: ae­quis­si­mum erit et­iam hoc prae­di­ci. 20Si quis ad­fir­ma­ve­rit ali­quid ad­es­se ser­vo nec ad­sit, vel ab­es­se et ad­sit, ut pu­ta si di­xe­rit fu­rem non es­se et fur sit, si di­xe­rit ar­ti­fi­cem es­se et non sit: hi enim, quia quod ad­se­ve­ra­ve­runt non prae­stant, ad­ver­sus dic­tum pro­mis­sum­ve fa­ce­re vi­den­tur.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Was ein Flüchtling sei, erklärt Ofilius. Ein Flüchtling ist, wer ausser dem Hause des Herrn um der Flucht willen, damit er sich vor dem Herrn verberge, geblieben ist. 1Cälius aber sagt, dass ein Flüchtling der sei, welcher in der Absicht fortgehe, dass er nicht zum Herrn zurückkehre, wenngleich er nach geändertem Entschluss zu ihm zurückkehre; denn Niemand, sagt er, hört bei einem solchen Vergehen durch seine Reue auf, schuldig zu sein. 2Auch Cassius schreibt, dass ein Flüchtling der sei, welcher mit einem bestimmten Vorsatz seinen Herrn verlasse. 3Desgleichen ist beim Vivianus berichtet worden, ein Flüchtling sei insgemein nach der Gemüthsbestimmung, schlechterdings nicht nach der Flucht zu beurtheilen; denn ein solcher, welcher vor dem Feind oder vor einem Strassenräuber, vor einer Feuersbrunst, oder vor einem Einsturz fliehe, sei, obwohl es wahr ist, dass er geflohen sei, doch kein Flüchtling. Ingleichen sei nicht einmal der, welcher von dem Lehrer, welchem er zur Unterweisung übergeben worden war, weggeflohen ist, ein Flüchtling, wenn er etwa darum geflohen ist, weil [der Lehrer] ihn unmässig anstrengte (utebatur). Und dasselbe nimmt er an, auch wenn [der Sclav] von dem geflohen sei, dem er geliehen war, wenn er wegen derselben Ursache geflohen sei. Dasselbe nimmt Vivianus auch [dann] an, wenn [jener] zu grausam mit dem [Sclaven] verfuhr. Dies finde dann Statt, wenn er von jenen geflohen und zu seinem Herrn gekommen wäre; sonst wenn er nicht zu seinem Herrn gekommen wäre, so sagt er, scheine er ohne allen Zweifel ein Flüchtling zu sein. 4Dasselbe sagte Proculus, als er wegen eines solchen gefragt wurde, welcher zu Hause sich verborgen hatte, in der Absicht nämlich, dass er sich entferne, wenn er eine Gelegenheit zur Flucht erlangt hätte; er sagte, wenn gleich es scheinen könnte, dass der, welcher zu Hause geblieben wäre, nicht fliehe, so sei er gleichwohl ein Flüchtling gewesen; wenn er sich aber nur so lange verborgen hätte, bis der Jähzorn seines Herrn verbraust wäre, so sei er kein Flüchtling; sowie nicht einmal der, welcher sich, da er bemerkte, dass ihm sein Herr Schläge geben wollte, eilend zu einem Freund begeben hätte, um denselben zum Vorbitten herbeizuführen. Nicht einmal der sei ein Flüchtling, welcher in der Absicht, um sich [von irgendwo] hinabzustürzen, fortgegangen ist. Sonst würde man auch den einen Flüchtling nennen, welcher zu Hause auf einen hohen Ort hinaufgestiegen wäre, um sich hinabzustürzen, und ein solcher habe sich [doch] mehr den Tod geben wollen; denn das, was gewöhnlich, sagt er, von Unwissenden gesagt zu werden pflegt, dass der ein Flüchtling sei, welcher einmal des Nachts ohne den Willen des Herrn ausgeblieben wäre, sei nicht wahr, sondern es sei dies nach der Gemüthsstimmung eines Jeden zu ermessen. 5Derselbe Vivianus sagte, als gefragt wurde, ob ein Knabe, wenn er von seinem Lehrer fortgegangen und wieder zu seiner Mutter gekommen ist, ein Flüchtling wäre, dass er, wenn er um sich irgendwo zu verbergen, damit er nicht zu seinem Herrn zurückkehrte, geflohen wäre, ein Flüchtling sei; wenn er aber [geflohen wäre,] damit er durch seine Mutter eine leichtere Abbitte wegen irgend eines Vergehens haben möchte, so sei er kein Flüchtling. 6Auch Cälius schreibt, wenn du einen Sclaven gekauft habest, welcher sich in den Tiber gestürzt hat, so sei er kein Flüchtling, wenn er nur mit der Absicht, zu sterben, von [dir, seinem] Herrn, weggegangen wäre; aber wenn er zuerst die Absicht zu fliehen gehabt, nachher nach geänderten Entschluss sich in den Tiber gestürzt hat, so bleibe er ein Flüchtling. Dasselbe nimmt er auch in Bezug auf den an, welcher sich von einer Brücke hinabgestürzt hat. Dies Alles, was Cälius schreibt, ist wahr. 7Derselbe sagt, wenn dein Sclav, als er floh, seinen Untersclaven mit sich fortgeführt hat, so scheine der Untersclave, wenn er wider Willen oder wider Wissen gefolgt ist, auch, als er die Gelegenheit, zu dir zurückzukehren, erlangt hatte, sie nicht vorübergelassen hat, kein Flüchtling gewesen zu sein. Aber wenn er entweder damals, als er floh, gewusst hat, was [von dem Sclaven] beabsichtigt wurde, oder nachher erfahren hat, was [von demselben] beabsichtigt worden war, und, obgleich er es konnte, nicht hat zu dir zurückkehren wollen, so finde das Gegentheil Statt. Dasselbe glaubt er in Bezug auf einen solchen sagen zu müssen, welchen ein Menschenräuber fortgeführt hat. 8Derselbe Cälius sagt, wenn ein Sclav, da er sich auf [deinem] Grundstück befand, aus dem Landhaus in der Absicht fortgegangen wäre, um zu entfliehen, und Jemand ihn, ehe er aus deinem Grundstück fortgegangen wäre, ergriffen hätte, so scheine er ein Flüchtling zu sein; denn die Absicht mache, dass Jemand ein Flüchtling sei. 9Derselbe sagt, auch der sei allerdings ein Flüchtling, welcher ein Paar Schritte, um zu fliehen, gemacht, oder auch zu laufen angefangen hat, wenn er [gleich] dem ihm folgenden Herrn nicht entgehen kann. 10Derselbe sagt richtig, es sei eine Art von Freiheit, wenn man geflohen sei, das heisst, man sei für jetzt von der herrischen Gewalt befreit. 11Ein zum Pfand gegebener Sclav hat zwar den Schuldner zum Herrn, aber wenn er, nachdem der Gläubiger sein Recht ausgeübt hat, von diesem sich heimlich entfernt hat, so kann er als ein Flüchtling angesehen werden. 12Beim Labeo und Cälius wird gefragt, wenn Jemand an eine Freistätte geflohen sei, oder dahin sich begebe, wohin die [Sclaven] zu kommen pflegen, welche verkauft zu werden verlangen, ob er ein Flüchtling sei? Ich glaube, dass der kein Flüchtling ist, welcher das thut, was man nach seiner Meinung insgemein thun darf. Nicht einmal den, welcher zur Bildsäule des Kaisers geflohen ist, halte ich für einen Flüchtling, denn er thut dies nicht mit der Absicht, zu fliehen. Dasselbe glaube ich auch in Betreff desjenigen, welcher an eine Freistättte oder sonst wohin flieht, weil er das nicht mit der Absicht, zu fliehen, thut; wenn er aber erst geflohen ist, und nachher sich dahin begeben hat, so hört er darum nicht mehr auf ein Flüchtling zu sein. 13Ingleichen schreibt Cälius, man nehme an, dass auch der ein Flüchtling sei, welcher sich dahin begebe, von woher ihn der Herr nicht wiedererlangen könne; und dass noch vielmehr der ein Flüchtling sei, welcher sich dahin begebe, von woher er nicht weggeführt werden könne. 14Einen Herumstreicher erklärt Labeo so: er sei ein kleiner Flüchtling, und umgekehrt sei ein Flüchtling ein grosser Herumstreicher, aber eigentlich erklären wir den Herumstreicher so: der zwar nicht flieht, aber häufig ohne Ursache herumschweift, und nachdem er die Zeit auf läppische Dinge verwendet hat, zu spät nach Hause zurückkehrt. 15Beim Cälius steht geschrieben: der Sclav eines Freigelassenen, welcher bei seinem Patron so wohnte, dass die ganze Wohnung desselben unter einem einzigen Verschluss war, ist in der Absicht, um nicht zu jenem zurückzukehren, ausserhalb der Wohnung des Freigelassenen, aber innerhalb des Hauses des Patrons gewesen, und hat sich die ganze Nacht verborgen; Cälius sagt, er scheine ein Flüchtling zu sein. Freilich wenn jene Wohnung keine solche Verwahrung gehabt und der Freigelassene in einer solchen Kammer gewohnt hat, zu welcher der Weg mit mehreren Kammern gemeinschaftlich und nicht unterschieden ist, so sagt Cälius, und glaubt Labeo, dass man das Gegentheil annehmen müsse. 16Derselbe Cälius sagt, dass ein von seinem Herrn in die Provinz geschickter Sclav, wenn er gehört hätte, dass jener gestorben, und er im Testament als frei hinterlassen worden wäre, und [wenn] er in derselben Dienstverrichtung verblieben wäre und nur angefangen habe, sich als Freier zu benehmen, kein Flüchtling sei; auch hat er ja dadurch, dass er sich fälschlich für frei ausgab, nicht angefangen, ein Flüchtling zu sein, weil er dies ohne die Absicht zu fliehen gethan hat. 17Wenn die Aedilen sagen: von einem Schädenanspruch nicht befreit sei, so ist das so zu verstehen, dass man nicht das anzeigen müsse, dass [der Sclav] keinen Schaden angerichtet habe, sondern das, dass er von [jedem] Schädenanspruch befreit sei; das heisst, dass er keiner Schädenklage unterworfen sei, also wenn er einen Schaden angerichtet hat, [dieser aber] nicht [mehr] fortdauert, so scheint er vom Schädenanspruch befreit zu sein. 18Unter Schäden müssen wir Privat[schäden] verstehen, das heisst solche, welche durch Vergehen — nicht durch öffentliche Verbrechen — angerichtet werden, aus welchen man mit Schädenklagen klagt; demgemäss wird weiter unten [im Edict] über die Capitalverbrechen besonders verordnet; aus Privatschäden aber entsteht eine Geldbusse, wenn etwa Jemand [den Sclaven] nicht zum Schadensersatz ausliefern, sondern den Werth des streitigen Gegenstandes leisten will. 19Wenn Einer ein solcher Sclav sein sollte, welcher überhaupt nicht in Folge [kaiserlicher] Constitutionen freigelassen werden kann, oder wenn er unter der Strafe von Fesseln1010Da er dieser Strafe unterworfen war, vgl. L. 10. C. de poenis 9. 47. von seinem Herrn verkauft, oder von irgend einer öffentlichen Gewalt verurtheilt worden, oder fortzuschaffen ist, so wird es ganz billig sein, dass auch dies [von dem Verkäufer] vorhergesagt werde. 20Wenn Jemand versichert haben sollte, dass der Sclav irgend eine Eigenschaft habe (aliquid adesse servo), und er sie nicht hat, oder nicht habe und er sie hat, z. B. wenn er gesagt haben sollte, dass er kein Dieb sei, und er ein Dieb ist, wenn er gesagt haben sollte, dass er ein Künstler sei, und er es nicht ist, so scheinen solche [Verkäufer,] welche nicht leisten, was sie versichert haben, gegen das, was gesagt oder versprochen worden ist, zu handeln.

Dig. 21,1,19Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Scien­dum ta­men est quae­dam et si di­xe­rit prae­sta­re eum non de­be­re, sci­li­cet ea, quae ad nu­dam lau­dem ser­vi per­ti­nent: vel­uti si di­xe­rit fru­gi probum dic­to au­dien­tem. ut enim Pe­dius scri­bit, mul­tum in­ter­est, com­men­dan­di ser­vi cau­sa quid di­xe­rit, an ve­ro prae­sta­tu­rum se pro­mi­se­rit quod di­xit. 1Pla­ne si di­xe­rit alea­to­rem non es­se, fu­rem non es­se, ad sta­tuam num­quam con­fu­gis­se, opor­tet eum id prae­sta­re. 2Dic­tum a pro­mis­so sic dis­cer­ni­tur: dic­tum ac­ci­pi­mus, quod ver­bo te­nus pro­nun­tia­tum est nu­do­que ser­mo­ne fi­ni­tur: pro­mis­sum au­tem pot­est re­fer­ri et ad nu­dam pro­mis­sio­nem si­ve pol­li­ci­ta­tio­nem vel ad spon­sum. se­cun­dum quod in­ci­piet is, qui de hu­ius­mo­di cau­sa sti­pu­lan­ti spopon­dit, et ex sti­pu­la­tu pos­se con­ve­ni­ri et red­hi­bi­to­riis ac­tio­ni­bus: non no­vum, nam et qui ex emp­to pot­est con­ve­ni­ri, idem et­iam red­hi­bi­to­riis ac­tio­ni­bus con­ve­ni­ri pot­est. 3Ea au­tem so­la dic­ta si­ve pro­mis­sa ad­mit­ten­da sunt, quae­cum­que sic di­cun­tur, ut prae­sten­tur, non ut iac­ten­tur. 4Il­lud scien­dum est: si quis ar­ti­fi­cem pro­mi­se­rit vel di­xe­rit, non uti­que per­fec­tum eum prae­sta­re de­bet, sed ad ali­quem mo­dum peritum, ut ne­que con­sum­ma­tae scien­tiae ac­ci­pias, ne­que rur­sum in­doc­tum es­se in ar­ti­fi­cium: suf­fi­ciet igi­tur ta­lem es­se, qua­les vol­go ar­ti­fi­ces di­cun­tur. 5De­in­de aiunt ae­di­les: ‘emp­to­ri om­ni­bus­que ad quos ea res per­ti­net iu­di­cium da­bi­mus’. pol­li­cen­tur emp­to­ri ac­tio­nem et suc­ces­so­ri­bus eius qui in uni­ver­sum ius suc­ce­dunt. emp­to­rem ac­ci­pe­re de­be­mus eum qui pre­tio emit. sed si quis per­mu­ta­ve­rit, di­cen­dum est utrum­que emp­to­ris et ven­di­to­ris lo­co ha­be­ri et utrum­que pos­se ex hoc edic­to ex­per­i­ri. 6Tem­pus au­tem red­hi­bitio­nis sex men­ses uti­les ha­bet: si au­tem man­ci­pium non red­hi­bea­tur, sed quan­to mi­no­ris agi­tur, an­nus uti­lis est. sed tem­pus red­hi­bitio­nis ex die ven­di­tio­nis cur­rit aut, si dic­tum pro­mis­sum­ve quid est, ex eo ex quo dic­tum pro­mis­sum­ve quid est.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Man muss jedoch wissen, dass der [Verkäufer] Einiges, auch wenn er es gesagt haben sollte, nicht zu leisten brauche, nämlich das, was sich auf ein blosses Lob des Sclaven bezieht, z. B. wenn er gesagt haben sollte, dass [der Sclav] wirthschaftlich, rechtschaffen sei, aufs Wort höre; denn, wie Pedius schreibt, es ist ein grosser Unterschied, ob er Etwas, um den Sclaven zu empfehlen, gesagt hat, oder aber versprochen hat, dass er leisten werde, was er gesagt hat. 1Freilich wenn er gesagt haben sollte, dass er kein Spieler sei, dass er kein Dieb sei, dass er niemals zu einer Bildsäule geflohen sei1111Die Sclaven pflegten zu einer Freistätte oder einer Bildsäule zu fliehen (s. L. 17. §. 12. h. t.) um sich vor ihren Herren zu schützen. Ein Sclav, der dies noch nie gethan, verdiente besondere Empfehlung. S. v. Glück a. a. O. S. 30. A. 95., so muss er dafür stehen. 2Ad Dig. 21,1,19,2ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 339: Die actio emti führt zur Auflösung des Geschäfts, wenn das Interesse eben in der Aufhebung des Vertrages besteht.Gesagt wird von versprochen so unterschieden: unter gesagt verstehen wir, was den Worten nach ausgesprochen worden ist und durch die blosse Rede begrenzt wird, versprochen aber kann man theils auf eine blosse Versprechung, oder Verheissung, oder auf ein feierliches Versprechen beziehen, und dem gemäss wird der, welcher [einem Andern,] der sich in Betreff einer Sache der Art etwas stipulirt, es feierlich versprochen hat, von nun an sowohl aus der Stipulation, als mit den ädilicischen Klagen1212Unter den redhibitoriis actionibus sind hier überhaupt ädilicischen Klagen, also ausser der redhibitoria auch die quanto minoris, zu verstehen. S. v. Glück a. a. O. S. 133. f. A. 20. belangt werden können; [und das ist] nicht neu, denn auch ebenderselbe, welcher aus dem Kauf belangt werden kann, kann auch mit den ädilicischen Klagen12 belangt werden. 3Das aber ist allein als gesagt oder versprochen zuzulassen, was so gesagt wird, dass es geleistet werden solle, nicht dass es [blos] gerühmt wird. 4Das muss man wissen: wenn Jemand versprochen oder gesagt haben wird, dass [der Sclav] ein Künstler sei, so braucht er nicht einen durchgehends vollkommenen zu leisten, sondern einen bis zu einem gewissen Maass erfahrenen, so dass man es weder so versteht, als müsse [der Sclav] von vollendeter Wissenschaft, noch so, als dürfe er ganz ungelehrt in Bezug auf die Kunst sein; es wird also genügen, dass er ein solcher sei, wie man sie gewöhnlich Künstler nennt. 5Sodann sagen die Aedilen: dem Käufer und Allen, welche diese Sache angeht, werden wir eine Klage geben; sie versprechen dem Käufer und den Nachfolgern desselben, welche in das gesammte Recht [desselben] nachfolgen, eine Klage. Unter dem Käufer müssen wir einen solchen verstehen, welcher um einen Preis gekauft hat; aber wenn Jemand getauscht haben wird, so muss man sagen, dass beide [Contrahenten] wie Käufer und Verkäufer angesehen werden, und beide aus diesem Edict verfahren können. 6Die Zeit der Nöthigung zur Zurücknahme aber enthält sechs [zur Rechtsverfolgung] dienliche1313S. die Bemerk. zu L. 14. §. 2. D. quod met. c. gest. er. 4. 2. und L. 55. D. h. t. Monate (menses utiles); wenn man aber den Sclaven zurückzunehmen nicht nöthigen sollte, sondern mit der Minderung[sklage] klagt, so ist [die Zeit] ein [zur Rechtsverfolgung] dienliches Jahr (annus utilis13; aber die Zeit der Nöthigung zur Zurücknahme läuft vom Tage des Verkaufs an, oder wenn Etwas gesagt oder versprochen sein sollte, von dem [Tage] an, an welchem Etwas gesagt oder versprochen worden ist.

Dig. 21,1,21Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Red­hi­be­re est fa­ce­re, ut rur­sus ha­beat ven­di­tor quod ha­bue­rit, et quia red­den­do id fie­bat, id­cir­co red­hi­bitio est ap­pel­la­ta qua­si red­di­tio. 1Cum red­di­tur ab emp­to­re man­ci­pium ven­di­to­ri, de do­lo ma­lo pro­mit­ti opor­te­re ei Pom­po­nius ait et id­eo cau­tio­nes ne­ces­sa­rias es­se, ne for­te aut pig­no­ri da­tus sit ser­vus ab emp­to­re aut ius­su eius fur­tum si­ve dam­num cui da­tum sit. 2Idem Pom­po­nius ait in­ter­dum et­iam du­pli­ci­ter cau­tio­nes in­ter­po­ni de­be­re, alias in prae­ter­itum, alias in fu­tu­rum, ut pu­ta si eius ser­vi no­mi­ne qui red­hi­be­tur emp­tor pro­cu­ra­tor­ve eius iu­di­cium ac­ce­pit, vel quod cum eo age­re­tur vel quod ip­se eius no­mi­ne age­ret. ca­ven­dum au­tem es­se ait, si quid si­ne do­lo ma­lo emp­tor con­dem­na­tus fue­rit aut de­de­rit, his re­bus rec­te prae­sta­ri, vel si quid ex eo quod ege­rit ad eum per­ve­ne­rit do­lo­ve ma­lo vel cul­pa eius fac­tum sit, quo mi­nus per­ve­ni­ret is­dem die­bus, red­di. 3Idem ait fu­tu­ri tem­po­ris no­mi­ne cau­tio­nem ei, qui sciens ven­di­dit, fie­ri so­le­re, si in fu­ga est ho­mo si­ne cul­pa emp­to­ris et ni­hi­lo mi­nus con­dem­na­tur ven­di­tor: tum enim ca­ve­re opor­te­re, ut emp­tor ho­mi­nem per­se­qua­tur et in sua po­tes­ta­te red­ac­tum ven­di­to­ri red­dat,

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Redhibere (zur Zurücknahme nöthigen) heisst machen, dass der Verkäufer wieder habe, was er gehabt hat, und weil das durch Zurückgeben (reddendo) geschah, deshalb hat man [diese Handlung] redhibitio (Nöthigung zur Zurücknahme) genannt, gleichsam redditio (Zurückgabe). 1Pomponius sagt, dass, wenn ein Sclav vom Käufer dem Verkäufer zurückgegeben wird, demselben ein Versprechen wegen böser Absicht gegeben werden müsse, und dass die Sicherheitsleistungen darum nothwendig seien, damit nicht etwa entweder der Sclav vom Käufer zum Pfand gegeben sei, oder auf Befehl desselben [von dem Sclaven] Jemand bestohlen oder Jemandem ein Schaden zugefügt sei. 2Derselbe Pomponius sagt, dass zuweilen auch doppelt Sicherheiten bestellt werden müssen, einige für die Vergangenheit, andere für die Zukunft, z. B. wenn der Käufer oder der Geschäftsbesorger desselben wegen des Sclaven, welcher zurückgenommen werden soll, einen Process übernommen hat, entweder weil gegen ihn geklagt wurde, oder weil er selbst wegen desselben klagte. Er sagt aber, man müsse Sicherheit geben, dass, wenn der Käufer ohne böse Absicht in Etwas verurtheilt sein, oder Etwas gegeben haben sollte, in diesen Fällen [für jeden Schaden von dem Verkäufer]1414His rebus recte praestari. S. L. 71. §. 1. D. de verb. sign., wo diese Worte erklärt werden: damit der Stipulator aus dieser Sache keinen Nachtheil ider Schaden leide. gehörig gestanden werden solle, oder dass, wenn Etwas von dem, worauf [der Käufer] geklagt haben wird, auf ihn gekommen sein sollte, oder [wenn durch böse Absicht oder Verschulden desselben bewirkt sein sollte, dass es nicht [an ihn] kam, [dies] an denselben Tagen [an den Verkäufer] zurückgegeben werden solle1515Isdem diebus reddi. Die Vermuthung von Cujac. Observat. XVII. c. 21. ex., dass iisdem diebus aus id, welches man für zwei nicht zusammengehörige Buchstaben gehalten und auf jene Art erklärt habe, entstanden sei, ist wahrscheinlich. S. auch v. Glück a. a. O. S. 96. u. 97.. 3Derselbe sagt, dass wegen der zukünftigen Zeit dem, welcher wissentlich [eine fehlerhafte Sache] verkauft hat, Sicherheit geleistet zu werden pflege. [Z. B.] wenn der [verkaufte] Mensch ohne Verschulden des Käufers auf der Flucht ist, und der Verkäufer nichts desto weniger verurtheilt wird, dann nämlich müsse der Käufer Sicherheit geben, dass er den Menschen verfolgen, und, wenn er ihn in seine Gewalt zurückgebracht habe, dem Verkäufer zurückgeben wolle;

Dig. 21,1,23Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Cum au­tem red­hi­bitio fit, si de­te­rius man­ci­pium si­ve ani­mo si­ve cor­po­re ab emp­to­re fac­tum est, prae­sta­bit emp­tor ven­di­to­ri, ut pu­ta si stu­pra­tum sit aut sae­vi­tia emp­to­ris fu­gi­ti­vum es­se coe­pe­rit: et id­eo, in­quit Pom­po­nius, ut ex qua­cum­que cau­sa de­te­rius fac­tum sit, id ar­bi­trio iu­di­cis aes­ti­me­tur et ven­di­to­ri prae­ste­tur. quod si si­ne iu­di­ce ho­mo red­hi­bi­tus sit, re­li­qua au­tem quae di­xi­mus no­lit emp­tor red­de­re, suf­fi­ciat ven­di­to­ri ex ven­di­to ac­tio. 1Iu­bent ae­di­les re­sti­tui et quod ven­di­tio­ni ac­ces­sit et si quas ac­ces­sio­nes ip­se prae­sti­te­rit, ut uter­que reso­lu­ta emp­tio­ne ni­hil am­plius con­se­qua­tur, quam non ha­be­ret, si ven­di­tio fac­ta non es­set. 2Ex­ci­pi­tur et­iam il­le, qui ca­pi­ta­lem frau­dem ad­mi­sit. ca­pi­ta­lem frau­dem ad­mit­te­re est ta­le ali­quid de­lin­que­re, prop­ter quod ca­pi­te pu­nien­dus sit: ve­te­res enim frau­dem pro poe­na po­ne­re so­le­bant. ca­pi­ta­lem frau­dem ad­mi­sis­se ac­ci­pie­mus do­lo ma­lo et per ne­qui­tiam: ce­te­rum si quis er­ro­re, si quis ca­su fe­ce­rit, ces­sa­bit edic­tum. un­de Pom­po­nius ait ne­que im­pu­be­rem ne­que fu­rio­sum ca­pi­ta­lem frau­dem vi­de­ri ad­mi­sis­se. 3Ex­ci­pi­tur et il­le, qui mor­tis con­scis­cen­dae cau­sa quid fe­ce­rit. ma­lus ser­vus cre­di­tus est, qui ali­quid fa­cit, quo ma­gis se re­bus hu­ma­nis ex­tra­hat, ut pu­ta la­queum tor­sit si­ve me­di­ca­men­tum pro ve­ne­no bi­bit prae­ci­pi­tem­ve se ex al­to mi­se­rit aliud­ve quid fe­ce­rit, quo fac­to spe­ra­vit mor­tem per­ven­tu­ram, tam­quam non ni­hil in alium au­su­rus, qui hoc ad­ver­sus se au­sus est. 4Si ser­vus sit qui ven­di­dit vel fi­lius fa­mi­lias in do­mi­num vel pa­trem de pe­cu­lio ae­di­li­cia ac­tio com­pe­tit: quam­vis enim poe­na­les vi­dean­tur ac­tio­nes, ta­men quon­iam ex con­trac­tu ve­niunt, di­cen­dum est eo­rum quo­que no­mi­ne qui in alie­na po­tes­ta­te sunt com­pe­te­re. pro­in­de et si fi­lia fa­mi­lias vel an­cil­la dis­tra­xit, ae­que di­cen­dum est ac­tio­nes ae­di­li­cias lo­cum ha­be­re. 5Hae ac­tio­nes quae ex hoc edic­to oriun­tur et­iam ad­ver­sus he­redes om­nes com­pe­tunt. 6Et si bo­na fi­de no­bis ser­vient li­be­ri for­te ho­mi­nes vel ser­vi alie­ni qui ven­di­de­runt, pot­est di­ci et­iam hos hoc edic­to con­ti­ne­ri. 7Iu­lia­nus ait iu­di­cium red­hi­bi­to­riae ac­tio­nis utrum­que, id est ven­di­to­rem et emp­to­rem quo­dam­mo­do in in­te­grum re­sti­tue­re de­be­re. 8Qua­re si­ve emp­to­ri ser­vus fur­tum fe­ce­rit si­ve alii cui­li­bet, ob quod fur­tum emp­tor ali­quid prae­sti­te­rit, non ali­ter ho­mi­nem ven­di­to­ri re­sti­tue­re iu­be­tur, quam si in­dem­nem eum prae­sti­te­rit. quid er­go, in­quit Iu­lia­nus, si no­lue­rit ven­di­tor ho­mi­nem re­ci­pe­re? non es­se co­gen­dum ait quic­quam prae­sta­re, nec am­plius quam pre­tio con­dem­na­bi­tur: et hoc de­tri­men­tum sua cul­pa emp­to­rem pas­su­rum, qui cum pos­set ho­mi­nem no­xae de­de­re, ma­lue­rit li­tis aes­ti­ma­tio­nem suf­fer­re: et vi­de­tur mi­hi Iu­lia­ni sen­ten­tia hu­ma­nior es­se. 9Cum red­hi­be­tur man­ci­pium, si quid ad emp­to­rem per­ve­nit vel cul­pa eius non per­ve­nit, re­sti­tui opor­tet, non so­lum si ip­se fruc­tus per­ce­pit mer­ce­des­ve a ser­vo vel con­duc­to­re ser­vi ac­ce­pit, sed et­iam si a ven­di­to­re fue­rit id­cir­co con­se­cu­tus, quod tar­dius ei ho­mi­nem re­sti­tuit: sed et si a quo­vis alio pos­ses­so­re fruc­tus ac­ce­pit emp­tor, re­sti­tue­re eos de­be­bit: sed et si quid fruc­tuum no­mi­ne con­se­cu­tus est, id prae­stet: item si le­ga­tum vel he­redi­tas ser­vo ob­ve­ne­rit. ne­que re­fert, po­tue­rit haec con­se­qui ven­di­tor an non po­tue­rit, si ser­vum non ven­di­dis­set: po­na­mus enim ta­lem es­se, qui ca­pe­re ali­quid ex tes­ta­men­to non po­tue­rat: ni­hil haec res no­ce­bit. Pe­dius qui­dem et­iam il­lud non pu­tat es­se spec­tan­dum, cu­ius con­tem­pla­tio­ne tes­ta­tor ser­vum he­redem scribse­rit vel ei le­ga­ve­rit, quia et si ven­di­tio re­man­sis­set, ni­hil haec res emp­to­ri prod­erat: et per con­tra­rium, in­quit, si con­tem­pla­tio­ne ven­di­to­ris in­sti­tu­tus pro­po­ne­re­tur, ta­men di­ce­re­mus re­sti­tue­re emp­to­rem non de­be­re ven­di­to­ri, si nol­let eum red­hi­be­re.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Wenn aber die Zurücknahme auf Nöthigung geschieht, so wird der Käufer, wenn der Sclav entweder am Gemüth oder am Körper von dem Käufer schlechter gemacht worden ist, dem Verkäufer dafür stehen, z. B. wenn er genothzüchtigt sein oder wegen der Härte des Käufers angefangen haben sollte, ein Flüchtling zu sein; und darum soll, sagt Pomponius, möge er aus welcher Ursache er wolle, schlechter geworden sein, dies nach dem Ermessen des Richters geschätzt und dem Verkäufer geleistet werden. Wenn aber der Mensch ohne [die Hülfe] des Richters auf Nöthigung zurückgenommen sein sollte, der Käufer aber das Uebrige, wovon wir gesprochen haben, etwa nicht zurückgeben will, so genüge dein Verkäufer die Klage aus dem Verkauf. 1Ad Dig. 21,1,23,1ROHGE, Bd. 11 (1874), Nr. 67, S. 202: Verlust der Redhibitionsbefugnis durch Veräußerung, Verbrauch, Verfügung über die gekaufte Sache.ROHGE, Bd. 16 (1875), Nr. 81, S. 321: Folgen der Verarbeitung bezw. Umgestaltung eines Theils der gekauften Waare mit erkennbarem Fehler bezüglich der Redhibitionsbefugnis.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 394, Note 2.Die Aedilen befehlen, dass sowohl das, was bei dem Verkauf hinzugekommen ist, als auch das Hinzugekommene, welches [der Käufer] selbst angeschafft haben1616Es muss also der Käufer dem Verkläufer die Zugaben, mit welchen die Sache verkauft wurde, und umgekehrt, der Verkäufer dem Käufer die von diesem später angeschafften Zugaben, ausantworten. S. die Worte des Edicts im L. 1. §. 1. h. t. wird, zurückerstattet werde, so dass nach aufgelöstem Kauf Beide nichts weiter erlangen sollen, als was sie haben wüden, wenn der Verkauf nicht geschlossen wäre. 2Es wird auch der [im Edict] ausgenommen, welcher ein Capitalverbrechen (fraudem) begangen hat. Ein Capitalverbrechen begehen, heisst Etwas von der Art begehen, weshalb man mit dem Tode zu bestrafen ist; denn die Alten pflegten [das Wort] Fraus (Verbrechen) fürs Strafe zu setzen. Dass [Jemand] ein Capitalverbrechen begangen habe, werden wir [dann] annehmen, [wenn es] aus böser Absicht und aus Schlechtigkeit [geschehen ist;] sonst wenn Jemand [Etwas] aus Irrthum, wenn Jemand [Etwas] durch Zufall gethan haben sollte, so wird das Edict wegfallen; deshalb sagt Pomponius, dass weder ein Unmündiger, noch ein Rasender so angesehen werde, als habe er ein Capitalverbrechen begangen. 3Es wird auch der ausgenommen, welcher, um sich den Tod zu geben, Etwas gethan haben wird; man hat den für einen schlechten Sclaven gehalten, welcher Etwas thut, um sich den menschlichen Angelegenheiten zu entziehen; z. B. sich aufgehängt hat, oder ein Arzneimittel anstatt Gifts getrunken hat, oder von einem hohen Punct sich kopfüber herabgestürzt, oder sonst Etwas gethan haben wird, in Folge dessen er den Eintritt des Todes gehofft hat, gleich als ob der Alles gegen einen Anderen wagen würde, welcher dies gegen sich gewagt hat. 4Wenn der, welcher verkauft hat, ein Sclav oder Haussohn sein sollte, so steht gegen den Herrn oder Vater wegen des Sonderguts die ädilicische Klage zu; denn obwohl [die ädilicischen Klagen] Strafklagen zu sein scheinen, so muss man gleichwohl, weil sie in Folge eines Contracts entstehen, sagen, dass sie auch wegen derjenigen, welche in fremder Gewalt sind, zustehen, deshalb muss auch, wenn eine Haustochter oder Sclavin verkauft hat, auf gleiche Weise gesagt werden, dass die ädilicischen Klagen Statt haben. 5Diese Klagen, welche aus diesem Edict entstehen, stehen auch gegen alle Erben zu. 6Auch wenn uns die freien Menschen etwa, oder die fremden Sclaven, welche verkauft haben, im guten Glauben dienen werden, so kann man sagen, dass auch diese in diesem Edict begriffen sind. 7Ad Dig. 21,1,23,7ROHGE, Bd. 11 (1874), Nr. 67, S. 202: Verlust der Redhibitionsbefugnis durch Veräußerung, Verbrauch, Verfügung über die gekaufte Sache.ROHGE, Bd. 16 (1875), Nr. 81, S. 321: Folgen der Verarbeitung bezw. Umgestaltung eines Theils der gekauften Waare mit erkennbarem Fehler bezüglich der Redhibitionsbefugnis.Julianus sagt, dass der Process [in Folge] der Klage auf Zurücknahme Beide, das heisst den Verkäufer und den Käufer, gewissermaassen in den vorigen Stand wieder einsetzen müsse. 8Wenn daher der Sclav, sei es den Käufer, oder irgend einen Andern, bestohlen, und der Käufer wegen dieses Diebstahls Etwas geleistet haben wird, so wird ihm nicht anders den Menschen dem Verkäufer zurückzuerstatten befohlen, als wenn [der Verkäufer] ihn schadlos gehalten haben wird. Wie nun, sagt Julianus, wenn der Verkäufer den Menschen etwa nicht hat zurücknehmen wollen? Er sagt, dass er nicht zu zwingen sei, Etwas zu leisten, — er wird auch nicht in mehr, als in den Preis verurtheilt werden, — und dass der Käufer diesen Nachtheil durch sein Verschulden erleiden werde, indem er, da er den Menschen zum Schadenersatz ausliefern konnte, lieber habe den Werth des streitigen Gegenstandes leisten wollen; und es scheint mir Julianus mit seiner Meinung billiger zu sein. 9Wenn ein Sclav auf Nöthigung zurückgenommen wird, so muss, wenn Etwas an den Käufer gekommen ist, oder durch Verschulden desselben nicht gekommen ist, dies ausgeantwortet [oder ersetzt] werden, nicht allein, wenn er selbst Früchte gezogen hat, oder Lohn von dem Sclaven oder dem Miether des Sclaven erhalten hat, sondern auch wenn er [Etwas] von dem Verkäufer deshalb wird erlangt haben, weil [dieser] ihm den Menschen zu spät ausgeantwortet hat; aber auch wenn der Käufer von jedem andern Besitzer Früchte erhalten hat, so wird er sie ausantworten müssen. Aber auch wenn er Etwas wegen der Früchte erlangt hat, so muss er das leisten. Ingleichen wenn ein Legat oder eine Erbschaft dem Sclaven zugefallen sein wird. Auch macht es keinen Unterschied, ob der Verkäufer dies hätte erlangen können, oder nicht hätte [erlangen] können, wenn er den Sclaven nicht verkauft hätte; wir wollen nämlich den Fall setzen, er sei ein solcher, welcher aus einem Testament Nichts hätte erwerben können; dieser Umstand wird nichts schaden. Pedius glaubt, dass auch darauf nicht zu sehen sei, auf wen der Testator Rücksicht genommen habe, als er den Sclaven zum Erben ernannt oder ihm [Etwas] legirt hat, weil auch, wenn der Verkauf unterblieben wäre, dieser Umstand dem Käufer nichts genützt hätte, und umgekehrt, sagt er, wenn der Fall vorgelegt würde, dass [der Sclav] in Rücksicht auf den Verkäufer [zum Erben] eingesetzt sei, so würden wir gleichwohl sagen, dass der Käufer dem Verkäufer [die Erbschaft] nicht ausantworten müsse, wenn er zur Zurücknahme dieses [Sclaven] nicht nöthigen wollte.

Dig. 21,1,25Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Ae­di­les et­iam hoc prae­sta­re emp­to­rem vo­lunt, si in ali­quo de­te­rior fac­tus sit ser­vus, sed ita de­mum, si post ven­di­tio­nem tra­di­tio­nem­que fac­tus sit: ce­te­rum si an­te fuit, non per­ti­net ad hoc iu­di­cium quod an­te fac­tum est. 1Si­ve er­go ip­se de­te­rio­rem eum fe­cit si­ve fa­mi­lia eius si­ve pro­cu­ra­tor, te­ne­bit ac­tio. 2Fa­mi­liae ap­pel­la­tio­ne om­nes qui in ser­vi­tio sunt con­ti­nen­tur, et­iam li­be­ri ho­mi­nes, qui ei bo­na fi­de ser­viunt, vel alie­ni: ac­ci­pe eos quo­que qui in po­tes­ta­te eius sunt. 3Pro­cu­ra­to­ris fit men­tio in hac ac­tio­ne: sed Ne­ra­tius pro­cu­ra­to­rem hic eum ac­ci­pien­dum ait, non quem­li­bet, sed cui uni­ver­sa neg­otia aut id ip­sum, prop­ter quod de­te­rius fac­tum sit, man­da­tum est. 4Pe­dius ait ae­quum fuis­se id dum­ta­xat im­pu­ta­ri emp­to­ri ex fac­to pro­cu­ra­to­ris et fa­mi­liae, quod non fuit pas­su­rus ser­vus ni­si venis­set: quod au­tem pas­su­rus erat et­iam, si non venis­set, in eo con­ce­di emp­to­ri ser­vi sui no­xae de­di­tio­nem et ex eo, in­quit, quod pro­cu­ra­tor com­mi­sit, so­lum ac­tio­num prae­stan­da­rum ne­ces­si­ta­tem ei in­iun­gi. 5Quid er­go, si cul­pa, non et­iam do­lo emp­to­ris ser­vus de­te­rior fac­tus sit? ae­que con­dem­na­bi­tur. 6Hoc au­tem, quod de­te­rior fac­tus est ser­vus, non so­lum ad cor­pus, sed et­iam ad ani­mi vi­tia re­fe­ren­dum est, ut pu­ta si imi­ta­tio­ne con­ser­vo­rum apud emp­to­rem ta­lis fac­tus est, alea­tor for­te vel vi­na­rius vel er­ro eva­sit. 7Sed no­tan­dum est, quod non per­mit­ti­tur emp­to­ri ex hu­ius­mo­di cau­sis no­xae de­de­re ser­vum suum: nec enim fac­tum ser­vo­rum suo­rum item­que pro­cu­ra­to­ris prae­stat. 8Item scien­dum est haec om­nia, quae ex­pri­mun­tur edic­to ae­di­lium, prae­sta­re eum de­be­re, si an­te iu­di­cium ac­cep­tum fac­ta sint: id­cir­co enim ne­ces­se ha­buis­se ea enu­me­ra­ri, ut, si quid eo­rum an­te li­tem con­tes­ta­tam con­ti­gis­set, prae­sta­re­tur. ce­te­rum post iu­di­cium ac­cep­tum to­ta cau­sa ad ho­mi­nem re­sti­tuen­dum in iu­di­cio ver­sa­tur, et tam fruc­tus ve­niunt quam id quo de­te­rior fac­tus est ce­te­ra­que ve­niunt: iu­di­ci enim sta­tim at­que iu­dex fac­tus est om­nium re­rum of­fi­cium in­cum­bit, quae­cum­que in iu­di­cio ver­san­tur: ea au­tem quae an­te iu­di­cium con­tin­gunt non val­de ad eum per­ti­nent, ni­si fue­rint ei no­mi­na­tim in­iunc­ta. 9Prae­ter­ea in edic­to ad­ici­tur sic: ‘et quan­ta pe­cu­nia pro eo ho­mi­ne so­lu­ta ac­ces­sio­nis­ve no­mi­ne da­ta erit, non red­de­tur: cu­ius­ve pe­cu­niae quis eo no­mi­ne ob­li­ga­tus erit, non li­be­ra­bi­tur’. 10Or­di­ne fe­ce­runt ae­di­les, ut an­te ven­di­to­ri emp­tor ea om­nia, quae su­pra scrip­ta sunt, prae­stet, sic de­in­de pre­tium con­se­qua­tur.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Die Aedilen wollen, dass der Käufer auch dafür stehe, wenn der Sclav in irgend einer Hinsicht schlechter geworden sein sollte, aber nur dann, wenn er nach dem Verkaufe und der Uebergabe [schlechter] geworden sei; sonst wenn er es vorher gewesen ist, so gehört das, was vorher geschehen ist, nicht zu dieser Klage. 1Mag also er selbst den [Sclaven] schlechter gemacht haben, oder die Familie, oder der Geschäftsbesorger desselben, die Klage wird Statt finden. 2In der Benennung Familie sind Alle enthalten, welche sich im Sclavendienst [des Käufers] befinden, auch freie Menschen, oder fremde [Sclaven,] welche ihm in gutem Glauben dienen; man versteht auch diejenigen darunter, welche in seiner [väterlichen] Gewalt sind. 3Bei dieser Klage geschieht des Geschäftsbesorgers Erwähnung; aber Neratius sagt, dass unter Geschäftsbesorger hier nicht jeder beliebige, sondern ein solcher zu verstehen sei, welchem die gesammten Geschäfte, oder gerade das, bei welchem [der Sclav] schlechter geworden sei, aufgetragen worden ist. 4Pedius sagt, es sei billig gewesen, dass dem Käufer nur das aus der Handlung des Geschäftsbesorgers oder der Familie zugerechnet würde, was der Sclav nicht würde erlitten haben, wenn er nicht an ihn verkauft worden wäre, in Betreff dessen aber, was er erlitten haben würde, auch wenn er nicht verkauft worden wäre, werde dem Käufer die Auslieferung seines Sclaven zum Schadenersatz gestattet; und in Folge dessen, sagt er, was der Geschäftsbesorger begangen hat, werde ihm blos die Nothwendigkeit, die Klagen abzutreten, auferlegt. 5Wie also, wenn der Sclav durch Verschulden, nicht auch durch böse Absicht des Käufers schlechter geworden sein sollte? Er wird auf gleiche Weise verurtheilt werden. 6Das aber, dass der Sclav schlechter geworden ist, ist nicht blos auf den Körper, sondern auch auf Fehler des Gemüths zu beziehen; z. B. wenn er durch Nachahmung der Mitsclaven bei dem Käufer so geworden ist, etwa ein Spieler, oder ein Weintrinker, oder Herumstreicher geworden ist. 7Aber es ist zu bemerken, dass es dem Käufer nicht erlaubt ist, aus Gründen der Art seinen Sclaven zum Schadensersatz auszuliefern, denn er steht ja [in diesem Falle] nicht für eine Handlung seiner Sclaven und des Geschäftsbesorgers. 8Ingleichen muss man wissen, dass er für dies Alles, was im Edict der Aedilen ausgesprochen wird, stehen müsse, wenn es vor der Einlassung auf die Klage geschehen ist; deshalb nämlich ist es nöthig gewesen, dies aufzuzählen, damit, wenn etwas davon sich vor eingeleitetem Streit zugetragen hätte, es geleistet würde. Sonst nach der Einlassung auf die Klage ist die ganze die Ausantwortung des Menschen [betreffende] Rechtssache Gegenstand des Streites, und sowohl die Früchte werden berücksichtigt (veniunt), als das, um wie viel er schlechter geworden ist, und das Uebrige wird berücksichtigt; denn dem Richter liegt sogleich, sowie er Richter geworden ist, die Pflicht ob, auf alle Dinge, welche nur immer Gegenstand des Streites sind, [Rücksicht zu nehmen;] das aber, was vor der Klage sich ereignet, gehört nicht wohl vor ihn, wenn es ihm nicht namentlich auferlegt gewesen ist1717Das officium judicis, oder die Pflicht des Richters, innnerhalb der Grenzen seiner richterlichen Befugnisse entweder auf Antrag der Parteien oder von selbst zu handeln, tritt mit dem Anfange des Processes, der von eingeleitetem Streit (litis contestatio) an gerechnet wird, in Kraft. Was vor dem Anfang des Processes sich ereignet hat, kann er nur dann berücksichtigen, wenn es von den Parteien vorgebracht, und in seine Instruction, die Formula actionis, vom Magistratus aufgenommen worden ist, was sich aber von dem Anfange des Processes an bis zur Entscheidung des Rechtsfalls zuträgt, dass muss er von selbst beachten. S. Heffter Institutionen des Civilprocesses. S. 229 ff.. 9Ausserdem wird im Edict Folgendes (sic) beigefügt: und das Geld, welches für diesen Menschen [von dem Käufer] gezahlt, oder für das Hinzugekommene gegeben sein wird, wird nicht zurückgegeben werden, oder von der Geldschuld, auf welche Jemand (ein Käufer) deshalb verbindlich sein wird, wird er nicht befreit werden1818Es ist zu ergänzen: wenn er nicht vorher das, was ihm zu leisten obliegt, dem Verkäufer geleistet haben wird. Die Erklärung dieser Worte s. in L. 27 u. 29. h. t.. 10Die Aedilen haben der Ordnung gemäss gehandelt, dass der Käufer dem Verkäufer vorher alles das, was oben geschrieben ist, leisten soll, [und] so hernach den Preis erlange.

Dig. 21,1,27Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. De­bet au­tem re­ci­pe­re pe­cu­niam, quam de­dit pro eo ho­mi­ne, vel si quid ac­ces­sio­nis no­mi­ne. da­ri au­tem non id so­lum ac­ci­pie­mus, quod nu­me­ra­tur ven­di­to­ri, ut pu­ta pre­tium et usu­ras eius, sed et si quid emp­tio­nis cau­sa ero­ga­tum est. hoc au­tem ita de­mum de­du­ci­tur, si ex vo­lun­ta­te ven­di­to­ris da­tur: ce­te­rum si quid sua spon­te da­tum es­se pro­po­na­tur, non im­pu­ta­bi­tur: ne­que enim de­bet quod quis suo ar­bi­trio de­dit a ven­di­to­re ex­ige­re. quid er­go, si for­te vec­ti­ga­lis no­mi­ne da­tum est, quod emp­to­rem for­te se­que­re­tur? di­ce­mus hoc quo­que re­sti­tuen­dum: in­dem­nis enim emp­tor de­bet dis­ce­de­re.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Er muss aber das Geld zurückerhalten, welches er für den Menschen gegeben hat, oder wenn er Etwas für das Hinzugekommene [gegeben hat.] Unter dem, was gegeben wird, werden wir aber nicht blos das verstehen, was dem Verkäufer ausgezahlt wird, z. B. den Preis und die Zinsen davon, sondern auch wenn Etwas um des Kaufes willen ausgegeben worden ist; dies aber wird nur dann in Rechnung gebracht, wenn es dem Willen des Verkäufers gemäss gegeben wird, sonst wenn man den Fall vorlegen sollte, dass [von dem Käufer] Etwas nach eigenem Willen gegeben worden sei, so wird es nicht angerechnet werden; denn was Jemand nach eigener Willkühr gegeben hat, darf er nicht von dem Verkäufer fordern. Wie also, wenn etwa als Zoll Etwas gegeben worden ist, was dem Käufer etwa gehörte? Wir werden sagen, dass auch das zurückzuerstatten sei, denn der Käufer muss schadlos von dannen gehen.

Dig. 21,1,29Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Il­lud scien­dum est, si emp­tor ven­di­to­ri haec non prae­stat, quae de­si­de­ran­tur in hac ac­tio­ne, non pos­se ei ven­di­to­rem con­dem­na­ri: si au­tem emp­to­ri ven­di­tor is­ta non prae­stat, con­dem­na­bi­tur ei. 1Item emp­to­ri prae­stan­dum est, ut pe­cu­niae, cu­ius no­mi­ne ob­li­ga­tus erit, li­be­re­tur, si­ve ip­si ven­di­to­ri ob­li­ga­tus sit si­ve et­iam alii. 2Con­dem­na­tio au­tem fit, quan­ti ea res erit: er­go ex­ce­det pre­tium an non, vi­dea­mus. et qui­dem con­ti­net con­dem­na­tio pre­tium ac­ces­sio­nes­que. an et usu­ras pre­tii con­se­qua­tur, qua­si quod sua in­ter­sit de­beat ac­ci­pe­re, ma­xi­me cum fruc­tus quo­que ip­se re­sti­tuat? et pla­cet con­se­cu­tu­rum. 3Si quid ta­men dam­ni sen­sit vel si quid pro ser­vo im­pen­dit, con­se­que­tur ar­bi­trio iu­di­cis, sic ta­men, non ut ei ho­rum no­mi­ne ven­di­tor con­dem­ne­tur, ut ait Iu­lia­nus, sed ne alias com­pel­la­tur ho­mi­nem ven­di­to­ri re­sti­tue­re, quam si eum in­dem­nem prae­stet.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Das muss man wissen, dass, wenn der Käufer dem Verkäufer das, was bei dieser Klage verlangt wird, nicht leistet, der Verkäufer ihm nicht verurtheilt werden könne; wenn aber der Verkäufer dem Käufer jenes nicht leistet, so wird er ihm verurtheilt werden. 1Ingleichen ist dem Käufer das zu leisten, dass er von der Geldschuld1919Die er nämlich, um den Kauf eingehen oder die Ausgaben wegen der Sache bestreiten zu können, hat übernehmen müssen. S. v. Glück a. a. O. S. 94., wegen welcher er verbindlich sein wird, befreit werde, möge er dem Verkäufer selbst, oder auch einem Anderen verbindlich sein. 2Es wird aber die Verurtheilung auf soviel, als jene Sache werth sein wird, geschehen; also wollen wir sehen, ob sie den Preis übersteige, oder nicht. Und es enthält die Verurtheilung [, jeden Falls] den Preis und das Hinzugekommene; ob [aber der Käufer] wohl auch die Zinsen des Preises erlangt, gleichsam als müsse er sein Interesse erhalten, vorzüglich da er selbst auch die Früchte zurückerstattet? Und man nimmt an, dass er [die Zinsen] erlangen werde. 3Wenn er jedoch irgend einen Schaden erlitten, oder wenn er Etwas für den Sclaven aufgewendet hat, so wird er es nach dem Ermessen des Richters erlangen, so jedoch, nicht dass ihm der Verkäufer deshalb verurtheilt wird, wie Julianus sagt, sondern dass er dem Verkäufer den Menschen nicht anders auszuantworten genöthigt wird, als wenn [jener] ihn schadlos hält.

Dig. 21,1,31Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Quod­si no­lit ven­di­tor ho­mi­nem re­ci­pe­re, non in ma­io­rem sum­mam, in­quit, quam in pre­tium ei con­dem­nan­dum. ob haec er­go, quae prop­ter ser­vum dam­na sen­sit, so­lam da­bi­mus ei cor­po­ris re­ten­tio­nem: ce­te­rum pot­erit evi­ta­re prae­sta­tio­nem ven­di­tor, si no­lit ho­mi­nem re­ci­pe­re, quo fac­to pre­tii prae­sta­tio­nem eo­rum­que quae pre­tium se­quun­tur so­lam non evi­ta­bit. 1Si ven­di­tor pro­nun­tia­ve­rit vel pro­mi­se­rit fu­rem non es­se, te­ne­tur ex sua pro­mis­sio­ne, si fur­tum ser­vus fe­cit: es­se enim hoc ca­su fu­rem non tan­tum eum, qui ex­tra­neo, sed et eum, qui do­mi­no suo res sub­tra­xit, in­tel­le­gen­dum est. 2Si an­cil­la red­hi­bea­tur, et quod ex ea post ven­di­tio­nem na­tum erit red­de­tur, si­ve unus par­tus sit si­ve plu­res. 3Sed et si for­te usus fruc­tus pro­prie­ta­ti ad­cre­ve­rit, in­du­bi­ta­te hic quo­que re­sti­tue­tur. 4Si pe­cu­lium quae­siit apud emp­to­rem, quid de hoc di­ce­mus? et si qui­dem ex re emp­to­ris ac­ces­sit, di­cen­dum est apud ip­sum re­lin­quen­dum, si ali­un­de cre­vit, ven­di­to­ri re­sti­tuen­dum est. 5Si plu­res he­redes sint emp­to­ris, an om­nes ad red­hi­ben­dum con­sen­ti­re de­beant, vi­dea­mus. et ait Pom­po­nius om­nes con­sen­ti­re de­be­re ad red­hi­ben­dum da­re­que unum pro­cu­ra­to­rem, ne for­te ven­di­tor in­iu­riam pa­tia­tur, dum ab alio par­tem re­ci­pit ho­mi­nis, alii in par­tem pre­tii con­dem­na­tur, quan­ti mi­no­ris is ho­mo sit. 6Idem ait ho­mi­ne mor­tuo vel et­iam red­hi­bi­to sin­gu­los pro suis por­tio­ni­bus rec­te age­re. pre­tium au­tem et ac­ces­sio­nes pro par­te re­ci­pient: sed et fruc­tus ac­ces­sio­nis et si quo de­te­rior ho­mo fac­tus est pro par­te prae­sta­bi­tur ab ip­sis, ni­si for­te ta­le sit, quod di­vi­sio­nem non re­ci­piat, ut pu­ta an­cil­lae par­tus: in hoc enim idem ser­van­dum est, quod in ip­sa ma­tre ven­di­ta, quam pro par­te red­hi­be­ri pos­se ne­ga­vi­mus. 7Mar­cel­lus quo­que scri­bit, si ser­vus com­mu­nis ser­vum eme­rit et sit in cau­sa red­hi­bitio­nis, unum ex do­mi­nis pro par­te sua red­hi­be­re ser­vum non pos­se: non ma­gis, in­quit, quam cum emp­to­ri plu­res he­redes ex­sti­te­runt nec om­nes ad red­hi­ben­dum con­sen­tiunt. 8Idem Mar­cel­lus ait non pos­se al­te­rum ex do­mi­nis con­se­qui ac­tio­ne ex emp­to, ut si­bi pro par­te ven­di­tor tra­dat, si pro por­tio­ne pre­tium da­bit: et hoc in emp­to­ri­bus ser­va­ri opor­te­re ait: nam ven­di­tor pig­no­ris lo­co quod ven­di­dit re­ti­net, quo­ad emp­tor sa­tis­fa­ciat. 9Pom­po­nius ait, si unus ex he­redi­bus vel fa­mi­lia eius vel pro­cu­ra­tor cul­pa vel do­lo fe­ce­rit rem de­te­rio­rem, ae­quum es­se in so­li­dum eum te­ne­ri ar­bi­trio iu­di­cis: hoc au­tem ex­pe­di­tius es­se, si om­nes he­redes unum pro­cu­ra­to­rem ad agen­dum de­de­runt. tunc et si quo de­te­rior ser­vus cul­pa unius he­redum fac­tus est et hoc so­lu­tum est, ce­te­ri fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cium ad­ver­sus eum ha­bent, quia prop­ter ip­sum dam­num sen­tiunt im­pe­diun­tur­que red­hi­be­re. 10Si ven­di­to­ri plu­res he­redes ex­sti­te­rint, sin­gu­lis pro por­tio­ne he­redi­ta­ria pot­erit ser­vus red­hi­be­ri. et si ser­vus plu­rium ven­ie­rit, idem erit di­cen­dum: nam si unus a plu­ri­bus vel plu­res ab uno vel plu­ra man­ci­pia ab uno eman­tur, ve­rius est di­ce­re, si qua­si plu­res rei fue­runt ven­di­to­res, sin­gu­lis in so­li­dum red­hi­ben­dum: si ta­men par­tes emp­tae sint a sin­gu­lis, rec­te di­ce­tur al­te­ri qui­dem pos­se red­hi­be­ri, cum al­te­ro au­tem agi quan­to mi­no­ris. item si plu­res sin­gu­li par­tes ab uno emant, tunc pro par­te quis­que eo­rum ex­pe­rie­tur: sed si in so­li­dum emant, unus­quis­que in so­li­dum red­hi­be­bit. 11Si man­ci­pium quod red­hi­be­ri opor­tet mor­tuum erit, hoc quae­re­tur, num­quid cul­pa emp­to­ris vel fa­mi­liae eius vel pro­cu­ra­to­ris ho­mo de­mor­tuus sit: nam si cul­pa eius de­ces­sit, pro vi­vo ha­ben­dus est, et prae­sten­tur ea om­nia, quae prae­sta­ren­tur, si vi­ve­ret. 12Cul­pam om­nem ac­ci­pie­mus, non uti­que la­tam: prop­ter quod di­cen­dum est, quam­cum­que oc­ca­sio­nem mor­ti emp­tor prae­sti­tit, de­be­re eum: et­iam si non ad­hi­buit me­di­cum, ut sa­na­ri pos­sit, vel ma­lum ad­hi­buit, sed cul­pa sua. 13Sed hoc di­ce­mus, si an­te iu­di­cium ac­cep­tum de­ces­sit: ce­te­rum si post iu­di­cium ac­cep­tum de­ces­sis­se pro­po­na­tur, tunc in ar­bi­trium iu­di­cis ve­niet, qua­li­ter mor­tuus sit: ut enim et Pe­dio vi­de­tur, ea, quae­cum­que post li­tis con­tes­ta­tio­nem con­tin­gunt, ar­bi­trium iu­di­cis de­si­de­rant. 14Quod in pro­cu­ra­to­re di­xi­mus, idem et in tu­to­re et cu­ra­to­re di­cen­dum erit ce­te­ris­que, qui ex of­fi­cio pro aliis in­ter­ve­niunt: et ita Pe­dius ait, et ad­icit, qui­bus ad­mi­nis­tra­tio re­rum, cul­pam ab­es­se prae­sta­re non in­ique do­mi­num co­gi. 15Idem Pe­dius ait fa­mi­liae ap­pel­la­tio­ne et fi­lios fa­mi­lias de­mons­tra­ri: fac­ta enim do­mes­ti­co­rum red­hi­bi­to­ria agen­tem prae­sta­re vo­luit. 16Si quis ege­rit quan­to mi­no­ris prop­ter ser­vi fu­gam, de­in­de agat prop­ter mor­bum, quan­ti fie­ri con­dem­na­tio de­beat? et qui­dem sae­pius agi pos­se quan­to mi­no­ris du­bium non est, sed ait Iu­lia­nus id agen­dum es­se, ne lu­crum emp­tor fa­ciat et bis eius­dem rei aes­ti­ma­tio­nem con­se­qua­tur. 17In fac­tum ac­tio com­pe­tit ad pre­tium re­ci­pe­ran­dum, si man­ci­pium red­hi­bi­tum fue­rit: in qua non hoc quae­ri­tur, an man­ci­pium in cau­sa red­hi­bitio­nis fue­rit, sed hoc tan­tum, an sit red­hi­bi­tum, nec im­me­ri­to: in­iquum est enim, post­ea­quam ven­di­tor agno­vit re­ci­pien­do man­ci­pium es­se id in cau­sa red­hi­bitio­nis, tunc quae­ri, utrum de­bue­rit red­hi­be­ri an non de­bue­rit: nec de tem­po­re quae­re­tur, an in­tra tem­po­ra red­hi­bi­tus es­se vi­dea­tur. 18Il­lud pla­ne haec ac­tio ex­igit, ut sit red­hi­bi­tus: ce­te­rum ni­si fue­rit red­hi­bi­tus, de­fi­cit is­ta ac­tio, et­iam­si nu­do con­sen­su plac­ue­rit, ut red­hi­bea­tur. con­ven­tio er­go de red­hi­ben­do non fa­cit lo­cum huic ac­tio­ni, sed ip­sa red­hi­bitio. 19Re­sti­tui au­tem de­bet per hanc ac­tio­nem et­iam quod ei ser­vo in ven­di­tio­ne ac­ces­sit. 20Quia ad­si­dua est du­plae sti­pu­la­tio, id­cir­co pla­cuit et­iam ex emp­to agi pos­se, si du­plam ven­di­tor man­ci­pii non ca­veat: ea enim, quae sunt mo­ris et con­sue­tu­di­nis, in bo­nae fi­dei iu­di­ciis de­bent venire. 21Qui man­ci­pia ven­dunt, na­tio­nem cu­ius­que in ven­di­tio­ne pro­nun­tia­re de­bent: ple­rum­que enim na­tio ser­vi aut pro­vo­cat aut de­ter­ret emp­to­rem: id­cir­co in­ter­est nos­tra sci­re na­tio­nem: prae­sump­tum et­enim est quos­dam ser­vos bo­nos es­se, quia na­tio­ne sunt non in­fa­ma­ta, quos­dam ma­los vi­de­ri, quia ea na­tio­ne sunt, quae ma­gis in­fa­mis est. quod si de na­tio­ne ita pro­nun­tia­tum non erit, iu­di­cium emp­to­ri om­ni­bus­que ad quos ea res per­ti­ne­bit da­bi­tur, per quod emp­tor red­hi­bet man­ci­pium. 22Si quid ita ven­ie­rit, ut, ni­si plac­ue­rit, in­tra prae­fi­ni­tum tem­pus red­hi­bea­tur, ea con­ven­tio ra­ta ha­be­tur: si au­tem de tem­po­re ni­hil con­ve­ne­rit, in fac­tum ac­tio in­tra se­xa­gin­ta dies uti­les ac­com­mo­da­tur emp­to­ri ad red­hi­ben­dum, ul­tra non. si ve­ro con­ve­ne­rit, ut in per­pe­tuum red­hi­bitio fiat, pu­to hanc con­ven­tio­nem va­le­re. 23Item si tem­pus se­xa­gin­ta die­rum prae­fi­ni­tum red­hi­bitio­ni prae­ter­iit, cau­sa co­gni­ta iu­di­cium da­bi­tur: in cau­sae au­tem co­gni­tio­ne hoc ver­sa­bi­tur, si aut mo­ra fuit per ven­di­to­rem, aut non fuit prae­sens cui red­de­re­tur, aut ali­qua ius­ta cau­sa in­ter­ces­sit, cur in­tra diem red­hi­bi­tum man­ci­pium non est, quod ei ma­gis dis­pli­cue­rat. 24In his au­tem ac­tio­ni­bus ea­dem erunt ob­ser­van­da, quae de par­tu fruc­ti­bus ac­ces­sio­ni­bus quae­que de mor­tuo red­hi­ben­do dic­ta sunt. 25Quod emp­tio­ni ac­ce­dit, par­tem es­se ven­di­tio­nis pru­den­ti­bus vi­sum est.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil cur. Wenn aber der Verkäufer etwa den Menschen nicht zurücknehmen will, so sei er, sagt er, dem [Käufer] nicht auf eine grössere Summe, als auf den Preis zu verurtheilen. Wegen der Schäden also, welche [der Käufer] um des Sclaven willen erlitten hat, werden wir ihm blos das Recht zur Zurückhaltung des Körpers (Sclaven) geben. Sonst2020Wenn der Verkäufer nicht den Preis zurückgeben müsste. würde der Verkäufer die [ihm obliegende] Leistung umgehen können, wenn er den Menschen etwa nicht zurücknehmen wollte. Auf jene Weise aber wird er die blosse Leistung des Preises und desjenigen, was zu dem Preis gehört, nicht umgehen. 1Wenn der Verkäufer angekündigt oder versprochen haben wird, dass [der Sclav] kein Dieb sei, so ist er aus seinem Versprechen gehalten, wenn der Sclav einen Diebstahl begangen hat; man muss jedoch in diesem Fall annehmen, dass nicht nur der ein Dieb sei, welcher einem Fremden, sondern auch der, welcher seinem Herrn Sachen weggenommen hat. 2Wenn eine Sclavin auf Nöthigung zurückgenommen werden sollte, so wird auch das, was von ihr nach dem Verkauf geboren sein wird, zurückgegeben werden, mag es ein einziges Kind, oder mögen es mehrere sein. 3Aber auch wenn etwa der Niessbrauch dem [verkauften] Eigenthum angewachsen sein wird, so wird unbezweifelt auch dieser ausgeantwortet werden. 4Wenn [der Sclav] bei dem Käufer ein Sondergut erworben hat, was werden wir in Bezug auf dieses sagen? Und wenn es aus dem Vermögen des Käufers hinzugekommen ist, so muss man sagen, dass es bei ihm zu lassen ist; wenn es wo anders her angewachsen ist, so ist es dem Verkäufer anszuantworten. 5Wenn mehrere Erben des Käufers vorhanden sein sollten, so wollen wir sehen, ob alle in die Nöthigung zur Zurücknahme einwilligen müssen. Und Pomponius sagt, dass sie alle in die Nöthigung zur Zurücknahme einwilligen, und einen einzigen Geschäftsbesorger bestellen müssen, damit nicht etwa der Verkäufer ein Unrecht erleide, indem er von dem Einen einen Theil des Menschen zurückerhält, dem Andern in einen Theil des Preises verurtheilt wird, [in soviel nämlich,] als der [verkaufte] Mensch weniger werth ist. 6Ad Dig. 21,1,31,6ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 275: Actio redhibitoria. Zurückgabe der fehlerhaften Sache. Untergang derselben ohne Verschulden des Empfängers nach erklärtem Rücktritte.Derselbe sagt, dass, wenn der [verkaufte] Mensch gestorben oder auch auf Nöthigung zurückgenommen sei, sie einzeln nach Verhältniss ihrer Antheile richtig klagen. Sie werden aber den Preis und das Hinzugekommene nach Verhältniss des Antheils [eines jeden] zurückerhalten, aber es werden auch die Früchte, das Hinzugekommene und [die Entschädigung dafür,] wenn der Mensch in irgend einer Hinsicht schlechter geworden ist, von ihnen nach Verhältniss des Antheils [eines jeden] geleistet werden, wenn nicht etwa [die Sache] von der Art ist, dass sie keine Theilung zulässt, z. B. ein Kind einer Sclavin; denn bei einem solchen muss dasselbe beobachtet werden, was bei der verkauften Mutter selbst [zu beobachten ist,] zu deren theilweiser Zurücknahme man, wie wir gesagt haben, nicht nöthigen kann. 7Auch Marcellus schreibt, dass, wenn ein gemeinschaftlicher Sclav einen Sclaven gekauft habe und ein Grund, zur Zurücknahme desselben zu nöthigen, vorhanden sei, ein einziger von seinen Herrn zur Zurücknahme des Sclaven nach Verhältniss seines Theils nicht nöthigen könne; nicht mehr, sagt er, als wenn Mehrere Erben des Käufers geworden sind und nicht alle in die Nöthigung zur Zurücknahme einwilligen. 8Derselbe Marcellus sagt, dass der eine von zwei Eigenthümern es nicht mit der Klage aus dem Kaufe erlangen könne, dass ihm der Verkäufer nach Verhältniss des Antheils [am Eigenthum Etwas von der Sache] übergebe, wenn er nach Verhältniss seines Antheils den Preis geben wird; und das, sagt er, müsse bei den Käufern beobachtet werden, denn der Verkäufer behält das, was er verkauft hat, an Pfandes Statt so lange zurück, bis der Käufer Genüge thut. 9Pomponius sagt, wenn einer von den Erben, oder die Familie, oder der Geschäftsbesorger des [Käufers] durch Verschulden oder böse Absicht die Sache schlechter gemacht habe, so sei es billig, dass er nach dem Ermessen des Richters aufs Ganze gehalten sei; dies aber sei ohne Bedenken, wenn alle Erben einen einzigen Geschäftsbesorger zum Klagen bestellt haben; dann nämlich2121Nach der Lesart Haloanders und der Vulg. etenim statt et. haben, wenn der Sclav durch das Verschulden eines von den Erben in irgend einer Hinsicht schlechter geworden und dies bezahlt worden ist, die übrigen die Klage auf Theilung der Erbschaft gegen ihn, weil sie um seinetwillen Schaden leiden und verhindert werden, zur Zurücknahme zu nöthigen. 10Wenn Mehrere Erben des Verkäufers geworden sein sollten, so wird jeder Einzelne zur Zurücknahme des Sclaven nach Verhältniss seines Erbschaftsantheils genöthigt werden können; und wenn ein Mehreren zugehöriger Sclav verkauft sein sollte, so wird dasselbe zu sagen sein. Aber2222Nam steht hier für sed, wie in anderen Stellen bei Brisson. s. h. v. Nr. 4. wenn Einer von Mehreren [gekauft hat] oder Mehrere von Einem [gekauft haben], oder mehrere Sclaven von Einem gekauft werden sollten, so ist es der Wahrheit gemässer, zu sagen, dass, wenn die Verkäufer gleichsam mehrere Correalinteressenten gewesen sind, ein jeder aufs Ganze zur Zurücknahme zu nöthigen sei; wenn jedoch von Jedem einzelnen ein Theil gekauft worden ist, so wird man richtig sagen, dass man den einen zur Zurücknahme nöthigen, gegen den anderen aber mit der Minderung[sklage] klagen könne. Ingleichen wenn mehrere Einzelne Theile von Einem kaufen sollten, dann wird ein jeder von ihnen nach Verhältniss seines Theils verfahren: aber wenn sie aufs Ganze kaufen sollten, so wird ein Jeder aufs Ganze zur Zurücknahme nöthigen. 11Ad Dig. 21,1,31,11ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 275: Actio redhibitoria. Zurückgabe der fehlerhaften Sache. Untergang derselben ohne Verschulden des Empfängers nach erklärtem Rücktritte.Wenn der Sclav, welcher auf Nöthigung zurückgenommen werden muss, gestorben sein wird, so wird man darnach fragen, ob der Mensch etwa durch Verschulden des Käufers, oder der Familie, oder des Geschäftsbesorgers desselben gestorben sei; denn wenn er durch Verschulden desselben verstorben ist, so ist er für lebendig zu halten, und es muss alles das geleistet werden, was geleistet werden würde, wenn er lebte. 12Ad Dig. 21,1,31,12ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 275: Actio redhibitoria. Zurückgabe der fehlerhaften Sache. Untergang derselben ohne Verschulden des Empfängers nach erklärtem Rücktritte.Unter Verschulden werden wir ein jedes verstehen, nicht blos ein grobes; und deshalb muss man sagen, dass der Käufer, wenn er eine Veranlassung, es sei, welche es wolle, zum Tode gegeben hat, gehalten sein müsse, auch wenn er keinen Arzt zugezogen hat, damit [der Sclav] geheilt werden könne, oder einen schlechten zugezogen hat, aber durch sein Verschulden. 13Ad Dig. 21,1,31,13ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 275: Actio redhibitoria. Zurückgabe der fehlerhaften Sache. Untergang derselben ohne Verschulden des Empfängers nach erklärtem Rücktritte.Aber dies werden wir sagen, wenn [der Sclav] vor der Einlassung auf die Klage verstorben ist; sonst, wenn man den Fall vorlegen sollte, dass er nach der Einlassung auf die Klage verstorben sei, dann wird es dem Ermessen des Richters anheimfallen, auf welche Weise er gestorben sei; denn wie es auch dem Pedius scheint, das, was sich nur immer nach der Einleitung des Streites zuträgt, bedarf des Ermessens des Richters. 14Ad Dig. 21,1,31,14ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 275: Actio redhibitoria. Zurückgabe der fehlerhaften Sache. Untergang derselben ohne Verschulden des Empfängers nach erklärtem Rücktritte.Was wir bei dem Geschäftsbesorger gesagt haben, dasselbe wird auch bei dem Vormund und Curator zu sagen sein, und bei den übrigen, welche aus Pflicht für Andere eintreten; und so sagt Pedius, und fügt hinzu, dass der Herr nicht unbillig gezwungen werde, dafür zu stehen, dass diejenigen, welchen die Verwaltung des Vermögens [übertragen ist,] von Verschulden frei seien. 15Ad Dig. 21,1,31,15ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 275: Actio redhibitoria. Zurückgabe der fehlerhaften Sache. Untergang derselben ohne Verschulden des Empfängers nach erklärtem Rücktritte.Derselbe Pedius sagt, durch die Benennung Familie würden auch die Haussöhne bezeichnet; denn das Edict hat gewollt, dass der mit der [Klage] auf Zurücknahme Klagende für die Handlungen der zu seinem Hause Gehörigen stehe. 16Wenn Jemand wegen der Flucht eines [gekauften] Sclaven mit der Minderungsklage geklagt haben sollte, sodann wegen der Krankheit klagen sollte, in wie viel wird wohl die Verurtheilung geschehen müssen? Und dass man öfters mit der Minderungsklage klagen könne, ist nicht zweifelhaft; aber Julianus sagt, man müsse darauf achten, dass der Käufer keinen Gewinn mache und nicht zweimal den Werth derselben Sache erlange. 17Ad Dig. 21,1,31,17Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 426, Note 19.Eine Klage auf das Geschehene steht zu, um den Preis wieder zu erlangen, wenn der Sclav auf Nöthigung zurückgenommen sein wird; und bei derselben wird nicht darnach gefragt, ob ein Grund, zur Zurücknahme des Sclaven zu nöthigen, vorhanden gewesen sei, sondern nur darnach, ob er auf Nöthigung zurückgenommen worden sei. Und nicht mit Unrecht; denn es würde unbillig sein, wenn man, nachdem der Verkäufer durch die Zurücknahme des Sclaven anerkannt hat, dass ein Grund, zur Zurücknahme desselben zu nöthigen, vorhanden sei, dann fragen wollte, ob zur Zurücknahme desselben habe genöthigt werden dürfen, oder nicht; auch wird nicht nach der Zeit gefragt werden, ob innerhalb der [gesetzlichen] Zeiten zur Zurücknahme desselben genöthigt zu sein scheine. 18Das freilich erfordert diese Klage, dass er auf Nöthigung zurückgenommen worden sei, sonst wenn er nicht auf Nöthigung zurückgenommen sein sollte, so fällt jene Klage weg, wenngleich man durch blosses Einigsein angenommen haben sollte, dass er auf Nöthigung zurückgenommen werden solle; also nicht die Uebereinkunft über die Zurücknahme bewirkt, dass diese Klage Statt habe, sondern die Zurücknahme selbst. 19Es muss aber bei dieser Klage auch das, was zu dem Sclaven bei dem Verkauf hinzugekommen ist, ausgeantwortet werden. 20Ad Dig. 21,1,31,20ROHGE, Bd. 7 (1873), S. 1: Contractsauslegung. Sprachgebrauch des Contracts- und Erfüllungsortes.Weil die Stipulation des Doppelten2323Es war zwar schon durch das Edict selbst dem Verkäufer die Nothwendigkeit, wegen dessen, wofür er dem Edict gemäss stehen musste, Sicherheit zu bestellen, auferlegt worden (s. L. 28. h. t.), dass aber gerade das Doppelte als Sicherheit bestellt werden musste, war nach vorliegender Stelle durch Gewohnheit eingeführt worden. S. Schilling Bemerkungen S. 121 f. häufig Statt findet, deshalb hat man angenommen, dass man auch aus dem Kaufe klagen könne, wenn der Verkäufer des Sclaven nicht das Doppelte als Sicherheit bestelle; denn das, was der Sitte und Gewohnheit gemäss ist, muss bei Klagen guten Glaubens berücksichtigt werden. 21Diejenigen, welche Sclaven verkaufen, müssen den Volksstamm eines Jeden bei dem Verkaufe anzeigen; denn gewöhnlich lockt der Volksstamm des Sclaven den Käufer entweder an oder schreckt ihn ab; deshalb liegt uns daran, den Volksstamm zu wissen; denn man hat angenommen, dass einige Sclaven gut seien, weil sie von einem nicht übelberüchtigten Volksstamm sind; andere schlecht zu sein scheinen, weil sie von einem solchen Volksstamm sind, welcher übler berüchtigt ist. Wenn aber [von dem Verkäufer] in Betreff des Volksstammes nichts auf diese Weise angezeigt sein wird, so wird dem Käufer und Allen, welche diese Sache angehen wird, eine Klage gegeben werden, durch welche der Käufer zur Zurücknahme des Sclaven nöthigt. 22Ad Dig. 21,1,31,22Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 323, Note 14; Bd. II, § 387, Note 22.Wenn Etwas so verkauft sein sollte, dass es, wenn es nicht gefallen habe, innerhalb einer bestimmten Zeit auf Nöthigung zurückgenommen werden solle, so wird eine solche Uebereinkunft gebilligt; wenn man aber in Betreff der Zeit über Nichts übereingekommen sein wird, so wird dem Käufer eine Klage auf das Geschehene innerhalb sechzig [zur Rechtsverfolgung] dienlichen Tagen, um zur Zurücknahme zu nöthigen, gegeben, auf längere Zeit [aber] nicht; wenn man aber übereingekommen sein wird, dass die Nöthigung zur Zurücknahme beständig geschehen könne, so glaube ich, dass diese Uebereinkunft gelte. Ingleichen wenn die für die Nöthigung zur Zurücknahme bestimmte Zeit von sechzig Tagen vergangen ist, so wird nach Untersuchung der Sache eine Klage gegeben werden. 23Im Kreise der Untersuchung der Sache wird aber das liegen, ob ein Verzug auf Seiten des Verkäufers Statt gefunden hat, oder der nicht gegenwärtig gewesen ist, dem [die Sache] zurückgegeben werden sollte, oder irgend ein rechtmässiger Grund eingetreten ist, weshalb [der Verkäufer] innerhalb der bestimmten Zeit zur Zurücknahme des Sclaven, welcher dem [Käufer] mehr missfallen hatte, nicht genöthigt worden ist. 24Bei diesen Klagen aber wird dasselbe zu beobachten sein, was über das [von einer Sclavin] Geborne, die Früchte, das Hinzugekommene und was über die Nöthigung zur Zurücknahme eines gestorbenen [Sclaven] gesagt worden ist. 25Die Rechtskundigen haben dafür gehalten, dass das, was bei dem Kauf hinzukommt, ein Theil der gekauften Sache (venditionis) sei.

Dig. 21,1,33Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Pro­in­de Pom­po­nius ait ius­tam cau­sam es­se, ut quod in ven­di­tio­ne ac­ces­su­rum es­se dic­tum est tam in­te­grum prae­ste­tur, quam il­lud prae­sta­ri de­buit quod prin­ci­pa­li­ter ven­iit: nam iu­re ci­vi­li, ut in­te­gra sint quae ac­ces­su­ra dic­tum fue­rit, ex emp­to ac­tio est, vel­uti si do­lia ac­ces­su­ra fun­do dic­ta fue­rint. sed hoc ita, si cer­tum cor­pus ac­ces­su­rum fue­rit dic­tum: nam si ser­vus cum pe­cu­lio ven­ie­rit, ea man­ci­pia quae in pe­cu­lio fue­rint sa­na es­se prae­sta­re ven­di­tor non de­bet, quia non di­xit cer­tum cor­pus ac­ces­su­rum, sed pe­cu­lium ta­le prae­sta­re opor­te­re, et quem­ad­mo­dum cer­tam quan­ti­ta­tem pe­cu­lii prae­sta­re non de­bet, ita nec hoc. ean­dem ra­tio­nem fa­ce­re Pom­po­nius ait, ut et­iam, si he­redi­tas aut pe­cu­lium ser­vi ven­ie­rit, lo­cus edic­to ae­di­lium non sit cir­ca ea cor­po­ra, quae sunt in he­redi­ta­te aut in pe­cu­lio. idem pro­bat et si fun­dus cum in­stru­men­to ven­ie­rit et in in­stru­men­to man­ci­pia sint. pu­to hanc sen­ten­tiam ve­ram, ni­si si aliud spe­cia­li­ter ac­tum es­se pro­po­na­tur. 1Si ven­di­ta res red­hi­bea­tur, ser­vus quo­que qui rei ac­ces­sit, li­cet nul­lum in eo vi­tium sit, red­hi­be­tur.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Deshalb sagt Pomponius, es sei ein gerechter Grund vorhanden, dass das, wovon man gesagt hat, dass es bei dem Verkauf hinzukommen werde, eben so in gutem Stande geleistet werde, als das hat geleistet werden müssen, was als Hauptsache verkauft worden ist; denn nach dem bürgerlichen Recht findet die Klage aus dem Kaufe Statt, dass das in gutem Stande sei, wovon man gesagt haben wird, dass es hinzukommen werde, z. B. wenn man gesagt haben wird, dass Fässer zu dem Grundstück hinzukommen würden. Doch dies [findet] dann [Statt,] wenn man gesagt haben wird, dass ein bestimmter Körper hinzukommen werde; denn wenn ein Sclav mit dem Sondergut verkauft sein wird, so braucht der Verkäufer nicht dafür zu stehen, dass die Sclaven, welche sich in dem Sondergut werden befunden haben, gesund seien, weil er nicht gesagt hat, dass ein bestimmter Körper hinzukommen werde; aber er muss für ein Sondergut, als solches stehen, und auf eben die Art, wie er nicht für eine bestimmte Quantität des Sonderguts zu stehen braucht, so auch nicht dafür, [dass die Sclaven gesund seien.] Pomponius sagt, dass eben der Grund bewirke, dass, auch wenn die Erbschaft oder das Sondergut des Sclaven verkauft sei, das Edict der Aedilen nicht in Betreff der Körper Statt habe, welche sich in der Erbschaft oder in dem Sondergut befinden. Dasselbe billigt er [in dem Fall], wenn ein Grundstück mit dem [dazu gehörigen] Geräthe verkauft sei und unter dem Geräthe sich Sclaven befinden sollten; ich halte diese Meinung für wahr, wenn man nicht den Fall vorlegen sollte, dass etwas Anderes besonders beabsichtigt worden sei. 1Wenn zur Zurücknahme einer verkauften Sache genöthigt werden sollte, so wird auch zur Zurücknahme des Sclaven, welcher zu jener Sache hinzugekommen ist, genöthigt werden, wenngleich kein Fehler an ihm sein sollte.

Dig. 21,1,35Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Ple­rum­que prop­ter mor­bosa man­ci­pia et­iam non mor­bosa red­hi­ben­tur, si se­pa­ra­ri non pos­sint si­ne mag­no in­com­mo­do vel ad pie­ta­tis ra­tio­nem of­fen­sam. quid enim, si fi­lio re­ten­to pa­ren­tes red­hi­be­re ma­lue­rint vel con­tra? quod et in fra­tri­bus et in per­so­nas con­tu­ber­nio si­bi con­iunc­tas ob­ser­va­ri opor­tet.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Gewöhnlich wird wegen kranker Sclaven auch zur Zurücknahme der nicht kranken genöthigt, wenn sie nicht ohne grossen Nachtheil oder [nur] mit Verletzung der Rücksicht auf Liebe getrennt werden könnten. Denn wie, wenn man mit Zurückbehaltung des Sohnes, lieber zur Zurücknahme der Eltern hätte nöthigen wollen? Und dies muss man auch bei Brüdern und bei durch Sclavenehe unter einander verbundenen Personen beobachten.

Dig. 21,1,37Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Prae­ci­piunt ae­di­les, ne ve­te­ra­tor pro no­vi­cio ven­eat. et hoc edic­tum fal­la­ciis ven­di­to­rum oc­cur­rit: ubi­que enim cu­rant ae­di­les, ne emp­to­res a ven­di­to­ri­bus cir­cum­ve­nian­tur. ut ec­ce ple­ri­que so­lent man­ci­pia, quae no­vi­cia non sunt, qua­si no­vi­cia dis­tra­he­re ad hoc, ut plu­ris ven­dant: prae­sump­tum est enim ea man­ci­pia, quae ru­dia sunt, sim­pli­cio­ra es­se et ad mi­nis­te­ria ap­tio­ra et do­ci­lio­ra et ad om­ne mi­nis­te­rium ha­bi­lia: tri­ta ve­ro man­ci­pia et ve­te­ra­na dif­fi­ci­le est re­for­ma­re et ad suos mo­res for­ma­re. quia igi­tur ve­na­li­cia­rii sciunt fa­ci­le de­cur­ri ad no­vi­cio­rum emp­tio­nem, id­cir­co in­ter­po­lant ve­te­ra­to­res et pro no­vi­ciis ven­dunt. quod ne fiat, hoc edic­to ae­di­les de­nun­tiant: et id­eo si quid igno­ran­te emp­to­re ita ven­ie­rit, red­hi­be­bi­tur.

Ulp. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Die Aedilen schreiben vor: es soll kein alter [Sclav] statt eines jungen2424Veterator pro novicio; s. darüber L. 65. §. 2. h. t. verkauft werden, und dieses Edict begegnet den Betrügereien der Verkäufer; denn überall sorgen die Aedilen dafür, dass die Käufer von den Verkäufern nicht verkürzt werden sollen, wie da z. B. sehr Viele Sclaven, welche nicht jung sind, als Junge zu verkaufen pflegen, darum nämlich, damit sie sie um mehr verkaufen. Man hat nämlich die Vermuthung angenommen, dass diejenigen Sclaven, welche [noch] ungebildet sind, aufrichtiger und zu Diensten passender, und gelehriger und zu jedem Dienst geschickt seien; viel gebrauchte und alte Sclaven aber umzubilden, und nach seinen Sitten zu bilden, ist schwer. Weil also die Sclavenhändler wissen, dass man leicht zum Kauf von jungen [Sclaven] schreite, deshalb stutzen sie die alten zu und verkaufen sie für junge; und dass dies nicht geschehen solle, verbieten die Aedilen durch dieses Edict; und darum wird, wenn etwa ein [Sclav] ohne Wissen des Käufers so verkauft worden ist, zur Zurücknahme [desselben] genöthigt werden.

Dig. 21,1,63Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Scien­dum est ad ven­di­tio­nes so­las hoc edic­tum per­ti­ne­re non tan­tum man­ci­pio­rum, ve­rum ce­te­ra­rum quo­que re­rum. cur au­tem de lo­ca­tio­ni­bus ni­hil edi­ca­tur, mi­rum vi­de­ba­tur: haec ta­men ra­tio red­di­tur vel quia num­quam is­to­rum de hac re fue­rat iu­ris­dic­tio vel quia non si­mi­li­ter lo­ca­tio­nes ut ven­di­tio­nes fiunt.

Ulp. lib. I. ad ed. Aedil. cur. Man muss wissen, dass dieses Edict sich blos auf Verkäufe, nicht nur der Sclaven, sondern auch der übrigen Sachen bezieht. Warum aber Nichts über Vermiethungen im Edict gesagt wird, schien wunderbar zu sein; es wird jedoch dieser Grund angegeben, theils weil jene (die Aedilen) niemals hierüber eine Gerichtsbarkeit hatten, theils weil Vermiethungen nicht auf gleiche Weise, wie Verkäufe, geschlossen werden.

Dig. 47,2,66Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Qui ea men­te alie­num quid con­trec­ta­vit, ut lu­cri­fa­ce­ret, tam­et­si mu­ta­to con­si­lio id do­mi­no post­ea red­di­dit, fur est: ne­mo enim ta­li pec­ca­to pae­ni­ten­tia sua no­cens es­se de­si­nit.

Übersetzung nicht erfasst.