Ad edictum praetoris libri
Ex libro VIII
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Dig. 3,2,15Ulpianus libro octavo ad edictum. Notatur quae per calumniam ventris nomine in possessionem missa est, dum se adseverat praegnatem,
Ulp. lib. VIII. ad Ed. Mit dem Schandfleck wird [die] bezeichnet, welche durch Chicane im Namen ihres noch ungebornen Kindes in [Nachlass-] Besitz gesetzt worden ist, indem sie versichert, sie sei schwanger,
Dig. 3,2,17Ulpianus libro octavo ad edictum. debuit enim coerceri quae praetorem decepit. sed ea notatur, quae cum suae potestatis esset hoc facit.
Ulp. lib. VIII. ad Ed. es musste nämlich die bestraft werden, welche den Prätor hinterging. Aber eine solche nur wird mit dem Schandfleck bezeichnet, welche dies thut, da sie frei über sich verfügen konnte (quum suae potestatis esset).
Dig. 3,2,19Ulpianus libro octavo ad edictum. Non alia autem notatur quam ea, de qua pronuntiatum est calumniae causa eam fuisse in possessionem missam. idque et in patre erit servandum, qui calumniae causa passus est filiam, quam in potestate habebat, in possessionem ventris nomine mitti.
Ulp. lib. VIII. ad Ed. Eine andere wird aber nicht mit dem Schandfleck bezeichnet, als die, über welche erkannt ist, sie sei aus Chicane in den Besitz gesetzt gewesen. Und das wird auch beim Vater beobachtet, welcher aus Chicane geduldet hat, dass seine Tochter, die er in seiner Gewalt hatte, in den [Nachlass-] Besitz im Namen ihres noch ungebornen Kindes gesetzt wurde.
Dig. 3,2,23Ulpianus libro octavo ad edictum. Parentes et liberi utriusque sexus nec non et ceteri adgnati vel cognati secundum pietatis rationem et animi sui patientiam, prout quisque voluerit, lugendi sunt: qui autem eos non eluxit, non notatur infamia.
Ulp. lib. VIII. ad Ed. Die Eltern und Kinder beiderlei Geschlechts, nicht weniger auch die übrigen Verwandten vom Vater oder der Mutter her sind nach Maassgabe der Liebe und nach dem Gemüthszustand (animi sui patientiam), so wie es nun ein Jeder will, zu betrauern; wer sie aber nicht betrauert hat, wird mit dem Schandfleck der Infamie nicht bezeichnet.
Dig. 3,3,8Idem libro octavo ad edictum. Filius familias et ad agendum dare procuratorem potest, si qua sit actio, qua ipse experiri potest: non solum si castrense peculium habeat, sed et quivis filius familias: ut puta iniuriam passus dabit ad iniuriarum actionem, si forte neque pater praesens sit nec patris procurator velit experiri, et erit iure ab ipso filio familias procurator datus. hoc amplius Iulianus scribit, et si filio familias patri per filium eius in eadem potestate manentem fiat iniuria neque avus praesens sit, posse patrem procuratorem dare ad ulciscendam iniuriam, quam nepos absentis passus est. ad defendendum quoque poterit filius familias procuratorem dare. sed et filia familias poterit dare procuratorem ad iniuriarum actionem. nam quod ad dotis exactionem cum patre dat procuratorem, supervacuum esse Valerius Severus scribit, cum sufficiat patrem dare ex filiae voluntate. sed puto, si forte pater absens sit vel suspectae vitae, quo casu solet filiae competere de dote actio, posse eam procuratorem dare. ipse quoque filius procurator dari poterit et ad agendum et ad defendendum. 1Invitus procurator non solet dari. invitum accipere debemus non eum tantum qui contradicit, verum eum quoque qui consensisse non probatur. 2Veterani procuratores fieri possunt: milites autem nec si velit adversarius procuratores dari possunt, nisi hoc tempore litis contestatae quocumque casu praetermissum est: excepto eo qui in rem suam procurator datus est, vel qui communem causam omnis sui numeri persequatur vel suscipit, quibus talis procuratio concessa est. 3‘Procuratorem ad litem suscipiendam datum, pro quo consentiente dominus iudicatum solvi exposuit’, praetor ait, ‘iudicium accipere cogam’. Verum ex causa non debebit compelli. ut puta inimicitiae capitales intervenerunt inter ipsum procuratorem et dominum: scribit Iulianus debere in procuratorem denegari actionem. item si dignitas accesserit procuratori: vel rei publicae causa afuturus sit:
Idem lib. VIII. ad Ed. Ein Haussohn kann auch zur Anstellung einer Klage einen Geschäftsbesorger bestellt, wenn eine Klage vorliegen sollte, mit der er selbst rechtlich verfahren kann, nicht blos, wenn er ein bei Gelegenheit des Kriegsdienstes erworbenes Sondergut haben sollte, sondern auch ein jeder Haussohn, z. B. der eine Ehrenkränkung erlitten hat, wird zur Anstellung der Injurienklage [einen Geschäftsbesorger] bestellen, wenn etwa weder der Vater gegenwärtig ist, noch der Geschäftsbesorger des Vaters rechtlich verfahren will; und es wird [dann] dem Recht gemäss vom Haussohn selbst der Geschäftsbesorger bestellt sein. Noch mehr, Julianus schreibt, dass auch, wenn einem Vater, der Haussohn sei, in der Person (per) seines mit ihm in derselben Gewalt des [Grossvaters] befindlichen Sohnes eine Ehrenkränkung zugefügt werde, auch der Grossvater nicht gegenwärtig sei, der Vater einen Geschäftsbesorger bestellen könne, um die Ehrenkränkung zu rächen, welche der Enkel des Abwesenden erlitten habe. Auch zur Vertheidigung wird ein Haussohn einen Geschäftsbesorger zur Anstellung der Injurienklage bestellen können; denn dass sie zur Einforderung des Heirathsguts einen Geschäftsbesorger mit dem Vater zusammen bestellt, schreibt Valerius Severus, sei überflüssig, da es hinreiche, dass ihn der Vater nach dem Willen der Tochter bestelle. Doch glaube ich, dass, wenn etwa der Vater abwesend, oder von verdächtigem Lebenswandel sein sollte, in welchem Fall der Tochter die Klage wegen des Heirathsguts zuzustehen pflegt, sie den Geschäftsbesorger bestellen könne. Auch der Sohn selbst wird zum Geschäftsbesorger bestellt werden können, sowohl zur Anstellung einer Klage als zur Vertheidigung. 1Wider Willen pflegt ein Geschäftsbesorger nicht bestellt zu werden; als wider Willen [bestellt] müssen wir nicht blos den ansehen, der widerspricht, sondern auch den, von dem nicht bewiesen ist, dass er eingewilligt habe. 2Ausgediente Soldaten können Geschäftsbesorger werden. [Dienstthuende] Soldaten aber können nicht einmal, wenn der Gegner es wollte, zu Geschäftsbesorgern bestellt werden, wenn dies nicht zur Zeit, wo der Streit eingeleitet wurde, durch irgend einen Zufall übersehen worden ist; mit Ausnahme dessen, der zu seinem eigenen Besten zum Geschäftsbesorger bestellt worden ist, oder der den gemeinschaftlichen Process seiner ganzen Abtheilung führt oder übernimmt; denn diesen ist eine solche Geschäftsbesorgung gestattet worden. 3Einen zur Uebernahme eines Streites bestellten Geschäftsbesorger, für welchen, da er einwilligte, der Herr angelobt hat, dass das Erkannte geleistet werde, werde ich zwingen, sich in den Process einzulassen, sagt der Prätor. Jedoch aus Gründen (causa) wird er nicht genöthigt werden dürfen; z. B. es sind Todfeindschaften zwischen dem Geschäftsbesorger selbst und dem Herrn entstanden; [dann] schreibt Julianus, müsse die [Anstellung der] Klage gegen den Geschäftsbesorger versagt werden. Ingleichen wenn dem Geschäftsbesorger eine Würde zugefallen, oder er künftig von Staatswegen abwesend sein sollte,
Dig. 3,3,10Ulpianus libro octavo ad edictum. vel hereditas superveniens eum occupet: vel ex alia iusta causa. hoc amplius et si habeat praesentem dominum, non debere compelli procuratorem,
Ulp. lib. VIII. ad Ed. oder wenn eine unvermuthet angefallene Erbschaft ihn beschäftigen sollte, oder aus einem andern gerechten Grund. Noch mehr, auch wenn er einen anwesenden Herrn haben sollte, dürfe er nicht genöthigt werden,
Dig. 3,3,13Ulpianus libro octavo ad edictum. Sed haec neque passim admittenda sunt neque destricte deneganda, sed a praetore causa cognita temperanda.
Ulp. lib. VIII. ad Ed. Doch dies ist weder ohne Unterschied zuzulassen, noch streng zu versagen, sondern vom Prätor nach Untersuchung der Sache zu bestimmen.
Dig. 3,3,15Ulpianus libro octavo ad edictum. Si defunctus sit dominus ante litem contestatam, iudicatum solvi stipulatione pro suo procuratore data, procurator compellendus est ad iudicium accipiendum: ita tamen si hoc dominus sciente procuratore et non contradicente fecit. quod si aliter actum est, inscium quidem procuratorem teneri satis incivile est, committitur autem ob rem non defensam stipulationis clausula. 1Qui ad communi dividundo iudicium datus est, ad agendum item et ad defendendum videbitur datus duplici cautela interponenda.
Ulp. lib. VIII. ad Ed. Wenn der Herr vor Einleitung des Stretis gestorben sein sollte, nachdem er die Stipulation (Sicherheit), dass das Erkannte geleistet werden, für seinen Geschäftsbesorger bestellt hatte, so ist der Geschäftsbesorger zu Einlassung in den Process zu nöthigen, so jedoch, wenn dies der Herr mit Wissen und ohne Widerspruch des Geschäftsbesorger gethan hat. Wenn aber anders zu Werke gegangen ist, so ist es zwar ziemlich unbillig (incivile), dass der nichts davon wissende Geschäftsbesorger gehalten sei, es verfällt aber wegen nicht vertheidigter Sache die Clausel der Stipulation11Es hatte nämlich die Sicherheitsbestellung, dass der Gegenstand der richterlichen Verurtheilung (das Erkannte) geleistet werde (judicatum solvi stipulatio) einen dreifachen Inhalt oder drei Clauseln: de re judicata oder de judicatio solvendo, wegen Leistung dessen, worein der Richter verutheilen würde, de re defendenda, wegen gehöriger Vertheidigung der Sache, und de dolo malo, wegen Abwesenheit der bösen Absicht. S. L. 6. D. judicatum solvi. 46. 7.. 1Wer zu einem Theilungsprocess zur Anstellung der Klage bestellt ist, wird auch zugleich so angesehen werden, als sei er zum Vertheidiger bestellt, so dass eine doppelte Sicherheit zu geben ist.
Dig. 3,4,2Ulpianus libro octavo ad edictum. Si municipes vel aliqua universitas ad agendum det actorem, non erit dicendum quasi a pluribus datum sic haberi: hic enim pro re publica vel universitate intervenit, non pro singulis.
Ulp. lib. VIII. ad Ed. Wenn Bürger eines Municipiums22Municipien waren Städte in Italien, denen das Römische Bürgerrecht geschenkt war, die jedoch ihre eigene Verfassung hatten, und nur bei freiwilliger Unterwerfung unter die Römischen Gesetze an diese gebunden waren. oder irgend eine Gemeinheit einen Vertreter zur Anstellung einer Klage bestellen sollte, so wird man nicht sagen dürfen, er werde so angesehen, gleichsam als sei er von Mehrern bestellt; denn er tritt für die Stadt oder die Gemeinheit ein, nicht für die Einzelnen.
Dig. 3,4,5Ulpianus libro octavo ad edictum. Illud notandum Pomponius ait, quod et patris suffragium filio proderit et filii patri,
Ulp. lib. VIII. ad Ed. Das, sagt Pomponius sei zu bemerken, dass auch des Vaters Stimme dem Sohne, und [die] des Sohnes dem Vater nützen wird;
Dig. 12,3,7Ulpianus libro octavo ad edictum. Volgo praesumitur alium in litem non debere iurare quam dominum litis: denique Papinianus ait alium non posse iurare quam eum, qui litem suo nomine contestatus est.
Ulp. lib. VIII. ad Ed. Insgemein wird angenommen, dass ein Anderer, als der Herr des Streites, den Würderungseid nicht schwören dürfe; sonach sagt Papinianus, dass ein Anderer nicht schwören könne, als der, welcher den Streit auf seinen Namen eingeleitet hat.
Dig. 46,2,17Ulpianus libro octavo ad edictum. Delegare scriptura vel nutu, ubi fari non potest, debitorem suum quis potest.
Übersetzung nicht erfasst.