Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.ed. LXXI
Ad edictum praetoris lib.Ulpiani Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro LXXI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23 (85,7 %)De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24 (71,4 %)Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25 (100,0 %)De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26 (51,4 %)De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27 (91,7 %)De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28 (100,0 %)De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29 (85,5 %)De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30 (87,2 %)De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 10,3,12Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si ae­des com­mu­nes sint aut pa­ries com­mu­nis et eum re­fi­ce­re vel de­mo­li­re vel in eum im­mit­te­re quid opus sit, com­mu­ni di­vi­dun­do iu­di­cio erit agen­dum, aut in­ter­dic­to uti pos­si­de­tis ex­per­i­mur.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Wenn ein Mehreren gehöriges Gebäude, oder eine Wand vorhanden ist, und an derselben etwas ausgebessert, eingerissen, oder in welche etwas hineingeschoben werden muss, so muss die Gemeingutstheilungsklage erhoben werden, oder man kann auch das Interdict Wie ihr besitzet anstellen.

Dig. 19,2,14Idem li­bro sep­tua­ge­si­mo pri­mo ad edic­tum. Qui ad cer­tum tem­pus con­du­cit, fi­ni­to quo­que tem­po­re co­lo­nus est: in­tel­le­gi­tur enim do­mi­nus, cum pa­ti­tur co­lo­num in fun­do es­se, ex in­te­gro lo­ca­re, et hu­ius­mo­di con­trac­tus ne­que ver­ba ne­que scrip­tu­ram uti­que de­si­de­rant, sed nu­do con­sen­su con­va­les­cunt: et id­eo si in­ter­im do­mi­nus fu­re­re coe­pe­rit vel de­ces­se­rit, fie­ri non pos­se Mar­cel­lus ait, ut lo­ca­tio red­in­te­gre­tur, et est hoc ve­rum.

Ad Dig. 19,2,14ROHGE, Bd. 18 (1876), Nr. 19, S. 80: Relocatio tacita bei Schiffs-Frachtverträgen.Idem lib. LXXI. ad Ed. Wer auf eine bestimmte Zeit pachtet, ist nach deren Verlauf auch Pächter; denn wenn der Eigenthümer den Pächter fernerweit auf dem Landgute lässt, so wird angenommen, als verpachte er von Neuem, und Contracte dieser Art erfordern weder Worte noch Schrift, sondern bestehen durch die blosse Einwilligung. Wenn daher der Eigenthümer mittlerweile wahnsinnig geworden, oder gestorben ist, so, sagt Marcellus, könne die Verpachtung nicht erneuert werden; und er hat Recht.

Dig. 39,1,20Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Prae­tor ait: ‘Quem in lo­cum nun­tia­tum est, ne quid ope­ris no­vi fie­ret, qua de re agi­tur, quod in eo lo­co, an­te­quam nun­tia­tio mis­sa fie­ret aut in ea cau­sa es­set, ut re­mit­ti de­be­ret, fac­tum est, id re­sti­tuas’. 1In­ter­dic­tum hoc pro­po­ni­tur ex hu­ius­mo­di cau­sis, edic­to ex­pres­sum est, ne post ope­ris no­vi nun­tia­tio­nem quic­quam ope­ris fiat, an­te­quam vel nun­tia­tio mis­sa fiat vel vi­ce nun­tia­tio­nis mis­sae sa­tis­da­tio de ope­re re­sti­tuen­do fue­rit in­ter­po­si­ta. qui igi­tur fa­cit, et­si ius fa­cien­di ha­buit, ta­men con­tra in­ter­dic­tum prae­to­ris fa­ce­re vi­de­tur et id­eo hoc de­strue­re co­gi­tur. 2Si­ve au­tem va­cuus lo­cus sit, ubi nun­tia­tum est, si­ve ae­di­fi­ca­tus, ae­que hoc in­ter­dic­to lo­cus erit. 3Ait prae­tor: ‘quod fac­tum est, re­sti­tuas’. quod fac­tum est, iu­bet re­sti­tui, ne­que in­ter­est, iu­re fac­tum sit an non: si­ve iu­re fac­tum est si­ve non iu­re fac­tum est, in­ter­dic­tum lo­cum ha­be­bit. 4Quid­quid au­tem an­te re­mis­sio­nem fit vel il­lud quod lo­co re­mis­sio­nis ha­be­tur, pro eo ha­ben­dum est, at­que si nul­lo iu­re fac­tum es­set. 5Si quis pa­ra­tus fue­rit sa­tis­da­re, de­in­de ac­tor sti­pu­la­ri no­lit, in ea cau­sa est, ut re­mit­ti de­beat: nam cum per ac­to­rem fiet, ap­pa­ret in ea cau­sa es­se, ut re­mit­ti de­beat. 6Hoc in­ter­dic­tum per­pe­tuo da­tur et he­redi ce­te­ris­que suc­ces­so­ri­bus com­pe­tit. 7Ad­ver­sus ip­sum quo­que, qui opus fe­cit vel fac­tum ra­tum ha­buit, in­ter­dic­to lo­cus erit. 8Pla­ne si quae­ra­tur, an in he­redem eius, qui opus fe­cit, in­ter­dic­tum hoc com­pe­tat, scien­dum est La­beo­nem ex­is­ti­mas­se in id quod ad eum per­ve­nit dum­ta­xat da­ri opor­te­re vel si quid do­lo ma­lo ip­sius fac­tum sit, quo mi­nus per­ve­ni­ret. non­nul­li pu­tant in fac­tum es­se dan­dam quam in­ter­dic­tum, quod ve­rum est. 9De­in­de ait prae­tor: ‘Quem in lo­cum nun­tia­tum est, ne quid ope­ris no­vi fie­ret, qua de re agi­tur, si de ea re sa­tis­da­tum est, quod eius cau­tum sit aut per te stat, quo mi­nus sa­tis­de­tur: quo mi­nus il­li in eo lo­co opus fa­ce­re li­ceat, vim fie­ri ve­to’. 10Hoc in­ter­dic­tum pro­hi­bi­to­rium est, ne quis pro­hi­beat fa­ce­re vo­len­tem eum qui sa­tis­de­dit: et­enim per­ti­net ad de­cus ur­bium ae­di­fi­cia non de­relin­qui. 11Nec quic­quam in­ter­est, iu­re quis ae­di­fi­cet an non iu­re ae­di­fi­cet, cum sit se­cu­rus is qui opus no­vum nun­tia­vit, post­ea­quam ei cau­tum est. 12Hoc au­tem in­ter­dic­tum com­pe­tit ei qui sa­tis­de­dit: ad­ici­tur et il­lud ‘aut per te stat, quo mi­nus sa­tis­de­tur’. 13Pro­in­de si sa­tis­da­tum non est, sed re­pro­mis­sum, in­ter­dic­to huic lo­cus non erit: ne­que enim per­mit­ten­dum fuit in pu­bli­co ae­di­fi­ca­re, prius­quam ap­pa­reat, quo iu­re quis ae­di­fi­cet. 14Et si sa­tis­da­tum sit, cau­tum ta­men non per­se­ve­ret, in­ter­dic­tum ces­sat. 15Si ali­quan­do ste­tit per nun­tia­to­rem, quo mi­nus sa­tis­de­tur, nunc non stat, in­ter­dic­tum ces­sat. 16Hoc in­ter­dic­tum et­iam post an­num et he­redi ce­te­ris­que suc­ces­so­ri­bus com­pe­tit.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Der Prätor sagt: an welchem Orte Einspruch geschehen, dass ein neues Bauwerk, worüber es sich handelt, nicht geschehe, was an diesem Orte vor erfolgter Remission des Einspruchs, oder bevor die Sache nicht so gestaltet ist, dass die Remission erfolgen muss, geschehen ist, das sollst Du in den vorigen Stand wiederherstellen. 1Dieses Interdict ist aus folgenden Gründen gegeben. In dem Edicte ist ausdrücklich verordnet, dass nach dem Einspruche wegen eines Neubaues mit dem Bauwerke nicht fortgefahren werden darf, bevor nicht entweder die Remission des Einspruchs erfolgt, oder anstatt der Remission des Einspruches Bürgschaft für die Wiederherherstellung des vorigen Zustandes geleistet wird. Wer also mit dem Bau fortfährt, wird, wenn er auch ein Recht zu der Bauunternehmung gehabt, dennoch so angesehen, als handle er dem Ausspruch des Prätors zuwider: und deshalb wird er zur Niederreissung angehalten. 2Es mag nun aber der Ort, wo Einspruch wegen eines Neubaues gethan worden, leer, oder darauf gebaut sein, so hat das Interdict auf gleiche Weise Statt. 3Der Prätor sagt: Was geschehen ist, das sollst Du in den vorigen Zustand wiederherstellen. Also befiehlt er die Wiederherstellung des früheren Zustandes; und es macht keinen Unterschied, ob es mit Recht geschehen, oder nicht; es mag mit Recht, oder nicht mit Recht geschehen sein, so wird das Interdict Anwendung finden. 4Was also vor der Remission, oder dem, was anstatt der Remission gilt, unternommen wird, wird dafür angesehen, als sei es ohne Recht unternommen. 5Wenn Jemand bereit ist, Bürgschaft zu stellen, hierauf aber der Kläger nicht stipuliren will, so muss die Remission des Einspruches eintreten; denn da der Kläger [die Sicherheitsbestellung] verhindert, so ist es einleuchtend, dass die Remission erfolgen muss. 6Dieses Interdict dauert immerwährend, und kommt dem Erben und den übrigen Nachfolgern zu. 7Auch wird [nur] gegen Denjenigen selbst, welcher den Bau unternommen, oder solchen gutgeheissen hat, das Interdict Platz ergreifen. 8Wenn aber gefragt wird, ob gegen den Erben des Bauunternehmers dieses Interdict zustehe, so ist zu bemerken, dass Labeo dafür gehalten, es müsse lediglich insoweit gegen ihn verliehen werden, als an ihn davon gelangt ist, oder wenn er arglistiger Weise dies verhindert hat. Andere sind der Meinung, es finde sowohl eine Klage auf das Geschehene, als das Interdict wider ihn Statt: das Letztere ist richtig. 9Hierauf sagt der Prätor: An welchem Orte Einspruch gegen ein neues Bauwerk, wovon es sich handelt, gethan, und desfalls Bürgschaft geleistet worden ist: weil dafür Sicherheit bestellt worden, oder Du die Bürgschaftsleistung verhindert hast: dass jenem an dem Orte zu bauen nicht gestattet sei, dawider verbiete ich alle Gewaltthätigkeit. 10Dieses Interdict ist ein verbietendes, dass Niemand Denjenigen, welcher Sicherheit bestellt hat, an seiner Bauunternehmung hindere: denn es gehört zur Zierde der Städte, dass Gebäude nicht verlassen werden. 11Es liegt auch nichts daran, ob Jemand mit Recht, oder nicht mit Recht baut: da der Nunciant, nachdem ihm Sicherheit geleistet worden, sichergestellt ist. 12Dieses Interdict aber kommt Demjenigen zu, welcher Bürgschaft geleistet hat. 13Es ist auch der Beisatz gemacht: Oder Du die Bürgschaftsleistung verhinderst: wenn demnach keine Bürgschaft geleistet, sondern ein blosses Versprechen gemacht worden ist, so wird dieses Interdict11D. h. das Interdict aus der Caution. A. d. R. nicht Statt finden: denn es durfte nicht gestattet werden, auf einem öffentlichen Platze eher zu bauen, als klar ist, mit welchem Rechte Einer baut22Anton Faber Conject. III. 25. hat versucht, statt in publico zu lesen eo loco; so viel ist gewiss, dass der Zusammenhang der Ideen in diesem §. sehr dunkel ist. Durch die Caution mittels satisdatio wird das Interdict erworben, unter dessen Schutz man ruhig fortbauen darf; wir lernen aus l. 8. §. 3. dass repromissio bei locis publ. für den Nuncianten genüge. Nun fiel wahrscheinlich dem Ulpian bei Erwähnung der repromissio dies ein, und er machte in seinen Gedanken die Ausnahme, an die er denn das neque enim etc. anknüpfte; oder der Zusammenhang ist so, dass gleich von proinde etc. an auf die loca publica Rücksicht genommen wird, und es so heisst: wenn also keine satisdatio, sondern nur eine repromissio geschieht, was bei locis publicis der Fall ist, so hat das Interdict nicht Statt, denn etc. — Wie und warum aber proinde an das aut per te stat, quominus satisdetur, geknüpft ist, das, gestehe ich, ist mir nicht klar; das Wort satisdetur, weil dies nachher den Ausschlag giebt, kann es nicht sein, was den Zusammenhang bildet, denn sonst hätte der Jurist ja lieber die Worte satisdatum est gewählt; ich glaube daher, dass der §. 13. erst bei proinde anfangen muss und die vorhergehenden Worte zu §. 12. gehören, wohin sie ganz genau passen, ja sogar vermisst zu werden scheinen. A. d. R.. 14Auch wenn Bürgschaft geleistet worden ist, die Sicherheitsbestellung aber keinen Fortbestand hat, fällt das Interdict weg. 15Wenn der Nunciant einmal die Bürgschaftsleistung verhindert hat, jetzt aber sie nicht mehr verhindert, so fällt das Interdict [doch] weg. 16Dieses Interdict steht auch nach Jahresfrist, und sowohl dem Erben, als den übrigen Nachfolgern zu.

Dig. 39,5,18Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Aris­to ait, cum mix­tum sit neg­otium cum do­na­tio­ne, ob­li­ga­tio­nem non con­tra­hi eo ca­su, quo do­na­tio est, et ita et Pom­po­nius eum ex­is­ti­ma­re re­fert. 1De­ni­que re­fert Aris­to­nem pu­ta­re, si ser­vum ti­bi tra­di­de­ro ad hoc, ut eum post quin­quen­nium ma­nu­mit­tas, non pos­se an­te quin­quen­nium agi, quia do­na­tio ali­qua in­es­se vi­de­tur: ali­ter at­que, in­quit, si ob hoc ti­bi tra­di­dis­sem, ut con­ti­nuo ma­nu­mit­tas: hic enim nec do­na­tio­ni lo­cum es­se et id­eo es­se ob­li­ga­tio­nem. sed et su­pe­rio­re ca­su quid ac­ti sit, in­spi­cien­dum Pom­po­nius ait: pot­est enim quin­quen­nium non ad hoc es­se po­si­tum, ut ali­quid do­ne­tur. 2Idem Aris­to ait, si do­na­tio­nis cau­sa in hoc tra­da­tur ser­vus, ut post quin­quen­nium ma­nu­mit­ta­tur, sit au­tem alie­nus, pos­se du­bi­ta­ri an usu­ca­pia­tur, quia ali­quid do­na­tio­nis in­ter­ve­ni­ret. et hoc ge­nus quaes­tio­nis in mor­tis cau­sa do­na­tio­ni­bus ver­sa­ri Pom­po­nius ait et ma­gis pu­tat ut, si ita do­ne­tur, ut post quin­quen­nium ma­nu­mit­ta­tur, pos­se di­ci usu­ca­pio­nem se­qui. 3La­beo ait, si quis mi­hi rem alie­nam do­na­ve­rit in­que eam sump­tus mag­nos fe­ce­ro et sic mi­hi evin­ca­tur, nul­lam mi­hi ac­tio­nem con­tra do­na­to­rem com­pe­te­re: pla­ne de do­lo pos­se me ad­ver­sus eum ha­be­re ac­tio­nem, si do­lo fe­cit.

Idem lib. LXXI. ad Ed. Aristo sagt, wenn ein Rechtsgeschäft mit einer Schenkung vermischt sei, so entstehe, in so weit es Schenkung sei, keine Verbindlichkeit [für den Beschenkten]: diese seine Meinung führt auch Pomponius an. 1So berichtet auch derselbe, Aristo sei der Meinung, wenn ich Dir einen Sclaven zu dem Ende übergeben habe, dass Du ihn nach fünf Jahren frei lassest, so finde vor fünf Jahren keine Klage [auf Erfüllung] Statt: weil eine Schenkung hierin enthalten scheine. Anders, sagt er, als wenn ich ihn Dir deshalb übergeben hätte, dass Du ihn sogleich frei lassest: denn hier finde keine Schenkung Statt: und darum sei eine Verbindlichkeit vorhanden. Aber auch im obigen Falle, behauptet Pomponius, müsse man auf die Absicht der Parteien sehen: denn die fünfjährige Frist kann [ja] auch nicht zum Zwecke einer Schenkung gesetzt sein. 2Derselbe Aristo sagt, wenn Schenkungs halber ein Sclave zu dem Zwecke übergeben werde, dass er nach fünf Jahren frei gelassen werde, derselbe aber fremdes Eigenthum sei, so könne bezweifelt werden, ob solcher ersessen werde: weil eine Art von Schenkung in Mitte liege: diese Art Frage komme bei Schenkungen auf den Todesfall vor, sagt Pomponius: und ist eher der Meinung, dass, wenn die Schenkung so geschehe, dass nach fünf Jahren der Sclave frei gelassen werde, so könne behauptet werden, dass die Ersitzung erfolge. 3Labeo sagt, wenn mir Jemand eine fremde Sache geschenkt, ich auf solche grosse Kosten verwendet habe, und dieselbe mir dann entwährt werde, so stehe mir keine Klage wider den Schenker zu; allerdings hätte ich gegen ihn die Klage wegen Arglist, wenn er solches absichtlich gethan habe.

Dig. 43,23,1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Prae­tor ait: ‘Quo mi­nus il­li cloa­cam quae ex ae­di­bus eius in tuas per­ti­net, qua de agi­tur, pur­ga­re re­fi­ce­re li­ceat, vim fie­ri ve­to. dam­ni in­fec­ti, quod ope­ris vi­tio fac­tum sit, ca­ve­ri iu­be­bo’. 1Sub hoc ti­tu­lo duo in­ter­dic­ta prae­tor sub­ie­cit, unum pro­hi­bi­to­rium, al­te­rum re­sti­tu­to­rium: et pri­mum pro­hi­bi­to­rium. 2Cu­ra­vit au­tem prae­tor per haec in­ter­dic­ta, ut cloa­cae et pur­gen­tur et re­fi­cian­tur, quo­rum utrum­que et ad sal­u­bri­ta­tem ci­vi­ta­tium et ad tu­te­lam per­ti­net: nam et cae­lum pes­ti­lens et rui­nas mi­nan­tur im­mun­di­tiae cloa­ca­rum, si non re­fi­cian­tur. 3Hoc au­tem in­ter­dic­tum pro­pos­i­tum est de cloa­cis pri­va­tis: pu­bli­cae enim cloa­cae pu­bli­cam cu­ram me­ren­tur. 4Cloa­ca au­tem est lo­cus ca­vus, per quem col­lu­vies quae­dam fluat. 5Hoc in­ter­dic­tum, quod pri­mum pro­po­ni­tur, pro­hi­bi­to­rium est, quo pro­hi­be­tur vi­ci­nus vim fa­ce­re, quo mi­nus cloa­ca pur­ge­tur et re­fi­cia­tur. 6Cloa­cae ap­pel­la­tio­ne et tu­bus et fis­tu­la con­ti­ne­tur. 7Quia au­tem cloa­ca­rum re­fec­tio et pur­ga­tio ad pu­bli­cam uti­li­ta­tem spec­ta­re vi­de­tur, id­cir­co pla­cuit non es­se in in­ter­dic­to ad­den­dum ‘quod non vi non clam non pre­ca­rio ab il­lo usus’, ut, et­iam­si quis ta­lem usum ha­bue­rit, ta­men non pro­hi­bea­tur vo­lens cloa­cam re­fi­ce­re vel pur­ga­re. 8De­in­de ait prae­tor ‘quae ex ae­di­bus eius in tuas per­ti­net’. ae­des hic ac­ci­pe­re de­bes pro om­ni ae­di­fi­cio, hoc est ex ae­di­fi­cio eius in tuum ae­di­fi­cium. hoc am­plius La­beo pu­ta­bat hoc in­ter­dic­to lo­cum es­se et si area ab utra­li­bet par­te ae­dium sit et si for­te, in­quit, cloa­ca duc­ta sit ex ur­ba­no ae­di­fi­cio in pro­xi­mum agrum. 9Idem La­beo et­iam eum, qui pri­va­tam cloa­cam in pu­bli­cam im­mit­te­re ve­lit, tuen­dum, ne ei vis fiat. sed et si quis ve­lit ta­lem cloa­cam fa­ce­re, ut ex­itum ha­beat in pu­bli­cam cloa­cam, non es­se eum im­pe­dien­dum Pom­po­nius scri­bit. 10Quod ait prae­tor ‘per­ti­net’ hoc sig­ni­fi­cat, quod ex ae­di­bus eius in tuas per­ti­net, hoc est ‘de­ri­gi­tur, ex­ten­di­tur, per­ve­nit’. 11Et tam ad pro­xi­mum vi­ci­num hoc in­ter­dic­tum per­ti­net quam ad­ver­sus ul­te­rio­res, per quo­rum ae­des cloa­ca cur­rit. 12Un­de Fa­bius Me­la scri­bit com­pe­te­re hoc in­ter­dic­tum, ut in vi­ci­ni ae­des ve­niat et re­scin­dat pa­vi­men­ta pur­gan­dae cloa­cae gra­tia. ve­ren­dum ta­men es­se Pom­po­nius scri­bit, ne eo ca­su dam­ni in­fec­ti sti­pu­la­tio com­mit­ta­tur. sed haec sti­pu­la­tio non com­mit­ti­tur, si pa­ra­tus sit re­stau­ra­re id, quod ex ne­ces­si­ta­te re­fi­cien­dae cloa­cae cau­sa re­sci­de­rat. 13Si quis pur­gan­ti mi­hi cloa­cam vel re­fi­cien­ti opus no­vum nun­tia­ve­rit, rec­tis­si­me di­ce­tur con­temp­ta nun­tia­tio­ne me pos­se re­fi­ce­re id quod in­sti­tue­ram. 14Sed et dam­ni in­fec­ti cau­tio­nem pol­li­ce­tur, si quid ope­ris vi­tio fac­tum est: nam sic­uti re­fi­ce­re cloa­cas et pur­ga­re per­mit­ten­dum fuit, ita di­cen­dum, ne dam­num ae­di­bus alie­nis de­tur. 15De­in­de ait prae­tor: ‘Quod in cloa­ca pu­bli­ca fac­tum si­ve ea im­mis­sum ha­bes, quo usus eius de­te­rior sit fiat, re­sti­tuas. item ne quid fiat im­mit­ta­tur­ve, in­ter­di­cam’. 16Hoc in­ter­dic­tum ad pu­bli­cas cloa­cas per­ti­net, ne quid ad cloa­cam im­mit­tas ne­ve fa­cias, quo usus de­te­rior sit ne­ve fiat.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Der Prätor sagt: Dass nicht Dem und Dem den Kloak, welcher aus seinem Hause in das deinige geht, um welchen es sich handelt, zu reinigen und auszubessern erlaubt sei, dawider verbiete ich alle Gewaltthätigkeit. Ich befehle übrigens, wegen drohenden Schadens Sicherheit zu bestellen, der aus einem Fehler des Werkes entstehen möchte. 1Unter diesem Titel begriff der Prätor zwei Interdicte, ein verbietendes und ein die Wiederherstellung verfügendes, und zuerst das verbietende. 2Der Prätor sorgte durch diese Interdicte für die Reinigung und Ausbesserung der Kloaken, wovon beides zum Besten und zum Schutz der Städte gehört; denn Unreinlichkeiten der Kloaken drohen sowohl die Luft zu verpesten, als die Häuser einstürzen zu machen, und ebenso, wenn sie nicht ausgebessert werden. 3Es ist dieses Interdict aber für Privatkloake begründet, denn die öffentlichen erfordern die öffentliche Fürsorge. 4Ein Kloak ist ein hohler Ort, durch den der Unrath abfliesst. 5Dieses Interdict, welches zuerst begründet wird, ist ein verbietendes; es wird nemlich dem Nachbar alle Gewaltthätigkeit wider die Reinigung und Ausbesserung verboten. 6Unter der Benennung Kloak sind auch Abzüge und Röhren enthalten. 7Weil aber die Ausbesserung und Reinigung der Kloaken das allgemeine Beste angehen, so hat man sich dahin entschieden, dass der Zusatz im Interdicte nicht nöthig sei: wenn du nicht33Quod non, s. Savigny S. 418. (1). gewaltsam, nicht heimlich und nicht bittweise wider Den und Den Gebrauch davon gemacht hast, damit, wenn Jemand auch einen solchen Gebrauch gehabt habe, er dennoch an der Ausbesserung oder der Reinigung eines Kloaks nicht gehindert werde. 8Nachher sagt der Prätor: der aus dessen Hause in das deinige führt. Haus heisst hier jedes Gebäude, also: aus dessen Gebäude in das deinige. Labeo glaubte auch ausserdem, dass dieses Interdict dann statthabe, wenn auf beiden Seiten der Häuser ein freier Raum sei, und der Kloak etwa aus einem städtischen Gebäude auf den nächsten Acker führt. 9Labeo sagt ferner, auch Derjenige müsse wider Gewaltthätigkeit geschützt werden, wer einen Privatkloak nach einem öffentlichen Orte leiten wolle. Auch schreibt Pomponius, es dürfe Dem kein Hinderniss in den Weg gelegt werden, wer einen solchen Kloak anlegen will, der seinen Ausgang in einen öffentlichen nimmt. 10Wenn der Prätor sagt, führt, so heisst das so viel, dass er aus dessen Hause in das deine führt, d. h. gerichtet ist, sich erstreckt, hingelangt. 11Dieses Interdict betrifft sowohl den nächsten Nachbar, als alle fernern, durch deren Häuser der Kloak läuft. 12Daher schreibt Fabius Mela, es sei dieses Interdict zu dem Ende zuständig, um in des Nachbars Haus kommen und der Reinigung des Kloaks wegen den Estrich aufnehmen zu dürfen; doch, sagt Pomponius, müsse er sich in Acht nehmen, nicht in diesem Falle die Stipulation wegen drohenden Schadens eintreten zu machen; allein es wird dies dadurch abgewendet werden, wenn er bereit ist, Dasjenige wiederherzustellen, was er nothwendigerweise zur Ausbesserung des Kloaks eingerissen hatte. 13Wenn mir, während ich einen Kloak reinige, oder ausbessere, Jemand eines Neubaus wegen Einspruch that, so kann ich, richtiger Ansicht zufolge, ohne Rücksicht auf den Einspruch Das ausbessern, was ich angefangen hatte. 14Er verspricht aber auch die Sicherheitsbestellung wegen drohenden Schadens, wenn ein solcher durch einen Fehler des Baues geschehen ist; denn ebensowohl erlaubt werden musste, Kloaken auszubessern und zu reinigen, darf auch fremden Gebäuden kein Schaden zugefügt werden. 15Nachher sagt der Prätor: Was du in einem öffentlichen Kloak Errichtetes oder Hineingeschobenes hast, wodurch dessen Gebrauch schlechter ist, wird, das sollst du wiederherstellen. Ingleichen werde ich verbieten, Etwas zu errichten und hineinzuschieben. 16Dieses Interdict geht die öffentlichen Kloaken an, und dass man nichts da hineinschiebe und darin errichte, wodurch der Gebrauch schlechter ist und wird.

Dig. 43,24,1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Prae­tor ait: ‘Quod vi aut clam fac­tum est, qua de re agi­tur, id cum ex­pe­rien­di po­tes­tas est, re­sti­tuas’. 1Hoc in­ter­dic­tum re­sti­tu­to­rium est et per hoc oc­cur­sum est cal­li­di­ta­ti eo­rum, qui vi aut clam quae­dam mo­liun­tur: iu­ben­tur enim ea re­sti­tue­re. 2Et par­vi re­fert, utrum ius ha­bue­rit fa­cien­di, an non: si­ve enim ius ha­buit si­ve non, ta­men te­ne­tur in­ter­dic­to, prop­ter quod vi aut clam fe­cit: tue­ri enim ius suum de­buit, non in­iu­riam com­mi­nis­ci. 3De­ni­que est quae­si­tum, an hoc in­ter­dic­to uten­ti ex­cep­tio­nem pos­sit ob­ice­re: ‘quod non iu­re meo re­ce­pe­rim’. et ma­gis est, ne pos­sit: nam ad­ver­sus vim vel quod clam fac­tum est nul­la ius­ta ex­cep­tio­ne se tue­ri pot­est. 4Hoc in­ter­dic­tum ad ea so­la ope­ra per­ti­net, quae­cum­que in so­lo vi aut clam fiunt. 5Quid sit vi fac­tum vel clam fac­tum, vi­dea­mus. vi fac­tum vi­de­ri Quin­tus Mu­cius scrip­sit, si quis con­tra quam pro­hi­be­re­tur fe­ce­rit: et mi­hi vi­de­tur ple­na es­se Quin­ti Mu­cii de­fi­ni­tio. 6Sed et si quis iac­tu vel mi­ni­mi la­pil­li pro­hi­bi­tus fa­ce­re per­se­ve­ra­vit fa­ce­re, hunc quo­que vi fe­cis­se vi­de­ri Pe­dius et Pom­po­nius scri­bunt, eo­que iu­re uti­mur. 7Sed et si con­tra tes­ta­tio­nem de­nun­tia­tio­nem­que fe­ce­rit, idem es­se Cas­cel­lius et Tre­ba­tius pu­tant: quod ve­rum est. 8Sed et Aris­to ait eum quo­que vi fa­ce­re, qui, cum sci­ret se pro­hi­bi­tum iri, per vim mo­li­tus est, ne pro­hi­be­ri pos­sit. 9Item La­beo di­cit, si quem fa­cien­tem pro­hi­bue­ro is­que de­sti­te­rit in prae­sen­tia­rum rur­sus­que post­ea fa­ce­re coe­pe­rit, vi eum vi­de­ri fe­cis­se, ni­si per­mis­su meo fa­ce­re coe­pe­rit vel qua alia ius­ta cau­sa ac­ce­den­te. 10Si quis ta­men in­be­cil­li­ta­te im­pe­di­tur vel et­iam, ne of­fen­de­ret vel te vel eum, qui te mag­ni fa­cie­bat, id­eo non ve­ne­rit ad pro­hi­ben­dum, non vi­de­bi­tur ad­ver­sa­rius vi fe­cis­se: et ita La­beo scri­bit. 11Idem ait et si te vo­len­tem ad pro­hi­ben­dum venire de­ter­rue­rit ali­quis (ar­mis for­te) si­ne ul­lo do­lo ma­lo meo ac prop­ter hoc non ve­ne­ris, non vi­de­ri me vim fe­cis­se,

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Der Prätor sagt: Was gewaltsam oder heimlich geschehen ist, worüber Klage erhoben wird, das sollst du, da44Cum exper. potestas est; dies ist etwas dunkel gegeben, weshalb wohl Cod. Rhed. (der einzige, der soweit mir bekannt, abweicht) restituendi lässt; ich verstehe cum als Grund, „da ja der Weg Rechtens offensteht.“ die Möglichkeit vorhanden ist, die Sache rechtlich zu erörtern, wiederherstellen. 1Dieses Interdict ist ein die Wiederherstellung gebietendes, und es wird dadurch der List Derer begegnet, die Etwas gewaltsam oder heimlich unternehmen; denn es wird ihnen dadurch die Wiederherstellung geboten. 2Es ist dabei einerlei, ob er ein Recht dazu gehabt habe, es zu thun, oder nicht; denn er mag dazu ein Recht gehabt haben, oder nicht, er haftet durch dieses Interdict dennoch wegen Dessen, was er gewaltsam oder heimlich gethan hat; denn er durfte wohl sein Recht schützen, nicht aber auf Ungerechtigkeiten sinnen. 3Es ist auch die Frage erhoben worden, ob man Dem, der sich dieses Interdicts bedient, die Einrede entgegenstellen kann, wenn ich es nicht in Folge eines mir zustehenden Rechts zurückgenommen habe. Allein es spricht mehr dafür, dass man es nicht könne, denn begangene Gewaltthätigkeit, oder was heimlich geschehen, kann man mit keiner rechtmässigen Einrede vertheidigen. 4Dieses Interdict bezieht sich blos auf diejenigen Unternehmungen, die an Grund und Boden heimlich geschehen. 5Untersuchen wir, was es heisse, es sei Etwas gewaltsam oder heimlich geschehen. Gewaltsam, sagt Quintus Mucius, erscheint Dasjenige geschehen, wenn Jemand dem ergangenen Verbote zuwidergehandelt hat; diese Begriffsbestimmung des Quintus Mucius scheint mir erschöpfend. 6Auch wer an Dem, was er thun will, durch den Wurf des kleinsten Steines verhindert, bei der Fortsetzung beharrt hat, wird als gewaltsam handelnd betrachtet, schreiben Pedius und Pomponius; und das ist bei uns Rechtens. 7Ebenso ist es, der Ansicht des Cascellius und Trebatius zufolge, wenn er einer Erklärung vor Zeugen und Verkündigung zuwidergehandelt hat. 8Auch Der, sagt Aristo, handelt gewaltsam, wer, wohlwissend, dass er daran verhindert werden würde, es gewaltsamerweise dahingebracht hat, dass er nicht verhindert werden konnte. 9Ingleichen sagt Labeo, wenn ich Jemandem, der Etwas unternimmt, dies verboten habe, derselbe zwar für den Augenblick davon abgelassen, nachher aber wiederum von Neuem dasselbe begonnen hat, so scheine es, dass er gewaltsam gehandelt habe, er müsste es denn auf meine vorherige Erlaubniss gethan haben, oder aus einer hinzugekommenen sonstigen rechtlichen Ursache. 10Wenn aber Jemand aus Furchtsamkeit55Imbecillitas, s. Duker de Lat. Vet. ICt. p. 357., oder auch um entweder dich, oder einen Andern, der dich hochschätzt, nicht zu beleidigen, nicht zur Verhinderung geschritten ist, so scheint der Gegner nicht gewaltsam gehandelt zu haben; dies sagt Labeo. 11Derselbe sagt, dass, wenn dich, indem du zur Verhinderung schreiten wolltest, Jemand davon abgeschreckt habe, etwa mit Waffen, ohne dass jedoch im Geringsten eine Arglist meinerseits im Spiele war, und du deshalb nicht dazu gethan habest, so werde ebensowenig angenommen, dass ich gewaltsam gehandelt habe,

Dig. 43,24,3Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Pro­hi­be­re au­tem non uti­que per se­met ip­sum ne­ces­se est, sed et si quis per ser­vum suum vel pro­cu­ra­to­rem pro­hi­bue­rit, rec­te vi­de­tur pro­hi­buis­se. idem et­iam si mer­cen­na­rius meus pro­hi­bue­rit. nec quem mo­veat, quod per li­be­ram per­so­nam ac­tio ad­quiri non so­let: nam pro­hi­bitio haec de­mons­trat vi te fa­ce­re, quid mi­rum, cum et si clam tu me fe­ce­ris, ha­beam ac­tio­nem? er­go fac­to ma­gis tuo de­lin­quen­tis quam alie­no ad­quiri­tur mi­hi ac­tio. 1Il­lud scien­dum est non om­ni­bus mo­men­tis vim es­se fa­cien­dam, sed se­mel in­ter in­itia fac­ta per­se­ve­rat. 2Sed si per­mi­se­rit, ad­ver­sus eum, qui uta­tur in­ter­dic­to, ex­cep­tio erit ne­ces­sa­ria. 3Non tan­tum au­tem si ego per­mi­se­ro, sed et si pro­cu­ra­tor meus vel tu­tor qui tu­te­lam ad­mi­nis­trat vel cu­ra­tor pu­pil­li fu­rio­si si­ve ad­ules­cen­tis, di­cen­dum erit ex­cep­tio­ni lo­cum fo­re. 4Pla­ne si prae­ses vel cu­ra­tor rei pu­bli­cae per­mi­se­rit in pu­bli­co fa­ce­re, Ner­va scri­bit ex­cep­tio­nem lo­cum non ha­be­re, quia et­si ei lo­co­rum, in­quit, pu­bli­co­rum pro­cu­ra­tio da­ta est, con­ces­sio ta­men da­ta non est. hoc ita ve­rum est, si non lex mu­ni­ci­pa­lis cu­ra­to­ri rei pu­bli­cae am­plius con­ce­dat. sed et si a prin­ci­pe vel ab eo, cui prin­ceps hoc ius con­ce­den­di de­de­rit idem erit pro­ban­dum. 5Si quis pa­ra­tus sit se iu­di­cio de­fen­de­re ad­ver­sus eos, qui in­ter­di­cen­dum pu­tant, ne opus fiat: an vi­dea­tur de­si­ne­re vi fa­ce­re? et ma­gis est, ut de­si­nat, si mo­do sa­tis of­fe­rat et de­fen­de­re pa­ra­tus est, si quis agat: et ita Sa­b­inus scri­bit. 6Sed et si quis dam­ni in­fec­ti pa­ra­tus sit ca­ve­re, cum prop­ter hoc tan­tum es­set pro­hi­bi­tus, vel quia non de­fen­de­bat vel dam­ni in­fec­ti non re­pro­mit­te­bat, con­se­quens est di­ce­re de­si­ne­re eum vi fa­ce­re. 7Clam fa­ce­re vi­de­ri Cas­sius scri­bit eum, qui ce­la­vit ad­ver­sa­rium ne­que ei de­nun­tia­vit, si mo­do ti­muit eius con­tro­ver­siam aut de­buit ti­me­re. 8Idem Aris­to pu­tat eum quo­que clam fa­ce­re, qui ce­lan­di ani­mo ha­bet eum, quem pro­hi­bi­tu­rum se in­tel­le­xe­rit et id ex­is­ti­mat aut ex­is­ti­ma­re de­bet se pro­hi­bi­tum iri.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Das Verhindern braucht übrigens nicht von der Person [des Betheiligten] selbst auszugehen, sondern es wird dasselbe als genügend geschehn betrachtet, wenn es Jemand durch seinen Sclaven oder Geschäftsbesorger gethan hat; ingleichen wenn es Jemand gethan, der in meinem Lohne steht. Es lasse sich auch hierin Niemand durch den Rechtsgrundsatz irre leiten, dass eine Klage in der Regel durch keine freie Person erworben werden könne, denn diese Verhinderung thut [blos] dar, dass du gewaltsam handelst. Ja! habe ich nicht auch die Klage dann, wenn du heimlich Etwas wider mich gethan hast? Die Klage wird also für mich vielmehr durch deine eigene verbrecherische Handlung erworben, als durch die eines Dritten. 1Das ist zu bemerken, dass es nicht nothwendig sei, dass die Gewaltthätigkeit fortwährend in jedem Augenblick stattgefunden habe, sondern wenn sie auch nur zu Anfang ein einziges Mal angewendet worden, [ihre Folgen] fortdauern. 2Hat es aber [der Betheiligte] erlaubt, so wird, wenn er sich dann noch des Interdicts bedienen will, eine Einrede nothwendig sein. 3Diese wird nicht nur dann statthaben, wenn ich selbst die Erlaubniss ertheilt habe, sondern auch wenn mein Geschäftsbesorger, oder der Vormund, der die Vormundschaft verwaltet, oder der Curator eines Unmündigen, eines Wahnsinnigen, oder eines Jünglings. 4Wenn freilich der Präsident, oder der Curator eines städtischen Gemeinwesens die Erlaubniss ertheilt hat, an einem öffentlichen Orte Etwas zu unternehmen, so, sagt Nerva, habe die Einrede nicht statt, weil, wenn ihm auch die Besorgung der öffentlichen Angelegenheiten übertragen worden, dennoch diese Erlaubnissertheilung nicht gegeben ist. Es versteht sich, dass dies nur dann gelte, wenn nicht eine Municipalverordnung dem Curator des städtischen Gemeinwesens eine weitere Befugniss einräumt. Dies gilt auch, wenn es der Kaiser [erlaubt], oder Derjenige, dem der Kaiser das Recht dieser Erlaubniss ertheilt hat. 5Ad Dig. 43,24,3,5Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 465, Note 8.Ist von Demjenigen, welcher bereit ist, sich in einem rechtlichen Verfahren gegen Diejenigen zu vertheidigen, welche glauben, zum Interdict greifen zu müssen, damit eine Unternehmung nicht statthabe, anzunehmen, als höre er auf, gewaltsam zu handeln? — Es spricht mehr für die Bejahung dieser Frage, vorausgesetzt, dass er Bürgschaft bestellt, und zur Vertheidigung bereit ist, wenn Einer Klage erhebt; so schreibt Sabinus. 6Auch wer bereit ist, wegen drohenden Schadens Sicherheit zu bestellen, wird als fernerhin nicht gewaltsam handelnd betrachtet, indem er nur deswegen [an der Fortsetzung des Begonnenen] verhindert worden ist, weil er sich rechtlich angegriffen entweder gar nicht vertheidigte, oder wegen drohenden Schadens nicht Sicherheit bestellte. 7Heimlich handelnd, schreibt Cassius, wird Derjenige betrachtet, der sich vor seinem Gegner verborgen hielt, und ihm keine Anzeige davon machte, vorausgesetzt, dass er von Seiten desselben einen Widerspruch fürchtete, oder fürchten musste. 8Ingleichen glaubt Aristo, dass auch Derjenige heimlich handele, welcher die Absicht hat, vor Dem verborgen zu bleiben, von dem er wusste, dass er ihn daran verhindern werde, und glaubt, oder glauben muss, dass er verhindert werden werde.

Dig. 43,24,7Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si alius fe­ce­rit me in­vi­to, te­ne­bor ad hoc, ut pa­tien­tiam prae­stem. 1Ne­ra­tius quo­que scri­bit eum, cu­ius ser­vus vi aut clam fe­cit, aut sua im­pen­sa ex in­ter­dic­to opus re­sti­tue­re de­be­re aut pa­tien­tiam re­sti­tuen­di prae­sta­re et ser­vum no­xae de­de­re: pla­ne si mor­tuo alie­na­to­ve ser­vo in­ter­di­ce­re­tur, pa­tien­tiam dum­ta­xat prae­sta­re de­be­re ait, ita ut et emp­tor eo in­ter­dic­to pos­sit con­ve­ni­ri, ut im­pen­sam prae­stet aut no­xam det: do­mi­no­que ope­ris sua im­pen­sa re­sti­tuen­te aut dam­na­to, quia non re­sti­tue­ret, emp­to­rem li­be­ra­ri. ea­dem et si con­tra do­mi­nus ser­vi vel opus re­sti­tuis­set vel li­tis aes­ti­ma­tio­ne dam­na­tus es­set: quod si tan­tum no­xae de­dis­set, ad­ver­sus do­mi­num ope­ris uti­li­ter in­ter­di­ci. 2Ait Iu­lia­nus: qui an­te re­mis­sio­nem nun­tia­tio­nis, con­tra quam pro­hi­bi­tus fue­rit, opus fe­ce­rit, duo­bus in­ter­dic­tis te­ne­bi­tur, uno, quod ex ope­ris no­vi nun­tia­tio­ne com­pe­tit, al­te­ro quod vi aut clam. re­mis­sio­ne au­tem fac­ta in­tel­le­gen­dus non erit vi aut clam fa­ce­re, quam­vis pro­hi­bea­tur: li­ce­re enim de­bet ae­di­fi­ca­re ei, qui sa­tis­de­de­rit, cum pos­ses­sor hoc ip­so con­sti­tua­tur: clam­que fa­ce­re nec an­te re­mis­sio­nem nec post­ea ex­is­ti­man­dus est, cum is, qui opus no­vum nun­tiat, non pos­sit vi­de­ri ce­la­tus et prae­oc­cu­pa­tus, an­te­quam con­tro­ver­siam fa­ce­ret. 3Bel­lis­si­me apud Iu­lia­num quae­ri­tur, an haec ex­cep­tio no­ceat in hoc in­ter­dic­to ‘quod non tu vi aut clam fe­ce­ris?’ ut pu­ta utor ad­ver­sus te in­ter­dic­to quod vi aut clam, an pos­sis ob­ice­re mi­hi ean­dem ex­cep­tio­nem: ‘quod non tu vi aut clam fe­cis­ti?’ et ait Iu­lia­nus ae­quis­si­mum es­se hanc ex­cep­tio­nem da­re: nam si tu, in­quit, ae­di­fi­ca­ve­ris vi aut clam, ego idem de­mo­li­tus fue­ro vi aut clam et uta­ris ad­ver­sus me in­ter­dic­to, hanc ex­cep­tio­nem pro­fu­tu­ram. quod non ali­ter pro­ce­de­re de­bet, ni­si ex mag­na et sa­tis ne­ces­sa­ria cau­sa: alio­quin haec om­nia of­fi­cio iu­di­cis ce­le­bra­ri opor­tet. 4Est et alia ex­cep­tio, de qua Cel­sus du­bi­tat, an sit ob­icien­da: ut pu­ta si in­cen­dii ar­cen­di cau­sa vi­ci­ni ae­des in­ter­ci­di et quod vi aut clam me­cum aga­tur aut dam­ni in­iu­ria. Gal­lus enim du­bi­tat, an ex­ci­pi opor­te­ret: ‘quod in­cen­dii de­fen­den­di cau­sa fac­tum non sit?’ Ser­vius au­tem ait, si id ma­gis­tra­tus fe­cis­set, dan­dam es­se, pri­va­to non es­se idem con­ce­den­dum: si ta­men quid vi aut clam fac­tum sit ne­que ig­nis us­que eo per­ve­nis­set, sim­pli li­tem aes­ti­man­dam: si per­ve­nis­set, ab­sol­vi eum opor­te­re. idem ait es­se, si dam­ni in­iu­ria ac­tum fo­ret, quon­iam nul­lam in­iu­riam aut dam­num da­re vi­de­tur ae­que peritu­ris ae­di­bus. quod si nul­lo in­cen­dio id fe­ce­ris, de­in­de post­ea in­cen­dium or­tum fue­rit, non idem erit di­cen­dum, quia non ex post fac­to, sed ex prae­sen­ti sta­tu, dam­num fac­tum sit nec ne, aes­ti­ma­ri opor­te­re La­beo ait. 5No­ta­vi­mus su­pra, quod, quam­vis ver­ba in­ter­dic­ti la­te pa­teant, ta­men ad ea so­la ope­ra per­ti­ne­re in­ter­dic­tum pla­ce­re, quae­cum­que fiant in so­lo. eum enim, qui fruc­tum tan­git, non te­ne­ri in­ter­dic­to quod vi aut clam: nul­lum enim opus in so­lo fa­cit. at qui ar­bo­res suc­ci­dit, uti­que te­ne­bi­tur, et qui ha­run­di­nem et qui sa­lic­tum: ter­rae enim et quo­dam­mo­do so­lo ip­si cor­rum­pen­do ma­nus in­fert. idem et in vi­neis suc­ci­sis. ce­te­rum qui fruc­tum au­fert, fur­ti de­bet con­ve­ni­ri. ita­que si quid ope­ris in so­lo fiat, in­ter­dic­tum lo­cum ha­bet. in so­lo fie­ri ac­ci­pi­mus et si quid cir­ca ar­bo­res fiat, non si quid cir­ca fruc­tum ar­bo­rum. 6Si quis acer­vum ster­co­ris cir­ca agrum pin­guem dis­ie­ce­rit, cum eo ‘quod vi aut clam fac­tum est’ agi pot­est: et hoc ve­rum est, quia so­lo vi­tium ad­hi­bi­tum sit. 7Pla­ne si quid agri co­len­di cau­sa fac­tum sit, in­ter­dic­tum quod vi aut clam lo­cum non ha­bet, si me­lior cau­sa fac­ta sit agri, quam­vis pro­hi­bi­tus quis vi vel clam fe­ce­rit. 8Prae­ter­ea si fos­sam fe­ce­ris in sil­va pu­bli­ca et bos meus in eam in­ci­de­rit, age­re pos­sum hoc in­ter­dic­to, quia in pu­bli­co fac­tum est. 9Si quis ae­di­fi­cium de­mo­li­tus fue­rit, quam­vis non us­que ad so­lum, quin in­ter­dic­to te­n­ea­tur, du­bi­ta­ri de­siit. 10Pro­in­de et si te­gu­las de ae­di­fi­cio sus­tu­le­rit, ma­gis est, ut in­ter­dic­to te­n­ea­tur,

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Wenn ein Anderer Etwas wider meinen Willen gethan hat, so hafte ich insoweit, dass ich vertreten muss, es haben geschehen zu lassen. 1Auch schreibt Neratius, dass Derjenige, dessen Sclave Etwas gewaltsam oder heimlich gethan hat, dem Interdicte gemäss entweder das Werk auf seine Kosten wiederherstellen, oder die Wiederherstellung ruhig geschehen lassen, und den Sclaven an Schädensstatt ausliefern müsse; wird freilich nach dem Ableben oder der Veräusserung eines Sclaven zum Interdicte gegriffen, so braucht er weiter nichts zu thun, als es sich ruhig gefallen zu lassen, sodass also auch der Käufer mit diesem Interdicte belangt werden kann, die Kosten zu bezahlen, oder ihn an Schädensstatt auszuliefern, wenn aber der Herr des Werkes es auf seine Kosten wiederhergestellt, oder dazu verurtheilt worden ist, weil er es nicht gethan hat, der Käufer befreit wird. Dasselbe gilt, wenn umgekehrt der Herr des Sclaven entweder das Werk wiederhergestellt hat, oder zur Streitwürderung verurtheilt worden ist; hat er nur denselben an Schädensstatt ausgeliefert, so wird wider den Herrn des Werks eine analoge Anwendung von dem Interdicte gemacht werden. 2Julianus sagt, wer von der Remission des Einspruchs wegen Neubaues, durch welchen ein Verbot eingelegt worden, dass Werk dennoch fortgesetzt hat, der wird durch zwei Interdicte gehalten, erstens durch das, welches durch den Einspruch wegen Neubaues zuständig ist, und sodann durch das Was gewaltsam oder heimlich. Ist hingegen Remission geschehen, so kann nicht angenommen werden, dass er gewaltsam oder heimlich handele, wenn auch [von Neuem] ein Verbot erfolgt; denn es muss Dem, der Bürgschaft bestellt, weiterzubauen erlaubt werden, da er selbst hierdurch in das Verhältniss eines Besitzers66Und insofern eines Beklagten. kommt; heimlich zu handeln kann er [übrigens]77Clamque facere nec ante remiss. etc. Diese Worte sind meiner Ansicht nach ein Zusatz des Ulpian, worin er den Julianus berichtigt, nemlich, dass überhaupt facta nunciatione gar nicht davon die Rede sein könne, dass Etwas clam geschehe. Der Verbindung wegen muss ein übrigens oder ähnliches Wort dann hinzugedacht werden, oder man müsste denn annehmen, dass Ulpian schon bei remissione antem facta eintrete, dem auch nichts entgegensteht, und wodurch sich die Uebersetzung in gar nichts ändert. weder vor der Remission noch nachher betrachtet werden, da Derjenige, welcher Einspruch wegen Neubaus erhebt, nichts verheimlicht und ihm nicht zuvorgekommen worden sein kann, ehe er Widerspruch erhöbe. 3Scharfsinnig wird bei Julianus die Frage erörtert, ob bei diesem Interdicte die Einrede: wenn du nichts gewaltsam oder heimlich gethan hast, von nachtheiliger Wirkung sein möchte? — Z. B. ich bediene mich wider dich des Interdicts Was gewaltsam oder heimlich, kannst da mir nicht da selbst die Einrede: wenn du nichts gewaltsam oder heimlich gethan hast, entgegensetzen? — Julianus sagt, es sei der Billigkeit völlig angemessen, diese Einrede zu ertheilen; denn, sagt er, wenn du gewaltsam oder heimlich gebauet hast, und ich dies gewaltsam oder heimlich eingerissen habe, und du dich wider mich des Interdicts bedienest, so wird mir diese Einrede von Nutzen sein; dies kann aber nur aus gewichtigem und völlig genügendem Grunde geschehen; ausserdem muss dieses Alles durch die Amtspflicht des Richters erörtert werden. 4Es giebt noch eine andere Einrede, von der Celsus nicht bezweifelt, dass sie vorgeschützt werden könne, nemlich wenn ich z. B. meines Nachbars Haus abgebrochen habe, um einer Feuersbrunst Einhalt zu thun, und dann Was gewaltsam oder heimlich gegen mich geklagt wird, oder wegen widerrechtlichen Schadens. Gallus88Gallus; Noodt ad leg. Aquil. c. 9. (Op. p. 145.) behauptet, dass Celsus gelesen werden müsse; dubito an, = non; derselbe. bezweifelt nemlich nicht, dass hier die Einrede von Wirksamkeit sei, wenn es nicht geschehen ist, um sich vor einer Feuersbrunst zu vertheidigen. — Servius sagt aber, wenn es eine Behörde gethan, müsse sie ertheilt werden, einem Privatmanne hingegen sei dies nicht zu gestatten; wenn jedoch Etwas gewaltsam oder heimlich geschehen, und das Feuer nicht bis dahin vorgedrungen sei, so dürfe die Streitwürderung nur einfach geschehen; sei es aber bis dahin gelangt, so müsse der Thäter freigesprochen werden. Ebenso sei es, sagt er, wenn wegen widerrechtlichen Schadens geklagt worden, weil nicht angenommen werden könne, dass er eine Ungerechtigkeit oder einen Schaden anrichte, da das Haus ohnehin verloren gehen würde. Wenn du es aber gethan hast, ohne dass eine Feuersbrunst vorhanden war, und nachher eine solche entstanden ist, so wird nicht dasselbe gelten, weil, wie Labeo sagt, der Schaden nicht durch das nachherige Ereigniss als entstanden betrachtet werden müsse, sondern ob aus dem gegenwärtigen Zustande, oder nicht. 5Wir haben oben schon bemerkt, dass, wenngleich die Worte des Interdicts eine weite Ausdehnung haben, dennoch dasselbe nur diejenigen Werke betreffe, die auf Grund und Boden geschehen; wer sich nemlich an Früchten vergreift, der haftet durch das Interdict Was gewaltsam oder heimlich nicht, denn er unternimmt kein Werk auf Grund und Boden. Wer aber Bäume fällt, der haftet jedenfalls, sowie Der, wer Rohr und Satzweiden [abschneidet], denn er legt Hand an den Erdboden selbst und gewissermaassen an die Verderbung des Grund und Bodens. Dasselbe gilt von abgeschnittenen Weinstöcken. Wer Früchte wegholt, der muss übrigens mit der Klage wegen Diebstahls angegriffen werden. Geschieht also ein Werk an Grund und Boden, so hat das Interdict statt. An Grund und Boden verstehen wir, dass auch dann Etwas geschehe, wenn es die Bäume angeht, nicht, wenn nur die Früchte der Bäume. 6Wenn Jemand einen Düngerhaufen auf einen fetten Acker gebreitet99Das, glaube ich, ist der technische Ausdruck für ausstreuen. hat, so kann wider ihn geklagt werden, Was gewaltsam oder heimlich geschehen ist, und das ist wahr, weil dem Acker dadurch geschadet wird. 7Wenn Etwas zur Bestellung des Ackers geschehen ist, so findet natürlich das Interdict Was gewaltsam oder heimlich nicht statt, sobald der Zustand des Ackers verbessert worden ist, wenn es Jemand auch dem Verbote zuwider, gewaltsam oder heimlich gethan hat. 8Hast du aber in einem öffentlichen Walde einen Graben gemacht, und mein Ochs ist hineingestürzt, so kann ich aus dem Interdicte Klage erheben, weil es auf öffentlichem Grund und Boden geschehen ist. 9Dass, wer ein Gebäude eingerissen hat, wenn auch nicht bis auf den Grund, durch das Interdict hafte, unterliegt keinem Zweifel mehr. 10Mithin spricht auch mehr dafür, dass Der durch dasselbe hafte, wer Dachsteine von einem Gebäude abgenommen hat.

Dig. 43,24,9Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Nam et si ra­mos quis de ar­bo­ri­bus abs­tu­le­rit, ad­huc in­ter­dic­tum hoc ad­mit­ti­mus. haec ita, si de ae­di­fi­cio te­gu­las sus­tu­le­rit: ce­te­rum si non de ae­di­fi­cio, sed se­or­sum po­si­tas, ces­sat hoc in­ter­dic­tum. 1Si ta­men se­ra vel cla­vis vel can­cel­lus vel spe­cu­la­rium sit ab­la­tum, quod vi aut clam agi non pot­erit. 2Sed si quis ali­quid ae­di­bus ad­fi­xum evel­le­rit, sta­tuam for­te vel quid aliud, quod vi aut clam in­ter­dic­to te­ne­bi­tur. 3Si quis clam aut vi agrum in­tra­ve­rit vel fos­sam fe­ce­rit, hoc in­ter­dic­to te­ne­bi­tur. et si acer­vum suc­cen­de­rit vel di­sper­se­rit sic, ut non ad usum agri con­ver­tat, in­ter­dic­to lo­cus non erit,

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Denn wir lassen dieses Interdict auch dann noch zu, wenn Jemand Zweige von den Bäumen abgeschnitten hat. Es versteht sich hierbei, dass die Dachziegel von einem Gebäude abgenommen worden sein müssen; wenn dies aber nicht der Fall gewesen, sondern sie besonders wo gelegen haben, so fällt dieses Interdict weg. 1Ist aber ein Schloss, ein Schlüssel, oder ein Gitter oder ein Spiegel entfremdet worden, so wird nicht Was gewaltsam oder heimlich geklagt werden können. 2Wenn aber Jemand Etwas, das an einem Hause befestigt ist, abgerissen hat, etwa eine Statue, oder sonst etwas Anderes, so wird er durch das Interdict Was gewaltsam oder heimlich haften. 3Wer gewaltsamer oder heimlicher Weise einen Acker bepflügt, oder einen Graben gemacht hat, der wird durch dieses Interdict haften; aber wenn er einen Düngerhaufen angezündet oder zerstreuet hat, ohne ihn zum Gebrauch für den Acker zu verwenden, wird das Interdict nicht Platz ergreifen,

Dig. 43,24,11Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Is qui in pu­teum vi­ci­ni ali­quid ef­fu­de­rit, ut hoc fac­to aquam cor­rum­pe­ret, ait La­beo in­ter­dic­to quod vi aut clam eum te­ne­ri: por­tio enim agri vi­de­tur aqua vi­va, quem­ad­mo­dum si quid ope­ris in aqua fe­cis­set. 1Quae­si­tum est, si sta­tuam in mu­ni­ci­pio ex lo­co pu­bli­co quis sus­tu­le­rit vel vi vel clam, an hoc in­ter­dic­to te­n­ea­tur. et ex­stat Cas­sii sen­ten­tia eum, cu­ius sta­tua in lo­co pu­bli­co in mu­ni­ci­pio po­si­ta sit, quod vi aut clam age­re pos­se, quia in­ter­fue­rit eius eam non tol­li: mu­ni­ci­pes au­tem et­iam fur­ti ac­tu­ros, quia res eo­rum sit qua­si pu­bli­ca­ta: si ta­men de­ci­de­rit, ip­si eam de­tra­hunt: et haec sen­ten­tia ve­ra est. 2Si quis de mo­nu­men­to sta­tuam sus­tu­le­rit, an ei, ad quem ius se­pul­chri per­ti­ne­ret, age­re per­mit­ti­tur? et pla­cet et in his in­ter­dic­to lo­cum es­se. et sa­ne di­cen­dum est, si qua se­pul­chri or­nan­di cau­sa ad­po­si­ta sint, se­pul­chri es­se vi­de­ri. idem est et si os­tium avel­lat vel ef­frin­gat. 3Si quis in vi­neas meas ve­ne­rit et in­de ri­di­cas abs­tu­le­rit, hoc in­ter­dic­to te­ne­bi­tur. 4Quod ait prae­tor: ‘quod vi aut clam fac­tum est’, ad quod tem­pus re­fe­ra­tur, vi­dea­mus, utrum ad prae­ter­itum an ad prae­sens. quae spe­cies apud Iu­lia­num ex­po­si­ta est: ait enim in hoc in­ter­dic­to prae­sen­tis tem­po­ris sig­ni­fi­ca­tio­nem ac­ci­pi de­be­re. si ta­men, in­quit, ex ope­re dam­num da­tum fue­rit aut do­mi­nus aut is, cu­ius fun­do no­ci­tum erit, sua im­pen­sa id sus­tu­le­rit, uti­lius pro­ba­ri, quod Iu­lia­nus temp­tat, ut et dam­num sar­cia­tur et im­pen­dia re­sti­tuan­tur. 5In­ter­dic­tum com­plec­ti­tur id, quod­cum­que aut vi aut clam fac­tum est. sed in­ter­dum eve­nit, ut quid et vi et clam fiat, par­tim et par­tim, in eo­dem ope­re. ut pu­ta cum pro­hi­be­rem, fun­d­amen­ta po­suis­ti: post­ea cum con­ve­nis­sem, ne re­li­quum opus fie­ret, ab­sen­te et igno­ran­te me re­li­quum opus per­fe­cis­ti: vel con­tra fun­d­amen­ta clam ie­cis­ti, de­in­de ce­te­ra pro­hi­ben­te me ae­di­fi­cas­ti. hoc iu­re uti­mur, ut et si vi et clam fac­tum sit, in­ter­dic­tum hoc suf­fi­ciat. 6Si tu­to­ris ius­su aut cu­ra­to­ris fac­tum sit, cum pla­ceat, quod Cas­sius pro­bat, ex do­lo tu­to­ris vel cu­ra­to­ris pu­pil­lum vel fu­rio­sum non te­ne­ri, eve­niet, ut in ip­sum tu­to­rem cu­ra­to­rem­que aut uti­lis ac­tio com­pe­tat aut et­iam uti­le in­ter­dic­tum. cer­te ad pa­tien­tiam tol­len­di ope­ris uti­que te­ne­bun­tur pu­pil­lus et fu­rio­sus et ad no­xam. 7An ignos­ci­tur ser­vo, qui ob­tem­pe­ra­vit tu­to­ri aut cu­ra­to­ri? nam ad quae­dam, quae non ha­bent atro­ci­ta­tem fa­ci­no­ris vel sce­le­ris, ignos­ci­tur ser­vis, si vel do­mi­nis vel his, qui vi­ce do­mi­no­rum sunt, ob­tem­pe­ra­ve­rint. quod et in hoc ca­su ad­mit­ten­dum est. 8Si post­ea, quam vi aut clam fac­tum est, ven­ie­rit fun­dus, an ven­di­tor ni­hi­lo mi­nus hoc in­ter­dic­to ex­per­i­ri pos­sit, vi­dea­mus. et ex­tat sen­ten­tia ex­is­ti­man­tium ni­hi­lo mi­nus com­pe­te­re ei in­ter­dic­tum nec fi­ni­ri ven­di­tio­ne: sed nec ex emp­to ac­tio­ne quic­quam ei prae­stan­dum emp­to­ri ex eo ope­re, quod an­te ven­di­tio­nem fac­tum est: sa­tis enim es­se, quod uti­que prop­ter hoc opus vi­lio­ri prae­dium dis­tra­xe­rit. cer­te et­si non vi­lio­ri ven­di­dit, idem erit pro­ban­dum. 9Pla­ne si post ven­di­tio­nem fun­di opus fac­tum est, et­si ip­se ex­pe­ria­tur ven­di­tor, quia non­dum tra­di­tio fac­ta est, ta­men ex emp­to ac­tio­ne emp­to­ri te­ne­bi­tur: om­ne enim et com­mo­dum et in­com­mo­dum ad emp­to­rem per­ti­ne­re de­bet. 10Si fun­dus in diem ad­dic­tus sit, cui com­pe­tat in­ter­dic­tum? et ait Iu­lia­nus in­ter­dic­tum quod vi aut clam ei com­pe­te­re, cu­ius in­ter­fuit opus non fie­ri: fun­do enim in diem ad­dic­to et com­mo­dum et in­com­mo­dum om­ne ad emp­to­rem, in­quit, per­ti­net, an­te­quam ven­di­tio trans­fe­ra­tur, et id­eo, si quid tunc vi aut clam fac­tum est, quam­vis me­lior con­di­cio al­la­ta fue­rit, ip­se uti­le in­ter­dic­tum ha­be­bit: sed eam ac­tio­nem sic­ut fruc­tus me­dio tem­po­re per­cep­tos ven­di­ti iu­di­cio prae­sta­re co­gen­dum ait. 11Aris­to au­tem scri­bit non pos­ses­so­ri es­se de­nun­tian­dum: nam si quis, in­quit, fun­dum mi­hi ven­di­de­rit et nec­dum tra­di­de­rit et vi­ci­nus, cum opus fa­ce­re vel­let et sci­ret me emis­se et in fun­do mo­ra­ri, mi­hi de­nun­tia­ve­rit, es­se eum tu­tum fu­tu­rum, quod ad su­spi­cio­nem clam fac­ti ope­ris per­ti­ne­ret: quod sa­ne ve­rum est. 12Ego, si post in diem ad­dic­tio­nem fac­tam fun­dus pre­ca­rio tra­di­tus sit, pu­tem emp­to­rem in­ter­dic­tum quod vi aut clam ha­be­re. si ve­ro aut non­dum tra­di­tio fac­ta est aut et­iam fac­ta est pre­ca­rii ro­ga­tio, non pu­to du­bi­tan­dum, quin ven­di­tor in­ter­dic­tum ha­beat: ei enim com­pe­te­re de­bet, et­si res ip­sius pe­ri­cu­lo non sit, nec mul­tum fa­cit, quod res emp­to­ris pe­ri­cu­lo est: nam et sta­tim post ven­di­tio­nem con­trac­tam pe­ri­cu­lum ad emp­to­rem spec­tat et ta­men an­te­quam ul­la tra­di­tio fiat, ne­mo di­xit in­ter­dic­tum ei com­pe­te­re. si ta­men pre­ca­rio sit in pos­ses­sio­ne, vi­dea­mus, ne, quia in­ter­est ip­sius, qua­li­ter qua­li­ter pos­si­det, iam in­ter­dic­to uti pos­sit. er­go et si con­du­xit, mul­to ma­gis: nam et co­lo­num pos­se in­ter­dic­to ex­per­i­ri in du­bium non venit. pla­ne si post­ea, quam me­lior con­di­cio al­la­ta est, ali­quid ope­ris vi aut clam fac­tum sit, nec Iu­lia­nus du­bi­ta­ret in­ter­dic­tum ven­di­to­ri com­pe­te­re: nam in­ter Cas­sium et Iu­lia­num de il­lo, quod me­dio tem­po­re ac­ci­dit, quaes­tio est, non de eo ope­re, quod post­ea con­ti­git. 13Si ita prae­dium ven­ie­rit, ut, si dis­pli­cuis­set, in­emp­tum es­set, fa­ci­lius ad­mit­ti­mus in­ter­dic­tum emp­to­rem ha­be­re, si mo­do est in pos­ses­sio­ne: et si re­s­cis­sio emp­tio­nis in al­te­rius ar­bi­trium con­fe­ra­tur, idem erit pro­ban­dum: idem­que et si ita venis­set, ut, si ali­quid eve­nis­set, in­emp­tum es­set prae­dium: et si for­te com­mis­so­ria ven­ie­rit, idem di­cen­dum est. 14Idem Iu­lia­nus scri­bit in­ter­dic­tum hoc non so­lum do­mi­no prae­dii, sed et­iam his, quo­rum in­ter­est opus fac­tum non es­se, com­pe­te­re.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Wer Etwas in des Nachbars Brunnen geschüttet, um dadurch das Wasser zu verderben, der, sagt Labeo, hafte durch das Interdict Was gewaltsam oder heimlich; denn lebendiges Wasser erscheint als ein Theil eines Ackers, und es ist ebenso, wie wenn er ein Werk im Wasser unternommen hätte. 1Es ist die Frage erhoben worden, ob Derjenige, wer gewaltsamer oder heimlicher Weise von einem öffentlichen Platze in einer Municipalstadt eine Statue hinweggenommen habe, durch dieses Interdict hafte? — Es ist hierüber eine Ansicht des Casius vorhanden, dass Derjenige, dem die auf dem Platze aufgestellte Statue gehöre, Was gewaltsam oder heimlich klagen könne, weil ihm daran gelegen, dass sie nicht hinweggenommen werde, die Municipalstädte können aber auch wegen Diebstahls klagen, weil dieselbe gleichsam öffentliches Gut1010Publicata, s. die Note bei Gothofred. geworden ist; ist sie aber umgefallen, so können sie dieselbe selbst hinwegschaffen; diese Meinung ist richtig. 2Wenn Jemand von einem Denkmal eine Statue hinweggenommen hat, wird Demjenigen da eine Klage verstattet werden, der das Recht des Begräbnisses hat? — Man hat auch hier die Zulässigkeit des Interdicts angenommen. Und es ist in der That richtig, dass, wenn Etwas zur Zierde eines Grabmals hingesetzt worden, es als zu demselben gehörig erscheine; ebenso ist es, wenn Jemand eine Thür abreisst oder erbricht. 3Wenn Jemand in meinen Weinberg gekommen ist und Weinpfähle ausgerissen hat, so wird er durch dieses Interdict haften. 4Es ist die Frage, von welcher Zeit die Worte des Prätors Was gewaltsam oder heimlich geschehen ist, zu verstehen seien, ob von der vergangenen, oder der gegenwärtigen; dieser Fall findet sich bei Julianus erörtert; er sagt, es müsse bei diesem Interdicte die gegenwärtige Zeit als bezeichnet verstanden werden; wenn jedoch, sagt er, durch das Werk ein Schade entstanden ist, und der Eigenthümer oder Der, dessen Grundstück dadurch in Schaden gebracht ward, es auf seine Kosten wieder hinweggeschafft hat, so wird es sich als nützlicher bewähren1111Die hier in der Flor. folgenden Worte quod Julianus tentat, sind völlig ohne Sinn, denn Julianus citirte sich ja dann selbt; Hal. hat sie daher mit Recht gestrichen; der §. mag ohnehin etwas corrupt sein., dass sowohl der Schaden vergütet, als die Kosten ersetzt werden müssen. 5Das Interdict begreift alles Dasjenige, was gewaltsamer oder heimlicher Weise geschehen ist. Zuweilen trägt es sich aber zu, dass an demselben Werke etwas sowohl gewaltsam als heimlich, oder theils gewaltsam, theils heimlich geschieht. Z. B. du hast, nachdem ich es dir verboten, einen Grund gelegt; nachher, nachdem ich Klage wider dich erhoben, damit du das übrige Werk nicht vollenden mögest, hast du dasselbe in meiner Abwesenheit und ohne mein Wissen vollendet; oder umgekehrt, du hast den Grund heimlich gelegt, und nachher trotz meinem Verbote das Uebrige gebauet; hier ist es bei uns Rechtens, dass dieses Interdict genüge, wenn auch Etwas sowohl gewaltsam als heimlich geschehen. 6Wenn Etwas auf Befehl des Vormundes oder Curators geschehen ist, so wird, weil man sich dafür erklärt, was Cassius billigt, dass nemlich der Mündel oder der Wahnsinnige aus seines Vormundes oder Curators Arglist nicht hafte, der Fall eintreten, dass entweder eine analoge Klage wider den Vormund und Curator zuständig ist, oder auch ein analoges Interdict. Natürlich haften Mündel und Wahnsinniger aber insoweit, dass sie sich die Wiederhinwegnahme gefallen lassen und Auslieferung an Schädensstatt leisten müssen. 7Wird einem Sclaven Verzeihung zu Theil werden, der dem Vormunde oder Curator gehorcht hat? Denn in manchen Stücken, die keinen besondern Charakter einer Schandthat oder eines Verbrechens an sich tragen, wird den Sclaven Verzeihung zu Theil, wenn sie ihren Herren, oder Denjenigen, die Herren Stelle vertreten, gehorcht haben; dies ist auch in diesem Falle anwendbar. 8Wenn ein Landgut verkauft worden, nachdem daran Etwas gewaltsam oder heimlich geschehen, so frägt es sich, ob der Verkäufer nichtsdestoweniger von diesem Interdicte Gebrauch machen könne? Es ist darüber eine Meinung vorhanden, welche dahin geht, es stehe ihm das Interdict nichtsdestoweniger zu, und erreiche mithin durch den Verkauf seine Endschaft nicht, doch hafte er auch nicht mittels der Klage aus dem Kauf darauf, dem Käufer wegen des Werks, da es schon vor dem Verkauf errichtet gewesen, etwas ersetzen zu müssen; denn es sei schon hinreichend, dass er wegen dieses Werkes das Grundstück zu einem niedrigern Preise verkauft habe. Uebrigens gilt dasselbe, wenn er es auch zu keinem niedrigern Preise verkauft haben sollte. 9Wenn freilich das Werk nach dem Verkauf des Landguts geschehen ist, so wird, wenn der Verkäufer auch selbst klagen mag, weil die Uebergabe noch nicht geschehen, derselbe dennoch dem Käufer mittels der Klage aus dem Kauf haften, denn es muss aller Vortheil und Nachtheil den Käufer treffen. 10Wenn ein Landgut unter dem Vorbehalt des bessern Gebots verkauft worden ist, wem steht dann das Interdict zu? Julianus sagt, das Interdict Was gewaltsam oder heimlich stehe Dem zu, dem an der Nichterrichtung des Werkes gelegen sei; denn wenn ein Landgut unter dem Vorbehalt des bessern Gebotes verkauft worden, so, sagt er, treffe aller Vortheil und Nachtheil den Käufer solange, bis der Verkauf rückgängig geworden ist1212Transferatur, s. l. 4. §. 4. D. de in diem add., und wenn daher dann Etwas gewaltsam oder heimlich geschehen ist, so wird er selbst ein analoges Interdict haben, wenngleich eine bessere Bedingung geboten worden ist; aber er kann, sagt er, zur Abtretung dieser Klage und der in der Zwischenzeit gezogenen Nutzungen vermöge der Klage aus dem Verkauf genöthigt werden. 11Aristo sagt aber, es könne auch dem Nichtbesitzer1313D. h. Dem, der gekauft hat, dem aber noch nicht übergeben worden ist, Cujac. Obs. II. c. 25. Anzeige geschehen; denn wenn Jemand, sagt er, mir ein Landgut verkauft und noch nicht übergeben hat, und der Nachbar, der ein Werk aufführen wollte, und wusste, dass ich gekauft habe und mich auf dem Landgute befinde, mir desfalsige Anzeige gemacht hat, so werde er gegen den Verdacht eines heimlich errichteten Werkes sicher sein; dies ist richtig. 12Wenn also nach geschehenem Vorbehalte des bessern Gebots ein Landgut [dem Käufer] bittweise übergeben worden ist, so sollte ich meinen, dass der Käufer das Interdict Was gewaltsam oder heimlich habe. Wenn aber entweder die Uebergabe noch nicht geschehen, oder kein1414Si vero aut nondum traditio facta est, aut etiam facta est precarii rogatio etc. — und vorher zu Anfang des §. Ego, si post in d. add. factam fund. precario traditus sit, putem emtorem etc.Quaestionis est, sagt Cujac. l. l., utri competat Itdct. Quod vi etc. venditori an emtori cui ad d. fundus add. est? — Hac de re Ulp. tractans primum sic ait: Ego etc. Mox tamen addit: Si vero etc. sed et emtorem forsitan hoc interdicto uti posse, quia ipsius interest. Quod additum est supervacuo, aut cum ante sit propositum intrepide, sub diffidentiae nota, inscite mox repetitum est, nisi priorem sententiam ita emendemus: Ego — non precario etc. quibus verbis Ulp. demonstrat sequi se Juliani sententiam. Allein ich gestehe, dass ich weder die Meinung des Ulpianus von Seiten des Cujac. für richtig verstanden, noch das Einschieben des non für nöthig halte. Meinungen anderer Interpreten fehlen ganz. Erörterung ist daher hier um so nöthiger, als die Sache sehr dunkel ist, wie schon aus dem Mittel, zu dem Cujac. greift, erhellt. Um eine gehörige Anschauung zu gewinnen, ist ein Ueberblick der Stelle im Zusammenhang nöthig: §. 8. lehrt: dass ein vor dem Verkauf eines fundi errichtetes opus das Interdict. Qu. v. a. cl. für den Verkäufer begründe. §. 9. lehrt, dass, wenn dies nach dem Verkauf, jedoch ante traditionem geschehe, der Verkäufer auch klagen müsse, dagegen aber dem Käufer ex emto hafte. §. 10. fängt an die Frage zu behandeln, die Cujac. an die Spitze stellt. Diese beantwortet Julianus dahin, dass das Interdict dem Käufer zustehe. Er setzt dabei voraus, dass er sich im Besitz befinde; dies beweist die erfoderte cessio actionis, und besonders die erwähnte perceptio fructuum. §. 11. lehrt: die Anzeige eines zu beginnenden operis könne auch dem non possessor (Cujac. l. l.) geschehen, um den nachtheiligen Folgen des Interdicts vorzubeugen. Mit §. 12. fängt nun Ulpian’s eigene Meinung an, die sich erläuternd über das Vorherige verbreitet, sehr natürlich also die Art des Besitzes betrachtet, die Julianus nicht berührt, auf die aber Aristo theilweise anspielt, und hebt gleich mit dem Satz an, in den Cujac. (nach Mspten.) non einschieben will. Allein dies geht darum wohl schwerlich an, weil dann das schnurgerade Gegentheil folgt von Dem, was §. 12. weiter unten ganz klar sagt, denn was sollen wir denn nun mit den Worten: Si tamen precario etc. anfangen, woraus die Folgerung ergo etsi conduxit, multo magis etc. gezogen wird? — Danach steht fest, dass der precario possidens das Interdict erhält; und mit Cujac. erhalten wir das entgegengesetzte Resultat. Man verkenne ferner hierbei nicht, wie abgerissen und isolirt dann der ganze §. 11. steht, von dem ich wenigstens nicht weiss, wo unter diesen Umständen ich ihn hindeuten sollte. Folgende Erklärung scheint mir die Schwierigkeit zu heben. Fürs erste muss man statt Ego mit der Vulgat. Ergo lesen. Hierdurch kommt §. 12. in einen ganz natürlichen Zusammenhang und richtigen Ideengang mit §. 11., nemlich, was vorher gegen den non-possessor als gültig gelehrt wird, dass ihm denuncirt werden könne, muss auch die Folgerung zulässig machen, dass der precario possidens das Interdict anstellen könne, sonst stände er in einem durch kein Gleichgewicht aufgewogenen Nachtheil. Nun scheint zwar der Nachsatz Si vero aut nondum traditio facta est, aut etiam facta est precarii rogatio dies geradezu umzustossen, allein wohl nur, wenn man sich durch den Klang der Worte über den Sinn derselben täuschen lässt, denn man muss offenbar hinter etiam, non oder nondum als wiederholt gedacht verstehen. — So hoffe ich, wird alle Schwierigkeit schwinden. bittweises Ersuchen dazu vorangegangen, so, glaube ich, unterliegt es keinem Zweifel, dass dem Verkäufer das Interdict zustehe; denn es muss ihm zustehen, wenn auch die Sache nicht auf seine Gefahr geht; es ist auch einerlei, ob die Sache auf Gefahr des Käufers geht, denn so geht ja auch sogleich nach Abschluss des Verkaufs die Gefahr auf den Käufer über, und doch fällt es Niemanden ein, zu sagen, es stehe ihm das Interdict zu, bevor die Uebergabe geschehen. Wenn er sich jedoch bittweise im Besitz befindet, sollte er da nicht, weil er ein eigenes Interesse hat, sein Besitz mag sein, von welcher Art er will, schon vom Interdicte Gebrauch machen können? — Um so mehr nun also auch, wenn er [das Landgut] in Pacht genommen hat; denn dass auch der Pächter sich des Interdictes bedienen könne, wird gar nicht bezweifelt. Ist freilich später, nach dem geschehenen Anerbieten einer bessern Bedingung, irgend Etwas gewaltsam oder heimlich geschehen, so möchte auch wohl Julianus selbst nicht bezweifeln1515Ich behalte dubitaret (Flor.) gegen Hal. dubitat., dass dem Verkäufer das Interdict zustehe; denn [auch] zwischen Cassius und Julianus ist blos darüber eine Meinungsverschiedenheit, was sich in der Zwischenzeit zugetragen, nicht über ein Werk, was erst nachher zur Sprache kommt. 13Wenn ein Grundstück unter der Bedingung verkauft worden ist, dass, wenn es gereuen sollte, der Kauf rückgängig werden solle, so werden wir noch weniger Anstand nehmen, das Interdict dem Käufer zuzugestehen, sobald er sich nur im Besitz befindet. Dasselbe wird auch dann gelten, wenn die Wiederaufhebung eines Kaufs in das Ermessen eines Dritten gestellt wird. Ingleichen, wenn der Verkauf eines Grundstücks dergestalt geschlossen worden ist, dass er auf den Fall des Eintritts einer Bedingung ungültig sein solle. Endlich auch dann, wenn mit dem Nebenvertrage des Verfalls verkauft worden ist. 14Derselbe Julianus schreibt, es stehe dieses Interdict nicht nur dem Eigenthümer des [betheiligten] Grundstücks zu, sondern auch denen an der Nichterrichtung eines Werkes gelegen ist.

Dig. 43,24,13Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. De­ni­que si ar­bo­res in fun­do, cu­ius usus fruc­tus ad Ti­tium per­ti­net, ab ex­tra­neo vel a pro­prie­ta­rio suc­ci­sae fue­rint, Ti­tius et le­ge Aqui­lia et in­ter­dic­to quod vi aut clam cum utro­que eo­rum rec­te ex­pe­rie­tur. 1La­beo scri­bit, si fi­lio pro­hi­ben­te opus fac­tum sit, et te ha­be­re in­ter­dic­tum, ac si te pro­hi­ben­te opus fac­tum est, et fi­lium tuum ni­hi­lo mi­nus. 2Idem ait ad­ver­sus fi­lium fa­mi­lias in re pe­cu­lia­ri ne­mi­nem clam vi­de­ri fe­cis­se: nam­que, si scit eum fi­lium fa­mi­lias es­se, non vi­de­tur eius ce­lan­di gra­tia fe­cis­se, quem cer­tus est nul­lam se­cum ac­tio­nem ha­be­re. 3Si ex so­ciis com­mu­nis fun­di unus ar­bo­res suc­ci­de­rit, so­cius cum eo hoc in­ter­dic­to ex­per­i­ri pot­est, cum ei com­pe­tat, cu­ius in­ter­est. 4Un­de apud Ser­vium am­plius re­la­tum est, si mi­hi con­ces­se­ris, ut ex fun­do tuo ar­bo­res cae­dam, de­in­de eas alius vi aut clam ce­ci­de­rit, mi­hi hoc in­ter­dic­tum com­pe­te­re, quia ego sim cu­ius in­ter­est: quod fa­ci­lius erit ad­mit­ten­dum, si a te emi vel ex ali­quo con­trac­tu hoc con­se­cu­tus sim, ut mi­hi cae­de­re li­ceat. 5Quae­si­tum est, si, cum prae­dium in­ter­im nul­lius es­set, ali­quid vi aut clam fac­tum sit, an post­ea do­mi­nio ad ali­quem de­vo­lu­to in­ter­dic­to lo­cus sit: ut pu­ta he­redi­tas ia­ce­bat, post­ea ad­iit he­redi­ta­tem Ti­tius, an ei in­ter­dic­tum com­pe­tat? et est apud Vi­via­num sae­pis­si­me re­la­tum he­redi com­pe­te­re hoc in­ter­dic­tum eius, quod an­te ad­itam he­redi­ta­tem fac­tum sit, nec re­fer­re La­beo ait, quod non scie­rit, qui he­redes fu­tu­ri es­sent: hoc enim pos­se quem cau­sa­ri et­iam post ad­itam he­redi­ta­tem. ne il­lud qui­dem ob­sta­re La­beo ait, quod eo tem­po­re ne­mo do­mi­nus fue­rit: nam et se­pul­chri ne­mo do­mi­nus fuit et ta­men, si quid in eo fiat, ex­per­i­ri pos­sum quod vi aut clam. ac­ce­dit his, quod he­redi­tas do­mi­nae lo­cum op­ti­net. et rec­te di­ce­tur he­redi quo­que com­pe­te­re et ce­te­ris suc­ces­so­ri­bus, si­ve an­te, quam suc­ces­se­rit, si­ve post­ea ali­quid sit vi aut clam ad­mis­sum. 6Si co­lo­nus meus opus fe­ce­rit, si qui­dem me vo­len­te vel ra­tum ha­ben­te, per­in­de est at­que si pro­cu­ra­tor meus fe­cis­set, in quo pla­cet, si­ve ex vo­lun­ta­te mea fe­ce­rit, te­ne­ri me, si­ve ra­tum ha­bue­ro, quod pro­cu­ra­tor fe­cit. 7Iu­lia­nus ait: si co­lo­nus ar­bo­rem, de qua con­tro­ver­sia erat, suc­ci­de­rat vel quid aliud opus fe­ce­rit, si qui­dem ius­su do­mi­ni id fac­tum sit, am­bo te­ne­bun­tur, non ut pa­tien­tiam prae­stent, sed ut im­pen­sam quo­que ad re­sti­tuen­dum prae­beant: si au­tem do­mi­nus non ius­se­rit, co­lo­nus qui­dem te­ne­bi­tur, ut pa­tien­tiam et im­pen­sam prae­stet, do­mi­nus ve­ro ni­hil am­plius quam pa­tien­tiam prae­sta­re co­gen­dus erit.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Auch wenn Bäume auf dem Landgute, dessen Niessbrauch dem Titius gebührt, von einem Dritten, oder vom Eigenheitsherrn abgeschnitten worden sind, kann Titius sowohl aus dem Aquilischen Gesetze, als mit dem Interdicte Was gewaltsam oder heimlich wider Beide rechtlichermaassen Klage erheben. 1Labeo schreibt, wenn ein Werk errichtet worden ist, während dein Sohn sich demselben widersetzt hat, so habest du ebensowohl1616Ich behalte ac (Flor.) gegen das at des Hal. Man s. übrigens de Retes Excurs. analect. l. III exc. VI. (T. O. V. 1278.) das Interdict, als wenn es deinem Verbote zuwider errichtet worden wäre, und dein Sohn nichtsdestoweniger auch. 2Derselbe sagt, in einer Sondergutsangelegenheit werde niemals angenommen, dass Jemand gegen einen Haussohn heimlich gehandelt habe; denn weiss er, dass jener ein Haussohn sei, so kann nicht angenommen werden, dass er er es gethan habe, um es Dem zu verheimlichen, von dem er sicher war, dass er keine Klage wider ihn habe. 3Hat einer von zwei Gesellschaftern zu einem Landgute Bäume abgeschnitten, so kann der andere Gesellschafter dieses Interdict wider ihn erheben, da es Jedem zusteht, der ein Interesse hat. 4Daher findet sich bei Servius weiter berichtet, dass, wenn du mir gestattet hast, auf deinem Landgute Bäume zu fällen, und dieselben nachher ein Anderer gewaltsamer oder heimlicher Weise gefällt hat, dieses Interdict mir zuständig sei, weil ich Derjenige bin, der dabei interessirt ist; dies wird daher um so leichter dann zulässig sein, wenn ich von dir gekauft, oder sonst die Erlaubniss zum Baumfällen aus irgend einem andern Contracte erlangt habe. 5Es ist die Frage erhoben worden, ob, wenn, während ein Grundstück Niemandem gehörig war, Etwas gewaltsamer oder heimlicher Weise geschehn, nachher, nachdem das Eigenthum an irgend Jemand gefallen, das Interdict Platz ergreife; z. B. es liegt eine Erbschaft erblos da; nachher tritt Titius dieselbe an, steht ihm da das Interdict zu? — Es findet sich bei Vivianus wiederholt angeführt, dass dem Erben dieses Interdict wegen Dessen, was vor dem Erbantritt geschehen, zuständig sei. Auch, sagt Labeo, trage es nichts aus, dass er nicht gewusst habe, wer Erbe sein würde; denn sonst könnte sich ja Einer damit auch nach dem Erbschaftsantritt entschuldigen! — Nicht einmal Das, sagt Labeo, ist ein Hinderniss, dass zu jener Zeit Niemand Herr war; denn auch von einem Begräbniss ist Niemand Herr, und ich kann dennoch, wenn daran Etwas geschieht, Was gewaltsam oder heimlich klagen. Hierzu kommt, dass die Erbschaft die Stelle des Herrn vertritt, es wird daher auch richtig gefolgert werden, dass es dem Erben und den übrigen Rechtsnachfolgern zuständig sei, es möge nun Etwas gewaltsamer oder heimlicher Weise, schon bevor er Nachfolger geworden, geschehen sein, oder nachher. 6Wenn mein Pächter ein Werk errichtet hat, und zwar mit meinem Willen, oder meiner Genehmigung, so ist es ebenso, wie wenn es mein Geschäftsbesorger gethan hätte, in welchem Fall man angenommen hat, dass ich haften müsse, er möge es mit meinem Willen gethan, oder ich genehmigt haben, was mein Geschäftsbesorger gethan hat. 7Julianus sagt, wenn ein Pächter einen streitigen Baum umgehauen, oder sonst ein anderes Werk errichtet hat, so werden, wenn er es auf Geheiss des Eigenthümers gethan hat, Beide haften, und zwar nicht nur dazu, es ruhig geschehen zu lassen, sondern auch die Kosten der Wiederherstellung zu bezahlen; hat es ihm der Eigenthümer aber nicht geheissen, so wird der Pächter zwar darauf haften, es sich gefallen zu lassen, und die Kosten zu bezahlen, der Eigenthümer aber nichtsdestoweniger genöthigt werden, es auch ruhig geschehen zu lassen.

Dig. 43,24,15Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Sem­per ad­ver­sus pos­ses­so­rem ope­ris hoc in­ter­dic­tum com­pe­tit, id­cir­co­que, si qui­li­bet in­scio vel et­iam in­vi­to me opus in fun­do meo fe­ce­rit, in­ter­dic­to lo­cus erit. 1Is, cui fun­dum pas­ti­nan­dum lo­ca­ve­ras, la­pi­des sus­tu­lit et in vi­ci­ni pro­ie­cit prae­dium. ait La­beo te vi aut clam non te­ne­ri, ni­si ius­su tuo id fac­tum sit: ego pu­to con­duc­to­rem te­ne­ri, lo­ca­to­rem au­tem non alias, ni­si aut pa­tien­tiam prae­sta­re pos­sit aut ali­quam ac­tio­nem ha­beat, quam prae­stet: ce­te­rum te­ne­ri non opor­te­re. 2Si in se­pul­chro alie­no ter­ra con­ges­ta fue­rit ius­su meo, agen­dum es­se quod vi aut clam me­cum La­beo scri­bit. et si com­mu­ni con­si­lio plu­rium id fac­tum sit, li­ce­re vel cum uno vel cum sin­gu­lis ex­per­i­ri: opus enim, quod a plu­ri­bus pro in­di­vi­so fac­tum est, sin­gu­los in so­li­dum ob­li­ga­re. si ta­men pro­prio quis eo­rum con­si­lio hoc fe­ce­rit, cum om­ni­bus es­se agen­dum, sci­li­cet in so­li­dum: ita­que al­ter con­ven­tus al­te­rum non li­be­ra­bit, quin im­mo per­cep­tio ab al­te­ro: su­pe­rio­re et­enim ca­su al­te­rius con­ven­tio al­te­rum li­be­rat. prae­ter­ea se­pul­chri quo­que vio­la­ti agi pot­est. 3Hoc in­ter­dic­tum in he­redem ce­te­ros­que suc­ces­so­res da­tur in id quod ad eos per­ve­nit. 4Et post an­num non com­pe­tit. an­nus au­tem ce­de­re in­ci­pit, ex quo id opus fac­tum per­fec­tum est aut fie­ri de­siit, li­cet per­fec­tum non sit: alio­quin si a prin­ci­pio ope­ris coep­ti an­num quis nu­me­ret, ne­ces­se est cum his, qui opus tar­dis­si­me fa­ce­rent, sae­pius agi. 5Sed si is sit lo­cus, in quo opus fac­tum est, qui fa­ci­le non ad­ire­tur, ut pu­ta in se­pul­chro vi aut clam fac­tum est vel in ab­di­to alio lo­co, sed et si sub ter­ra fie­ret opus vel sub aqua, vel cloa­ca ali­quid fac­tum sit, et­iam post an­num cau­sa co­gni­ta com­pe­tit in­ter­dic­tum de eo quod fac­tum est: nam cau­sa co­gni­ta an­nuam ex­cep­tio­nem re­mit­ten­dam, hoc est mag­na et ius­ta cau­sa igno­ran­tiae in­ter­ve­nien­te. 6Si quis rei pu­bli­cae cau­sa afuis­set, de­in­de re­ver­sus in­ter­dic­to quod vi aut clam uti vel­let, ve­rius est non ex­clu­di an­no eum, sed re­ver­sum an­num ha­be­re. nam et si mi­nor vi­gin­ti quin­que an­nis rei pu­bli­cae cau­sa ab­es­se coe­pis­set, de­in­de ma­ior ef­fec­tus sit, dum ab­est rei pu­bli­cae cau­sa, fu­tu­rum, ut ex quo red­it an­nus ei com­pu­te­tur, non ex quo im­ple­vit vi­cen­si­mum quin­tum an­num: et ita di­vus Pius et de­in­ceps om­nes prin­ci­pes re­scrip­se­runt. 7Hoc in­ter­dic­to tan­ti lis aes­ti­ma­tur, quan­ti ac­to­ris in­ter­est id opus fac­tum es­se. of­fi­cio au­tem iu­di­cis ita opor­te­re fie­ri re­sti­tu­tio­nem iu­di­can­dum est, ut in om­ni cau­sa ea­dem con­di­cio sit ac­to­ris, quae fu­tu­ra es­set, si id opus, de quo ac­tum est, ne­que vi ne­que clam fac­tum es­set. 8Er­go non­num­quam et­iam do­mi­nii ra­tio ha­ben­da est, ut pu­ta si prop­ter hoc opus, quod fac­tum est, ser­vi­tu­tes amit­tan­tur aut usus fruc­tus in­ter­eat. quod non tan­tum tunc eve­niet, cum quis opus ae­di­fi­ca­ve­rit, ve­rum et­iam si di­ruis­se opus pro­po­na­tur et de­te­rio­rem con­di­cio­nem fe­cis­se vel ser­vi­tu­tium vel usus fruc­tus vel ip­sius pro­prie­ta­tis. 9Sed quod in­ter­fuit, aut per ius­iu­ran­dum, quod in li­tem ac­tor iu­ra­ve­rit, aut, si iu­ra­re non pos­sit, iu­di­cis of­fi­cio aes­ti­man­dum est. 10Eum au­tem, qui do­lo ma­lo fe­ce­rit, quo mi­nus pos­sit re­sti­tue­re, per­in­de ha­ben­dum, ac si pos­set. 11Cul­pam quo­que in hoc in­ter­dic­to venire erit pro­ban­dum: quae ta­men ar­bi­trio iu­di­cis aes­ti­man­da erit. 12Quia au­tem hoc in­ter­dic­tum id quod in­ter­est con­ti­net, si quis alia ac­tio­ne fue­rit con­se­cu­tus id quod in­ter­fuit opus non es­se fac­tum, con­se­quens erit di­ce­re ex in­ter­dic­to ni­hil eum con­se­qui opor­te­re.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Dieses Interdict ist allemal wider den Besitzer des Werkes zuständig; hat daher irgend Jemand, ohne mein Wissen oder Willen ein Werk auf meinem Grund und Boden errichtet, so wird das Interdict statthaben. 1Derjenige, dem du ein Landgut zur Weide verpachtet hattest, nahm die Grenzsteine weg, und setzte sie weiter hin auf das Grundstück des Nachbars; hier, sagt Labeo, haftest du nicht [durch das Interdict] Was gewaltsam oder heimlich, ausser wenn es auf deinen Befehl geschehn; ich glaube, dass der Pächter haftet, der Verpächter [den gedachten Fall ausgenommen]1717Glosse. aber nur dann, wenn er entweder es sich ruhig gefallen lassen kann, oder eine Klage hat, welche er abtreten kann, sonst braucht er nicht zu haften. 2Ad Dig. 43,24,15,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 298, Note 15.Wenn auf einem fremden Grabmale, meinem Befehle nach, Erde aufgeschüttet worden ist, so, sagt Labeo, müsse wider mich Was gewaltsam oder heimlich geklagt werden, und wenn es nach dem gemeinschaftlichen Plane Mehrerer geschehen sei, so könne entweder wider Einen, oder wider jeden Einzelnen Klage erhoben werden; denn das Werk, was von Mehreren als ein ganzes errichtet worden ist, verpflichtet jeden Einzelnen auf das Ganze; habe es hingegen jeder von ihnen allein auf eigenen Antrieb gethan, so müsse wider Alle Klage erhoben werden, nemlich auf das Ganze. Wenn daher Einer verklagt worden ist, so wird der Andere dadurch nicht frei werden, sondern erst wenn der Eine [dem Kläger] Genngthuung geleistet hat; im ersten Fall aber befreiet die Belangung des Einen den Andern. Ueberdies kann auch die Klage wegen verletzten Grabmales erhoben werden1818D. Joann. Suarez de Mendoza ad leg. Aquil. l. 1. c. III. S. II. §§. 19 sq. sagt: quae lex anxium me habuit non parumper, tenebrosa sane est etc. Er löst sie so: der Inhalt des §. ist der: haben mehrere freie Menschen communi consilio einen Schaden angerichtet, so erscheint die That als eine; die volle Befreiung der Uebrigen tritt hier mit der Belangung Eines ein, haben Mehrere aber proprio quisque consilio dies gethan, nur mit der perceptio ab altero, quamvis utrobique singuli in re integra in solidum essent obligati (ich bemerke hier, dass quis eorum soviel heisst als quisque, wie auch Manche lesen, und perceptio = praestatio). Woher, und warum dieser Unterschied? — Ein Theil der Schwierigkeit schwindet, wenn man in Betracht zieht, dass das Interdict. quod vi aut clam ein restitutorium ist; itaque opere ab uno restituto adversus ceteros perimitur actio. — Allein posterior difficultas mihi crux mihi culeus, sagt Mendoza, non video enim, quemadmodum in prima specie sufficiat sola unius conventio, in posteriori exigatur solutio, und nun fährt er fort: — Im ersten Fall ist eine Obligation für Alle vorhanden, und es haftet nicht jeder blos pro parte sua, weil die restitutio individua ist. Da nun, wenn lis mit Einem contestirt ist, dadurch die actio judicati entstehen wird, hierdurch aber eine novatio obligationis geschieht, so erlischt in diesem Fall die Verbindlichkeit für die Uebrigen. — Im zweiten Fall hingegen sind soviel Personen als verschiedene Verbindlichkeiten in solidum, die novatio kann sich also nur auf die Verbindlichkeit jedes Einzelnen beziehen, und es erlöschen die obligationes ceterorum nicht. Zur Befreiung Aller gehört daher die solutio. Deshalb kann der Kläger, wenn der Beklagte freigesprochen wird, oder er sonst aus irgend einem Grunde nicht befriedigt wird, die Andern verklagen, bis letztere erfolgt. — Nun liesse sich freilich gegen die Lösung des ersten Falls sagen, dass eine novatio nicht ohne nova obligatio denkbar sei, und diese zwar durch litis cont. möglich und durch erfolgende condemnatio, zufolge dann entstehender actio judicati begründet werde; wie aber, wenn der Beklagte freigesprochen wird, dann entsteht ja keine neue obligatio, sondern die alte dauert fort, und somit sind wir ganz auf dem alten Fleck? — Allein, dient hier zur Antwort, die obige Pandectenstelle behandelt jus antiquam, welches allerdings dem strengen Rechte nach an die conventio diese strenge Folge band; die Billigkeit hat dies zwar schon früher hin und wieder geändert, s. z. B. l. 1. §. 43. D. depositi, und nicht wenige andere Stellen sagen dasselbe (vorzüglich ist zu berücksichtigen l. 32. D. de pecul.), allein erst l. 28. Cod. de fidejuss. et mand. hat dies völlig aufgehoben und die Tilgung der obligatio unbedingt an die solutio gebunden.. 3Dieses Interdict wird wider den Erben und die übrigen Rechtsnachfolger auf Dasjenige ertheilt, was an sie gelangt ist, steht aber nach einem Jahre nicht weiter zu. 4Dieses Jahr fängt von da an zu laufen, wo das errichtete Werk vollendet, oder nicht länger daran gearbeitet worden, wenn es auch nicht vollendet ist; denn wollte man das Jahr vom Anfang des Werkes an rechnen, so würde es nothwendig sein, wider Diejenigen öfter zu klagen, die daran langsamer arbeiten. 5Ist der Ort, wo das Werk errichtet worden ist, ein solcher, wo man nicht leicht hinkann, z. B. es ist auf einem Begräbnissplatz Etwas gewaltsam oder heimlich errichtet worden, oder auf einem andern abgelegenen Orte, oder wenn ein Werk unter der Erde, oder unter dem Wasser, oder in einem Kloak errichtet worden ist, so ist das Interdict wegen des Geschehenen nach Umständen auch noch nach Jahresfrist zuständig, denn nach Erörterung der Sache muss dann die Einrede der abgelaufenen Jahresfrist erlassen werden, d. h. wenn eine gewichtige und rechtmässige Ursache der Unwissenheit eintritt. 6Ad Dig. 43,24,15,6ROHGE, Bd. 22 (1878), Nr. 69, S. 308: Restitution Minderjähriger gegen Wechselverjährung.Wenn Jemand, der in Staatsgeschäften abwesend gewesen, nach seiner Rückkehr vom Interdicte Was gewaltsam oder heimlich Gebrauch machen will, so ist es richtiger, dass er durch den Ablauf des Jahres nicht ausgeschlossen werde, sondern diese Frist noch nach seiner Rückkunft habe; denn auch wenn ein Minderjähriger in Staatsgeschäften verreist, und nachher grossjährig geworden, während er noch in Staatsgeschäften abwesend ist, wird die Folge die sein, dass für ihn das Jahr von da an gerechnet wird, wo er zurückgekehrt ist, nicht von da an, wo er das fünfundzwanzigste Jahr erfüllt hat; so haben Divus Pius und nach ihm alle Kaiser rescribirt. 7Durch dieses Interdict wird die Streitwürderung so hoch gestellt, als der Kläger bei der Errichtung des Werkes interessirt ist. Vermöge seiner Amtspflicht muss der Richter aber die Wiederherstellung in der Art mittels Erkenntnisses anordnen, dass der Kläger in jeder Hinsicht in diejenige Lage versetzt wird, worin er sich befinden würde, wenn das Werk, um welches es sich handelt, weder gewaltsam noch heimlich errichtet worden wäre. 8Es muss also zuweilen auch auf das Eigenthum Rücksicht genommen werden, z. B. wenn wegen des errichteten Werkes Dienstbarkeiten verloren gehen, oder der Niessbrauch erlischt; dies wird nicht nur dann stattfinden, wenn Jemand ein Gebäude aufgeführt, sondern auch, wenn er es eingerissen und ein nachtheiligeres Verhältniss herbeigeführt hat, sei es für Dienstbarkeiten, oder den Niessbrauch, oder die Eigenheit selbst. 9Sein Interesse wird entweder durch den Eid, den der Kläger zur Streitwürderung leistet, oder, wenn er nicht schwören kann, durch die Amtspflicht des Richters festgestellt. 10Wer sich arglistigerweise die Wiederherstellung unmöglich gemacht hat, von dem wird doch angenommen, als könne er sie bewirken. 11Auch Verschuldung ist Gegenstand dieses Interdicts, wie man für zulässig erachten muss, doch wird deren Würderung dem Ermessen des Richters unterliegen. 12Weil dieses Interdict aber das Interesse begreift, so wird, wenn Jemand das Interesse, was er an der Nichterrichtung des Werkes hatte, durch eine andere Klage erlangt hat, die Behauptung folgerichtig sein, dass er durch das Interdict nichts erlangen könne.

Dig. 43,25,1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ait prae­tor: ‘Quod ius sit il­li pro­hi­be­re, ne se in­vi­to fiat, in eo nun­tia­tio te­n­eat: ce­te­rum nun­tia­tio­nem mis­sam fa­cio’. 1Sub hoc ti­tu­lo re­mis­sio­nes pro­po­nun­tur. 2Et ver­ba prae­to­ris os­ten­dunt re­mis­sio­nem ibi de­mum fac­tam, ubi nun­tia­tio non te­net, et nun­tia­tio­nem ibi de­mum vo­luis­se prae­to­rem te­ne­re, ubi ius est nun­tian­ti pro­hi­be­re, ne se in­vi­to fiat. ce­te­rum si­ve sa­tis­da­tio in­ter­ve­niat si­ve non, re­mis­sio fac­ta hoc tan­tum re­mit­tit, in quo non te­nuit nun­tia­tio. pla­ne si sa­tis­da­tum est, ex­in­de re­mis­sio fac­ta est, non est ne­ces­sa­ria re­mis­sio. 3Ius ha­bet opus no­vum nun­tian­di, qui aut do­mi­nium aut ser­vi­tu­tem ha­bet. 4Item Iu­lia­no pla­cet fruc­tua­rio vin­di­can­da­rum ser­vi­tu­tium ius es­se: se­cun­dum quod opus no­vum nun­tia­re pot­erit vi­ci­no et re­mis­sio uti­lis erit. ip­si au­tem do­mi­no prae­dii si nun­tia­ve­rit, re­mis­sio in­uti­lis erit: ne­que sic­ut ad­ver­sus vi­ci­num, ita ad­ver­sus do­mi­num age­re pot­est ius ei non es­se in­vi­to se al­tius ae­di­fi­ca­re. sed si hoc fac­to usus fruc­tus de­te­rior fiat, pe­te­re usum fruc­tum de­be­bit. idem Iu­lia­nus di­cit de ce­te­ris, qui­bus ali­qua ser­vi­tus a vi­ci­no de­be­tur. 5Ei quo­que, qui pig­no­ri fun­dum ac­ce­pe­rit, scri­bit Iu­lia­nus non es­se in­iquum de­ten­tio­nem ser­vi­tu­tis da­ri.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Der Prätor sagt: Welches Recht Der und Der hat, zu verhindern, dass Etwas wider seinen Willen geschehe, darin soll der geschehene Einspruch gelten; übrigens werde ich den Einspruch in seiner Wirksamkeit erlassen1919Missam facio.. 1Unter diesem Titel werden die Remissionen vorgetragen. 2Die Worte des Prätors zeigen, dass eine Remission nur da statthabe, wo der geschehene Einspruch wirkungslos wird, und dass er dem Einspruch nur da habe seine Wirkung lassen wollen, wo Der, welcher ihn thut, ein Recht zu dem Verbote hat, dass ohne seinen Willen Etwas nicht geschehe. Uebrigens mag eine Bürgschaft erfolgt sein, oder nicht, die geschehene Remission erlässt den Einspruch nur insoweit, als derselbe nicht wirksam bleibt. Wenn freilich Bürgschaft bestellt worden ist, so tritt dadurch sofort Remission ein, und es ist die [förmliche Ertheilung der] Remission nicht nothwendig. 3Das Recht, Einspruch wegen Neubaus zu thun, hat Derjenige, wer entweder das Eigenthum oder eine Dienstbarkeit hat. 4Ingleichen nimmt Julianus an, dass der Niessbraucher ein Recht auf die Anspruchnahme der Dienstbarkeit habe; hiernach wird er also dem Nachbar Einspruch wegen Neubaus thun können, und es wird die Remission von Wirkung sein; wenn er aber wider den Eigenthümer des Grundstücks selbst Einspruch erhoben hat, so wird die Remission unnütz sein, denn wider den Eigenthümer kann er nicht wie gegen den Nachbar klagen, dass er kein Recht habe, wider seinen Willen [z. B.] höher zu bauen, sondern wenn dadurch der Niessbrauch schlechter wird, so wird er den Niessbrauch klagend in Anspruch nehmen müssen. Dasselbe sagt Julianus von den Uebrigen, denen der Nachbar zu einer Dienstbarkeit verpflichtet ist. 5Auch Dem, der ein Landgut zum Pfande empfangen, schreibt Julianus, sei es nicht unbillig, die Vertheidigung2020Das Bynkershoek’sche (Obs. V. 25) defensionem ist wohl die beste (hier nöthige) Conjectur, statt detentionem. einer Dienstbarkeit zu verstatten.

Dig. 43,26,2Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ait prae­tor: ‘Quod pre­ca­rio ab il­lo ha­bes aut do­lo ma­lo fe­cis­ti, ut de­si­ne­res ha­be­re, qua de re agi­tur, id il­li re­sti­tuas’. 1Hoc in­ter­dic­tum re­sti­tu­to­rium est. 2Et na­tu­ra­lem ha­bet in se ae­qui­ta­tem, nam­que pre­ca­rium re­vo­ca­re vo­len­ti com­pe­tit: est enim na­tu­ra ae­quum tam­diu te li­be­ra­li­ta­te mea uti, quam­diu ego ve­lim, et ut pos­sim re­vo­ca­re, cum mu­ta­ve­ro vo­lun­ta­tem. ita­que cum quid pre­ca­rio ro­ga­tum est, non so­lum hoc in­ter­dic­to uti pos­su­mus, sed et­iam prae­scrip­tis ver­bis ac­tio­ne, quae ex bo­na fi­de ori­tur. 3Ha­be­re pre­ca­rio vi­de­tur, qui pos­ses­sio­nem vel cor­po­ris vel iu­ris ad­ep­tus est ex hac so­lum­mo­do cau­sa, quod pre­ces ad­hi­buit et im­pe­tra­vit, ut si­bi pos­si­de­re aut uti li­ceat:

Idem lib. LXXI. ad Ed. Der Prätor sagt: Was bittweise du von Dem und Dem hast, oder arglistigerweise es dahingebracht hast, dass du es nicht mehr besitzest, worüber es sich handelt, das sollst du Dem und Dem zurückgeben. 1Dieses Interdict ist ein die Herausgabe verfügendes. 2Ad Dig. 43,26,2,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 376, Note 3.Und es begreift eine natürliche Billigkeit in sich, denn es steht Dem zu, der das bittweise Verhältniss widerrufen will. Denn es ist der Natur nach billig, dass du [nur] so lange von meiner Gefalligkeit Gebrauch machen dürfest, als ich will, und dass ich widerrufen kann, sobald ich meinen Willen geändert habe. Wenn daher um Etwas bittweise angesucht worden ist, so kann man sich nicht allein dieses Interdicts bedienen, sondern auch der aus dem guten Glauben entspringenden Klage aus bestimmten Worten. 3Bittweise besitzt Derjenige, der den Besitz eines Körpers oder eines Rechts aus dem einzigen Grunde erlangt hat, dass er darum gebeten und es dahingebracht hat, dass ihm der Besitz und Gebrauch erlaubt ward.

Dig. 43,26,4Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. In re­bus et­iam mo­bi­li­bus pre­ca­rii ro­ga­tio con­sti­tit. 1Me­mi­nis­se au­tem nos opor­tet eum, qui pre­ca­rio ha­bet, et­iam pos­si­de­re. 2Te­ne­tur hoc in­ter­dic­to non uti­que il­le, qui pre­ca­rio ro­ga­vit, sed qui pre­ca­rio ha­bet: et­enim fie­ri pot­est, ut quis non ro­ga­ve­rit, sed ha­beat pre­ca­rio. ut pu­ta ser­vus meus ro­ga­vit: mi­hi ad­quisiit pre­ca­rium: vel quis alius, qui iu­ri meo sub­iec­tus est. 3Item si rem meam pre­ca­rio ro­ga­ve­ro, ro­ga­vi qui­dem pre­ca­rio, sed non ha­beo pre­ca­rio id­cir­co, quia re­cep­tum est rei suae pre­ca­rium non es­se. 4Item qui pre­ca­rio ad tem­pus ro­ga­vit, fi­ni­to tem­po­re, et­iam­si ad hoc tem­po­ris non ro­ga­vit, ta­men pre­ca­rio pos­si­de­re vi­de­tur: in­tel­le­gi­tur enim do­mi­nus, cum pa­ti­tur eum qui pre­ca­rio ro­ga­ve­rit pos­si­de­re, rur­sus pre­ca­rio con­ce­de­re.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Auch an beweglichen Sachen kann ein bittweises Verhältniss bestehen. 1Wir müssen aber darauf aufmerksam machen, dass Derjenige, wer bittweise Etwas innehat, wirklich besitzt. 2Durch dieses Interdict haftet nicht allein Derjenige, wer bittweise ersucht hat, sondern Derjenige, der Etwas bittweise hat; denn es kann ja der Fall sein, dass Jemand nicht gebeten und dennoch bittweise Etwas innehat, z. B. mein Sclave hat gebeten, und für mich das bittweise Verhältniss erworben, oder irgend ein Anderer, der meinem Rechte unterworfen ist. 3Ingleichen, wenn ich um eine mir selbst gehörige Sache bittweise nachgesucht habe, so habe ich zwar bittweise darum nachgesucht, allein ich habe sie doch nicht bittweise, nemlich deswegen, weil man angenommen hat, dass an einer eigenen Sache kein bittweises Verhältniss stattfinde. 4Ferner scheint Derjenige, wer bittweise auf eine gewisse Zeit nachgesucht hat, auch wenn diese Zeit abgelaufen und er für die fernere nicht bittweise nachgesucht, dennoch ebenso zu besitzen, denn es wird angenommen, als gestehe der Eigenthümer, der Den, welcher früher bittweise nachgesucht hat, [ferner] im Besitz lässt, ihm von Neuem denselben bittweise zu.

Dig. 43,26,6Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Cer­te si in­ter­im do­mi­nus fu­re­re coe­pe­rit vel de­ces­se­rit, fie­ri non pos­se Mar­cel­lus ait, ut pre­ca­rium red­in­te­gre­tur, et hoc ve­rum est. 1Si pro­cu­ra­tor meus me man­dan­te vel ra­tum ha­ben­te pre­ca­rio ro­ga­ve­rit, ego pre­ca­rio ha­be­re pro­prie di­cor. 2Is qui ro­ga­vit, ut pre­ca­rio in fun­do mo­re­tur, non pos­si­det, sed pos­ses­sio apud eum qui con­ces­sit re­ma­net: nam et fruc­tua­rius, in­quit, et co­lo­nus et in­qui­li­nus sunt in prae­dio et ta­men non pos­si­dent. 3Iu­lia­nus ait eum, qui vi al­te­rum de­ie­cit et ab eo­dem pre­ca­rio ro­ga­vit, de­si­ne­re vi pos­si­de­re et in­ci­pe­re pre­ca­rio, ne­que ex­is­ti­ma­re si­bi ip­sum cau­sam pos­ses­sio­nis mu­ta­re, cum vo­lun­ta­te eius quem de­ie­cit coe­pe­rit pre­ca­rio pos­si­de­re: nam si ab eo­dem emis­set, in­ci­pe­re et­iam pro emp­to­re pos­se do­mi­nium ca­pe­re. 4Quae­si­tum est, si quis rem suam pig­no­ri mi­hi de­de­rit et pre­ca­rio ro­ga­ve­rit, an hoc in­ter­dic­tum lo­cum ha­beat. quaes­tio in eo est, ut pre­ca­rium con­sis­te­re rei suae pos­sit. mi­hi vi­de­tur ve­rius pre­ca­rium con­sis­te­re in pig­no­re, cum pos­ses­sio­nis ro­ge­tur, non pro­prie­ta­tis, et est haec sen­ten­tia et­iam uti­lis­si­ma: cot­ti­die enim pre­ca­rio ro­gan­tur cre­di­to­res ab his, qui pig­no­ri de­de­runt, et de­bet con­sis­te­re pre­ca­rium.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Ist freilich inzwischen der Eigenthümer in Wahnsinn verfallen oder gestorben, so, sagt Marcellus, ist die Erneuerung des bittweisen Verhältnisses unmöglich, und das ist richtig. 1Wenn mein Geschäftsbesorger in meinem Auftrag, oder unter geschehener Genehmigung, bittweise um Etwas nachgesucht hat, so wird gesagt, dass ich eigentlich bittweise besitze. 2Wer bittweise darum nachgesucht hat, auf meinem Landgute verweilen zu dürfen, der besitzt nicht, sondern der Besitz verbleibt Dem, der es erlaubt hat; denn auch der Niessbraucher, sagt er, der Pächter und Miether sind auf dem Grundstück, und besitzen doch nicht. 3Ad Dig. 43,26,6,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 182, Note 10.Julianus sagt, wer einen Andern aus dem Besitz vertrieben und ihn nachher bittweise um denselben ersucht habe, höre auf, gewaltsam zu besitzen, und fange an bittweise zu besitzen; auch glaube er nicht, dass er sich den Grund seines Besitzes selbst verändere, da er mit Einwilligung Dessen, den er vertrieben, zu besitzen anfängt; denn habe er von demselben gekauft, so könne er auch nunmehr das Eigenthum als Käufer ergreifen. 4Es ist die Frage erhoben worden, ob, wenn Jemand seine eigene Sache mir zum Pfande gegeben und bittweise um dieselbe nachgesucht hat, dieses Interdict statthabe; diese Frage drehet sich darum, dass ein bittweises Verhältniss an keiner eigenen Sache bestehen könne. — Mir scheint aber vielmehr dieses Verhältniss an [der Sache als] Pfand [betrachtet] zu bestehen, da das Ersuchen den Besitz und nicht das Eigenthum betrifft, und diese Meinung ist auch vom grössten Nutzen, denn täglich werden ja Gläubiger von Denen, die Etwas verpfändet haben, darum bittweise angegangen, und es darf ein solches Verhältniss bestehen.

Dig. 43,26,8Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Quae­si­tum est, si Ti­tius me ro­ga­ve­rit, ut re Sem­pro­nii uta­tur, de­in­de ego Sem­pro­nium ro­ga­ve­ro, ut con­ce­de­ret, et il­le, dum mi­hi vult prae­sti­tum, con­ces­se­rit. Ti­tius a me ha­bet pre­ca­rio et ego cum eo agam in­ter­dic­to de pre­ca­rio: Sem­pro­nius au­tem non aget cum eo, quia haec ver­ba ‘ab il­lo pre­ca­rio ha­bes’ os­ten­dunt ei de­mum com­pe­te­re in­ter­dic­tum, a quo quis pre­ca­rio ro­ga­vit, non cu­ius res est, an ta­men Sem­pro­nius me­cum, qua­si a me ro­ga­tus, in­ter­dic­tum ha­beat? et ma­gis est, ne ha­beat, quia non ha­beo pre­ca­rio, cum non mi­hi, sed alii im­pe­tra­vi. man­da­ti ta­men ac­tio­nem pot­est ad­ver­sus me ha­be­re, quia me man­dan­te de­dit ti­bi: aut si quis di­xe­rit non man­da­tu meo, sed ma­gis mi­hi cre­den­tem hoc fe­cis­se, di­cen­dum est in fac­tum dan­dam ac­tio­nem et ad­ver­sus me. 1Quod a Ti­tio pre­ca­rio quis ro­ga­vit, id et­iam ab he­rede eius pre­ca­rio ha­be­re vi­de­tur: et ita et Sa­b­inus et Cel­sus scri­bunt eo­que iu­re uti­mur. er­go et a ce­te­ris suc­ces­so­ri­bus ha­be­re quis pre­ca­rio vi­de­tur. idem et La­beo pro­bat et ad­icit, et­iam­si igno­ret quis he­redem, ta­men vi­de­ri eum ab he­rede pre­ca­rio ha­be­re. 2Il­lud ta­men vi­dea­mus qua­le sit, si a me pre­ca­rio ro­ga­ve­ris et ego eam rem alie­na­ve­ro, an pre­ca­rium du­ret re ad alium trans­la­ta. et ma­gis est, ut, si il­le non re­vo­cet, pos­se in­ter­di­ce­re qua­si ab il­lo pre­ca­rio ha­beas, non qua­si a me: et si pas­sus est ali­quo tem­po­re a se pre­ca­rio ha­be­re, rec­te in­ter­di­cet, qua­si a se pre­ca­rio ha­beas. 3Eum quo­que pre­ca­rio te­ne­ri vo­luit prae­tor, qui do­lo fe­cit, ut ha­be­re de­si­ne­ret. il­lud ad­no­ta­tur, quod cul­pam non prae­stat is qui pre­ca­rio ro­ga­vit, sed so­lum do­lum prae­stat, quam­quam is, qui com­mo­da­tum sus­ce­pit, non tan­tum do­lum, sed et­iam cul­pam prae­stat. nec im­me­ri­to do­lum so­lum prae­stat is qui pre­ca­rio ro­ga­vit, cum to­tum ex li­be­ra­li­ta­te de­scen­dat eius qui pre­ca­rio con­ces­sit et sa­tis sit, si do­lus tan­tum prae­ste­tur. cul­pam ta­men do­lo pro­xi­mam con­ti­ne­ri quis me­ri­to di­xe­rit. 4Ex hoc in­ter­dic­to re­sti­tui de­bet in pris­ti­nam cau­sam: quod si non fue­rit fac­tum, con­dem­na­tio in tan­tum fiet, quan­ti in­ter­fuit ac­to­ris ei rem re­sti­tui ex eo tem­po­re, ex quo in­ter­dic­tum edi­tum est: er­go et fruc­tus ex die in­ter­dic­ti edi­ti prae­sta­bun­tur. 5Si ser­vi­tu­te usus non fuit is qui pre­ca­rio ro­ga­vit ac per hoc amis­sa sit, vi­dea­mus, an in­ter­dic­to te­n­ea­tur. ego ar­bi­tror non alias, quam si do­lo fe­ce­rit. 6Et ge­ne­ra­li­ter erit di­cen­dum in re­sti­tu­tio­nem venire do­lum et cul­pam la­tam dum­ta­xat, ce­te­ra non venire. pla­ne post in­ter­dic­tum edi­tum opor­te­bit et do­lum et cul­pam et om­nem cau­sam venire: nam ubi mo­ram quis fe­cit pre­ca­rio, om­nem cau­sam de­be­bit con­sti­tue­re. 7In­ter­dic­tum hoc et post an­num com­pe­te­re La­beo scri­bit eo­que iu­re uti­mur: cum enim non­num­quam in lon­gum tem­pus pre­ca­rium con­ce­da­tur, ab­sur­dum est di­ce­re in­ter­dic­tum lo­cum non ha­be­re post an­num. 8Hoc in­ter­dic­to he­res eius qui pre­ca­rio ro­ga­vit te­ne­tur quem­ad­mo­dum ip­se, ut, si­ve ha­bet si­ve do­lo fe­cit quo mi­nus ha­be­ret vel ad se per­ve­ni­ret, te­n­ea­tur: ex do­lo au­tem de­func­ti hac­te­nus, qua­te­nus ad eum per­ve­nit.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Es ist die Frage erhoben worden, ob, wenn Titius mich gebeten, von einer dem Sempronius gehörigen Sache Gebrauch machen zu dürfen, und ich nachher den Sempronius gebeten habe, es zu gestatten, dieser aber in der Absicht, es mir zu gestatten, eingewilligt, und Titius also von mir bittweise besitzt, und ich wider ihn aus dem Interdicte über das bittweise Verhältniss Klage erhebe, Sempronius aber wider ihn nicht klagt, weil die Worte: von Dem und Dem bittweise hast, beweisen, dass nur Deinjenigen das Interdict zukomme, den Jemand bittweise angegangen ist, nicht Dem, welchem die Sache gehört, dennoch Sempronius wider mich, als von mir gebeten, das Interdict habe? — Es spricht indessen mehr dagegen, weil ich nicht bittweise besitze, indem ich nicht für mich, sondern für einen Andern erbeten habe; doch kann er die Auftragsklage wider mich erheben, weil er dir [den Besitz] in meinem Auftrag gegeben; oder, sollte Jemand darauf entgegnen, er habe dies ja nicht in meinem Auftrage, sondern vielmehr mir creditirend gethan, so würde auch wider mich eine Klage auf das Geschehene ertheilt werden müssen. 1Dasjenige, warum Jemand den Titius bittweise ersucht hat, wird er auch in der Art von dessen Erben zu haben angenommen; so schreiben Sabinus und Celsus, und das ist jetzt bei uns Rechtens. Es wird daher von ihm angenommen, dass er es [eintretenden Falls] auch von den fernern Rechtsnachfolgern bittweise besitze. Labeo theilt diese Ansicht, und fügt hinzu, dass, wenn Jemand auch den Erben gar nicht kenne, er dennoch von demselben bittweise zu besitzen scheine. 2Das jedoch ist näher zu beleuchten, ob, wenn du mich bittweise um eine Sache ersucht hast, und ich dieselbe veräussert habe, nach Uebertragung der Sache an einen Andern, das bittweise Verhältniss fortbesteht? — Es spricht mehr dafür, dass, wenn jener es nicht widerruft, er das Interdict anwenden könne2121Ich behalte die Lesart der Flor., als habest du bittweise von ihm und nicht von mir, und wenn er eine Zeitlang dir den bittweisen Besitz gestattet hat, so wird er ebenfalls das Interdict gebrauchen können, als habest du von ihm bittweise. 3Auch Derjenige, wollte der Prätor, solle wegen des bittweisen Verhältnisses haften, wer arglistigerweise sich des Besitzes entledigt hat. Das übrigens ist zu bemerken, dass der bittweise Ersuchende keine Verschuldung zu vertreten braucht, sondern blos Arglist, obwohl Derjenige, wer Etwas geliehen erhalten, sowohl Arglist als Verschuldung vertreten muss; der bittweise Ersuchende vertritt übrigens nicht ohne Grund blos die Arglist, da das ganze Verhältniss seinen Ursprung lediglich in der Gefälligkeit Dessen findet, der es bittweise zugestanden hat, und es hinreichend ist, wenn blos die Arglist vertreten wird. Dass jedoch die der Arglist nahestehende Verschuldung mit darin begriffen sei, dürfte wohl mit Recht behauptet werden. 4Zufolge dieses Interdicts muss eine Wiederherstellung in die vorherige Lage erfolgen; ist diese nicht geschehen, so wird Verurtheilung auf so hoch erfolgen, als dem Kläger an der Wiederherstellung gelegen ist, und zwar von Zeit der Ertheilung des Interdicts an. Es werden mithin auch die Nutzungen vom Tage der Ertheilung des Interdicts an ersetzt werden müssen. 5Wenn Derjenige, welcher bittweise ersucht hat, von einer Dienstbarkeit keinen Gebrauch gemacht, und dieselbe in Folge dessen verloren gegangen ist, so fragt es sich, ob er durch das Interdict hafte? Ich sollte glauben, nur dann, wenn er arglistig gehandelt hat. 6Ueberhaupt, lässt sich behaupten, wird nur Arglist und grobe Verschuldung bei der Herausgabe in Betracht gezogen, weiter nichts. Nach der Ertheilung des Interdicts freilich muss Arglist, Schuld und alles Zubehör berücksichtigt werden, denn wenn Jemand bei einem bittweisen Verhältniss sich einen Verzug hat zu Schulden kommen lassen, so wird er den vollen Zubehör herausgeben2222Omnis causa ist ein vielumfassender Ausdruck, der kaum übersetzbar ist, es ist darunter in Bezug auf die Herausgabe einer Sache alles Dasjenige begriffen, was der Kläger gehabt haben würde, wenn ihm die Sache vom Beklagten nicht wäre vorenthalten worden, l. 246. D. de v. s., l. 35. eod., l. 75. eod., l. 20. de r. v., s. Glück Pand. VIII. p. 222. seqq. müssen. 7Ad Dig. 43,26,8,7Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 160, Note 17.Labeo sagt, dieses Interdict sei auch nach Jahresfrist zuständig, und das ist bei uns Rechtens; denn da für ein bittweises Verhältniss zuweilen eine lange Frist gestattet wird, so wäre es widersinnig zu behaupten, dass das Interdict nach Jahresfrist nicht statthabe. 8Durch dieses Interdict wird der Erbe Dessen, der bittweise nachgesucht hat, ebensowohl gehalten, als er selbst, und zwar ohne Unterschied, ob er sich noch im Besitz befindet, oder es arglistigerweise dahingebracht hat, dass er nicht mehr besitze, oder [den Gegenstand] gar nicht überkomme; durch Arglist des Erblassers aber soweit, als Etwas an ihn gelangt ist.

Dig. 43,27,1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ait prae­tor: ‘Quae ar­bor ex ae­di­bus tuis in ae­des il­lius im­pen­det, si per te stat, quo mi­nus eam ad­imas, tunc, quo mi­nus il­li eam ar­bo­rem ad­ime­re si­bi­que ha­be­re li­ceat, vim fie­ri ve­to’. 1Hoc in­ter­dic­tum pro­hi­bi­to­rium est. 2Si ar­bor ae­di­bus alie­nis im­pen­deat, utrum to­tam ar­bo­rem iu­beat prae­tor ad­imi an ve­ro id so­lum, quod su­per­ex­cur­rit, quae­ri­tur. et Ruti­lius ait a stir­pe ex­ci­den­dam id­que ple­ris­que vi­de­tur ve­rius: et ni­si ad­imet do­mi­nus ar­bo­rem, La­beo ait per­mit­ti ei, cui ar­bor of­fi­ce­ret, ut si vel­let suc­ci­de­ret eam lig­na­que tol­le­ret. 3Ar­bo­ris ap­pel­la­tio­ne et­iam vi­tes con­ti­nen­tur. 4Non so­lum au­tem do­mi­no ae­dium, sed et­iam ei qui usum­fruc­tum ha­bet com­pe­tit hoc in­ter­dic­tum, quia et ip­sius in­ter­est ar­bo­rem is­tam non im­pen­de­re. 5Prae­ter­ea pro­ban­dum est, si ar­bor com­mu­ni­bus ae­di­bus im­pen­deat, sin­gu­los do­mi­nos ha­be­re hoc in­ter­dic­tum et qui­dem in so­li­dum, quia et ser­vi­tu­tium vin­di­ca­tio­nem sin­gu­li ha­beant. 6Ait prae­tor: ‘si per te stat, quo mi­nus eam ad­imas, quo mi­nus il­li eam ar­bo­rem ad­ime­re li­ceat, vim fie­ri ve­to’. prius ita­que ti­bi da­tur ad­imen­di fa­cul­tas: si tu non fa­cias, tunc vi­ci­no pro­hi­bet vim fie­ri ad­ime­re vo­len­ti. 7De­in­de ait prae­tor: ‘Quae ar­bor ex agro tuo in agrum il­lius im­pen­det, si per te stat, quo mi­nus pe­des quin­de­cim a ter­ra eam al­tius co­er­ceas, tunc, quo mi­nus il­li ita co­er­ce­re lig­na­que si­bi ha­be­re li­ceat, vim fie­ri ve­to’. 8Quod ait prae­tor, et lex duo­de­cim ta­bu­la­rum ef­fi­ce­re vo­luit, ut quin­de­cim pe­des al­tius ra­mi ar­bo­ris cir­cum­ci­dan­tur: et hoc id­cir­co ef­fec­tum est, ne um­bra ar­bo­ris vi­ci­no prae­dio no­ce­ret. 9Dif­fe­ren­tia duo­rum ca­pi­tum in­ter­dic­ti haec est: si qui­dem ar­bor ae­di­bus im­pen­deat, suc­ci­di eam prae­ci­pi­tur, si ve­ro agro im­pen­deat, tan­tum us­que ad quin­de­cim pe­des a ter­ra co­er­ce­ri.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Der Prator sagt: Derjenige Baum, welcher von deinem Hause auf das Haus Des und Dessen herüberhängt, wenn es an dir liegt, dass du ihn nicht hinwegnehmest, dass nicht Demjenigen dann freistehe, diesen Baum wegzunehmen, und zu behalten, verbiete ich alle Gewaltthätigkeit. 1Dieses Interdict ist ein verbietendes. 2Wenn ein Baum über eines Andern Haus hinhängt, so fragt es sich, ob der Prätor die Hinwegnahme des ganzen Baumes befiehlt, oder nur Das, was überhängt? Rutilius sagt, er müsse von Grund aus weggeschlagen werden, und dies halten die Meisten für richtiger; und wenn der Eigenthümer denselben nicht hinwegnehmen wird, so, sagt Labeo, werde Dem, wem der Baum hinderlich ist, erlaubt, denselben, wenn er wolle, wegzuschlagen und das Holz an sich zu nehmen. 3Unter der Benennung Baum sind auch Weinstöcke begriffen. 4Dieses Interdict steht nicht nur dem Eigenthümer des Hauses, sondern auch dem Niessbraucher zu, weil ihm auch daran gelegen ist, dass jener Baum nicht überhänge. 5Ad Dig. 43,27,1,5Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 169a, Note 4d.Ausserdem ist anzunehmen, dass, wenn ein Baum über ein Zweien gemeinschaftlich gehöriges Haus hängt, jeder Eigenthümer dieses Interdict habe, und zwar auf das Ganze, weil auch Jedem freisteht, die Dienstbarkeiten in Anspruch zu nehmen. 6Der Prätor sagt: Wenn es an dir gelegen, dass du ihn nicht hinwegnehmest, dass nicht dann Dem und Dem erlaubt sei, ihn hinwegzunehmen, verbiete ich alle Gewaltthätigkeit. Zuvörderst wird dir daher freigestellt, ihn hinwegzunehmen, wenn du es nicht thust, dann verbietet er dem Nachbar Gewalt anzuthun, wenn er ihn hinwegnehmen will. 7Nachher sagt der Prätor: Welcher Baum von deinem Acker auf den Acker Des und Dessen hängt, wenn es an dir gelegen, dass du ihn nicht bis auf funfzehn Fuss hoch von der Erde beschneidest, so verbiete ich alle Gewaltthätigkeit, dass nicht Dem, und Dem dann erlaubt sei, ihn so zu beschneiden und das Holz für sich zu behalten. 8Was der Prätor sagt, das wollte schon das Zwölftafelgesetz, dass nemlich die Aeste der Bäume bis auf funfzehn Fuss Höhe rund herum abgeschnitten werden, und dies zu dem Zweck, dass der Schatten des Baumes dem benachbarten Grundstück nicht schade. 9Diese beiden Capitel des Interdicts sind darin verschieden, dass, wenn ein Baum über ein Haus hinwegragt, verordnet wird, ihn wegzuschlagen, wenn aber über ein Ackerstück, ihn nur bis auf funfzehn Fuss Höhe von der Erde aus zu beschneiden.

Dig. 43,28,1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ait prae­tor: ‘Glan­dem, quae ex il­lius agro in tuum ca­dat, quo mi­nus il­li ter­tio quo­que die le­ge­re au­fer­re li­ceat, vim fie­ri ve­to’. 1Glan­dis no­mi­ne om­nes fruc­tus con­ti­nen­tur.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Der Prätor sagt: Die Eicheln, welche von Des und Dessen Acker auf den deinigen fallen, dass demselben nicht gestattet werde, sie aller drei Tage aufzulesen und hinwegzutragen, verbiete ich alle Gewaltthätigkeit. 1Unter der Benennung Eichel wird alles Obst verstanden.

Dig. 43,29,1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ait prae­tor: ‘Quem li­be­rum do­lo ma­lo re­ti­nes, ex­hi­beas’. 1Hoc in­ter­dic­tum pro­po­ni­tur tuen­dae li­ber­ta­tis cau­sa, vi­de­li­cet ne ho­mi­nes li­be­ri re­ti­nean­tur a quo­quam:

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Der Prätor sagt: Welchen freien Menschen du arglistigerweise festhältst, den sollst du ausliefern. 1Dieses Interdict wird zur Beschützung der Freiheit begründet, und zwar, damit freie Menschen von Niemandem festgehalten werden.

Dig. 43,29,3Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. quod et lex Fa­bia pro­spe­xit. ne­que hoc in­ter­dic­tum au­fert le­gis Fa­biae ex­se­cu­tio­nem: nam et hoc in­ter­dic­to agi pot­erit et ni­hi­lo mi­nus ac­cu­sa­tio le­gis Fa­biae in­sti­tui: et ver­sa vi­ce qui egit Fa­bia, pot­erit ni­hi­lo mi­nus et­iam hoc in­ter­dic­tum ha­be­re, prae­ser­tim cum alius in­ter­dic­tum, alius Fa­biae ac­tio­nem ha­be­re pos­sit. 1Haec ver­ba ‘quem li­be­rum’ ad om­nem li­be­rum per­ti­nent, si­ve pu­bes sit si­ve im­pu­bes, si­ve mas­cu­lus si­ve fe­mi­na, si­ve unus si­ve plu­res, si­ve sui iu­ris sit si­ve alie­ni: hoc enim tan­tum spec­ta­mus, an li­ber sit. 2Is ta­men, qui in po­tes­ta­te ha­bet, hoc in­ter­dic­to non te­ne­bi­tur, quia do­lo ma­lo non vi­de­tur ha­be­re qui suo iu­re uti­tur. 3Si quis eum, quem ab hos­ti­bus red­emit, re­ti­neat, in ea cau­sa est, ut in­ter­dic­to non te­n­ea­tur: non enim do­lo ma­lo fa­cit. pla­ne si of­fer­tur pre­tium, in­ter­dic­tum lo­cum ha­bet. sed et si eum re­mi­sit pre­tio non ac­cep­to, di­cen­dum est in­ter­dic­to lo­cum fo­re, si, post­ea­quam se­mel re­mi­sit, ve­lit re­ti­ne­re. 4Si eum quis re­ti­neat fi­lium, quem non ha­bet in po­tes­ta­te, ple­rum­que si­ne do­lo ma­lo fa­ce­re vi­de­bi­tur: pie­tas enim ge­nui­na ef­fi­cit si­ne do­lo ma­lo re­ti­ne­ri, ni­si si evi­dens do­lus ma­lus in­ter­ce­dat. pro­in­de et si li­ber­tum suum vel alum­num vel no­xae de­di­tum ad­huc im­pu­be­rem, idem erit di­cen­dum. et ge­ne­ra­li­ter qui ius­tam cau­sam ha­bet ho­mi­nis li­be­ri apud se re­ti­nen­di, non vi­de­tur do­lo ma­lo fa­ce­re. 5Si quis vo­len­tem re­ti­neat, non vi­de­tur do­lo ma­lo re­ti­ne­re. sed quid si vo­len­tem qui­dem re­ti­neat, non ta­men si­ne cal­li­di­ta­te cir­cum­ven­tum vel se­duc­tum vel sol­li­ci­ta­tum, ne­que bo­na vel pro­ba­bi­li ra­tio­ne hoc fa­cit? rec­te di­ce­tur do­lo ma­lo re­ti­ne­re. 6Is, qui ne­scit apud se es­se ho­mi­nem li­be­rum, do­lo ma­lo ca­ret; sed ubi cer­tio­ra­tus re­ti­net, do­lo ma­lo non ca­ret. 7Pla­ne si du­bi­tat, utrum li­ber an ser­vus sit, vel fa­cit sta­tus con­tro­ver­siam, re­ce­den­dum erit ab hoc in­ter­dic­to et agen­da cau­sa li­ber­ta­tis. et­enim rec­te pla­cuit tunc de­mum hoc in­ter­dic­tum lo­cum ha­be­re, quo­tiens quis pro cer­to li­ber est: ce­te­rum si quae­ra­tur de sta­tu, non opor­tet prae­iu­di­cium fie­ri alie­nae co­gni­tio­ni. 8Ait prae­tor ‘ex­hi­beas’. ex­hi­be­re est in pu­bli­cum pro­du­ce­re et vi­den­di tan­gen­di­que ho­mi­nis fa­cul­ta­tem prae­be­re: pro­prie au­tem ex­hi­be­re est ex­tra se­cre­tum ha­be­re. 9Hoc in­ter­dic­tum om­ni­bus com­pe­tit: ne­mo enim pro­hi­ben­dus est li­ber­ta­ti fa­ve­re. 10Pla­ne ex cau­sa su­spec­tae per­so­nae re­mo­ven­dae sunt, si for­te ta­lis per­so­na sit, quam ve­ri­si­mi­le est col­lud­e­re vel ca­lum­nia­ri. 11Sed et si mu­lier vel pu­pil­lus hoc in­ter­dic­tum de­si­de­rent pro co­gna­to vel pa­ren­te vel ad­fi­ne suo sol­li­ci­ti, dan­dum es­se eis in­ter­dic­tum di­cen­dum est: nam et pu­bli­co iu­di­cio reos fa­ce­re pos­sunt, dum suas suo­rum­que in­iu­rias ex­se­quun­tur. 12Si ta­men plu­res sunt, qui ex­per­i­ri vo­lent, eli­gen­dus est a prae­to­re, ad quem ma­xi­me res per­ti­net vel is qui ido­neior est: et est op­ti­mum ex con­iunc­tio­ne, ex fi­de, ex dig­ni­ta­te ac­to­rem hoc in­ter­dic­to eli­gen­dum. 13Si ta­men, post­ea­quam hoc in­ter­dic­to ac­tum est, alius hoc in­ter­dic­to age­re de­si­de­ret, pa­lam erit post­ea alii non fa­ci­le dan­dum, ni­si si de per­fi­dia prio­ris po­tue­rit ali­quid di­ci. ita­que cau­sa co­gni­ta am­plius quam se­mel in­ter­dic­tum hoc erit mo­ven­dum. nam nec in pu­bli­cis iu­di­ciis per­mit­ti­tur am­plius agi quam se­mel ac­tum est quam si prae­va­ri­ca­tio­nis fue­rit dam­na­tus prior ac­cu­sa­tor. si ta­men reus con­dem­na­tus ma­lit li­tis aes­ti­ma­tio­nem suf­fer­re quam ho­mi­nem ex­hi­be­re, non est in­iquum sae­pius in eum in­ter­dic­to ex­per­i­ri vel ei­dem si­ne ex­cep­tio­ne vel alii. 14Hoc in­ter­dic­tum et in ab­sen­tem es­se ro­gan­dum La­beo scri­bit, sed si non de­fen­da­tur, in bo­na eius eun­dum ait. 15Hoc in­ter­dic­tum per­pe­tuum est.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Dies hat auch das Favische Gesetz verordnet, und es hebt dieses Interdict die Vollstreckung des Favischen Gesetzes nicht auf, denn es kann sowohl aus diesem Interdicte geklagt, als nichtsdestoweniger auch die Anklage des Favischen Gesetzes erhoben werden, und so kann umgekehrt auch Derjenige, wer aus dem Favischen Gesetze geklagt hat, nichtsdestoweniger dieses Interdict haben, besonders da auch der Eine das Interdict, und der Andere die Klage aus dem Favischen Gesetze haben kann. 1Die Worte: Welchen freien Menschen, betreffen jeden Freien, er sei mündig oder unmündig, männlichen oder weiblichen Geschlechts, [Einer] oder Mehrere, eigenen Rechtens oder fremdem Rechte unterworfen; es kommt einzig und allein darauf an, ob er frei ist. 2Derjenige aber, welcher ihn in der Gewalt hat, wird durch dieses Interdict nicht gehalten, weil, wer von seinem Rechte Gebrauch macht, nicht arglistig zu besitzen scheint. 3Wenn Jemand Denjenigen, den er vom Feinde losgekauft hat, festhält, so haftet er nicht durch das Interdict, denn er handelt nicht arglistig. Wenn ihm freilich das Lösegeld angeboten wird, so findet das Interdict statt. Wenn er ihn aber auch ohne Lösegeld losgelassen hat, so wird das Interdict statthaben, sobald er ihn, nachdem er ihn einmal losgelassen, festhalten will. 4Wer den Sohn, den er nicht mehr in der Gewalt hat, festhält, von dem wird meistentheils angenommen, dass er ohne Arglist handele, denn die natürliche elterliche Liebe bewirkt es, dass er ohne Arglist als festgehalten betrachtet wird, es müsste denn die Arglist offenbar klar am Tage liegen. Dasselbe gilt daher vom Freigelassenen, vom Pflegesohn, oder dem an Schadensstatt ausgelieferten Unmündigen. Im Allgemeinen kann man sagen, dass Derjenige ohne Arglist handelnd betrachtet werde, wer eine rechtmässige Ursache hat, einen freien Menschen bei sich zu behalten. 5Wer Einen mit dessen Willen bei sich behält, scheint nicht arglistig zu handeln. Wie aber, wenn derselbe zwar eingewilligt hat, jedoch mit Ueberlistung betrogen, oder verführt, oder gebeten worden ist, und er dies ohne guten und zu billigenden Grund thut? — Dann wird richtig behauptet, dass er ihn arglistigerweise festhalte. 6Wer es nicht weiss, dass ein freier Mensch sich bei ihm befinde, ist von Arglist frei; sobald er aber davon benachrichtigt worden, tritt dieselbe ein. 7Wenn er aber darüber in Ungewissheit ist, ob er ein Freier, oder ein Sclave sei, oder ihm wegen seines Standesrechts Streit erhebt, so wird dieses Interdict nicht zur Anwendung kommen und die Frage über die Freiheit zur Verhandlung gedeihen; denn man hat mit Recht angenommen, dass dieses Interdict nur dann statthabe, wenn es ausgemacht ist, dass Jemand ein Freier sei. Wenn aber Frage über das Standesrecht erhoben wird, so darf der [vielleicht] durch einen andern Richter geschehenden Erörterung nicht in der Entscheidung vorgegriffen werden. 8Der Prätor sagt ausliefern. Ausliefern (exhibere) heisst öffentlich vorführen, und die Möglichkeit herstellen, einen Menschen zu sehen und zu berühren; eigentlich heisst exhibere ausserhalb einem abgesonderten Ort haben. 9Dieses Interdict ist Jedem zuständig, denn es darf Niemand abgehalten werden, zu Gunsten der Freiheit Etwas zu thun. 10Freilich müssen verdächtige Personen unter Umständen abgewiesen werden, z. B. wenn eine Person von der Art ist, von der es wahrscheinlich ist, dass sie ihren Scherz treibe, oder chicanire. 11Auch wenn aber eine Frau oder ein Unmündiger dieses Interdict verlangen, bekümmert für einen Verwandten, Vater oder Schwager, muss ihnen dasselbe ertheilt werden, denn wenn sie ihnen und den Ihrigen widerfahrene Injurien rächen wollen, so können sie auch peinliche Anklagen erheben. 12Sind Mehrere vorhanden, die Klage erheben wollen, so muss vom Prätor Derjenige ausgewählt werden, den die Sache vorzüglich angeht, oder der sich mehr dazu eignet, und es ist am Besten den Kläger für dieses Interdict nach der Verbindung [worin er zur fraglichen Person steht], nach seinen redlichen Absichten und seinem Stande zu wählen. 13Wenn jedoch, nachdem bereits aus diesem Interdicte Klage erhoben worden, ein Anderer aus demselben zu klagen verlangt, so ist klar, dass es nachher einem Andern nicht leicht ertheilt werden möchte, es müsste denn über die Unredlichkeit des frühern [Klägers] Etwas vorgebracht werden können. Es wird dasselbe daher [nur] nach Erörterung der Umstände öfter als einmal erhoben werden können. Denn es wird auch bei peinlichen Anklagen, wenn einmal eine solche erhoben worden, nur dann eine nochmalige Anklage erlaubt, wenn der frühere Ankläger der Prävarication als schuldig verurtheilt worden ist. Wenn aber der Beklagte, nachdem er verurtheilt worden, vorzieht, die Streitwürderung zu erlegen, als den Menschen auszuliefern, so ist es nicht unbillig, dass das Interdict nochmals wider ihn erhoben werde, und zwar entweder von demselben [Kläger], ohne dass ihm eine Einrede entgegenstände, oder von einem Andern. 14Labeo sagt, es könne dieses Interdict auch wider einen Abwesenden verhängt werden, und wenn er sich nicht zur rechtlichen Vertheidigung stelle, so müsse sein Vermögen mit Beschlag belegt werden. 15Dieses Interdict ist von immerwährender Dauer.

Dig. 43,30,1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ait prae­tor: ‘Qui quae­ve in po­tes­ta­te Lu­cii Ti­tii est, si is ea­ve apud te est do­lo­ve ma­lo tuo fac­tum est, quo mi­nus apud te es­set, ita eum eam­ve ex­hi­beas’. 1Hoc in­ter­dic­tum pro­po­ni­tur ad­ver­sus eum, quem quis ex­hi­be­re de­si­de­rat eum, quem in po­tes­ta­te sua es­se di­cit. et ex ver­bis ap­pa­ret ei, cu­ius in po­tes­ta­te est, hoc in­ter­dic­tum con­pe­te­re. 2In hoc in­ter­dic­to prae­tor non ad­mit­tit cau­sam, cur apud eum sit is, qui ex­hi­be­ri de­bet, quem­ad­mo­dum in su­pe­rio­re in­ter­dic­to, sed om­ni­mo­do re­sti­tuen­dum pu­ta­vit, si in po­tes­ta­te est. 3Si ve­ro ma­ter sit, quae re­ti­net, apud quam in­ter­dum ma­gis quam apud pa­trem mo­ra­ri fi­lium de­be­re (ex ius­tis­si­ma sci­li­cet cau­sa) et di­vus Pius de­cre­vit et a Mar­co et a Se­ve­ro re­scrip­tum est, ae­que sub­ve­nien­dum ei erit per ex­cep­tio­nem. 4Pa­ri mo­do si iu­di­ca­tum fue­rit non es­se eum in po­tes­ta­te, et­si per in­iu­riam iu­di­ca­tum sit, agen­ti hoc in­ter­dic­to ob­icien­da erit ex­cep­tio rei iu­di­ca­tae, ne de hoc quae­ra­tur, an sit in po­tes­ta­te, sed an sit iu­di­ca­tum. 5Si quis fi­liam suam, quae mi­hi nup­ta sit, ve­lit ab­du­ce­re vel ex­hi­be­ri si­bi de­si­de­ret, an ad­ver­sus in­ter­dic­tum ex­cep­tio dan­da sit, si for­te pa­ter con­cor­dans ma­tri­mo­nium, for­te et li­be­ris sub­ni­xum, ve­lit dis­sol­ve­re? et cer­to iu­re uti­mur, ne be­ne con­cor­dan­tia ma­tri­mo­nia iu­re pa­triae po­tes­ta­tis tur­ben­tur. quod ta­men sic erit ad­hi­ben­dum, ut pa­tri per­sua­dea­tur, ne acer­be pa­triam po­tes­ta­tem ex­er­ceat.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Der Prätor sagt: Welcher [Sohn] oder welche [Tochter] in des Lucius Titius Gewalt ist, wenn der oder die sich bei dir befindet, oder es durch deine Arglist geschehen ist, dass er oder sie sich bei dir nicht befindet, den oder die sollst du ausliefern. 1Dieses Interdict wird wider Den begründet, von dem Jemand die Auslieferung Dessen verlangt, von dem er behauptet, dass er sich in seiner Gewalt befinde. Und aus den Worten des Edicts erhellt, dass Demjenigen dieses Interdict zuständig sei, in dessen Gewalt er sich befindet. 2Bei diesem Interdicte lässt der Prätor ebensowohl wie bei dem vorigen gar keinen Grund zu, warum sich bei ihm Der befinde, den er ausliefern soll, sondern er war der Ansicht, er müsse ihn jeden Falls herausgeben, sobald er sich in der Gewalt befindet. 3Wenn es aber die Mutter ist, welche ihn festhält, bei der sowohl dem Decrete des Divus Pius als dem Rescripte des Marcus und Severus zufolge die Kinder, zuweilen lieber als beim Vater bleiben sollen, vorausgesetzt, dass ein völlig rechtmässiger Grund vorhanden ist, so wird ihr ebenfalls durch eine Einrede geholfen werden müssen. 4Auf gleiche Weise wird, wenn rechtlich erkannt worden, dass sich [ein Kind] in Jemandes Gewalt nicht befinde, und wenn auch das Erkenntniss auf einer Ungerechtigkeit beruhen sollte, dem mit diesem Interdicte Klagenden die Einrede der rechtlich entschiedenen Sache entgegengestellt werden müssen, sodass dann nicht darauf Rücksicht genommen wird, ob er in Jemandes Gewalt stehe, sondern ob eine rechtliche Entscheidung vorhanden sei. 5Wenn Jemand seine an mich verheirathete Tochter hinfortführen will, oder deren Auslieferung verlangt, wird da wider das Interdict eine Einrede zu ertheilen sein, wenn etwa der Vater eine friedliche und mit Kindern gesegnete Ehe trennen will? — Allein es ist ein ausgemachter Rechtsgrundsatz, dass wohlharmonirende Ehen durch das Recht der väterlichen Gewalt nicht gestört werden dürfen; es muss hier aber so verfahren werden, dass man [zuvörderst] den Vater zu überreden sucht, von seiner väterlichen Gewalt keinen herben Gebrauch zu machen.

Dig. 43,30,3Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. De­in­de ait prae­tor: ‘Si Lu­cius Ti­tius in po­tes­ta­te Lu­cii Ti­tii est, quo mi­nus eum Lu­cio Ti­tio du­ce­re li­ceat, vim fie­ri ve­to’. 1Su­pe­rio­ra in­ter­dic­ta ex­hi­bi­to­ria sunt, hoc est per­ti­nent ad ex­hi­bitio­nem li­be­ro­rum ce­te­ro­rum­que, de qui­bus su­pra di­xi­mus: hoc au­tem in­ter­dic­tum per­ti­net ad duc­tio­nem, ut du­ce­re quis pos­sit eos, in quos ha­bet ius duc­tio­nis. ita­que prius in­ter­dic­tum, quod est de li­be­ris ex­hi­ben­dis, prae­pa­ra­to­rium est hu­ius in­ter­dic­ti: quo ma­gis enim quis du­ci pos­sit, ex­hi­ben­dus fuit. 2Ex iis­dem cau­sis hoc in­ter­dic­tum tri­buen­dum est, ex qui­bus cau­sis de ex­hi­ben­dis li­be­ris com­pe­te­re di­xi­mus: ita­que quae­cum­que ibi di­xi­mus, ea­dem hic quo­que dic­ta ac­ci­pien­da sunt. 3Hoc au­tem in­ter­dic­tum com­pe­tit non ad­ver­sus ip­sum fi­lium, quem quis du­ce­re vult, sed uti­que es­se de­bet is qui eum in­ter­dic­to de­fen­dat: ce­te­rum ces­sat in­ter­dic­tum, et suc­ce­de­re pot­erit no­tio prae­to­ris, ut apud eum dis­cep­te­tur, utrum quis in po­tes­ta­te sit an non sit. 4Iu­lia­nus ait, quo­tiens id in­ter­dic­tum mo­ve­tur de fi­lio du­cen­do vel co­gni­tio et is de quo agi­tur im­pu­bes est, alias dif­fer­ri opor­te­re rem in tem­pus pu­ber­ta­tis, alias re­prae­sen­ta­ri: id­que ex per­so­na eo­rum, in­ter quos con­tro­ver­sia erit, et ex ge­ne­re cau­sae con­sti­tuen­dum est. nam si is, qui se pa­trem di­cit, auc­to­ri­ta­tis pru­den­tiae fi­dei ex­plo­ra­tae es­set, us­que in diem li­tis im­pu­be­rem apud se ha­be­bit: is ve­ro, qui con­tro­ver­siam fa­cit, hu­mi­lis ca­lum­nia­tor no­tae ne­qui­tiae, re­prae­sen­tan­da co­gni­tio est. item si is, qui im­pu­be­rem ne­gat in alie­na po­tes­ta­te es­se, vir om­ni­bus mo­dis pro­ba­tus, tu­tor vel tes­ta­men­to vel a prae­to­re da­tus pu­pil­lum, quem in diem li­tis apud se ha­buit, tue­tur, is ve­ro, qui pa­trem se di­cit, su­spec­tus est qua­si ca­lum­nia­tor, dif­fer­ri li­tem non opor­te­bit. si ve­ro utra­que per­so­na su­spec­ta est aut tam­quam in­fir­ma aut tam­quam tur­pis, non erit alie­num, in­quit, dis­po­ni, apud quem in­ter­im puer edu­ce­re­tur et con­tro­ver­siam in tem­pus pu­ber­ta­tis dif­fer­ri, ne per col­lu­sio­nem vel im­pe­ritiam al­ter­utrius con­ten­den­tium aut alie­nae po­tes­ta­ti pa­ter fa­mi­lias ad­di­ca­tur aut fi­lius alie­nus pa­tris fa­mi­liae lo­co con­sti­tua­tur. 5Et­iam­si ma­xi­me au­tem pro­bet fi­lium pa­ter in sua po­tes­ta­te es­se, ta­men cau­sa co­gni­ta ma­ter in re­ti­nen­do eo po­tior erit, id­que de­cre­tis di­vi Pii qui­bus­dam con­ti­ne­tur: op­ti­nuit enim ma­ter ob ne­qui­tiam pa­tris, ut si­ne de­mi­nutio­ne pa­triae po­tes­ta­tis apud eam fi­lius mo­re­tur. 6In hoc in­ter­dic­to, do­nec res iu­di­ce­tur, fe­mi­nam, Prae­tex­ta­tum eum­que, qui pro­xi­me Prae­tex­ta­ti ae­ta­tem ac­ce­det, in­ter­im apud ma­trem fa­mi­lias de­po­ni prae­tor iu­bet. pro­xi­me ae­ta­tem Prae­tex­ta­ti ac­ce­de­re eum di­ci­mus, qui pu­be­rem ae­ta­tem nunc in­gres­sus est. cum au­dis ma­trem fa­mi­lias, ac­ci­pe no­tae auc­to­ri­ta­tis fe­mi­nam.

Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Nachher sagt der Prätor: Wenn Lucius Titius in des Lucius Titius Gewalt steht, dass denselben Lucius Titius nicht hinfortführen dürfe, dawider verbiete ich alle Gewaltthätigkeit. 1Die vorhergedachten Interdicte sind solche, die die Auslieferung verfügen, d. h. sie bezwecken die Auslieferung der Kinder und aller übrigen obgedachten Personen; dieses Interdict bezweckt aber die Hinwegführung, damit nemlich Jeder Diejenigen hinfortführen könne, wider die er das Recht der Hinfortführung hat. Das vorherige Interdict über Auslieferung der Kinder ist also ein vorbereitendes für dieses, denn zur Möglichkeit der Fortführung war zuvörderst die Auslieferung nöthig. 2Dieses Interdict ist aus denselben Gründen zu ertheilen, wie wir gesagt haben, dass das wegen Auslieferung der Kinder zuständig sei. Was wir also dort gesagt haben, muss auch hier als gültig verstanden werden. 3Dieses Interdict ist aber nicht wider den Sohn selbst zuständig, den Jemand fortführen will, sondern es muss Jemand vorhanden sein, der ihn wider das Interdict vertheidigt. Ausserdem fällt dasselbe weg, und es kann dann die Erörterung des Prätors erfolgen, sodass vor ihm darüber verhandelt wird, ob Jemand in der Gewalt stehe, oder nicht. 4Julianus sagt, so oft dieses Interdict über die Fortführung eines Kindes erhoben wird, oder eine Erörterung, und das betreffende Kind unmündig ist, so müsse zuweilen die Sache bis zur Zeit der Mündigkeit verschoben, zuweilen aber sogleich verhandelt werden. Dies ist nach der Persönlichkeit Derer, zwischen denen Streit vorhanden ist, und der Beschaffenheit der Sache zu bestimmen. Denn wenn Derjenige, welcher Vater zu sein behauptet, von bekanntem Ansehen, Klugheit und Rechtschaffenheit ist, so kann er den Unmündigen bis zur Zeit des Anfangs des Streites bei sich behalten; wenn Der aber, welcher den Streit erhebt, ein schlechter Mensch, oder von bekannten chicaneusen oder nichtswürdigen Charakter ist, so muss die rechtliche Erörterung sogleich geschehen. Ebensowenig darf der Streit verschoben werden, wenn Derjenige, welcher leugnet, dass der Unmündige sich in eines Andern Gewalt befinde, ein in jeder Hinsicht tadelloser Mann, oder im Testamente, oder vom Prätor zum Vormunde bestellt worden ist, und den Unmündigen, welchen er bis zum Tage des Streites bei sich gehabt, schützt, Der aber2323Ich lese und interpungire: quem apud se habuit in diem litis, tuetur, is vero etc., welcher sich für den Vater ausgiebt, als Chicaneur verdächtig ist. Sind beide Personen verdächtig als untüchtig oder schlecht, so wird es nicht unpassend sein, dahin zu verfügen, bei welchem [Dritten] das Kind unterdessen erzogen werden soll, und den Streit bis zur Zeit der Mündigkeit zu verschieben, damit nicht durch bösen Willen oder Unerfahrenheit des Einen von beiden Streitenden, entweder ein Hausvater fremder Gewalt unterworfen, oder ein Haussohn Hausvater werde. 5Wenn aber der Vater auch noch so strenge beweist, dass sich ein Sohn in seiner Gewalt befinde, so wird der Mutter in Ansehung der Zurückbehaltung des Kindes dennoch der Vorzug gegeben; dies ist in den Decreten des Divus2424Die Nothwendigkeit, den Begriff Divus nicht völlig übergehen zu dürfen, und die Berücksichtigung des Unterschieds zwischen Kaiser und Divus, veranlassen mich, in Ermangelung einer passenden Uebersetzung Divus fortan bezubehalten. Pius bestimmt worden; es erhielt es nemlich eine Mutter, wegen Nichtswürdigkeit des Vaters, dass sich der Sohn, unbeschadet der väterlichen Gewalt, bei ihr aufhalten durfte. 6Frauen, Prätextaten2525Praetextati heissen die Knaben vom 14. Jahre an, wo sie die toga praetexta, mit dem Purpurstreifen versehn, erhalten. (Pancirol. Thes. var. lect. I. 15. Ed. Lugd. p. 28. und die diesem Alter Zunächststehenden befiehlt der Prätor bei diesem Interdicte einstweilen bei einer Hausmutter in Verwahrung zu geben; den Prätextaten zunächststehend nennt man Den, der das Alter der Mündigkeit soeben angetreten hat. Unter Hausmutter ist eine Frau von tadellosem Rufe zu verstehen.

Dig. 50,16,63Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. ‘Pe­nes te’ am­plius est quam ‘apud te’: nam apud te est, quod qua­li­ter­qua­li­ter a te te­n­ea­tur, pe­nes te est, quod quo­dam mo­do pos­si­de­tur.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,17,157Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ad ea, quae non ha­bent atro­ci­ta­tem fa­ci­no­ris vel sce­le­ris, ignos­ci­tur ser­vis, si vel do­mi­nis vel his, qui vi­ce do­mi­no­rum sunt, vel­uti tu­to­ri­bus et cu­ra­to­ri­bus ob­tem­pe­ra­ve­rint. 1Sem­per qui do­lo fe­cit, quo mi­nus ha­be­ret, pro eo ha­ben­dus est, ac si ha­be­ret. 2In con­trac­ti­bus suc­ces­so­res ex do­lo eo­rum, qui­bus suc­ces­se­runt, non tan­tum in id quod per­ve­nit, ve­rum et­iam in so­li­dum te­nen­tur, hoc est unus­quis­que pro ea par­te qua he­res est.

Übersetzung nicht erfasst.