Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.ed. LVIII
Ad edictum praetoris lib.Ulpiani Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro LVIII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6 (23,9 %)In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 2,6,4Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Qui duos ho­mi­nes in iu­di­cio sis­ti pro­mi­sit, si al­te­rum ex­hi­bet, al­te­rum non, ex pro­mis­sio­ne non vi­de­tur eos ste­tis­se, cum al­ter eo­rum non sit ex­hi­bi­tus.

Ulp. lib. LVIII. ad Edictum. Wer für zwei Menschen gebürgt, dass sie sich vor Gericht stellen würden, scheint sie dem Versprechen nach nicht gestellt zu haben, wenn er den einen stellt, den andern nicht; weil eben der andere nicht gestellt worden ist.

Dig. 39,5,17Idem li­bro quin­qua­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Si in sti­pu­la­tum iu­di­ca­tum no­va­tio­nis cau­sa de­duc­tum sit et sti­pu­la­tio do­na­tio­nis cau­sa ac­cep­to la­ta, di­cen­dum est lo­cum li­be­ra­tio­nem ha­be­re.

Idem lib. LVIII. ad Ed. Wenn eine zuerkannte Forderung der Erneuerung der Schuld halber in eine Stipulation verwandelt, und die Stipulation Schenkungswegen erlassen worden ist, so muss man behaupten, die Befreiung sei statthaft.

Dig. 42,1,4Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Si se non op­tu­lit pro­cu­ra­tor, iu­di­ca­ti ac­tio in eum de­ne­ga­bi­tur et in do­mi­num da­bi­tur: si se op­tu­lit, in ip­sum da­bi­tur. op­tu­lis­se au­tem se li­ti vi­de­tur non is, qui in rem suam pro­cu­ra­tor da­tus sit: nam hic alia ra­tio­ne re­cu­sa­re iu­di­ca­ti ac­tio­nem non pot­est, quia hic non in alie­nam, sed in suam rem pro­cu­ra­tor fac­tus est. 1Tu­tor quo­que vel cu­ra­tor in ea con­di­cio­ne sunt, ut non de­beant vi­de­ri se li­ti op­tu­lis­se, id­cir­co­que de­bet de­ne­ga­ri in eos iu­di­ca­ti ac­tio. 2Ac­tor mu­ni­ci­pum pot­est rem iu­di­ca­tam re­cu­sa­re: in mu­ni­ci­pes enim iu­di­ca­ti ac­tio da­bi­tur. 3Ait prae­tor: ‘con­dem­na­tus ut pe­cu­niam sol­vat’. a iu­di­ca­to er­go hoc ex­igi­tur, ut pe­cu­niam sol­vat. quid er­go, si sol­ve­re qui­dem pa­ra­tus non sit, sa­tis­fa­ce­re au­tem pa­ra­tus sit, quid di­ci­mus? et ait La­beo de­buis­se hoc quo­que ad­ici ‘ne­que eo no­mi­ne sa­tis­fa­ciat’: fie­ri enim pos­se, ut ido­neum ex­pro­mis­so­rem ha­beat. sed ra­tio pe­cu­niae ex­igen­dae haec fuit, quod no­lue­rit prae­tor ob­li­ga­tio­nes ex ob­li­ga­tio­ni­bus fie­ri: id­cir­co ait ‘ut pe­cu­nia sol­va­tur’. ex mag­na ta­men et ido­neo cau­sa ac­ce­den­dum erit ad La­beo­nis sen­ten­tiam. 4Si ex con­ven­tio­ne li­ti­gan­tium cau­tum sit post rem iu­di­ca­tam ei, cui quis con­dem­na­tus est, eve­niet, ut hic et re­ten­da­tur, si mo­do no­va­tio in­ter­ces­sit: ce­te­rum si non no­van­di cau­sa id fac­tum est, ma­ne­bit or­do ex­se­cu­tio­nis. sed et si pi­g­no­ra ac­cep­ta sint vel fi­de­ius­so­res in rem iu­di­ca­tam, con­se­quens erit di­ce­re non ces­sa­re ex­se­cu­tio­nem, quip­pe cum ac­ces­se­rit ali­quid rei iu­di­ca­tae, non sit a re iu­di­ca­ta re­ces­sum. idem ob­ser­van­dum est in eo, cu­ius pro­cu­ra­tor con­dem­na­tus est. 5Si quis con­dem­na­tus sit, ut in­tra cer­tos dies sol­vat, un­de ei tem­pus iu­di­ca­ti ac­tio­nis com­pu­ta­mus, utrum ex quo sen­ten­tia pro­la­ta est an ve­ro ex eo, ex quo dies sta­tu­tus prae­ter­iit? sed si qui­dem mi­no­rem diem sta­tue­rit iu­dex tem­po­re le­gi­ti­mo, re­ple­tur ex le­ge, quod sen­ten­tiae iu­di­cis de­est: sin au­tem am­plio­rem nu­me­rum die­rum sua de­fi­ni­tio­ne iu­dex am­ple­xus est, com­pu­ta­bi­tur reo et le­gi­ti­mum tem­pus et quod su­pra id iu­dex prae­sti­tit. 6Con­dem­na­tum ac­ci­pe­re de­be­mus eum, qui ri­te con­dem­na­tus est, ut sen­ten­tia va­leat: ce­te­rum si ali­qua ra­tio­ne sen­ten­tia nul­lius mo­men­ti sit, di­cen­dum est con­dem­na­tio­nis ver­bum non te­ne­re. 7Sol­vis­se ac­ci­pe­re de­be­mus non tan­tum eum, qui sol­vit, ve­rum om­nem om­ni­no, qui ea ob­li­ga­tio­ne li­be­ra­tus est, quae ex cau­sa iu­di­ca­ti de­scen­dit. 8Cel­sus scri­bit, si noxa­li con­dem­na­tus eum ser­vum, in quo usus fruc­tus alie­nus est, no­xae de­dis­ti, pos­se te­cum ad­huc agi iu­di­ca­ti: sed si usus fruc­tus in­ter­ie­rit, li­be­ra­ri ait.

Ulp. lib. LVIII. ad Ed. Wenn der Bevollmächtigte sich nicht zugedrängt hat, so wird die Klage aus dem rechtskräftigen Urtheil gegen ihn verweigert und gegen den Machtgeber zugelassen; hat er sich zugedrängt, so wird sie wider ihn gestattet11Auch dann aber nur in dem Fall, wenn nicht von seinem Machtgegner Cautio judicatum solvi bestellt ist, und er auch nicht geglaubt hat, dass dies der Fall sei. Fr. 61. de procuratoribus (III. 3.) Diese Erklärung scheint mir natürlicher, als die oben Th. I. S. 382. Note. 39. angeführte. S. u. §. 4. h. fr.. Dass er sich zum Streit zugedrängt habe, kann man aber nicht von Demjenigen sagen, der als in seiner eignen Sache (zu seinem eignen Besten) Vollmacht erhalten hat; denn dieser kann aus einer andern Ursache der Klage aus dem rechtskräftigen Urtheil nicht entgehen, weil er nicht in eines Andern, sondern in eigner Sache Bevollmächtigter worden ist22Vgl. das angef. fr. 61. de procur. et def.. 1Auch ein Vormund und ein Curator sind in solcher Stellung, dass man nicht sagen kann, sie haben sich zum Streit gedrängt; daher muss gegen sie33Für ihre Person und eignes Vermögen. die Klage aus dem rechtskräftigen Urtheil versagt werden. 2Der Geschäftsführer (Actor) einer Stadtgemeinheit kann der Klage aus dem Urtheil sich entziehen; denn diese wird gegen die Stadtgemeinheit (municipes) gestattet. 3Der Prätor sagt: dass der Verurtheilte das Geld zahle; von dem Verurtheilten wird also gefordert, dass er Geld zahle. Wie nun, wenn er nicht zu zahlen, aber Sicherheit (Deckung) zu geben erbötig ist: was ist da zu sagen? Labeo meint: es hätte hinzugefügt werden sollen: wenn er nicht deshalb Sicherheit leistet; denn es könne ja sein, dass er einen tüchtigen Bürgen stellte. Allein der Grund, weshalb Zahlung gefordert wird, ist, weil der Prätor nicht will, dass aus Verbindlichkeiten wieder Verbindlichkeiten hervorgehen, deshalb sagt er: dass das Geld bezahlt werde. Eines starken und triftigen Grunde wegen wird jedoch die Meinung des Labeo zu befolgen sein. 4Wenn vermöge Uebereinkunft der streitenden Parteien Demjenigen, zu dessen Vortheil der Andere verurtheilt ist, nach der rechtskräftigen Verurtheilung Sicherheit bestellt worden ist, wird ebenfalls die Folge sein, dass man44Mit der Strenge der Hülfsvollstreckung. nachlasse; vorausgesetzt nemlich, dass [damit] eine Neuerung (novatio) eingetreten sei; sonst, wenn es nicht in der Absicht, eine Neuerung zu machen, geschehen ist, so bleibt es bei der Ordnung der Vollstreckung. Auch wenn des Gegenstandes der Verurtheilung wegen Pfänder genommen oder Bürgen gestellt sind, wird man folgerecht sagen müssen, dass die Vollstreckung nicht wegfalle; da zur [Verbindlichkeit aus der] Rechtskraft des Urtheils etwas hinzugekommen, nicht aber davon abgegangen worden ist. Ebenso ist es bei Einem, dessen Bevollmächtigter verurtheilt worden ist, zu halten. 5Wenn Jemand verurtheilt ist, binnen einer gewissen Zahl von Tagen zu bezahlen: von Wo an ist ihm die Frist der Hülfsklage (tempus judicati actionis) zu rechnen? Von Zeit des gesprochenen Urtheils, oder von dem Zeitpunkte an, wo die bestimmte Frist verstrichen ist? Hat der Richter eine kürzere Frist bestimmt, als die gesetzliche Zeit55Er müsste denn ausdrücklich ausgesprochen haben, dass dies eine Verkürzung der gewöhnlichen Frist sein sollte, was aber selten geschah. S. fr. 2. h. t., so ist nach dem Gesetze zu ergänzen, was nach dem richterlichen Urtheil daran fehlt. Umfasst hingegen die Bestimmung des Richters eine grössere Zahl von Tagen, so wird dem Beklagten sowohl die gesetzliche Zeit, als die, welche der Richter darüber eingeräumt hat, zu Gute gerechnet. 6Verurtheilt ist [nur] Derjenige zu nennen, der ordnungsmässig66Von einem competenten Richter (fr. 1. §. ult. ad SC. Tertull. XXXVIII, 17.); in seiner, des Verurtheilten, Gegenwart (fr. 47. h. t.); nicht über den Antrag des Klägers hinaus (fr. 18. comm. divid. X. 3.); nicht gegen den klaren Inhalt der Gesetze (fr. 19. de appell. et relat. XLIX, 1.); nicht in eigner Sache des Richters (fr. 10. de jurisdict. II, 1.). Mehrere Erfordernisse sind erwähnt im Pandektentitel quae sententiae sine appellatione rescindantur (XLIX, 8.) und im Codextitel quando provocare non sit necesse (VII, 64.), so dass das Urtheil Gültigkeit hat, verurtheilt worden ist. Sobald hingegen das Urtheil aus irgend einer Ursache keine Kraft hat, so kann man das Wort Verurtheilung nicht zulässig achten. 7Erfüllt hat77Solvisse. — dies ist der Sinn des Wortes — nicht nur Der, welcher bezahlt hat88Solvit., sondern überhaupt Jeder, der von der Verbindlichkeit, die auf das rechtskräftige Urtheil sich gründet, befreit worden ist. 8Celsus schreibt, wenn du auf eine Schadenklage (actio noxalis) einen Sclaven, dessen Niessbrauch einem Andern zusteht, ausgeliefert habest (noxae dedisti), so könne noch aus dem Urtheil wider dich geklagt werden; sei aber der Niessbrauch erloschen, so seist du befreit.

Dig. 42,2,2Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Non fa­te­tur qui er­rat, ni­si ius igno­ra­vit.

Ulp. lib. LVIII. ad Ed. Wer irrt, gilt nicht als geständig, er müsste denn die Rechte nicht gekannt haben99D. h. er müsste denn aus Rechtsirrthum sich zu einer Verbindlichkeit bekannt haben, die aus den vorhandenen und ihm bekannten Thatsachen eigentlich nicht folgte. S. u. fr. 3. 5. 7..

Dig. 42,3,3Idem li­bro quin­qua­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Is, qui bo­nis ces­sit, an­te re­rum ven­di­tio­nem uti­que bo­nis suis non ca­ret: qua­re si pa­ra­tus fue­rit se de­fen­de­re, bo­na eius non ven­eunt.

Idem lib. LVIII. ad Ed. Wer sein Vermögen abgetreten hat, hört bis zum Verkauf der [dazu gehörigen] Sachen nicht auf, dessen Eigenthümer zu sein; daher wird, wenn er sich zur Vertheidigung1010D. i. zur Ausführung, dass er seine Gläubiger zu befriedigen im Stande sei. S. das folgende fr. 5. erbietet, zum Verkauf (zur Gant) nicht geschritten.

Dig. 50,16,43Idem li­bro quin­qua­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Ver­bo ‘vic­tus’ con­ti­nen­tur, quae es­ui po­tui­que cul­tui­que cor­po­ris quae­que ad vi­ven­dum ho­mi­ni ne­ces­sa­ria sunt. ves­tem quo­que vic­tus ha­be­re vi­cem La­beo ait:

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,16,45Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. In ‘stra­tu’ om­ne ves­ti­men­tum con­ti­ne­ri quod in­icia­tur La­beo ait: ne­que enim du­bium est, quin stra­gu­la ves­tis sit om­ne pal­lium, περίστρωμα. in vic­tu er­go ves­tem ac­ci­pie­mus non stra­gu­lam, in stra­tu om­nem stra­gu­lam ves­tem.

Übersetzung nicht erfasst.