Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.ed. LV
Ad edictum praetoris lib.Ulpiani Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro LV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12 (22,4 %)De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 7,7,6Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Cum de ser­vi ope­ris ar­ti­fi­cis agi­tur, pro mo­do re­sti­tuen­dae sunt, sed me­dias­ti­ni se­cun­dum mi­nis­te­rium: et ita Me­la scri­bit. 1Si mi­nor an­nis quin­que vel de­bi­lis ser­vus sit vel quis alius, cu­ius nul­la ope­ra es­se apud do­mi­num po­tuit, nul­la aes­ti­ma­tio fiet. 2Item vo­lup­ta­tis vel af­fec­tio­nis aes­ti­ma­tio non ha­be­bi­tur, vel­uti si di­le­xe­rit eum do­mi­nus aut in de­li­ciis ha­bue­rit. 3Ce­te­rum de­duc­tis ne­ces­sa­riis im­pen­sis fiet aes­ti­ma­tio.

Ulp. lib. LV. ad Ed. Wenn wegen [entzogener] Kunstleistungen eines Sclaven Klage erhoben worden, so muss in dieser Rücksicht Ersatz dafür geleistet werden; gemeine Sclaven [werden] hingegen nach ihren Dienstleistungen [beurtheilt]; so schreibt Mela. 1Ist ein Sclav unter fünf Jahr alt, oder immerwährend krank11Debilis, s. Brisson. h. v. oder sonst von der Art, dass er seinem Herrn keine Dienste leisten kann, so findet auch keine Schätzung Statt. 2Ebenso wenig findet eine Schätzung für Vergnügungen oder Neigungen Statt, z. B. wenn der Herr [einen Sclaven] lieb hatte, oder eine besondere Vorliebe für ihn hegte. 3Uebrigens geschieht die Schätzung mit Abzug der nothwendigen Kosten.

Dig. 39,4,1Ul­pia­nus li­bro quin­qua­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Prae­tor ait: ‘Quod pu­bli­ca­nus eius pu­bli­ci no­mi­ne vi ad­eme­rit quod­ve fa­mi­lia pu­bli­ca­no­rum, si id re­sti­tu­tum non erit, in du­plum aut, si post an­num age­tur, in sim­plum iu­di­cium da­bo. item si dam­num in­iu­ria fur­tum­ve fac­tum es­se di­ce­tur, iu­di­cium da­bo. si id ad quos ea res per­ti­ne­bit non ex­hi­be­bi­tur, in do­mi­nos si­ne no­xae de­di­tio­ne iu­di­cium da­bo’. 1Hic ti­tu­lus ad pu­bli­ca­nos per­ti­net. pu­bli­ca­ni au­tem sunt, qui pu­bli­co fruun­tur (nam in­de no­men ha­bent), si­ve fis­co vec­ti­gal pen­dant vel tri­bu­tum con­se­quan­tur: et om­nes, qui quod a fis­co con­du­cunt, rec­te ap­pel­lan­tur pu­bli­ca­ni. 2Di­xe­rit ali­quis: quid uti­que hoc edic­tum pro­pos­i­tum est, qua­si non et ali­bi prae­tor pro­vi­de­rit fur­tis dam­nis vi rap­tis? sed e re pu­ta­vit et spe­cia­li­ter ad­ver­sus pu­bli­ca­nos edic­tum pro­po­ne­re. 3Quod qui­dem edic­tum in ali­qua par­te mi­tius est, quip­pe cum in du­plum da­tur, cum vi bo­no­rum rap­to­rum in qua­dru­plum sit et fur­ti ma­ni­fes­ti ae­que in qua­dru­plum, 4et re­sti­tuen­di fa­cul­tas pu­bli­ca­no vi ab­rep­tum da­tur, quod si fe­ce­rit, om­ni one­re ex­ui­tur et poe­na­li ac­tio­ne ex hac par­te edic­ti li­be­ra­tur. un­de quae­ri­tur, si quis ve­lit cum pu­bli­ca­no non ex hoc edic­to, sed ex ge­ne­ra­li vi bo­no­rum rap­to­rum, dam­ni in­iu­riae vel fur­ti age­re, an pos­sit? et pla­cet pos­se, id­que Pom­po­nius quo­que scri­bit: est enim ab­sur­dum me­lio­rem es­se pu­bli­ca­no­rum cau­sam quam ce­te­ro­rum ef­fec­tam opi­na­ri. 5Fa­mi­liae no­men hic non tan­tum ad ser­vos pu­bli­ca­no­rum re­fe­re­mus, ve­rum et qui in nu­me­ro fa­mi­lia­rum sunt pu­bli­ca­ni, si­ve igi­tur li­be­ri sint si­ve ser­vi alie­ni, qui pu­bli­ca­nis in eo vec­ti­ga­li mi­nis­trant, hoc edic­to con­ti­ne­bun­tur. pro­in­de et si ser­vus pu­bli­ca­ni ra­puit, non ta­men in ea fa­mi­lia con­sti­tu­tus, quae pu­bli­co vec­ti­ga­li mi­nis­trat, hoc edic­tum ces­sa­bit. 6Quod no­vis­si­me prae­tor ait ‘si hi non ex­hi­be­bun­tur, in do­mi­nos si­ne no­xae de­di­tio­ne iu­di­cium da­bo’, hoc pro­prium est hu­ius edic­ti, quod, si non ex­hi­bean­tur ser­vi, com­pe­tit iu­di­cium si­ne no­xae de­di­tio­ne, si­ve ha­beant eos in po­tes­ta­te si­ve non, si­ve pos­sint ex­hi­be­re si­ve non pos­sint,

Ulp. lib. LV. ad Ed. Der Prätor sagt: „Was ein Staatspächter oder ein Anderer in des Staatspächters Namen22Nach der Lesart ejus publici nomine Cujac. (ὀνόματι τοῦ τέλους, Basilic.)Der Sinn der andern Lesart: „Seu alius publicani nomine,“ ist von selbst klar., mit Gewalt [Jemandem] abgenommen, oder die Familie der Staatspächter, dafür werde ich, wenn es nicht zurückerstattet worden, eine Klage auf das Doppelte, oder, wenn nach Jahresfrist geklagt werden wird, auf das Einfache ertheilen. Ebenso werde ich eine Klage ertheilen, wenn [bei der Zollerhebung] ein widerrechtlicher Schaden oder Diebstahl verübt worden zu sein angegeben werden wird. Werden andiejenigen (Sclaven)33Nach der Lesart: Si ii, ad quos ea res pertinebit, non exhibebuntur., welche die Sache geht, nicht vorgezeigt, so werde ich eine Klage gegen die Herren ertheilen, ohne dass diese von der Auslieferung an Schadens Statt Gebrauch machen dürfen. 1Dieser Titel hat auf die Staatspächter Bezug. Staatspächter sind aber Diejenigen, welche das öffentliche Einkommen beziehen, — denn daher haben sie den Namen, — sie mögen solches an den öffentlichen Schatz wiederabliefern, oder es für eigene Rechnung erheben; auch Alle, die etwas mit Recht vom Fiscus pachten, werden mit Recht Staatspächter genannt. 2Es könnte Jemand sagen, wozu denn überhaupt dieses Edict erlassen sei? als ob der Prätor nicht auch sonst den Diebstahlen, den [widerrechtlichen] Schadenstiftungen und dem Raube vorgebeugt habe? Er hielt es aber für nützlich, gegen die Staatspächter auch insbesondere ein Edict ergehen zu lassen. 3Dieses Edict ist einestheils milder: da es nemlich auf das Doppelte verliehen ist, während die Klage wegen Raubes auf das Vierfache geht, und die wegen öffentlichen Diebstahls gleichfalls auf das Vierfache. 4Dem Staatspächter ist auch die Befugniss ertheilt, das widerrechtlich Erpresste zurückzuerstatten: hat er dies gethan, so wird derselbe aller Verbindlichkeit entledigt, und von der Strafklage aus diesem Theile des Edicts frei. Deshalb fragt es sich, wenn Jemand wider einen Staatspächter nicht aus diesem Edicte, sondern überhaupt wegen Raubes, widerrechtlicher Schadenstiftung oder Diebstahls klagen wolle, ob er es könne? Die Meinung ist, er könne es: es schreibt dies auch Pomponius; denn es ist ungereimt, anzunehmen, dass [durch dieses Edict] der Standpunkt der Staatspächter besser, als jener der Uebrigen geworden sei. 5Den Namen „Familie“ müssen wir hier nicht blos auf die Sclaven der Staatspächter beziehen, sondern auch auf Diejenigen, welche zu der Zahl der Familiaren des Staatspächters gehören. Es mögen also Kinder [der Staatspächter] sein, oder fremde Sclaven, welche den Staatspächtern bei [Erhebung] des Zolles Dienste leisten, so werden sie in diesem Edicte begriffen sein. Wenn aber ein Sclave eines Staatspächters, der jedoch nicht zu jener Familie gehört, die den öffentlichen Zoll erhebt, einen Raub verübt hat, so findet dieses Edict nicht Statt. 6Was der Prätor zuletzt sagt: „Wenn diese [Sclaven] nicht vorgezeigt werden, so werde ich eine Klage gegen die Herren ertheilen, ohne dass dieselben von der Auslieferung an Schadens Statt Gebrauch machen dürfen,“ ist eine Eigenthümlichkeit dieses Edicts. Werden die Sclaven nicht vorgezeigt, so findet die Klage Statt, ohne dass die Auslieferung an Schadens Statt [von Seite der Herren] zulässig wäre; diese mögen solche in ihrer Gewalt haben, oder nicht; herausgeben können oder nicht.

Dig. 39,4,3Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. cum, si ex­hi­buis­sent, noxa­li iu­di­cio con­ve­ni­ren­tur. id­cir­co au­tem tam du­ra con­di­cio eo­rum ef­fec­ta est, quia de­bent bo­nos ser­vos ad hoc mi­nis­te­rium eli­ge­re. 1Quod ait ‘in do­mi­nos’, sic ac­ci­pien­dum est ‘in so­cios vec­ti­ga­lis’, li­cet do­mi­ni non sint. 2An­te au­tem ac­to­rem di­ce­re opor­tet, quem vel quos de­si­de­ret ex­hi­be­ri, ut, si non ex­hi­bean­tur, hinc aga­tur. sed si di­ca­tur: ‘ex­hi­be om­nes, ut pos­sim di­nos­ce­re quis sit’, pu­to au­dien­dum. 3Si plu­res ser­vi id fur­tum vel dam­num ad­mi­se­rint, hoc de­bet ser­va­ri, ut, si tan­tum prae­ste­tur, quan­tum, si unus li­ber fe­cis­set, ab­so­lu­tio fiat.

Ulp. lib. LV. ad Ed. da dieselben, wenn sie diese vorgezeigt hätten, mit der Noxalklage belangt werden würden. Es ist aber darum ihre Stellung so erschwert worden, weil sie zu diesem Dienste gute Sclaven auswählen müssen. 1Der Ausdruck „gegen die Herren“ ist auch so zu verstehen, gegen die Zolltheilhaber, wenn solche gleich nicht die Herren [der Sclaven] sind. 2Zuvor aber muss der Kläger sagen, wen, oder welche [Sclaven] er vorgezeigt haben wolle, so dass, wenn die Vorzeigung nicht erfolgt, aus diesem Edicte Klage gestellt wird. Wenn er aber sagt: Zeige sie alle vor, damit ich unterscheiden kann, welcher es sei, so muss ihm, nach meiner Meinung, gewillfahrt werden. 3Haben mehrere Sclaven den Diebstahl, oder die Beschädigung vollführt, so muss es so gehalten werden, dass, wenn so viel Ersatz geleistet wird, als wenn sie Ein Freier verübt hätte, die Freisprechung erfolgt.

Dig. 40,12,8Idem li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Co­gni­tio de li­be­ra­li cau­sa usu­fruc­tua­rio da­tur, et­iam­si do­mi­nus quo­que ve­lit, hoc est qui se do­mi­num di­cit, mo­ve­re sta­tus con­tro­ver­siam. 1Si plu­res si­bi do­mi­nium ser­vi vin­di­cant di­cen­tes es­se com­mu­nem, ad eun­dem iu­di­cem mit­ten­di erunt: et ita se­na­tus cen­suit. ce­te­rum si unus­quis­que suum es­se in so­li­dum, non in par­tem di­cat, ces­sat se­na­tus con­sul­tum: ne­que enim ti­mor est, ne va­rie iu­di­ce­tur, cum unus­quis­que so­li­dum do­mi­nium si­bi vin­di­cet. 2Sed et si al­ter usum fruc­tum to­tum, al­ter pro­prie­ta­tem ser­vi vin­di­cet, item si al­ter do­mi­nium, al­ter pig­ne­ra­tum si­bi di­cat, idem iu­dex erit: et par­vi re­fert, ab eo­dem an ab alio ei pig­ne­ri da­tus sit.

Ulp. lib. LV. ad Ed. Die Klage in einer Freiheitssache wird dem Niessbraucher [des angeblichen Sclaven] gegeben, wenn auch der Herr, das heisst Der, welcher behauptet, dass er Herr sei, den Streit über den Rechtszustand des Sclaven erheben will. 1Wenn Mehrere die Herrschaft über einen Sclaven in Anspruch nehmen, indem sie behaupten, dass er ein gemeinschaftlicher sei, so müssen sie an einen und denselben Richter geschickt werden; und so hat der Senat verordnet. Sonst wenn ein Jeder behaupten sollte, dass derselbe aufs Ganze, nicht auf einen Theil sein sei, so fällt der Senatsschluss weg, denn es findet keine Besorgniss Statt, dass verschieden geurtheilt werden möchte, da ein Jeder sich die ganze Herrschaft anmasst. 2Aber auch, wenn der Eine nur den Niessbrauch, der Andere das blosse Eigenthum an dem Sclaven in Anspruch nimmt, desgleichen wenn der Eine behauptet, dass er in seinem Eigenthume, der Andere, dass er ihm verpfändet sei, wird ein und derselbe Richter sein, und es macht nichts aus, ob der Sclave dem Letzteren vom Erstern, oder von einem Anderen zum Pfande gegeben worden sei.

Dig. 40,12,10Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Quod au­tem di­xi­mus ‘in li­ber­ta­te fuis­se’ sic est ac­ci­pien­dum non ut se li­be­rum do­ceat is, qui li­be­ra­le iu­di­cium pa­ti­tur, sed in pos­ses­sio­ne li­ber­ta­tis si­ne do­lo ma­lo fuis­se. quid sit au­tem ‘si­ne do­lo ma­lo fuis­se’, vi­dea­mus. nam Iu­lia­nus ait om­nes, qui se li­be­ros pu­tant, si­ne do­lo ma­lo in li­ber­ta­te fuis­se, si mo­do se pro li­be­ris ge­rant, quam­vis ser­vi sint. Va­rus au­tem scri­bit eum, qui se li­be­rum sciat, dum in fu­ga sit, non vi­de­ri si­ne do­lo ma­lo in li­ber­ta­te es­se: sed si­mul at­que de­sie­rit qua­si fu­gi­ti­vus se ce­la­re et pro li­be­ro age­re, tunc in­ci­pe­re si­ne do­lo ma­lo in li­ber­ta­te es­se: et­enim ait eum, qui scit se li­be­rum, de­in­de pro fu­gi­ti­vo agit, hoc ip­so, quod in fu­ga sit, pro ser­vo age­re,

Ulp. lib. LV. ad Ed. Wenn wir aber gesagt haben: sich in der Freiheit befunden habe, so ist dies so zu verstehen, nicht dass Der, welcher in einen Freiheitsstreit verwickelt wird, darthue, dass er frei sei, sondern dass er sich ohne Arglist im Besitze der Freiheit befunden habe. Was heisst das aber, sich ohne Arglist befunden haben? Julianus sagt, dass Alle, welche sich für frei halten, sich ohne Arglist in der Freiheit befunden haben, wenn sie sich nur als Freie benehmen, obwohl sie Sclaven sind. Varus aber schreibt: dass Derjenige, welcher wisse, dass er frei sei, so lange er auf der Flucht sei, sich nicht ohne Arglist in der Freiheit zu befinden scheine, sondern erst dann, wenn er aufgehört habe, sich als ein Flüchtling zu verbergen, und als Freier handle, fange er an, sich ohne Arglist in der Freiheit zu befinden; denn er sagt: Derjenige, welcher weiss, dass er frei ist, aber als Flüchtling handelt, benimmt sich gerade dadurch, dass er auf der Flucht ist, als Sclave.

Dig. 40,12,12Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Igi­tur scien­dum est et li­be­rum pos­se do­lo ma­lo in li­ber­ta­te es­se et ser­vum pos­se si­ne do­lo ma­lo in li­ber­ta­te es­se. 1In­fans sub­rep­tus bo­na fi­de in ser­vi­tu­te fuit, cum li­ber es­set, de­in­de, cum de sta­tu igna­rus es­set, re­ces­sit et clam in li­ber­ta­te mo­ra­ri coe­pit: hic non si­ne do­lo ma­lo in li­ber­ta­te mo­ra­tur. 2Pot­est et ser­vus si­ne do­lo ma­lo in li­ber­ta­te mo­ra­ri, ut pu­ta tes­ta­men­to ac­ce­pit li­ber­ta­tem, quod nul­lius mo­men­ti es­se igno­rat, vel vin­dic­ta ei im­po­si­ta est ab eo, quem do­mi­num es­se pu­ta­vit, cum non es­set, vel edu­ca­tus est qua­si li­ber, cum ser­vus es­set. 3Et ge­ne­ra­li­ter di­cen­dum est, quo­tiens quis ius­tis ra­tio­ni­bus duc­tus vel non ius­tis, si­ne cal­li­di­ta­te ta­men pu­ta­vit se li­be­rum et in li­ber­ta­te mo­ra­tus est, di­cen­dum est hunc in ea cau­sa es­se, ut si­ne do­lo ma­lo in li­ber­ta­te fue­rit at­que id­eo pos­ses­so­ris com­mo­do frua­tur. 4Pro­ba­tio au­tem ad id tem­pus re­fe­re­tur, cum si­ne do­lo ma­lo in li­ber­ta­te fue­rit, quo pri­mum in ius ad­itum est. 5Si ope­rae ali­cui de­bean­tur, is quo­que li­be­ra­li iu­di­cio ex­per­i­ri pot­est. 6Si quod dam­num mi­hi de­de­rit, qui ad li­ber­ta­tem pro­cla­mat, il­lo tem­po­re, quo bo­na fi­de mi­hi ser­vie­bat, vel­uti si ego bo­na fi­de do­mi­nus noxa­li iu­di­cio con­ven­tus et con­dem­na­tus li­tis aes­ti­ma­tio­nem pro eo op­tu­li: in id mi­hi con­dem­na­bi­tur.

Ulp. lib. LV. ad Ed. Daher muss man wissen, dass sowohl ein Freier sich mit Arglist in der Freiheit, als ein Sclave ohne Arglist sich in der Freiheit befinden könne. 1Ein entwendetes Kind hat sich in gutem Glauben in der Sclaverei befunden, während es doch frei war; sodann hat es sich, unkundig über seinen Rechtszustand, entfernt, und angefangen, heimlich sich in der Freiheit zu befinden; dieses befindet sich nicht ohne Arglist in der Freiheit. 2Es kann sich auch ein Sclave ohne Arglist in der Freiheit befinden, z. B. er hat in einem Testamente die Freiheit erhalten, von welchem er nicht weiss, dass es von keiner Gültigkeit sei, oder es ist ihm der Stab von Demjenigen auferlegt worden, welchen er für seinen Herrn gehalten hat, während er es nicht war, oder er ist als ein Freier erzogen worden, während er Sclave war. 3Man kann im Allgemeinen die Regel aufstellen, dass, so oft Jemand durch rechtmässige Gründe verleitet, oder durch unrechtmässige, jedoch ohne Verschlagenheit sich für frei gehalten und in der Freiheit befunden hat, er in der Lage sei, dass er sich ohne Arglist in der Freiheit befunden habe, und darum den Vortheil des Beklagten geniesse. 4Der Beweis aber wird, wenn er sich ohne Arglist in der Freiheit befunden hat, auf die Zeit bezogen werden, zu welcher man zuerst vor Gericht gegangen ist. 5Wem Dienste gebühren, der kann auch einen Rechtsstreit über die Freiheit beginnen. 6Wenn Der, welcher auf die Freiheit Anspruch erhebt, während der Zeit, dass er mir in gutem Glauben als Sclave diente, mir einen Schaden zugefügt hat, z. B. wenn ich, als sein Herr, im guten Glauben, mit einer Noxalklage belangt und verurtheilt für ihn die Streitwürderung bezahlt habe, so wird er mir dazu verurtheilt werden.

Dig. 40,12,14Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Rec­tis­si­me prae­tor cal­li­di­ta­ti eo­rum, qui, cum se li­be­ros sci­rent, do­lo ma­lo pas­si sunt se pro ser­vis ve­num da­ri, oc­cur­rit. 1De­dit enim in eos ac­tio­nem, quae ac­tio to­tiens lo­cum ha­bet, quo­tiens non est in ea cau­sa is qui se venire pas­sus est, ut ei ad li­ber­ta­tem pro­cla­ma­tio de­ne­ge­tur. 2Do­lo au­tem non eum fe­cis­se ac­ci­pi­mus, qui non ul­tro in­stru­xit emp­to­rem, sed qui de­ce­pit:

Ulp. lib. LV. ad Ed. Mit vollem Rechte begegnet der Prätor der Verschlagenheit Derjenigen, welche, da sie wussten, dass sie frei seien, sich haben als Sclaven verkaufen lassen; denn er hat eine Klage gegen sie ertheilt. 1Und diese Klage hat allemal dann Statt, wenn sich Der, welcher sich hat verkaufen lassen, nicht in der Lage befindet, dass ihm die Berufung auf die Freiheit versagt wird. 2Wir nehmen aber an, dass nicht Der mit Arglist gehandelt habe, welcher den Käufer nicht von selbst unterrichtet hat, sondern Der, welcher [denselben] betrogen hat44Nach der Florent. Lesart, welche auch durch die Basil. XLVIII. 8. 14. bestätigt wird.,

Dig. 40,12,16Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. im­mo eum, qui fin­xit se ser­vum et sic ven­iit de­ci­pien­di emp­to­ris cau­sa. 1Si ta­men vi me­tu­que com­pul­sus fuit hic qui dis­trac­tus est, di­ce­mus eum do­lo ca­re­re. 2Tunc ha­bet emp­tor hanc ac­tio­nem, cum li­be­rum es­se ne­sci­ret: nam si scit li­be­rum et sic emit, ip­se se cir­cum­ve­nit. 3Qua­re si fi­lius fa­mi­lias emit, si qui­dem ip­se scit, pa­ter igno­ra­vit, non ad­quisiit pa­tri ac­tio­nem: hoc si pe­cu­lia­ri no­mi­ne ege­rit. ce­te­rum si pa­tre man­dan­te, hic quae­ri­tur, an fi­lii scien­tia no­ceat: et pu­to ad­huc no­ce­re, quem­ad­mo­dum pro­cu­ra­to­ris no­cet. 4Pla­ne si fi­lius igno­ra­vit, pa­ter scit, ad­huc di­co re­pel­len­dum pa­trem, et­iam­si pe­cu­lia­ri no­mi­ne fi­lius emit, si mo­do pa­ter prae­sens fuit po­tuit­que fi­lium eme­re pro­hi­be­re.

Ulp. lib. LV. ad Ed. jedoch auch Der, welcher sich gestellt hat, als sei er Sclave, und so, um den Käufer zu betrügen, verkauft worden ist. 1Wenn jedoch Der, welcher verkauft worden ist, durch Gewalt oder Furcht genöthigt worden ist, so werden wir sagen, dass er von Arglist frei sei. 2Der Käufer hat dann diese Klage, wenn er nicht wusste, dass [der Andere] frei sei; denn wenn er es weiss, und ihn doch kauft, so hintergeht er sich selbst. 3Wenn daher ein Haussohn gekauft hat, so hat er, wenn er selbst es weiss, der Vater aber es nicht gewusst hat, dem Vater die Klage nicht erworben. So, wenn er Namens des Sondergutes gehandelt hat; sonst, wenn im Auftrag des Vaters, so fragt es sich, ob das Wissen des Sohnes schade? Und ich glaube noch, dass es schade, ebenso wie das des Geschäftsbesorgers schadet. 4Wenn freilich der Sohn es nicht gewusst hat, der Vater es aber weiss, so behaupte ich doch noch, dass der Vater zurückzuweisen sei, auch wenn der Sohn Namens des Sondergutes gekauft hat, sobald nur der Vater gegenwärtig gewesen ist, und den Sohn vom Kauf hat abhalten können.

Dig. 40,12,18Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. In tan­tum er­go te­ne­tur, quan­tum de­dit vel in quan­tum ob­li­ga­tus est, sci­li­cet in du­plum. 1Sed utrum pre­tium tan­tum an et­iam id quod pre­tio ac­ces­sit du­pli­ce­tur, vi­dea­mus. et pu­tem om­ne om­ni­no, quod prop­ter emp­tio­nem vel de­dit.

Ulp. lib. LV. ad Ed. [Der Käufer] ist also auf so viel gehalten, als er gegeben hat, oder auf wie viel er verbindlich geworden ist, und zwar auf das Doppelte. 1Ob aber blos der Preis, oder auch Das, was zu dem Preise hinzugekommen ist, verdoppelt werde, wollen wir sehen. Ich möchte glauben, dass überhaupt Alles, was er wegen des Kaufes entweder gegeben,

Dig. 40,12,20Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. vel ob­li­ga­tus est, du­pla­ri de­be­re. 1Pro­in­de si quid cui­dam ob hanc ac­tio­nem li­ci­to iu­re de­dit, di­cen­dum est in hoc edic­tum ca­de­re du­pla­ri­ve. 2Ob­li­ga­tum vel ip­si ven­di­to­ri ac­ci­pe­re de­be­mus vel alii ob­li­ga­tum: nam quod de­dit, si­ve ip­si ven­di­to­ri si­ve alii ex ius­su eius si­ve ip­se si­ve alius de­de­rit, ae­que con­ti­ne­bi­tur. 3Ob­li­ga­tum ac­ci­pe­re de­be­mus, si ex­cep­tio­ne se tue­ri non pot­est: ce­te­rum si pot­est, di­cen­dum non es­se ob­li­ga­tum. 4In­ter­dum eve­nit, ut is qui com­pa­ra­vit ha­beat in qua­dru­plum ac­tio­nem: nam in ip­sum qui­dem, qui sciens pro ser­vo ven­iit, hinc ha­bet in du­plum ac­tio­nem et prae­ter­ea in ven­di­to­rem vel eum, qui du­plam pro­mi­sit, in du­plum ac­tio est,

Ulp. lib. LV. ad Ed. oder auf was er verbindlich geworden ist, verdoppelt werden müsse. 1Deshalb ist, wenn er Einem Etwas wegen dieser Klage rechtlich erlaubterweise gegeben hat, zu sagen, dass es unter dieses Edict falle und verdoppelt werde. 2Als verbindlich geworden müssen wir Den ansehen, welcher entweder dem Verkäufer selbst, oder einem Andern verbindlich geworden ist. Denn was er gegeben hat, sei es dem Verkäufer selbst, oder einem Andern auf das Geheiss desselben, möge er es selbst, oder ein Anderer gegeben haben, wird auf gleiche Weise darunter begriffen sein. 3Als verbindlich geworden müssen wir ihn dann ansehen, wenn er sich durch keine Einrede schützen kann; sonst, wenn er es kann, so muss man sagen, dass er nicht verbindlich geworden sei. 4Zuweilen trägt es sich zu, dass Der, welcher den Sclaven gekauft hat, eine Klage aufs Vierfache erhält; denn gegen Den selbst, welcher wissentlich als Sclave verkauft worden ist, hat er diese Klage auf das Doppelte, und ausserdem findet gegen den Verkäufer, oder Den, welcher das Doppelte versprochen hat55Auf den Fall der Entwährung. S. tit. D. de evict. 21. 2., eine Klage auf das Doppelte Statt;

Dig. 40,12,22Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Non so­lus au­tem emp­tor, sed et suc­ces­so­res eius hac in fac­tum ac­tio­ne age­re pot­erunt. 1Eme­re sic ac­ci­pie­mus, et­iam­si per alium quis eme­rit, ut pu­ta pro­cu­ra­to­rem. 2Sed et si plu­res eme­rint, om­nes ha­be­bunt hanc ac­tio­nem, sic ta­men, ut, si qui­dem pro par­ti­bus eme­rint, pro par­te pre­tii ha­beant ac­tio­nem: enim­ve­ro si unus­quis­que in so­li­dum, quis­que in so­li­dum ha­beat ac­tio­nem. nec al­te­rius scien­tia al­te­ri no­ce­bit, vel igno­ran­tia prod­erit. 3Si eum li­be­rum es­se emp­tor ne­sciit, post­ea au­tem sci­re coe­pit, hoc ei non no­ce­bit, quia tunc igno­ra­vit. sed si tunc sciit, post­ea du­bi­ta­re coe­pit, ni­hi­lum prod­erit. 4He­redi et ce­te­ris suc­ces­so­ri­bus scien­tia sua ni­hil no­cet, igno­ran­tia ni­hil prod­est. 5Sed si per pro­cu­ra­to­rem scien­tem quis eme­rit, ei no­cet, sic­uti tu­to­ris quo­que no­ce­re La­beo pu­tat. 6Haec ac­tio post an­num non da­tur, cum sit ho­no­ra­ria: est au­tem et poe­na­lis.

Ulp. lib. LV. ad Ed. Nicht aber blos der Käufer, sondern auch die Nachfolger desselben werden mit dieser Klage auf das Geschehene klagen können. 1Kaufen werden wir so verstehen, auch wenn Jemand durch einen Andern gekauft hat, z. B. durch einen Geschäftsbesorger. 2Aber auch wenn Mehrere gekauft haben, werden Alle diese Klage haben, so jedoch, dass, wenn sie zu Theilen gekauft haben, sie nach Verhältniss des Theiles am Preise die Klage haben; wenn aber ein Jeder aufs Ganze gekauft hat, so wird Jeder die Klage aufs Ganze haben, auch wird das Wissen des Einen nicht dem Andern schaden, oder das Nichtwissen nützen. 3Wenn der Käufer nicht gewusst hat, dass [der Gekaufte] frei sei, nachher aber es erfahren hat, so wird ihm dies nicht schaden, weil er es damals nicht gewusst hat. Aber wenn er es damals gewusst, [aber] nachher angefangen hat, daran zu zweifeln, so wird es ihm gar nichts nützen. 4Sowohl dem Erben, als den übrigen Nachfolgern schadet ihr Wissen nichts, und nützt ihr Nichtwissen nichts. 5Aber wenn Jemand durch einen Geschäftsbesorger, welcher es weiss, gekauft hat, so schadet es ihm, sowie Labeo glaubt, dass auch das Wissen des Vormunds schade. 6Diese Klage wird nach einem Jahre nicht gegeben, da sie eine honorarische ist, sie ist aber auch eine Strafklage.

Dig. 50,17,163Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Cui ius est do­nan­di, ei­dem et ven­den­di et con­ce­den­di ius est.

Übersetzung nicht erfasst.