Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.ed. LIV
Ad edictum praetoris lib.Ulpiani Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro LIV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12 (16,8 %)De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 40,12,1Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si quan­do is, qui in pos­ses­sio­ne ser­vi­tu­tis con­sti­tu­tus est, li­ti­ga­re de con­di­cio­ne sua non pa­ti­tur, quod for­te si­bi suo­que ge­ne­ri vel­let ali­quam in­iu­riam in­fer­re, in hoc ca­su ae­quum est qui­bus­dam per­so­nis da­ri li­cen­tiam pro eo li­ti­ga­re: ut pu­ta pa­ren­ti, qui di­cat fi­lium in sua po­tes­ta­te es­se: nam et­iam­si no­lit fi­lius, pro eo li­ti­ga­bit. sed et si in po­tes­ta­te non sit, pa­ren­ti da­bi­tur hoc ius, quia sem­per pa­ren­tis in­ter­est fi­lium ser­vi­tu­tem non sub­ire. 1Ver­sa et­iam vi­ce di­ce­mus li­be­ris pa­ren­tium et­iam in­vi­to­rum ean­dem fa­cul­ta­tem da­ri: ne­que enim mo­di­ca fi­lii igno­mi­nia est, si pa­ren­tem ser­vum ha­beat. 2Id­cir­co vi­sum est co­gna­tis et­iam hoc da­ri de­be­re,

Ulp. lib. LIV. ad Ed. Wenn etwa Jemand, der sich im Zustande der Sclaverei befindet, über seine Lage zu streiten nicht gestattet, weil er vielleicht will, dass ihm und seinem Geschlechte ein Unrecht zugefügt werde, so ist es in diesem Falle billig, dass gewissen Personen die Erlaubniss gegeben werde, für ihn zu streiten, z. B. seinem Vater, welcher behauptete, dass sein Sohn sich in seiner Gewalt befinde; denn auch, wenn der Sohn nicht will, so wird [der Vater doch] für ihn streiten. Aber auch, wenn er in Niemandes Gewalt steht, so wird doch dem Vater dieses Recht gegeben werden, weil immer dem Vater daran gelegen ist, dass sein Sohn die Sclaverei nicht erleide. 1Auch umgekehrt werden wir sagen, dass den Kindern [solcher] Eltern, auch wenn diese es nicht wollen, dieselbe Befugniss gegeben werde; denn es ist ja keine unbedeutende Schande für einen Sohn, wenn er einen Sclaven zum Vater hat. 2Darum hat man angenommen, dass auch den Verwandten das Recht gegeben werden müsse,

Dig. 40,12,3Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Am­plius pu­to na­tu­ra­li­bus quo­que hoc idem prae­stan­dum, ut pa­rens fi­lium in ser­vi­tu­te quae­si­tum et ma­nu­mis­sum pos­sit in li­ber­ta­tem vin­di­ca­re. 1Mi­li­ti et­iam pro ne­ces­sa­riis si­bi per­so­nis de li­ber­ta­te li­ti­ga­re per­mit­ti­tur. 2Cum ve­ro ta­lis ne­mo alius est, qui pro eo li­ti­get, tunc ne­ces­sa­rium est da­ri fa­cul­ta­tem et­iam ma­tri vel fi­lia­bus vel so­ro­ri­bus eius ce­te­ris­que mu­lie­ri­bus quae de co­gna­tio­ne sunt vel et­iam uxo­ri ad­ire prae­to­rem et hoc in­di­ca­re, ut cau­sa co­gni­ta et in­vi­to ei suc­cur­ra­tur. 3Sed et si li­ber­tum meum vel li­ber­tam di­cam, idem erit di­cen­dum.

Ulp. lib. LIV. ad Ed. Ferner glaube ich, dass auch natürlichen Verwandten eben dieses [Recht] zu gewähren sei, so dass ein Vater seinen in der Sclaverei erzeugten und freigelassenen Sohn in die Freiheit fordern könne. 1Einem Soldaten wird es erlaubt, auch für ihm nahe verwandte Personen für die Freiheit zu streiten. 2Wenn aber sonst Niemand vorhanden ist, welcher für ihn streiten kann, dann ist es nothwendig, dass auch der Mutter, oder den Töchtern, oder den Schwestern desselben, und den übrigen Frauenspersonen, welche zur Verwandtschaft gehören, oder auch seiner Ehefrau die Befugniss gegeben werde, den Prätor anzugehen, und dies anzuzeigen, damit nach Untersuchung der Sache demselben auch wider Willen geholfen werde. 3Aber auch, wenn ich behaupte, dass Jemand mein Freigelassener oder meine Freigelassene sei, wird dasselbe zu sagen sein.

Dig. 40,12,5Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. In­ter­est enim nos­tra li­ber­tos li­ber­tas­que ha­be­re. 1Quod si plu­res ex me­mo­ra­tis per­so­nis ex­istant, qui ve­lint pro his li­ti­ga­re, prae­to­ris par­tes in­ter­po­nen­dae sunt, ut eli­gat, quem po­tis­si­mum in hoc es­se ex­is­ti­mat. quod et in plu­ri­bus pa­tro­nis ob­ser­va­ri de­bet.

Ulp. lib. LIV. ad Ed. Denn es liegt uns daran, Freigelassene zu haben. 1Wenn aber mehrere von den erwähnten Personen auftreten sollten, welche für solche [Personen] streiten wollen, so muss der Prätor sich ins Mittel legen, um Den zu wählen, welchen er für diesen Zweck für den vorzüglichsten hält. Und dies muss auch bei mehreren Patronen beobachtet werden.

Dig. 40,12,7Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Li­be­ris et­iam ho­mi­ni­bus, ma­xi­me si ma­io­res vi­gin­ti an­nis ve­num se da­ri pas­si sunt vel in ser­vi­tu­tem qua­qua ra­tio­ne de­du­ci, ni­hil ob­est, quo mi­nus pos­sint in li­ber­ta­tem pro­clama­re, ni­si for­te se ve­num da­ri pas­si sunt, ut par­ti­ci­pa­ve­rint pre­tium. 1Si quis mi­nor vi­gin­ti an­nis ad par­tien­dum pre­tium ve­num se da­ri pas­sus est, ni­hil ei hoc post vi­gin­ti an­nos no­ce­bit. sed si an­te qui­dem se ve­num de­dit, post vi­cen­si­mum au­tem an­num pre­tium par­ti­tus est, pot­erit ei li­ber­tas de­ne­ga­ri. 2Si quis sciens li­be­rum eme­rit, non de­ne­ga­tur ven­di­to in li­ber­ta­tem pro­cla­ma­tio ad­ver­sus eum qui eum com­pa­ra­vit, cu­ius­que sit ae­ta­tis qui emp­tus est, id­cir­co quia non est ve­nia dig­nus qui emit, et­iam­si scien­tem pru­den­tem­que se li­be­rum eme­rit. sed enim si post­ea alius eum eme­rit ob hoc, qui sci­vit, igno­rans, de­ne­gan­da est ei li­ber­tas. 3Si duo si­mul eme­rint par­tes, al­ter sciens, al­ter igno­rans, vi­den­dum erit, num­quid is qui scit non de­beat no­ce­re igno­ran­ti: quod qui­dem ma­gis est. sed enim il­la erit quaes­tio, par­tem so­lam ha­be­bit is qui igno­ra­vit an to­tum? et quid di­ce­mus de alia par­te? an ad eum qui scit per­ti­neat? sed il­le in­dig­nus est quid ha­be­re, quia sciens eme­rit. rur­sum qui igno­ra­vit, non pot­est ma­io­rem par­tem do­mi­nii ha­be­re quam emit: eve­nit igi­tur, ut ei pro­sit qui eum com­pa­ra­vit sciens, quod alius igno­ra­vit. 4Sunt et aliae cau­sae, ex qui­bus in li­ber­ta­tem pro­cla­ma­tio de­ne­ga­tur, vel­uti si quis ex eo tes­ta­men­to li­ber es­se di­ca­tur, quod tes­ta­men­tum ape­ri­ri prae­tor ve­tat, quia tes­ta­tor a fa­mi­lia ne­ca­tus es­se di­ca­tur: cum enim in eo sit is­te, ut sup­pli­cio for­te sit ad­fi­cien­dus, non de­bet li­be­ra­le iu­di­cium ei con­ce­di. sed et si da­ta fue­rit, quia du­bi­ta­tur, utrum no­cens sit an in­no­cens, dif­fer­tur li­be­ra­le iu­di­cium, do­nec con­stet de mor­te eius, qui ne­ca­tus est: ap­pa­re­bit enim, utrum sup­pli­cio ad­fi­cien­dus sit an non. 5Si quis ex ser­vi­tu­te in li­ber­ta­tem pro­cla­mat, pe­ti­to­ris par­tes sus­ti­net: si ve­ro ex li­ber­ta­te in ser­vi­tu­tem pe­ta­tur, is par­tes ac­to­ris sus­ti­net qui ser­vum suum di­cit. igi­tur cum de hoc in­cer­tum est, ut pos­sit iu­di­cium or­di­nem ac­ci­pe­re, hoc an­te apud eum, qui de li­ber­ta­te co­gni­tu­rus est, dis­cep­ta­tur, utrum ex li­ber­ta­te in ser­vi­tu­tem aut con­tra aga­tur. et si for­te ap­pa­rue­rit eum, qui de li­ber­ta­te sua li­ti­gat, in li­ber­ta­te si­ne do­lo ma­lo fuis­se, is qui se do­mi­num di­cit ac­to­ris par­tes sus­ti­ne­bit et ne­ces­se ha­be­bit ser­vum suum pro­ba­re: quod si pro­nun­tia­tum fue­rit eo tem­po­re, quo lis prae­pa­ra­ba­tur, in li­ber­ta­te eum non fuis­se aut do­lo ma­lo fuis­se, ip­se qui de sua li­ber­ta­te li­ti­gat de­bet se li­be­rum pro­ba­re.

Ulp. lib. LIV. ad Ed. Auch freien Menschen, vorzüglich, wenn sie, älter als zwanzig Jahre, sich haben verkaufen, oder auf irgend eine Weise in die Sclaverei bringen lassen, steht nichts im Wege, dass sie nicht die Freiheit in Anspruch nehmen können, ausser wenn sie sich haben verkaufen lassen, um des Kaufpreises theilhaft zu werden. 1Wer jünger als zwanzig Jahre, sich, um des Kaufpreises theilhaft zu werden, hat verkaufen lassen, dem wird das nach dem zwanzigsten Jahre nichts schaden. Aber wenn er sich zwar vorher verkauft hat, nach dem zwanzigsten Jahre aber des Kaufpreises theilhaft geworden ist, so wird ihm die Freiheit versagt werden können. 2Wenn Jemand wissentlich einen Freien gekauft hat, so wird dem Verkauften die Berufung auf die Freiheit gegen Den, welcher ihn erworben hat, von welchem Alter Der, welcher gekauft worden ist, auch sein möge, nicht versagt, weil Der keiner Nachsicht würdig ist, welcher [einen Freien] gekauft hat, auch wenn der Gekaufte wusste und damit bekannt war, dass er ein Freier sei. Aber wenn nachher ein Anderer ihn von Dem, welcher es gewusst hat, unwissentlich gekauft hat, so muss ihm die Freiheit versagt werden. 3Wenn Zwei zugleich Theile [eines freien Menschen] gekauft haben, der Eine wissentlich, der Andere unwissentlich, so wird zu untersuchen sein, ob Der, welcher es wusste, dem Nichtswissenden nicht schaden dürfe. Und dafür spricht mehr. Aber es wird die Frage Statt finden: wird Der, welcher es nicht gewusst hat, blos einen Theil, oder den ganzen [Menschen] haben? und was soll man von dem anderen Theile sagen? gehört er etwa Dem, welcher es weiss? Aber Der ist unwürdig, Etwas zu haben, welcher wissentlich gekauft hat; auf der andern Seite kann Der, welcher es nicht gewusst hat, keinen grösseren Theil der Herrschaft haben, als er gekauft hat; es tritt also der Fall ein, dass es Dem, welcher ihn wissentlich erworben hat, nützt, dass der Andere es nicht gewusst hat. 4Es giebt auch andere Gründe, aus welchen die Berufung auf die Freiheit versagt wird, z. B. wenn behauptet wird, dass Jemand in Folge eines solchen Testaments frei sei, dessen Eröffnung der Prätor verbietet, weil der Testator von seiner Sclavenfamilie getödtet sein soll; denn da Jener sich in der Lage befindet, dass ihn vielleicht eine Strafe treffen muss, so darf ihm kein rechtliches Verfahren über die Freiheit gestattet werden. Aber auch wenn [die Freiheit] ertheilt worden ist, wird, weil es ungewiss ist, ob er schuldig oder unschuldig sei, das Verfahren über die Freiheit verschoben, bis man über den Tod des Ermordeten Gewissheit hat; dann wird sich nemlich ergeben, ob er mit einer Strafe zu belegen sei, oder nicht. 5Wenn Jemand aus der Sclaverei auf die Freiheit Anspruch erhebt, so hat er die Rolle des Klägers zu übernehmen; wenn er aber aus der Freiheit in die Sclaverei gefordert wird, so hat Der die Rolle des Klägers, welcher behauptet, dass [der Andere] sein Sclave sei. Wenn daher hierüber Ungewissheit herrscht, so wird dies, damit das rechtliche Verfahren seine gehörige Ordnung11Ueber die ordinatio liberalis causae s. Cujac. Observ. XVIII. c. 23. u. Zimmern a. a. O. Bd. 3. §. 66. S. 203. erhalten könne, vorher bei Dem, welcher über die Freiheit erkennen wird, erörtert, ob aus der Freiheit in die Sclaverei, oder umgekehrt geklagt werde. Und wenn sich etwa ergeben haben sollte, dass Der, welcher wegen seiner Freiheit streitet, sich ohne Arglist in der Freiheit befunden habe, so wird Der, welcher behauptet, dass er der Herr [des Andern] sei, die Rolle des Klägers auf sich haben, und nothwendig beweisen müssen, dass [der Andere] sein Sclave sei. Wenn aber erkannt worden ist, dass er zu der Zeit, zu welcher der Rechtsstreit vorbereitet wurde, sich nicht in der Freiheit befunden habe, oder mit Arglist sich darin befunden habe, so muss Der selbst, welcher wegen seiner Freiheit streitet, beweisen, dass er frei sei.

Dig. 48,18,12Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si quis, ne quaes­tio de eo aga­tur, li­be­rum se di­cat, di­vus Ha­d­ria­nus re­scrip­sit non es­se eum an­te tor­quen­dum quam li­be­ra­le iu­di­cium ex­pe­ria­tur.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 49,14,7Idem li­bro quin­qua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si fis­cus ali­cui sta­tus con­tro­ver­siam fa­ciat, fis­ci ad­vo­ca­tus ad­es­se de­bet. qua­re si si­ne fis­ci ad­vo­ca­to pro­nun­tia­tum sit, di­vus Mar­cus re­scrip­sit ni­hil es­se ac­tum et id­eo ex in­te­gro co­gnos­ci opor­te­re.

Übersetzung nicht erfasst.