Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.ed. XXXVI
Ad edictum praetoris lib.Ulpiani Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro XXXVI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 26,1De tutelis (Von den Bevormundungen.)Dig. 26,2De testamentaria tutela (Von der testamentarischen Vormundschaft.)Dig. 26,3De confirmando tutore vel curatore (Von der Bestätigung des Tutor oder Curator.)Dig. 26,4De legitimis tutoribus (Von den gesetzlichen Vormündern.)Dig. 26,5 (2,0 %)De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt (Von den durch eine competente Obrigkeit bestellten Vormündern; ferner welche zu solchen Vormündern bestellt, und aus welchen Gründen diese eigentlich bestellt werden können.)Dig. 26,6Qui petant tutores vel curatores et ubi petantur (Von denen, welche um Vormünder oder Curatoren nachsuchen müssen, und wo dies geschehen soll.)Dig. 26,7 (6,3 %)De administratione et periculo tutorum et curatorum qui gesserint vel non et de agentibus vel conveniendis uno vel pluribus (Von der Verwaltung und Verantwortlichkeit der Tutoren und Curatoren, welche die Vormundschaft führten oder auch nicht, und von dem Verhältnisse derselben als Kläger oder Beklagte entweder einzeln oder in Mehrzahl.)Dig. 26,8De auctoritate et consensu tutorum et curatorum (Von der Ermächtigung und der Zustimmung der Vormünder und Curatoren.)Dig. 26,9Quando ex facto tutoris vel curatoris minores agere vel conveniri possunt (Wann aus der Handlung des Vormundes oder Curators Minderjährige klagen oder verklagt werden können.)Dig. 26,10De suspectis tutoribus et curatoribus (Von verdächtigen Vormündern und Curatoren.)
Dig. 27,1De excusationibus (Von den Entschuldigungen.)Dig. 27,2 (17,3 %)Ubi pupillus educari vel morari debeat et de alimentis ei praestandis (Wo der Mündel erzogen werden oder sich aufhalten müsse, und von dem ihm zu leistenden Unterhalte.)Dig. 27,3 (37,6 %)De tutelae et rationibus distrahendis et utili curationis causa actione (Von der Vormundschaftsklage, [der Klage] zu Anfechtung, der Rechnungen und der analogen [Klage] wegen der Curatel.)Dig. 27,4 (89,8 %)De contraria tutelae et utili actione (Von der Gegen- und der analogen Vormundschaftsklage.)Dig. 27,5 (77,9 %)De eo qui pro tutore prove curatore negotia gessit (Von dem, welcher als Protutor, oder als Procurator Geschäfte geführt hat.)Dig. 27,6Quod falso tutore auctore gestum esse dicatur (Wenn behauptet werden sollte, dass Etwas unter der Ermächtigung eines falschen Vormunds geschehen sei.)Dig. 27,7 (33,7 %)De fideiussoribus et nominatoribus et heredibus tutorum et curatorum (Von den Bürgen, den Nominatoren, und den Erben der Vormünder und Curatoren.)Dig. 27,8 (60,1 %)De magistratibus conveniendis (Von der Belangung der Obrigkeiten.)Dig. 27,9De rebus eorum, qui sub tutela vel cura sunt, sine decreto non alienandis vel supponendis (Von der ohne Decret nicht vorzunehmenden Veräusserung oder Verpfähndung der Sachen derer, welche unter Vormundschaft oder Curatel stehen.)Dig. 27,10De curatoribus furioso et aliis extra minores dandis (Von der Bestellung von Curatoren für einen Rasenden und für Andere ausser den Minderjährigen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 12,3,4Idem li­bro tri­gen­si­mo sex­to ad edic­tum. Vi­dea­mus in tu­te­la­ri cau­sa quis iu­ra­re et ad­ver­sus quem pos­sit. et qui­dem ip­se pu­pil­lus, si im­pu­bes est, non pot­est: hoc enim sae­pis­si­me re­scrip­tum est. sed nec tu­to­rem co­gen­dum vel ma­trem pu­pil­li ad­mit­ten­dam, et­si pa­ra­ta es­set iu­ra­re, di­vi fra­tres re­scrip­se­runt: gra­ve enim vi­de­ba­tur et igno­ran­tes et in­vi­tos tu­to­res sub alie­ni com­pen­dii emo­lu­men­to et­iam per­iu­rium an­ceps sub­ire. cu­ra­to­res quo­que pu­pil­li vel ad­ules­cen­tis non es­se co­gen­dos in li­tem iu­ra­re re­scrip­tis im­pe­ra­to­ris nos­tri et di­vi pa­tris eius con­ti­ne­tur. si ta­men tan­tam af­fec­tio­nem pu­pil­lo suo vel ad­ules­cen­ti tu­to­res vel cu­ra­to­res prae­sta­re vo­lunt, auc­to­ri­tas iu­ris non re­fra­ga­bi­tur, quin iu­di­cio, quod in­ter ip­sos ac­cep­tum est, fi­nis eius­mo­di pos­sit ad­hi­be­ri. non enim ad suam uti­li­ta­tem iu­ris­iu­ran­di re­fe­ren­da aes­ti­ma­tio est, sed ad do­mi­ni, cu­ius no­mi­ne tu­te­lae ra­tio pos­tu­la­tur. ad­ules­cens ve­ro si ve­lit iu­ra­re pot­est. 1De­fer­re au­tem ius­iu­ran­dum iu­di­cem opor­tet: ce­te­rum si alius de­tu­le­rit ius­iu­ran­dum vel non de­la­to iu­ra­tum sit, nul­la erit re­li­gio nec ul­lum ius­iu­ran­dum: et ita con­sti­tu­tio­ni­bus ex­pres­sum est im­pe­ra­to­ris nos­tri et di­vi pa­tris eius. 2Iu­ra­re au­tem in in­fi­ni­tum li­cet. sed an iu­dex mo­dum iu­ri­iu­ran­do sta­tue­re pos­sit, ut in­tra cer­tam quan­ti­ta­tem iu­re­tur, ne ar­rep­ta oc­ca­sio­ne in im­men­sum iu­re­tur, quae­ro. et qui­dem in ar­bi­trio es­se iu­di­cis de­fer­re ius­iu­ran­dum nec ne con­stat: an igi­tur qui pos­sit ius­iu­ran­dum non de­fer­re, idem pos­sit et ta­xa­tio­nem iu­ri­iu­ran­do ad­ice­re, quae­ri­tur: ar­bi­trio ta­men bo­nae fi­dei iu­di­cis et­iam hoc con­gruit. 3Item vi­den­dum, an pos­sit iu­dex, qui de­tu­lit ius­iu­ran­dum, non se­qui id, sed vel pror­sus ab­sol­ve­re vel et­iam mi­no­ris con­dem­na­re quam iu­ra­tum est: et ma­gis est, ut ex mag­na cau­sa et post­ea re­per­tis pro­ba­tio­ni­bus pos­sit. 4Ex cul­pa au­tem non es­se ius­iu­ran­dum de­fe­ren­dum con­stat, sed aes­ti­ma­tio­nem a iu­di­ce fa­cien­dam.

Idem lib. XXXVI. ad Ed. Wir wollen untersuchen, wer bei einer Vormundschaftssache und gegen wen er schwören könne. Und der Mündel selbst freilich kann, wenn er unmündig ist, nicht schwören, das ist nämlich sehr oft rescribirt worden. Aber die höchstseligen Brüder11D. i. Marcus Aurelius Antoninus und Lucius Verus. haben rescribirt, dass auch der Vormund nicht zu zwingen oder die Mutter des Mündels zuzulassen sei, wenn sie auch bereit wäre, zu schwören; es schien nämlich hart zu sein, dass die Vormünder sowohl ohne etwas [von der fraglichen Sache] zu wissen, als auch wider Willen zum Besten fremden Vortheils sich sogar der Bedenklichkeit eines Meineids aussetzen [sollten]. Dass auch die Curatoren eines Mündels oder eines [minderjährigen] Jünglings nicht zu zwingen seien, den Würderungseid zu schwören, ist in Rescripten unsers Kaisers und seines höchstseligen Vaters22D. i. des Anton. Caracalla und seines Vaters Septimius Severus. S. Bd. I. S. 372. Anm. 31. enthalten. Wenn jedoch die Vormünder oder Curatoren ihrem Mündel oder dem Jüngling eine so grosse Zuneigung beweisen wollen, so wird die Rechtsgültigkeit nicht dawider sein, dass einem Process, auf welchen man sich mit ihnen eingelassen hat, auf solche Art ein Ende gemacht werden könne; es ist nämlich die Werthschätzung durch den Eid nicht auf ihren, sondern auf des Herrn Nutzen zu beziehen, wegen dessen das Vormundschaftsverhältniss gefordert wird33Domini, cujus nominen tutelae ratio postuletur. Unter dominus ist hier soviel als Principal zu verstehen, indem Vormünder und Curatoren bei der Führung der Processe der Mündel den Geschäftsbesorgern gleichstanden. S. Bethmann-Hollweg Versuche S. 165. 178 ff. Durch die folgenden Worte wird die Person des dominus näher bestimmt, und sie scheinen am passendsten so übersetzt zu werden, wie oben geschehen ist, indem sie nichts Anderes bedeuten sollen, als: welcher unter der Vormundschaft steht, Mündel ist.. Ein [minderjähriger] Jüngling kann, wenn er etwa will, schwören. 1Der Richter muss aber den Eid antragen; sonst, wenn ein Anderer den Eid angetragen haben, oder er, ohne dass er angetragen worden ist, geschworen sein sollte, so ist weder eine Verbindlichkeit, noch ein Eid vorhanden; und so ist es in Constitutionen unsers Kaisers und seines höchstseligen Vaters ausgesprochen. 2Es ist aber erlaubt, ins Unendliche44In infinitum, d. h. so hoch man will. S. v. Glück a. a. O. S. 467 ff. zu schwören. Aber ich frage, ob der Richter ein Maass für den Eid bestimmen könne, so dass innerhalb einer gewissen Summe geschworen werde, damit nicht mit Ergreifung der [dargebotenen] Gelegenheit ins Unmässige geschworen werde. Und dass es allerdings im Ermessen des Richters stehe, den Eid anzutragen oder nicht, ist bekannt. Es fragt sich also, ob derselbe, in dessen Macht es steht, den Eid nicht anzutragen, dem Eide auch eine Taxe beifügen könne; es entspricht wenigstens auch dies dem Ermessen eines Richters nach gutem Glauben. 3Ingleichen ist zu untersuchen, ob der Richter, welcher den Eid angetragen hat, ihm nicht folgen, sondern entweder ganz und gar freisprechen, oder auch in ein Geringeres, als beschworen worden ist, verurtheilen könne; und es ist mehr dafür, dass er es aus einem wichtigen Grund und nachher gefundenen Beweismitteln könne. 4Dass aber in Folge eines [geringen] Verschuldens der Eid nicht anzutragen, sondern die Werthschätzung von Richter zu bewerkstelligen sei, ist bekannt.

Dig. 26,5,3Idem li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Ius dan­di tu­to­res da­tum est om­ni­bus ma­gis­tra­ti­bus mu­ni­ci­pa­li­bus eo­que iu­re uti­mur, sed il­lum, qui ab eo­dem mu­ni­ci­pio vel agro eius­dem mu­ni­ci­pii est.

Idem lib. XXXVI. ad Ed. Alle Municipalobrigkeiten haben das Recht, Vormünder zu geben: dies ist ein aufgenommener Rechtssatz; es muss aber dieser [Vormund] aus demselben Municipium, oder aus dem Gebiete desselben Municipiums sein.

Dig. 26,7,6Idem li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Hoc au­tem, quod co­gno­vit tu­tor, pu­pil­lus pro­ba­re de­be­bit.

Idem lib. XXXVI. ad Ed. Dass aber der Vormund davon in Kenntniss gesetzt wurde, muss der Mündel beweisen.

Dig. 26,7,9Idem li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Quo­tiens tu­tor pe­cu­niam pu­pil­la­rem fae­no­ri dat, sti­pu­la­tio hoc or­di­ne fa­cien­da est. sti­pu­la­ri enim de­bet aut pu­pil­lus aut ser­vus pu­pil­li: quod si ne­que pu­pil­lus eius ae­ta­tis erit, ut sti­pu­la­ri pos­sit, ne­que ser­vum ha­be­bit, tunc ip­se tu­tor qui­ve in eius po­tes­ta­te erit, quo ca­su Iu­lia­nus sae­pis­si­me scrip­sit uti­lem ac­tio­nem pu­pil­lo dan­dam. sed et si ab­sens sit pu­pil­lus, opor­te­re tu­to­rem suo no­mi­ne sti­pu­la­ri ne­qua­quam amb­igen­dum est. 1Si pa­ter fa­mi­lias eum, pro quo fi­de­ius­sit, tu­to­rem de­de­rit fi­lio suo, of­fi­cio tu­to­ris con­ve­nit, ut, cum dies pe­cu­niae prae­ter­ie­rit, cre­di­to­ri de­bi­tum sol­vat: et id­eo ces­san­te eo si pu­pil­lus suae tu­te­lae fac­tus sol­ve­rit ex cau­sa fi­de­ius­so­ria, non so­lum man­da­ti, sed et­iam tu­te­lae age­re pot­erit: hoc enim ei im­pu­ta­tur, cur pro se non sol­ve­rit. quod si in diem de­bi­tor fuit is­te tu­tor, qui­bus­dam vi­de­tur non venire in tu­te­lae iu­di­cium, si mo­do is dies post tu­te­lam fi­ni­tam su­per­ve­nit: quod si dies ad­huc du­ran­te tu­te­la venit, pu­tant om­ni­mo­do de­vol­vi in tu­te­lae iu­di­cium. ego et hoc et su­pe­rius ita ve­rum pu­to, si fa­cul­ta­ti­bus la­bi tu­tor coe­pit: ce­te­rum si ido­neus tu­tor fuit, ni­hil venire in tu­te­lae iu­di­cio. nec quis­quam pu­tet nul­lum ef­fec­tum hoc ha­be­re: nam­que si quis di­xe­rit in tu­te­lae iu­di­cium de­vol­vi, et pri­vi­le­gio lo­cus est et fi­de­ius­so­res te­ne­bun­tur, si rem sal­vam fo­re cau­tum est. 2Item si tem­po­ra­li ac­tio­ne fuit ob­li­ga­tus tu­tor, di­cen­dum est lo­cum es­se tu­te­lae iu­di­cio, ut per­pe­tua ac­tio sit. 3Et ge­ne­ra­li­ter quod ad­ver­sus alium prae­sta­re de­buit pu­pil­lo suo, id ad­ver­sus se quo­que prae­sta­re de­bet, for­tas­sis et plus: ad­ver­sus alios enim ex­per­i­ri si­ne ac­tio­ne non po­tuit, ad­ver­sus se po­tuit. 4Sed si sub usu­ris gra­vio­ri­bus pa­tri pu­pil­li pe­cu­niam de­buit quam sint pu­pil­la­res, vi­den­dum est, an ei ali­quid im­pu­te­tur. et si qui­dem sol­vit, ni­hil est quod ei im­pu­te­tur: po­tuit enim sol­ve­re nec one­ra­re se usu­ris: si ve­ro non sol­vit, usu­ras co­gen­dus est agnos­ce­re, quas a se ex­ige­re de­buit. 5Sic­ut au­tem sol­ve­re tu­tor quod de­bet, ita et ex­ige­re quod si­bi de­be­tur pot­est, si cre­di­tor fuit pa­tris pu­pil­li: nam et si­bi sol­ve­re pot­est, si mo­do fuit pe­cu­nia un­de sol­vat, et si usu­rae fue­runt gra­vio­res quae ei de­be­ban­tur, rele­va­bi­tur eis pu­pil­lus, quia tu­tor se po­tuit li­be­ra­re, sic­ut aliis quo­que sol­ve­re et po­tuit et de­buit. 6Nec uti­que ne­ces­se ha­bet, si con­ve­nia­tur, per iu­di­cem sol­ve­re, id­cir­co­que si ma­la cau­sa pu­pil­la­ris est, de­nun­tia­re si­bi ve­rum de­bet. de­ni­que im­pe­ra­tor An­to­ni­nus cum pa­tre et­iam ho­no­ra­ria eos im­pu­ta­re pu­pil­lo pro­hi­buit, si su­per­va­ca­neam li­tem in­sti­tuis­sent, cum con­ve­ni­ren­tur a ve­ro cre­di­to­re: nec enim pro­hi­ben­tur tu­to­res bo­nam fi­dem agnos­ce­re. 7Non tan­tum au­tem si­bi sol­ve­re tu­tor, ve­rum et­iam si­bi cre­di­tam pe­cu­niam scri­be­re pot­est, ut Mar­cel­lus li­bro oc­ta­vo di­ges­to­rum scrip­sit, se­que mu­tua pe­cu­nia pot­erit ob­li­ga­re si­bi mu­tuam pro­scri­ben­do. 8Con­stat eum, qui ad aug­men­tum da­tur, ut pu­ta ad bo­na ma­ter­na quae post­ea ac­ces­se­runt vel ad quid aliud aug­men­tum, ad­mi­nis­tra­re bo­na pris­ti­na non so­le­re. si au­tem su­spec­tum fa­ce­re prio­rem tu­to­rem su­per­se­dit vel sa­tis ab eo ex­ige­re, plec­te­tur. 9Per con­tra­rium au­tem qui da­tus est sim­pli­ci­ter tu­tor pu­pil­lo vel cu­ra­tor, si quid post­ea aug­men­ti ac­ces­se­rit, pe­ri­cu­lo te­ne­tur, quam­vis so­leat ad aug­men­tum da­ri cu­ra­tor: quae res non fa­cit, ut ip­sa aug­men­ta non per­ti­neant ad cu­ram prio­rum, ad quos om­nis uti­li­tas pu­pil­lo­rum de­bet per­ti­ne­re. si­ve igi­tur da­tus est, com­mu­ni­ca­tur pe­ri­cu­lum cum prio­ri­bus, si­ve da­tus non est, te­ne­tur ad­mi­nis­tra­tio­nis ne­ces­si­ta­te is qui ant­ea erat da­tus.

Idem lib. XXXVI. ad Ed. So oft ein Vormund Geld verzinslich ausleibt, so muss eine Stipulation in dieser Ordnung Statt finden. Es muss nämlich der Mündel oder der Sclav desselben stipuliren. Ist aber der Mündel noch nicht so alt, dass er stipuliren kann, und hat er auch keinen Sclaven, dann wird dies der Vormund selbst, oder wer in dessen Gewalt ist, thun; und in diesem Falle soll, wie Julianus mehrmals schrieb, der Mündel eine analoge Klage (actio utilis) erhalten. Aber auch dann, wenn der Mündel abwesend ist, muss ohne allen Zweifel der Vormund in seinem eigenen Namen stipuliren. 1Wenn ein Familienvater einen Menschen, für den er Bürgschaft leistete, seinem Sohne zum Vormunde gab, so kommt es der Amtspflicht dieses Vormundes zu, dem Gläubiger, wenn die Zahlungsfrist vorüber ist, die Schuld zu zahlen. Ist er aber im Verzuge und hat der bereits mündig gewordene Pflegbefohlene aus dem Grunde der Bürgschaft gezahlt, so wird dieser deshalb nicht nur die Auftrags-, sondern auch die Vormundschaftsklage anstellen können; denn es wird dem Vormund beigemessen, warum er seine Schuld nicht zahlte. War aber dieser Vormund blos verbunden, [erst] zu einer bestimmten Zeit seine Schuld zu zahlen, so nehmen Einige an, dass hier die Vormundschaftsklage wegfalle, wenn nur diese Zeit erst nach Beendigung der Vormundschaft eintrat. Erschien aber diese Frist noch während der Vormundschaft, so glauben sie, es gehöre durchaus [die Belangung des Vormundes] in die Vormundschaftsklage. Ich halte dies und das obige nur dann für wahr, wenn des Vormunds Vermögen abzunehmen anfängt. War übrigens der Vormund ein tüchtiger (zahlbarer) Mann, so werde dies nicht mit der Vormundschaftsklage verfolgt. Es glaube aber ja Niemand, dass dies ohne allen Gehalt (Wirkung) sei, denn sagt man, es gehöre in die Vormundschaftsklage, so erscheint der Mündel als privilegirt und die Bürgen werden haften, wenn Sicherheit für die redliche Verwaltung geleistet wurde. 2Ebenso muss man annehmen, die Vormundschaftsklage finde [auch dann] Statt, wenn der Vormund durch ein obligatorisches (mit dem Vater des Mündels eingegangenes) Verhältniss einer zeitbestimmten Klage unterworfen war, damit diese in eine perpetuelle Klage umgewandelt werde, [wenn der Vormund nicht leistete, um die gegen ihn zustehende Klage zu präscribiren]. 3Im Allgemeinen ist der Vormund zum Nutzen des Mündels zu allen den Leistungen gegen seine eigne Person verbunden, wozu er gegen Andere verbunden ist, vielleicht auch zu noch Mehrerem. Denn eine unklagbare Forderung konnte er gegen Andere nicht verfolgen, wohl aber gegen sich. 4Wenn er aber dem Vater Geld unter höheren Zinsen, als die Mündelzinsen sind, schuldig war, ist ihm wohl da etwas beizumessen? Wenn er zahlte, so ist kein Grund dazu vorhanden, denn er konnte dies ja thun, und sich von der Zinslast befreien; zahlte er aber nicht, so muss er sich zu den Zinsen, die er von sich hätte erheben können, verstehen. 5Sowie aber der Vormund als Schuldner zahlen kann, ebenso kann er auch seine Forderung vom Mündel eintreiben, wenn er Gläubiger vom Vater des Mündels war; denn er kann sich selbst die Schuld abtragen, wenn nur Geld, wovon er zahle, vorhanden war. Sind aber die ihm gebührenden Zinsen höher als gewöhnlich, so wird der Mündel davon befreit werden, weil auch der Vormund dieses Schuldverhältniss hätte auflösen können, wie er auch Anderen zahlen konnte und musste. 6Es hat aber [der Vormund] nicht nöthig, wenn er gerichtlich belangt wird, stets zu zahlen, denn er muss die Sache des Mündels, wenn sie gerecht ist, vertheidigen. Steht nun aber die Rechtssache des Mündels schlecht, so muss er die Wahrheit anzeigen. Endlich hat der Kaiser Antoninus mit seinem Vater den Vormündern verboten, den Mündeln Anwaltsgelder anzurechnen, wenn sie, belangt vom wahren Gläubiger, in einen überflüssigen Rechtsstreit sich einliessen. Denn die Vormünder werden nicht abgehalten, Geschäfte anzuerkennen, die treu und redlich abgeschlossen wurden. 7Ein Vormund kann aber nicht blos sich selbst bezahlen, sondern auch ein Darlehn sich aussetzen, wie Marcellus im achten Buche der Digesta schrieb; er kann sich durch ein Darlehn verpflichten, wenn er für sich eines einschreibt. 8Bekannt ist, dass der wegen des Vermögensanwachses gegebene Vormund, z. B. wenn er für das später hinzugekommene mütterliche Vermögen, oder für einen anderen Zuwachs bestellt wurde, das frühere Vermögen nicht mit zu verwalten pflege. Gestraft aber wird er werden, wenn er es versäumte, einen früheren Vormund als verdächtig anzuklagen, oder Sicherheitsleistung von ihm zu verlangen. 9Wurde aber im entgegengesetzten Falle dem Mündel schlechthin ein Vormund oder Curator gegeben, so ist dieser auch für den nachher erfolgten Auwachs [der Geschäfte] verantwortlich, obgleich hierzu gewöhnlich ein Curator bestellt wird. Dieser Umstand macht es auch, dass der Zuwachs selbst noch zur Besorgung der Früheren, welchen jeglicher Vortheil der Mündel obliegt, gehört. Wird daher ein Vormund bestellt, so wird die Verantwortlichkeit mit den früheren gemeinschaftlich; wird keiner bestellt, so haftet aus der Nothwendigkeit der Verwaltung der früherhin bestellte.

Dig. 27,2,2Idem li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Of­fi­cio iu­di­cis, qui tu­te­lae co­gnos­cit, con­gruit re­pu­ta­tio­nes tu­to­ris non im­pro­bas ad­mit­te­re, ut pu­ta si di­cat im­pen­dis­se in ali­men­ta pu­pil­li vel dis­ci­pli­nas. 1Mo­dus au­tem, si qui­dem prae­tor ar­bi­tra­tus est, is ser­va­ri de­bet, quem prae­tor sta­tuit: si ve­ro prae­tor non est ad­itus, pro mo­do fa­cul­ta­tium pu­pil­li de­bet ar­bi­trio iu­di­cis aes­ti­ma­ri: nec enim per­mit­ten­dum est tu­to­ri tan­tum re­pu­ta­re quan­tum de­dit, si plus ae­quo de­dit. 2Hoc am­plius et si prae­tor mo­dum ali­men­tis sta­tuit, ve­rum­ta­men ul­tra vi­res fa­cul­ta­tium est quod de­cre­tum est nec sug­ges­sit prae­to­ri de sta­tu fa­cul­ta­tium, non de­bet ra­tio ha­be­ri ali­men­to­rum om­nium, quia, si sug­ges­sis­set, aut mi­nue­ren­tur iam de­cre­ta aut non tan­ta de­cer­ne­ren­tur. 3Sed si pa­ter sta­tuit ali­men­ta li­be­ris quos he­redes scrip­se­rit, ea prae­stan­do tu­tor re­pu­ta­re pot­erit, ni­si for­te ul­tra vi­res fa­cul­ta­tium sta­tue­rit: tunc enim im­pu­ta­bi­tur ei, cur non ad­ito prae­to­re de­si­de­ra­vit ali­men­ta mi­nui.

Idem lib. XXXVI. ad Ed. Es stimmt mit der Pflicht des Richters, welcher über die Vormundschaft erkennt, überein, dass er die nicht unzweckmässigen Anrechnungen des Vormundes zulasse, z. B. wenn der Vormund sagen sollte, dass er [Etwas] auf den Unterhalt oder den Unterricht des Mündels verwendet habe. 1Es muss aber, wenn der Prätor den Ausspruch gethan hat, das Maass [des Unterhalts] beobachtet werden, welches der Prätor festgesetzt hat; wenn aber der Prätor nicht angegangen worden ist, so muss es nach der Grösse des Vermögens des Mündels durch das Ermessen des Richters bestimmt werden; denn es ist dem Vormunde auch nicht zu erlauben, soviel anzurechnen, als er gegeben hat, wenn er mehr gegeben hat, als billig war. 2Ferner darf, wenngleich der Prätor das Maass für den Unterhalt festgesetzt hat, jedoch das, was bestimmt worden ist, die Kräfte des Vermögens übersteigt, und [der Vormund] dem Prätor über den Stand des Vermögens keine Auskunft gegeben hat, nicht auf den ganzen [vom Prätor bestimmten] Unterhalt Rücksicht genommen werden, weil, wenn [der Vormund dem Prätor] Auskunft gegeben hätte, entweder der schon bestimmte Unterhalt vermindert, oder nicht soviel bestimmt werden würde. 3Aber wenn der Vater den Unterhalt für seine Kinder festgesetzt hat, welche er zu Erben eingesetzt hat, so wird der Vormund, wenn er denselben leistet, ihn berechnen können, wenn nicht etwa [der Vater ihn] über die Kräfte des Vermögens hinaus festgesetzt haben sollte; dann nämlich wird es ihm angerechnet werden, dass er nicht dem Prätor angegangen ist und verlangt hat, dass der Unterhalt vermindert werden sollte.

Dig. 27,3,1Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. In om­ni­bus quae fe­cit tu­tor, cum fa­ce­re non de­be­ret, item in his quae non fe­cit, ra­tio­nem red­det hoc iu­di­cio, prae­stan­do do­lum, cul­pam et quan­tam in suis re­bus di­li­gen­tiam. 1Un­de quae­ri­tur apud Iu­lia­num li­bro vi­cen­si­mo pri­mo di­ges­to­rum, si tu­tor pu­pil­lo auc­to­ri­ta­tem ad mor­tis cau­sa do­na­tio­nem ac­com­mo­da­ve­rit, an tu­te­lae iu­di­cio te­n­ea­tur. et ait te­ne­ri eum: nam sic­uti tes­ta­men­ti fac­tio, in­quit, pu­pil­lis con­ces­sa non est, ita nec mor­tis qui­dem cau­sa do­na­tio­nes per­mit­ten­dae sunt. 2Sed et si non mor­tis cau­sa do­na­ve­rit tu­to­re auc­to­re, idem Iu­lia­nus scrip­sit ple­ros­que qui­dem pu­ta­re non va­le­re do­na­tio­nem, et ple­rum­que ita est: sed non­nul­los ca­sus pos­se ex­is­te­re, qui­bus si­ne re­pre­hen­sio­ne tu­tor auc­tor fit pu­pil­lo ad de­mi­nuen­dum, de­cre­to sci­li­cet in­ter­ve­nien­te: vel­uti si ma­tri aut so­ro­ri, quae ali­ter se tue­ri non pos­sunt, tu­tor ali­men­ta prae­sti­te­rit: nam cum bo­nae fi­dei iu­di­cium sit, ne­mo fe­ret, in­quit, aut pu­pil­lum aut sub­sti­tu­tum eius que­ren­tes, quod tam con­iunc­tae per­so­nae ali­tae sint: quin im­mo per con­tra­rium pu­tat pos­se cum tu­to­re agi tu­te­lae, si ta­le of­fi­cium prae­ter­mi­se­rit. 3Of­fi­cio tu­to­ris in­cum­bit et­iam ra­tio­nes ac­tus sui con­fi­ce­re et pu­pil­lo red­de­re: ce­te­rum si non fe­cit aut si fac­tas non ex­hi­bet, hoc no­mi­ne iu­di­cio tu­te­lae te­ne­bi­tur. de ser­vis quo­que in­ter­ro­ga­tio­nes, sed et quaes­tio­nes ha­ben­das et hoc of­fi­cio iu­di­cis con­ve­ni­re pla­cuit. nam di­vus Se­ve­rus de­cre­vit, cum ne­que in­ven­ta­ria ne­que auc­tio­na­lia pro­fe­ren­tur, re­me­dio eo uti de­be­re, ut ra­tio­nes a ser­vis qui rem ges­se­rant pro­fe­ran­tur: has ra­tio­nes si es­se ma­la fi­de con­scrip­tas a ser­vis di­cunt tu­to­res, et­iam in quaes­tio­nem ser­vi in­ter­ro­ga­ri pot­erunt. 4Prae­ter­ea si ma­trem aluit pu­pil­li tu­tor, pu­tat La­beo im­pu­ta­re eum pos­se: sed est ve­rius non ni­si per­quam egen­ti de­dit, im­pu­ta­re eum opor­te­re de lar­gis fa­cul­ta­ti­bus pu­pil­li: utrum­que igi­tur con­cur­re­re opor­tet, ut et ma­ter ege­na sit et fi­lius in fa­cul­ta­ti­bus po­si­tus. 5Sed si mu­nus nup­tia­le ma­tri pu­pil­li mi­se­rit, non eum pu­pil­lo im­pu­ta­tu­rum La­beo scrip­sit: nec per­quam ne­ces­sa­ria est is­ta mu­ne­ra­tio. 6Si pu­pil­lis tu­to­res pa­ter de­dit, in­ter quos et li­ber­tum suum, per­que eum vo­lue­rit tu­te­lam ad­mi­nis­tra­ri, et tu­to­res cer­tam sum­mam ei sta­tue­runt, quia ali­ter se ex­hi­be­re non pot­erat, ha­ben­dam eius ra­tio­nem quod sta­tu­tum est Me­la ex­is­ti­mat. 7Er­go et si ex in­qui­si­tio­ne prop­ter rei no­ti­tiam fue­rit da­tus tu­tor ei­que ali­men­ta sta­tue­rint con­tu­to­res, de­be­bit eo­rum ra­tio ha­be­ri, quia ius­ta cau­sa est prae­stan­di. 8Sed et si ser­vis ci­ba­ria prae­sti­te­rit vel li­ber­tis, sci­li­cet rei pu­pil­li ne­ces­sa­riis, di­cen­dum est re­pu­ta­tu­rum: idem­que et si li­be­ris ho­mi­ni­bus, si ta­men ra­tio prae­stan­di ius­ta in­ter­ce­dat. 9Item sump­tus li­tis tu­tor re­pu­ta­bit et via­ti­ca, si ex of­fi­cio ne­ces­se ha­buit ali­quo ex­cur­re­re vel pro­fi­cis­ci. 10Nunc trac­te­mus, si plu­res tu­te­lam pu­pil­li ad­mi­nis­tra­ve­rint, pro qua quis­que eo­rum par­te con­ve­nien­dus sit. 11Et si qui­dem om­nes si­mul ges­se­runt tu­te­lam et om­nes sol­ven­do sunt, ae­quis­si­mum erit di­vi­di ac­tio­nem in­ter eos pro por­tio­ni­bus vi­ri­li­bus ex­em­plo fi­de­ius­so­rum. 12Sed et si non om­nes sol­ven­do sint, in­ter eos qui sol­ven­do sunt di­vi­di­tur ac­tio. sed pro­ut quis­que sol­ven­do est, pot­erunt con­ve­ni­ri. 13Et si for­te quis ex fac­to al­te­rius tu­to­ris con­dem­na­tus prae­sti­te­rit vel ex com­mu­ni ges­tu nec ei man­da­tae sunt ac­tio­nes, con­sti­tu­tum est a di­vo Pio et ab im­pe­ra­to­re nos­tro et di­vo pa­tre eius uti­lem ac­tio­nem tu­to­ri ad­ver­sus con­tu­to­rem dan­dam. 14Pla­ne si ex do­lo com­mu­ni con­ven­tus prae­sti­te­rit tu­tor, ne­que man­dan­dae sunt ac­tio­nes ne­que uti­lis com­pe­tit, quia pro­prii de­lic­ti poe­nam sub­it: quae res in­dig­num eum fe­cit, ut a ce­te­ris quid con­se­qua­tur do­li par­ti­ci­pi­bus: nec enim ul­la so­cie­tas ma­le­fi­cio­rum vel com­mu­ni­ca­tio ius­ta dam­ni ex ma­le­fi­cio est. 15Us­que ad­eo au­tem ad con­tu­to­res non venitur, si sint sol­ven­do con­tu­to­res, ut prius ad ma­gis­tra­tus qui eos de­de­runt vel ad fi­de­ius­so­res ve­nia­tur: et ita im­pe­ra­tor nos­ter Ul­pio Pro­cu­lo re­scrip­sit. quod enim Mar­cel­lus li­bro oc­ta­vo di­ges­to­rum scrip­sit, quod­que sae­pis­si­me re­scrip­tum est, quam­diu vel unus ex tu­to­ri­bus ido­neus est, non pos­se ad ma­gis­tra­tus qui de­de­runt veniri, sic erit ac­ci­pien­dum, si non con­tu­tor ob hoc con­ve­nia­tur, quod su­spec­tum fa­ce­re vel sa­tis ex­ige­re no­luit. 16Hanc ac­tio­nem et­iam in he­redem tu­to­ris com­pe­te­re con­stat. 17Sed et he­redi pu­pil­li ae­que com­pe­tit si­mi­li­bus­que per­so­nis. 18Non tan­tum an­te con­dem­na­tio­nem, sed et­iam post con­dem­na­tio­nem de­si­de­ra­re tu­tor pot­est man­da­ri si­bi ac­tio­nes ad­ver­sus con­tu­to­rem, pro quo con­dem­na­tus est. 19Ra­tio­ni­bus dis­tra­hen­dis ac­tio­ne non so­lum hi te­nen­tur tu­to­res, qui le­gi­ti­mi fue­runt, sed om­nes, qui iu­re tu­to­res sunt et ge­runt tu­te­lam. 20Con­si­de­ran­dum est in hac ac­tio­ne, utrum pre­tium rei tan­tum du­pli­ce­tur an et­iam quod pu­pil­li in­ter­sit. et ma­gis es­se ar­bi­tror in hac ac­tio­ne quod in­ter­est non venire, sed rei tan­tum aes­ti­ma­tio­nem. 21In tu­te­la ex una ob­li­ga­tio­ne duas es­se ac­tio­nes con­stat: et id­eo, si­ve tu­te­la fue­rit ac­tum, de ra­tio­ni­bus dis­tra­hen­dis agi non pot­est, si­ve con­tra, tu­te­lae ac­tio quod ad spe­ciem is­tam per­emp­ta est. 22Hunc ta­men tu­to­rem, qui in­ter­ce­pit pe­cu­niam pu­pil­la­rem, et fur­ti te­ne­ri Pa­pi­nia­nus ait: qui et­si fur­ti te­n­ea­tur, hac ac­tio­ne con­ven­tus fur­ti ac­tio­ne non li­be­ra­tur: nec enim ea­dem est ob­li­ga­tio fur­ti ac tu­te­lae, ut quis di­cat plu­res es­se ac­tio­nes eius­dem fac­ti, sed plu­res ob­li­ga­tio­nes: nam et tu­te­lae et fur­ti ob­li­ga­tur. 23Hanc ac­tio­nem scien­dum est per­pe­tuam es­se et he­redi si­mi­li­bus­que per­so­nis da­ri ex eo quod vi­vo pu­pil­lo cap­tum est: sed in he­redem ce­te­ros­que suc­ces­so­res non da­bi­tur, quia poe­na­lis est. 24Haec ac­tio tunc com­pe­tit, cum et tu­te­lae ac­tio est, hoc est fi­ni­ta de­mum tu­te­la.

Ulp. lib. XXXVI. ad Ed. Von Allem, was der Vormund gethan hat, da er es nicht hätte thun sollen, ingleichen von dem, was er nicht gethan hat, wird er auf diese Klage Rechenschaft ablegen, indem er für böse Absicht, Verschulden, und eine so grosse Beflissenheit, wie er sie bei seinen eigenen Angelegenheiten anwendet, steht. 1Daher wird beim Julianus im einundzwanzigsten Buche der Digesta gefragt, ob der Vormund, wenn er dem Mündel die Ermächtigung zu einer Schenkung auf den Todesfall ertheilt habe, auf die Vormundschaftsklage gehalten sei? Und er sagt, dass er gehalten sei; denn sowie die Errichtung eines Testaments, sagt er, den Mündeln nicht gestattet ist, so sind ihnen auch nicht einmal Schenkungen auf den Todesfall erlaubt. 2Aber auch wenn er nicht auf den Todesfall unter Ermächtigung des Vormunds geschenkt habe, schreibt derselbe Julianus, dass die Meisten zwar glauben, dass die Schenkung nicht gelte, und gewöhnlich ist es so; aber es könnten einige Fälle eintreten, in denen der Vormund ohne Tadel den Mündel zum Vermindern [seines Vermögens] ermächtigen könne, nämlich wenn ein Decret dazu kommt, z. B. wenn der Vormund der Mutter, oder Schwester des Mündels, welche sich anders nicht ernähren können, Unterhalt geleistet haben sollte; denn da es eine Klage guten Glaubens ist, so wird, sagt er, Niemand es dulden, wenn der Mündel oder der Substitut desselben sich beschweren, dass [mit dem Mündel] so eng verbundene Personen ernährt worden seien. Ja er glaubt sogar umgekehrt, dass man gegen den Vormund mit der Vormundschaft[sklage] klagen könne, wenn er eine solche Pflicht verabsäumt habe. 3Es liegt dem Vormunde die Pflicht ob, auch Rechnungen über seine Handlungen anzufertigen und dem Mündel abzulegen; sonst, wenn er keine gefertigt hat, oder wenn er die gefertigten [Rechnungen] nicht herausgibt, so wird er deswegen auf die Vormundschaftsklage gehalten sein. Man hat angenommen, dass mit den Sclaven auch Befragungen [anzustellen], aber [über sie] auch die Folter zu verhängen sei, und dass dies der Pflicht des Richters entspreche; denn der höchstselige Severus hat entschieden, dass man sich, wenn weder die Inventare, noch die Auctionsverzeichnisse beigebracht würden, jenes Mittels bedienen müsse, damit die Rechnungen von den Sclaven, welche die Sache geführt hätten, beigebracht würden; [und] wenn die Vormünder sagen, dass diese Rechnungen von den Sclaven unredlich aufgesetzt seien, so wird man die Sclaven auch mittelst der Folter befragen können. 4Ferner glaubt Labeo, dass, wenn der Vormund die Mutter des Mündels ernährt hat, er es anrechnen könne; aber es ist wahrer, dass nur wenn er ihr, da sie recht sehr arm war, [den Unterhalt] gegeben hat, er es [sich] von einem reichlichen Vermögen des Mündels anrechnen dürfe. Beides muss also zusammentreffen, sowohl dass die Mutter dürftig sei, als auch dass der Sohn sich in guten Vermögensumständen befinde. 5Aber wenn er der Mutter des Mündels ein Hochzeitsgeschenk geschickt habe, so werde er, hat Labeo geschrieben, es dem Mündel nicht anrechnen; denn es ist eine solche Schenkung nicht so sehr nothwendig. 6Wenn ein Vater seinen unmündigen Söhnen Vormünder ernannt hat, und unter ihnen auch seinen Freigelassenen, und gewollt haben wird, dass durch denselben die Vormundschaft verwaltet werden solle, und die Vormünder demselben eine bestimmte Summe ausgesetzt haben, weil er sich anders nicht hat unterhalten können, so glaubt Mela, dass auf das, was ausgesetzt worden ist, Rücksicht zu nehmen sei. 7Also auch wenn ein Vormund nach vorgängiger Untersuchung wegen seiner Kenntniss der Angelegenheiten [des Mündels] bestellt sein sollte, und die Mitvormünder demselben Unterhalt ausgesetzt haben sollten, so wird auf diesen Rücksicht genommen werden müssen, weil ein rechtmässiger Grund, ihn zu leisten, vorhanden ist. 8Aber auch wenn [der Vormund] den Sclaven oder den Freigelassenen [des Mündels], die nämlich für die Angelegenheiten des Mündels nothwendig sind, Nahrungsmittel geleistet haben sollte, so muss man sagen, dass er sie anrechnen werde; und dasselbe [findet] auch [Statt], wenn er sie freien Menschen [geleistet hat], wenn nur ein rechtmässiger Grund zur Leistung vorhanden ist. 9Desgleichen wird der Vormund Processkosten und Reisekosten anrechnen, wenn er nothwendiger Weise in Folge seines Amtes irgend wohin eine kleinere oder grössere Reise gemacht hat. 10Nun wollen wir untersuchen, auf welchen Theil, wenn Mehrere die Vormundschaft über einen Mündel verwaltet haben sollten, ein Jeder von ihnen zu belangen sei. 11Und wenn sie Alle zugleich die Vormundschaft geführt haben, und Alle zahlungsfähig sind, so wird es am billigsten sein, dass die Klage unter sie in soviel Theile, als Personen da sind, nach dem Muster der Bürgen vertheilt werde. 12Aber auch wenn nicht Alle zahlungsfähig sein sollten, so wird die Klage unter die, welche zahlungsfähig sind, vertheilt; aber sie werden, so wie ein jeder zahlungsfähig ist, belangt werden können. 13Und wenn etwa Einer wegen einer Handlung des anderen Vormunds, oder wegen einer gemeinschaftlichen Verrichtung verurtheilt sein [und Etwas] geleistet haben wird, und ihm die Klagen [gegen den anderen Vormund] nicht abgetreten worden sind, so ist vom höchstseligen Pius und von unserem Kaiser55Anton. Caracalla und seinem Vater Septim. Severus., und dem höchstseligen Vater desselben verordnet worden, dass dem Vormund eine analoge Klage gegen den Mitvormund zu geben sei. 14Freilich wenn der Vormund wegen einer gemeinschaftlichen bösen Absicht belangt sein [und Etwas] geleistet haben wird, so sind weder die Klagen abzutreten, noch steht ihm eine analoge [Klage] zu, weil er für sein eigenes Vergehen Strafe leidet; denn dieser Umstand hat ihn unwürdig gemacht, von den übrigen, welche an der bösen Absicht Theil genommen haben, Etwas erlangen zu können, denn es gibt ja weder eine Gesellschaft in Bezug auf Uebelthaten, noch eine rechtmässige Vertheilung der wegen einer Uebelthat [zuerkannten] Strafe. 15Soweit [geht es] aber, dass man die Mitvormiünder nicht belangt, [selbst] wenn die Mitvormünder zahlungsfähig sein sollten, dass man zuvor die obrigkeitlichen Personen, welche dieselben bestellt haben, und die Bürgen belangt; und so hat unser Kaiser an den Ulpius Proculus rescribirt. Denn was Marcellus im achten Buche der Digesta geschrieben hat, und was sehr oft rescribirt worden ist, dass man, so lange auch nur ein einziger von den Vormündern [zu zahlen] im Stande sei, die obrigkeitlichen Personen, welche [die Vormünder] bestellt haben, nicht belangen könne, wird so zu verstehen sein: ausser wenn der Vormund deswegen belangt werden kann, weil er [seinen Mitvormund] nicht hat als verdächtig anklagen, oder Sicherheit [von demselben] fordern wollen66S. über diese Stelle v. Glück XXX. S. 396. ff.. 16Es ist bekannt, dass diese Klage auch gegen den Erben des Vormunds zustehe. 17Aber auch dem Erben des Mündels und ähnlichen Personen steht sie auf gleiche Weise zu. 18Nicht nur vor der Verurtheilung, sondern auch nach der Beurtheilung kann der Vormund verlangen, dass ihm die Klagen gegen den Mitvormund, für welchen er verurtheilt worden ist, abgetreten werden sollen. 19Auf die Klage zur Anfechtung der Rechnungen sind nicht blos diejenigen Vormünder gehalten, welche gesetzliche gewesen sind, sondern alle, welche dem Rechte gemäss Vormünder sind, und die Vormundschaft führen. 20Es ist bei dieser Klage in Betracht zu ziehen, ob nur der Werth der Sache verdoppelt werde, oder auch das Interesse des Mündels. Und ich glaube, dass mehr dafür sei, dass bei dieser Klage das Interesse nicht in Betracht komme, sondern nur der durch Schätzung bestimmte Werth der Sache. 21Es ist bekannt, dass es bei der Vormundschaft aus einer einzigen Verbindlichkeit zwei Klagen gibt, und darum kann theils, wenn mit der Vormundschaftsklage geklagt sein wird, nicht geklagt werden, um die Rechnungen anzufechten, theils ist auch, [wenn] das Gegentheil [Statt gefunden hat], die Vormundschaftsklage, soviel jenen Fall betrifft, zu Grunde gegangen. 22Papinianus sagt jedoch, dass ein solcher Vormund, welcher Mündelgeld unterschlagen hat, auch wegen eines Diebstahls gehalten sei; und es wird derselbe auch, wenn er wegen eines Diebstahls gehalten [und] mit dieser Klage belangt worden ist, von der Diebstahlsklage nicht befreit; denn es ist ja nicht ein und derselbe Verbindlichkeitsgrund wegen eines Diebstahls und wegen der Vormundschaft, so dass man sagen könnte, es fänden mehrere Klagen wegen derselben Handlung Statt, sondern [es sind] mehrere Verbindlichkeitsgründe, denn er ist sowohl wegen der Vormundschaft, als wegen des Diebstahls verbindlich. 23Man muss wissen, dass diese Klage eine immerwährende ist, und dem Erben und ähnlichen Personen wegen dessen gegeben wird, was beim Leben des Mündels unterschlagen worden ist, aber gegen den Erben und die übrigen Nachfolger wird sie nicht gegeben werden, weil sie eine Strafklage ist. 24Diese Klage steht dann zu, wenn auch die Vormundschaftsklage Statt hat, das heisst, erst wenn die Vormundschaft beendigt ist.

Dig. 27,4,1Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Con­tra­riam tu­te­lae ac­tio­nem prae­tor pro­pos­uit in­du­xit­que in usum, ut fa­ci­lius tu­to­res ad ad­mi­nis­tra­tio­nem ac­ce­de­rent scien­tes pu­pil­lum quo­que si­bi ob­li­ga­tum fo­re ex sua ad­mi­nis­tra­tio­ne. quam­quam enim si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te pu­pil­li non ob­li­gen­tur nec in rem suam tu­tor ob­li­ga­re pu­pil­lum pos­sit, at­ta­men re­cep­tum est, ut tu­to­ri suo pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te ci­vi­li­ter ob­li­ge­tur ex ad­mi­nis­tra­tio­ne sci­li­cet. et­enim pro­vo­can­di fue­rant tu­to­res, ut promp­tius de suo ali­quid pro pu­pil­lis im­pen­dant, dum sciunt se re­cep­tu­ros id quod im­pen­de­rint. 1Haec ac­tio non so­lum tu­to­ri, ve­rum et­iam ei, qui pro tu­to­re neg­otia ges­sit, com­pe­te­re de­bet. 2Sed et si cu­ra­tor sit vel pu­pil­li vel ad­ules­cen­tis vel fu­rio­si vel prod­igi, di­cen­dum est et­iam his con­tra­rium dan­dum. idem in cu­ra­to­re quo­que ven­tris pro­ban­dum est. quae sen­ten­tia Sa­b­ini fuit ex­is­ti­man­tis ce­te­ris quo­que cu­ra­to­ri­bus ex is­dem cau­sis dan­dum con­tra­rium iu­di­cium. 3Fi­ni­to au­tem of­fi­cio hanc ac­tio­nem com­pe­te­re di­ce­mus tu­to­ri: ce­te­rum quam­diu du­rat, non­dum com­pe­tit. sed si pro tu­to­re neg­otia ges­sit vel et­iam cu­ram ad­mi­nis­tra­vit, lo­cus erit iu­di­cio et­iam sta­tim, quia hoc ca­su in ip­sum quo­que sta­tim ac­tio com­pe­tit. 4Prae­ter­ea si tu­te­lae iu­di­cio quis con­ve­nie­tur, re­pu­ta­re pot­est id quod in rem pu­pil­li im­pen­dit: sic erit ar­bi­trii eius, utrum com­pen­sa­re an pe­te­re ve­lit sump­tus. quid er­go, si iu­dex com­pen­sa­tio­nis eius ra­tio­nem non ha­buit, an con­tra­rio iu­di­cio ex­per­i­ri pos­sit? et uti­que pot­est: sed si re­pro­ba­ta est haec re­pu­ta­tio et ad­quie­vit, non de­bet iu­dex con­tra­rio iu­di­cio id sar­ci­re. 5An in hoc iu­di­cio non tan­tum quae pro pu­pil­lo vel in rem eius im­pen­sa sunt ve­niant, ve­rum et­iam ea quo­que, quae de­be­ban­tur alias tu­to­ri, ut pu­ta a pa­tre pu­pil­li si quid de­bi­tum fuit, quae­ri­tur. et ma­gis pu­to, cum in­te­gra sit ac­tio tu­to­ri, non es­se in con­tra­rium iu­di­cium de­du­cen­dum. 6Quid ta­men si id­eo ex­spec­ta­vit, quia tu­tor erat et id­eo non ex­egit? vi­dea­mus, an con­tra­rio iu­di­cio tu­te­lae in­dem­ni­ta­tem con­se­qua­tur. quod ma­gis pro­ban­dum est: nam sic­uti quod­cum­que aliud ges­sit pro uti­li­ta­te pu­pil­li, id con­tra­rio iu­di­cio con­se­que­tur, ita et­iam id quod si­bi de­be­tur con­se­qui de­bet vel eius se­cu­ri­ta­tem. 7Ego et si ex cau­sa, quae tem­po­re fi­ni­tur, ob­li­ga­tio ali­qua fuit, tu­te­lae con­tra­rium iu­di­cium es­se ei opi­nor. 8Hanc ac­tio­nem dan­dam pla­cet et si tu­te­lae iu­di­cio non aga­tur: et­enim non­num­quam pu­pil­lus id­cir­co age­re tu­te­lae non vult, quia ni­hil ei de­be­tur, im­mo plus in eum im­pen­sum est, quam quod ei ab­est, nec im­pe­dien­dus est tu­tor con­tra­rio age­re.

Ulp. lib. XXXVI. ad Ed. Der Prätor hat die Gegenvormundschaftsklage aufgestellt und zum Gebrauch eingeführt, damit die Vormünder desto leichter die Verwaltung übernehmen möchten, wenn sie wüssten, dass auch der Mündel ihnen in Folge ihrer Verwaltung verbindlich sein werde. Denn obwohl die Mündel ohne die Ermächtigung des Vormunds nicht verbindlich werden, auch der Vormund in seiner eigenen Angelegenheit den Mündel nicht verbindlich machen kann, so hat man dennoch angenommen, dass der Mündel seinem Vormund ohne Ermächtigung des Vormunds bürgerrechtlich verbindlich werde, nämlich in Folge der Verwaltung; denn man musste die Vormünder dazu auffordern, damit sie williger Etwas für den Mündel verwendeten, wenn sie [nämlich] wüssten, dass sie das, was sie verwendet hätten, zurückbekommen würden. 1Diese Klage muss nicht blos dem Vormund, sondern auch dem zustehen, der als Protutor77S. den 5. Tit. dieses Buchs. Geschäfte geführt hat. 2Aber auch wenn es ein Curator entweder eines Mündels, oder eines Minderjährigen, oder eines Rasenden, oder eines Verschwenders sein sollte, so muss man sagen, dass auch diesem die Gegenklage zu geben sei. Dasselbe ist auch bei dem Curator einer Leibesfrucht anzunehmen; und dies ist die Meinung des Sabinus gewesen, der der Meinung war, dass auch den übrigen Curatoren aus denselben Gründen die Gegenklage zu geben sei. 3Wir werden aber sagen, dass diese Klage dem Vormund dann zustehe, wenn [sein] Amt beendigt ist, sonst, so lange es dauert, steht sie noch nicht zu. Aber wenn er als Protutor7 Geschäfte geführt, oder auch eine Curatel verwaltet hat, so wird die Klage auch sogleich Statt haben, weil in diesem Falle auch gegen ihn die Klage sogleich zusteht. 4Ueberdies kann der, welcher mit der Vormundschaftsklage belangt werden wird, das in Anrechnung bringen, was er auf das Vermögen des Mündels verwendet hat; so wird es in dem Ermessen desselben stehen, ob er die Kosten aufrechnen, oder fordern will. Wie also, wenn der Richter keine Rücksicht auf die Aufrechnung desselben genommen hat, kann er [dann] mit der Gegenklage verfahren? Und er kann es allerdings; aber wenn diese Anrechnung verworfen worden ist, und er sich dabei beruhigt hat, so darf der Richter das bei der Gegenklage nicht wieder gut machen. 5Es fragt sich, ob in den Bereich dieser Klage nicht nur das komme, was für den Mündel oder auf sein Vermögen verwendet worden ist, sondern auch das, was dem Vormund sonst geschuldet wurde, z. B. wenn vom Vater des Mündels Etwas geschuldet gewesen ist; und ich glaube mehr, dass, da dem Vormund [deshalb] eine Klage unbenommen ist, dies nicht in die Gegenklage zu bringen sei. 6Wie jedoch, wenn er darum gewartet hat, weil er Vormund war, und darum [seine Forderung] nicht eingeklagt hat? Wir wollen sehen, ob er auf die Gegenklage Schadloshaltung erlange, und das ist mehr anzunehmen. Denn sowie er Alles, was er sonst nur immer zum Besten des Mündels ausgeführt hat, auf die Gegenklage [ersetzt] erlangen wird, so muss er auch das, was ihm selbst geschuldet wird, oder Sicherheit deswegen erlangen. 7Daher glaube ich, dass er auch, wenn irgend eine Verbindlichkeit aus einem Grund, welcher mit [dem Ablauf] einer [gewissen] Zeit aufhört, vorhanden gewesen ist, die Gegenvormundschaftsklage habe. 8Man nimmt an, dass diese Klage auch wenn mit der Vormundschaftsklage nicht geklagt werde, zu geben sei; denn zuweilen will der Mündel mit der Vormundschaftsklage deshalb nicht klagen, weil ihm nichts geschuldet wird, vielmehr noch mehr auf ihn verwendet worden ist, als ihm fehlt, und es ist [dann] der Vormund nicht zu verhindern, mit der Gegenklage zu klagen.

Dig. 27,4,3Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Quid er­go si plus in eum im­pen­dit, quam est in fa­cul­ta­ti­bus? vi­dea­mus an pos­sit hoc con­se­qui. et La­beo scrip­sit pos­se. sic ta­men ac­ci­pien­dum est, si ex­pe­dit pu­pil­lo ita tu­te­lam ad­mi­nis­tra­ri: ce­te­rum si non ex­pe­dit, di­cen­dum est ab­sol­vi pu­pil­lum opor­te­re: ne­que enim in hoc ad­mi­nis­tran­tur tu­te­lae, ut mer­gan­tur pu­pil­li. iu­dex igi­tur, qui con­tra­rio iu­di­cio co­gnos­cit, uti­li­ta­tem pu­pil­li spec­ta­bit et an tu­tor ex of­fi­cio sump­tus fe­ce­rit. 1Con­tra­rium iu­di­cium an ad hoc quo­que com­pe­tat, ut quis a pu­pil­lo ex­igat li­be­ra­tio­nem, vi­den­dum est. et ne­mo di­xit in hoc age­re quem con­tra­rio pos­se, ut tu­te­lae iu­di­cio li­be­re­tur, sed tan­tum de his, quae ei prop­ter tu­te­lam ab­sunt. con­se­qui­tur au­tem pe­cu­niam, si quam de suo con­sump­sit, et­iam cum usu­ris, sed vel trien­ti­bus, vel his quae in re­gio­ne ob­ser­van­tur, vel his qui­bus mu­tua­tus est, si ne­ces­se ha­buit mu­tua­ri, ut pu­pil­lo ex ius­ta cau­sa pro­ro­ga­ret, vel his a qui­bus pu­pil­lum li­be­ra­vit, vel qui­bus ca­ruit tu­tor, si ni­mium pro­fuit pu­pil­lo pe­cu­niam es­se ex­so­lu­tam. 2Pla­ne si for­te tu­tor ali­quid pe­cu­niae de­buit fae­ne­ra­re, ali­quid ip­se pro pu­pil­lo sol­vit, nec ip­se usu­ras con­se­qui­tur nec pu­pil­lo prae­sta­bit. 3Qua­re et si in usus suos con­ver­tit, de­in­de ali­quid im­pen­dit in rem pu­pil­la­rem, quam im­pen­dit de­si­nit ver­tis­se et ex­in­de usu­ras non prae­sta­bit. et si an­te im­pen­dit in rem pu­pil­la­rem, mox in usus suos ver­tit, non vi­de­bi­tur ver­tis­se quan­ti­ta­tem, quae con­cur­rit cum quan­ti­ta­te si­bi de­bi­ta, ut eius sum­mae non prae­stet usu­ras. 4Usu­ras utrum tam­diu con­se­que­tur tu­tor quam­diu tu­tor est, an et­iam post fi­ni­tam tu­te­lam, vi­dea­mus, an ex mo­ra tan­tum. et ma­gis est, ut, quo­ad ei red­da­tur pe­cu­nia, con­se­qua­tur: nec enim de­bet ei ste­ri­lis es­se pe­cu­nia. 5Si ta­men fuit in sub­stan­tia pu­pil­li un­de con­se­que­tur, di­cen­dum est non opor­te­re eum usu­ras a pu­pil­lo ex­ige­re. 6Quid er­go, si de re pu­pil­la­ri non po­tuit si­bi sol­ve­re, quia erat de­po­si­ta ad prae­dio­rum com­pa­ra­tio­nem? si qui­dem non pos­tu­la­vit a prae­to­re, ut pro­ma­tur pe­cu­nia vel hoc mi­nus de­po­na­tur, si­bi im­pu­tet: si ve­ro hoc de­si­de­ra­vit nec im­pe­tra­vit, di­cen­dum est non de­per­ire ei usu­ras. 7In con­tra­rio iu­di­cio suf­fi­cit tu­to­ri be­ne et di­li­gen­ter neg­otia ges­sis­se, et­si even­tum ad­ver­sum ha­buit quod ges­tum est. 8Iu­di­cio con­tra­rio tu­te­lae prae­sta­tur et id, quod in rem pu­pil­li ver­sum an­te tu­te­lam vel post tu­te­lam, si neg­otiis tu­te­lae tem­po­re ges­tis ne­xum pro­ba­tur, et quod an­te im­pen­sum est, si­ve pro tu­to­re neg­otia ges­sit et post­ea tu­tor con­sti­tu­tus est, vel ven­tri erat cu­ra­tor: sed et si non pro tu­to­re neg­otia ge­re­bat, de­bet venire quod an­te im­pen­sum est: de­du­cun­tur enim in tu­te­lae iu­di­cium sump­tus, quos­cum­que fe­ce­rit in rem pu­pil­li, sic ta­men, si ex bo­na fi­de fe­cit. 9Hanc ac­tio­nem per­pe­tuam es­se pa­lam est, et he­redi et in he­redem da­ri ce­te­ros­que suc­ces­so­res et ad quos ea res per­ti­net et in eos.

Ulp. lib. XXXVI. ad Ed. Wie also, wenn [der Vormund] mehr auf den [Mündel] verwendet hat, als sich in dem Vermögen [desselben] befindet? Wir wollen sehen, ob er das erlangen könne; und Labeo hat geschrieben, dass er es könne. Es ist [dies] jedoch so zu verstehen, wenn es dem Mündel dienlich ist, dass die Vormundschaft so verwaltet werde; sonst wenn es [ihm] nicht dienlich ist, so muss man sagen, dass der Mündel freigesprochen werden müsse; denn es werden ja die Vormundschaften nicht zu dem Zweck verwaltet, damit die Mündel um ihr Vermögen kommen. Es wird daher der Richter, welcher in Folge der Gegenklage erkennt, auf den Nutzen des Mündels und darauf sehen, ob der Vormund seiner Pflicht getreu den Aufwand gemacht habe. 1Es ist zu untersuchen, ob die Gegenklage auch zu dem Behufe zustehe, um von dem Mündel Befreiung zu fordern. Und noch Niemand hat gesagt, dass ein [Vormund] zu dem Behuf mit der Gegenklage klagen könne, damit er von der Vormundschaftsklage befreit werde, sondern nur wegen dessen, was ihm um der Vormundschaft willen fehlt; er erlangt aber das Geld, welches er etwa von dem Seinigen ausgegeben hat, auch mit Zinsen, aber entweder mit vier vom Hundert, oder mit denen, welche in der Gegend in Gebrauch sind, oder mit denen, zu welchen er geborgt hat, wenn er nothwendig borgen musste, um es dem Mündel aus einem rechtmässigen Grunde vorzuschiessen, oder mit denen, von denen er den Mündel befreit hat, oder die der Vormund entbehrt hat, wenn es nämlich88Nimirum mit einigen alten Ausgaben statt nimium. Vergl. v. Glück XXXII. S. 272. Anm. 26. dem Mündel von Nutzen gewesen ist, dass das Geld bezahlt worden ist. 2Freilich wenn der Vormund etwa einiges Geld des Mündels auf Zinsen hätte ausleihen sollen99Und weil er es nicht gethan hat, eigentlich Zinsen leisten muss. Es werden hier die beiderseitigen Zinsenforderungen compensirt., einiges selbst für den Mündel gezahlt hat, so erlangt er weder selbst Zinsen, noch wird er dem Mündel [Zinsen] leisten. 3Deshalb hört er auch [dann], wenn er Geld des Mündels zu seinem Gebrauch verwendet hat, sodann Etwas auf das Mündelvermögen aufgewendet hat, auf, [das Geld,] welches er aufgewendet hat, [zu seinem Gebrauch] verwendet zu haben, und wird davon keine Zinsen leisten. Und wenn er vorher [Etwas] auf das Mündelvermögen aufgewendet, bald darauf [Etwas] zu seinem Gebrauch verwendet hat, so wird er den Betrag, welcher mit dem ihm [für den Aufwand] geschuldeten Betrag zusammenfällt, nicht [für sich] verwendet zu haben scheinen, sodass er keine Zinsen von jener Summe leistet. 4Wir wollen sehen, ob der Vormund die Zinsen für die Zeit, während welcher er Vormund ist, oder auch [für die Zeit] nach beendigter Vormundschaft, oder nur in Folge eines Verzugs erlangen wird; und es ist mehr dafür, dass er sie [für die ganze Zeit], bis ihm das Geld zurückgegeben wird, erlange, denn es darf das Geld für ihn nicht unfruchtbar sein. 5Wenn sich jedoch im Vermögen des Mündels [Geld] befunden hat, von welchem er die Zinsen hätte bekommen können, so muss man sagen, dass er von dem Mündel keine Zinsen fordern dürfe. 6Wie also, wenn er sich von dem Mündelgeld Nichts hat zahlen können, weil dasselbe zur Anschaffung von Grundstücken niedergelegt worden war? Wenn er es vom Prätor nicht verlangt hat, dass das [ihm schuldige] Geld davon genommen, oder um soviel weniger niedergelegt werden solle, so mag er es sich zurechnen; wenn er dies aber gefordert, und nicht erlangt hat, so muss man sagen, dass für ihn die Zinsen bei der Gegenklage nicht verloren gehen. 7Es genügt für den Vormund, die Geschäfte gut und fleissig geführt zu haben, wenn auch das, was ausgeführt worden ist, einen ungünstigen Erfolg gehabt hat. 8Auf die Gegenvormundschaftsklage wird auch das geleistet, was auf das Mündelvermögen vor der Vormundschaft, oder nach der Vormundschaft verwendet worden ist, wenn es als mit den zur Zeit der Vormundschaft geführten Geschäften zusammenhängend erwiesen wird; auch was vor der Vormundschaft aufgewendet worden ist, mag er als Protutor1010S. die Bem. zur Ueberschrift des folg. Tit. die Geschäfte geführt haben, und nachher zum Vormund bestellt worden sein, oder Curator für die Leibesfrucht gewesen sein; aber auch wenn er die Geschäfte nicht als Protutor10 führte, muss [doch] das, was vorher aufgewendet worden ist, in [die Gegenklage] kommen; denn es wird bei der Vormundschaftsklage der Aufwand abgerechnet, welchen er nur immer auf das Mündelvermögen gemacht haben wird, jedoch [nur] dann, wenn er ihn im guten Glauben gemacht hat. 9Es ist bekannt, dass diese Klage eine immerwährende sei, sowohl dem Erben, als gegen den Erben, und gegen die übrigen Nachfolger, und [denen,] welche diese Sache angeht, und gegen dieselben gegeben werde.

Dig. 27,5,1Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Pro­tu­te­lae ac­tio­nem ne­ces­sa­rio prae­tor pro­pos­uit: nam quia ple­rum­que in­cer­tum est, utrum quis tu­tor an ve­ro qua­si tu­tor pro tu­to­re ad­mi­nis­tra­ve­rit tu­te­lam, id­cir­co in utrum­que ca­sum ac­tio­nem scrip­sit, ut si­ve tu­tor est si­ve non sit qui ges­sit, ac­tio­ne ta­men te­ne­re­tur. so­lent enim mag­ni er­ro­res in­ter­ce­de­re, ut dis­cer­ni fa­ci­le non pos­sit, utrum quis tu­tor fue­rit et sic ges­se­rit, an ve­ro non fue­rit, pro tu­to­re ta­men mu­ne­re func­tus sit. 1Pro tu­to­re au­tem neg­otia ge­rit, qui mu­ne­re tu­to­ris fun­gi­tur in re im­pu­be­ris, si­ve se pu­tet tu­to­rem, si­ve scit non es­se, fin­get ta­men es­se. 2Pro­in­de et si ser­vus qua­si tu­tor ege­rit, di­vus Se­ve­rus re­scrip­sit dan­dum in do­mi­num iu­di­cium uti­le. 3Cum eo, qui pro tu­to­re neg­otia ges­sit, et­iam an­te pu­ber­ta­tem agi pos­se nul­la du­bi­ta­tio est, quia tu­tor non est. 4Qua­re si quis fi­ni­ta tu­te­la pro tu­to­re neg­otia im­pu­be­ris ges­sit, te­ne­bi­tur. 5Sed et si prius pro tu­to­re ad­mi­nis­tra­ve­rit, de­in­de qua­si tu­tor, ae­que te­ne­bi­tur ex eo quod pro tu­to­re ad­mi­nis­tra­vit, quam­vis de­vol­va­tur hic ges­tus in tu­te­lae ac­tio­nem. 6Si quis qua­si tu­tor neg­otia ges­se­rit eius qui iam pu­bes est ne­que tu­to­rem ha­be­re pot­est, pro­tu­te­lae ac­tio ces­sat: si­mi­li mo­do et si eius, qui non­dum na­tus est. nam ut pro tu­to­re quis ge­rat, eam es­se per­so­nam opor­tet, cu­ius ae­tas re­ci­piat tu­to­rem, id est im­pu­be­rem es­se opor­tet. sed erit neg­otio­rum ges­to­rum ac­tio. 7Si cu­ra­tor im­pu­be­ri a prae­to­re da­tus neg­otia ges­se­rit, an, qua­si pro tu­to­re ges­se­rit, te­n­ea­tur, quae­ri­tur. et est ve­rius ces­sa­re hanc ac­tio­nem, quia of­fi­cio cu­ra­to­ris func­tus est. si quis ta­men, cum tu­tor non es­set, com­pul­sus a prae­to­re vel a prae­si­de, dum se pu­tat tu­to­rem, ges­se­rit tu­te­lam, vi­den­dum, an pro tu­to­re te­n­ea­tur. et ma­gis est, ut, quam­vis com­pul­sus ges­se­rit, te­ne­ri ta­men de­beat, quia ani­mo tu­to­ris ges­sit, cum tu­tor non es­set. at is­te cu­ra­tor non qua­si tu­tor, sed qua­si cu­ra­tor ges­sit. 8In pro­tu­te­lae iu­di­cio usu­rae quo­que ve­niunt. 9Sed utrum so­lum­mo­do in id quod ges­sit te­ne­bi­tur an ve­ro in id et­iam quod ge­re­re de­buit? et si qui­dem om­ni­no non atti­git tu­te­lam, non te­ne­bi­tur: ne­que enim at­tin­ge­re de­buit qui tu­tor non fuit. quod si quae­dam ges­sit, vi­den­dum, an et­iam eo­rum quae non ges­sit te­n­ea­tur: et hac­te­nus te­ne­bi­tur, si alius ges­tu­rus fuit. sed et si co­gni­to, quod tu­tor non fuit, abs­ti­nuit se ad­mi­nis­tra­tio­ne, vi­dea­mus, an te­n­ea­tur, si ne­ces­sa­rios pu­pil­li non cer­tio­ra­vit, ut ei tu­to­rem pe­te­rent: quod ve­rius est.

Ulp. lib. XXXVI. ad Ed. Die Protutel-Klage hat der Prätor nothgedrungen aufgestellt; denn weil es gewöhnlich ungewiss ist, ob Jemand als Vormund, oder aber gleich als wäre er Vormund, als Protutor die Vormundschaft verwaltet habe, deshalb hat er für beide Fälle eine Klage gegeben, damit der, welcher die Vormundschaft geführt hat, mag er nun wirklich Vormund sein, oder möge er es nicht sein, doch auf eine Klage gehalten wäre. Es pflegen nämlich grosse Irrthümer vorzukommen, dass man nicht leicht unterscheiden kann, ob Jemand Vormund gewesen sei, und so die Vormundschaft geführt habe, oder aber es nicht gewesen sei, jedoch als Protutor das Amt verwaltet habe. 1Der aber führt als Protutor die Geschäfte, welcher bei einer Angelegenheit eines Unmündigen das Amt eines Vormunds versieht, möge er sich für den Vormund halten, oder mag er wissen, dass er es nicht sei, sich jedoch so stellen, als sei er es. 2Deshalb hat der höchstselige Severus rescribirt, dass auch, wenn ein Sclav, gleich als wäre er Vormund, gehandelt habe, gegen den Herrn eine analoge Klage zu geben sei. 3Es ist kein Zweifel, dass gegen den, welcher als Protutor die Geschäfte geführt hat, auch vor der Mündigkeit [des Pflegbefohlenen] geklagt werden könne, weil er nicht Vormund ist. 4Deshalb wird der, welcher, nachdem die Vormundschaft beendigt ist, die Geschäfte des Unmündigen als Protutor geführt hat, gehalten sein. 5Aber auch wenn er früher als Protutor, sodann als [wirklicher] Vormund verwaltet haben sollte, so wird er auf gleiche Weise wegen dessen gehalten sein, was er als Protutor verwaltet hat, obwohl diese Verrichtung zum Gegenstand der Vormundschaftsklage wird. 6Wenn Jemand die Geschäfte eines solchen, der schon mündig ist, und keinen Vormund mehr haben kann, gleich als wäre er Vormund, geführt hat, so fällt die Protutelklage weg; auf gleiche Weise auch, wenn er die Geschäfte eines solchen, der noch nicht geboren ist, [so geführt hat;] denn damit Jemand als Protutor [Geschäfte] führe, muss [der Pflegbefohlene] eine solche Person sein, dass das Alter derselben einen Vormund zulässt, das heisst, er muss unmündig sein; aber es wird die Geschäftsführungsklage Statt finden. 7Wenn der einem Unmündigen vom Prätor bestellte Curator die Geschäfte geführt haben wird, so fragt es sich, ob er, gleich als ob er sie als Protutor geführt hätte, gehalten sei, und es ist richtiger, dass diese Klage wegfalle, weil er das Amt eines Curators versehen hat. Wenn jedoch Jemand, da er nicht Vormund war, vom Prätor oder Präses genöthigt, indem er glaubt, dass er Vormund sei, die Vormundschaft geführt haben sollte, so ist zu untersuchen, ob er als Protutor gehalten sei; und es ist mehr dafür, dass er, obwohl er genöthigt, [die Geschäfte] geführt hat, doch gehalten sein müsse, weil er [sie] mit der Absicht, als Vormund zu handeln, geführt, da er nicht Vormund war. Aber jener Curator hat die Geschäfte nicht gleich als wäre er Vormund, sondern gleich als wäre Curator, geführt. 8Bei der Protutelklage kommen auch Zinsen in Betracht. 9Aber ob er wohl nur für das, was er ausgeführt hat, gehalten sein wird, oder aber auch für das, was er hätte ausführen sollen? Und wenn er sich überhaupt der Vormundschaft gar nicht unterzogen hat, so wird er nicht gehalten sein; denn es hat ja der, welcher nicht Vormund gewesen ist, sich [derselben] gar nicht unterziehen sollen. Wenn er aber einige [Geschäfte] geführt hat, so ist zu untersuchen, ob er auch wegen der Geschäfte, welche er nicht geführt hat, gehalten sei? Und er wird insoweit gehalten sein, wenn sie ein Anderer geführt haben würde; aber auch wenn er, nachdem er erfahren hatte, dass er nicht Vormund gewesen ist, sich der Verwaltung enthalten hat, so wollen wir sehen, ob er gehalten sei, wenn er die nächsten Verwandten des Mündels nicht benachrichtigt hat, damit sie für denselben einen Vormund erbitten möchten; und das ist richtiger.

Dig. 27,7,4Idem li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Cum os­ten­di­mus he­redem quo­que tu­te­lae iu­di­cio pos­se con­ve­ni­ri, vi­den­dum, an et­iam pro­prius eius do­lus vel pro­pria ad­mi­nis­tra­tio ve­niat in iu­di­cium. et ex­stat Ser­vii sen­ten­tia ex­is­ti­man­tis, si post mor­tem tu­to­ris he­res eius neg­otia pu­pil­li ge­re­re per­se­ve­ra­ve­rit aut in ar­ca tu­to­ris pu­pil­li pe­cu­niam in­ve­ne­rit et con­sump­se­rit vel eam pe­cu­niam quam tu­tor sti­pu­la­tus fue­rat ex­ege­rit, tu­te­lae iu­di­cio eum te­ne­ri suo no­mi­ne: nam cum per­mit­ta­tur ad­ver­sus he­redem ex pro­prio do­lo iu­ra­ri in li­tem, ap­pa­ret eum iu­di­cio tu­te­lae te­ne­ri ex do­lo pro­prio. 1Neg­le­gen­tia pla­ne pro­pria he­redi non im­pu­ta­bi­tur. 2Usu­ras quo­que eius pe­cu­niae, quam pu­pil­la­rem agi­ta­vit, prae­sta­re de­bet he­res tu­to­ris: quan­tas au­tem et cu­ius tem­po­ris usu­ras prae­sta­re de­beat, ex bo­no et ae­quo con­sti­tui ab iu­di­ce opor­tet. 3Fi­de­ius­so­res a tu­to­ri­bus no­mi­na­ti si prae­sen­tes fue­runt et non con­tra­di­xe­runt et no­mi­na sua re­fer­ri in ac­ta pu­bli­ca pas­si sunt, ae­quum est per­in­de te­ne­ri, at­que si iu­re le­gi­ti­mo sti­pu­la­tio in­ter­po­si­ta fuis­set. ea­dem cau­sa vi­de­tur ad­fir­ma­to­rum, qui sci­li­cet cum ido­neos es­se tu­to­res ad­fir­ma­ve­rint, fi­de­ius­so­rum vi­cem sus­ti­nent.

Idem lib. XXXVI. ad Ed. Da wir gezeigt haben, dass auch der Erbe [des Vormunds] mit der Vormundschaftsklage belangt werden könne, so ist zu untersuchen, ob auch die eigene böse Absicht, oder die eigene Verwaltung desselben in den Bereich der Klage komme. Und es ist die Meinung des Servius vorhanden, welcher glaubte, dass, wenn nach dem Tode des Vormunds der Erbe desselben fortgefahren habe, die Geschäfte des Mündels zu führen, oder in der Casse des Vormunds Geld des Mündels gefunden, und es verbraucht habe, oder das Geld, welches der Vormund [für den Mündel] stipulirt hatte, eingeklagt habe, derselbe auf die Vormundschaftsklage in eigenem Namen gehalten sei; denn da es erlaubt wird, gegen den Erben wegen seiner eigenen bösen Absicht den Würderungseid zu schwören, so erhellt, dass derselbe auf die Vormundschaftsklage wegen seiner eigenen bösen Absicht gehalten sei. 1Eine eigene Nachlässigkeit wird freilich dem Erben nicht zugerechnet werden. 2Der Erbe des Vormunds muss auch Zinsen von dem Mündelgeld, welches er unter den Händen gehabt hat, leisten; wie hohe Zinsen aber, und für welche Zeit er sie leisten solle, muss vom Richter dem gemäss, was gut und billig ist, bestimmt werden. 3Es ist billig, dass die von den Vormündern genannten Bürgen, wenn sie gegenwärtig gewesen sind, nicht widersprochen und geduldet haben, dass ihre Namen in die öffentlichen Acten eingetragen wurden, ebenso gehalten seien, als wenn eine Stipulation nach der gesetzlichen Bestimmung Statt gefunden hätte. Dasselbe Verhältniss findet bei den Affirmatoren1111Affirmatores heissen diejenigen, welche dem Magistrat, welcher über die Tüchtigkeit eines Vormunds Untersuchung anstellte, versichert haben, dass derselbe tüchtig sei. S. v. Glück a. a. O. S. 402. ff. Statt, welche nämlich, da sie versichert haben, dass die Vormünder tüchtig seien, die Stelle von Bürgen vertreten.

Dig. 27,8,1Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. In or­di­nem sub­si­dia­ria ac­tio non da­bi­tur, sed in ma­gis­tra­tus, nec in fi­de­ius­so­res eo­rum: hi enim rem pu­bli­cam sal­vam fo­re pro­mit­tunt, non pu­pil­li. pro­in­de nec no­mi­na­to­res ma­gis­tra­tuum ex hac cau­sa te­ne­bun­tur, sed so­li ma­gis­tra­tus. sed si or­do re­ce­pe­rit in se pe­ri­cu­lum, di­ci de­bet te­ne­ri eos, qui prae­sen­tes fue­runt: par­vi enim re­fert, no­mi­na­ve­rint vel fi­de­ius­se­rint an in se pe­ri­cu­lum re­ce­pe­rint: uti­lis er­go in eos ac­tio com­pe­tit. sed si a ma­gis­tra­ti­bus mu­ni­ci­pa­li­bus tu­tor da­tus sit, non vi­de­tur per or­di­nem elec­tus. 1Ne­que prae­tor ne­que quis alius, cui tu­to­ris dan­di ius est, hac ac­tio­ne te­ne­bi­tur. 2Si prae­ses pro­vin­ciae de­nun­tia­re ma­gis­tra­tus tan­tum de fa­cul­ta­ti­bus tu­to­rum vo­luit, ut ip­se da­ret, vi­dea­mus, an et qua­te­nus te­nean­tur. et ex­tat di­vi Mar­ci re­scrip­tum, quo vo­luit eos, qui prae­si­di re­nun­tiant, non per­in­de te­ne­ri at­que si ip­si de­dis­sent, sed si de­ce­pe­runt, gra­tia for­te aut pe­cu­nia fal­sa re­nun­tian­tes. pla­ne si prae­ses pro­vin­ciae sa­tis eos ex­ige­re ius­sit, non du­bi­ta­bi­mus te­ne­ri eos, et­iam­si prae­ses de­de­rit. 3Si prae­ses pro­vin­ciae no­mi­ni­bus ab alio ac­cep­tis ad ma­gis­tra­tus mu­ni­ci­pa­les re­mi­se­rit, ut se de no­mi­ni­bus in­struant, et per­in­de in­struc­tus de­de­rit tu­to­res: an ex­em­plo eo­rum qui prae­to­rem in­struunt de­beant ma­gis­tra­tus te­ne­ri, quae­ri­tur: uti­que enim in­ter­est, utrum ip­si ma­gis­tra­tus no­mi­na elec­ta de­de­rint prae­si­di an ea, quae ab alio prae­ses ac­ce­pit, in­qui­sie­rint. et pu­to utro­que ca­su sic te­ne­ri, qua­si do­lo vel la­ta cul­pa ver­sa­ti sunt. 4Non tan­tum pu­pil­li, sed et­iam suc­ces­so­res eo­rum sub­si­dia­ria age­re pos­sunt. 5Si cu­ra­to­res fue­runt mi­nus ido­nei da­ti, di­cen­dum est te­ne­ri ma­gis­tra­tus opor­te­re, si ex sug­ges­tu eo­rum vel no­mi­ni­bus ab eis ac­cep­tis prae­ses de­de­rit. sed et si ad eos re­mi­se­rit, ut ip­si dent vel post da­tio­nem ut ex­ige­rent sa­tis­da­tio­nem, pe­ri­cu­lum ad eos per­ti­ne­bit. 6Ma­gis­tra­ti­bus im­pu­ta­tur et­iam, si om­ni­no tu­tor vel cu­ra­tor da­tus non sit: sed ita de­mum te­nen­tur, si mo­ni­ti non de­de­rint. id­eo dam­num, quod im­pu­be­res vel ad­ules­cen­tes me­dio tem­po­re pas­si sunt, ad eos ma­gis­tra­tus per­ti­ne­re non amb­igi­tur, qui mu­ne­re man­da­to non pa­rue­runt. 7Scien­dum au­tem est, si ma­gis­tra­tus mu­ni­ci­pa­les da­ta ope­ra tu­te­lam dis­tu­le­rint in suc­ces­so­res suos vel si sa­tis­da­tio­nem da­ta ope­ra tra­xe­rint quo­ad suc­ces­so­res ac­ci­piant, ni­hil eis prod­es­se. 8Di­vus Ha­d­ria­nus re­scrip­sit et­iam in eum, qui elec­tus est ad aes­ti­man­das tu­to­rum sa­tis­da­tio­nes, ac­tio­nem dan­dam. 9Si in­ter ma­gis­tra­tus hoc con­ve­ne­rit, ut al­te­rius tan­tum pe­ri­cu­lo tu­to­res da­ren­tur, con­ven­tio­nes pu­pil­lo non prae­iu­di­ca­re di­vus Ha­d­ria­nus re­scrip­sit: con­ven­tio­ne enim duum­vi­ro­rum ius pu­bli­cum mu­ta­ri non pot­est. prius ta­men ar­bi­tror con­ve­nien­dum eum, qui hoc sus­ce­pit, de­in­de ex­cus­sis fa­cul­ta­ti­bus eius tunc ve­nien­dum ad col­le­gam, quem­ad­mo­dum, si so­lus de­dis­set, di­ce­re­mus prius eum, de­in­de col­le­gam ad­gre­dien­dum. 10Si quan­do de­sint in ci­vi­ta­te, ex qua pu­pil­li ori­un­di sunt, qui ido­nei vi­dean­tur, of­fi­cium est ma­gis­tra­tuum ex­qui­re­re ex vi­ci­nis ci­vi­ta­ti­bus ho­nes­tis­si­mum quem­que et no­mi­na prae­si­di­bus pro­vin­ciae mit­te­re, non ip­sos ar­bi­trium dan­di si­bi vin­di­ca­re. 11Si ma­gis­tra­tus ab in­itio tu­to­rem ido­neum de­dit et sa­tis non ex­egit, non suf­fi­cit: quod si sa­tis ex­egit et ido­neum ex­egit, quam­vis post­ea fa­cul­ta­ti­bus lap­si sint tu­to­res vel fi­de­ius­so­res, ni­hil est, quod ei qui de­dit im­pu­te­tur: non enim de­bent ma­gis­tra­tus fu­tu­ros ca­sus et for­tu­nam pu­pil­lo prae­sta­re. 12Sed et si sa­tis non ex­egit, ido­neus ta­men tu­tor eo tem­po­re fuit, quo tu­te­lae agi pot­est, suf­fi­cit. 13Pro­ba­tio au­tem non pu­pil­lo in­cum­bit, ut do­ceat fi­de­ius­so­res sol­ven­do non fuis­se cum ac­ci­pe­ren­tur, sed ma­gis­tra­ti­bus, ut do­ceant eos sol­ven­do fuis­se. 14Pri­vi­le­gium in bo­nis ma­gis­tra­tus pu­pil­lus non ha­bet, sed cum ce­te­ris cre­di­to­ri­bus par­tem ha­bi­tu­rus est. 15Ex­ige­re au­tem cau­tio­nem ma­gis­tra­tus sic opor­tet, ut pu­pil­li ser­vus aut ip­se pu­pil­lus, si fa­ri pot­est et in prae­sen­tia­rum est, sti­pu­le­tur a tu­to­ri­bus, item fi­de­ius­so­ri­bus eo­rum rem sal­vam fo­re: aut, si ne­mo est qui sti­pu­le­tur, ser­vus pu­bli­cus sti­pu­la­ri de­bet rem sal­vam fo­re pu­pil­lo, aut cer­te ip­se ma­gis­tra­tus. 16Pla­ne ubi ser­vus pu­bli­cus vel ip­se ma­gis­tra­tus sti­pu­la­tur, di­cen­dum est uti­lem ac­tio­nem pu­pil­lo dan­dam. 17Si fi­lius fa­mi­lias fuit ma­gis­tra­tus et ca­ve­ri pu­pil­lo non cu­ra­ve­rit aut non ido­nee cau­tum sit cul­pa eius, an et qua­te­nus in pa­trem eius ac­tio dan­da sit, quae­ri­tur. et ait Iu­lia­nus in pa­trem de pe­cu­lio dan­dam, si­ve vo­lun­ta­te eius fi­lius de­cu­rio fac­tus sit si­ve non: nam et si vo­lun­ta­te pa­tris ma­gis­tra­tum ad­mi­nis­tra­vit, at­ta­men non opor­te­re pa­trem ul­tra quam de pe­cu­lio con­ve­ni­ri, qua­si rem pu­bli­cam sal­vam so­lam fo­re pro­mit­tat, qui dat vo­lun­ta­tem, ut fi­lius de­cu­rio cree­tur.

Ulp. lib. XXXVI. ad Ed. Gegen das Collegium wird die Hülfsklage nicht gegeben werden, sondern gegen die Obrigkeiten, auch nicht gegen die Bürgen derselben; denn diese versprechen, dass das öffentliche Vermögen, nicht das des Mündels, ungeschmälert sein werde; deshalb werden auch die, welche die Obrigkeiten in Vorschlag gebracht haben, aus diesem Grunde nicht gehalten sein, sondern blos die Obrigkeiten. Aber wenn das Collegium die Gefahr auf sich genommen haben sollte, so muss man sagen, dass diejenigen, welche gegenwärtig gewesen sind, gehalten seien; denn es macht wenig Unterschied, ob sie [die Vormünder] in Vorschlag gebracht, oder sich [für dieselben] verbürgt, oder die Gefahr [für dieselben] auf sich genommen haben; es steht also eine analoge Klage gegen dieselben zu. Aber wenn von den Municipalobrigkeiten ein Vormund bestellt sein sollte, so scheint er nicht durch das Collegium erwählt zu sein. 1Weder der Prätor, noch sonst Jemand, dem das Recht, einen Vormund zu bestellen, zusteht, wird auf diese Klage gehalten sein. 2Wenn der Präses einer Provinz gewollt hat, dass die Obrigkeiten nur über die Vermögensumstände der Vormünder Bericht erstatten sollten, damit er selbst sie bestellen könnte, so wollen wir sehen, ob und inwieweit sie gehalten seien; und es ist ein Rescript des höchstseligen Marcus vorhanden, in welchem er seinen Willen dahin ausgesprochen hat, dass die, welche dem Präses Bericht erstatten, nicht eben so gehalten sein sollen, als wenn sie selbst [die Vormünder] bestellt hätten, sondern nur wenn sie betrogen haben, indem sie etwa aus Gunst oder für Geld falsch berichtet haben. Freilich wenn der Präses der Provinz befohlen hat, dass sie Bürgschaft fordern sollten, so werden wir nicht zweifeln, dass sie gehalten seien, obgleich der Präses [die Vormünder] bestellt hat. 3Wenn der Präses der Provinz von einem Anderen die Namen von Vormündern erhalten, und die Municipalobrigkeiten angewiesen haben sollte, ihm1212Ut se…. instruant. Se steht hier für eum. S. v. Glück a. a. O. S. 422. Anm. 52. u. L. 5. §. 11. im folg. Tit. über [diese] Namen Auskunft zu geben, und sodann, nachdem er Auskunft erhalten, die Vormünder bestellt haben sollte, so fragt es sich, ob die Obrigkeiten nach dem Muster derer, welche dem Prätor Auskunft geben, gehalten sein müssen; denn es ist allerdings ein Unterschied, ob die Obrigkeiten selbst die Namen ausgewählt und dem Präses gegeben, oder ob sie über die, welche der Präses von einem Anderen erhalten hat, Erkundigung eingezogen haben. Und ich glaube, dass sie in beiden Fällen insofern gehalten sind, inwiefern sie mit böser Absicht oder mit grobem Verschulden verfahren sind. 4Nicht nur die Mündel, sondern auch die Nachfolger derselben können mit der Hülfsklage klagen. 5Wenn weniger tüchtige Curatoren bestellt sein sollten, so muss man sagen, dass die Obrigkeiten gehalten sein müssen, wenn der Präses die Vormünder auf den Bericht derselben, oder nachdem er die Namen von ihnen erhalten hatte, die Curatoren bestellt haben sollte. Aber auch wenn er sie angewiesen haben sollte, dass sie selbst dieselben bestellen sollten, oder nach der Bestellung, dass sie Bürgschaft fordern sollten, so wird sie die Gefahr treffen. 6Es wird den Obrigkeiten zugerechnet, auch wenn überhaupt kein Vormund oder Curator bestellt sein sollte, aber sie sind nur gehalten, wenn sie dazu aufgefordert, keinen bestellt haben. Daher ist es nicht zweifelhaft, dass der Schaden, welchen die Unmündigen oder die Minderjährigen in der Zwischenzeit gelitten haben, diejenigen Obrigkeiten treffe, welche, da ihnen das Amt aufgetragen war, [demselben] nicht nachgekommen sind. 7Man muss aber wissen, dass, wenn die Municipalobrigkeiten mit Fleiss die Vormundschaft[sbestellung] bis auf ihre Nachfolger verschoben, oder wenn sie die Bürgschaftsbestellung mit Fleiss in die Länge gezogen haben, es ihnen nichts nütze. 8Der höchstselige Hadrianus hat rescribirt, dass auch gegen den, welcher gewählt worden ist, um die Bürgschaften der Vormünder zu schätzen, die Klage zu geben sei. 9Der höchstselige Hadrianus hat rescribirt, dass wenn unter den Obrigkeiten diese Uebereinkunft getroffen sei, dass nur auf die Gefahr der einen Vormünder bestellt werden sollten, diese Uebereinkunft dem Mündel keinen Nachtheil bringe; denn durch eine Uebereinkunft der Duumvirn1313S. d. Bem. zu L. 6. §. 1. Quod cujuscunq. univ. 3. 4. kann das öffentliche Recht nicht geändert werden; ich glaube jedoch, dass zuvor derjenige, welcher diese [Gefahr] übernommen hat, zu belangen sei, und dass man, nachdem das Vermögen desselben ausgeklagt worden ist, zu seinem Collegen kommen müsse, ebenso wie wir [dann], wenn er allein den Vormund bestellt hätte, sagen würden, dass zuvor er, und dann sein College in Anspruch zu nehmen sei. 10Wenn es einmal in der Stadt, aus welcher die Mündel geboren sind, an solchen fehlen sollte, welche tüchtig zu sein scheinen, so ist es die Pflicht der Obrigkeiten, aus den benachbarten Städten die ehrbarsten zu erforschen und die Namen [derselben] den Präsides der Provinz zu schicken, nicht aber sich selbst die Macht, sie zu bestellen, anzumaassen. 11Wenn eine Obrigkeit einen Anfangs tüchtigen Vormund bestellt hat, und keine Bürgschaft gefordert hat, so ist es nicht hinreichend; wenn sie aber Bürgschaft gefordert, und einen tüchtigen erwählt hat, so ist, ob wohl die Vormünder oder ihre Bürgen nachher mit ihrem Vermögen in Abfall gekommen sein sollten, [doch] kein Grund vorhanden, um es dem, welcher sie bestellt hat, zuzurechnen; denn es brauchen ja die Obrigkeiten dem Mündel nicht für künftige Unglücksfälle und für sein Vermögen zu stehen. 12Aber auch wenn [die Obrigkeit] keine Bürgschaft gefordert hat, der Vormund jedoch zu der Zeit, wo mit der Vormundschaftsklage geklagt werden kann, tüchtig gewesen ist, so genügt es. 13Ad Dig. 27,8,1,13ROHGE, Bd. 6 (1872), S. 216: Beweislast bei einem Anspruche gegen den Mandatar wegen Verabsäumung der vertragsmäßigen Diligenz. Rechenschaftspflicht des Mandatars.Der Beweis liegt aber nicht dem Mündel ob, dass er darthue, die Bürgen seien [damals], als sie angenommen wurden, nicht zahlungsfähig gewesen, sondern den Obrigkeiten, dass sie darthun, dieselben seien zahlungsfähig gewesen. 14Ein Vorzugsrecht an dem Vermögen der Obrigkeiten hat der Mündel nicht, sondern er wird [zugleich] mit den übrigen Gläubigern seinen Theil haben. 15Die Obrigkeit muss aber die Sicherheit so fordern, dass ein Sclav des Mündels, oder der Mündel selbst, wenn er sprechen kann, und gegenwärtig ist von den Vormündern, desgleichen von den Bürgen derselben stipulire, dass das Vermögen [des Mündels] ungeschmälert sein werde, oder wenn Niemand da ist, welcher stipuliren könnte, so muss ein öffentlicher Sclav, oder doch die Obrigkeit selbst, stipuliren, dass das Vermögen dem Mündel ungeschmälert sein werde. 16Freilich wenn ein öffentlicher Sclav oder die Obrigkeit selbst stipulirt, so muss man sagen, dass dem Mündel eine analoge Klage zu geben sei. 17Wenn die Obrigkeit ein Haussohn gewesen ist, und nicht dafür gesorgt haben sollte, dass dem Mündel Sicherheit gegeben wurde, oder wenn durch die Schuld desselben nicht gehörig Sicherheit gegeben sein sollte, so fragt es sich, ob und inwieweit gegen den Vater desselben eine Klage zu geben sei; und Julianus sagt, dass gegen den Vater die Klage wegen des Sonderguts zu geben sei, möge nun der Sohn mit dem Willen desselben Decurio geworden sein, oder nicht; denn auch wenn er mit dem Willen des Vaters das Amt verwaltet hat, so müsse der Vater doch nicht auf mehr, als soweit das Sondergut reicht, belangt werden, gleichsam ob der, welcher seine Einwilligung gibt, dass sein Sohn zum Decurio gewählt werde, verspräche, dass blos das öffentliche Vermögen ungeschmälert sein werde.