Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.ed. XIII
Ad edictum praetoris lib.Ulpiani Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro XIII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 26,1De tutelis (Von den Bevormundungen.)Dig. 26,2De testamentaria tutela (Von der testamentarischen Vormundschaft.)Dig. 26,3De confirmando tutore vel curatore (Von der Bestätigung des Tutor oder Curator.)Dig. 26,4De legitimis tutoribus (Von den gesetzlichen Vormündern.)Dig. 26,5De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt (Von den durch eine competente Obrigkeit bestellten Vormündern; ferner welche zu solchen Vormündern bestellt, und aus welchen Gründen diese eigentlich bestellt werden können.)Dig. 26,6Qui petant tutores vel curatores et ubi petantur (Von denen, welche um Vormünder oder Curatoren nachsuchen müssen, und wo dies geschehen soll.)Dig. 26,7 (1,2 %)De administratione et periculo tutorum et curatorum qui gesserint vel non et de agentibus vel conveniendis uno vel pluribus (Von der Verwaltung und Verantwortlichkeit der Tutoren und Curatoren, welche die Vormundschaft führten oder auch nicht, und von dem Verhältnisse derselben als Kläger oder Beklagte entweder einzeln oder in Mehrzahl.)Dig. 26,8De auctoritate et consensu tutorum et curatorum (Von der Ermächtigung und der Zustimmung der Vormünder und Curatoren.)Dig. 26,9Quando ex facto tutoris vel curatoris minores agere vel conveniri possunt (Wann aus der Handlung des Vormundes oder Curators Minderjährige klagen oder verklagt werden können.)Dig. 26,10De suspectis tutoribus et curatoribus (Von verdächtigen Vormündern und Curatoren.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 4,1,6Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Non so­lum mi­no­ris, ve­rum eo­rum quo­que, qui rei pu­bli­cae cau­sa afue­runt, item om­nium, qui ip­si po­tue­runt re­sti­tui in in­te­grum, suc­ces­so­res in in­te­grum re­sti­tui pos­sunt, et ita sae­pis­si­me est con­sti­tu­tum. si­ve igi­tur he­res sit si­ve is cui he­redi­tas re­sti­tu­ta est si­ve fi­lii fa­mi­lias mi­li­tis suc­ces­sor, in in­te­grum re­sti­tui pot­erit. pro­in­de et si mi­nor in ser­vi­tu­tem red­iga­tur vel an­cil­la fiat, do­mi­nis eo­rum da­bi­tur non ul­tra tem­pus sta­tu­tum in in­te­grum re­sti­tu­tio. sed et si for­te hic mi­nor erat cap­tus in he­redi­ta­te quam ad­ie­rit, Iu­lia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo di­ges­to­rum scri­bit abs­ti­nen­di fa­cul­ta­tem do­mi­num pos­se ha­be­re non so­lum ae­ta­tis be­ne­fi­cio, ve­rum et si ae­tas non pa­tro­ci­ne­tur: quia non apis­cen­dae he­redi­ta­tis gra­tia le­gum be­ne­fi­cio usi sunt, sed vin­dic­tae gra­tia.

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Nicht allein eines Minderjährigen, sondern auch derjenigen, welche des Staates wegen abwesend waren, desgleichen aller derer, welche selbst die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand erlangen konnten, Nachfolger können in den vorigen Stand wieder eingesetzt werden; so ist es sehr oft festgesetzt worden. Es mag also der Erbe sein, oder der, welchem die Erbschaft [vom Erben] ausgehändigt worden ist, oder der Nachfolger eines Sohnes, welcher Soldat war, so wird er in den vorigen Stand wieder eingesetzt werden können. Hiernächst wird auch, wenn eine minderjährige Person in die Sclaverei gerathen oder Sclavin werden sollte, den Herren derselben die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, jedoch nicht über die festgesetzte Zeit hinaus11Non tamen ultra tempus statutum nach der Ausgabe von Beck., gegeben werden. Aber auch, wenn etwa eine solche minderjährige Person22Dieser Ausdruck ist zu gebrauchen, weil hier auch das weibliche Geschlecht in Berücksichtigung kommt. hinsichtlich der Erbschaft, die sie angetreten hat, in Nachtheil versetzt worden ist, kommt dem Herrn derselben, wie Julianus im 17. Buche der Digesten schreibt, die Befugniss, sich von der Erbschaft loszusagen, nicht allein vermöge der Begünstigung des [unreifen] Alters [jener Person], sondern auch selbst dann zu, wenn dieses Alter keine Begünstigung gewährte, weil sie [die Herren] von der Begünstigung durch die Gesetze [in diesem Falle] nicht zur Erlangung der Erbschaft, sondern zur Bestrafung [der Undankbarkeit33Es ist nämlich nach den Auslegern hier an den Fall zu denken, wo eine freigelassene Person wegen Undankbarkeit gegen ihren Freilasser in die Sclaverei zurückfällt (cf. const. 2. Cod. de libertis et eorum liberis VI. 7.)], Gebrauch gemacht haben.

Dig. 4,4,19Idem li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. In­ter­dum ta­men suc­ces­so­ri plus quam an­num da­bi­mus, ut est edic­to ex­pres­sum, si for­te ae­tas ip­sius sub­ve­niat: nam post an­num vi­cen­si­mum quin­tum ha­be­bit le­gi­ti­mum tem­pus. hoc enim ip­so de­cep­tus vi­de­tur, quod, cum pos­set re­sti­tui in­tra tem­pus sta­tu­tum ex per­so­na de­func­ti, hoc non fe­cit. pla­ne si de­func­tus ad in in­te­grum re­sti­tu­tio­nem mo­di­cum tem­pus ex an­no uti­li ha­buit, huic he­redi mi­no­ri post an­num vi­cen­si­mum quin­tum com­ple­tum non to­tum sta­tu­tum tem­pus da­bi­mus ad in in­te­grum re­sti­tu­tio­nem, sed id dum­ta­xat tem­pus, quod ha­buit is cui he­res ex­ti­tit.

Idem lib. XIII. ad Ed. Bisweilen aber werden wir dem Nachfolger mehr als ein Jahr, wie es im Edicte ausgedrückt ist, gestatten, wenn etwa sein Lebensalter zu Hülfe kommen sollte; nach dem fünfundzwanzigsten Jahre nämlich wird ihm die gesetzliche Zeit zukommen. Denn eben darin wird er als hintergangen angesehen, dass, da er innerhalb der festgesetzten Zeit im Namen des Verstorbenen wieder in den vorigen Stand eingesetzt werden konnte, er dies nicht bewerkstelligt hat. Aber wenn der Verstorbene zur Wiedererlangung des vorigen Rechtsstandes von dem annus utilis44Innerhalb dessen er um Gewährung der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ansuchen konnte. noch eine mässige Frist [bei seinem Tode] übrig gehabt hat, so werden wir seinem minderjährigen Erben nach erfülltem fünfundzwanzigsten Lebensjahre nicht die ganze gesetzliche Zeit zur Wiedererlangung des vorigen Rechtsstandes gewähren, sondern nur diejenige Zeit, welche derjenige, dessen Erbe er geworden ist, übrig gelassen hat.

Dig. 4,7,2Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. aut alium, qui ve­xa­tu­rus sit ad­ver­sa­rium:

Ulp. lib. XIII. ad Ed. oder einen Andern, welcher die Absicht der Chicane hat;

Dig. 4,7,4Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Item si res fue­rint usu­cap­tae ab eo cui alie­na­tae sint nec pe­ti ab hoc pos­sint, lo­cum ha­bet hoc edic­tum. 1Item­que fie­ri pot­est, ut si­ne do­lo ma­lo qui­dem pos­si­de­re de­sie­rit, ve­rum iu­di­cii mu­tan­di cau­sa id fiat. sunt et alia com­plu­ra ta­lia. pot­est au­tem ali­quis do­lo ma­lo de­si­ne­re pos­si­de­re nec ta­men iu­di­cii mu­tan­di cau­sa fe­cis­se nec hoc edic­to te­ne­ri: ne­que enim alie­nat, qui dum­ta­xat omit­tit pos­ses­sio­nem. non ta­men eius fac­tum im­pro­bat prae­tor, qui tan­ti ha­buit re ca­re­re, ne prop­ter eam sae­pius li­ti­ga­ret (haec enim ve­re­cun­da co­gi­ta­tio eius, qui li­tes ex­se­cra­tur, non est vi­tu­pe­ran­da), sed eius dum­ta­xat, qui cum rem ha­be­re vult, li­tem ad alium trans­fert, ut mo­les­tum ad­ver­sa­rium pro se sub­iciat. 2Pe­dius li­bro no­no non so­lum ad do­mi­nii trans­la­tio­nem hoc edic­tum per­ti­ne­re ait, ve­rum ad pos­ses­sio­nis quo­que: alio­quin cum quo in rem age­ba­tur, in­quit, si pos­ses­sio­ne ces­sit, non te­ne­bi­tur. 3Si quis au­tem ob va­le­tu­di­nem aut ae­ta­tem aut oc­cu­pa­tio­nes ne­ces­sa­rias li­tem in alium trans­tu­le­rit, in ea cau­sa non est, ut hoc edic­to te­n­ea­tur, cum in hoc edic­to do­li ma­li fiat men­tio. ce­te­rum erit in­ter­dic­tum et per pro­cu­ra­to­res li­ti­ga­re do­mi­nio in eos ple­rum­que ex ius­ta cau­sa trans­la­to. 4Ad iu­ra et­iam prae­dio­rum hoc edic­tum per­ti­net, mo­do si do­lo ma­lo fiat alie­na­tio. 5Haec ac­tio in id quod in­ter­est com­pe­tit. pro­in­de si res non fuit pe­ti­to­ris aut si is qui alie­na­tus est si­ne cul­pa de­ces­sit, ces­sat iu­di­cium, ni­si si quid ac­to­ris prae­ter­ea in­ter­fuit. 6Haec ac­tio non est poe­na­lis, sed rei per­se­cu­tio­nem ar­bi­trio iu­di­cis con­ti­net, qua­re et he­redi da­bi­tur: in he­redem au­tem

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Desgleichen kommt dann, wenn Sachen durch denjenigen, an welchen sie veräussert worden waren, verjährt worden sind, und ihm daher nicht abverlangt werden können, dieses Edict zur Anwendung. 1Desgleichen kann es sich auch ereignen, dass Jemand zwar ohne böse Absicht [die streitige Sache] zu besitzen aufgehört habe, dass dies aber doch der Veränderung des Gerichtsstandes halber geschehe. Es gibt auch mehrere andere Fälle dieser Art. Es kann aber [ferner] Jemand mit böser Absicht aufhören, zu besitzen, und dies doch nicht der Veränderung des Gerichtsstandes halber gethan haben, und also diesem Edicte nicht unterworfen sein. Denn es nimmt ja derjenige keine Veräusserung vor, welcher nur den Besitz aufgibt. Es missbilligt übrigens der Prätor das Verfahren desjenigen keineswegs, welcher eine Sache nur deshalb nicht behalten wollte, um wegen ihr nicht öfters Rechtsstreitigkeiten führen zu müssen, denn eine solche bescheidene Denkungsart desjenigen, welcher Rechtsstreitigkeiten verabscheut, ist nicht zu tadeln, sondern blos [das Verfahren] desjenigen, welcher, indem er die [streitige] Sache haben will, den Rechtsstreit darüber einem Andern überträgt, um an seine Stelle einen beschwerlichen Gegner zu schieben. 2Pedius sagt im neunten Buche, dass dieses Edict [des Proconsuls] auf die Uebertragung nicht blos des Eigenthumsrechts, sondern auch des Besitzes sich beziehe; widrigenfalls, spricht er, wird auch derjenige, gegen welchen [wegen einer Sache] dingliche Klage erhoben worden ist, wenn er sich des Besitzes derselben begeben hat, nicht gehalten sein. 3Wenn aber Jemand wegen Krankheit, Alters oder nothwendiger Beschäftigungen seinen Rechtsstreit einem Andern übertragen haben sollte, so befindet er sich nicht in der Lage, dass er nach diesem Edicte gehalten sei, da in diesem Edicte des bösen Vorsatzes Erwähnung geschieht. Ausserdem55Ceterum steht hier nach der Erklärung des Accursius für alioqui. müsste es auch untersagt sein, durch Stellvertreter Processe zu führen, da auf sie meistens aus einer rechtmässigen Ursache66Anton Faber l. l. p. 739 hält wohl mit Grund die Worte plerumque ex justa causa für den Zusatz eines unkundigen Auslegers. das Eigenthumsrecht selbst [am Processe] übertragen wird. 4Auch auf die Gerechtsame der Grundstücke bezieht sich dieses Edict, wenn nämlich die Veräusserung mit bösem Vorsatze geschieht. 5Diese Klage [aus dem Edicte] ist auf das Interesse gerichtet; demnach fällt, wenn die [in Frage stehende] Sache nicht dem Kläger angehörte, oder wenn derjenige [Sclav], welcher verkauft wurde, ohne die Schuld [des Käufers] gestorben ist, die Klage weg, es müsste denn der Kläger ausserdem noch ein Interesse haben. 6Diese Klage ist nicht auf eine Strafe gerichtet (non est poenalis), sondern bezweckt eine nach dem Ermessen des Richters [zu gestattende] Wiedererlangung der [streitigen] Sache; weshalb sie auch dem Erben [des Klägers] bewilligt werden wird, gegen den Erben aber,

Dig. 4,7,6Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. vel post an­num non da­bi­tur,

Ulp. lib. XIII. ad Ed. oder nach Jahresfrist wird sie nicht bewilligt werden;

Dig. 4,8,3Idem li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. La­beo ait, si com­pro­mis­so fac­to sen­ten­tia dic­ta est, quo quis a mi­no­re vi­gin­ti quin­que an­nis tu­te­lae ab­sol­ve­re­tur, ra­tum id a prae­to­re non ha­ben­dum: ne­que poe­nae eo no­mi­ne com­mis­sae pe­ti­tio da­bi­tur. 1Tam­et­si ne­mi­nem prae­tor co­gat ar­bi­trium re­ci­pe­re, quon­iam haec res li­be­ra et so­lu­ta est et ex­tra ne­ces­si­ta­tem iu­ris­dic­tio­nis po­si­ta, at­ta­men ubi se­mel quis in se re­ce­pe­rit ar­bi­trium, ad cu­ram et sol­li­ci­tu­di­nem suam hanc rem per­ti­ne­re prae­tor pu­tat: non tan­tum quod stu­de­ret li­tes fi­ni­ri, ve­rum quon­iam non de­be­rent de­ci­pi, qui eum qua­si vi­rum bo­num dis­cep­ta­to­rem in­ter se ele­ge­runt. fin­ge enim post cau­sam iam se­mel at­que ite­rum trac­ta­tam, post nu­da­ta utrius­que in­ti­ma et se­cre­ta neg­otii aper­ta, ar­bi­trum vel gra­tiae dan­tem vel sor­di­bus cor­rup­tum vel alia qua ex cau­sa nol­le sen­ten­tiam di­ce­re: quis­quam­ne pot­est ne­ga­re ae­quis­si­mum fo­re prae­to­rem in­ter­po­ne­re se de­buis­se, ut of­fi­cium quod in se re­ce­pit im­ple­ret? 2Ait prae­tor: ‘Qui ar­bi­trium pe­cu­nia com­pro­mis­sa re­ce­pe­rit’. 3Trac­te­mus de per­so­nis ar­bi­tran­tium. et qui­dem ar­bi­trum cu­ius­cum­que dig­ni­ta­tis co­get of­fi­cio quod sus­ce­pe­rit per­fun­gi, et­iam­si11Die Großausgabe liest et­iam si statt et­iam­si. sit con­su­la­ris: ni­si for­te sit in ali­quo ma­gis­tra­tu po­si­tus vel po­tes­ta­te, con­sul for­te vel prae­tor, quon­iam in hoc im­pe­rium non ha­bet.

Idem lib. XIII. ad Ed. Labeo sagt, dass, wenn nach eingegangenem Compromisse ein Ausspruch gefällt worden ist, vermöge dessen Jemand von der gegen ihn erhobenen Vormundschaftsklage durch Einen, welcher noch nicht das Alter von fünfundzwanzig Jahren erreicht hat, freigesprochen worden ist, dies vom Prätor nicht zu genehmigen sei; auch wird deshalb eine Forderung der verfallenen Strafe nicht gestattet werden. 1Obwohl der Prätor Niemanden zwingt, das schiedsrichterliche Amt zu übernehmen, weil dies eine freie und ungezwungene und in der Nothwendigkeit der Rechtspflege nicht mit begriffene Sache ist, so hält doch der Prätor, wenn einmal Jemand die Entscheidung einer Streitsache als Schiedsrichter auf sich genommen hat, dafür, dass dieser Umstand zu seiner Fürsorge und Bekümmerniss mit gehöre, nicht blos deshalb, weil sein Bestreben dahin gerichtet sei, dass Rechtsstreitigkeiten beendigt werden, sondern auch aus dem Grunde, weil diejenigen, die ihn (den Schiedsrichter), in der Meinung, er sei ein rechtschaffener Mann, als Entscheider gewählt haben, nicht getäuscht werden dürften. Denn nimm an, dass ein Schiedsrichter, nachdem die Streitsache schon einmal und noch einmal verhandelt worden ist, nachdem von Seiten beider Parteien die verborgensten Umstände enthüllt worden und die mit dem [vorliegenden] Rechtsgeschäfte verbundenen Geheimnisse an das Licht gekommen sind, entweder der Begünstigung [einer Partei] nachgebend, oder durch Eigennutz bestochen, oder aus irgend einer andern Ursache keinen Ausspruch fällen wolle; kann dann irgend Jemand in Abrede stellen, es werde der Billigkeit höchst angemessen sein, dass der Prätor einschreiten müsse, damit jener die Obliegenheit, welche er auf sich genommen hat, erfülle? 2Es sagt der Prätor: Wer die Entscheidung [einer Streitsache] nach durch Vertrag festgesetzter Strafe77Die Lesart poena nämlich scheint den Vorzug vor pecunia zu haben. übernommen haben sollte88Accursius supplirt zur Ergänzung dieser Stelle eum arbitrium et sententiam ferre cogam.. 3Wir wollen [jetzt] von denjenigen Personen, welche ein schiedsrichterliches Amt haben, handeln. Zuvörderst nun wird [der Prätor] den Schiedsrichter, von welchem Range er auch sei, nöthigen, das Amt, welches er übernommen hat, zu vollführen (perfungi), selbst wenn er ein gewesener Consul wäre; er müsste denn eine mit einer obrigkeitlichen oder die Ausübung der Rechtspflege zum Gegenstande habenden Würde (in aliquo Magistratu positus vel potestate) bekleidete Person, z. B. ein Consul oder Prätor, sein, weil gegen eine solche [der Prätor] kein Imperium hat.

Dig. 4,8,5Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Sed et fi­lius fa­mi­lias com­pel­le­tur.

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Aber auch ein Haussohn wird genöthigt werden.

Dig. 4,8,7Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Pe­dius li­bro no­no et Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio scri­bunt par­vi re­fer­re, in­ge­nuus quis an li­ber­ti­nus sit, in­te­grae fa­mae quis sit ar­bi­ter an igno­mi­nio­sus. in ser­vum La­beo com­pro­mit­ti non pos­se li­bro un­de­ci­mo scri­bit: et est ve­rum. 1Un­de Iu­lia­nus ait, si in Ti­tium et ser­vum com­pro­mis­sum sit, nec Ti­tium co­gen­dum sen­ten­tiam di­ce­re, quia cum alio re­ce­pe­rit: quam­vis ser­vi, in­quit, ar­bi­te­rium nul­lum sit. quid ta­men si di­xe­rit sen­ten­tiam Ti­tius? poe­na non com­mit­ti­tur, quia non, ut re­ce­pe­rit, di­xit sen­ten­tiam.

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Pedius im neunten und Pomponius im dreiunddreissigsten Buche schreiben, es komme hierbei wenig darauf an, ob Jemand ein Freigeborener oder ein Freigelassener, ob ferner der Schiedsrichter ein Mann von unverletztem Rufe oder mit Infamie behaftet sei. Dass ein Sclav nicht zum Schiedsrichter gewählt werden könne, schreibt Labeo im elften Buche; und dies ist wahr. 1Weshalb Julianus sagt, dass, wenn Titius und ein Sclav zu Schiedsrichtern gewählt worden seien, auch nicht einmal Titius genöthigt werden könne, einen Ausspruch zu fällen, weil er zugleich mit einem Andern sich dazu verpflichtet hat, obschon, setzt [Julianus] hinzu, die von einem Sclaven gefällte Entscheidung an sich nichtig sei. Wie aber, wenn nun Titius doch eine Entscheidung gegeben hätte? Die [im Vertrage festgesetzte] Strafe verfällt hier nicht, weil [Titius] den Ausspruch nicht so, wie er es im Vertrage über sich nahm, gefällt hat.

Dig. 4,8,9Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Sed si in ser­vum com­pro­mit­ta­tur et li­ber sen­ten­tiam di­xe­rit, pu­to, si li­ber fac­tus fe­ce­rit con­sen­tien­ti­bus par­ti­bus, va­le­re. 1Sed ne­que in pu­pil­lum ne­que in fu­rio­sum aut sur­dum aut mu­tum com­pro­mit­te­tur, ut Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio scri­bit. 2Si quis iu­dex sit, ar­bi­trium re­ci­pe­re eius rei, de qua iu­dex est, in­ve se com­pro­mit­ti iu­be­re pro­hi­be­tur le­ge Iu­lia: et si sen­ten­tiam di­xe­rit, non est dan­da poe­nae per­se­cu­tio. 3Sunt et alii, qui non co­gun­tur sen­ten­tiam di­ce­re, ut pu­ta si sor­des aut tur­pi­tu­do ar­bi­tri ma­ni­fes­ta sit. 4Iu­lia­nus ait, si eum in­fa­ma­ve­runt li­ti­ga­to­res, non om­ni­mo­do prae­to­rem de­be­re eum ex­cu­sa­re, sed cau­sa co­gni­ta. 5Idem et si spre­ta auc­to­ri­ta­te eius ad iu­di­cium

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Wenn aber ein Sclav zum Schiedsrichter erwählt worden ist, und als freier Mensch den Ausspruch gefällt haben sollte, so bin ich der Meinung, dass, wenn er dies erst nach erlangter Freiheit gethan haben sollte, [sein Ausspruch] unter Zustimmung der Parteien Gültigkeit habe. 1Aber es darf weder ein Unmündiger, noch ein Wahnsinniger, oder ein Tauber, oder ein Stummer, als Schiedsrichter erwählt werden, wie Pomponius im dreiunddreissigsten Buche schreibt. 2Wenn Jemand ein [öffentlich angestellter] Richter ist, so wird ihm durch das Julische Gesetz untersagt, die schiedsrichterliche Entscheidung derjenigen Streitsache, rücksichtlich welcher er Richter ist, zu übernehmen, oder zuzulassen, dass auf ihn compromittirt werde, und, wenn er einen Ausspruch gefällt haben sollte, so ist keine Eintreibung der Strafe zu gestatten. 3Es gibt auch Andere, welche nicht genöthigt werden, einen Ausspruch zu fällen, z. B. wenn der Eigennutz oder die Schändlichkeit des Schiedsrichters offenbar ist. 4Julianus sagt, dass wenn ihn die Parteien für mit Infamie behaftet erklärt haben, der Prätor ihn nicht ohne Weiteres entschuldigen dürfe, sondern erst nach untersuchter Sachlage. 5Derselbe [sagt auch], dass, wenn die Parteien mit Verachtung seines Ansehens zum [eigentlichen] Richter,

Dig. 4,8,11Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. li­ti­ga­to­res ie­rint, mox ad eun­dem ar­bi­trum red­ie­rint, prae­to­rem non de­be­re eum co­ge­re in­ter eos dis­cep­ta­re, qui ei con­tu­me­liam hanc fe­ce­runt, ut eum sper­ne­rent et ad alium irent. 1Ar­bi­trum au­tem co­gen­dum non es­se sen­ten­tiam di­ce­re, ni­si com­pro­mis­sum in­ter­ve­ne­rit. 2Quod ait prae­tor: ‘pe­cu­niam com­pro­mis­sam’, ac­ci­pe­re nos de­be­re, non si utrim­que poe­na num­ma­ria, sed si et alia res vi­ce poe­nae, si quis ar­bi­tri sen­ten­tia non ste­te­rit, pro­mis­sa sit: et ita Pom­po­nius scri­bit. quid er­go, si res apud ar­bi­trum de­po­si­tae sunt eo pac­to, ut ei da­ret qui vi­ce­rit, vel ut eam rem da­ret, si non pa­rea­tur sen­ten­tiae, an co­gen­dus sit sen­ten­tiam di­ce­re? et pu­to co­gen­dum. tan­tun­dem et si quan­ti­tas cer­ta ad hoc apud eum de­po­na­tur. pro­in­de et si al­ter rem, al­ter pe­cu­niam sti­pu­lan­ti pro­mi­se­rit, ple­num com­pro­mis­sum est et co­ge­tur sen­ten­tiam di­ce­re. 3In­ter­dum, ut Pom­po­nius scri­bit, rec­te nu­do pac­to fiet com­pro­mis­sum, ut pu­ta si am­bo de­bi­to­res fue­runt et pac­ti sunt, ne pe­tat quod si­bi de­be­tur qui sen­ten­tiae ar­bi­tri non par­uit. 4Item Iu­lia­nus scri­bit non co­gen­dum ar­bi­trum sen­ten­tiam di­ce­re, si al­ter pro­mi­se­rit, al­ter non. 5Idem di­cit, et si sub con­di­cio­ne fue­rit poe­na com­pro­mis­sa, vel­uti ‘si na­vis ex Asia ve­ne­rit, tot mi­lia’: non enim prius ar­bi­trum co­gen­dum sen­ten­tiam di­ce­re, quam con­di­cio ex­sti­te­rit: ne sit in­ef­fi­cax de­fi­cien­te con­di­cio­ne. et ita Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad edic­tum scri­bit.

Ulp. lib. XIII. ad Ed. gegangen, bald aber zu dem frühern Schiedsrichter zurückgegangen sein sollten, der Prätor diesen nicht zwingen dürfe, ihren Streit zu schlichten, da sie ihm den Schimpf angethan hätten, ihn zu verachten und zu einem Andern zu gehen. 1Ad Dig. 4,8,11,1ROHGE, Bd. 7 (1873), S. 311: Der Schiedsrichter tritt an Stelle des Staatsgerichts, er wird gezwungen, der übernommenen Verpflichtung zu genügen, sein Spruch beendigt den Streit. Verwirklichung durch Klage und Execution.Der Schiedsrichter sei ferner nicht zu zwingen, einen Ausspruch zu fällen, wenn nicht deshalb ein Vertrag eingegangen worden wäre. 2Dass der Prätor eine durch Vertrag festgesetzte Strafe99Oder nach der Lesart pecunia, Geldstrafe. erwähnt, müssten wir (sagt Julianus) nicht blos [davon] verstehen, wenn von beiden Seiten eine Geldstrafe, sondern auch [davon], wenn eine andere Sache an der Stelle der [Geld-] Strafe für den Fall, wenn eine der Parteien dem Ausspruche des Schiedsrichters nicht Folge geleistet haben werde, versprochen worden, sein sollte, und so schreibt auch Pomponius. Wie nun, wenn Sachen beim Schiedsrichter unter der Verabredung niedergelegt worden sind, dass er sie demjenigen, welcher gesiegt haben werde, aushändigen, oder eine gewisse Sache dann geben solle, wenn seinem Ausspruche nicht Folge geleistet werde, wird er zu nöthigen sein, dass er einen Ausspruch ertheile? und ich meine, dass er zu nöthigen sei, eben so auch, wenn deshalb eine gewisse Quantität bei ihm niedergelegt wird. Demnach ist, wenn die eine Partei eine Sache, die andere eine Geldsumme unter der Form einer Stipulation versprochen haben sollte, dies ein vollkommenes Compromiss (plenum compromissum) und der Schiedsrichter wird genöthigt werden, einen Ausspruch zu thun. 3Bisweilen, wie Pomponius schreibt, wird auch durch einen nicht klagbaren Vertrag (nudo pacto) ein Compromiss gültigerweise errichtet; z. B. wenn beide Parteien einander etwas schuldeten, und übereingekommen sind, dass diejenige [Partei], welche dem Ausspruche des Schiedsrichters nicht Folge geleistet hätte, das, was ihr geschuldet wird, nicht fordern solle. 4Desgleichen schreibt Julianus, dass der Schiedsrichter dann nicht zu nöthigen sei, einen Ausspruch zu thun, wenn die eine Partei sich [zu einer Strafe] anheischig gemacht haben sollte, die andere nicht. 5Ad Dig. 4,8,11,5ROHGE, Bd. 17 (1875), Nr. 55, S. 252: Schiedsvertrag abhängig von der Ernennung der Schiedsrichter durch einen Andern.Dasselbe behauptet er auch [für den Fall], wenn etwa die Leistung einer Strafe bedingungsweise versprochen worden ist, z. B. wenn ein [gewisses] Schiff aus Asien angelangt sein werde, [wolle man] so und so viele Tausende [geben]; es sei nämlich hier der Schiedsrichter nicht eher zur Fällung eines Ausspruches zu nöthigen, als bis die Bedingung in Erfüllung gegangen ist, damit [der Ausspruch] nicht seine Wirksamkeit verliere, wenn die Bedingung unerfüllt bleibt; und so schreibt auch Pomponius im 33. Buche zum Edicte.

Dig. 4,8,13Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Pom­po­nius ait, et si al­te­ri ac­cep­to la­ta sit poe­na com­pro­mis­si, non de­be­re eum com­pel­li sen­ten­tiam di­ce­re. 1Idem Pom­po­nius scri­bit, si de meis so­lis con­tro­ver­siis sit com­pro­mis­sum et de te poe­nam sim sti­pu­la­tus, vi­den­dum ne non sit com­pro­mis­sum. sed cui rei mo­vea­tur, non vi­deo: nam si id­eo, quia de unius con­tro­ver­siis so­lum com­pro­mis­sum est, nul­la ra­tio est: li­cet enim et de una re com­pro­mit­te­re: si ve­ro id­eo, quia ex al­te­ra dum­ta­xat par­te sti­pu­la­tio in­ter­ve­nit, est ra­tio. quam­quam si pe­ti­tor fuit qui sti­pu­la­tus est, pos­sit di­ci ple­num es­se com­pro­mis­sum, quia is qui con­ve­ni­tur tu­tus est vel­uti pac­ti ex­cep­tio­ne, is qui con­ve­nit, si ar­bi­tro non pa­rea­tur, ha­bet sti­pu­la­tio­nem. sed id ve­rum es­se non pu­to: ne­que enim suf­fi­cit ex­cep­tio­nem ha­be­re, ut ar­bi­ter sen­ten­tiam di­ce­re co­ga­tur. 2Re­ce­pis­se au­tem ar­bi­trium vi­de­tur, ut Pe­dius li­bro no­no di­cit, qui iu­di­cis par­tes sus­ce­pit fi­nem­que se sua sen­ten­tia con­tro­ver­siis im­po­si­tu­rum pol­li­ce­tur. quod si, in­quit, hac­te­nus in­ter­ve­nit, ut ex­per­i­re­tur, an con­si­lio suo vel auc­to­ri­ta­te dis­cu­ti li­tem pa­te­ren­tur, non vi­de­tur ar­bi­trium re­ce­pis­se. 3Ar­bi­ter ex com­pro­mis­so his die­bus non co­gi­tur sen­ten­tiam di­ce­re, qui­bus iu­dex non co­ge­tur, ni­si dies com­pro­mis­si ex­itu­ra sit nec pro­fer­ri pos­sit. 4Pro­in­de si for­te ur­guea­tur a prae­to­re ad sen­ten­tiam, ae­quis­si­mum erit, si iu­ret si­bi de cau­sa non­dum li­que­re, spa­tium ei ad pro­nun­tian­dum da­ri.

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Pomponius sagt, dass auch dann, wenn die mit dem Compromiss in Verbindung gesetzte Strafe der einen Partei von der andern erlassen worden sein sollte, [der Schiedsrichter] nicht genöthigt werden dürfe, einen Ausspruch zu fällen. 1Ad Dig. 4,8,13,1BOHGE, Bd. 2 (1871), S. 156: Gegenstand des Schiedsvertrages können auch künftige Rechtsverhältnisse sein. Bezeichnung der Person der Schiedsrichter.ROHGE, Bd. 3 (1872), S. 55: Gegenstand des Schiedsvertrages können auch künftige Rechtsverhältnisse sein. Bezeichnung der Person der Schiedsrichter.ROHGE, Bd. 7 (1873), S. 331: Gegenstand des Schiedsvertrages können auch künftige Rechtsverhältnisse sein. Bezeichnung der Person der Schiedsrichter.Derselbe Pomponius schreibt: wenn blos über meine Rechtsstreitigkeiten ein Compromiss eingegangen worden ist, und ich mir von dir die Leistung einer Strafe feierlich habe versprechen lassen, so möchte es wohl den Anschein haben, als ob gar kein Compromiss Statt gefunden habe. Aber wodurch er [dies erst zu sagen]1010Ulpianus will nämlich hiermit den Pomponius nicht etwa tadeln, sondern nur seine Verwunderung zu erkennen geben, dass Pomponius sich über etwas, was gar keinem Zweifel unterliegt, doch mit einigem Bedenken äussere. veranlasst wird, sehe ich nicht ein. Denn wenn dadurch, weil das Compromiss blos über die Rechtsstreitigkeiten eines Einzigen eingegangen worden ist, so ist kein Grund [des Zweifels an der Gültigkeit des Compromisses] vorhanden, denn es ist ja auch erlaubt, über einen einzigen Gegenstand zu compromittiren; wenn aber dadurch, weil nur von Seiten der einen Partei [Straf-] Stipulation Statt gefunden hat, so ist ein [nicht zu bezweifelnder] Grund [der Ungültigkeit des Compromisses] vorhanden. Obschon, wenn ein Kläger sich durch Stipulation [die Leistung einer Strafe] hat versprechen lassen, gesagt werden könnte, es sei ein vollkommenes Compromiss vorhanden, weil derjenige, welcher belangt wird, durch Berufung darauf, als ob ein Vertrag abgeschlossen worden sei, (veluti pacti1111Es ist hier nach den Auslegern an ein pactum tacitum zu denken, vermöge dessen die klagende Partei stillschweigend verspricht, wenn etwa der Schiedsrichter ihr Forderungsrecht für unstatthaft erklären werde, von der beklagten Partei nichts fordern zu wollen. exceptione) sichergestellt ist; derjenige aber, welcher Klage erhebt, wenn dem Schiedsrichter nicht Folge geleistet werden sollte, die Stipulation für sich hat. Dies halte ich jedoch nicht für wahr, denn es reicht dazu, dass der Schiedsrichter gezwungen werden könne, eine Entscheidung zu geben, nicht hin, [nur] eine Ausflucht zu haben. 2Ad Dig. 4,8,13,2ROHGE, Bd. 7 (1873), S. 311: Der Schiedsrichter tritt an Stelle des Staatsgerichts, er wird gezwungen, der übernommenen Verpflichtung zu genügen, sein Spruch beendigt den Streit. Verwirklichung durch Klage und Execution.Es ist aber [auch], wie Pedius im neunten Buche sagt, derjenige so anzusehen, als ob er sich zur Entscheidung der Streitsache verstanden habe, welcher die Stelle eines Richters übernommen hat, und verspricht, er werde durch seinen Ausspruch den Streitigkeiten ein Ende machen. Wenn er nun aber, äussert sich [Pedius], nur in soweit sich in die Sache eingelassen hat, zu versuchen, ob [die Parteien] zugeben würden, dass durch seinen Rath oder sein Ansehen der Rechtsstreit geschlichtet werde, so ist nicht wohl anzunehmen, dass er die Streitsache zur Entscheidung übernommen habe. 3Der Schiedsrichter wird durch das Compromiss nicht gezwungen, an solchen Tagen seine Entscheidung zu ertheilen, an welchen [auch] der Richter dazu nicht genöthigt werden wird, es müsste denn die im Compromisse festgesetzte Zeitfrist zu Ende gehen und nicht weiter hinausgeschoben werden können. 4Demnach wird es, wenn er etwa vom Prätor zur Entscheidung gedrängt würde, der Billigkeit höchst angemessen sein, dass ihm, wenn er eidlich versichert, die Sache sei ihm noch nicht klar, noch eine Zeitfrist zur Fällung des Ausspruches vergönnt werde.

Dig. 4,8,15Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Li­cet au­tem prae­tor de­stric­te edi­cat sen­ten­tiam se ar­bi­trum di­ce­re co­ac­tu­rum, at­ta­men in­ter­dum ra­tio­nem eius ha­be­re de­bet et ex­cu­sa­tio­nem re­ci­pe­re cau­sa co­gni­ta: ut pu­ta si fue­rit in­fa­ma­tus a li­ti­ga­to­ri­bus, aut si in­imi­ci­tiae ca­pi­ta­les in­ter eum et li­ti­ga­to­res aut al­te­rum ex li­ti­ga­to­ri­bus in­ter­ces­se­rint, aut si ae­tas aut va­le­tu­do quae post­ea con­ti­git id ei mu­nus re­mit­tat, aut oc­cu­pa­tio neg­otio­rum pro­prio­rum vel pro­fec­tio ur­guens aut mu­nus ali­quod rei pu­bli­cae: et ita La­beo:

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Obwohl nun aber der Prätor streng erklärt, er werde den Schiedsrichter zwingen, einen Ausspruch zu thun, so muss er doch bisweilen Rücksicht auf ihn nehmen und seine Entschuldigung nach Untersuchung der Sachlage zulassen, z. B. wenn er etwa von den Parteien für mit lnfamie behaftet erklärt worden ist, oder wenn tödtliche Feindschaften zwischen ihm und den Parteien, oder einer der Parteien, Statt gefunden haben, oder, wenn höheres Alter oder Uebelbefinden, welches später bei ihm eintritt, oder Beschäftigung mit seinen eigenen Angelegenheiten, oder eine dringende Reise, oder irgend ein Staatsamt, ihn von diesem Berufe [eines Schiedsrichters] entbindet; und dieser Meinung ist auch Labeo;

Dig. 4,8,17Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Item si unus ex li­ti­ga­to­ri­bus bo­nis suis ce­dat, Iu­lia­nus li­bro quar­to di­ges­to­rum scri­bit non es­se co­gen­dum ar­bi­trum sen­ten­tiam di­ce­re, cum ne­que age­re ne­que con­ve­ni­ri pos­sit. 1Si mul­to post re­ver­tan­tur ad ar­bi­trum li­ti­ga­to­res, non es­se co­gen­dum sen­ten­tiam di­ce­re La­beo scri­bit. 2Item si plu­res sunt qui ar­bi­trium re­ce­pe­runt, ne­mo unus co­gen­dus erit sen­ten­tiam di­ce­re, sed aut om­nes aut nul­lus. 3In­de Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio quae­rit, si ita sit com­pro­mis­sum, ut quod Ti­tio dis­cep­ta­to­ri pla­cet, id Se­ius pro­nun­tiet, quis sit co­gen­dus? et pu­to ta­le ar­bi­trium non va­le­re, in quo li­be­ra fa­cul­tas ar­bi­tri sen­ten­tiae non est fu­tu­ra. 4Sed si ita sit com­pro­mis­sum ar­bi­tra­tu Ti­tii aut Se­ii fie­ri, Pom­po­nius scri­bit et nos pu­ta­mus com­pro­mis­sum va­le­re: sed is erit co­gen­dus sen­ten­tiam di­ce­re, in quem li­ti­ga­to­res con­sen­se­rint. 5Si in duos fue­rit sic com­pro­mis­sum, ut, si dis­sen­ti­rent, ter­tium ad­su­mant, pu­to ta­le com­pro­mis­sum non va­le­re: nam in ad­su­men­do pos­sunt dis­sen­ti­re. sed si ita sit, ut eis ter­tius ad­su­me­re­tur Sem­pro­nius, va­let com­pro­mis­sum, quon­iam in ad­su­men­do dis­sen­ti­re non pos­sunt. 6Prin­ci­pa­li­ter ta­men quae­ra­mus, si in duos ar­bi­tros sit com­pro­mis­sum, an co­ge­re eos prae­tor de­beat sen­ten­tiam di­ce­re, quia res fe­re si­ne ex­itu fu­tu­ra est prop­ter na­tu­ra­lem ho­mi­num ad dis­sen­tien­dum fa­ci­li­ta­tem. in im­pa­ri enim nu­me­ro id­cir­co com­pro­mis­sum ad­mit­ti­tur, non quon­iam con­sen­ti­re om­nes fa­ci­le est, sed quia et­si11Die Großausgabe liest et si statt et­si. dis­sen­tiant, in­ve­ni­tur pars ma­ior, cu­ius ar­bi­trio sta­bi­tur. sed usi­ta­tum est et­iam in duos com­pro­mit­ti, et de­bet prae­tor co­ge­re ar­bi­tros, si non con­sen­tiant, ter­tiam cer­tam eli­ge­re per­so­nam, cu­ius auc­to­ri­ta­ti pa­rea­tur. 7Cel­sus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum scri­bit, si in tres fue­rit com­pro­mis­sum, suf­fi­ce­re qui­dem duo­rum con­sen­sum, sed si prae­sens fue­rit et ter­tius: alio­quin ab­sen­te eo li­cet duo con­sen­tiant, ar­bi­trium non va­le­re, quia in plu­res fuit com­pro­mis­sum et po­tuit prae­sen­tia eius tra­he­re eos in eius sen­ten­tiam:

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Desgleichen wenn eine der Parteien ihre Güter [den Gläubigern] abträte, so dürfe, schreibt Julianus im vierten Buche der Digesten, der Schiedsrichter nicht genöthigt werden, einen Ausspruch zu fällen, da sie weder Klage erheben noch verklagt werden kann. 1Wenn etwa erst nach langer Zeit die Parteien zum Schiedsrichter zurückkehren, so sei er, schreibt Labeo, zur Fällung eines Ausspruches nicht zu zwingen. 2Desgleichen wenn es Mehrere sind, welche die Entscheidung einer Streitsache übernommen haben, so kann nicht blos Einer von ihnen genöthigt werden, seine Entscheidung zu geben, sondern [es sind dazu] entweder Alle oder Keiner [zu nöthigen]. 3Dann stellt Pomponius im 33. Buche die Frage auf, wer dann, wenn das Compromiss so eingegangen worden ist, dass, was dem Titius als Untersucher [der Streitsache] genehm ist, dies Sejus als Entscheidung ausspreche, [zur Erklärung seiner Ansicht] zu nöthigen sei? Und ich meine, dass eine solche Uebereinkunft keine Gültigkeit habe, in deren Folge freie Willkühr dem Schiedsrichter bei Fällung seines Ausspruches nicht zustehen würde. 4Wenn aber das Compromiss so eingegangen worden ist, dass der Ausspruch nach der Ansicht des Titius oder Sejus erfolgen solle, so sei, schreibt Pomponius, und auch wir sind dieser Meinung, das Compromiss gültig; es wird aber derjenige [von ihnen] den Ausspruch zu fällen genöthigt werden müssen, rücksichtlich dessen die Parteien ihre Zustimmung erklärt haben. 5Ad Dig. 4,8,17,5BOHGE, Bd. 2 (1871), S. 293: Unterschied zwischen compromissum und receptum arbitrii. Bestimmung des Obmanns, wenn sich die zwei erwählten Schiedsrichter nicht einigen können.Wenn Zweie unter der Bedingung zu Schiedsrichtern erwählt worden sind, dass sie, falls sie sich nicht vereinigen würden, einen Dritten dazu nehmen sollen, so bin ich der Ansicht, dass ein solches Compromiss keine Gültigkeit habe; denn sie können bei der Hinzunahme in Zwiespalt gerathen. Wenn aber [das Compromiss] der Art ist, dass als Dritter Sempronius hinzugenommen werden soll, so ist das Compromiss gültig, weil sie bei der Hinzunahme nicht in Zwiespalt gerathen können. 6Ad Dig. 4,8,17,6BOHGE, Bd. 2 (1871), S. 293: Unterschied zwischen compromissum und receptum arbitrii. Bestimmung des Obmanns, wenn sich die zwei erwählten Schiedsrichter nicht einigen können.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 416, Note 9.Vorzüglich jedoch wollen wir die Frage in Erwägung ziehen, ob, wenn auf zwei Schiedsrichter compromittirt worden ist, der Prätor sie zwingen müsse, einen Ausspruch zu thun? da doch [wohl in diesem Falle] diese Sache wegen der natürlichen Geneigtheit der Menschen zum Widerspruche zu keinem Ende gelangen wird. Bei einer ungleichen Zahl nämlich [der Schiedsrichter] wird das Compromiss nicht deshalb für zulässig erachtet, weil es leicht geschehen kann, dass Alle derselben Meinung sind, sondern weil, wenn sie nicht übereinstimmen, doch eine Mehrzahl sich findet, deren Ausspruch zu befolgen sein wird. Es ist jedoch auch gebräuchlich, dass auf zwei Personen compromittirt wird, und es muss dann der Prätor diese Schiedsrichter, wenn sie verschiedener Ansicht sind, nöthigen, eine dritte gewisse Person zu erwählen, deren Aussprache Folge geleistet werden solle. 7Ad Dig. 4,8,17,7ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 311: Die Separatvota der Schiedsrichter stellen keinen Schiedsspruch dar.Celsus schreibt im zweiten Buche der Digesten, dass, wenn auf drei [Schiedsrichter] compromittirt worden ist, die einstimmige Entscheidung Zweier zwar dann hinreiche, wenn der Dritte auch dabei gegenwärtig gewesen sei; dass aber im Gegentheile, wenn er abwesend war, die Entscheidung, ungeachtet der Uebereinstimmung Zweier, keine Gültigkeit habe, weil auf Mehrere compromittirt worden war und die Gegenwart [des Dritten] sie zu seiner Ansicht hätte vermögen können;

Dig. 4,8,21Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Quid ta­men si de plu­ri­bus con­tro­ver­siis sump­tus est ni­hil si­bi com­mu­ni­bus et de una sen­ten­tiam di­xit, de aliis non­dum, num­quid de­siit es­se ar­bi­ter? vi­dea­mus igi­tur, an in pri­ma con­tro­ver­sia pos­sit mu­ta­re sen­ten­tiam, de qua iam di­xe­rat. et mul­tum in­ter­est, de om­ni­bus si­mul ut di­cat sen­ten­tiam com­pro­mis­sum est, an non: nam si de om­ni­bus, pot­erit mu­ta­re (non­dum enim di­xit sen­ten­tiam): quod si et se­pa­ra­tim, qua­si plu­ra sunt com­pro­mis­sa, et id­eo quan­tum ad il­lam con­tro­ver­siam per­ti­net, ar­bi­ter es­se de­sie­rat. 1Si ar­bi­ter ita pro­nun­tias­set ni­hil vi­de­ri Ti­tium de­be­re Se­io: tam­et­si Se­ium non ve­tuis­set pe­te­re, ta­men si quid pe­tis­set, vi­de­ri con­tra sen­ten­tiam ar­bi­tri fe­cis­se: et id Ofi­lius et Tre­ba­tius re­spon­de­runt. 2So­lu­tio­ni diem pos­se ar­bi­trum sta­tue­re pu­to: et ita et Tre­ba­tius vi­de­tur sen­ti­re. 3Pom­po­nius ait in­uti­li­ter ar­bi­trum in­cer­tam sen­ten­tiam di­ce­re, ut pu­ta: ‘quan­tum ei de­bes red­de’: ‘di­vi­sio­ni ves­trae sta­ri pla­cet’: ‘pro ea par­te, quam cre­di­to­ri­bus tuis sol­vis­ti, ac­ci­pe’. 4Item si ar­bi­ter poe­nam ex com­pro­mis­so pe­ti ve­tue­rit, in li­bro tri­gen­si­mo ter­tio apud Pom­po­nium scrip­tum ha­beo non va­le­re: et ha­bet ra­tio­nem, quia non de poe­na com­pro­mis­sum est. 5Pa­pi­nia­nus li­bro ter­tio quaes­tio­num ait, si, cum dies com­pro­mis­si fi­ni­re­tur, pro­la­to die li­ti­ga­to­res de­nuo in eum com­pro­mi­se­rint nec se­cun­di com­pro­mis­si ar­bi­trium re­ce­pe­rit, non es­se co­gen­dum re­ci­pe­re, si ip­se in mo­ra non fuit, quo mi­nus par­ti­bus suis fun­ge­re­tur: quod si per eum fac­tum est, ae­quis­si­mum es­se co­gi eum a prae­to­re se­quens re­ci­pe­re. quae quaes­tio ita pro­ce­dit, si ni­hil in prio­re com­pro­mis­so de die pro­fe­ren­do ca­vea­tur: ce­te­rum si ca­ve­ba­tur et ip­se pro­tu­lit, man­sit ar­bi­ter. 6Ple­num com­pro­mis­sum ap­pel­la­tur, quod ‘de re­bus con­tro­ver­siis­ve’ com­po­si­tum est: nam ad om­nes con­tro­ver­sias per­ti­net. sed si for­te de una re sit dis­pu­ta­tio, li­cet ple­no com­pro­mis­so ac­tum sit, ta­men ex ce­te­ris cau­sis ac­tio­nes su­per­es­se: id enim venit in com­pro­mis­sum, de quo ac­tum est ut veniret. sed est tu­tius, si quis de cer­ta re com­pro­mis­sum fac­tu­rus sit, de ea so­la ex­pri­me­re in com­pro­mis­so. 7Non de­bent au­tem ob­tem­pe­ra­re li­ti­ga­to­res, si ar­bi­ter ali­quid non ho­nes­tum ius­se­rit. 8Si in­tra diem com­pro­mis­si ad­itus ar­bi­ter post diem com­pro­mis­si ad­es­se ius­se­rit, poe­na non com­mit­te­tur. 9Si quis ex li­ti­ga­to­ri­bus id­eo non ad­fue­rit, quod va­le­tu­di­ne vel rei pu­bli­cae cau­sa ab­sen­tia im­pe­di­tus sit aut ma­gis­tra­tu aut alia ius­ta de cau­sa, poe­nam com­mit­ti Pro­cu­lus et Ati­li­ci­nus aiunt: sed si pa­ra­tus sit in eun­dem com­pro­mit­te­re, ac­tio­nem de­ne­ga­ri aut ex­cep­tio­ne tu­tum fo­re. sed hoc ita de­mum ve­rum erit, si ar­bi­ter re­ci­pe­re in se ar­bi­te­rium fue­rit pa­ra­tus: nam in­vi­tum non es­se co­gen­dum Iu­lia­nus li­bro quar­to di­ges­to­rum rec­te scri­bit: ip­se au­tem ni­hi­lo mi­nus poe­na ab­sol­vi­tur. 10Si ar­bi­ter ius­sit pu­ta in pro­vin­cia ad­es­se li­ti­ga­to­res, cum Ro­mae es­set in eum com­pro­mis­sum, an ei im­pu­ne non pa­rea­tur, quae­ri­tur. et est ve­rius, quod Iu­lia­nus ait li­bro quar­to, eum lo­cum com­pro­mis­so in­es­se, de quo ac­tum sit ut pro­mit­te­re­tur: im­pu­ne igi­tur ei non pa­re­bi­tur, si alio lo­ci ad­es­se ius­se­rit. quid er­go, si non ap­pa­reat, de quo lo­co ac­tum sit? me­lius di­ce­tur eum lo­cum con­ti­ne­ri, ubi com­pro­mis­sum est. quid ta­men si in eo lo­co, qui sit cir­ca ur­bem, ad­es­se ius­se­rit? Pe­ga­sus ad­mit­tit va­le­re ius­sum. quod pu­to ita ve­rum es­se, si et eius sit auc­to­ri­ta­tis ar­bi­ter, ut in se­ces­si­bus so­leat age­re, et li­ti­ga­to­res fa­ci­le eo lo­ci venire pos­sint. 11Sed si in ali­quem lo­cum in­ho­nes­tum ad­es­se ius­se­rit, pu­ta in po­pi­nam vel in lu­pa­na­rium, ut Vi­via­nus ait, si­ne du­bio im­pu­ne ei non pa­re­bi­tur: quam sen­ten­tiam et Cel­sus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum pro­bat. un­de ele­gan­ter trac­tat, si is sit lo­cus, in quem al­ter ex li­ti­ga­to­ri­bus ho­nes­te venire non pos­sit, al­ter pos­sit, et is non ve­ne­rit, qui si­ne sua tur­pi­tu­di­ne eo venire pos­sit, is ve­ne­rit, qui in­ho­nes­te ve­ne­rat, an com­mit­ta­tur poe­na com­pro­mis­si an qua­si ope­ra non prae­bi­ta. et rec­te pu­tat non com­mit­ti: ab­sur­dum enim es­se ius­sum in al­te­rius per­so­na ra­tum es­se, in al­te­rius non. 12In­tra quan­tum au­tem tem­po­ris, ni­si de­tur quod ar­bi­ter ius­se­rit, com­mit­ta­tur sti­pu­la­tio, vi­den­dum est. et si qui­dem dies ad­iec­tus non sit, Cel­sus scri­bit li­bro se­cun­do di­ges­to­rum in­es­se quod­dam mo­di­cum tem­pus: quod ubi prae­ter­ie­rit, poe­na sta­tim pe­ti pot­est: et ta­men, in­quit, et si de­de­rit an­te ac­cep­tum iu­di­cium, agi ex sti­pu­la­tu non pot­erit:

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Ad Dig. 4,8,21 pr.BOHGE, Bd. 2 (1871), S. 156: Gegenstand des Schiedsvertrages können auch künftige Rechtsverhältnisse sein. Bezeichnung der Person der Schiedsrichter.ROHGE, Bd. 3 (1872), S. 55: Gegenstand des Schiedsvertrages können auch künftige Rechtsverhältnisse sein. Bezeichnung der Person der Schiedsrichter.ROHGE, Bd. 7 (1873), S. 331: Gegenstand des Schiedsvertrages können auch künftige Rechtsverhältnisse sein. Bezeichnung der Person der Schiedsrichter.Wie aber, wenn er für mehrere Rechtsstreitigkeiten, zwischen welchen eine Gemeinschaft nicht Statt findet, gewählt worden ist, und er über die eine derselben seinen Ausspruch gefällt hat, über die andern aber noch nicht; hat er etwa dadurch aufgehört, Schiedsrichter zu sein? Wir wollen also sehen, ob er rücksichtlich der ersten Rechtsstreitigkeit, über welche er bereits einen Ausspruch gefällt hatte, diesen ändern könne. Es ist nun ein grosser Unterschied, ob das Compromiss so eingegangen worden ist, dass er über alle jene Rechtsstreitigkeiten zugleich seinen Ausspruch fälle oder nicht; denn [wenn so], dass er über alle, so wird er ändern können, denn er hat dann noch keinen Ausspruch [über alle] gefällt; wenn aber so, dass er besonders [über jede einzelne Streitigkeit entscheiden solle], so sind gleichsam mehrere Compromisse vorhanden, und demnach hatte er, was jene [erste] Rechtsstreitigkeit anlangt, aufgehört, Schiedsrichter zu sein. 1Wenn der Schiedsrichter so entschieden haben sollte, es sei nicht anzunehmen, dass Titius dem Sejus etwas schulde, so scheint es, falls er auch dem Sejus nicht untersagte, seine Forderung zu verfolgen, doch, wenn dieser eine Forderung erhoben hätte, als ob derselbe gegen den Ausspruch des Schiedsrichters gehandelt habe; und dies haben Ofilius und Trebatius zum Bescheid gegeben. 2Dass der Schiedsrichter einen Tag für die Erfüllung [der Obliegenheit] festsetzen könne, glaube ich; und dieser Ansicht scheint auch Trebatius zu sein. 3Pomponius sagt, dass der Schiedsrichter einen unbestimmten Ausspruch ohne Wirksamkeit ertheile, z. B. [wenn er ausspricht]: so viel als du ihm schuldig bist, gib ihm zurück; es mag bei eurer Theilung sein Bewenden haben; empfange zu demjenigen Antheile, welchen du deinen Gläubigern bezahlt hast. 4Desgleichen finde ich im dreiunddreissigsten Buche beim Pomponius geschrieben, dass, wenn der Schiedsrichter eine Strafe aus dem Compromisse zu fordern verboten haben sollte, dies nicht gültig sei; und [Pomponius] hat Grund dafür, indem nicht über die Strafe compromittirt worden ist. 5Papinianus im dritten Buche der Quaestionen sagt, dass wenn, nachdem der im Compromisse [zur Entscheidung der Streitsache] festgesetzte Tag abgelaufen ist, die Parteien den Tag weiter hinausgesetzt und wieder auf denselben [Schiedsrichter] compromittirt haben, er aber die durch das zweite Compromiss ihm übertragene Entscheidung nicht übernommen hat, er nicht gezwungen werden könne, sie zu übernehmen, in sofern er selbst nicht durch Saumseligkeit Schuld daran gehabt hat, dass er seinen Beruf nicht erfüllte; wenn er aber etwa Schuld daran gehabt hat, so sei es höchst billig, dass er vom Prätor gezwungen werde, die nächste [Entscheidung] zu übernehmen. Welche Unterscheidung unter der Voraussetzung zu billigen ist, dass in ersterem Compromisse über die Verschiebung des Tages nichts ausgemacht worden ist, ausserdem, wenn etwas darüber ausgemacht ist und er selbst den Tag verschoben hat, so ist er Schiedsrichter geblieben. 6Ad Dig. 4,8,21,6BOHGE, Bd. 2 (1871), S. 156: Gegenstand des Schiedsvertrages können auch künftige Rechtsverhältnisse sein. Bezeichnung der Person der Schiedsrichter.ROHGE, Bd. 3 (1872), S. 55: Gegenstand des Schiedsvertrages können auch künftige Rechtsverhältnisse sein. Bezeichnung der Person der Schiedsrichter.ROHGE, Bd. 7 (1873), S. 331: Gegenstand des Schiedsvertrages können auch künftige Rechtsverhältnisse sein. Bezeichnung der Person der Schiedsrichter.Vollkommen (oder: vollständig; oder: voll, plenum) wird dasjenige Compromiss genannt, was über [alle] Angelegenheiten oder Rechtsstreitigkeiten [der Parteien] eingegangen worden ist, denn es bezieht sich auf sämmtliche Rechtsstreitigkeiten; wenn aber vielleicht nur über einen einzigen Gegenstand Streit obwaltet, so bleiben doch, wenn auch unter der Form eines vollen Compromisses verfahren worden ist, die Klagen aus den übrigen Angelegenheiten [der Parteien] bei Kräften; denn nur dasjenige wird Gegenstand des Compromisses, worüber ausgemacht worden ist, dass es Gegenstand werden solle. Es ist aber sicherer, dass, wenn Jemand, über einen gewissen Gegenstand ein Compromiss eingehen will, nur dieses einzigen Gegenstandes im Compromisse Erwähnung geschehe. 7Es dürfen aber die Streitenden nicht Folge leisten, wenn der Schiedsrichter etwas Unanständiges befohlen haben sollte. 8Wenn der noch innerhalb der im Compromisse bestimmten Zeitfrist angegangene Schiedsrichter [den Parteien] befohlen haben sollte, sich nach jener Zeitfrist einzustellen, so wird die [im Compromisse festgesetzte] Strafe nicht verfallen. 9Wenn sich Einer von den Streitenden deshalb nicht eingefunden haben sollte, weil er durch Krankheit, oder Abwesenheit des Staats wegen, oder durch ein obrigkeitliches Amt, oder durch irgend eine andere rechtmässige Ursache verhindert worden ist, so verfalle die Strafe, sagen Proculus und Atilicinus; wenn er aber bereit sei, wieder auf denselben [Schiedsrichter] zu compromittiren, so werde Klage [gegen ihn] nicht zugelassen, oder er durch eine Ausflucht sichergestellt sein. Dies wird aber nur dann als wahr anzunehmen sein, wenn der Schiedsrichter sich bereitwillig gezeigt haben sollte, die Entscheidung der Streitsache zu übernehmen, denn dass er wider seinen Willen nicht gezwungen werden dürfe, schreibt Julianus im vierten Buche der Digesten mit Recht; er selbst aber wird nichts desto weniger von der Strafe freigesprochen. 10Wenn der Schiedsrichter den Befehl gegeben hat, dass die Parteien z. B. in einer Provinz sich stellen sollen, da er doch in Rom zum Schiedsrichter erwählt worden war, so entsteht die Frage, ob ihm ungestraft der Gehorsam verweigert werden könne. Es ist aber richtiger, was Julianus im vierten Buche sagt, dass das Compromiss auf den Ort sich beziehe, von welchem die Rede war, als das Compromiss eingegangen wurde. Es wird ihm also ungestraft der Gehorsam verweigert werden, wenn er [den Parteien] an einem andern Orte sich zu stellen aufgegeben haben sollte. Wie nun, wenn es sich etwa nicht zeigt, von welchem Orte die Rede gewesen ist? Die richtigere Behauptung wird die sein, dass derjenige Ort gemeint sei, wo das Compromiss abgeschlossen worden ist. Wie aber dann, wenn er [den Parteien] befohlen haben sollte, sich an einem Orte, welcher in der Nähe der Hauptstadt ist, einzufinden? Pegasus gibt zu, dass ein solcher Befehl gültig sei. Was ich in dem Falle für wahr halte, wenn theils der Schiedsrichter von solcher Würde ist, dass er sich an einsamen Orten aufzuhalten pflegt, theils die Parteien leicht an jenen Ort gelangen können. 11Aber wenn er ihnen befohlen haben sollte, an irgend einem unanständigen Orte sich einzufinden, z. B. in einer Garküche oder in einem Bordelle, so wird, wie Vivianus sagt, ohne Zweifel ihm ungestraft der Gehorsam verweigert werden, welche Meinung auch Celsus im zweiten Buche der Digesten billigt. In welcher Beziehung er treffend [auch die Frage] behandelt, ob, wenn der Ort ein solcher ist, an welchen der eine der Streitenden sich anständiger Weise nicht begeben kann, der andere aber es kann, und nun derjenige nicht gekommen, welcher ohne Schande für sich dahinkommen könnte, derjenige [aber] gekommen sein sollte, welcher unanständiger Weise gekommen ist, die im Compromiss festgesetzte Strafe verfalle, gleichsam als ob ihm [von der aussengebliebenen Partei] der [schuldige] Dienst nicht geleistet worden wäre? Und mit Recht hält er dafür, dass sie nicht verfalle; denn es sei ungereimt, wenn ein Befehl für die Person des Einen Gültigkeit haben solle, für die des Andern nicht. 12Innerhalb wie vieler Zeit aber, wenn das, was der Schiedsrichter befohlen hat, nicht gegeben wird, die Stipulation verfalle, ist [jetzt] zu erwägen. Und wenn nun eine Zeitfrist nicht beigefügt worden sein sollte, so nimmt man, schreibt Celsus im zweiten Buche der Digesten, irgend eine mässige Zeitfrist [als vom Schiedsrichter vorgeschrieben] an, und wenn diese verflossen ist, so kann die Strafe sogleich verlangt werden; und doch, sagt er, wird, wenn nur [der, welchem der Schiedsrichter eine Leistung auferlegt hat], sie vollzogen hat, bevor er wegen der durch Stipulation festgesetzten Strafe belangt worden ist1212Ante acceptum judicium, nämlich ex stipulatione poenali, oder, wie Accursius sagt, super poena., die Klage ex stipulatu nicht Statt finden können;

Dig. 4,8,23Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Cel­sus ait, si ar­bi­ter in­tra ka­len­das Sep­tem­bres da­ri ius­se­rit nec da­tum erit, li­cet post­ea of­fe­ra­tur, at­ta­men se­mel com­mis­sam poe­nam com­pro­mis­si non eva­nes­ce­re, quon­iam sem­per ve­rum est in­tra ka­len­das da­tum non es­se: sin au­tem ob­la­tum ac­ce­pit, poe­nam pe­te­re non pot­est do­li ex­cep­tio­ne re­mo­ven­dus. con­tra, ubi dum­ta­xat da­re ius­sus est. 1Idem ait, si ius­se­rit me ti­bi da­re et va­le­tu­di­ne sis im­pe­di­tus, quo mi­nus ac­ci­pias, aut alia ius­ta ex cau­sa, Pro­cu­lum ex­is­ti­ma­re poe­nam non com­mit­ti, nec si post ka­len­das te pa­ra­to ac­ci­pe­re non dem. sed ip­se rec­te pu­tat duo es­se ar­bi­tri prae­cep­ta, unum pe­cu­niam da­ri, aliud in­tra ka­len­das da­ri: li­cet igi­tur in poe­nam non com­mit­tas, quod in­tra ca­len­das non de­de­ris, quon­iam per te non ste­tit, ta­men com­mit­tis in eam par­tem, quod non das. 2Idem ait ni­hil aliud es­se sen­ten­tiae sta­re pos­se, quam id age­re, quan­tum in ip­so sit, ut ar­bi­tri pa­rea­tur sen­ten­tiae. 3Idem Cel­sus ait, si ar­bi­ter me ti­bi cer­ta die pe­cu­niam da­re ius­se­rit, tu ac­ci­pe­re no­luis­ti, pos­se de­fen­di ip­so iu­re poe­nam non com­mit­ti.

Ad Dig. 4,8,23ROHGE, Bd. 24 (1879), Nr. 16, S. 56: Anspruch auf Konventionalstrafe wegen Verspätung der Hauptleistung ungeachtet vorbehaltloser Annahme der Letzteren.Ulp. lib. XIII. ad Ed. Celsus sagt, dass, wenn der Schiedsrichter befohlen hätte, die Leistung [der Schuld] solle vor dem ersten September geschehen, und dies nicht erfolgt wäre, falls sie auch nachher [dem Kläger] angeboten werde, doch die einmal verfallene Strafe des Compromisses nicht verschwinde, weil es immer wahr bleibt, dass die Leistung nicht vor dem ersten [September] vollzogen worden ist. Wenn aber [der Kläger] das ihm Angebotene angenommen hat, so kann er die Strafe nicht eintreiben, indem er durch die Einrede des bösen Vorsatzes abzuweisen ist; das Gegentheil findet Statt, wenn der Schuldner zur Leistung [ohne Beifügung einer Zeitbestimmung] befehligt worden ist. 1Derselbe sagt, dass wenn [der Schiedsrichter] mir befohlen haben sollte, dir etwas zu geben, und du durch Krankheit oder irgend eine andere rechtmässige Ursache verhindert wärest, es anzunehmen, Proculus der Meinung sei, die Strafe verfalle nicht, auch dann nicht, wenn ich dir es nach dem ersten Tage [des Monats], da du doch bereit bist, es anzunehmen, nicht gebe. [Celsus] selbst aber meint mit Recht, dass [hier] zwei Vorschriften des Schiedsrichters vorhanden seien, die eine, dass Geld gegeben, die andere, dass es vor dem ersten Monatstage gegeben werden solle; wenn du also gleich deshalb in keine Strafe verfällst, weil du vor dem ersten nicht bezahlt hast, indem es nicht in deiner Macht stand, so verfällst du doch deshalb in Strafe, weil du [gar] nicht bezahlst. 2Derselbe sagt, beim Ausspruche stehen bleiben [können1313Das nach stare gewöhnlich folgende posse wird mit Rücksicht auf den Zusammenhang von Manchen für unächt gehalten.] heisse nichts Anderes, als sich, soviel wie man es vermag, bemühen, dass der Entscheidung des Schiedsrichters Folge geleistet werde. 3Derselbe Celsus sagt, es könne, wenn der Schiedsrichter mir befohlen haben sollte, dir an einem gewissen Tage das [schuldige Geld] zu geben, du [aber] es nicht hast annehmen wollen, [die Ansicht] vertheidigt werden, dass die Strafe nach ausdrücklichem Rechte nicht verfalle;

Dig. 4,8,25Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. La­beo ait, si ar­bi­ter, cum in com­pro­mis­so cau­tum es­set, ut ea­dem die de om­ni­bus sen­ten­tiam di­ce­ret et ut pos­set diem pro­fer­re, de qui­bus­dam re­bus dic­ta sen­ten­tia, de qui­bus­dam non dic­ta diem pro­tu­lit: va­le­re pro­la­tio­nem sen­ten­tiae­que eius pos­se im­pu­ne non pa­re­ri. et Pom­po­nius pro­bat La­beo­nis sen­ten­tiam, quod et mi­hi vi­de­tur: quia of­fi­cio in sen­ten­tia func­tus non est. 1Haec au­tem clau­su­la ‘diem com­pro­mis­si pro­fer­re’ nul­lam aliam dat ar­bi­tro fa­cul­ta­tem quam diem pro­ro­gan­di: et id­eo con­di­cio­nem pri­mi com­pro­mis­si ne­que mi­nue­re ne­que im­mu­ta­re pot­est: et id­eo ce­te­ra quo­que dis­cu­te­re et pro om­ni­bus unam sen­ten­tiam fer­re de­be­bit. 2Si per fi­de­ius­so­rem fue­rit cau­tum in pri­mo com­pro­mis­so, et se­quens si­mi­li­ter pro­fe­ren­dum La­beo di­cit. sed Pom­po­nius du­bi­tat, utrum is­dem an et aliis tam ido­neis: quid enim, in­quit, si idem fi­de­iu­be­re no­lue­rint? sed pu­to, si no­lue­rint fi­de­iu­be­re, tunc alios non ab­si­mi­les ad­hi­ben­dos,

Ulp. lib. XIII. ad Edict. Labeo sagt, wenn der Schiedsrichter, nachdem im Compromisse die Uebereinkunft getroffen worden war, dass er an demselben Tage über alle Angelegenheiten [der Parteien] einen Ausspruch fällen solle, und dass er den Tag weiter hinaussetzen könne, über einige jener Gegenstände einen Ausspruch gegeben, über andere nicht gegeben und den Tag weiter hinausgesetzt habe, so sei ein solcher Aufschub gültig, und seinem Ausspruche könne ungestraft der Gehorsam verweigert werden; auch Pomponius billigt die Meinung des Labeo. Was auch unsere Ansicht ist, weil er seiner Obliegenheit bei Fällung des Ausspruches nicht genügt hat. 1Die Clausel aber: den im Compromisse festgesetzten Tag verschieben, gewährt dem Schiedsrichter keine andere Macht, als die, den Tag weiter hinauszusetzen; und kann daher die dem ersten Compromisse beigefügte Bedingung weder milder machen, noch [überhaupt] verändern; und demnach wird er auch die übrigen [Streitpuncte] untersuchen und in Beziehung auf alle eine einzige Entscheidung fällen müssen. 2Wenn in dem ersten Compromisse durch einen Bürgen Caution [rücksichtlich der Strafe wegen Nichtbefolgung des schiedsrichterlichen Urtheils] geleistet worden ist, so müsse, sagt Labeo, auch das folgende Compromiss auf ähnliche Weise errichtet werden; allein Pomponius stellt den Zweifel auf, ob mit Zuziehung derselben oder anderer eben so tauglicher Bürgen; denn wie, spricht er, wenn nun dieselben die Bürgschaft nicht übernehmen wollten? Ich aber bin der Meinung, dass, wenn sie etwa die Bürgschaft nicht übernehmen wollten, dann andere nicht unähnliche zuzuziehen seien,

Dig. 4,8,27Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Diem pro­fer­re vel prae­sens vel per nun­tium vel per epis­tu­lam pot­est. 1Si he­redis men­tio vel ce­te­ro­rum fac­ta in com­pro­mis­so non fue­rit, mor­te sol­ve­tur com­pro­mis­sum: nec uti­mur La­beo­nis sen­ten­tia, qui ex­is­ti­ma­vit, si ar­bi­ter ali­quem pe­cu­niam da­re ius­se­rit et is de­ces­se­rit an­te­quam da­ret, poe­nam com­mit­ti, li­cet he­res eius pa­ra­tus sit of­fer­re. 2Sta­ri au­tem de­bet sen­ten­tiae ar­bi­tri, quam de ea re di­xe­rit, si­ve ae­qua si­ve in­iqua sit: et si­bi im­pu­tet qui com­pro­mi­sit. nam et di­vi Pii re­scrip­to ad­ici­tur: ‘vel mi­nus pro­ba­bi­lem sen­ten­tiam ae­quo ani­mo fer­re de­bet’. 3Si plu­res ar­bi­tri fue­rint et di­ver­sas sen­ten­tias di­xe­rint, li­ce­bit sen­ten­tia eo­rum non sta­ri: sed si ma­ior pars con­sen­tiat, ea sta­bi­tur, alio­quin poe­na com­mit­te­tur. in­de quae­ri­tur apud Iu­lia­num, si ex tri­bus ar­bi­tris unus quin­de­cim, alius de­cem, ter­tius quin­que con­dem­nent, qua sen­ten­tia ste­tur: et Iu­lia­nus scri­bit quin­que de­be­re prae­sta­ri, quia in hanc sum­mam om­nes con­sen­se­runt. 4Si quis li­ti­ga­to­rum de­fue­rit, quia per eum fac­tum est, quo mi­nus ar­bi­tre­tur, poe­na com­mit­te­tur. pro­in­de sen­ten­tia qui­dem dic­ta non co­ram li­ti­ga­to­ri­bus non va­le­bit, ni­si in com­pro­mis­sis hoc spe­cia­li­ter ex­pres­sum sit, ut vel uno vel utro­que ab­sen­te sen­ten­tia pro­ma­tur: poe­nam au­tem is qui de­fuit com­mit­tit, quia per eum fac­tum est quo mi­nus ar­bi­tre­tur. 5Co­ram au­tem di­ce­re sen­ten­tiam vi­de­tur, qui sa­pien­ti­bus di­cit: ce­te­rum co­ram fu­rio­so vel demen­te non vi­de­tur di­ci: item co­ram pu­pil­lo non vi­de­ri sen­ten­tiam dic­tam, ni­si tu­tor prae­sens fuit: et ita de his om­ni­bus Iu­lia­nus li­bro quar­to di­ges­to­rum scri­bit. 6Et si quis prae­sens ar­bi­trum sen­ten­tiam di­ce­re pro­hi­buit, poe­na com­mit­te­tur. 7Sed si poe­na non fuis­set ad­iec­ta com­pro­mis­so, sed sim­pli­ci­ter sen­ten­tia sta­ri quis pro­mi­se­rit, in­cer­ti ad­ver­sus eum fo­ret ac­tio.

Paul. lib. XIII. ad Ed. Den Tag verschieben kann er entweder in Person, oder durch einen Boten, oder durch einen Brief. 1Wenn in dem Compromisse des Erben oder anderer [Nachfolger] keine Erwähnung gethan worden sein sollte, so wird das Compromiss durch den Tod [der einen oder andern Partei] aufgelöst werden; und wir machen von der Meinung des Labeo keinen Gebrauch, welcher die Behauptung aufgestellt hat, dass, wenn der Schiedsrichter Einem befohlen haben sollte, Geld zu geben, und dieser, bevor er es gab, gestorben wäre, die Strafe verfalle, sollte gleich sein Erbe bereitwillig sein, es herzugeben. 2Ad Dig. 4,8,27,2ROHGE, Bd. 4 (1872), S. 428: Unterschied zwischen Schiedsspruch und arbitrium boni viri insbesondere bezüglich der Anfechtbarkeit.Es muss aber der Entscheidung des Schiedsrichters, die er über eine Sache gefällt hat, Folge geleistet werden, sie mag billig oder unbillig sein, und derjenige, welcher das Compromiss abgeschlossen hat, mag sich selbst die Schuld beimessen. Denn auch im Rescripte des höchstseligen Pius findet sich der Zusatz: auch eine weniger annehmliche Entscheidung muss er mit Gleichmuth ertragen. 3Wenn der Schiedsrichter Mehrere sein und verschiedenartige Entscheidungen gefällt haben sollten, so wird es erlaubt sein, ihrem Ausspruche den Gehorsam zu verweigern; wenn jedoch etwa der grössere Theil übereinstimmt, so wird diesem Ausspruche Folge zu leisten sein, widrigenfalls die Strafe verfallen. Dem zu Folge wird beim Julianus die Frage aufgestellt, welchem Ausspruche, wenn von drei Schiedsrichtern der eine zu funfzehn, der andere zu zehn, der dritte zu fünf verurtheilen, Folge zu leisten sei? Und Julianus schreibt, dass fünf bezahlt werden müssen, weil auf diese Summe die Zustimmung Aller gerichtet ist. 4Wenn Einer der Streitenden nicht zugegen gewesen sein sollte, so wird, weil durch ihn es veranlasst worden ist, dass keine Entscheidung erfolgen konnte, die Strafe verfallen. Daher wird zwar eine in Abwesenheit der Streitenden gefällte Entscheidung keine Gültigkeit haben, wenn es nicht etwa in den Compromissen ausdrücklich ausgemacht worden ist, dass die Entscheidung auch in Abwesenheit des einen oder beider [Interessenten] erfolgen solle; allein in die Strafe verfällt derjenige, welcher nicht zugegen war, weil er die Veranlassung gegeben hat, dass keine Entscheidung gefällt werden konnte. 5Von demjenigen aber nur wird angenommen, dass er die Entscheidung in Gegenwart [der Parteien] fälle, welcher sie vor Vernünftigen ausspricht; wogegen die vor einem Rasenden oder Wahnsinnigen gefällte Entscheidung als nicht ausgesprochen angesehen wird. Desgleichen wird die in Gegenwart eines Unmündigen gefällte Entscheidung als ungültig angesehen, wenn der Vormund nicht zugegen gewesen ist. Und so schreibt über dies alles Julianus im vierten Buche der Digesten. 6Auch wenn Jemand als anwesend den Schiedsrichter an der Fällung der Entscheidung verhindert hat, wird die Strafe verfallen. 7Wenn aber mit dem Compromisse keine Strafe in Verbindung gesetzt worden wäre, sondern Jemand das einfache Versprechen gegeben hätte, dass der Entscheidung Folge geleistet werden solle, so würde gegen ihn actio incerti Statt finden.

Dig. 4,8,29Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Ad­ver­sus sen­ten­tiam ar­bi­tri fit, si pe­ta­tur ab eo a quo ar­bi­ter pe­ti ve­tuit. quid er­go si a fi­de­ius­so­re eius pe­ta­tur, an poe­na com­mit­ta­tur? et pu­to com­mit­ti, et ita Sa­b­inus scri­bit: nam τῇ δυνάμει a reo pe­tit. sed si cum fi­de­ius­so­re com­pro­mi­si et a reo pe­ta­tur, ni­si in­ter­sit fi­de­ius­so­ris, non com­mit­te­tur.

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Es wird gegen die Entscheidung des Schiedsrichters gehandelt, wenn man von demjenigen etwas fordert, an welchen eine Forderung zu richten der Schiedsrichter untersagt hat. Wie nun, wenn etwa an dessen Bürgen eine Forderung gerichtet wird, sollte dann die Strafe verfallen? Und ich halte dafür, sie verfällt; und so schreibt Sabinus, denn [der Kläger] richtet [hier] mit Erfolg seine Forderung an den Beklagten. Wenn ich aber mit dem Bürgen compromittirt habe und die Forderung an den Beklagten gerichtet wird, so wird, wenn es nicht etwa das Interesse des Bürgen erfordert, [die Strafe] nicht verfallen.

Dig. 4,8,31Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Ita de­mum au­tem com­mit­te­tur sti­pu­la­tio, cum ad­ver­sus eam quid fit, si si­ne do­lo ma­lo sti­pu­lan­tis fac­tum est: sub hac enim con­di­cio­ne com­mit­ti­tur sti­pu­la­tio, ne quis do­li sui prae­mium fe­rat. sed si qui­dem com­pro­mis­so ad­icia­tur ‘ut si quid do­lo in ea re fac­tum sit’, ex sti­pu­la­tu con­ve­ni­ri qui do­lo fe­cit pot­est: et id­eo si ar­bi­trum quis cor­ru­pit vel pe­cu­nia vel amb­itio­ne, vel ad­vo­ca­tum di­ver­sae par­tis, vel ali­quem ex his, qui­bus cau­sam suam com­mi­se­rat, ex do­li clau­su­la pot­erit con­ve­ni­ri, vel si ad­ver­sa­rium cal­li­de cir­cum­ve­nit, et om­ni­no si in hac li­te do­lo­se ver­sa­tus est, lo­cum ha­be­bit ex sti­pu­la­tu ac­tio: et id­eo si ve­lit de do­lo ac­tio­nem ex­er­ce­re ad­ver­sa­rius, non de­be­bit, cum ha­beat ex sti­pu­la­tu ac­tio­nem. quod si hu­ius­mo­di clau­su­la in com­pro­mis­so ad­scrip­ta non est, tunc de do­lo ac­tio vel ex­cep­tio lo­cum ha­be­bit. hoc au­tem com­pro­mis­sum ple­num est, quod et do­li clau­su­lae ha­bet men­tio­nem.

Ad Dig. 4,8,31ROHGE, Bd. 4 (1872), S. 137: Einfluß des befürchteten Standesinteresses der Schiedsrichter auf Giltigkeit und Wirksamkeit des Schiedsspruchs.ROHGE, Bd. 7 (1873), S. 331: Einfluß des befürchteten Standesinteresses der Schiedsrichter auf Giltigkeit und Wirksamkeit des Schiedsspruchs.ROHGE, Bd. 8 (1873), S. 418: Einfluß des befürchteten Standesinteresses der Schiedsrichter auf Giltigkeit und Wirksamkeit des Schiedsspruchs.Ulp. lib. XIII. ad Ed. Es wird aber nur dann die Stipulation [oder: die durch Stipulation festgesetzte Strafe], indem etwas gegen sie gethan wird, verfallen, wenn dies ohne bösen Vorsatz desjenigen, von dem die Stipulation ausging (stipulantis), gethan worden ist; denn unter der Bedingung verfällt die Stipulation, dass Keiner aus seinem bösen Vorsatze einen Vortheil davontrage. Wenn nun aber etwa mit dem Compromisse der Zusatz verbunden wird: dass, wenn bei dieser Angelegenheit etwas mit bösem Vorsatze gethan worden sein sollte, so kann derjenige, welcher mit bösem Vorsatze etwas gethan hat, durch die Klage ex stipulatu belangt werden. Und aus demselben Grunde wird, wenn Jemand den Schiedsrichter entweder durch Geld oder Begünstigung seiner Ehrsucht, oder den Sachwalter des Gegners, oder einen von denen, welchen er seine Angelegenheit anvertraut hatte, bestochen, oder den Gegner listiger Weise hintergangen hat, ein solcher aus der auf den bösen Vorsatz sich beziehenden Clausel [des Compromisses] belangt werden können. Und überhaupt wird, wenn er in diesem Rechtsstreite mit bösem Vorsatze verfahren ist, die Klage ex stipulatu Platz ergreifen; und eben deshalb wird der Gegner, wenn er etwa die Klage de dolo in Anwendung bringen will, es nicht dürfen, da er ja die Klage ex stipulatu hat. Wenn aber eine Clausel dieser Art dem Compromisse nicht beigeschrieben worden ist, so wird dann die Klage oder Einrede de dolo eintreten. Es ist aber dasjenige ein volles Compromiss, welches die Erwähnung der auf den bösen Vorsatz sich beziehenden Clausel in sich enthält.

Dig. 26,7,25Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Si mi­no­ris ac­tum fue­rit cum tu­to­ri­bus ad­sis­ten­ti­bus cu­ra­to­ri­bus et pu­pil­lus ob hoc ege­rit cum cu­ra­to­ri­bus et ei sint con­dem­na­ti in id quod sua in­ter­erat mi­no­ris tu­to­res cul­pa eo­rum con­dem­na­tos non es­se: an re­sti­tu­tio ad­ver­sus tu­to­res ces­set? et Pa­pi­nia­nus re­spon­so­rum li­bro se­cun­do ait ni­hi­lo mi­nus pos­se re­sti­tui et id­cir­co cu­ra­to­res, si non­dum iu­di­ca­tum fe­ce­runt, pos­se pro­vo­can­tes per ex­cep­tio­nem do­li con­se­qui, ut eis man­den­tur ad­ver­sus tu­to­res ac­tio­nes. quid ta­men si iam fe­ce­runt iu­di­ca­tum cu­ra­to­res? prod­erit hoc tu­to­ri­bus, quon­iam ni­hil mi­no­ri ab­est, qui de prae­da ma­gis quam de dam­no sol­li­ci­tus est, ni­si for­te man­da­re ac­tio­nes pa­ra­tus sit cu­ra­to­ri­bus.

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Wenn unter dem Beistande der Curatoren die Vormünder auf eine geringere Summe [als sie hätten belangt werden sollen] verklagt würden, und deshalb der Mündel gegen die Curatoren Klage erhob, und diese ihm auf das Interesse verurtheilt wurden, [das er davon hätte,] wenn durch ihre Schuld die Vormünder nicht auf eine so geringe Summe verurtheilt worden wären, so fragt sichs, ob dadurch [die Möglichkeit] einer Wiedereinsetzung in den vorigen Zustand gegen die Vormünder für den Mündel aufgehoben sei? Papinianus sagt im zweiten Buche seiner Responsa, gleichwohl könne eine solche Statt finden; deshalb könnten die Curatoren, wenn sie noch nicht das, wozu sie verurtheilt wurden, bezahlt haben, sich darauf berufen und durch die Einrede wegen Trug (doli) es dahin bringen, dass ihnen die Klagen gegen die Vormünder abgetreten werden. Wie aber, wenn die Curatoren das Urtheil schon erfüllt haben? Nun wird dies für die Vormünder vortheilhaft sein, weil der Minderjährige, dem bereits sein Verlust ergänzt ist, mehr eine [widerrechtliche] Bereicherung als Schadenersatz beabsichtigt; wenn er nicht etwa bereit ist, die Klagen den Curatoren abzutreten.

Dig. 39,1,16Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Si opus no­vum prae­tor ius­se­rit nun­tia­ri, de­in­de pro­hi­buit, ex prio­re nun­tia­tio­ne agi non pot­est, qua­si ad­ver­sus edic­tum eius fac­tum sit.

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Wenn der Prätor den Einspruch wegen eines Neubaues angeordnet, und darauf ihn wiederaufgehoben hat, so kann aus dem früheren Einspruche keine Klage erhoben werden, als sei gegen dessen Ausspruch gehandelt worden.

Dig. 44,2,2Idem li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Qui cum he­rede eius egit, qui fi­lium prae­ter­ie­rat, et ex­cep­tio­ne sum­mo­tus est ‘ac si non in ea cau­sa sint ta­bu­lae tes­ta­men­ti, ut con­tra eas bo­no­rum pos­ses­sio da­ri pos­sit’: omit­ten­te em­an­ci­pa­to fi­lio bo­no­rum pos­ses­sio­nem non in­ique re­sti­tue­tur, ut agat cum he­rede: et ita Iu­lia­nus li­bro quar­to di­ges­to­rum scrip­sit.

Ulp. lib. XIII. ad Ed. Wer wider Dessen Erben Klage erhoben, der seinen Sohn übergangen hatte, und durch die Einrede abgewiesen worden ist: wenn das Testament nicht von solchem Inhalt ist, dass wider denselben der Nachlassbesitz, ertheilt werden kann, der wird, wenn der aus der Gewalt entlassene Sohn den Nachlassbesitz unberücksichtigt gelassen, nicht unbillig wieder in den vorigen Stand eingesetzt, um mit dem Erben zu klagen; so schreibt Julianus im vierten Buche der Digesten.

Dig. 45,1,71Idem li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Cum, quid ut fiat, sti­pu­le­mur poe­nam, sic rec­te con­ci­pie­mus: ‘si ita fac­tum non erit’: cum quid ne fiat, sic: ‘si ad­ver­sus id fac­tum sit’.

Idem lib. XIII. ad Ed. Lassen wir uns eine Strafe stipuliren, damit Etwas geschehe, so fassen wir die Stipulation auf diese Weise rechtsbeständig: im Fall es so nicht geschehen würde: und wenn wir sie eingehen, damit etwas nicht geschehen solle — auf diese Weise: wenn dagegen gehandelt worden ist.

Dig. 47,4,3Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. La­beo pu­ta­vit sub con­di­cio­ne ma­nu­mis­sum rem11Die Großausgabe liest res statt rem. amo­ven­tem, si ci­to con­di­cio ex­ti­tit, hac ac­tio­ne con­ve­nien­dum.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,17,119Idem li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Non alie­nat, qui dum­ta­xat omit­tit pos­ses­sio­nem.

Übersetzung nicht erfasst.