Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ulp.ed. X
Ulp. Ad edictum praetoris lib.Ulpiani Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro X

1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16 (0,7 %)De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 3,4,7Ulpianus libro decimo ad edictum. Sicut municipum nomine actionem praetor dedit, ita et adversus eos iustissime edicendum putavit. sed et legato, qui in negotium publicum sumptum fecit, puto dandam actionem in municipes. 1Si quid universitati debetur, singulis non debetur: nec quod debet universitas singuli debent. 2In decurionibus vel aliis universitatibus nihil refert, utrum omnes idem maneant an pars maneat vel omnes immutati sint. sed si universitas ad unum redit, magis admittitur posse eum convenire et conveniri, cum ius omnium in unum recciderit et stet nomen universitatis.
Ulp. lib. X. ad Ed. Sowie der Prätor im Namen der Bürger eines Municipiums eine Klage gegeben hat, so hat er auch gegen sie auf die gerechteste Weise sich im Edict aussprechen zu müssen geglaubt. Aber auch einem Legatus, der auf ein öffentliches Geschäft Kosten verwendet hat, glaube ich, ist eine Klage gegen die Bürger des Municipiums zu geben. 1Wenn etwas einer Gemeinheit geschuldet wird, so wird es nicht den Einzelnen geschuldet, auch schulden nicht die Einzelnen das, was eine Gemeinheit schuldet. 2Bei Decurionen oder andern Gemeinheiten verschlägt es nichts, ob alle dieselben bleiben, oder ein Theil bleibt, oder alle verändert sind. Aber wenn die Gemeinheit bis auf Einen herabgekommen ist, so lässt man es mehr zu, dass er belangen und belangt werden könne, weil das Recht Aller auf den Einen zurückgefallen ist und der Name einer Gemeinheit bestehen bleibt.
Dig. 3,5,1Ulpianus libro decimo ad edictum. Hoc edictum necessarium est, quoniam magna utilitas absentium versatur, ne indefensi rerum possessionem aut venditionem patiantur vel pignoris distractionem vel poenae committendae actionem, vel iniuria rem suam amittant.
Ulp. lib. X. ad Ed. Dies Edict ist nothwendig, weil ein grosser Nutzen für Abwesende [darin] liegt, dass sie nicht unvertheidigt die Besitznahme oder den Verkauf ihrer Sachen erleiden, oder den Verkauf eines Pfandes, oder [die Anstellung] einer Klage wegen Verfalls einer Strafe, oder [dass sie nicht] durch Widerrechtlichkeit ihr Vermögen verlieren.
Dig. 3,5,3Ulpianus libro decimo ad edictum. Ait praetor: ‘Si quis negotia alterius, sive quis negotia, quae cuiusque cum is moritur fuerint, gesserit: iudicium eo nomine dabo.’ 1Haec verba ‘si quis’ sic sunt accipienda ‘sive quae’: nam et mulieres negotiorum gestorum agere posse et conveniri non dubitatur. 2‘Negotia’ sic accipe, sive unum sive plura. 3‘Alterius’, inquit: et hoc ad utrumque sexum refertur. 4Pupillus sane si negotia gesserit, post rescriptum divi Pii etiam conveniri potest in id quod factus est locupletior: agendo autem compensationem eius quod gessit patitur. 5Et si furiosi negotia gesserim, competit mihi adversus eum negotiorum gestorum actio: curatori autem furiosi vel furiosae adversus eum eamve dandam actionem Labeo ait. 6Haec verba: ‘sive quis negotia, quae cuiusque cum is moritur fuerint, gesserit’ significant illud tempus, quo quis post mortem alicuius negotia gessit: de quo fuit necessarium edicere, quoniam neque testatoris iam defuncti neque heredis qui nondum adiit negotium gessisse videtur. sed si quid accessit post mortem, ut puta partus et fetus et fructus, vel si quid servi adquisierint: etsi his verbis non continentur, pro adiecto tamen debent accipi. 7Haec autem actio cum ex negotio gesto oriatur, et heredi et in heredem competit. 8Si exsecutor a praetore in negotio meo datus dolum mihi fecerit, dabitur mihi adversus eum actio. 9Interdum in negotiorum gestorum actione Labeo scribit dolum solummodo versari: nam si affectione coactus, ne bona mea distrahantur, negotiis te meis optuleris, aequissimum esse dolum dumtaxat te praestare: quae sententia habet aequitatem. 10Hac actione tenetur non solum is qui sponte et nulla necessitate cogente immiscuit se negotiis alienis et ea gessit, verum et is qui aliqua necessitate urguente vel necessitatis suspicione gessit. 11Apud Marcellum libro secundo digestorum quaeritur, si, cum proposuissem negotia Titii gerere, tu mihi mandaveris ut geram, an utraque actione uti possim? et ego puto utramque locum habere. quemadmodum ipse Marcellus scribit, si fideiussorem accepero negotia gesturus: nam et hic dicit adversus utrumque esse actionem.
Ulp. lib. X. ad Ed. Der Prätor sagt: Wenn Einer Geschäfte des Andern, oder wenn Einer Geschäfte, die irgend Jemand, da er starb, hatte, geführt haben sollte, so werde ich in dieser Hinsicht eine Klage geben. 1Die Worte: Wenn Einer sind so zu verstehen: oder wenn Eine; denn dass auch Frauenspersonen wegen Geschäftsführung klagen und belangt werden können, wird nicht bezweifelt. 2Geschäfte verstehe so: es mag nun eins oder mehrere sein. 3Des Andern, sagt er; und das wird auf beide Geschlechter bezogen. 4Ad Dig. 3,5,3,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 289, Note 13.Ein Mündel kann allerdings, wenn er Geschäfte geführt haben sollte, seit einem Rescript des Kaisers Pius auch belangt werden, [und zwar] in soweit, als er reicher geworden ist; wenn er aber klagt, so erleidet er Gegenrechnung dessen, was er geführt hat. 5Auch wenn ich Geschäfte eines Wahnsinnigen geführt haben sollte, steht mir gegen ihn die Geschäftsführungsklage zu. Dem Curator eines Wahnsinnigen oder einer Wahnsinnigen aber, sagt Labeo, sei gegen denselben oder dieselbe die Klage zu geben. 6Die Worte: oder wenn Einer Geschäfte, die irgend Jemand, da er starb, hatte, geführt haben sollte, bezeichnen jene Zeit, wo Einer nach dem Tode irgend Jemands Geschäfte geführt hat; und von dem war nothwendig im Edict zu sprechen, weil er weder das Geschäft des schon verstorbenen Erblassers, noch [das] des Erben, der noch nicht angetreten hat, geführt zu haben scheint. Aber wenn etwas nach dem Tode hinzugekommen ist, z. B. neugeborne Sclavenkinder und Thiere and Früchte, oder wenn Sclaven etwas erworben haben sollten, so muss es, wenn es auch in diesen Worten nicht enthalten ist, doch als hinzugesetzt verstanden werden. 7Diese Klage aber, da sie aus dem geführten Geschäft entsteht, steht sowohl dem Erben, als gegen den Erben zu. 8Wenn der vom Prätor in meinem Geschäft bestellte Vollstrecker mir durch böse Absicht Schaden zugefügt haben sollte (dolum fecerit), so wird mir gegen ihn die Klage gegeben werden. 9Zuweilen liege im Kreise der Geschäftsführungsklage, schreibt Labeo, allein nur die böse Absicht; denn wenn du durch Zuneigung angetrieben, damit mein Vermögen nicht verkauft werde, dich mit meinen Geschäften abgegeben haben solltest, so sei es ganz billig, dass du nur für die böse Absicht stehest. Und diese Meinung hat die Billigkeit [für sich]. 10Ad Dig. 3,5,3,10ROHGE, Bd. 20 (1877), Nr. 17, S. 54: Actio negotiorum gest. contraria.Durch diese Klage ist nicht blos der gehalten, der freiwillig und ohne dass die Noth [dazu] zwang, in fremde Geschäfte sich eingemischt und sie geführt hat, sondern auch der, welcher da irgend eine Noth oder eine Vermuthung von Noth [dazu] drängte, [fremde Geschäfte] geführt hat. 11Beim Marcellus im zweiten Buch der Digesten ist die Streitfrage aufgeworfen, ob, wenn du mir, da ich mir vorgenommen hatte, die Geschäfte des Titius zu führen, aufgetragen hast, dass ich sie führe, ich beide Klagen gebrauchen könne? Und ich glaube, beide haben Statt, wie Marcellus selbst schreibt, wenn ich einen Bürgen angenommen hätte, da ich die Geschäfte führen wollte; denn auch hier, sagt er, finde eine Klage gegen beide Statt.
Dig. 3,5,5Idem libro decimo ad edictum. Item si, cum putavi a te mihi mandatum, negotia gessi, et hic nascitur negotiorum gestorum actio cessante mandati actione. idem est etiam, si pro te fideiussero, dum puto mihi a te mandatum esse. 1Sed et si, cum putavi Titii negotia esse, cum essent Sempronii, ea gessi, solus Sempronius mihi actione negotiorum gestorum tenetur. 2Iulianus libro tertio digestorum scribit, si pupilli tui negotia gessero non mandatu tuo, sed ne tutelae iudicio tenearis, negotiorum gestorum te habebo obligatum: sed et pupillum, modo si locupletior fuerit factus. 3Item si procuratori tuo mutuam pecuniam dedero tui contemplatione, ut creditorem tuum vel pignus tuum liberet, adversus te negotiorum gestorum habebo actionem, adversus eum cum quo contraxi nullam. quid tamen si a procuratore tuo stipulatus sum? potest dici superesse mihi adversus te negotiorum gestorum actionem, quia ex abundanti hanc stipulationem interposui. 4Si quis pecuniam vel aliam quandam rem ad me perferendam acceperit: quia meum negotium gessit, negotiorum gestorum mihi actio adversus eum competit. 5Sed et si quis negotia mea gessit non mei contemplatione, sed sui lucri causa, Labeo scripsit suum eum potius quam meum negotium gessisse (qui enim depraedandi causa accedit, suo lucro, non meo commodo studet): sed nihilo minus, immo magis et is tenebitur negotiorum gestorum actione. ipse tamen si circa res meas aliquid impenderit, non in id quod ei abest, quia improbe ad negotia mea accessit, sed in quod ego locupletior factus sum habet contra me actionem. 6Si quis ita simpliciter versatus est, ut suum negotium in suis bonis quasi meum gesserit, nulla ex utroque latere nascitur actio, quia nec fides bona hoc patitur. quod si et suum et meum quasi meum gesserit, in meum tenebitur: nam et si cui mandavero, ut meum negotium gerat, quod mihi tecum erat commune, dicendum esse Labeo ait, si et tuum gessit sciens, negotiorum gestorum eum tibi teneri. 7Si quis quasi servus meus negotium meum gesserit, cum esset vel libertus vel ingenuus, dabitur negotiorum gestorum actio. 8Sed si ego tui filii negotia gessero vel servi, videamus, an tecum negotiorum gestorum habeam actionem. et mihi videtur verum, quod Labeo distinguit et Pomponius libro vicensimo sexto probat, ut, si quidem contemplatione tui negotia gessi peculiaria, tu mihi tenearis: quod si amicitia filii tui vel servi, vel eorum contemplatione, adversus patrem vel dominum de peculio dumtaxat dandam actionem. idemque est et si sui iuris esse eos putavi. nam et si servum non necessarium emero filio tuo et tu ratum habueris, nihil agitur ratihabitione eodem loco Pomponius scribit hoc adiecto, quod putat, etsi nihil sit in peculio, quoniam plus patri dominove debetur, et in patrem dandam actionem, in quantum locupletior ex mea administratione factus sit. 9Sed si hominis liberi qui tibi bona fide serviebat negotia gessero: si quidem putans tuum esse servum gessi, Pomponius scribit earum rerum peculiarium causa, quae te sequi debent, tecum mihi fore negotiorum gestorum actionem, earum vero rerum, quae ipsum sequuntur, non tecum, sed cum ipso. sed si liberum scivi, earum quidem rerum, quae eum sequuntur, habebo adversus eum actionem, earum vero, quae te sequuntur, adversus te. 10Si Titii servum putans, qui erat Sempronii, dedero pecuniam ne occideretur, ut Pomponius ait, habebo negotiorum gestorum adversus Sempronium actionem. 11Item quaeritur apud Pedium libro septimo, si Titium quasi debitorem tuum extra iudicium admonuero et is mihi solverit, cum debitor non esset, tuque postea cognoveris et ratum habueris: an negotiorum gestorum actione me possis convenire. et ait dubitari posse, quia nullum negotium tuum gestum est, cum debitor tuus non fuerit. sed ratihabitio, inquit, fecit tuum negotium: et sicut ei a quo exactum est adversus eum datur repetitio qui ratum habuit, ita et ipsi debebit post ratihabitionem adversus me competere actio. sic ratihabitio constituet tuum negotium, quod ab initio tuum non erat, sed tua contemplatione gestum. 12Idem ait, si Titii debitorem, cui te heredem putabam, cum esset Seius heres, convenero similiter et exegero, mox tu ratum habueris: esse mihi adversus te et tibi mutuam negotiorum gestorum actionem. adquin alienum negotium gestum est: sed ratihabitio hoc conciliat: quae res efficit, ut tuum negotium gestum videatur et a te hereditas peti possit. 13Quid ergo, inquit Pedius, si, cum te heredem putarem, insulam fulsero hereditariam tuque ratum habueris, an sit mihi adversus te actio? sed non fore ait, cum hoc facto meo alter sit locupletatus et alterius re ipsa gestum negotium sit, nec possit, quod alii adquisitum est ipso gestu, hoc tuum negotium videri. 14Videamus in persona eius, qui negotia administrat, si quaedam gessit quaedam non, contemplatione tamen eius alius ad haec non accessit, et si vir diligens (quod ab eo exigimus) etiam ea gesturus fuit: an dici debeat negotiorum gestorum eum teneri et propter ea quae non gessit? quod puto verius. certe si quid a se exigere debuit, procul dubio hoc ei imputabitur. quamquam enim hoc ei imputari non possit, cur alios debitores non convenerit, quoniam conveniendi eos iudicio facultatem non habuit, qui nullam actionem intendere potuit: tamen a semet ipso cur non exegerit, ei imputabitur: et si forte non fuerit usurarium debitum, incipit esse usurarium, ut divus Pius Flavio Longino rescripsit: nisi forte, inquit, usuras ei remiserat:
Idem lib. X. ad Ed. Ingleichen wenn ich, da ich geglaubt habe, es sei mir von dir aufgetragen worden, die Geschäfte geführt habe, so entsteht auch hier die Geschäftsführungsklage, indem die Auftragsklage wegfällt. Dasselbe findet auch Statt, wenn ich mich für dich werde verbürgt haben, indem ich glaube, es sei mir von dir aufgetragen. 1Aber auch wenn ich, da ich geglaubt habe, es seien die Geschäfte des Titius, da es die des Sempronius waren, dieselben geführt habe, ist mir Sempronius allein durch die Geschäftsführungsklage gehalten. 2Julianus schreibt im 3. Buche der Digesten: Wenn ich Geschäfte deines Mündels geführt haben werde, nicht auf deinen Auftrag, sondern damit du nicht durch die Vormundschaftsklage gehalten seiest, so wirst du mir aus der Geschäftsführung verbindlich sein (te habebo obligatum); aber auch der Mündel, wenn er nur reicher geworden ist. 3Ad Dig. 3,5,5,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 482, Note 8.Ingleichen wenn ich deinem Geschäftsbesorger ein Darlehn mit Rücksicht auf dich gegeben haben werde, damit er deinen Gläubiger [befriedige] oder dein Pfand ablöse (liberet), so werde ich gegen dich die Geschäftsführungsklage haben, gegen den, mit dem ich den Vertrag geschlossen habe, keine. Wie jedoch, wenn ich von deinem Geschäftsbesorger stipulirt habe? Man kann [dann] sagen, es sei mir gegen dich die Geschäftsführungsklage übrig, weil ich überflüssiger Weise diese Stipulation eingegangen bin. 4Ad Dig. 3,5,5,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 316, Note 7a.Wenn Jemand Geld oder irgend eine andere Sache mir zu überbringen bekommen haben sollte, so steht mir, weil er mein Geschäft geführt hat, die Geschäftsführungsklage gegen ihn zu. 5Ad Dig. 3,5,5,5ROHGE, Bd. 16 (1875), Nr. 82, S. 328: Ersatzanspruch aus der Tilgung bezw. Uebernahme der Schuld eines Andern.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 431, Note 17.Aber auch, wenn Jemand meine Geschäfte nicht aus Rücksicht auf mich geführt hat, sondern um seines Gewinns willen, so hat Labeo geschrieben, habe er vielmehr sein, als mein Geschäft geführt; denn wer um zu plündern hinzukommt, der befleissigt sich seines Gewinns, nicht meines Vortheils. Aber nichts desto weniger, nein vielmehr wird auch er durch die Geschäftsführungsklage gehalten sein. Er selbst jedoch hat, wenn er in Ansehung meiner Sachen etwas aufgewendet haben sollte, nicht auf das was ihm fehlt, weil er unredlich an meine Geschäfte gegangen ist, sondern in soweit ich reicher geworden bin, die Klage gegen mich. 6Wenn Jemand so einfältig verfahren ist, dass er sein Geschäft in seinen Vermögen [sangelegenheiten] gleichsam als das meinige geführt hat, entsteht auf beiden Seiten keine Klage, weil nicht einmal der gute Glaube dies duldet. Wenn er aber sowohl das seinige als das meinige gleichsam als das meinige geführt haben sollte, so wird er auf das meinige gehalten sein; denn auch wenn ich Einem werde aufgetragen haben, dass er mein Geschäft führe, das mir mit dir gemeinschaftlich war, so, sagt Labeo, müsse man behaupten, dass, wenn er auch das deinige wissentlich geführt hat, er dir aus der Geschäftsführung gehalten sei. 7Wenn Einer gleichsam als mein Sclave mein Geschäft geführt haben sollte, da er entweder Freigelassener oder Freigeborener war, so wird die Geschäftsführungsklage Statt finden. 8Aber wenn ich die Geschäfte deines Sohnes oder Sclaven geführt haben werde, so wollen wir sehen, ob ich gegen dich die Geschäftsführungsklage habe. Und mir scheint es wahr, wie Labeo unterscheidet und Pomponius im sechsundzwanzigsten Buch es billigt, dass, wenn ich mit Rücksicht auf dich die Sondergutsgeschäfte geführt habe, du mir gehalten seist; wenn aber aus Freundschaft für deinen Sohn oder Sclaven, so sei gegen den Vater, oder Herrn nur die Klage wegen des Sondergutes zu geben. Und dasselbe findet Statt, wenn ich auch geglaubt habe, dass sie eigenen Rechtens seien, denn wenn sich auch einen unnöthigen Sclaven für deinen Sohn werde gekauft haben und du es genehmigt haben solltest, so wird durch die, Genehmigung nichts ausgerichtet. An derselben Stelle fügt Pomponius noch dies bei (scribit hoc adjecto), dass er glaubt, wenn auch nichts im Sondergut sein sollte, weil dem Vater oder Herrn mehr geschuldet wird, so sei [doch] auch gegen den Vater die Klage in soweit, als er durch meine Verwaltung reicher geworden sei, zu geben. 9Aber wenn ich Geschäfte eines freien Menschen, der dir in gutem Glauben diente, geführt haben werde, in sofern ich, glaubend, er sei dein Sclave, sie geführt habe, so schreibt Pomponius, dass wegen der Sondergutssachen, die bei dir bleiben (sequi) müssen, ich gegen dich die Geschäftsführungsklage haben würde; [wegen] der Sachen aber, die bei ihm selbst bleiben, nicht gegen dich, sondern gegen ihn selbst. Aber wenn ich ihn frei wusste, so werde ich zwar wegen der Sachen, die bei ihm bleiben, gegen ihn die Klage haben, wegen der aber, die bei dir bleiben, gegen dich. 10Wenn ich, glaubend, es sei ein Sclave des Titius, der des Sempronius [Sclave] war, Geld werde gegeben haben, dass er nicht getödtet würde, so werde ich, wie Pomponius sagt, die Geschäftsführungsklage gegen Sempronius haben. 11Ingleichen wird beim Pedius im siebenten Buch die Frage aufgeworfen: Wenn ich den Titius gleichsam wie deinen Schuldner ausser Gericht werde angetrieben haben, und der mir [das Schuldige] geleistet haben sollte, da er nicht Schuldner war, und du nachher [davon] Kenntniss erlangt und es genehmigt haben solltest, ob du mich [dann] mit der Geschäftsführungsklage belangen könnest? Und er sagt, man könne zweifeln, weil keins von deinen Geschäften (nullum negot. tuum) geführt worden ist, da er dein Schuldner nicht war. Aber die Genehmigung, sagt er, hat es zu deinem Geschäft gemacht, und sowie dem, von dem [etwas] eingeklagt worden ist, gegen den die Zurückforderung [sklage] gegeben wird, der es genehmigt hat, so wird auch dir (ipsi) nach der Genehmigung gegen mich die Klage zustehen müssen. So wird die Genehmigung [das] zu deinem Geschäft gestalten, was von Anfang das deinige nicht, sondern [nur] aus Rücksicht auf dich geführt war. 12Derselbe sagt, wenn ich den Schuldner des Titius, für dessen Erben ich dich hielt, da Sejus Erbe war, ähnlicher Weise werde belangt und [von ihm etwas] eingeklagt haben, bald nachher du es genehmigt haben solltest, so habe ich gegen dich und du [gegen mich] die wechselseitige Geschäftsführungsklage. Nun ist aber doch ein fremdes Geschäft geführt worden, aber die Genehmigung bringt das ins Gleiche (conciliat); denn dieser Umstand bewirkt, dass dein Geschäft geführt zu sein scheint und von dir die Erbschaft gefordert werden kann. 13Wie also, sagt Pedius, wenn ich, da ich dich für den Erben hielt, ein erbschaftliches Haus werde gestützt haben und du es genehmigt haben solltest, ob ich [dann] gegen dich die Klage habe? Doch, sagt er, würde ich sie nicht haben, da durch diese meine Handlung der Andere bereichert worden und in der That das Geschäft des Andern geführt worden sei, auch könne nicht das, was einem Andern gerade durch die [Geschäfts-] Führung erworben sei, als dein Geschäft angesehen werden. 14Wir wollen in Bezug auf die Person dessen, der die Geschäfte verwaltet, sehen, ob, wenn er einige geführt hat, einige nicht, aus Rücksicht für ihn jedoch ein Anderer zu diesen [Geschäften] nicht hinzugetreten ist, obgleich er als ein sorgsamer Mann, was wir von ihm fordern, auch jene [Geschäfte] führen wollte, man sagen müsse, dass er aus der Geschäftsführung auch wegen der [Geschäfte] gehalten sei, die er nicht geführt hat? Und das glaube ich ist hier der Wahrheit gemässer. Wenigstens wenn er etwas von sich einklagen musste, wird ihm das ohne Zweifel zugerechnet werden; denn obgleich ihm das nicht zugerechnet werden kann, dass (cur) er andere Schuldner nicht belangt hat, weil [der] keine Gelegenheit, sie mit einer Klage zu belangen, hatte, der keine Klage hat anstellen können, so wird ihm gleichwohl zugerechnet werden, dass er nicht von sich selbst eingeklagt hat; und wenn es etwa keine zinsbare Schuld war, so fängt sie an, eine zinsbare zu sein, wie der Kaiser Pius dem Flavius Longinus rescribirt hat, wenn er nicht etwa, sagt er, ihm die Zinsen erlassen hatte;
Dig. 3,5,7Ulpianus libro decimo ad edictum. Si autem is fuit qui negotia administravit a quo mandatum non exigebatur, posse ei imputari, cur oblata de rato cautione eum non convenit: si modo facile ei fuerit satisdare. certe in sua persona indubitatum est: et ideo si ex causa fuit obligatus, quae certo tempore finiebatur, et tempore liberatus est, nihilo minus negotiorum gestorum actione erit obligatus. idem erit dicendum et in ea causa, ex qua heres non teneretur, ut Marcellus scribit. 1Item si fundum tuum vel civitatis per obreptionem petiero negotium tuum vel civitatis gerens et ampliores quam oportuit fructus fuero consecutus, debebo hoc ipsum tibi vel rei publicae praestare, licet petere non potuerim. 2Si quocumque modo ratio compensationis habita non est a iudice, potest contrario iudicio agi: quod si post examinationem reprobatae fuerint pensationes, verius est quasi re iudicata amplius agi contrario iudicio non posse, quia exceptio rei iudicatae opponenda est. 3Iulianus libro tertio tractat, si ex duobus sociis alter me prohibuerit administrare, alter non: an adversus eum qui non prohibuit habeam negotiorum gestorum actionem? movetur eo, quod, si data fuerit adversus eum actio, necesse erit et eum pertingi qui vetuit: sed et illud esse iniquum eum qui non prohibuit alieno facto liberari, cum et si mutuam pecuniam alteri ex sociis prohibente socio dedissem, utique eum obligarem. et puto secundum Iulianum debere dici superesse contra eum qui non prohibuit negotiorum gestorum actionem, ita tamen ut is qui prohibuit ex nulla parte neque per socium neque per ipsum aliquid damni sentiat.
Ulp. lib. X. ad Ed. Wenn aber der, welcher die Geschäfte verwaltet hat, ein solcher war, von dem kein Auftrag gefordert wurde, so könne es ihm zugerechnet werden, dass er nach beigebrachter Sicherheit wegen Genehmigung ihn (den Schuldner) nicht belangt hat, wenn es ihm nur ein Leichtes war, Sicherheit zu bestellen. Wenigstens in Bezug auf seine Person ist es unbezweifelt; und darum, wenn er aus einem Grunde verbindlich war, welcher in einer gewissen Zeit aufhörte, und er [nun] durch [den Ablauf der] Zeit befreit worden ist, so wird er nichts desto weniger auf die Geschäftsführungsklage verbindlich sein. Dasselbe wird auch bei einem solchen Grunde zu sagen sein, aus dem der Erbe nicht gehalten ist, wie Marcellus schreibt. 1Ad Dig. 3,5,7,1ROHGE, Bd. 15 (1875), Nr. 73, S. 263: Verpflichtung des neg. gestor zur Herausgabe dessen, was er in Ausführung des Geschäfts erworben, an den dom. negot. Beweislast, wenn er es aus einem andern Grunde in Besitz genommen.Ingleichen wenn ich dein oder ein Stadtgrundstück durch Erschleichung11Si fundum tuum — per obreptionem petiero d. h. wenn ich ein Grundstück, das dir gehörte, aber in eines Andern Besitz war, von diesem gefordert haben werde, ohne dass ich zur Anstellung der Klage von dir bevollmächtigt war, sondern indem ich mich blos als deinen Bevollmächtigten ausgab. S. auch v. Glück a. a. O. Th. 5. S. 375. werde gefordert haben, da ich dein Geschäft oder das der Stadt führte, und mehr Früchte, als ich [dem Rechte nach] sollte, erlangt haben werde, so werde ich gerade das dir oder dem Gemeinwesen leisten müssen, obgleich ich es [dem Rechte nach] nicht fordern konnte. 2Wenn auf irgend eine Weise vom Richter keine Rücksicht auf Gegenrechnung genommen worden ist, so kann die Gegenklage angestellt werden. Wenn aber nach Abwägung [der Sache] die Gegenrechnungen sollten verworfen worden sein, so ist es der Wahrheit gemässer, dass, gleich als ob über die Sache erkannt sei, ferner die Gegenklage nicht angestellt werden könne, weil die Einrede wegen der erkannten Sache entgegenzustellen ist. 3Julianus untersucht im dritten Buch: Wenn von zwei Gesellschaftern der eine mich abgehalten haben sollte, [Geschäfte] zu verwalten, der andere nicht, ob ich [dann gegen den, der nicht abgehalten hat, die Geschäftsführungsklage habe? Er wird dadurch wankend gemacht, weil, wenn gegen den die Klage gegeben worden sei, nothwendig auch der [dadurch] berührt werden wird, der verboten hat. Aber auch das sei unbillig, dass der, der nicht abgehalten hat, durch eine fremde Handlung [von einer Verbindlichkeit] befreit werde, da, wenn ich Geld als Darlehn dem einen von den Gesellschaftern, da [mich] der [andere] Gesellschafter [davon] abhielt, gegeben hätte, ich jenen (eum) allerdings verbindlich machen würde. Und ich glaube, dass man mit Julianus sagen müsse, dass gegen den, der nicht abgehalten hat, die Geschäftsführungsklage vorhanden sei, so jedoch, dass der, welcher abgehalten hat, von keiner Seite, weder durch den Gesellschafter, noch durch ihn (den Kläger), irgend einen Schaden leide.
Dig. 3,5,9Ulpianus libro decimo ad edictum. Sed an ultro mihi tribuitur actio sumptuum quos feci? et puto competere, nisi specialiter id actum est, ut neuter adversus alterum habeat actionem. 1Is autem qui negotiorum gestorum agit non solum si effectum habuit negotium quod gessit, actione ista utetur, sed sufficit, si utiliter gessit, etsi effectum non habuit negotium. et ideo si insulam fulsit vel servum aegrum curavit, etiamsi insula exusta est vel servus obiit, aget negotiorum gestorum: idque et Labeo probat. sed ut Celsus refert, Proculus apud eum notat non semper debere dari. quid enim si eam insulam fulsit, quam dominus quasi impar sumptui dereliquerit vel quam sibi necessariam non putavit? oneravit, inquit, dominum secundum Labeonis sententiam, cum unicuique liceat et damni infecti nomine rem derelinquere. sed istam sententiam Celsus eleganter deridet: is enim negotiorum gestorum, inquit, habet actionem, qui utiliter negotia gessit: non autem utiliter negotia gerit, qui rem non necessariam vel quae oneratura est patrem familias adgreditur. iuxta hoc est et, quod Iulianus scribit, eum qui insulam fulsit vel servum aegrotum curavit, habere negotiorum gestorum actionem, si utiliter hoc faceret, licet eventus non sit secutus. ego quaero: quid si putavit se utiliter facere, sed patri familias non expediebat? dico hunc non habiturum negotiorum gestorum actionem: ut enim eventum non spectamus, debet utiliter esse coeptum.
Ulp. lib. X. ad Ed. Aber ob mir auf der andern Seite die Klage wegen der Kosten, die ich gehabt, ertheilt wird? Und ich glaube, sie stehe [mir] zu, wenn nicht das besonders ausgemacht worden ist (actum est), dass keiner von beiden gegen den andern die Klage habe. 1Der aber, welcher die Geschäftsführungsklage anstellt, wird nicht blos, wenn das Geschäft, welches er geführt hat, Wirksamkeit gehabt hat, jene Klage gebrauchen, sondern es genügt, wenn er es mit Nutzen geführt hat, wenn auch das Geschäft keine Wirksamkeit gehabt hat; und darum wird er, wenn er ein Haus gestützt oder einen kranken Sclaven geheilt hat, wenn auch das Haus verbrannt oder der Sclave gestorben ist, die Geschäftsführungsklage anstellen; und das billigt auch Labeo. Aber wie Celsus erzählt, so bemerkt Probus bei ihm, dass [diese Klage] nicht immer gegeben werden müsse. Denn wie, wenn er ein solches Haus unterstützt hat, welches der Herr, gleich als wäre er den Kosten nicht gewachsen, verlassen haben sollte, oder welches er für sich nicht für nöthig hielt? Er hat, sagt er, den Herrn nach Labeo’s Meinung belästigt, da es einem Jeden freisteht, auch in Hinsicht auf einen zu befürchtenden Schaden [seine] Sache zu verlassen. Aber jene Meinung verlacht Celsus auf feine Weise; denn der hat die Geschäftsführungsklage, sagt er, der mit Nutzen Geschäfte geführt hat; der aber führt nicht mit Nutzen Geschäfte, der eine unnöthige Sache, oder eine solche, die den Hausvater belästigen wird, unternimmt. Dem gemäss ist auch, was Julianus schreibt, dass der, der ein Haus gestützt oder einen erkrankten Sclaven geheilt hat, die Geschäftsführungsklage habe, wenn er das mit Nutzen that, obgleich ein Erfolg nicht Statt gefunden hat. Ich frage [nun], wie, wenn er geglaubt hat, er thue es mit Nutzen, aber dem Hausvater es nicht dienlich war? ich behaupte, dass dieser die Geschäftsführungsklage nicht habe; denn, um nicht auf den Erfolg zu sehen, es muss mit Nutzen angefangen worden sein.
Dig. 3,5,11Ulpianus libro decimo ad edictum. Successori eius, cuius fuerunt negotia, qui apud hostes decessit, haec actio danda erit. 1Sed si filii familias militis defuncti testamento facto gessi, similiter erit danda actio. 2Sicut autem in negotiis vivorum gestis sufficit utiliter negotium gestum, ita et in bonis mortuorum, licet diversus exitus sit secutus.
Ulp. lib. X. ad Ed. Dem Nachfolger dessen, dem die Geschäfte gehörten und der bei den Feinden starb, ist diese Klage zu geben. 1Aber wenn ich [Geschäfte] eines Haussohnes, der Soldat war und, nachdem er ein Testament gemacht, gestorben ist, geführt habe, so wird die Klage auf ähnliche Weise zu geben sein. 2Sowie aber bei der Geschäftsführung für Lebende es genügt, dass das Geschäft mit Nutzen geführt sei, so auch beim Vermögen Verstorbener, wenn auch der Erfolg ein verschiedener sein sollte.
Dig. 3,5,13Ulpianus libro decimo ad edictum. Si filius familias negotia gessisse proponatur, aequissimum erit in patrem quoque actionem dari, sive peculium habet sive in rem patris sui vertit: et si ancilla, simili modo.
Ulp. lib. X. ad Ed. Wenn es vorkommen sollte (proponatur), dass ein Haussohn Geschäfte geführt habe, so wird es ganz billig sein, dass die Klage auch gegen den Vater gegeben werde, es mag nun [der Haussohn] ein Sondergut haben, oder [etwas] in den Nutzen seines Vaters verwendet haben; und wenn es eine Sclavin [gethan hat], auf ähnliche Weise.
Dig. 3,5,19Ulpianus libro decimo ad edictum. Sin autem apud hostes constitutus decessit, et successori et adversus successorem eius negotiorum gestorum directa et contraria competit.
Ulp. lib. X. ad Ed. wenn er aber in der Lage (constitutus) bei den Feinden verstorben ist, so steht sowohl dem Nachfolger, als auch gegen den Nachfolger desselben die Haupt- und Gegen-Geschäftsführungsklage zu.
Dig. 3,6,1Ulpianus libro decimo ad edictum. In eum qui, ut calumniae causa negotium faceret vel non faceret, pecuniam accepisse dicetur, intra annum in quadruplum eius pecuniae, quam accepisse dicetur, post annum simpli in factum actio competit. 1Hoc autem iudicium non solum in pecuniariis causis, sed et ad publica crimina pertinere Pomponius scribit, maxime cum et lege repetundarum teneatur, qui ob negotium faciendum aut non faciendum per calumniam pecuniam accepit. 2Qui autem accepit pecuniam sive ante iudicium sive post iudicium acceptum, tenetur. 3Sed et constitutio imperatoris nostri, quae scripta est ad Cassium Sabinum, prohibuit iudici vel adversario in publicis vel privatis vel fiscalibus causis pecuniam dare, et ex hac causa litem perire iussit. nam tractari potest, si adversarius non per calumniam transigendi animo accepit, an constitutio cessat? et puto cessare sicuti hoc quoque iudicium: neque enim transactionibus est interdictum, sed sordidis concussionibus. 4Pecuniam autem accepisse dicemus etiam si aliquid pro pecunia accepimus.
Ulp. lib. X. ad Ed. Gegen den, von dem man sagen wird, dass er Geld empfangen habe, damit er aus Chicane [Jemandem] eine Verdriesslichkeit bereite oder nicht bereite22Ut calumniae causa negotium faceret vel non faceret. Calumnia konnte weder durch Verleumdung, noch durch falsche Anklage oder ein ähnliches Wort ausgedrückt werden, weil der Begriff, den die Römer damit verbanden, von viel weiterem Umfange war und jede in böser Absicht vorgenommene Handlung umfasste, wodurch man unter dem Schein des Rechts die Rechte Anderer verletzte. S. die in diesem Titel aufgeführten Beispiele und v. Glück a. a. O. Th. 5. S. 386. flg. Das fremde Wort Chicane, ohne Zweifel das bezeichnendste dafür, musste in Ermangelung eines deutschen gebraucht werden. Die Worte negotium facere vel non facere bezeichnen nicht allein den Fall, wo Jemand den Andern in einen Process verwickelt, oder nicht, sondern überhaupt jede Verdriesslichkeit, die man dem Andern zuzieht. S. z. B. L. 7. §. 2. D. h. t. Darum ist die Uebersetzung dieser Ausdrücke im §. 25. I. de actionib. 4. 6. nicht beibehalten worden., steht innerhalb eines Jahres aufs Vierfache des Geldes, das er wird empfangen haben sollen, nach einem Jahr wegen des Einfachen eine Klage auf das Geschehene zu. 1Dass diese Klage aber nicht blos bei bürgerlichen Processen [Statt finde], sondern sich auch auf öffentliche (peinliche) Processe33In pecuniariis causis — ad publica crimina. In diesem Gegensatz ist pecuniaria causa soviel als civilis d. h. bürgerlicher Rechtsstreit, crimen soviel als Process. S. Birnbaum a. a. O. Bd. 8. §. 11. namentlich S. 708. beziehe, schreibt Pomponius; vorzüglich da auch durch das Gesetz wegen Erpressungen gehalten ist, der, um [Jemanden] aus Chicane eine Verdriesslichkeit zu bereiten oder nicht zu bereiten, Geld empfangen hat. 2Wer aber Geld empfangen hat, sei es vor Einlassung oder nach Einlassung auf den Process, ist gehalten. 3Aber auch eine Constitution unsers Kaisers44Des Antoninus Caracalla. S. die Bemerkung zu L. 33. §. 2. D. de proc. et def. 3. 3. und L. 1. C. de poena just. 7. 49., welche an den Cassius Sabinus geschrieben ist, hat [davon] abgehalten, dem Richter oder Gegner bei öffentlichen oder Privat- oder fiscalischen Processen Geld zu geben, und hat befohlen, dass aus einem solchen Grunde der Streit erlösche. Man kann nun (nam) [darüber] verhandeln, ob, wenn der Gegner das Geld nicht aus Chicane, [sondern] in der Absicht, sich zu vergleichen, empfangen hat, die Constitution wegfällt? Und ich glaube, sie falle weg, sowie auch diese Klage; denn es sind ja nicht Vergleiche untersagt worden, sondern niedrige Concussionen55Ein auch in die Sprache des heutigen Criminalrechts übergegangener Name, unter welchem Erpressungen eines Vortheils von einem Andern durch den Vorwand oder durch Bedrohung mit Missbrauch eines Rechts, verstanden werden; so erklärt Feuerbach Lehrb. de. peinl. R. §. 430. dies Wort, welches eigentlich Erschütterung bedeutet.. 4Dass [Jemand] Geld empfangen habe, werden wir sagen, auch wenn etwas an Geldes Statt empfangen worden.
Dig. 3,6,3Ulpianus libro decimo ad edictum. Et generaliter idem erit, si quid omnino compendii sensit propter hoc, sive ab adversario sive ab alio quocumque. 1Si igitur accepit ut negotium faceret, sive fecit sive non fecit, et qui accepit ne faceret etsi fecit, tenetur. 2Hoc edicto tenetur etiam is qui depectus est: depectus autem dicitur turpiter pactus. 3Illud erit notandum, quod qui dedit pecuniam, ut negotium quis pateretur, non habebit ipse repetitionem: turpiter enim fecit: sed ei dabitur petitio, propter quem datum est ut calumnia ei fiat. quare si quis et a te pecuniam accepit, ut mihi negotium faceret, et a me, ne mihi faceret, duobus iudiciis mihi tenebitur.
Ulp. lib. X. ad Ed. Und im Allgemeinen wird es eben so sein, wenn er überhaupt irgend einen Vortheil deshalb empfunden hat, sei es vom Gegner oder von irgend einem Andern. 1Wenn er also [Geld] empfangen hat, damit er [Jemandem] eine Verdriesslichkeit bereite, mag er es nun gethan haben oder nicht gethan haben, und [auf gleiche Weise] wer empfangen hat, damit er eine Verdriesslichkeit nicht bereite, ist, auch wenn er es gethan hat, gehalten. 2Durch dies Edict ist auch der gehalten, der depectus66Depectus hiesst Einer, der einen Vertrag gemacht hat, und ist sowohl im guten als bösen Sinn gebräuchlich (s. Brisson. h. v). Da es unserer Sprache an einem solchen zweideutigen Worte fehlt, so musste das lateinische Wort beibehalten werden. ist; depectus aber heisst Einer, der auf schändliche Weise einen Vertrag gemacht hat. 3Das wird zu bemerken sein, dass, wer Geld gegeben hat, damit Jemand eine Verdriesslichkeit erleide, nicht selbst das Zurückforderungs- [recht] haben wird; denn er hat schändlich gehandelt. Aber dem wird das Forderungs- [recht] gegeben werden, in Bezug auf welchen [etwas] gegeben worden ist, damit demselben eine Chicane bereitet werde. Deshalb, wenn Jemand sowohl von dir Geld empfangen hat, damit er mir eine Verdriesslichkeit bereite, als auch von mir, damit er sie mir nicht bereite, so wird er mir durch zwei Klagen gehalten sein.
Dig. 3,6,5Ulpianus libro decimo ad edictum. in heredem autem competit in id quod ad eum pervenit. nam est constitutum turpia lucra heredibus quoque extorqueri, licet crimina extinguantur: ut puta ob falsum vel iudici ob gratiosam sententiam datum et heredi extorquebitur et si quid aliud scelere quaesitum. 1Sed etiam praeter hanc actionem condictio competit, si sola turpitudo accipientis versetur: nam si et dantis, melior causa erit possidentis. quare si fuerit condictum, utrum tollitur haec actio, an vero in triplum danda sit? an exemplo furis et in quadruplum actionem damus et condictionem? sed puto sufficere alterutram actionem. ubi autem condictio competit, ibi non est necesse post annum dare in factum actionem.
Ulp. lib. X. ad Ed. Gegen den Erben aber steht sie auf das zu, was auf ihn gekommen ist. Denn es ist verordnet worden, dass schändliche Gewinne auch den Erben entrissen werden [sollen], obgleich die Verbrechen [des Erblassers] erlöschen; z. B. das um einer Fälschung oder dem Richter um eines günstigen Urtheils willen Gegebene wird auch dem Erben entrissen werden, und wenn sonst etwas durch verruchte That erworben worden. 1Aber auch ausser dieser Klage steht eine Condiction77Ueber den Begriff der Condictionen siehe §. 15. D. de actionibus 4. 6. zu, wenn es sich blos um eine Schändlichkeit des Empfängers handeln sollte; denn wenn auch um eine des Gebers, so wird der Zustand desjenigen, der besitzt, besser sein. Demnach, wenn eine Condiction angestellt sein sollte, ob [dann wohl] diese Klage aufgehoben wird, oder aber aufs Dreifache sollte zu geben sein? Ob wir nach dem Beispiel, wie es beim Dieb gehalten wird (exemplo furis), sowohl aufs Vierfache die Klage geben, als auch die Condiction? Aber ich glaube, dass eine von beiden Klagen hinreiche. Wo aber die Condiction zusteht, da ist es nicht nöthig, nach einem Jahr die Klage aufs Geschehene zu geben.
Dig. 4,4,6Idem libro decimo ad edictum. Minoribus viginti quinque annis subvenitur per in integrum restitutionem non solum, cum de bonis eorum aliquid minuitur, sed etiam cum intersit ipsorum litibus et sumptibus non vexari.
Idem lib. X. ad Ed. Solchen, die noch nicht fünfundzwanzig Jahre alt sind, wird durch Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nicht blos dann Beistand geleistet, wenn rücksichtlich ihrer Güter ein Verlust sich ereignet, sondern auch, wenn es ihr Vortheil erheischen sollte, nicht durch Processe und Kosten geplagt zu werden.
Dig. 4,4,21Idem libro decimo ad edictum. Destitisse autem is videtur non qui distulit, sed qui liti renuntiavit in totum.
Idem lib. X. ad Ed. [Vom Rechtsstreite] abgestanden zu sein aber scheint nicht der, welcher den Rechtsstreit verschoben, sondern wer demselben völlig entsagt hat.
Dig. 5,1,10Idem libro decimo ad edictum. Destitisse11Die Großausgabe fügt is ein. videtur non qui distulit, sed qui liti renuntiavit in totum: desistere enim est de negotio abstinere, quod calumniandi animo instituerat. plane si quis cognita rei veritate suum negotium deseruerit nolens in lite improba perseverare, quam calumniae causa non instituerat, is destitisse non videtur.
Idem lib. X. ad Ed. Nicht wer einen Process aufgeschoben, sondern wer ganz und gar darauf verzichtet hat, wird als davon abstehend angesehen; denn [wovon] abstehen, heisst, eine Klage zurücknehmen, welche man in der Absicht, Jemanden fälschlich in einen Process zu verwickeln, angestellt hatte. Hat aber Jemand, nachdem er sich von der Wahrheit einer Sache überzeugt hat, seine Klage aufgegeben, um nicht länger einen ungerechten Streit fortzusetzen, den er nicht in der Absicht, um Jemanden fälschlich in einen Process zu verwickeln, angefangen hatte, so wird nicht angenommen, als stehe er ab.
Dig. 11,7,1Ulpianus libro decimo ad edictum. Qui propter funus aliquid impendit, cum defuncto contrahere creditur, non cum herede.
Ulp. lib. X. ad Ed. Wer Kosten für eine Leiche verwendet hat, von dem wird angenommen, er contrahire mit dem Erblasser, nicht mit dem Erben.
Dig. 12,1,27Idem libro decimo ad edictum. Civitas mutui datione obligari potest, si ad utilitatem eius pecuniae versae sunt: alioquin ipsi soli qui contraxerunt, non civitas tenebuntur.
Ad Dig. 12,1,27Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 370, Note 15.Idem lib. X. ad Ed. Eine Stadt kann durch das Geben eines Darlehns [an dieselbe] verbindlich gemacht werden, wenn die Gelder zum Nutzen derselben verwendet worden sind; sonst werden die allein, welche contrahirt haben, nicht die Stadt, gehalten sein.
Dig. 12,2,16Ulpianus libro decimo ad edictum. Si patronus libertam suam uxorem duxerit, non compelletur iurare de rerum amotarum iudicio. sed et si ipse deferat iusiurandum libertae suae, de calumnia non debet iurare.
Ulp. lib. X. ad Ed. Wenn ein Patron seine Freigelassene zur Gattin genommen haben sollte, so wird er nicht angetrieben werden, über die Klage wegen weggebrachter Sachen zu schwören; aber auch wenn er selbst den Eid seiner Freigelassenen antragen sollte, so muss er nicht für Gefährde88De calumnia. Durch diesen Eid versichert man, dass man nicht aus Chicane, sondern um sein Recht zu verfolen, in einer rechtlichen Angelegenheit handle. Er konnte namentlich von dem verlangt werden, der den Eid angetragen hatte. S. v. Glück a. a. O. S. 352 ff. schwören.
Dig. 15,4,4Idem libro decimo ad edictum. Si iussu eius, qui administrationi rerum civitatis praepositus est, cum servo civitatis negotium contractum sit, Pomponius scribit quod iussu cum eo agi posse.
Idem lib. X. ad Edict. Wenn auf Befehl dessen, welcher einer Verwaltung in Staatsangelegenheiten vorgesetzt ist, mit einem öffentlichen Sclaven ein Geschäft abgeschlossen worden ist, so könne, schreibt Pomponius aus dem, was auf Befehl geschehen, gegen ersteren geklagt werden.
Dig. 22,1,37Idem libro decimo ad edictum. Et in contraria negotiorum gestorum actione usurae veniunt, si mutuatus sum pecuniam, ut creditorem tuum absolvam, quia aut in possessionem mittendus erat bonorum tuorum aut pignora venditurus. quid si domi habens propter eandem causam solvi? puto verum, si liberavi ex magno incommodo, debere dici usuras venire, eas autem, quae in regione frequentantur, ut est in bonae fidei iudiciis constitutum: sed si mutuatus dedi, hae venient usurae quas ipse pendo, utique si plus tibi praestarim commodi, quam usurae istae colligunt.
Idem lib. X. ad Ed. Auch bei der Gegengeschäftsführungsklage kommen Zinsen in Betracht, wenn ich [als Führer deiner Geschäfte] Geld geborgt habe, um deinen Gläubiger zu befriedigen, weil er [sonst] entweder in den Besitz deines Vermögens eingewiesen sein, oder [deine] Pfänder verkauft haben würde. Wie, wenn ich [Geld] im Hause hatte, und aus demselben Grunde gezahlt habe? Ich glaube aber, wenn ich [dich] von einem grossen Nachtheil befreit habe, so müsse man sagen, dass Zinsen in Betracht kommen, von der Höhe aber, wie sie in der Gegend häufig vorkommen, wie es bei den Klagen guten Glaubens verordnet worden ist; aber wenn ich [Geld] geborgt und [dann dem Gläubiger] gegeben habe, so werden Zinsen von der Höhe, wie ich sie selbst zahle, in Betracht kommen, jeden Falls, wenn ich dir mehr Vortheil geleistet haben werde, als jene Zinsen betragen.
Dig. 27,5,5Ulpianus libro decimo ad edictum. Ei qui pro tutore negotia gessit contrarium iudicium competit.
Ulp. lib. X. ad Ed. Dem, welcher als Protutor Geschäfte geführt hat, steht eine Gegenklage zu.
Dig. 37,15,5Ulpianus libro decimo ad edictum. Parens, patronus patrona, liberive aut parentes patroni patronaeve, neque si ob negotium faciendum vel non faciendum pecuniam accepisse dicerentur, in factum actione tenentur. 1Sed nec famosae actiones adversus eos dantur, nec hae quidem, quae doli vel fraudis habent mentionem,
Übersetzung nicht erfasst.
Dig. 37,15,7Ulpianus libro decimo ad edictum. licet famosae non sint. 1Et in quantum facere possunt, damnantur. 2Nec exceptiones doli patiuntur vel vis metusve causa, vel interdictum unde vi vel quod vi patiuntur. 3Nec deferentes iusiurandum de calumnia iurant. 4Nec non et si ventris nomine in possessionem calumniae causa missa dicatur patrona, libertus hoc dicens non audietur, quia de calumnia patroni quaeri non debet. his enim personis etiam in ceteris partibus edicti honor habebitur. 5Honor autem his personis habebitur ipsis, non etiam interventoribus eorum: et si forte ipsi pro aliis interveniant, honor habebitur.
Übersetzung nicht erfasst.
Dig. 42,1,17Idem libro decimo ad edictum. patronus patrona liberique eorum et parentes: item maritus de dote in id quod facere potest convenitur:
Idem lib. X. ad Ed. der Freilasser, die Freilasserin, und deren Kinder und Eltern. So wird auch der Ehemann des Heirathsguts wegen auf soviel, als er leisten kann, belangt.
Dig. 43,16,4Idem libro decimo ad edictum. Si vi me deiecerit quis nomine municipum, in municipes mihi interdictum reddendum Pomponius scribit, si quid ad eos pervenit.
Ulp. lib. X. ad Ed. Wenn mich Jemand im Namen einer Municipalstadtgemeinde aus dem Besitz getrieben hat, so, schreibt Pomponius, müsse mir das Interdict wider die Municipalstädter auf Dasjenige ertheilt werden, was an sie gelangt ist.
Dig. 50,16,15Ulpianus libro decimo ad edictum. Bona civitatis abusive ‘publica’ dicta sunt: sola enim ea publica sunt, quae populi Romani sunt.
Übersetzung nicht erfasst.
Dig. 50,16,17Ulpianus libro decimo ad edictum. Inter ‘publica’ habemus non sacra nec religiosa nec quae publicis usibus destinata sunt: sed si qua sunt civitatium velut bona. sed peculia servorum civitatium procul dubio publica habentur. 1‘Publica’ vectigalia intellegere debemus, ex quibus vectigal fiscus capit: quale est vectigal portus vel venalium rerum, item salinarum et metallorum et picariarum.
Übersetzung nicht erfasst.