Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Tryph.disp. XIV
Disputationum lib.Tryphonini Disputationum libri

Disputationum libri

Ex libro XIV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 26,1De tutelis (Von den Bevormundungen.)Dig. 26,2 (4,2 %)De testamentaria tutela (Von der testamentarischen Vormundschaft.)Dig. 26,3 (19,1 %)De confirmando tutore vel curatore (Von der Bestätigung des Tutor oder Curator.)Dig. 26,4De legitimis tutoribus (Von den gesetzlichen Vormündern.)Dig. 26,5De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt (Von den durch eine competente Obrigkeit bestellten Vormündern; ferner welche zu solchen Vormündern bestellt, und aus welchen Gründen diese eigentlich bestellt werden können.)Dig. 26,6Qui petant tutores vel curatores et ubi petantur (Von denen, welche um Vormünder oder Curatoren nachsuchen müssen, und wo dies geschehen soll.)Dig. 26,7 (4,4 %)De administratione et periculo tutorum et curatorum qui gesserint vel non et de agentibus vel conveniendis uno vel pluribus (Von der Verwaltung und Verantwortlichkeit der Tutoren und Curatoren, welche die Vormundschaft führten oder auch nicht, und von dem Verhältnisse derselben als Kläger oder Beklagte entweder einzeln oder in Mehrzahl.)Dig. 26,8De auctoritate et consensu tutorum et curatorum (Von der Ermächtigung und der Zustimmung der Vormünder und Curatoren.)Dig. 26,9Quando ex facto tutoris vel curatoris minores agere vel conveniri possunt (Wann aus der Handlung des Vormundes oder Curators Minderjährige klagen oder verklagt werden können.)Dig. 26,10De suspectis tutoribus et curatoribus (Von verdächtigen Vormündern und Curatoren.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 26,2,27Try­pho­ni­nus li­bro quar­to de­ci­mo dis­pu­ta­tio­num. Idem fiet, si in­tes­ta­tum de­ces­sis­se pa­trem pu­pil­li no­mi­ne de­fen­da­tur fal­sum­ve tes­ta­men­tum no­mi­ne pu­pil­li di­ca­tur et si pa­truus ex­stet le­gi­ti­mus tu­tor fu­tu­rus ab in­tes­ta­to, quia tu­to­rem ha­ben­ti tu­tor da­ri non pot­est. nam com­mo­dius ip­se, qui scrip­tu­ra con­ti­ne­tur, a prae­to­re da­bi­tur, ut si­ne ul­lo li­tis prae­iu­di­cio ius­tus tu­tor auc­tor pu­pil­lo ad eam li­tem fiat. 1Cum au­tem ip­se pa­truus, quem tu­to­rem le­gi­ti­mum si­bi di­ce­bat pu­pil­lus es­se, sub­iec­tum fi­lium cri­mi­na­re­tur et ad se le­gi­ti­mam he­redi­ta­tem per­ti­ne­re con­ten­de­ret, alium tu­to­rem pe­ten­dum Iu­lia­nus re­spon­dit.

Tryphonin. lib. XIV. Disp. Dasselbe wird der Fall sein, wenn für den Mündel der Process geführt wird, der Vater sei ohne ein Testament verstorben, oder wenn man im Namen des Mündels behauptet, das Testament sei falsch, wenn auch gleich ein Vatersbruder vorhanden ist, der ohne [das Dasein des väterlichen] Testaments gesetzlicher Vormund sein würde; weil ja Niemandem, der schon einen Vormund hat, ein Vormund gegeben werden kann; denn viel passender wird der Prätor gerade den Vormund, der schon im Testament sich vorfindet, bestellen, damit ohne jede dem Rechtsstreite selbst vorangehende Entscheidung der rechtlich bestellte Vormund den Mündel in diesem Rechtsstreite vertrete. 1Wenn aber dieser Oheim (selbst), welchen der Mündel für seinen gesetzlichen Vormund erklärt, gegen den ihm untergebenen Unmündigen eine peinliche Klage erhöbe und behauptete, er sei gesetzlicher Erbe, so soll man, nach Julianus, einen anderen Vormund verlangen.

Dig. 26,3,8Try­pho­ni­nus li­bro quar­to de­ci­mo dis­pu­ta­tio­num. In con­fir­man­do tu­to­re hoc prae­tor in­qui­re­re de­bet, an du­ra­ve­rit pa­tris vo­lun­tas: quod in fa­ci­li est, si pro­xi­mo mor­tis tem­po­re tu­to­res non iu­re vel cu­ra­to­res scrip­se­rit pa­ter. nam si an­te an­nos, ut spa­tio me­dio po­tue­rit fa­cul­ta­tium da­ti non iu­re tu­to­ris a pa­tre fie­ri de­mi­nutio, vel mo­rum an­te ce­la­ta vel igno­ra­ta emer­sit im­pro­bi­tas, aut in­imi­ci­tiae cum pa­tre ex­ar­se­runt,

Tryphonin. lib. XIV. Disp. Bei der Bestätigung eines Vormundes muss der Prätor untersuchen, ob der Wille des Vaters fortbestand. Dies ist leicht, wenn der Vater kurz vor seinem Tode nicht auf die rechtliche Weise Tutoren und Curatoren bestellte. Denn geschah dies vor [vielen] Jahren, so dass in der Zwischenzeit das Vermögen des vom Vater nicht rechtlich gegebenen Vormundes sich hatte verringern können, oder es offenbarte sich sein des (Vormundes) früherhin verborgen und unerkannt gewesener schlechter Charakter, oder es entbrannten Feindschaften mit dem Vater,

Dig. 26,3,10Try­pho­ni­nus li­bro quar­to de­ci­mo dis­pu­ta­tio­num. uti­li­ta­tem pu­pil­lo­rum prae­tor se­qui­tur, non scrip­tu­ram tes­ta­men­ti vel co­di­cil­lo­rum. nam pa­tris vo­lun­ta­tem prae­tor ita ac­ci­pe­re de­bet, si non fuit igna­rus sci­li­cet eo­rum, quae ip­sa prae­tor de tu­to­re com­per­ta ha­bet. quid de­ni­que si post­ea de eo, quem pa­ter tes­ta­men­to co­di­cil­lis­ve non iu­re de­dit, scrip­sit tu­to­rem es­se nol­le? nem­pe non se­qui­tur pri­mam vo­lun­ta­tem prae­tor, a qua pa­ter dis­ces­sit.

Tryphonin. lib. XIV. Disp. so muss unter solchen Umständen der Prätor auf den Vortheil des Mündels, nicht auf die Schrift des Testamentes oder der Codicille sehen; denn der Prätor muss den Willen des Vaters so auffassen, [wie dieser sich etwa bestimmt haben würde,] wenn ihm die Lage der Dinge so, wie ihm nun (dem Prätor), wäre bekannt gewesen11Anders, als auf die geschehene Weise, vermöchte ich es nicht, den Sinn des Gesetzes in der Uebersetzung zu geben.. Wie steht es aber dann, wenn der Vater nachher schrieb, er wolle den nicht zum Vormunde haben, den er im Testamente oder in Codicillen nicht auf die rechtliche Weise gab? Natürlich wird hier der Prätor nicht die erste Willensäusserung, von welcher der Erblasser zurücktrat, befolgen.

Dig. 26,7,55Idem li­bro quar­to de­ci­mo dis­pu­ta­tio­num. Tres tu­to­res pu­pil­lo da­ti sunt, unus tu­te­lam ges­sit et sol­ven­do non est, se­cun­dus Ti­tio ge­ren­dam man­da­vit et Ti­tius quae­dam ad­mi­nis­tra­vit, ter­tius ni­hil om­ni­no ges­sit: quae­si­tum est, qua­te­nus quis­que eo­rum te­n­ea­tur. et tu­to­rum qui­dem pe­ri­cu­lum com­mu­ne est in ad­mi­nis­tra­tio­ne tu­te­lae et in so­li­dum uni­ver­si te­nen­tur. pla­ne si pe­cu­nia nu­me­ra­ta pu­pil­li in­ter eos dis­tri­bu­ta est, non in ma­io­rem sum­mam quis­que eo­rum quam ac­ce­pit te­ne­tur. 1Sed si ip­si tu­to­res rem pu­pil­li fu­ra­ti sunt, vi­dea­mus, an ea ac­tio­ne, quae pro­po­ni­tur ex le­ge duo­de­cim ta­bu­la­rum ad­ver­sus tu­to­rem in du­plum, sin­gu­li in so­li­dum te­nean­tur et, quam­vis unus du­plum prae­sti­te­rit, ni­hi­lo mi­nus et­iam alii te­nean­tur: nam in aliis fu­ri­bus eius­dem rei plu­ri­bus non est prop­ter­ea ce­te­ris poe­nae de­pre­ca­tio, quod ab uno iam ex­ac­ta est. sed tu­to­res prop­ter ad­mis­sam ad­mi­nis­tra­tio­nem non tam in­vi­to do­mi­no con­trec­ta­re eam vi­den­tur quam per­fi­de age­re: ne­mo de­ni­que di­cet unum tu­to­rem et du­plum hac ac­tio­ne prae­sta­re et qua­si spe­cie con­dic­tio­nis aut ip­sam rem aut eius aes­ti­ma­tio­nem. 2Non so­lum er­go ges­sis­se tu­te­lam is cre­di­tur, qui alii ge­ren­dam man­da­vit, sed et qui sa­tis a con­tu­to­re ac­ce­pit rem sal­vam pu­pil­lo fu­tu­ram ei­que per­mi­sit ad­mi­nis­tra­tio­nem to­tius tu­te­lae, nec pot­est se de­fen­de­re con­sti­tu­tio­ni­bus, quae iu­bent an­te con­ve­ni­ri eum qui ges­sit. 3Item in eo quod ne­mo ges­sit non uti­que eius pe­ri­cu­lum est, qui quae­dam ges­sit, sed com­mu­ni­ter om­nium: ex­igi au­tem ab eo so­lo pe­ri­cu­lum ob alia quae non ges­sit non opor­tet, ni­si si qua ta­lia sunt, quae vel con­sum­ma­tio­nem coep­to­rum ab eo de­si­de­ra­bant vel ita con­iunc­ta fue­runt, ut se­pa­ra­ri non de­bue­runt. 4Quod au­tem di­ci­tur de­sis­se sol­ven­do es­se vel non es­se con­tu­to­res prae­sta­re de­be­re, vi­dea­mus, qua­lem in­tel­lec­tum ha­bet, id est utrum suf­fi­cit ni­hil de­mi­nu­tum es­se de fa­cul­ta­ti­bus con­tu­to­ris, ex quo tem­po­re da­tus est, sed ean­dem fa­ciem pa­tri­mo­nii per­man­sis­se, an, et­si ni­hil post ac­ci­dit, quod pa­lam fa­ciat de­mi­nutio­nem pa­tri­mo­nii, de­bet ta­men con­tu­tor in­qui­re­re for­tu­nas con­tu­to­ris. sed hoc et ex per­so­nae qua­li­ta­te et ex tem­po­ris in­ter­ca­pe­di­ne, quo tes­ta­men­tum fac­tum est, us­que ad mor­tem pa­tris aliam aes­ti­ma­tio­nem ac­ci­pe­re de­bet: nam aper­te prod­igo vel cu­ius bo­na ven­ie­runt (li­cet ob­rep­tum fue­rit prae­to­ri, qui de­cre­to eum de­dit) per­mit­te­re con­tu­to­ri ad­mi­nis­tra­tio­nem non de­bet, et po­tuit ali­quid pa­ter eo­rum post tes­ta­men­tum fac­tum ac­ci­dens igno­ras­se aut, cum de­sti­na­tum ha­be­ret mu­ta­re tes­ta­men­tum, id non fe­cis­se.

Idem lib. XIV. Disp. Ad Dig. 26,7,55 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 443, Note 10.Ein Mündel hatte drei Vormünder. Der erste besorgte die Verwaltung, und ist unfähig zu zahlen. Der zweite übertrug die Verwaltung dem Titius, welcher auch Einzelnes besorgte, der dritte mischte sich gar nicht ein. Nun entstand die Frage, inwieweit jeder hafte? Hinsichtlich der Verwaltung der Vormundschaft ist die Verantwortlichkeit der Vormünder gemeinschaftlich, und alle haften für das Ganze. Würde aber das baare Geld des Mündels unter sie vertheilt, so haftet keiner von ihnen für eine grössere Summe, als er empfing. 1Haben die Vormünder an dem Vermögen des Mündels einen Diebstahl begangen, da wollen wir sehen, ob zu Folge der Klage des Zwölftafelgesetzes, welche gegen den Vormund auf das Doppelte gegeben wird, alle auf das Ganze, und ob, wenngleich einer das Doppelte geleistet hat, doch nichts desto weniger auch die übrigen haften. Wenn nämlich auch sonst Mehrere einen Diebstahl an ein und derselben Sache begehen, so können die Uebrigen deshalb, weil schon von einem die Strafe erhoben wurde, sich nicht gegen die Strafforderung [die nun auch noch an sie geschieht] vertheidigen, [die hier in Frage stehenden] Vormünder aber scheinen die ihnen zugewiesene Vormundschaft nicht sowohl gegen den Willen des Eigenthümers an sich zu nehmen, als treulos zu handeln. Endlich wird Niemand sagen, dass dieser Klage zufolge ein Vormund sowohl das Doppelte, als auch vermöge der Anstellung einer Condiction [gegen ihn] die Sache selbst, oder deren Werth leiste. 2Man nimmt deshalb nicht nur von dem, welcher einem Andern die Verwaltung übertrug, an, er habe diese selbst besorgt, sondern auch von dem, welcher Sicherheitsleistung, das Mündelvermögen solle in gutem Zustande erhalten werden, von seinem Mitvormunde annahm, und diesem sodann die Verwaltung der ganzen Vormundschaft überliess. Auch kann sich ein solcher nicht durch die Verordnungen vertheidigen, welche befehlen, den, welcher verwaltete, zuerst zu belangen. 3Ebenso sind in Bezug [der Angelegenheiten], welche keiner [vollständig] besorgte, alle insgesammt, und nicht nur der, welcher Einzelnes davon besorgte, verantwortlich. Man darf aber diesem allein nicht auch die Verantwortlichkeit für andere Geschäfte, welche er nicht besorgte, auferlegen, wenn diese nicht etwa von der Art waren, dass sie entweder Vollendung des Begonnenen von ihm erheischten, oder in solchem Zusammenhange standen, dass sie keine Absonderung zuliessen. 4Nun wollen wir sehen, was darunter zu verstehen sei, wenn es heisst, aufgehört haben, zahlungsfähig zu sein, oder nicht mehr zahlungsfähig sein, [oder] die Mitvormünder müssen Zahlung leisten, d. i. [wir wollen sehen,] ob es genüge, dass Nichts von dem Vermögen des Mitvormundes von der Zeit an, wo er Vormund wurde, sich verminderte, sondern die Lage desselben unverändert blieb, oder ob der Mitvormund eine Untersuchung über die Vermögensumstände seines Amtsgenossen anstellen dürfe, wenn auch kein Unfall eine offenbare Verringerung derselben herbeiführte? Dies fordert ja nach der Beschaffenheit der Person und der Zwischenzeit von der Testamentserrichtung an bis zum Tode des Vaters eine verschiedene Beurtheilung; denn einem offenbaren Verschwender, oder einem, dessen Güter verkauft wurden, darf der Mitvormund, obgleich der Prätor, der hierin hintergangen wurde, diesen durch ein Decret [nach vorhergegangener Untersuchung] zum Vormund bestellte, doch nicht die Verwaltung überlassen. Es konnte ja auch der Vater derselben [Mündel] von Vorfällen, die nach der Testamentserrichtung eintraten, entweder keine Kenntniss haben, oder eine beabsichtigte Aenderung im Testamente nicht zu Stande gebracht haben.

Dig. 27,2,6Try­pho­ni­nus li­bro quar­to de­ci­mo dis­pu­ta­tio­num. Si ab­sens sit tu­tor et ali­men­ta pu­pil­lus de­si­de­ret, si qui­dem neg­le­gen­tia et ni­mia ces­sa­tio in ad­mi­nis­tra­tio­ne tu­to­ris ob­icia­tur, quae et­iam ex hoc ar­gua­tur, quod per ab­sen­tiam eius de­ser­ta de­relic­ta­que sunt pu­pil­li neg­otia, evo­ca­tis ad­fi­ni­bus at­que ami­cis tu­to­ris prae­tor edic­to pro­pos­i­to cau­sa co­gni­ta et­iam ab­sen­te tu­to­re vel re­mo­ven­dum eum, qui dig­nus ta­li no­ta vi­de­bi­tur, de­cer­net vel ad­iun­gen­dum cu­ra­to­rem: et ita qui da­tus erit, ex­pe­diet ali­men­ta pu­pil­lo. si ve­ro ne­ces­sa­ria ab­sen­tia tu­to­ris et in­pro­vi­sa ac­ci­de­rit, for­te quod sub­ito ad co­gni­tio­nem prin­ci­pa­lem pro­fec­tus nec rei suae pro­vi­de­re nec con­su­le­re pu­pil­lo po­tue­rit et spe­ra­tur red­ire et ido­neus sit tu­tor nec ex­pe­diat alium ad­iun­gi et pu­pil­lus ali­men­ta de re sua pos­tu­let: rec­te con­sti­tue­tur ad hoc so­lum, ut ex re pu­pil­li ali­men­ta ex­pe­diat.

Tryphonin. lib. XIV. Disp. Wenn der Vormund abwesend sein und der Mündel Unterhalt verlangen sollte, so wird, wenn eine Nachlässigkeit und allzu grosse Saumseligkeit in der Verwaltung des Vormunds [demselben] vorgeworfen werden sollte, — die auch daraus geschlossen werden mag, dass durch die Abwesenheit desselben die Geschäfte des Mündels liegen geblieben und verlassen sind, — der Prätor, nachdem die Verschwägerten und Freunde des Vormunds vorgefordert worden sind, ein Edict aufgestellt, [und] die Sache untersucht worden ist, auch in Abwesenheit des Vormunds entscheiden, dass entweder derselbe abzusetzen sei, wenn er eine solche Beschimpfung wird zu verdienen scheinen, oder [demselben] ein Curator beizugeben sei; und der, welcher so bestellt sein wird, wird für den Mündel den Unterhalt ausmitteln. Wenn aber eine nothwendige und unvorhergesehene Abwesenheit des Vormunds eingetreten sein sollte, — etwa weil er schleunig zu einer kaiserlichen Untersuchung abgereist, weder für seine eigenen Angelegenheiten Vorsorge treffen, noch für den Mündel sollte haben sorgen können, — und man hoffen sollte, dass er zurückkehre, und er ein sicherer Vormund sein, es auch für den Mündel nicht dienlich sein sollte, dass ein Anderer [dem Vormund] beigegeben werde, und der Mündel von seinem Vermögen Unterhalt fordern sollte, so wird [ein Anderer] mit Recht blos dazu bestellt werden, damit er aus dem Vermögen des Mündels den Unterhalt ausmittle.