Disputationum libri
Ex libro XIII
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Dig. 26,6,4Tryphoninus libro tertio decimo disputationum. Credendum est et eam matrem constitutione contineri, quae a patre non legitime tutores testamento vel codicillis datos filiis impuberibus non postulavit decreto confirmari. 1Sin autem idoneis datis tutoribus pluribus unus eorum vel decessit vel temporalem excusationem accepit, mater, quae propterea in loco illius alium non petit, quia numerus reliquorum administrationi tutelae sufficiebat, incidit quidem in verba constitutionis, sed sententia excusatur. 2Sed si suspecto tutore pupilli accusato decretum erit ei adiungi alios, mater eos quoque petere debet et, si non petit, incidet in sententiam constitutionis. 3Haec autem mater ab omni quidem bonorum vindicatione intestatorum filiorum repellitur. si vero maritus ei fideicommissum a filio reliquerit, cui mulier non petit tutorem, ‘si sine liberis decesserit’, vel sub hac ipsa condicione ‘si intestatus mortuus erit’, fideicommissi petitio, quae ex alieno iudicio descendit, non est perempta. 4Quae autem suspectum tutorem non fecit, nec verbis nec sententia constitutionis in poenam incidit, quod eiusmodi facta diiudicare et aestimare virilis animi est et potest etiam delicta ignorare mater, satisque est eam petisse talem, qui inquisitione per praetorem habita idoneus apparuit. et ideo nec iudicium eius sufficit ad eligendos tutores, sed inquisitio fit, etiamsi maxime in bona propria liberis suis testamento tutores dederit.
Tryphonin. lib. XIII. Disput. Bestimmt ist auch jene Mutter in der Verordnung enthalten, welche nicht die Bestätigung der Vormünder, welche ein Vater seinen unmündigen Kindern in einem Testamente oder Codicillen nicht auf die gesetzliche Weise gab, in Folge eines Decretes verlangte. 1Wurden aber mehrere tüchtige Vormünder bestellt, und einer davon starb, oder wurde zeitig entschuldigt, so verfällt die Mutter, welche deswegen, weil die Zahl der übrigen zur Verwaltung der Vormundschaft hinreichte, an die Stelle des fehlenden keinen anderen verlangte, zwar den Worten der Verordnung nach in Strafe, aber nach den Sinne derselben findet sie Entschuldigung11Nicht dagegen streitet L. 2. §. 39. D. ad Sct. Tertull., wie schon die Glosse zeigt, welche an die Worte Ulpians, et puto imputandum, die Bemerkung knüpft nisi cum reliqui sufficiunt administrationi. Vgl. Ant. Schult. not. ad Digest. ad k. t. (T. IV.. 2Wurde ein Vormund als verdächtig angeklagt und hierin entschieden, es sollen noch Andere ihm beigefügt werden, so muss die Mutter auch um diese nachsuchen; unterlässt sie dies, so verfällt sie nach dem Sinne der Verordnung in Strafe. 3Eine solche Mutter aber verliert alle Ansprüche auf das Vermögen ihrer Kinder, wenn diese ohne Testament sterben. Hinterliess ihr aber ihr Mann ein von dem Sohne, für welchen sie keinen Vormund erbat, [zu leistendes] Fideicommiss unter der Bedingung, wenn dieser ohne Kinder stürbe, oder unmittelbar so, wenn er ohne Testament stürbe, so sind ihre Ansprüche auf das Fideicommiss nicht vernichtet, weil diese auf einer anderen Willensbestimmung [des Erblassers] beruhen. 4Aber die Mutter, welche einen Vormund nicht als verdächtig darstellte, verfällt weder den Worten, noch dem Sinne der Verordnung nach in Strafe; denn dergleichen Handlungen zu beurtheilen und abzuschätzen, dazu wird ein Mannscharakter erfordert; es wird auch einer Mutter nicht zugemuthet, zu wissen, was Vergehungen sind, und es ist genug, wenn sie um einen Vormund nachgesucht hat, der nach der vom Prätor angestellten Untersuchung für tüchtig befunden wurde. Es reicht deshalb auch ihre Beurtheilungskraft nicht hin, um Vormünder zu wählen, sondern es erfolgt eine Untersuchung auch dann, wenn sie ihren leiblichen Kindern ihr eigenes Vermögen [hinterlässt] und darüber testamentarische Vormünder bestellte.
Dig. 27,1,39Tryphoninus libro tertio decimo disputationum. Si cum ipse institueret, ut proferret excusationem, mora contradictionis impeditus est, quo minus decreto liberaretur, excusationem recte probari.
Tryphonin. lib. III. Disp. Wenn [der zum Vormund Ernannte,] da er selbst anfing, die [Gründe zur] Entschuldigung vorzubringen, durch einen Verzug im Widerspruch22D. h. von Seiten dessen, dem an der Bestellung des Vormundes gelegen war. Dieser musste nämlich zur Verhandlung über die Entschuldigung mit vorgeladen werden. S. v. Glück a. a. O. S. 77. u. 109. verhindert worden ist, dass er durch ein Decret befreit wurde, so beweist er die Entschuldigung richtig [auch nach vier Monaten].
Dig. 27,1,45Idem libro tertio decimo disputationum. ‘Titius filiis meis, quoad rei publicae causa non abierit, tutor esto’. gessit tutelam ex testamento delatam, deinde rei publicae causa abesse coepit et desiit. an quasi nova tutela nunc delata excusari debeat etiam ob absentiam rei publicae causa, an, quia praecessit testamentum absentiam ob publicam causam et est ab eo iam administrata tutela, non oporteat eum excusari? quid si liberos interea susceperit aut aliam excusationem paravit? magis est, ut haec una tutela sit: ideo nec excusationem ei competere nec agi tutelae ob prius tempus posse. 1Sed si ita scriptum in testamento fuit: ‘Titius tutor esto: cum rei publicae causa aberit, tutor ne esto: cum redierit, tutor esto’, quid de excusatione aut ob absentiam rei publicae causa aut aliam quae post obvenit dici oporteat, videamus. praecedit autem alia quaestio, testamento ex die vel sub condicione tutores dati an se excusare ante diem condicionemve necesse habeant et in primis an iam dies quinquaginta eis cedant, intra quos necesse est causas excusationis exercere. sed verum est non ante esse tutorem, quam dies venerit: nam nec antequam adita sit hereditas. quia igitur ex eodem testamento iam gesta fuit tutela et qui excusatus est alias afuturus rei publicae causa, reversus continuo haeret tutelis ante suspectis etiam intra annum, sed hic ex ipso testamento desierit esse tutor et ideo ex secunda tutela excusare se potest. 2Si a praetore detur curator mente capto aut muto sive ventri, excusatur iure liberorum. 3Romae datos tutores eos tantum accipere debemus, qui vel a praefecto urbis vel a praetore vel in testamento Romae confecto vel in continentibus dati sunt. 4Si tanta corporis aut mentis valetudine ab agendis rebus libertus prohibeatur, ut ne suis quidem negotiis sufficiat, necessitati erit subcumbendum, ne inpossibile iniungatur tutelae munus, quod obiri a liberto non potest cum incommodo pupilli et adversus utilitatem eius.
Idem lib. XIII. Disp. Titius soll, so lange er um des Staats willen nicht abwesend sein wird, Vormund meiner Söhne sein; er hat die ihm durch das Testament übertragene Vormundschaft geführt, sodann hat er um des Staats willen abwesend zu sein angefangen und aufgehört; [es fragt sich,] ob er33Wenn ihm nach seiner Rückkehr jene Vormundschaft wieder auferlegt wird., gleich als ob ihm nun eine neue Vormundschaft angetragen sei, auch wegen der Abwesenheit um des Staats willen entschuldigt werden müsse, oder [ob er,] weil das Testament der Abwesenheit in einer öffentlichen Angelegenheit vorausgegangen ist, nicht entschuldigt werden müsse? Wie, wenn er unterdessen Kinder bekommen haben sollte, oder eine andere Entschuldigung erhalten hat? Es ist mehr dafür, dass diese Vormundschaft eine und dieselbe sei, und dass darum weder ihm eine Entschuldigung zustehe, noch [gegen ihn jetzt schon] mit der Vormundschaft[sklage] wegen der früheren Zeit geklagt werden könne. 1Aber wenn in dem Testamente so geschrieben gewesen ist: Titius soll Vormund sein; wenn er um des Staats willen abwesend sein wird, so soll er nicht Vormund sein; wenn er zurückgekehrt sein wird, so soll er Vormund sein; so wollen wir sehen, was in Bezug auf die Entschuldigung entweder wegen der Abwesenheit um des Staats willen, oder einer anderen, welche nachher eingetreten ist, gesagt werden müsse. Es geht aber eine andere Frage voraus: ob die in einem Testamente von einem Tage an, oder unter einer Bedingung ernannten Vormünder sich vor dem [Eintritte des] Tages oder der Bedingung nothwendig entschuldigen müssen, und vorzüglich ob ihnen schon die funfzig Tage laufen, innerhalb welcher man nothwendig von den Entschuldigungsgründen Gebrauch machen muss? Aber es ist wahr, dass [ein solcher] nicht eher Vormund sei, als bis der Tag gekommen sei, denn [er ist es] auch nicht eher, als bis die Erbschaft angetreten ist. Weil also aus demselben Testamente die Vormundschaft schon geführt gewesen ist, so ist auch der, welcher um des Staats willen abwesend sein wird, auch wenn er sonst entschuldigt ist, wenn er zurückgekehrt ist, [zur Uebernahme] der vorher übernommenen Vormundschaften auch innerhalb des Jahres [der Befreiung] verpflichtet44Dieser Satz bezieht sich auf den im pr. dieser Stelle vorgetragenen Fall, der folgende aber auf den des §. 1.. Aber dieser hatte zu Folge des Testaments selbst, aufgehört, Vormund zu sein, und darum kann er sich gegen die zweite Vormundschaft entschuldigen. 2Wenn von dem Prator ein Curator für einen Wahnsinnigen, oder einen Stummen, oder eine Leibesfrucht bestellt werden sollte, so wird er durch das Recht, [welches wegen der Zahl] der Kinder [zusteht], entschuldigt. 3Nur die müssen wir als zu Rom bestellte Vormünder ansehen, welche entweder von dem Praefectus urbi oder von dem Prätor, oder in einem zu Rom verfertigten Testamente, oder in den angrenzenden [Gebäuden bestellt worden sind. 4Wenn ein Freigelassener durch so grosse Krankheit des Körpers oder des Geistes von der Geschäftsführung abgehalten werden sollte, dass er nicht einmal seinen eigenen Angelegenheiten gewachsen ist, so wird man der Nothwendigkeit nachgeben müssen, damit ihm nicht das Amt der Vormundschaft als etwas Unmögliches auferlegt werde, weil es von dem Freigelassenen nicht zum Nachtheile des Mündels und gegen den Nutzen desselben übernommen werden darf.
Dig. 27,10,16Tryphoninus libro tertio decimo disputationum. Si furioso puberi quamquam maiori annorum viginti quinque curatorem pater testamento dederit, eum praetor dare debet secutus patris voluntatem: manet enim ea datio curatoris apud praetorem, ut rescripto divi Marci continetur. 1His consequens est, ut et si prodigo curatorem dederit pater, voluntatem eius sequi debeat praetor eumque dare curatorem. sed utrum omnimodo, an ita, si futurum esset, ut, nisi pater aliquid testamento cavisset, praetor ei bonis interdicturus esset? et maxime si filios habeat iste prodigus? 2Potuit tamen pater et alias providere nepotibus suis, si eos iussisset heredes esse et exheredasset filium eique quod sufficeret alimentorum nomine ab eis certum legasset addita causa necessitateque iudicii sui: aut si non habuit in potestate nepotes, quoniam emancipato iam filio nati fuissent, sub condicione eos heredes instituere, ut emanciparentur a patre prodigo. 3Sed quid si nec ad hoc consensurus esset prodigus? sed per omnia iudicium testatoris sequendum est, ne, quem pater vero consilio prodigum credidit, eum magistratus propter aliquid forte suum vitium idoneum putaverit.
Ad Dig. 27,10,16Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 446, Note 9.Tryphonin. lib. XIII. Disp. Wenn der Vater einem rasenden Mündigen, obgleich derselbe älter als fünfundzwanzig Jahre ist, im Testament einen Curator ernannt haben wird, so muss der Prätor denselben bestellen, indem er den Willen des Vaters befolgt; denn es bleibt jene Ernennung eines Curators beim Prätor bestehen, wie in einem Rescript des höchstseligen Marcus enthalten ist. 1Hiernach ist es folgerichtig, dass auch, wenn der Vater einem Verschwender einen Curator ernannt haben wird, der Prätor den Willen desselben befolgen und jenen zum Curator bestellen müsse. Aber ob schlechterdings, oder nur dann, wenn der Prätor, hätte der Vater Nichts im Testament verordnet, dem [Sohn] die Vermögensverwaltung untersagen würde, und besonders wenn jener Verschwender Kinder hat? 2Es hätte jedoch der Vater für seine Enkel auch auf andere Weise sorgen können, wenn er sie zu Erben eingesetzt hätte und seinen Sohn enterbt hätte, und demselben ein Gewisses, soviel [nämlich], als hinreichend war, zum Unterhalt legirt [und] jenen [das Legat auferlegt hätte]; indem er den Grund und die Nothwendigkeit seiner Verfügung beifügte; oder wenn er die Enkel nicht in der Gewalt gehabt hat, weil sie, als sein Sohn schon aus der väterlichen Gewalt entlassen war, geboren worden sind, so konnte er sie unter der Bedingung zu Erben einsetzen, dass sie von ihrem verschwenderischen Vater aus der Gewalt entlassen werden sollten. 3Aber wie, wenn der Verschwender auch dazu nicht seine Einwilligung gegeben haben würde? Aber man muss die Verfügung des Vaters durchaus befolgen, damit den, welchen der Vater in ernstlicher Meinung für einen Verschwender gehalten hat, die Obrigkeit nicht etwa wegen irgend eines eigenen Fehlers für tüchtig halte55S. über diese Stelle v. Glück a. a. O. S. 146. ff..