Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Proc.ep. II
Epistularum lib.Proculi Epistularum libri

Epistularum libri

Ex libro II

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 4,3,31Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Cum quis per­sua­se­rit fa­mi­liae meae, ut de pos­ses­sio­ne de­ce­dat, pos­ses­sio qui­dem non amit­ti­tur, sed de do­lo ma­lo iu­di­cium in eum com­pe­tit, si quid dam­ni mi­hi ac­ces­se­rit.

Proculus lib. II. Epistol. Wenn Jemand meine Sclavenschaar beredet haben sollte, den Besitz [meines Eigenthums] aufzugeben, so geht mir der Besitz zwar nicht verloren, aber ich habe, wenn mir irgend ein Nachtheil erwachsen sein sollte, gegen jenen die Klage de dolo malo.

Dig. 8,2,13Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Qui­dam Hi­be­rus no­mi­ne, qui ha­bet post hor­rea mea in­su­lam, bal­nea­ria fe­cit se­cun­dum pa­rie­tem com­mu­nem: non li­cet au­tem tu­bu­los ha­be­re ad­mo­tos ad pa­rie­tem com­mu­nem, sic­uti ne pa­rie­tem qui­dem suum per pa­rie­tem com­mu­nem: de tu­bu­lis eo am­plius hoc iu­ris est, quod per eos flam­ma tor­re­tur pa­ries: qua de re vo­lo cum hi­be­ro lo­qua­ris, ne rem il­li­ci­tam fa­ciat. Pro­cu­lus re­spon­dit: nec Hi­be­rum pro ea re du­bi­ta­re pu­to, quod rem non per­mis­sam fa­cit tu­bu­los se­cun­dum com­mu­nem pa­rie­tem ex­truen­do. 1Pa­rie­tem com­mu­nem in­crus­ta­re li­cet se­cun­dum Ca­pi­to­nis sen­te­niam, sic­ut li­cet mi­hi pre­tio­sis­si­mas pic­tu­ras ha­be­re in pa­rie­te com­mu­ni: ce­te­rum si de­mo­li­tus sit vi­ci­nus et ex sti­pu­la­tu ac­tio­ne dam­ni in­fec­ti aga­tur, non plu­ris quam vul­ga­ria tec­to­ria aes­ti­ma­ri de­bent: quod ob­ser­va­ri et in in­crus­ta­tio­ne opor­tet.

Procul. lib. II. Epist. Ein gewisser Hiberus, der hinter meiner Scheuer ein Gebäude hat, legte an der gemeinschaftlichen Wand Bäder an; er darf aber an der gemeinschaftlichen Wand keine Wärmeröhren anbringen, sowie auch keine Wand auf die gemeinschaftliche setzen. Von den Wärmeröhren gilt dies aber um so mehr aus dem Grunde, weil durch dieselben vermöge der Flamme die Wand ausgedörrt wird; ich wünsche daher, dass du mit dem Hiberus reden mögest, damit er nichts Verbotenes begehe.Proculus antwortete: ich glaube, dass selbst Hiberus darüber keinen Zweifel hegen werde, dass er, durch die Anlegung von Wärmeröhren an der gemeinschaftlichen Wand, etwas Unerlaubtes begehe11Facit; Ed. Frad. u. Hal. haben faciat, was ich vorziehe.. 1Capito’s Ausspruch zu Folge kann man eine gemeinschaftliche Wand [auf seiner Seite] übergypsen, sowie mir auch freisteht, an derselben die kostbarsten Malereien zu haben; wenn übrigens der Nachbar die Wand einreisst und die Klage wegen drohenden Schadens aus einer Stipulation erhoben wird, so dürfen jene nicht höher als gewöhnlicher Abputz geschätzt werden. Dies gilt auch von der Uebergypsung.

Dig. 28,5,70Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. ‘Cor­ne­lius et Mae­vius, uter eo­rum vo­let, he­res es­to’: uter­que vult: Tre­ba­tius ne­utrum fo­re he­redem, Car­ti­lius utrum­que: tu cui ad­sen­tia­ris? Pro­cu­lus: Car­ti­lio ad­sen­tio et il­lam ad­iec­tio­nem ‘uter eo­rum vo­let’ su­per­va­cuam pu­to: id enim et­iam ea non ad­iec­ta fu­tu­rum fuit, ut, uter vel­let, he­res es­set, uter nol­let, he­res non es­set. quod si hi ex nu­me­ro ne­ces­sa­rio­rum he­redum es­sent, tum id non frus­tra ad­iec­tum es­se et non so­lum fi­gu­ram, sed vim quo­que con­di­cio­nis con­ti­ne­re: di­ce­rem ta­men, si uter­que he­res es­se vel­let, utrum­que he­redem es­se.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 33,6,15Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Vi­num cum va­sis le­ga­vit. ne­gat Tre­ba­tius quod in do­liis sit de­be­ri et sen­sum tes­ta­to­ris alium pu­tat es­se, ver­bo­rum alium: ce­te­rum do­lia in va­sis vi­na­riis non es­sent. ego et si do­lia in va­sis vi­na­riis non sunt, ta­men non con­ce­de­rem Tre­ba­tio vi­num quod in do­liis es­set, id est quod in va­sis non es­set, non es­se le­ga­tum. il­lud ve­rum es­se pu­to, cui vi­num cum va­sis le­ga­tum erit, ei am­pho­ras ca­dos, in qui­bus vi­na dif­fu­sa ser­va­mus, le­ga­tos es­se: vi­num enim in am­pho­ras et ca­dos hac men­te dif­fun­di­mus, ut in his sit, do­nec usus cau­sa pro­be­tur, et sci­li­cet id ven­di­mus cum his am­pho­ris et ca­dis: in do­lia au­tem alia men­te co­ici­mus, sci­li­cet ut ex his post­ea vel in am­pho­ras et ca­dos dif­fun­da­mus vel si­ne ip­sis do­liis ven­eat.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 41,1,55Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. In la­queum, quem ve­nan­di cau­sa po­sue­ras, aper in­ci­dit: cum eo hae­re­ret, ex­emp­tum eum abs­tu­li: num ti­bi vi­deor tuum aprum abs­tu­lis­se? et si tuum pu­tas fuis­se, si so­lu­tum eum in sil­vam di­mis­sis­sem, eo ca­su tuus es­se de­sis­set an ma­ne­ret? et quam ac­tio­nem me­cum ha­be­res, si de­sis­set tuus es­se, num in fac­tum da­ri opor­tet, quae­ro. re­spon­dit: la­queum vi­dea­mus ne in­ter­sit in pu­bli­co an in pri­va­to po­sue­rim et, si in pri­va­to po­sui, utrum in meo an in alie­no, et, si in alie­no, utrum per­mis­su eius cu­ius fun­dus erat an non per­mis­su eius po­sue­rim: prae­ter­ea utrum in eo ita hae­se­rit aper, ut ex­pe­di­re se non pos­sit ip­se, an diu­tius luc­tan­do ex­pe­di­tu­rus se fue­rit. sum­mam ta­men hanc pu­to es­se, ut, si in meam po­tes­ta­tem per­ve­nit, meus fac­tus sit. sin au­tem aprum meum fe­rum in suam na­tu­ra­lem la­xi­ta­tem di­mis­sis­ses et eo fac­to meus es­se de­sis­set, ac­tio­nem mi­hi in fac­tum da­ri opor­te­re, vel­uti re­spon­sum est, cum qui­dam po­cu­lum al­te­rius ex na­ve eie­cis­set.

Procul. lib. II. Epist. In einer Schlinge, die du der Jagd wegen gelegt hattest, fing sich ein Wildschwein; während es darin hing, nahm ich es heraus und trug es fort; ist anzunehmen, ich habe dir dein Schwein gestohlen? und wenn du glaubst, es sei dein gewesen, wie dann, wenn ich es ausgelöst und wieder in den Wald hätte laufen lassen; würde es in diesem Falle aufgehört haben, dir zu gehören, oder dein geblieben sein? und welche Klage würdest du wider mich haben, wenn es aufgehört hat, dein zu sein? würde, frage ich, eine solche auf das Geschehene ertheilt werden müssen? Antwort: es dürfte ein Unterschied sein, ob ich die Schlinge auf öffentlichem, oder auf Privatgrund und Boden gelegt habe, und im letztern Falle, ob derselbe mir oder einem Andern gehörig ist, und endlich, wenn er einem Andern gehörig war, ob mit des Eigenthümers Erlaubniss, oder ohne dieselbe? Ferner, ob das Wildschwein in der Schlinge so gefangen, dass es sich auf keinen Fall losmachen konnte, oder sich durch längere Anstrengung doch losgemacht haben würde? Ueberhaupt lässt sich aber hierfür die Regel aufstellen, dass, sobald es in meine Gewalt gekommen, es mein geworden ist: hast du aber [das also] mein [gewordene] Wildschwein wieder in seine natürliche Freiheit entwischen lassen, und es aufgehört, mein zu sein, so muss mir eine Klage auf das Geschehene ertheilt werden, gleichwie dies zum Bescheide ertheilt worden, als Jemand den Becher eines Andern aus einem Schiff über Bord geworfen hatte.

Dig. 45,1,113Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Cum sti­pu­la­tus sim mi­hi, pro­cu­le, si opus ar­bi­tra­tu meo an­te ka­len­das Iu­nias ef­fec­tum non sit, poe­nam, et pro­tu­li diem: pu­tas­ne ve­re me pos­se di­ce­re ar­bi­tra­tu meo opus ef­fec­tum non es­se an­te ka­len­das Iu­nias, cum ip­se ar­bi­trio meo aliam diem ope­ri laxio­rem de­de­rim? Pro­cu­lus re­spon­dit: non si­ne cau­sa di­stin­guen­dum est in­ter­es­se, utrum per pro­mis­so­rem mo­ra non fuis­set, quo mi­nus opus an­te ka­len­das Iu­nias ita, uti sti­pu­la­tio­ne com­pre­hen­sum erat, per­fi­ce­re­tur, an, cum iam opus ef­fi­ci non pos­set an­te ka­len­das Iu­nias, sti­pu­la­tor diem in ka­len­dis Au­gus­tis pro­tu­lis­set. nam si tum diem sti­pu­la­tor pro­tu­lit, cum iam opus an­te ka­len­das Iu­nias ef­fi­ci non pot­erat, pu­to poe­nam es­se com­mis­sam nec ad rem per­ti­ne­re, quod ali­quod tem­pus an­te ka­len­das Iu­nias fuit, quo sti­pu­la­tor non de­si­de­ra­vit id an­te ka­len­das Iu­nias ef­fi­ci, id est quo non est ar­bi­tra­tus ut fie­ret quod fie­ri non pot­erat. aut si hoc fal­sum est, et­iam si sti­pu­la­tor pri­die ka­len­das Iu­nias mor­tuus es­set, poe­na com­mis­sa non es­set, quon­iam mor­tuus ar­bi­tra­ri non po­tuis­set et ali­quod tem­pus post mor­tem eius ope­ri per­fi­cien­do su­per­fuis­set. et prope­mo­dum et­iam si an­te ka­len­das Iu­nias fu­tu­rum es­se coe­pit opus an­te eam diem ef­fi­ci non pos­se, poe­na com­mis­sa est. 1Cum ven­de­ret ali­quis, pro­mi­sit emp­to­ri fi­de­ius­so­res prae­sta­ri et rem ven­di­tam li­be­ra­ri: quae ut li­be­re­tur, nunc de­si­de­rat emp­tor: in mo­ra est is, qui ea sti­pu­la­tio­ne id fu­tu­rum pro­mi­sit: quae­ro quid iu­ris sit. Pro­cu­lus re­spon­dit: tan­ti li­tem aes­ti­ma­ri opor­tet, quan­ti ac­to­ris in­ter­est.

Ad Dig. 45,1,113Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 285, Note 2.Procul. lib. II. Epistol. „Wenn ich mir, mein Proculus, für den Fall, dass ein Werk so, wie ich es haben will, vor den Kalenden des Junius nicht sollte vollendet sein, eine Strafe stipulirt und den Termin verlängert habe, glaubst du nicht, ich könne dann mit Recht behaupten, dass das Werk nicht so, wie ich es haben wollte, vor den Kalenden des Junius vollendet worden sei, wenn ich auch aus reiner Willkür den Termin für die Vollendung des Werks verlängert hätte?“ Proculus antwortete: man müsse hier nicht ohne Grund unterscheiden: es komme darauf an, ob dem Versprecher dabei kein Verzug zur Last falle, dass das Werk nicht so, wie es in der Stipulation begriffen worden war, vor den Kalenden des Junius zu Stande kommen konnte, oder ob erst damals, wo das Werk vor den Kalenden des Junius doch nicht mehr hätte vollendet werden können, der Stipulator den Termin bis auf die Kalenden des August verlängert hat. Denn hat der Stipulator den Termin zu einer Zeit verlängert, wo das Werk schon nicht mehr vor den Kalenden des Junius vollendet werden konnte, so ist, glaube ich, die Strafe verwirkt, und kommt es nicht darauf an, dass es einige Zeit vor den Kalenden des Junius war, wo der Stipulator nicht verlangt hat, dass es noch vor den Kalenden des Junius fertig werde: das ist, dass er nicht wollte, dass Etwas geschehe, was doch nicht mehr geschehen konnte. Sollte dies unrichtig sein, so würde auch, wenn der Stipulator vor den Kalenden des Junius gestorben wäre, die Strafe nicht verwirkt worden sein, weil der Verstorbene keine Erklärung mehr abgeben konnte, und nach seinem Tode immer noch einige Zeit zur Vollendung des Werkes übrig gewesen sein würde. Uud daher ist allerdings die Strafe verwirkt, sobald es vor den Kalenden des Junius zur Gewissheit geworden, dass das Werk vor diesem Termine nicht vollendet werden könne. 1Bei einem Verkaufe hat Jemand dem Käufer versprochen, Bürgen zu stellen und die verkaufte Sache zu befreien: der Käufer verlangt gegenwärtig die Befreiung und Derjenige, welcher in dieser Stipulation sich dazu verpflichtet hat, ist im Verzuge: ich frage an, was Rechtens ist. Proculus ertheilte zur Antwort: die Streitwürderung müsse nach dem Interesse erfolgen, welches der Kläger dabei gehabt hat.

Dig. 50,16,124Pro­cu­lus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Haec ver­ba ‘il­le aut il­le’ non so­lum dis­iunc­ti­va, sed et­iam sub­dis­iunc­ti­vae ora­tio­nis sunt. dis­iunc­ti­vum est, vel­uti cum di­ci­mus ‘aut dies aut nox est’, quo­rum po­si­to al­te­ro ne­ces­se est tol­li al­te­rum, item sub­la­to al­te­ro po­ni al­te­rum. ita si­mi­li fi­gu­ra­tio­ne ver­bum pot­est es­se sub­dis­iunc­ti­vum. sub­dis­iunc­ti­vi au­tem ge­ne­ra sunt duo: unum, cum ex pro­pos­i­tis fi­ni­bus ita non pot­est uter­que es­se, ut pos­sit ne­uter es­se, vel­uti cum di­ci­mus ‘aut se­det aut am­bu­lat’: nam ut ne­mo pot­est utrum­que si­mul fa­ce­re, ita ali­quis pot­est ne­utrum, vel­uti is qui ac­cum­bit. al­te­rius ge­ne­ris est, cum ex pro­pos­i­tis fi­ni­bus ita non pot­est ne­uter es­se, ut pos­sit utrum­que es­se, vel­uti cum di­ci­mus ‘om­ne ani­mal aut fa­cit aut pa­ti­tur’: nul­lum est enim quod nec fa­ciat nec pa­tia­tur: at pot­est si­mul et fa­ce­re et pa­ti.

Übersetzung nicht erfasst.