Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Pomp.Sab. XXXIII
Ad Sabinum lib.Pomponii Ad Sabinum libri

Ad Sabinum libri

Ex libro XXXIII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 7,1,32Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Si quis unas ae­des, quas so­las ha­bet, vel fun­dum tra­dit, ex­ci­pe­re pot­est id, quod per­so­nae, non prae­dii est, vel­uti usum et usum fruc­tum. sed et si ex­ci­piat, ut pas­ce­re si­bi vel in­ha­bi­ta­re li­ceat, va­let ex­cep­tio, cum ex mul­tis sal­ti­bus pas­tio­ne fruc­tus per­ci­pe­re­tur. et ha­bi­ta­tio­nis ex­cep­tio­ne, si­ve tem­po­ra­li si­ve us­que ad mor­tem eius qui ex­ce­pit, usus vi­de­tur ex­cep­tus.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn Jemand sein einziges Gebäude oder ein Grundstück [einem Andern] übergibt, so kann er sich daran persönliche, aber keine dingliche Dienstbarkeiten vorbehalten, wie z. B. Gebrauch and Niessbrauch. Auch gilt der Vorbehalt der Weide und Bewohnung, indem aus vielen Ländereien durch die Weide Nutzung gezogen wird. Durch den Vorbehalt der Bewohnung, mag auf bestimmte Zeit oder bis zum Tode des Vorbehaltenden, wird der Gebrauch als vorbehalten angesehen.

Dig. 8,1,15Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Quo­tiens nec ho­mi­num nec prae­dio­rum ser­vi­tu­tes sunt, quia ni­hil vi­ci­no­rum in­ter­est, non va­let, vel­uti ne per fun­dum tuum eas aut ibi con­sis­tas: et id­eo si mi­hi con­ce­das ius ti­bi non es­se fun­do tuo uti frui, ni­hil agi­tur: ali­ter at­que si con­ce­das mi­hi ius ti­bi non es­se in fun­do tuo aquam quae­re­re mi­nuen­dae aquae meae gra­tia. 1Ser­vi­tu­tium non ea na­tu­ra est, ut ali­quid fa­ciat quis, vel­uti vi­ri­dia tol­lat aut amoe­nio­rem pro­spec­tum prae­stet, aut in hoc ut in suo pin­gat, sed ut ali­quid pa­tia­tur aut non fa­ciat.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Sobald eine Dienstbarkeit weder [zum Vortheil] eines Menschen noch eines Grundstückes bestellt worden ist, so gilt sie nicht, weil dann dem Nachbar nichts daran gelegen sein kann; z. B. dass du nicht über dein eigenes Landgut gehen oder darauf verweilen wollest; wenn du mir daher zugestehen wolltest, dass du kein Recht mehr haben wollest, dein eigenes Grundstück zu brauchen und zu benutzen, so ist dies ungültig; etwas Anderes ist es aber, wenn du mir zugestehen wolltest, dass du, um mein Wasser nicht zu vermindern, kein Recht habest, auf deinem Grundstück Wasser zu schöpfen. 1Das Wesen der Dienstbarkeiten besteht nicht darin, dass Jemand etwas thue, z. B. Grasgärten abschaffe, oder für eine angenehmere Aussicht sorge, oder dass er auf seinem eigenen Boden Gemälde ausstelle11Pingat, s. Brisson. h. v., sondern darin, dass Jemand etwas leide, oder nicht thue.

Dig. 8,2,21Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Si do­mus tua ae­di­fi­ciis meis utram­que ser­vi­tu­tem de­be­ret, ne al­tius tol­le­re­tur et ut stil­li­ci­dium ae­di­fi­cio­rum meo­rum re­ci­pe­re de­be­ret, et ti­bi con­ces­se­ro ius es­se in­vi­to me al­tius tol­le­re ae­di­fi­cia tua, quod ad stil­li­ci­dium meum at­ti­net, sic sta­tui de­be­bit, ut, si al­tius sub­la­tis ae­di­fi­ciis tuis stil­li­ci­dia mea ca­de­re in ea non pos­sint, ea ra­tio­ne al­tius ti­bi ae­di­fi­ca­re non li­ceat: si non im­pe­dian­tur stil­li­ci­dia mea, li­ceat ti­bi al­tius tol­le­re.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn dein Haus meinen Gebäuden zu der zweifachen Dienstbarkeit verpflichtet ist, dass es nicht erhöhet werden darf und die Traufe meiner Gebäude aufnehmen muss, und ich dir das Recht, wider meinen Willen deine Gebäude höher aufzuführen, zugestanden habe, so muss es in Betreff der Traufe so gehalten werden, dass, wenn durch die Erhöhung deiner Gebäude meine Traufe nicht mehr auf dieselben fallen kann, du aus diesem Grunde nicht höher bauen dürfest, wohl aber, wenn meine Traufe nicht behindert wird.

Dig. 8,2,23Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Si ser­vi­tus im­po­si­ta fue­rit ‘lu­mi­na quae nunc sunt, ut ita sint’, de fu­tu­ris lu­mi­ni­bus ni­hil ca­ve­ri vi­de­tur: quod si ita sit cau­tum ‘ne lu­mi­ni­bus of­fi­cia­tur’, amb­igua est scrip­tu­ra, utrum ne his lu­mi­ni­bus of­fi­cia­tur quae nunc sint, an et­iam his quae post­ea quo­que fue­rint: et hu­ma­nius est ver­bo ge­ne­ra­li om­ne lu­men sig­ni­fi­ca­ri, si­ve quod in prae­sen­ti si­ve quod post tem­pus con­ven­tio­nis con­ti­ge­rit. 1Fu­tu­ro quo­que ae­di­fi­cio, quod non­dum est, vel im­po­ni vel ad­quiri ser­vi­tus pot­est.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn die Dienstbarkeit auferlegt worden ist, dass das Licht so, wie es ist, bleiben solle, so wird damit für künftig anzulegende Fenster keine Sicherheit als bestellt angesehen; ist aber das Versprechen so gestellt worden, dass das Licht nicht geschmälert werden solle, so ist es zweideutig, ob damit nur die bereits vorhandenen Fenster gemeint sind, oder auch die künftigen. Es ist aber billiger, unter jenem allgemeinen Ausdruck alles Licht zu begreifen, es mag schon gegenwärtig oder erst nach der Zeit der Uebereinkunft in Betracht fallen. 1Auch einem künftigen, noch nicht vorhandenen Gebäude kann eine Dienstbarkeit auferlegt oder erworben werden.

Dig. 8,2,25Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Hoc, quod dic­tum est de im­mis­sis, lo­cum ha­bet ex ae­di­fi­cio alio in aliud: ali­ter enim su­pra alie­num ae­di­fi­cium su­pe­rius ha­be­re ne­mo pot­est. 1Si ex tri­bus ae­di­bus in lo­co im­pa­ri po­si­tis ae­des me­diae su­pe­rio­ri­bus ser­viant ae­di­bus, in­fe­rio­res au­tem nul­li ser­viant, et pa­ries com­mu­nis, qui sit in­ter ae­des in­fe­rio­res et me­dias, al­tius a do­mi­no in­fe­rio­rum ae­dium sub­la­tus sit, iu­re eum al­tius ha­bi­tu­rum Sa­b­inus ait.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Was von der Balkeneinlegung gesagt worden ist, hat [nur] in Bezug von einem Gebäude auf das andere Statt; denn auf andere Weise kann Niemand etwas auf einem fremden Gebäude Ruhendes haben. 1Wenn von dreien an einem unebenen Orte erbaueten Gebäuden das mittlere dem oberen dienstbar ist, das untere aber keinem, und eine zwischen dem unteren und mittleren Gebäude befindliche gemeinschaftliche Wand vom Eigenthümer des unteren erhöhet worden ist, so sagt Sabinus, könne er dies mit vollem Rechte thun.

Dig. 8,2,27Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Sed si in­ter te et me com­mu­nes sunt Ti­tia­nae ae­des et ex his ali­quid non iu­re in alias ae­des meas pro­prias im­mis­sum sit, nem­pe te­cum mi­hi age­re li­cet aut rem per­de­re. idem fiet, si ex tuis pro­priis ae­di­bus in com­mu­nes meas et tuas ae­des quid si­mi­li­ter es­set pro­iec­tum: mi­hi enim so­li te­cum est ac­tio. 1Si in area com­mu­ni ae­di­fi­ca­re ve­lis, so­cius pro­hi­ben­di ius ha­bet, quam­vis tu ae­di­fi­can­di ius ha­beas a vi­ci­no con­ces­sum, quia in­vi­to so­cio in iu­re com­mu­ni non ha­beas ius ae­di­fi­can­di.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn mir und dir die Titianischen Gebäude gemeinschaftlich gehören, und aus diesen etwas widerrechtlich in andere mir allein gehörige Gebäude eingelegt worden ist, so kann ich gegen dich Klage erheben oder auch das mir Aufgebürdete zerstören22Glück X. p. 76. n. 73.. Dasselbe ist der Fall, wenn aus deinen eigenen Gebäuden in die mir und dir gemeinschaftlich gehörigen etwas auf ähnliche Weise vorgebauet sein sollte; hier habe ich allein wider dich eine Klage. 1Wenn du auf einem [dir mit einem Andern] gemeinschaftlich gehörigen Hofraum bauen willst, so hat der Miteigenthümer das Recht, es zu verhindern, wenn dir auch das Recht zu bauen vom Nachbar zugestanden worden ist, weil du wider den Willen des Miteigenthümers auf einem gemeinschaftlichen Platz33jure; Hal. und die Vulgate haben red: der Sinn ist unzweifelhaft der oben angegebene. zu bauen kein Recht hast.

Dig. 8,3,20Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Si mi­hi eo­dem tem­po­re con­ces­se­ris et ire age­re per tuum lo­cum et uti frui eo ius es­se, de­in­de ego ti­bi con­ces­se­ro ius mi­hi uti frui non es­se: non ali­ter eo lo­co ute­ris frue­ris, quam ut ire age­re mi­hi rec­te li­ceat. item si et du­ce­re per tuum fun­dum aquam iu­re po­tue­ro et in eo ti­bi ae­di­fi­ca­re in­vi­to me ius non fue­rit: si ti­bi con­ces­se­ro ius es­se ae­di­fi­ca­re, ni­hi­lo mi­nus hanc ser­vi­tu­tem mi­hi prae­sta­re de­be­bis, ne ali­ter ae­di­fi­ces, quam ut duc­tus aquae meus ma­neat, to­tius­que eius rei con­di­cio ta­lis es­se de­bet, qua­lis es­set, si una dum­ta­xat in­itio con­ces­sio fac­ta es­set. 1Ser­vi­tus na­tu­ra­li­ter, non ma­nu fac­to lae­de­re pot­est fun­dum ser­vien­tem: quem­ad­mo­dum si im­bri cres­cat aqua in ri­vo aut ex agris in eum con­fluat aut aquae fons se­cun­dum ri­vum vel in eo ip­so in­ven­tus post­ea fue­rit. 2Si fun­do Se­ia­no con­fi­nis fons fue­rit, ex quo fon­te per fun­dum Se­ia­num aquam iu­re du­ce­bam, meo fac­to fun­do Se­ia­no ma­net ser­vi­tus. 3Hau­rien­di ius non ho­mi­nis, sed prae­dii est.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn du mir zu gleicher Zeit über ein dir gehöriges Stück Land zu gehen und zu fahren, und das Recht des Niessbrauchs daran zugestanden, ich aber nachher zu deinen Gunsten auf den Niessbrauch Verzicht geleistet habe, so kannst du an diesem Orte den Niessbrauch nur dergestalt üben, das mir das Recht zu gehen und zu fahren vollkommen zuständig bleibt. Ingleichen musst du, wenn ich rechtlicher Maassen sowohl Wasser über dein Landgut leiten kann, als du wider meinen Willen auf demselben nicht bauen darfst, und ich dir die Erlaubniss zum letztern zugestanden habe, nichts desto weniger die Dienstbarkeit gegen mich insofern beobachten, dass du nur so bauest, dass meine Wasserleitung [unversehrt] bleibt; und des muss [überhaupt] die ganze Sache in dem Verhältniss bleiben, wie sie gewesen sein würde, wenn ursprünglich nur ein Zugeständniss erfolgt wäre. 1Eine Dienstbarkeit kann ein Landgut auf natürliche Weise, nicht aber durch ein Werk menschlicher Hände beschädigen, z. B. wenn das Wasser im Bach durch Regen anwächst, oder von den Aeckern dahin zusammenfliesst, oder ein Wasserquell längs dem Bach oder in demselben erst späterhin entstanden ist. 2Wenn an der Grenze des Sejanischen Landgutes ein Quell entspringt, aus dem ich rechtlicher Maassen über dasselbe Wasser leitete, so bleibt, wenn jenes Landgut mein geworden ist, die Dienstbarkeit fortbestehend. 3Das Recht des Wasserschöpfens ist ein dingliches und kein persönliches.

Dig. 8,3,22Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. sed quae lo­ca eius fun­di tunc, cum ea fie­ret ces­sio, ae­di­fi­ciis ar­bo­ri­bus vi­neis va­cua fue­rint, ea so­la eo no­mi­ne ser­vient.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Nur diejenigen Stellen eines Landgutes, welche zu der Zeit, da das Zugeständniss [einer Dienstbarkeit] erfolgte, mit Gebäuden, Bäumen und Weinpflanzungen nicht besetzt sind, werden jedoch deshalb als dienstbar angesehen.

Dig. 8,3,24Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Ex meo aquae duc­tu La­beo scri­bit cui­li­bet pos­se me vi­ci­no com­mo­da­re: Pro­cu­lus con­tra, ut ne in meam par­tem fun­di aliam, quam ad quam ser­vi­tus ad­quisi­ta sit, uti ea pos­sit. Pro­cu­li sen­ten­tia ve­rior est.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Aus meiner Wasserleitung, schreibt Labeo, kann ich jeden meiner Nachbarn aus Gefälligkeit [Wasser] schöpfen lassen44So dürfte commodare hier zu verstehen sein.; Proculus hingegen sagt, ich dürfe die Dienstbarkeit nicht einmal für einen andern Theil meines Landgutes, als für welchen sie erworben worden sei, benutzen. Die Meinung des Proculus ist richtiger.

Dig. 8,4,11Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Re­fec­tio­nis gra­tia ac­ce­den­di ad ea lo­ca, quae non ser­viant, fa­cul­tas tri­bu­ta est his, qui­bus ser­vi­tus de­be­tur, qua ta­men ac­ce­de­re eis sit ne­ces­se, ni­si in ces­sio­ne ser­vi­tu­tis no­mi­na­tim prae­fi­ni­tum sit, qua ac­ce­de­re­tur: et id­eo nec se­cun­dum ri­vum nec su­pra eum (si for­te sub ter­ra aqua du­ca­tur) lo­cum re­li­gio­sum do­mi­nus so­li fa­ce­re pot­est, ne ser­vi­tus in­ter­eat: et id ve­rum est. sed et de­pres­su­rum vel ad­le­va­tu­rum ri­vum, per quem aquam iu­re du­ci po­tes­ta­tem ha­bes, ni­si si ne id fa­ce­res cau­tum sit. 1Si pro­pe tuum fun­dum ius est mi­hi aquam ri­vo du­ce­re, ta­ci­ta haec iu­ra se­quun­tur, ut re­fi­ce­re mi­hi ri­vum li­ceat, ut ad­ire, qua pro­xi­me pos­sim, ad re­fi­cien­dum eum ego fa­b­ri­que mei, item ut spa­tium re­lin­quat mi­hi do­mi­nus fun­di, qua dex­tra et si­nis­tra ad ri­vum ad­eam et quo ter­ram li­mum la­pi­dem ha­re­nam cal­cem ia­ce­re pos­sim.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Denjenigen, welche ein Recht auf eine Dienstbarkeit haben, steht die Erlaubniss zu, der Ausbesserung wegen auch solche Stellen zu betreten, welche nicht dienstbar sind, wenn sie nothwendiger Weise dieselben betreten müssen, es wäre denn bei der Bestellung der Dienstbarkeit ausdrücklich vorgeschrieben worden, wo man [in diesem Fall] herzugehen solle; darum kann auch der Eigenthümer des [dienstbaren] Grundstücks weder längs eines [zur Wasserleitung bestimmten] Baches, noch über demselben, wenn etwa das Wasser unter der Erde entlang geleitet wird, einen Begräbnissplatz anlegen, damit die Dienstbarkeit nicht verloren gehe. Dies ist richtig; man kann aber auch den Bach, durch welchen man das Recht hat, Wasser zu leiten, aushöhen oder vertiefen, es müsste denn Sicherheit bestellt worden sein, dass dies nicht geschehen solle. 1Wenn ich das Recht habe, Wasser über55Prope. Ich halte das per der Vulg. für richtiger. dein Grundstück in einem Bache zu leiten, so folgt hieraus stillschweigend das Recht, dass ich und meine Arbeiter, um den Bach ausbessern zu können, zu diesem Ende auf dem nächsten Wege hinzugehen dürfe, sowie, dass mir der Eigenthümer des Landgutes Raum lassen müsse, zur Rechten und zur Linken an den Bach gehen zu können, und [um etwas zu haben], wo man Erde, Schlamm, Steine, Sand und Kalk hinwerfen kann.

Dig. 8,5,14Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Si, cum meus pro­prius es­set pa­ries, pas­sus sim te im­mit­te­re tig­na quae ant­ea ha­bue­ris: si no­va ve­lis im­mit­te­re, pro­hi­be­ri a me potes: im­mo et­iam age­re te­cum pot­ero, ut ea, quae no­va im­mi­se­ris, tol­las. 1Si pa­ries com­mu­nis ope­re abs te fac­to in ae­des meas se in­cli­na­ve­rit, pot­ero te­cum age­re ius ti­bi non es­se pa­rie­tem il­lum ita ha­be­re.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn ich dir gestattet habe, in meine Wand Balken einzulegen, wie du sie bisher gehabt hast, so kann ich dir, wenn du mehrere Balken [als du zu Anfang hattest66S. Glück X. 74.] einlegen willst, dir dies verbieten; ja ich kann selbst Klage wider dich erheben, die neueingelegten wieder herauszunehmen. 1Wenn eine [mir und dir] gemeinschaftlich gehörige Wand durch einen von dir unternommenen Bau sich gegen mein Gebäude zu senkt, so kann ich wider dich klagen, dass du kein Recht habest, dass die Wand in solchem Zustande bleibe.

Dig. 10,3,22Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Si meo et vi­ci­ni no­mi­ne pa­rie­tem ae­di­fi­cem vel re­pe­ti­tu­rus ab eo pro par­te im­pen­sam vel do­na­tio­nis gra­tia, com­mu­nis fiet pa­ries.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn ich in meinem und meines Nachbars Namen eine Wand gebauet habe, gleichviel ob in der Voraussetzung, die Kosten von seinem Antheile zurückzufordern, oder ihm ein Geschenk damit zu machen, so wird die Wand gemeinschaftlich.

Dig. 18,1,33Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Cum in le­ge ven­di­tio­nis ita sit scrip­tum: ‘flu­mi­na stil­li­ci­dia uti nunc sunt, ut ita sint’, nec ad­di­tur, quae flu­mi­na vel stil­li­ci­dia, pri­mum spec­ta­ri opor­tet, quid ac­ti sit: si non id ap­pa­reat, tunc id ac­ci­pi­tur quod ven­di­to­ri no­cet: amb­igua enim ora­tio est.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn es im Kaufcontract so heisst: Abfluss und Traufe sollen in ihrem dermaligen Zustande verbleiben, und nicht beigesetzt ist, welcher Abfluss oder Traufe, so muss man vorerst darauf sehen, was die Parteien beabsichtigt haben: ist dies nicht zu ermitteln, so wird die dem Verkäufer nachtheiligere Auslegung angenommen; denn der Ausdruck ist zweideutig.

Dig. 22,5,11Idem li­bro tri­ge­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Ad fi­dem rei ges­tae fa­cien­dam et­iam non ro­ga­tus tes­tis in­tel­le­gi­tur.

Idem lib. XXXIII. ad Sabin. Zum Beweis eines Vorfalls hält man auch einen nicht [zur Ablegung eines Zeugnisses] berufenen Zeugen [für zulässig].

Dig. 39,5,9Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. In ae­di­bus alie­nis ha­bi­ta­re gra­tis do­na­tio vi­de­tur: id enim ip­sum ca­pe­re vi­de­tur qui ha­bi­tat, quod mer­ce­dem pro ha­bi­ta­tio­ne non sol­vit. pot­est enim et ci­tra cor­po­ris do­na­tio­nem va­le­re do­na­tio, vel­ut11Die Großausgabe liest vel­uti statt vel­ut. si do­na­tio­nis cau­sa cum de­bi­to­re meo pa­cis­car, ne an­te cer­tum tem­pus ab eo pe­tam. 1Ex re­bus do­na­tis fruc­tus per­cep­tus in ra­tio­nem do­na­tio­nis non com­pu­ta­tur: si ve­ro non fun­dum, sed fruc­tus per­cep­tio­nem ti­bi do­nem, fruc­tus per­cep­ti ve­nient in com­pu­ta­tio­nem do­na­tio­nis. 2Quod fi­lius fa­mi­lias pa­tris ius­su aut vo­lun­ta­te do­na­vit, per­in­de est, ac si pa­ter ip­se do­na­ve­rit aut si mea vo­lun­ta­te rem meam tu no­mi­ne tuo Ti­tio do­nes. 3Do­na­ri non pot­est, ni­si quod eius fit, cui do­na­tur.

Pompon. lib. XXXIII. ad Sab. Die unentgeltliche Wohnung in einem fremden Hause gilt als Schenkung; denn der Erwerb des [unentgeltlich] Wohnenden scheint eben in dem ihm erlassenen Miethgelde für die Wohnung zu bestehen. Denn eine Schenkung kann auch ohne Verschenkung einer körperlichen Sache gültig sein: wie wenn ich Schenkungs halber mit meinem Schuldner den Vertrag eingehe, vor einer gewissen Zeit an ihn keine Forderung zu machen. 1Die von den geschenkten Sachen gezogenen Nutzungen werden in die Schenkung nicht mit eingerechnet. Wenn ich Dir aber nicht Grund und Boden, sondern den Genuss der Früchte schenke, so werden die bezogenen Früchte in die Schenkung miteinzurechnen sein. 2Was der Haussohn auf Geheiss, oder mit Zustimmung seines Vaters verschenkt hat, ist eben so anzusehen, als ob der Vater es selbst verschenkt habe: oder wenn Du meine Sache, mit meinem Willen, dem Titius in Deinem Namen schenkst. 3Verschenkt kann nur werden, was Eigenthum des Beschenkten wird.

Dig. 41,1,28Idem li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Si su­pra tuum pa­rie­tem vi­ci­nus ae­di­fi­ca­ve­rit, pro­prium eius id quod ae­di­fi­ca­ve­rit fie­ri La­beo et Sa­b­inus aiunt: sed Pro­cu­lus tuum pro­prium, quem­ad­mo­dum tuum fie­ret, quod in so­lo tuo alius ae­di­fi­cas­set: quod ve­rius est.

Idem lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn dein Nachbar auf deiner Wand gebaut hat, so, sagen Labeo und Sabinus, werde das Gebaute sein eigen; Proculus im Gegentheil lehrt, es werde dein, gleichwie Dasjenige dein werden würde, was ein Anderer auf deinem Grund und Boden gebaut habe; dies ist richtiger.