Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Pomp.Sab. XXXII
Ad Sabinum lib.Pomponii Ad Sabinum libri

Ad Sabinum libri

Ex libro XXXII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20 (0,8 %)De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26 (0,7 %)De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 8,6,19Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si par­tem fun­di ven­den­do le­ge ca­ve­rim, uti per eam par­tem in re­li­quum fun­dum meum aquam du­ce­rem, et sta­tu­tum tem­pus in­ter­ces­se­rit, an­te­quam ri­vum fa­ce­rem, ni­hil iu­ris amit­to, quia nul­lum iter aquae fue­rit, sed ma­net mi­hi ius in­te­grum: quod si fe­cis­sem iter ne­que usus es­sem, amit­tam. 1Si per fun­dum meum viam ti­bi le­ga­ve­ro et ad­ita mea he­redi­ta­te per con­sti­tu­tum tem­pus ad amit­ten­dam ser­vi­tu­tem igno­ra­ve­ris eam ti­bi le­ga­tam es­se, amit­tes viam non uten­do. quod si in­tra idem tem­pus, an­te­quam re­sci­res ti­bi le­ga­tam ser­vi­tu­tem, tuum fun­dum ven­di­de­ris, ad emp­to­rem via per­ti­ne­bit, si re­li­quo tem­po­re ea usus fue­rit, quia sci­li­cet tua es­se coe­pe­rat: ut iam nec ius re­pu­dian­di le­ga­tum ti­bi pos­sit con­tin­ge­re, cum ad te fun­dus non per­ti­neat.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Wenn ich beim Verkauf eines Theiles von einem Landgute im Contract ausgemacht habe, durch diesen Theil auf den von meinem Landgut übrigen eine Wasserleitung anlegen zu dürfen, und die gesetzliche [Verjährungs-]Zeit verflossen ist, bevor ich den Bach angelegt habe, so verliere ich von meinem Rechte nichts, weil noch keine Wasserleitung bestanden hat, sondern es bleibt mir das Recht unversehrt; hätte ich die Wasserleitung angelegt und mich deren nicht bedient, so würde ich es verlieren. 1Ad Dig. 8,6,19,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. III, § 643, Note 2.Wenn ich dir über mein Landgut einen Weg vermacht habe, und dir nach geschehenem Erbantritt meines Nachlasses das Vermächtniss die zum Verlust der Dienstbarkeit gesetzlich bestimmte Zeit hindurch unbekannt geblieben ist, so wirst du den Weg durch Nichtgebrauch einbüssen; wenn du aber binnen dieser Zeit und bevor du erfahren hast, dass dir die Dienstbarkeit vermacht worden sei, dein Landgut verkauft hast, so kommt der Weg an den Käufer, wenn er sich desselben binnen der übrigen Zeit bedient hat, weil er bereits dir zu gehören angefangen hat, so dass dir auch weiter kein Recht, das Vermächtniss auszuschlagen, zukommen kann, indem dir das Landgut nicht mehr gehört.

Dig. 41,2,31Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si co­lo­nus non de­se­ren­dae pos­ses­sio­nis cau­sa ex­is­set de fun­do et eo red­is­set, eun­dem lo­ca­to­rem pos­si­de­re pla­cet.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Wenn der Pächter von einem Landgute gegangen, ohne den Besitz verlassen zu wollen, und dahin zurückgekehrt ist, so nimmt man an, dass es der Verpächter [fort]besitze.

Dig. 41,2,33Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Fun­di ven­di­tor et­iam­si man­da­ve­rit ali­cui, ut emp­to­rem in va­cuam pos­ses­sio­nem in­du­ce­ret, prius­quam id fie­ret, non rec­te emp­tor per se in pos­ses­sio­nem ve­niet. item si ami­cus ven­di­to­ris mor­tuo eo, prius­quam id sci­ret, aut non pro­hi­ben­ti­bus he­redi­bus id fe­ce­rit, rec­te pos­ses­sio tra­di­ta erit. sed si id fe­ce­rit, cum sci­ret do­mi­num mor­tuum aut cum sci­ret he­redes id fa­ce­re nol­le, con­tra erit.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Wenn auch der Verkäufer eines Landgutes Jemandem aufgetragen, den Käufer in den ausschliesslichen Besitz einzuführen, so kann der Käufer dennoch, bevor dies geschehen, rechtlichermaassen nicht in den Besitz kommen. Ingleichen wird, wenn dies ein Freund des Verkäufers nach seinem Ableben, bevor er dies wusste, oder ohne dass seine Erben sich widersetzt hätten, gethan hat, der Besitz richtig übergeben sein. Hat er es aber gethan, als er schon wusste, dass er todt sei, oder dass die Erben dies nicht thun wollten, so wird das Gegentheil statthaben.

Dig. 41,3,32Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si fur rem fur­ti­vam a do­mi­no eme­rit et pro tra­di­ta ha­bue­rit, de­si­net eam pro fur­ti­va pos­si­de­re et in­ci­piet pro suo pos­si­de­re. 1Si quis id, quod pos­si­det, non pu­tat si­bi per le­ges li­ce­re usu­ca­pe­re, di­cen­dum est, et­iam­si er­ret, non pro­ce­de­re ta­men eius usu­ca­pio­nem, vel quia non bo­na fi­de vi­dea­tur pos­si­de­re vel quia in iu­re er­ran­ti non pro­ce­dat usu­ca­pio. 2In­cer­tam par­tem pos­si­de­re ne­mo pot­est: id­eo si plu­res sint in fun­do, qui igno­rent, quo­tam quis­que par­tem pos­si­deat, ne­mi­nem eo­rum me­ra sup­ti­li­ta­te pos­si­de­re La­beo scri­bit.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Wenn der Dieb die gestohlene Sache vom Eigenthümer gekauft und als übergebene gehabt hat, so hört er auf, dieselbe als gestohlene zu besitzen, und fängt an, sie als sein zu besitzen. 1Ad Dig. 41,3,32,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 177, Note 9.Wenn Jemand in dem Glauben steht, es sei ihm durch die Gesetze verboten, Das zu ersitzen, was er besitzt, so muss man dennoch als Regel annehmen, dass ihm, wenn er auch irre, die Ersitzung nicht laufe, entweder, weil er nicht im guten Glauben zu besitzen scheine, oder weil die Ersitzung dem rechtlich Irrenden nicht läuft. 2Ad Dig. 41,3,32,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 152, Note 12.Einen unbestimmten Theil kann Niemand besitzen; wenn sich daher Mehrere auf einem Landgute befinden, die nicht wissen, den wievielsten Theil jeder von ihnen besitzt, so schreibt Labeo, besitze keiner von ihnen, allein dies ist eine blosse Spitzfindigkeit11So ist die Stellung der mera subtilitas zu verstehen, s. Savigny a. a. O. S. 220. Anm. (4)..

Dig. 41,4,6Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Qui, cum pro he­rede vel pro emp­to­re usu­ca­pe­ret, pre­ca­rio ro­ga­vit, usu­ca­pe­re non pot­est: quid por­ro in­ter eas res in­ter­est, cum utru­bi­que de­si­nat ex pri­ma cau­sa pos­si­de­re, qui pre­ca­rio vult ha­be­re? 1Si ex de­cem ser­vis, quos eme­rim, ali­quos pu­tem alie­nos et qui sint sciam, re­li­quos usu­ca­piam: quod si igno­rem, qui sint alie­ni, ne­mi­nem usu­ca­pe­re pos­sum. 2Post mor­tem eius, qui ho­mi­nem eme­rit, ex­ple­to tem­po­re, quod de­fuis­set ad usu­ca­pio­nem, quam­vis eum ho­mi­nem he­res pos­si­de­re non coe­pis­set, fiet ta­men eius: sed ita hoc, si ne­mo eum pos­se­dis­set.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Wer, während er als Erbe oder als Käufer ersass, bittweise [um den Besitz] ansuchte, kann nicht ersitzen; was ist nemlich für ein Unterschied, da Der in beiden Fällen aus dem frühern Grunde zu besitzen aufhört, wer Etwas bittweise haben will? — 1Ad Dig. 41,4,6,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 176, Note 3.Wenn ich von zehn Sclaven, die ich gekauft habe, einige für fremde halte, und weiss, welche es sind, so werde ich die übrigen ersitzen; weiss ich es aber nicht, welches die fremden sind, so kann ich keinen ersitzen. 2Wenn nach dem Tode Dessen, der einen Sclaven gekauft hatte, die an der Ersitzung noch fehlende Zeit abgelaufen ist, so wird der Sclave dem Erben doch gehörig, wenn der Erbe denselben auch gar nicht zu besitzen angefangen; es versteht sich dabei, dass ihn kein Anderer besessen habe.

Dig. 41,5,1Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Pro he­rede ex vi­vi bo­nis ni­hil usu­ca­pi pot­est, et­iam­si pos­ses­sor mor­tui rem fuis­se ex­is­ti­ma­ve­rit.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Als Erbe kann von Niemandem aus dem Vermögen eines Lebenden etwas ersessen werden, wenn der Besitzer auch geglaubt hat, dass die Sache einem Verstorbenen gehört habe.

Dig. 41,6,4Idem li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si pa­ter fi­liae do­na­ve­rit, quae in po­tes­ta­te eius erat, et eam ex­he­reda­ve­rit: si id he­res eius ra­tum ha­beat, ex­in­de ea usu­ca­piet do­na­tio­nem, qua ex die ra­tam he­res do­na­tio­nem ha­bue­rit.

Pompon. lib. XXXIV. ad Sabin. Wenn der Vater der Tochter ein Geschenk gemacht hat, die sich in seiner Gewalt befindet, und sie enterbt hat, so wird sie, wenn der Erbe es genehmigt, von dem Tage an, die Schenkung ersitzen, wo der Erbe die Schenkung genehmigt hat.

Dig. 41,7,5Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si id, quod pro de­relic­to ha­bi­tum pos­si­de­bas, ego sciens in ea cau­sa es­se abs te eme­rim, me usu­cap­tu­rum con­stat nec ob­sta­re, quod in bo­nis tuis non fue­rit: nam et si ti­bi rem ab uxo­re do­na­tam sciens eme­ro, quia qua­si vo­len­te et con­ce­den­te do­mi­no id fa­ce­res, idem iu­ris est. 1Id, quod quis pro de­relic­to ha­bue­rit, con­ti­nuo meum fit: sic­uti cum quis aes spar­se­rit aut aves amis­e­rit, quam­vis in­cer­tae per­so­nae vo­lue­rit eas es­se, ta­men eius fie­rent, cui ca­sus tu­le­rit ea, quae, cum quis pro de­relic­to ha­beat, si­mul in­tel­le­gi­tur vo­luis­se ali­cu­ius fie­ri.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Ad Dig. 41,7,5 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 176, Note 6.Wenn ich Das, was du als aufgegeben besassest, und von dem ich wusste, dass es sich in diesem Verhältniss befinde, von dir gekauft habe, so kann ich es bekanntlich ersitzen, und es steht mir nicht der Umstand entgegen, dass es nicht zu deinem Vermögen gehörig ist. Denn auch, wenn ich wissentlich eine dir von deiner Frau geschenkte Sache gekauft habe, gilt dasselbe, weil du es gleichsam mit Einwilligung und Gestattung des Eigenthümers thust. 1Dasjenige, was Jemand als aufgegeben betrachtet hat, wird sofort mein, sowie wenn Jemand Geld ausgeworfen, oder Vögel hat fortfliegen lassen, beides dennoch Dem gehörig wird, dem es der Zufall zuführt, wenn auch [des Eigenthümers] Wille nicht auf eine bestimmte Person gerichtet war; und es wird dabei, sobald eine Sache von Jemand als verlassen betrachtet wird, zugleich angenommen, dass es sein Wille gewesen, sie solle Jemandem zu Theil werden.

Dig. 41,8,6Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. si is, cui tra­di­ta est, mor­tui es­se ex­is­ti­ma­ve­rit.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. sobald Der, dem sie übergeben worden, glaubt, dass sie dem Todten gehört habe22In diesen beiden Stellen kann man doch wohl schwerlich den Zweifel finden, den Unterholzner Thl. I. S. 398. Anm. 401. zu beseitigen sucht? —.

Dig. 41,10,4Idem li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si an­cil­lam fur­ti­vam emis­ti fi­de bo­na ex ea na­tum et apud te con­cep­tum est ita pos­se­dis­ti, ut in­tra con­sti­tu­tum usu­ca­pio­ni tem­pus co­gnos­ce­res ma­trem eius fur­ti­vam es­se, Tre­ba­tius om­ni mo­do, quod ita pos­ses­sum es­set, usu­cap­tum es­se. ego sic pu­to di­stin­guen­dum, ut, si ne­scie­ris in­tra sta­tu­tum tem­pus, cu­ius id man­ci­pium es­set, aut si scie­ris ne­que po­tue­ris cer­tio­rem do­mi­num fa­ce­re, aut si po­tue­ris quo­que et fe­ce­ris cer­tio­rem, usu­ca­pe­res: sin ve­ro, cum sci­res et pos­ses, non fe­ce­ris cer­tio­rem, con­tra es­se: tum enim clam pos­se­dis­se vi­de­be­ris, ne­que idem et pro suo et clam pos­si­de­re pot­est. 1Si pa­ter cum fi­liis bo­na quae ha­be­bat par­ti­tus sit ex ea cau­sa post mor­tem pa­tris ea te­neant, quod in­ter eos con­ve­ni­ret, ut ea di­vi­sio ra­ta es­set: usu­ca­pio his pro­ce­det pro suo in his re­bus, quae alie­nae in bo­nis pa­tris in­ve­niun­tur. 2Quod le­ga­tum non sit, ab he­rede ta­men per­pe­ram tra­di­tum sit, pla­cet a le­ga­ta­rio usu­ca­pi, quia pro suo pos­si­det.

Idem lib. XXXII. ad Sabin. Wenn du eine gestohlene Sclavin im guten Glauben gekauft, und deren bei dir empfangenes und geborenes Kind so besessen hast, dass du binnen der für die Ersitzung vorgeschriebenen Zeit erfuhrst, die Mutter sei gestohlen, so sagt Trebatius, es sei das dergestalt Besessene jeden Falls ersessen worden. Meiner Meinung nach muss so unterschieden werden, dass, wenn du binnen der bestimmten Zeit nicht erfahren hast, wem diese Sclavin gehöre, oder wenn du es gewusst, aber den Herrn nicht hast davon in Kenntniss setzen können, oder wenn du es auch gekonnt, und ihn benachrichtigt hast, du ersitzen werdest; wenn du es aber wissest, und könnest, und ihn doch nicht benachrichtigt hast, so ist es umgekehrt; denn dann wird von dir angenommen, dass du heimlich besessen habest, und man kann nicht dasselbe heimlich und als Sein zu gleicher Zeit besitzen33Ueber die Erläuterung dieser sehr bestrittenen Stelle s. Unterholzner Thl. I. S. 437 ff.. 1Wenn der Vater mit seinen Söhnen das Vermögen, was er besass, getheilt hat, und dieselben nach des Vaters Tode Dasjenige besitzen, wie sie sich unter einander geeinigt haben, dass die Theilung gültig sein solle, so wird für beide die Ersitzung in Ansehung derjenigen Gegenstände für sich gehen, welche als fremde unter des Vaters Nachlass befunden werden. 2Was nicht vermacht worden, jedoch vom Erben aus Versehen übergeben worden ist, das kann vom Vermächtnissinhaber als Sein ersessen werden, weil er es als sein besitzt.

Dig. 43,20,2Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si diur­na­rum aut noc­tur­na­rum ho­ra­rum aquae duc­tum ha­beam, non pos­sum alia ho­ra du­ce­re, quam qua ius ha­beam du­cen­di.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Wenn ich zur Tageszeit oder zur Nachtzeit eine Wasserleitung habe, so kann ich dieselbe zu keiner andern Stunde leiten, als zu der, wo ich das Recht dazu habe.

Dig. 43,26,16Idem li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si ad­op­ta­ve­ro eum, qui pre­ca­rio ro­ga­ve­rit, ego quo­que pre­ca­rio pos­si­de­bo.

Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Wenn ich Denjenigen an Kindes Statt angenommen habe, der bittweise nachgesucht hat, so werde ich auch bittweise besitzen.

Dig. 50,17,39Idem li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. In om­ni­bus cau­sis pro fac­to ac­ci­pi­tur id, in quo per alium mo­rae sit, quo mi­nus fiat.

Übersetzung nicht erfasst.