Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Pomp.Sab. XXII
Ad Sabinum lib.Pomponii Ad Sabinum libri

Ad Sabinum libri

Ex libro XXII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 12,1,5Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Quod te mi­hi da­re opor­teat si id post­ea per­ie­rit, quam per te fac­tum erit quo­mi­nus id mi­hi da­res, tuum fo­re id de­tri­men­tum con­stat. sed cum quae­ra­tur, an per te fac­tum sit, anim­ad­ver­ti de­be­bit, non so­lum in po­tes­ta­te tua fue­rit id nec ne aut do­lo ma­lo fe­ce­ris quo­mi­nus es­set vel fue­rit nec ne, sed et­iam si ali­qua ius­ta cau­sa sit, prop­ter quam in­tel­le­ge­re de­be­res te da­re opor­te­re.

Ad Dig. 12,1,5ROHGE, Bd. 15 (1875), Nr. 102, S. 363, 371: Feststellung des Zeitpunkts des Verzugs mit Rücksicht auf die subjective Auffassung des Säumigen über die Sachlage.Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Ad Dig. 12,1,5 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 371, Note 8.Wenn dasjenige, was du mir etwa geben musst, nach der Zeit untergegangen sein sollte, seit es durch dich geschehen sein wird, dass du es mir nicht gabst, so ist es bekannt, dass dies dein Schaden sein werde. Aber wenn untersucht wird, ob es durch dich geschehen sei, so wird darauf geachtet werden müssen, nicht blos, ob dies in deiner Macht gestanden habe oder nicht, oder ob du es aus böser Absicht bewirkt habest, dass es nicht [in deiner Gewalt] war oder gewesen ist, oder nicht, sondern auch, ob irgend eine rechtmässige Ursache vorhanden sei, aus welcher du einsehen musstest, dass du geben müsstest.

Dig. 12,4,15Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Cum ser­vus tuus in su­spi­cio­nem fur­ti At­tio venis­set, de­dis­ti eum in quaes­tio­nem sub ea cau­sa, ut, si id re­per­tum in eo non es­set, red­de­re­tur ti­bi: is eum tra­di­dit prae­fec­to vi­gi­lum qua­si in fa­ci­no­re de­prae­hen­sum: prae­fec­tus vi­gi­lum eum sum­mo sup­pli­cio ad­fe­cit. ages cum At­tio da­re eum ti­bi opor­te­re, quia et an­te mor­tem da­re ti­bi eum opor­tue­rit. La­beo ait pos­se et­iam ad ex­hi­ben­dum agi, quon­iam fe­ce­rit quo mi­nus ex­hi­be­ret. sed Pro­cu­lus da­ri opor­te­re ita ait, si fe­cis­ses eius ho­mi­nem, quo ca­su ad ex­hi­ben­dum age­re te non pos­se: sed si tuus man­sis­set, et­iam fur­ti te ac­tu­rum cum eo, quia re alie­na ita sit usus, ut sci­ret se in­vi­to do­mi­no uti aut do­mi­num si sci­ret pro­hi­bi­tu­rum es­se.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Da dein Sclav beim Attius in den Verdacht eines Diebstahls gekommen war, hast du ihn zur Untersuchung unter der Bedingung (causa) gegeben, dass, wenn man das nicht an ihm [als gegründet] befunden hätte, er dir zurückgegeben würde; jener hat ihn dem Praefectus vigilum übergeben, gleich als ob er ihn auf der That ertappt [hätte], der Praefectus vigilum hat ihn mit der höchsten Strafe belegt; du wirst gegen den Attius klagen, dass er dir geben müsse, weil er auch vor dem Tode dir habe geben müssen. Labeo sagt, man könne auch auf Auslieferung klagen, weil er bewirkt habe, dass er nicht ausgeliefert würde. Aber Proculus sagt, dann müsse gegeben werden, wenn du den Menschen [zum Eigenthum] desselben gemacht hättest; und in diesem Falle könnest du nicht auf Auslieferung klagen, aber wenn er der deinige geblieben wäre, würdest du auch mit der Diebstahl[sklage] gegen ihn klagen, weil er eine fremde Sache so gebraucht habe, dass er wusste, er gebrauche wider Willen des Eigenthümers, oder der Eigenthümer würde, wenn er es wüsste, [ihn] abhalten.

Dig. 12,5,7Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Ex ea sti­pu­la­tio­ne, quae per vim ex­tor­ta es­set, si ex­ac­ta es­set pe­cu­nia, re­pe­ti­tio­nem es­se con­stat.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Es ist bekannt, dass in Folge einer solchen Stipulation, welche durch Gewalt erpresst worden war, die Zurückforderung, wenn das Geld eingefordert worden wäre, Statt finde.

Dig. 12,6,19Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si poe­nae cau­sa eius cui de­be­tur de­bi­tor li­be­ra­tus est, na­tu­ra­lis ob­li­ga­tio ma­net et id­eo so­lu­tum re­pe­ti non pot­est. 1Quam­vis de­bi­tum si­bi quis re­ci­piat, ta­men si is qui dat non de­bi­tum dat, re­pe­ti­tio com­pe­tit: vel­uti si is qui he­redem se vel bo­no­rum pos­ses­so­rem fal­so ex­is­ti­mans cre­di­to­ri he­redi­ta­rio sol­ve­rit: hic enim ne­que ve­rus he­res li­be­ra­tus erit et is quod de­dit re­pe­te­re pot­erit: quam­vis enim de­bi­tum si­bi quis re­ci­piat, ta­men si is qui dat non de­bi­tum dat, re­pe­ti­tio com­pe­tit. 2Si fal­so ex­is­ti­mans de­be­re num­mos sol­ve­ro, qui pro par­te alie­ni, pro par­te mei fue­runt, eius sum­mae par­tem di­mi­diam, non cor­po­rum con­di­cam. 3Si pu­tem me Sti­chum aut Pam­phi­lum de­be­re, cum Sti­chum de­beam, et Pam­phi­lum sol­vam, re­pe­tam qua­si in­de­bi­tum so­lu­tum: nec enim pro eo quod de­beo vi­deor id sol­vis­se. 4Si duo rei, qui de­cem de­be­bant, vi­gin­ti pa­ri­ter sol­ve­rint, Cel­sus ait sin­gu­los qui­na re­pe­ti­tu­ros, quia, cum de­cem de­be­rent, vi­gin­ti sol­vis­sent, et quod am­plius am­bo sol­ve­rint, am­bo re­pe­te­re pos­sunt.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Ad Dig. 12,6,19 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 123, Note 3.Wenn zur Strafe desjenigen, welchem geschuldet wird, der Schuldner befreit worden ist, so bleibt die natürliche Verbindlichkeit; und darum kann das Gezahlte nicht zurückgefordert werden. 1Obwohl Jemand [etwas ihm] Geschuldetes erhält, so steht gleichwohl, wenn der, welcher gibt, etwas nicht Geschuldetes gibt, die Zurückforderung zu, wie wenn der, welcher sich fälschlich für den Erben oder Nachlassbesitzer hielt, dem Erbschaftsgläubiger gezahlt haben sollte; denn hier wird sowohl der wahre Erbe nicht befreit sein, als auch jener das, was er gegeben hat, zurückfordern könne; denn obwohl Jemand [etwas ihm] Geschuldetes erhält, so steht gleichwohl, wenn der, welcher gibt, etwas nicht Geschuldetes gibt, die Zurückforderung zu. 2Wenn ich, fälschlich glaubend, dass ich schulde, Gelder gezahlt haben werde, welche zum Theil fremde, zum Theil die meinigen gewesen sind, so werde ich die Hälfte jener Summe, nicht der Körper, condiciren. 3Wenn ich glauben sollte, dass ich den Stichus oder Pamphilus schulde, da ich den Stichus schulde und den Pamphilus leisten sollte, so werde ich [ihn] gleich als etwas nichtgeschuldet Gezahltes zurückfordern; denn ich werde nicht so angesehen, als hätte ich jenes für das, was ich schulde, geleistet. 4Wenn zwei Schuldner, welche Zehn schuldeten, zugleich Zwanzig gezahlt haben sollten, so sagt Celsus, würde jeder einzelne je Fünf zurückfordern, weil sie, da sie Zehn schuldeten, Zwanzig gezahlt hätten; und was Beide mehr gezahlt haben sollten, können sie Beide zurückfordern.

Dig. 12,6,22Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Sed et si me pu­tem ti­bi aut Ti­tio pro­mis­sis­se, cum aut ne­utrum fac­tum sit aut Ti­tii per­so­na in sti­pu­la­tio­ne com­pre­hen­sa non sit, et Ti­tio sol­ve­ro, re­pe­te­re a Ti­tio pot­ero. 1Cum iter ex­ci­pe­re de­be­rem, fun­dum li­be­rum per er­ro­rem tra­di­di: in­cer­ti con­di­cam, ut iter mi­hi con­ce­da­tur.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Aber auch wenn ich glauben sollte, dass ich dir oder dem Titius versprochen habe, da entweder keins von beiden geschehen ist, oder die Person des Titius nicht in die Stipulation aufgenommen worden ist, und dem Titius gezahlt haben werde, so werde ich vom Titius zurückfordern können. 1Da ich den Fusssteig hätte ausnehmen sollen, habe ich das Grundstück aus Irrthum als ein [von Dienstbarkeiten] freies übergeben; ich werde [mit der Condiction] des Unbestimmten condiciren, damit mir der Fusssteig gestattet werde.

Dig. 13,4,6Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. aut mu­tua pe­cu­nia sic da­ta fue­rit, ut cer­to lo­co red­da­tur.

Pomp. lib. XXII. ad Sab. oder [wenn] ein Gelddarlehn so gegeben sein sollte, dass es an einem bestimmten Orte zurückgegeben werde.

Dig. 16,3,12Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si in Asia de­po­si­tum fue­rit, ut Ro­mae red­da­tur, vi­de­tur id ac­tum, ut non in­pen­sa eius id fiat apud quem de­po­si­tum sit, sed eius qui de­po­suit. 1De­po­si­tum eo lo­co re­sti­tui de­bet, in quo si­ne do­lo ma­lo eius est, apud quem de­po­si­tum est: ubi ve­ro de­po­si­tum est, ni­hil in­ter­est. ea­dem di­cen­da sunt com­mu­ni­ter et in om­ni­bus bo­nae fi­dei iu­di­ciis. sed di­cen­dum est, si ve­lit ac­tor suis in­pen­sis suo­que pe­ri­cu­lo per­fer­ri rem Ro­mam, ut au­dien­dus sit, quon­iam et in ad ex­hi­ben­dum ac­tio­ne id ser­va­tur. 2Cum se­ques­tre rec­te age­tur de­po­si­ti se­ques­tra­ria ac­tio­ne, quam et in he­redem eius red­di opor­tet. 3Quem­ad­mo­dum quod ex sti­pu­la­tu vel ex tes­ta­men­to da­ri opor­teat, post iu­di­cium ac­cep­tum cum de­tri­men­to rei per­iret, sic de­po­si­tum quo­que eo die, quo de­po­si­ti ac­tum sit, pe­ri­cu­lo eius apud quem de­po­si­tum fue­rit est, si iu­di­cii ac­ci­pien­di tem­po­re po­tuit id red­de­re reus nec red­di­dit.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Wenn in Asien [Etwas mit der Bestimmung] niedergelegt sein sollte, dass es zu Rom zurückgegeben werde, so scheint das beabsichtigt worden zu sein, dass dies nicht auf Kosten desjenigen, bei dem niedergelegt worden ist, sondern desjenigen, welcher niedergelegt hat, geschehe. 1Das Niedergelegte muss an dem Orte zurückerstattet werden, wo es sich ohne böse Absicht desjenigen befindet, bei welchem es niedergelegt worden ist; wo es aber niedergelegt worden ist, das macht keinen Unterschied. Dasselbe ist auch bei allen Klagen guten Glaubens gemeinschaftlich zu sagen. Aber man muss sagen, dass, wenn der Kläger etwa will, dass die Sache auf seine Kosten und seine Gefahr nach Rom hin gebracht werde, er zu hören sei, weil dies auch bei der Klage auf Auslieferung beobachtet wird. 2Gegen den Sequester wird richtig mit der sequestrarischen Niederlegungsklage geklagt werden, und diese muss auch gegen den Erben desselben gegeben werden. 3Ad Dig. 16,3,12,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 124, Note 9.Auf dieselbe Weise, auf welche das, was etwa in Folge einer Stipulation oder eines Testaments gegeben werden muss, nachdem man sich auf die Klage eingelassen hat, zum Schaden des Beklagten untergehen würde, so steht auch das Niedergelegte von dem Tage an, an welchem mit der Niederlegung[sklage] geklagt worden ist, auf die Gefahr dessen, bei dem es wird niedergelegt worden sein, wenn es der Beklagte zur Zeit, wo er sich auf die Klage einzulassen hat, hat zurückgeben können, und es nicht zurückgegeben hat.

Dig. 18,1,31Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Sed et si quid post­ea ac­ces­sit pe­cu­lio, red­den­dum est ven­di­to­ri, vel­uti par­tus et quod ex ope­ris vi­ca­rii per­cep­tum est.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Es muss aber auch ein späterhin sich etwa ergebender Zuwachs des Sonderguts dem Verkäufer zurückgegeben werden, z. B. Kinder [von Sclaven] und was aus den Dienstleistungen eines Untersclaven vereinnahmt worden ist.

Dig. 19,5,16Pom­po­nius li­bro vi­ce­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Per­mi­sis­ti mi­hi cre­tam ex­ime­re de agro tuo ita, ut eum lo­cum, un­de exe­mis­sem, re­ple­rem: exe­mi nec re­pleo: quae­si­tum est, quam ha­beas ac­tio­nem. sed cer­tum est ci­vi­lem ac­tio­nem in­cer­ti com­pe­te­re: si au­tem ven­di­dis­ti cre­tam, ex ven­di­to ages. quod si post ex­emp­tio­nem cre­tae re­ple­ve­ro nec pa­tie­ris me cre­tam tol­le­re tu, agam ad ex­hi­ben­dum, quia mea fac­ta est, cum vo­lun­ta­te tua ex­emp­ta sit. 1Per­mi­sis­ti mi­hi, ut se­re­rem in fun­do tuo et fruc­tus tol­le­rem: se­vi nec pa­te­ris me fruc­tus tol­le­re. nul­lam iu­ris ci­vi­lis ac­tio­nem es­se Aris­to ait: an in fac­tum da­ri de­beat, de­li­be­ra­ri pos­se: sed erit de do­lo.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Du hast mir Kreide aus deinem Acker zu graben unter der Bedingung gestattet, wenn ich den Ort, woraus ich sie genommen, wieder ausfüllen würde; ich habe dergleichen nun zwar ausgegraben, aber die Ausfüllung unterlassen; was hast du nun für eine Klage? Ohne Zweifel die bürgerlichrechtliche Klage des Unbestimmten. Hast du aber die Kreide verkauft, so kannst du aus dem Kaufe klagen; habe ich aber nach geschehenem Ausgraben der Kreide den Ort wieder ausgefüllt, und willst du mir die Hinwegnahme derselben nicht gestatten, so kann ich auf Auslieferung klagen, weil sie mein geworden ist, indem das Ausgraben derselben mit deinem Willen geschah. 1Du hast mir erlaubt, auf deinem Landgute zu säen und zu ernten; nun habe ich gesäet und du willst mir die Hinwegnahme der Früchte nicht gestatten; hier, sagt Aristo, finde keine bürgerlichrechtliche Klage Statt; auch ob die auf das Geschehene zu ertheilen sei, kann in Zweifel gezogen werden; aber die wegen Arglist findet Statt.

Dig. 36,1,22Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. He­res cum de­bue­rat quar­tam re­ti­ne­re, to­tam he­redi­ta­tem re­sti­tuit nec ca­vit si­bi sti­pu­la­tio­ne pro­pos­i­ta. si­mi­lem eum es­se Aris­to ait il­lis, qui re­ten­tio­nes, quas so­las ha­bent, omit­tunt: sed pos­se eum re­rum he­redi­ta­ria­rum pos­ses­sio­nem vel re­pe­te­re vel nan­cis­ci et ad­ver­sus agen­tem do­li ma­li ex­cep­tio­ne uti pos­se eum et de­bi­to­ri­bus de­nun­tia­re, ne sol­ve­re­tur.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 41,3,29Idem li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Cum so­lus he­res es­sem, ex­is­ti­ma­rem au­tem te quo­que pro par­te he­redem es­se, res he­redi­ta­rias pro par­te ti­bi tra­di­di. pro­pius est, ut usu eas ca­pe­re non pos­sis, quia nec pro he­rede usu­ca­pi pot­est quod ab he­rede pos­ses­sum est ne­que aliam ul­lam ha­bes cau­sam pos­si­den­di. ita ta­men hoc ve­rum est, si non ex trans­ac­tio­ne id fac­tum fue­rit. idem di­ci­mus, si tu quo­que ex­is­ti­mes te he­redem es­se: nam hic quo­que pos­ses­sio ve­ri he­redis ob­sta­bit ti­bi.

Idem lib. XII. ad Sabin. Während ich allein Erbe war, aber glaubte, du seiest auch zur Hälfte Erbe, habe ich die Erbschaftssachen zur Hälfte übergeben; hier spricht mehr dafür, dass du dieselben nicht ersitzen könnest, weil Dasjenige auch nicht als Erbgut ersessen werden kann, was wider den Erben ersessen worden ist, und du gar keinen andern Grund des Besitzes hast; dies gilt jedoch nur dann so, wenn es nicht in Folge eines Vergleiches geschehen ist. Dasselbe lassen wir gelten, wenn du auch glaubst, du seiest Erbe, denn hier wird dir auch der Besitz des wahren Erben entgegenstehn11Unterholzner Thl. I. S. 372. Anm. 371..

Dig. 41,10,3Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Ho­mi­nem, quem ex sti­pu­la­tio­ne te mi­hi de­be­re fal­so ex­is­ti­ma­bas, tra­di­dis­ti mi­hi: si scis­sem mi­hi ni­hil de­be­re, usu eum non ca­piam: quod si ne­scio, ve­rius est, ut usu­ca­piam, quia ip­sa tra­di­tio ex cau­sa, quam ve­ram es­se ex­is­ti­mo, suf­fi­cit ad ef­fi­cien­dum, ut id quod mi­hi tra­di­tum est pro meo pos­si­deam. et ita Ne­ra­tius scrip­sit id­que ve­rum pu­to.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Du hast mir einen Sclaven übergeben, den du fälschlich glaubtest, mir aus einer Stipulation schuldig zu sein; hätte ich gewusst, dass du mir nichts schuldig seiest, so werde ich ihn nicht ersitzen; weiss ich es nicht, so ist es richtiger, dass ich ersitze: weil die Uebergabe selbst aus einem Grunde, den ich für wahr halte, dazu hinreicht, es zu bewirken, dass ich Dasjenige, was mir übergeben worden, als mein besitze; so hat Neratius geschrieben, und ich halte es für richtig.

Dig. 45,1,27Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. vel­uti si quis ho­mi­ci­dium vel sa­c­ri­le­gium se fac­tu­rum pro­mit­tat. sed et of­fi­cio quo­que prae­to­ris con­ti­ne­tur ex hu­ius­mo­di ob­li­ga­tio­ni­bus ac­tio­nem de­ne­ga­ri. 1Si sti­pu­la­tus hoc mo­do fue­ro: ‘si in­tra bi­en­nium Ca­pi­to­lium non ascen­de­ris, da­ri?’, non ni­si prae­terito bi­en­nio rec­te pe­tam.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Zum Beispiel: Wenn Jemand verspricht, einen Mord oder einen Tempelraub zu begehen. Es liegt aber auch im Amte des Prätors, die Klage über Verbindlichkeiten dieser Art zu versagen. 1Wenn ich mir auf diese Weise stipulirt habe: willst du es mir geben, wenn du innerhalb zweier Jahre das Capitol nicht besteigen wirst22Das Capitolium, was von Tarquinius Superbus auf dem Saturninischen Berg erbaut worden war, lag sehr hoch, sodass Diejenigen, welche allein beten oder opfern wollten, eine Anhöhe zu ersteigen genöthigt wasren. Horaz Carm. lib. 3. ad Melpomenen.; so kann ich es nur nach Ablauf zweier Jahre mit Recht fodern.

Dig. 46,1,2Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Et com­mo­da­ti et de­po­si­ti fi­de­ius­sor ac­ci­pi pot­est et te­ne­tur, et­iam­si apud ser­vum vel pu­pil­lum de­po­si­tum com­mo­da­tum­ve fue­rit, sed ita de­mum, si aut do­lo ma­lo aut cul­pa hi fe­ce­runt, pro qui­bus fi­de­ius­sum est.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Sowohl wegen einer geliehenen, als wegen einer niedergelegten Sache kann ein Bürge angenommen werden, und er ist gehalten, auch wenn [sie] bei einem Sclaven oder Mündel niedergelegt, oder [einem solchen] geliehen worden ist, aber nur dann, wenn diese, für welche er sich verbürgt hat, entweder mit böser Absicht oder mit Verschulden gehandelt haben.

Dig. 46,3,20Idem li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si rem meam, quae pig­no­ris no­mi­ne alii es­set ob­li­ga­ta, de­bi­tam ti­bi sol­ve­ro, non li­be­ra­bor, quia avo­ca­ri ti­bi res pos­sit ab eo, qui pig­no­ri ac­ce­pis­set.

Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Wenn ich meine Sache, welche einem Anderen als Pfand verbindlich war, dir zur Tilgung meiner Schuld geleistet haben werde, so werde ich nicht befreit werden; weil dir die Sache von Dem, welcher sie zum Pfand erhalten hatte, entzogen werden kann.

Dig. 50,16,175Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. ‘Fa­cien­di’ ver­bo red­den­di et­iam cau­sa con­ti­ne­tur.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,17,33Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. In eo, quod vel is qui pe­tit vel is a quo pe­ti­tur lu­cri fac­tu­rus est, du­rior cau­sa est pe­ti­to­ris.

Übersetzung nicht erfasst.