Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Pomp.Sab. XXI
Ad Sabinum lib.Pomponii Ad Sabinum libri

Ad Sabinum libri

Ex libro XXI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 10,2,47Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad Sa­binum. In iu­di­cio fa­mi­liae er­cis­cun­dae vel com­mu­ni di­vi­dun­do si, dum res in ar­bi­trio sit, de iu­re prae­dii con­tro­ver­sia sit, pla­cet om­nes eos, in­ter quos ar­bi­ter sump­tus sit, et age­re et opus no­vum nun­tia­re pro sua quem­que par­te pos­se, et cum ad­iu­di­ca­tio­nes ab ar­bi­tro fiant, si uni ad­iu­di­ce­tur to­tus fun­dus, ca­ve­ri opor­tet, ut quae ex his ac­tio­ni­bus re­cep­ta fue­rint red­dan­tur aut quae in eas im­pen­sae fac­tae fue­rint prae­sten­tur: et si, cum res in iu­di­cio es­set, eo no­mi­ne ac­tum non fue­rit, eum se­qui in­te­gram ac­tio­nem, cui to­tus fun­dus ad­iu­di­ca­tus fue­rit, aut pro qua­cum­que par­te ad­iu­di­ca­tus erit. 1Item quae res mo­ve­ri pos­sint et in ea iu­di­cia ve­niant, si in­ter­ea sub­rep­tae sint, fur­ti age­re eos, quo­rum is­tae res pe­ri­cu­lo fue­rint, pos­se.

Pompon. lib. XXI. ad Sabin. Wenn bei der Erbtheilungs- oder der Gemeingutstheilungsklage, während die Sache im schiedsrichterlichen Ermessen beruhet, über das Recht eines Grundstücks Streit entsteht, so können, der Annahme nach, Alle, in Betreff deren der Schiedsrichter bestellt ist, sowohl Klage erheben, als auch jeder nach seinem Antheil wegen eines Neubaus Anzeige machen. Und wenn bei den Zuerkennungen von Seiten des Schiedsrichters Einem das ganze Landgut zuerkannt wird, so muss derselbe Sicherheit bestellen, dasjenige, was aus diesen Klagen vereinnahmt worden, zurückzugeben, oder die darauf verwendeten Kosten zu ersetzen; wenn aber, während die Sache [selbst] noch in der [Erbtheilungs- oder Gemeingutstheilungs]klage begriffen war, dieserhalb noch nicht Klage erhoben worden, so folgt die Klage unversehrt demjenigen, wem das ganze Landgut zuerkannt worden, oder zu dem Theile, zu welchem es zuerkannt worden ist. 1Ingleichen können, wenn bewegliche in jene Klagen begriffene Sachen mittlerweile gestohlen worden sind, diejenigen die Diebstahlsklage erheben, welche deshalb verantwortlich waren.

Dig. 12,6,14Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad Sa­binum. Nam hoc na­tu­ra ae­quum est ne­mi­nem cum al­te­rius de­tri­men­to fie­ri lo­cu­ple­tio­rem.

Pompon. lib. XXI. ad Sabin. denn das ist nach dem Naturrecht billig, dass Niemand mit dem Schaden eines Andern reicher werde.

Dig. 19,5,26Pom­po­nius li­bro vi­ce­si­mo pri­mo ad Sa­binum. Si ti­bi scy­phos de­di, ut eos­dem mi­hi red­de­res, com­mo­da­ti ac­tio est: si, ut pon­dus ar­gen­ti red­de­res quan­tum in il­lis es­set, tan­ti­dem pon­de­ris pe­ti­tio est per ac­tio­nem prae­scrip­tis ver­bis, tam bo­ni ta­men ar­gen­ti, quam il­li scy­phi fue­runt: sed si ut vel hos scy­phos vel ut eius­dem pon­de­ris ar­gen­tum da­res, con­ve­nit, di­cen­dum est, si qui­dem tua est elec­tio, scy­phos sta­tim tuos fie­ri et te mi­hi da­re aut scy­phos aut ar­gen­tum utrum ma­lis: quod si mi­hi per­mis­sum est eli­ge­re, scy­phos11Die Großausgabe liest scy­phi statt scy­phos. tuos22Die Großausgabe liest tui statt tuos. non fie­ri33Die Großausgabe liest fient statt fie­ri., an­te­quam di­xe­ro me eos ha­be­re nol­le.

Pompon. lib. XXI. ad Sabin. Wenn ich dir Becher unter der Bedingung gegeben habe, mir dieselben wiederzugeben, so findet die Leihklage Statt, wenn aber, mir dasselbe Gewicht in Silber zurückzugeben, was sie enthalten, so kommt die Rückforderung dieses Gewichts durch die Klage aus bestimmten Worten, jedoch auch in eben so gutem Silber, als die Becher waren, zur Anwendung; ist ausgemacht worden, dass du entweder dieselben Becher, oder Silber von gleichem Gewicht zurückgeben sollest, so gilt dasselbe.

Dig. 39,2,39Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad Sa­binum. In­ter quos pa­ries com­mu­nis est, ae­di­fi­cio­rum no­mi­ne, quae quis­que pro­pria ha­bet, sti­pu­la­ri dam­ni in­fec­ti so­lent: sed tunc ea cau­tio ne­ces­sa­ria est, cum aut al­ter so­lus ae­di­fi­cat et vi­tium ex ope­re fu­tu­rum est, aut al­ter pre­tio­sio­ra ae­di­fi­cia ha­bet et plus dam­ni sen­su­rus sit de­ci­den­te pa­rie­te: alio­quin si ae­qua­le pe­ri­cu­lum est, quan­tum quis vi­ci­no prae­stat, tan­tum ab eo con­se­qui­tur. 1Si do­mus in con­tro­ver­sia sit, di­cen­dum est dam­ni in­fec­ti onus pos­ses­so­ris es­se, cum id quod prae­sti­te­rit im­pu­ta­re do­mi­no prae­dii pos­sit: quod si non ca­veat, pos­ses­sio­nem ad pe­ti­to­rem, qui ca­ve­ri dam­ni in­fec­ti si­bi ve­lit, trans­fe­rant: nam in­iquum est sti­pu­la­to­rem com­pel­li re­lic­to prae­dio, ex quo dam­num ve­rea­tur, do­mi­num quae­re­re. 2Dam­ni in­fec­ti sti­pu­la­tio la­tius pa­tet. et id­eo et ei, qui su­per­fi­cia­riam in­su­lam ha­bet, uti­lis est ea sti­pu­la­tio, si quid in su­per­fi­cie dam­num da­tum fue­rit, et ni­hi­lo mi­nus et so­li do­mi­no uti­lis est, si so­lo dam­num da­tum fue­rit, ut to­ta su­per­fi­cies tol­le­re­tur: frau­da­bi­tur enim do­mi­nus so­li in pen­sio­ne per­ci­pien­da. 3Alie­no no­mi­ne sti­pu­la­ri ita li­cet, ut quod dam­num do­mi­no da­tum sit, com­pre­hen­da­tur: ca­ve­re au­tem de­be­bit is qui sti­pu­la­bi­tur do­mi­num ra­tam rem ha­bi­tu­rum ex­cep­tio­que pro­cu­ra­to­ria sti­pu­la­tio­ni in­se­ren­da erit, sic­ut in sti­pu­la­tio­ne le­ga­to­rum: quod si ei non ca­ve­bi­tur, mit­ten­dus est in pos­ses­sio­nem pro­cu­ra­tor om­ni­mo­do, ut ei ex­cep­tio pro­cu­ra­to­ria non no­ceat. 4In aes­ti­man­do no­vo pa­rie­te ra­tio ha­be­ri de­bet eius im­pen­sae, quae mo­dum pro­ba­bi­lem non ex­ce­det in ve­te­re eius cul­tus, non qui non ad­gra­vet.

Pompon. lib. XXI. ad Sab. Diejenigen, welche eine gemeinschaftliche Wand besitzen, pflegen in Ansehung der Gebäude, die Jedem ausschliessend eigenthümlich gehören, wegen drohenden Schadens zu stipuliren: diese Sicherheitsleistung ist aber [nur] alsdann nothwendig, wenn entweder Einer von ihnen allein baut und von dem Bauwerke Beschädigung zu besorgen ist, oder der Andere ein Gebäude von höherem Werthe hat und bei dem Einsturze der Wand mehr Schaden erleiden würde: sonst bekommt Jeder, wenn die Gefahr gleich ist, von seinem Nachbar ebensoviel, als er ihm leistet11Folglich gleicht sich alsdann der beiderseitige Schaden aus, und ist deshalb die Sicherheitsleistung zwecklos.. 1Wenn ein Haus im Streite liegt, so liegt dem Besitzer die Sicherheitsleistung wegen drohenden Schadens ob, da er, was er geleistet, dem Eigenthümer des Grundstücks in Rechnung bringen kann. Verweigert er die Sicherheitsbestellung, so muss er dem Kläger, welcher wegen drohenden Schadens Sicherheit verlangt, den Besitz überlassen; denn es scheint unbillig, ihn als Stipulirenden zu zwingen, das Haus, von welchem der Schaden befürchtet wird, zu verlassen und den Eigenthümer aufzusuchen. 2Die Stipulation wegen drohenden Schadens hat einen weiteren Umfang: und sie ist deshalb auch Demjenigen, welcher ein Erbpachtsgehöfte besitzt, nützlich, wenn der Erbpacht ein Schaden zugefügt worden: und nicht minder ist sie für den Eigenthümer des Grund und Bodens von Nutzen, wenn dem Grund und Boden ein Schaden zugegangen, so dass das ganze Gehöfte abgebrochen werden muss: denn der Eigenthümer wird um die jährliche Rente gebracht werden. 3In fremdem Namen darf man so stipuliren, dass der Schaden, welcher den Eigenthümer betroffen, in der Stipulation begriffen sein soll; Derjenige, welcher stipulirt, wird aber Sicherheit leisten müssen, dass der Eigenthümer seine Genehmigung ertheilen werde: und die wider einen Geschäftsbesorger zustehende Einrede wird der Stipulation beizufügen sein, wie bei der Stipulation über Vermächtnisse: wird ihm die Sicherheitsbestellung verweigert, so wird der Geschäftsbesorger allemal in den Besitz einzusetzen sein, so dass ihm die wider einen Geschäftsbesorger zustehende Einrede nicht schadet. 4Bei Schätzung der neuen Wand müssen die Kosten berücksichtigt werden, welche, im Verhältnisse zu deren altem Bau, ein billiges Mass nicht überschreiten und nicht zu beschwerlich fallen.

Dig. 39,2,41Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad Sa­binum. In re­fi­cien­do com­mu­ni pa­rie­te ei po­tius fa­cul­tas ae­di­fi­can­di prae­sta­tur, qui ma­gis ido­nee re­fi­ce­re pa­rie­tem ve­lit. idem­que di­cen­dum est et si de eo­dem iti­ne­re ri­vo­ve re­fi­cien­do in­ter duos vel plu­res quae­ra­tur.

Pompon. lib. XXI. ad Sab. Bei Ausbesserung einer gemeinsamen Wand wird Demjenigen vorzugsweise die Bauführung gestattet, der die Wand auf eine zweckmässigere Weise ausbessern will. Dasselbe muss gesagt werden, wenn es sich um Ausbesserung eines Weges, oder einer Wasserleitung, unter Zweien oder Mehreren handelt.

Dig. 46,3,19Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad Sa­binum. Fu­gi­ti­vus meus, cum pro li­be­ro se ge­re­ret, num­mos mi­hi sub­rep­tos cre­di­dit ti­bi: ob­li­ga­ri te mi­hi La­beo ait et, si eum li­be­rum ex­is­ti­mans sol­ve­ris ei, li­be­ra­ri te a me, sed si alii sol­vis­ses ius­su eius vel is ra­tum ha­buis­set, non li­be­ra­ri, quia prio­re ca­su mei num­mi fac­ti es­sent et qua­si mi­hi so­lu­tum in­tel­le­ge­re­tur. et id­eo ser­vus meus quod pe­cu­lia­ri no­mi­ne cre­di­de­rit, ex­igen­do li­be­ra­bit de­bi­to­rem, dele­gan­do au­tem vel no­van­do non idem con­se­que­re­tur.

Pompon. lib. XXI. ad Sabin. Mein Sclave hat, als er sich als Flüchtling, gleich als wäre er ein Freier, benahm, dir Gelder dargeliehen, welche er mir entwendet hatte. Labeo sagt, dass du mir verbindlich, und, wenn du demselben in der Meinung, er sei frei, Zahlung geleistet habest, von mir befreit werdest; dass du aber, wenn du auf sein Geheiss einem Anderen gezahlt hättest, oder er es genehmigt hätte, nicht befreit werdest; weil in dem ersten Falle die Gelder die meinigen geworden wären, und es so angesehen würde, als wäre mir gezahlt worden. Und darum wird mein Sclave, wenn er Das, was er Namens des Sonderguts dargeliehen hat, einfordert, den Schuldner befreien, wenn er aber delegirt oder novirt, so wird er nicht dasselbe bewirken.