Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.Sab. VII
Ad Sabinum lib.Pauli Ad Sabinum libri

Ad Sabinum libri

Ex libro VII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3 (2,0 %)De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 1,3,36Pau­lus li­bro VII ad Sa­binum. Im­mo mag­nae auc­to­ri­ta­tis hoc ius ha­be­tur, quod in tan­tum pro­ba­tum est, ut non fue­rit ne­ces­se scrip­to id com­pre­hen­de­re.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Es wird sogar dieses Recht in grossem Ansehen gehalten, indem man so sehr damit einverstanden gewesen ist, dass es gar nicht nöthig war, es schriftlich aufzusetzen.

Dig. 10,2,46Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Si ma­ri­tus sub con­di­cio­ne a pa­tre he­res in­sti­tu­tus sit, in­ter­im uxo­ris de do­te ac­tio­nem pen­de­re. pla­ne si post mor­tem so­ce­ri di­vor­tium fac­tum sit, quam­vis pen­den­te con­di­cio­ne in­sti­tu­tio­nis di­cen­dum est prae­cep­tio­ni do­tis lo­cum es­se, quia mor­tuo pa­tre quae­dam fi­lios se­quun­tur et­iam an­te­quam fiant he­redes, ut ma­tri­mo­nium, ut li­be­ri, ut tu­te­la. igi­tur et do­tem prae­ci­pe­re de­bet qui onus ma­tri­mo­nii post mor­tem pa­tris sus­ti­nuit: et ita Scae­vo­lae quo­que nos­tro vi­sum est.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Wenn ein Ehemann vom Vater unter einer Bedingung zum Erben eingesetzt worden ist, so bleibt unterdessen die Klage der Ehefrau wegen der Mitgift obschwebend. Ist aber nach des Schwiegervaters Tode, jedoch während noch obschwebender Bedingung der Erbeneinsetzung, Ehescheidung erfolgt, so tritt das Vermächtniss der Mitgift im Voraus in Wirksamkeit, weil nach des Vaters Tode einige [Lasten] die Söhne, auch bevor sie noch Erben werden, treffen, wie die Ehe, Kinder und Vormundschaften. Daher darf er auch die Mitgift vorweg fordern, weil er nach des Vaters Tode die Last der Ehe tragen muss; und so hat es auch unserm Scävola geschienen.

Dig. 12,6,10Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. In diem de­bi­tor ad­eo de­bi­tor est, ut an­te diem so­lu­tum re­pe­te­re non pos­sit.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Ein Schuldner auf einen Termin11Dass hier von einem in jeder Hinsicht gewissen Anfangstermin die Rede ist, ergibt sich schon aus der Vergleichung mit L. 16. §. 1. h. t. S. Mühlenbruch Doctr. Pand. §. 120. ist so sehr Schuldner, dass er das vor dem Termin Gezahlte nicht zurückfordern kann.

Dig. 12,6,12Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Si fun­di mei usum fruc­tum ti­bi de­de­ro fal­so ex­is­ti­mans me eum ti­bi de­be­re et an­te­quam re­pe­tam de­ces­se­rim, con­dic­tio eius ad he­redem quo­que meum trans­ibit.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Wenn ich dir den Niessbrauch an meinem Grundstück gegeben haben werde, indem ich fälschlich glaubte, dass ich ihn dir schuldete, und ich verstorben sein sollte, ehe ich ihn zurückfordere, so wird die Condiction desselben auch auf meinen Erben übergehen.

Dig. 17,1,17Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Si man­da­ve­ro ti­bi, ut a Ti­tio de­cem ex­ige­res, et an­te ex­ac­ta ea man­da­ti te­cum ege­ro, si an­te rem iu­di­ca­tam ex­ege­ris, con­dem­nan­dum te es­se con­stat.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Wenn ich dir aufgetragen habe, vom Titius Zehn zu erheben, und schon vor deren Erhebung dich aus dem Auftrage verklage, so ist ausgemacht, dass du [dennoch] zu verurtheilen sein wirst, sobald du sie vor rechtskräftiger Entscheidung der Sache erhebst.

Dig. 23,3,11Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Sa­ne et de­te­rio­rem fac­tam red­de­re pot­erit.

Paul. lib. VII. ad Sabin. freilich wird er auch eine schlechter gewordene22Nämlich ohne seine Schuld. zurückgeben können.

Dig. 23,3,17Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. In re­bus do­ta­li­bus vi­rum prae­sta­re opor­tet tam do­lum quam cul­pam, quia cau­sa sua do­tem ac­ci­pit: sed et­iam di­li­gen­tiam prae­sta­bit, quam in suis re­bus ex­hi­bet. 1Si re aes­ti­ma­ta da­ta nup­tiae se­cu­tae non sint, vi­den­dum est, quid re­pe­ti de­beat, utrum res an aes­ti­ma­tio. sed id agi vi­de­tur, ut ita de­mum aes­ti­ma­tio ra­ta sit, si nup­tiae se­quan­tur, quia nec alia cau­sa con­tra­hen­di fue­rit, res igi­tur re­pe­ti de­beat, non pre­tium.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Bei den Sachen, welche zum Heirathsgut gehören, muss der Mann sowohl für böse Absicht, als für Verschulden stehen, weil er das Heirathsgut um seinetwillen erhält, aber er wird auch für die Beflissenheit stehen, welche er in seinen eigenen Angelegenheiten anwendet. 1Wenn eine geschätzte Sache [zum Heirathsgut] gegeben worden, und die Ehe nicht erfolgt sein sollte, so ist zu untersuchen, was zurückgefordert werden müsse, ob die Sache, oder der durch Schätzung bestimmte Werth. Aber es scheint, als ob das beabsichtigt werde, dass die Schätzung nur dann gültig sein solle, wenn die Ehe erfolge, weil kein anderer Grund zum Contrahiren vorhanden gewesen ist; es muss daher die Sache zurückgefordert werden, nicht der Werth.

Dig. 23,3,20Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Iu­lia­nus scri­bit va­le­re ta­lem sti­pu­la­tio­nem: ‘cum mo­rie­ris, do­tis no­mi­ne tot da­ri?’ quia et pa­cis­ci so­leant, ne a vi­va ex­hi­bea­tur. quod non es­se si­mi­le ac­ce­pi: aliud est enim dif­fer­re ex­ac­tio­nem, aliud ab in­itio in id tem­pus sti­pu­la­ri, quo ma­tri­mo­nium fu­tu­rum non sit. id­que et Aris­to­ni et Ne­ra­tio et Pom­po­nio pla­cet.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Julianus schreibt, es gelte eine Stipulation der Art: wenn du33Die Frau, welche hier auf die Zeit nach ihrem Tod dem Manne ein Heirathsgut verspricht. gestorben sein wirst, so soll als Heirathsgut so und soviel gegeben werden, weil man auch zu pacisciren pflege, dass das Heirathsgut nicht bei Lebzeiten [der Frau] eingefordert werden solle; das aber halte ich nicht für gleich; denn es ist etwas Anderes die Einforderung aufschieben, als von Anfang an auf die Zeit stipuliren, zu welcher die Ehe nicht vorhanden sein wird und das nimmt auch Aristo und Neratius und Pomponius an.

Dig. 23,3,22Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Et li­cet post­ea ei­dem nup­se­rit, non con­va­les­cit sti­pu­la­tio.

Paul. lib. VII. ad Sabin. und wenn gleich sie nachher denselben geheirathet haben wird, so lebt die Stipulation [doch] nicht wieder auf.

Dig. 23,3,25Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Si ei nup­tu­ra mu­lier, qui Sti­chum de­be­bat, ita cum eo pac­ta est: ‘pro Sti­cho, quem mi­hi de­bes, de­cem ti­bi do­ti erunt’, se­cun­dum id quod pla­cuit rem pro re sol­vi pos­se et li­be­ra­tio con­tin­git et de­cem in do­tem erunt, quia et per­mu­ta­tio do­tium con­ven­tio­ne fie­ri pot­est.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Wenn eine Frau, welche den, welcher [ihr] den Stichus schuldete, heirathen will, mit demselben so paciscirt hat: für den Stichus, welchen du mir schuldest, wirst du Zehn zum Heirathsgut haben, so tritt dem gemäss, was man angenommen hat, dass [nämlich] Sache für Sache geleistet werden könne, sowohl Befreiung ein, als werden auch Zehn Gegenstand des Heirathsguts sein, weil auch eine Verwandlung des Heirathsguts durch Uebereinkunft geschehen kann.

Dig. 23,3,28Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Post nup­tias pa­ter non pot­est de­te­rio­rem cau­sam fi­liae fa­ce­re, quia nec red­di ei dos in­vi­ta fi­lia pot­est.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Nach der Ehe44D. h. nach Auflösung der Ehe. S. Schol. Basil. ad XIX. 1. 24. not. r. p. 570. sq. kann der Vater die Lage der Tochter nicht verschlechtern, weil ihm auch das Heirathsgut wider Willen der Tochter nicht zurückgegeben werden kann.

Dig. 23,3,30Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Do­tem, quae in prius ma­tri­mo­nium da­ta est, non ali­ter con­ver­ti in pos­te­rius ma­tri­mo­nium di­cen­dum est, quam cum hoc agi­tur: dum hoc agi sem­per in­ter­pre­te­mur, ni­si pro­be­tur aliud con­ve­nis­se.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Man muss sagen, dass eine Mitgift, welche für die frühere Ehe gegeben worden ist, nicht anders in die spätere Ehe55Es wird hier der Fall vorausgesetzt, wo die Ehe zwischen denselben Personen erneuert wird. S. die folgende Stelle und Schol. Basil. XXIX. 1. 26. not. a. Tom. IV. p. 573. verwendet werde, als wenn dies beabsichtigt wird, indem wir annehmen, dass dies immer beabsichtigt werde, wenn nicht bewiesen wird, dass man über etwas Anderes übereingekommen sei.

Dig. 23,4,5Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Il­lud con­ve­ni­re non pot­est, ne de mo­ri­bus aga­tur vel plus vel mi­nus ex­iga­tur, ne pu­bli­ca co­er­ci­tio pri­va­ta pac­tio­ne tol­la­tur. 1Ac ne il­la qui­dem pac­ta ser­van­da sunt, ne ob res do­na­tas vel amo­tas age­re­tur, quia al­te­ro pac­to ad fu­ran­dum mu­lie­res in­vi­tan­tur, al­te­ro ius ci­vi­le im­pug­na­tur. 2Et si con­ve­ne­rit, ne ob im­pen­sas ne­ces­sa­rias age­re­tur, pac­tum non est ser­van­dum, quia ta­les im­pen­sae do­tem ip­so iu­re mi­nuunt.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Darüber darf man nicht übereinkommen, dass nicht wegen der Sitten geklagt, oder dass [nicht] entweder mehr oder weniger gefordert werden solle66Diese Worte sind auf das vor Justinian bestandene Institut der actio oder des judicium de moribus zu beziehen. Hatte nämlich der Mann oder die Frau sich Vergehen zu Schulden kommen lassen, so konnte der unschuldige Theil auf Scheidung dringen und den schuldigen trafen gewisse Vermögensnachtheile. Nach unserer Stelle soll nun die Uebereinkunft, dass der eine Gatte die schlechten Sitten des Anderen nicht rügen wolle, ebenso wenig gelten, wie das Pactum, dass jene Vermögensnachtheile vermindert oder erhöht werden sollen. Das letztere wird aber von Manchen (z. B. Wächter a. a. O. S. 171.) bezweifelt. S. dagegen v. Glück a. a. O. S. 347 ff., damit nicht die öffentliche Strafe durch Privatverabredung aufgehoben werde. 1Und nicht einmal die Pacta sind zu halten, dass nicht wegen geschenkter, oder entwendeter Sachen geklagt werden solle, weil durch das eine Pactum die Frauen zum Stehlen aufgefordert werden, durch das andere gegen das bürgerliche Recht77Welches Schenkungen unter Ehegatten verbietet. S. L. 1. 2. D. de donat. int. v. et. ux. 24. 1. verstossen wird. 2Und wenn man übereingekommen sein wird, dass nicht wegen der nothwendigen Kosten geklagt werden sollte, so ist das Pactum nicht zu halten, weil solche Kosten das Heirathsgut von Rechts wegen vermindern.

Dig. 23,4,8Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Quo­tiens pa­tre fu­ren­te vel ab hos­ti­bus cap­to fi­lius fa­mi­lias du­cit uxo­rem fi­lia­que fa­mi­lias nu­bit, ne­ces­sa­rio et­iam pac­to cum ip­sis dum­ta­xat do­tis no­mi­ne fie­ri pot­erit.

Paul. lib. VII. ad Sabin. So oft ein Haussohn, während [sein] Vater rasend oder von den Feinden gefangen ist, eine Frau nimmt, oder eine Haustochter [unter solchen Umständen] sich verheirathet, wird nothwendiger Weise auch nur mit ihnen eine Verabredung wegen des Heirathsguts getroffen werden können.

Dig. 24,1,2Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. ne ces­set eis stu­dium li­be­ros po­tius edu­cen­di. Sex­tus Cae­ci­lius et il­lam cau­sam ad­icie­bat, quia sae­pe fu­tu­rum es­set, ut dis­cu­te­ren­tur ma­tri­mo­nia, si non do­na­ret is qui pos­set, at­que ea ra­tio­ne even­tu­rum, ut ve­na­li­cia es­sent ma­tri­mo­nia.

Paul. lib. VII. ad Sabin. und damit in ihnen der Eifer, lieber ihre Kinder zu erziehen, nicht aufhören möge88Nec cesset is studium etc. statt nec esset rel. Jener Lesart, welche freilich eine ungewöhnliche Redensart enthält, hat Kämmerer l. l. p. 107. not. 17. den Vorzug gegeben, und es spricht für dieselbe der Zusammenhang der Stelle, welcher ein negirendes Zeitwort verlangt, sowie der Scholiast zu d. Basil. l. l., auch steht in der Florent. Hdsch. ne cesset.. Sextus Cäcilius fügte auch jenen Grund hinzu, weil es oft geschehen würde, dass die Ehen getrennt würden, wenn der [Ehegatte], welcher es vermöchte, nichts schenkte, und [weil] es auf diese Weise dahin kommen würde, dass die Ehen feil wären.

Dig. 24,1,12Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. quae ta­men sub ip­so di­vor­tii tem­po­re, non quae ex co­gi­ta­tio­ne quan­do­que fu­tu­ri di­vor­tii fiant:

Paul. lib. VII. ad Sabin. jedoch nur eine solche, welche gerade zur Zeit der Ehescheidung, nicht eine solche, welche mit dem Gedanken an eine etwa künftige Eheschedung gemacht sei;

Dig. 24,1,24Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Si in­ter ex­tra­neos fac­ta sit do­na­tio et an­te­quam per tem­pus le­gi­ti­mum do­mi­nium fue­rit ad­quisi­tum, co­ie­rint, vel con­tra si in­ter vi­rum et uxo­rem fac­ta sit do­na­tio et an­te im­ple­tum tem­pus su­pra­dic­tum so­lu­tum sit ma­tri­mo­nium, ni­hi­lo mi­nus pro­ce­de­re tem­po­ris suf­fra­gium con­stat, quia al­te­ro mo­do si­ne vi­tio tra­di­ta est pos­ses­sio, al­te­ro quod fue­rit vi­tium, amo­tum sit.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Wenn zwischen nicht mit einander verheiratheten Personen (inter extraneos) eine Schenkung Statt gefunden haben sollte, und sie, ehe durch den Ablauf der gesetzlichen Zeit das Eigenthum erworben gewesen ist, sich verbunden haben sollten, oder umgekehrt, wenn zwischen einem Mann und [seiner] Ehefrau eine Schenkung Statt gefunden haben und vor Erfüllung der oben erwähnten Zeit die Ehe aufgelöst sein sollte, so kommt der Vortheil der Zeit99Temporis suffragium, d. h. die Ersitzung, die in dem ersten Fall bei der Eingehung, in dem zweiten der Trennung der Ehe noch nicht vollendet war. bekanntlich [dem beschenkten Ehegatten] nichts desto weniger zu Statten, weil in dem einen Fall der Besitz ohne Fehler1010Denn als die Schenkung gemacht wurde, waren si noch nicht verheirathet, also die Schenkung noch nicht verboten. übergeben worden ist, in dem anderen der Fehler, welcher vorhanden gewesen ist, entfernt worden ist.

Dig. 24,1,26Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Si eum, qui mi­hi ven­di­de­rit, ius­se­rim eam rem uxo­ri meae do­na­tio­nis cau­sa da­re et is pos­ses­sio­nem ius­su meo tra­di­de­rit, li­be­ra­tus erit, quia, li­cet il­la iu­re ci­vi­li pos­si­de­re non in­tel­le­ga­tur, cer­te ta­men ven­di­tor ni­hil ha­bet quod tra­dat. 1Ex qui­bus cau­sis in­ter vi­rum et uxo­rem con­ces­sae sunt do­na­tio­nes, ex is­dem et in­ter so­ce­rum et ge­ne­rum nu­rum­ve con­ces­sas Ne­ra­tius ait. er­go so­cer ge­ne­ro mor­tis vel di­vor­tii cau­sa do­na­bit, sed et ge­ner so­ce­ro mor­tis suae vel di­vor­tii cau­sa.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Wenn ich dem, welcher mir eine Sache verkauft hat, aufgegeben haben sollte, sie meiner Ehefrau als Schenkung zu übergeben, und derselbe den Besitz in meinem Namen übergeben haben sollte, so wird er von seiner Verbindlichkeit befreit sein, weil der Verkäufer, wenngleich man annimmt, dass jene nach dem bürgerlichen Rechte nicht besitze1111D. h. wenngleich die Frau die geschenkte Sache nicht so besitzt, dass sie dieselbe usucapiren kann, obwohl sie das Recht zu den Interdicten hat. S. v. Savigny R. d. Bes. S. 52—56., doch sicher Nichts hat, was er [mir] übergeben könnte. 1Nerva sagt, dass aus denselben Gründen, aus welchen Schenkungen zwischen einem Manne und [seiner] Ehefrau nicht gestattet sind, sie auch nicht zwischen dem Schwiegervater und [seinem] Schwiegersohn oder [seiner] Schwiegertochter gestattet seien; also wird ein Schwiegervater [seinem] Schwiegersohn auf den Fall des Todes oder der Scheidung schenken [können], aber auch ein Schwiegersohn [seinem] Schwiegervater auf den Fall seines Todes oder der Scheidung.

Dig. 24,1,28Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Si id quod do­na­tum sit per­ie­rit vel con­sump­tum sit, eius qui de­dit est de­tri­men­tum, me­ri­to, quia ma­net res eius qui de­dit suam­que rem per­dit. 1Si quid in pue­ros ex an­cil­lis do­ta­li­bus na­tos ma­ri­tus in­pen­de­rit aut in doc­tri­nam aut ali­men­ta, non ser­va­tur ma­ri­to, quia ip­se mi­nis­te­riis eo­rum uti­tur: sed il­lud ser­va­tur quod nu­tri­ci da­tum est ad edu­cen­dum, quia pro ca­pi­te quid de­dis­set, quem­ad­mo­dum si a prae­do­ni­bus red­emis­set ser­vos do­ta­les. 2Si quas ser­vi ope­ras vi­ri uxo­ri prae­sti­te­rint vel con­tra, ma­gis pla­cuit, nul­lam ha­ben­dam ea­rum ra­tio­nem: et sa­ne non ama­re nec tam­quam in­ter in­fes­tos ius pro­hi­bi­tae do­na­tio­nis trac­tan­dum est, sed ut in­ter con­iunc­tos ma­xi­mo af­fec­tu et so­lam in­opiam ti­men­tes. 3Si ex de­cem do­na­tis si­bi mu­lier ser­vum eme­rit et is quin­que sit quin­que pe­ten­da es­se apud Plau­tium pla­cuit, quem­ad­mo­dum, si mor­tuus est, ni­hil pe­te­re­tur: si ve­ro quin­de­cim dig­nus sit, non plus quam de­cem pot­est pe­ti, quon­iam ea­te­nus do­na­tor pau­pe­rior fac­tus es­set. 4Quod si ex de­cem duos ser­vos eme­rit et eo­rum al­ter mor­tuus sit, al­ter de­cem dig­nus sit, so­let quae­ri. et ple­ri­que et Pom­po­nius in­ter­es­se pu­tant, utrum uno pre­tio ven­ie­rint an di­ver­sis: si uno, to­ta de­cem pe­ten­da, quem­ad­mo­dum si una res emp­ta de­te­rior fac­ta est, vel grex vel car­ru­cha et ali­qua pars in­de per­is­set: si di­ver­sis, hoc so­lum pe­ten­dum, quan­ti sit emp­tus qui su­per­est. 5Iu­lia­num pu­tas­se Pom­po­nius re­fert, si quid per eum ser­vum, quem ex num­mis a ma­ri­to do­na­tis mu­lier ad­quisis­set (for­te le­ga­tum, he­redi­ta­tem) aut par­tus edi­tus es­set, eo quo­que no­mi­ne pe­ti­tio­nem fa­cien­dam es­se. 6Il­lud con­stat, si an­te­quam a vi­ro an­nuum ac­ci­pe­ret, mu­lier ip­sa de suo aut et­iam mu­tua­ta im­pen­de­rit, vi­de­ri tan­tum iam ex an­nuo con­sump­tum. 7Il­lud rec­te dic­tum Cel­sus ait: si do­tis usu­ras an­nuas uxor sti­pu­la­ta sit, li­cet ei non de­bean­tur, quia ta­men qua­si de an­nuo con­ve­ne­rit, pe­ti qui­dem do­tis iu­di­cio non pos­sunt, com­pen­sa­ri au­tem pos­sunt: idem er­go di­ce­mus in qua­li­bet pac­tio­ne an­nui no­mi­ne fac­ta.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Wenn das, was geschenkt worden ist, zu Grunde gegangen, oder verbraucht sein sollte, so ist es der Schade desjenigen, welcher es gegeben hat; mit Recht, weil die Sache Eigenthum dessen bleibt, welcher [sie] gegeben hat, und er [also] seine Sache verliert. 1Wenn ein Ehemann Etwas auf die von Sclavinnen, welche zum Heirathsgut gehören, geborenen Knaben verwendet haben wird, entweder für den Unterricht, oder für den Unterhalt, so wird dies dem Ehemann nicht erhalten1212D. h. es wird ihm nicht ersetzt., weil er sich der Dienste derselben bedient; aber das wird [ihm] erhalten, was [von ihm] der Amme zum Erziehen [der Knaben] gegeben worden ist, weil er [in diesem Falle] Etwas für das Leben [derselben] gegeben hatte, auf dieselbe Weise, wie wenn er die zum Heirathsgut gehörigen Sclaven von den Räubern eingelöst hätte. 2Man hat mehr angenommen, dass wenn die Sclaven des Mannes der Ehefrau, oder umgekehrt, Dienste geleistet haben sollten, auf dieselben keine Rücksicht zu nehmen sei. Und es ist in der That das Recht der verbotenen Schenkung nicht [so] streng und gleich als ob es unter feindseligen [Personen gelte], zu nehmen, sondern als unter solchen [geltend], welche durch die grösste Zuneigung verbunden sind, und blos den Mangel fürchten. 3Man hat beim Plautius angenommen, dass, wenn eine Frau sich mit Zehn, welche [ihr von ihrem Manne] geschenkt waren, einen Sclaven gekauft habe, und derselbe Fünf werth sei, Fünf zu fordern seien, ebenso, wie Nichts gefordert werden würde, wenn er gestorben wäre; wenn er aber Funfzehn werth sein sollte, so kann nicht mehr als Zehn gefordert werden, weil der Schenker insoweit ärmer geworden war. 4Wenn sie aber mit den Zehn zwei Sclaven gekauft und der eine von ihnen gestorben, der andere Zehn werth sein sollte, so pflegt man zu zweifeln [, wie es zu halten sei]. Die Meisten, auch Pomponius, glauben, dass es einen Unterschied mache, ob sie für einen Preis, oder für verschiedene gekauft seien; wenn für einen, so seien die ganzen Zehn zu fordern, ebenso wie, wenn eine einzige gekaufte Sache schlechter geworden wäre, sei es eine Heerde, oder ein Reisewagen, und irgend ein Theil davon zu Grunde gegangen wäre; wenn [sie] für verschiedene [Preise gekauft seien], so sei nur das zu fordern, für wieviel der, welcher übrig ist, gekauft worden sei. 5Pompionius berichtet, dass Julianus geglaubt habe, dass, wenn eine Frau durch den Sclaven, welchen sie mit den von [ihrem] Ehemanne geschenkten Geldern [gekauft hatte], Etwas erworben hätte, etwa ein Legat, eine Erbschaft, oder [wenn von einer so gekauften Sclavin] ein Kind geboren wäre, die Forderung auch deswegen anzustellen sei. 6Das ist bekannt, dass wenn die Frau, ehe sie von [ihrem] Manne ein Jahrgeld erhielt, selbst Etwas von dem Ihrigen, oder auch Geborgtes anfgewendet hat, soviel schon aus dem Jahrgeld verbraucht zu sein scheint. 7Celsus sagt, dass das richtig behauptet worden sei, dass wenn eine Ehefrau jährliche Zinsen von dem Heirathsgut stipulirt habe, dieselben, wenngleich sie ihr nicht geschuldet würden, doch, weil man gleichsam über ein Jahrgeld übereingekommen sei, zwar nicht mit der Heirathsgutsklage gefordert, aber aufgerechnet werden können; dasselbe werden wir also bei einem jeden wegen eines Jahrgeldes geschlossenen Vertrag sagen.

Dig. 24,3,3Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Non so­lum au­tem in ex­igen­da, sed et­iam in sol­ven­da do­te, quae com­mu­nis est pa­tris et fi­liae, utrius­que vo­lun­tas ex­qui­ri­tur nec al­ter al­te­rius de­te­rio­rem con­di­cio­nem fa­ce­re pot­est. sed si pe­cu­nia ad pa­trem per­ve­nit, quam fi­lia ac­ce­pit, ac­tio de do­te utris­que tol­le­tur.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Nicht aber blos bei der Forderung, sondern auch bei der Zahlung eines Heirathsguts, welches dem Vater und der Tochter gemeinschaftlich gehört, wird nach dem Willen Beider gefragt; und es kann der Eine die Lage des Andern nicht verschlimmern. Aber wenn das Geld, welches die Tochter erhalten hat, an den Vater gekommen ist, so wird die Klage Beiden genommen werden.

Dig. 24,3,6Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Si an­te nup­tias fun­dus tra­di­tus est, ex die nup­tia­rum ad eun­dem diem se­quen­tis an­ni com­pu­tan­dus an­nus est: idem in ce­te­ris an­nis ser­va­tur, do­nec di­vor­tium fiat. nam si an­te nup­tias tra­di­tus sit et fruc­tus in­de per­cep­ti, hi re­sti­tuen­di sunt quan­do­que di­vor­tio fac­to qua­si do­tis fac­ti.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Wenn das Grundstück vor [Eingehung] der Ehe übergeben worden ist, so ist das Jahr vom Tage [der Eingehung] der Ehe bis zu demselben Tage des folgenden Jahres zu berechnen. Dasselbe wird bei den übrigen Jahren beobachtet, bis die Scheidung erfolgt; denn wenn das Grundstück vor [Eingehung] der Ehe übergeben worden ist, und Früchte daraus gezogen sind, so sind diese einst, wenn eine Scheidung erfolgt ist, auszuantworten, gleich als ob sie Gegenstand des Heirathsguts geworden wären.

Dig. 24,3,8Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Si fun­dus in do­tem da­tus sit, in quo la­pis cae­di­tur, la­pi­di­ci­na­rum com­mo­dum ad ma­ri­tum per­ti­ne­re con­stat, quia pa­lam sit eo ani­mo de­dis­se mu­lie­rem fun­dum, ut is­te fruc­tus ad ma­ri­tum per­ti­neat, ni­si si con­tra­riam vo­lun­ta­tem in do­te dan­da de­cla­ra­ve­rit mu­lier. 1Quod in se­men­tem ero­ga­tur, si non re­spon­de­rint mes­ses, ex vin­de­mia de­du­ce­tur, quia to­tius an­ni unus fruc­tus est.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Es ist bekannt, dass, wenn ein Grundstück zum Heirathsgut gegeben worden ist, auf welchem ein Stein gebrochen wird, der Vortheil aus den Steinbrüchen dem Ehemanne gehöre, weil es offenbar ist, dass die Frau das Grundstück in der Absicht gegeben habe, damit jene Frucht dem Ehemanne gehöre, wenn nicht die Frau bei dem Geben des Heirathsguts einen entgegengesetzten Willen erklärt haben sollte. 1Das, was für die Saat ausgegeben wird, wird dann, wenn die Kornernten nichts eingetragen haben werden, von [dem Ertrag] der Weinlese abgezogen werden, weil es im ganzen Jahre nur eine einzige Frucht gibt.

Dig. 24,3,13Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. quia ta­le be­ne­fi­cium per­so­na­le est et cum per­so­na ex­stin­gui­tur.

Paul. lib. VII. ad Sabin. weil eine solche Wohlthat persönlich ist, und mit der Person erlöscht.

Dig. 24,3,15Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Rei iu­di­ca­tae tem­pus spec­ta­tur, qua­te­nus ma­ri­tus fa­ce­re pot­est. 1He­redi ma­ri­ti, li­cet in so­li­dum con­dem­ne­tur, com­pen­sa­tio­nes ta­men, quae ad pe­cu­nia­riam cau­sam re­spi­ciunt, prod­erunt, ut hoc mi­nus sit ob­li­ga­tus, vel­uti ob res do­na­tas et amo­tas et im­pen­sas: mo­rum ve­ro co­er­ci­tio­nem non ha­bet. 2So­ce­ro quo­que, cum quo nu­rus de do­te agit, idem ho­nor ha­be­tur, ut in id dam­ne­tur quod fa­ce­re pot­est,

Paul. lib. VII. ad Sabin. Es wird auf die Zeit der entschiedenen Sache gesehen, [wenn gefragt wird,] in wie weit der Ehemann [das Heirathsgut] leisten kann. 1Dem Erben des Ehemannes werden, wenn er gleich aufs Ganze verurtheilt wird, doch die Aufrechnungen, welche sich auf eine Geldangelegenheit beziehen, nützen, so dass er um soviel weniger verbindlich ist, z. B. wegen geschenkter, und wegen entwendeter Sachen, und wegen der Kosten; die Bestrafung der Sitten [der Frau] hat er aber nicht1313Dies bezieht sich auf die Abzüge, welche der Mann nach dem älteren Recht wegen der schlechten Sitten der Frau, welche Veranlassung zur Scheidung gegeben hatten, von dem Heirathsgut machen konnte. S. L. 5. D. de pact. dot. 23. 4. Ebenso beziehet sich das Vorhergesagte auf die Abzüge des älteren Rechts. Wegen dieser konnte auch der Erbe klagen, wegen jener aber, weil sie auf Strafe abzweckten, nicht. Justinian hat dies Alles aufgehoben in der L. un. §. 5. C. de rei ux. act. 5. 13.. 2Auch dem Schwiegervater, gegen die Schwiegertochter, die wegen des Heirathsguts klagt, wird derselbe Vorzug ertheilt1414Idem honor habetur. S. Brisson. v. honor., so dass er auf soviel verurtheilt wird, als er leisten kann,

Dig. 24,3,17Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Ex di­ver­so si so­cer ex pro­mis­sio­ne a ma­ri­to con­ve­nia­tur, so­let quae­ri, an idem ei ho­nor ha­ben­dus sit: Ne­ra­tius li­bris mem­bra­na­rum et Pro­cu­lus scri­bunt hoc ius­tum es­se. 1Item si mu­lier ex pro­mis­sio­ne con­ve­nia­tur, ma­gis pla­cuit de­fen­den­dam eam per ex­cep­tio­nem: idem et Pro­cu­lus ait: sic­uti cum so­cia fuit, da­bi­tur ei ex­cep­tio, quam­vis iu­re ci­vi­li sit ob­li­ga­ta. 2Si in iu­di­cio do­tis iu­dex igno­ran­tia iu­ris lap­sus con­dem­na­ve­rit ma­ri­tum in so­li­dum, Ne­ra­tius Sa­b­inus do­li ex­cep­tio­ne eum uti opor­te­re aiunt ea­que tu­tum fo­re.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Auf der anderen Seite, wenn der Schwiegervater vom Ehemanne aus dem Versprechen [des Heirathsguts] belangt wird, pflegt man zu fragen, ob demselben derselbe Vorzug zu ertheilen sei. Neratius in den Büchern der Membranae, und Proculus schreiben, dass dies gerecht sei. 1Ingleichen hat man es mehr angenommen, dass, wenn die Frau aus dem Versprechen [des Heirathsguts] belangt werde, sie durch die Einrede1515Dass sie nur soviel zu leisten brauche, als ihr Vermögen beträgt (quantum facere potest). zu vertheidigen sei. Dasselbe sagt auch Proculus; sowie ihr, wenn sie Gesellschafterin gewesen ist, die Einrede gegeben werden wird, obwohl sie nach dem bürgerlichen Recht verbindlich ist. 2Neratius [und] Sabinus sagen, dass, wenn der Richter bei der Heirathsgutsklage aus Rechtsunwissenheit den Ehemann aufs Ganze verurtheilt habe, der [letztere] sich der Einrede der bösen Absicht bedienen müsse und durch dieselbe sicher sein werde.

Dig. 24,3,20Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Quam­vis mu­lier non in hoc ac­ci­piat con­stan­te ma­tri­mo­nio do­tem, ut aes alie­num sol­vat aut prae­dia ido­nea emat, sed ut li­be­ris ex alio vi­ro egen­ti­bus aut fra­tri­bus aut pa­ren­ti­bus con­su­le­ret vel ut eos ex hos­ti­bus red­ime­ret, quia ius­ta et ho­nes­ta cau­sa est, non vi­de­tur ma­le ac­ci­pe­re et id­eo rec­te ei sol­vi­tur: id­que et in fi­lia fa­mi­lias ob­ser­va­tur.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Wenn auch die Frau, während die Ehe besteht, das Heirathsgut nicht gerade dazu erhält, um Schulden zu bezahlen, oder um taugliche1616In der L. 73. §. 1. D. cit. ist praedium idoneum nach Hasse’s Meinung durch: ein Sicherheit gewährendes Grundstück übersetzt worden. Es ist aber wohl passender mit v. Glück a. a. O. S. 254 ff. ein solches Grundstück zu verstehen, welches tauglich ist, die Lasten der Ehe zu erleichtern. Grundstücke zu kaufen, sondern um für ihre dürftigen Kinder von einem anderen Manne, oder für ihre Brüder, oder für ihre Eltern zu sorgen, oder um diese [Personen] von den Feinden loszukaufen, so scheint sie dasselbe, weil ein gerechter und anständiger Grund vorhanden ist, nicht mit Unrecht zu erhalten; und darum wird es ihr mit Recht gezahlt, und das wird auch bei einer Haustochter beobachtet1717Diese Stelle ist mit der ihr genau entsprechenden, ebenfalls von Paulus herrührenden L. 73. §. 1. D. de jure dot. 23. 3. zu vergleichen. S. über beide Stellen Hasse in der Zeitsch. f. gesch. Rechtsw. Bd. 5. S. 311 ff. u. v. Glück a. a. O. XXVII. S. 246..

Dig. 25,1,2Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. vel in va­le­tu­di­nem ser­vo­rum im­pen­de­rit,

Paul. lib. VII. ad Sabin. oder Etwas für die Krankheit der Sclaven verwendet haben wird.

Dig. 25,1,6Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. vel­uti si no­vel­le­tum in fun­do fac­tum sit, aut si in do­mo pis­tri­num aut ta­ber­nam ad­ie­ce­rit, si ser­vos ar­tes do­cue­rit.

Paul. lib. VII. ad Sabin. z. B. wenn ein mit jungen Weinstöcken bepflanzter Weinberg auf dem Grundstück angelegt sein, oder wenn [der Ehemann] in dem Hause eine Getreidemühle, oder einen Laden errichtet, wenn er den Sclaven Künste gelehrt haben sollte.

Dig. 25,1,8Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Uti­lium no­mi­ne ita fa­cien­dam de­duc­tio­nem qui­dam di­cunt, si vo­lun­ta­te mu­lie­ris fac­tae sint: in­iquum enim es­se com­pel­li mu­lie­rem rem ven­de­re, ut im­pen­sas in eam fac­tas sol­ve­ret, si ali­un­de sol­ve­re non pot­est: quod sum­mam ha­bet ae­qui­ta­tis ra­tio­nem.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Einige sagen, dass ein Abzug wegen der nützlichen [Verwendungen] dann zu machen sei, wenn sie mit dem Willen der Frau gemacht seien; denn es sei unbillig, wenn die Frau angetrieben werde, eine Sache zu verkaufen, um die auf sie gemachten Verwendungen zu bezahlen, wenn sie sie anders woher nicht bezahlen kann; und das hat den höchsten Grund der Billigkeit [für sich].

Dig. 25,1,12Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Om­ni­no et in ae­di­fi­can­dis ae­di­bus et in re­po­nen­dis pro­pa­gan­dis­que vi­neis et in va­le­tu­di­ne man­ci­pio­rum mo­di­cas im­pen­sas non de­bet ar­bi­ter cu­ra­re: alio­quin neg­otio­rum ges­to­rum po­tius quam de do­te iu­di­cium vi­de­bi­tur.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Ueberhaupt darf der nach seinem Ermessen entscheidende Richter bei dem Erbauen eines Hauses, bei dem Wiederbesetzen und Wiederbepflanzen der Weinberge, und bei der Krankheit der Sclaven unbedeutende Verwendungen nicht beachten, sonst wird vielmehr die Geschäftsführung[sklage], als die Klage wegen des Heirathsguts [Statt zu finden] scheinen.

Dig. 25,2,1Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Re­rum amo­ta­rum iu­di­cium sin­gu­la­re in­tro­duc­tum est ad­ver­sus eam quae uxor fuit, quia non pla­cuit cum ea fur­ti age­re pos­se: qui­bus­dam ex­is­ti­man­ti­bus ne qui­dem fur­tum eam fa­ce­re, ut Ner­va Cas­sio, quia so­cie­tas vi­tae quo­dam­mo­do do­mi­nam eam fa­ce­ret: aliis, ut Sa­b­ino et Pro­cu­lo, fur­to qui­dem eam fa­ce­re, sic­ut fi­lia pa­tri fa­ciat, sed fur­ti non es­se ac­tio­nem con­sti­tu­to iu­re, in qua sen­ten­tia et Iu­lia­nus rec­tis­si­me est:

Paul. lib. VII. ad Sabin. Es ist eine besondere Klage wegen entwendeter Sachen eingeführt worden gegen diejenige, welche Ehefrau gewesen ist, weil man es nicht für gut befunden hat, dass gegen dieselbe mit der Diebstahl[sklage] geklagt werden könne, indem Einige meinten, dass sie nicht einmal einen Diebstahl begehen könne, wie Nerva, [und] Cassius, weil sie die Genossenschaft des Lebens [die Ehefrau] gewissermaassen zur Eigenthümerin machte, Andere, wie Sabinus und Proculus, dass sie zwar einen Diebstahl begehe, wie die Tochter den Vater bestehlen könne, dass aber nach dem bestehenden1818Constituto jure, Einige erklären dies von dem Gesetz des Romulus über die Wirkung der in manum conventio, Andere von dem Recht, welches hier eine Ausnahme von der Regel festgesetzt habe (jus singulare). S. v. Glück a. a. O. S. 46 f. Recht die Diebstahlsklage nicht Statt finde; und dieser Meinung ist auch Julianus ganz mit Rechte zugethan;

Dig. 25,2,3Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. et id­eo, si post di­vor­tium eas­dem res con­trec­tat, et­iam fur­ti te­ne­bi­tur. 1Item si ser­vus eius fur­tum fe­ce­rit, fur­ti cum ea age­re pos­su­mus. 2Sed et cum uxo­re fur­ti age­re pos­si­bi­le est, si ei cui he­redes si­mus fur­tum fe­cit, vel no­bis an­te­quam nu­be­ret: ta­men prop­ter re­ve­ren­tiam per­so­na­rum in utro­que ca­su fur­ti­vam tan­tum con­dic­tio­nem com­pe­te­re, non et­iam fur­ti ac­tio­nem di­ci­mus. 3Item ve­rum est quod Ofi­lius ait et­iam eas res, quas di­vor­tii tem­po­re mu­lier com­ede­rit ven­di­de­rit do­na­ve­rit qua­li­bet ra­tio­ne con­sump­se­rit, re­rum amo­ta­rum iu­di­cio con­ti­ne­ri. 4Si fi­lia fa­mi­lias res amo­ve­rit, Me­la Ful­ci­nius aiunt de pe­cu­lio dan­dam ac­tio­nem, quia dis­pli­cuit eam fur­ti ob­li­ga­ri: vel in ip­sam ob res amo­tas da­ri ac­tio­nem. sed si pa­ter ad­iunc­ta fi­lia de do­te agat, non ali­ter ei dan­dam ac­tio­nem, quam si fi­liam re­rum amo­ta­rum iu­di­cio in so­li­dum et cum sa­tis­da­tio­ne de­fen­dat. sed mor­tua fi­lia in pa­trem re­rum amo­ta­rum ac­tio­nem da­ri non opor­te­re Pro­cu­lus ait, ni­si qua­te­nus ex ea re pa­ter lo­cu­ple­tior sit

Paul. lib. VII. ad Sabin. und darum wird sie, wenn sie nach der Scheidung eben solche1919D. h. dem Manne gehörige. Sachen wegnimmt, auch auf die Diebstahlsklage gehalten sein. 1Desgleichen können wir, wenn ein Sclav derselben einen Diebstahl begangen haben wird2020Den Ehemann bestohlen haben wird., gegen sie mit der Diebstahl[sklage] klagen. 2Aber es ist möglich, dass wir auch gegen [unsere] Ehefrau mit der Diebstahl[sklage] klagen, wenn sie den, dessen Erben wir sind, oder uns, ehe sie uns heirathete, bestohlen hat; doch behaupten wir, dass wegen der Achtung für die Personen in beiden Fällen nur die Diebstahlscondiction, nicht auch die Diebstahlsklage, zustehe. 3Desgleichen ist es wahr, was Ofilius sagt, dass auch die Sachen, welche die Frau zur Zeit der Scheidung gegessen, verkauft, verschenkt, auf irgend eine Weise verbraucht habe, in der Klage wegen entwendeter Sachen enthalten seien. 4Mela [und] Fulcinius sagen, dass wenn eine Haustochter [als Ehefrau] Sachen entwendet habe, die Klage wegen des Sonderguts [gegen ihren Vater] zu geben sei, weil man es nicht für gut befunden hat, dass sie auf die Diebstahlsklage verbindlich oder dass gegen sie selbst die Klage wegen entwendeter Sachen gegeben werde. Aber wenn der Vater mit Zuziehung der Tochter wegen des Heirathsguts klage, so sei ihm die Klage nicht anders zu geben, als wenn er die Tochter auf die Klage wegen entwendeter Sachen aufs Ganze und mit Bürgschaft vertheidige; aber wenn die Tochter gestorben sei, so dürfe, sagt Proculus, gegen den Vater die Klage wegen entwendeter Sachen nicht gegeben werden, ausser insoweit er durch eine solche Sache reicher geworden sei,

Dig. 25,2,6Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Con­tra nu­rum quo­que so­ce­ro hoc iu­di­cium dan­dum Ati­li­ci­nus et Ful­ci­nius aiunt, quo­tiens fi­lio fa­mi­lias dos da­ta est: 1so­ce­rum ob res di­vor­tii cau­sa amo­tas fur­ti age­re non pos­se. 2Item cum re­rum amo­ta­rum et­iam in vi­rum da­tur iu­di­cium: si fi­lius fa­mi­lias ma­ri­tus sit, utrum de pe­cu­lio an in ip­sum ac­tio da­ri de­beat? ea­dem re­pe­te­mus, quae de fi­lia fa­mi­lias di­xi­mus. 3Si post di­vor­tium ma­ri­tus de­ces­se­rit, he­res eius re­rum amo­ta­rum iu­di­cio uti pot­est. 4Item he­res mu­lie­ris ex hac cau­sa te­ne­bi­tur, sic­ut con­dic­tio­nis no­mi­ne ex cau­sa fur­ti­va. 5Sed si mor­te ma­ri­ti so­lu­tum sit ma­tri­mo­nium, he­res ma­ri­ti he­redi­ta­tis pe­ti­tio­ne vel ad ex­hi­ben­dum ac­tio­ne eas con­se­qui pot­erit. Aris­to et con­di­ci ei pos­se rec­te pu­tat, quia ex in­ius­ta cau­sa apud eam es­sent. 6Quod si mor­tuo vi­ro amo­ve­rit, non fa­cit fur­tum, quia rei he­redi­ta­riae non­dum pos­ses­sae non fit fur­tum: id­eo­que aut vin­di­ca­ri pot­erunt aut in he­redi­ta­tis pe­ti­tio­nem ve­nient.

Paul. lib. VII. ad Sabin. Atilicinus und Fulcinius sagen, dass diese Klage auch dem Schwiegervater gegen die Schwiegertochter zu geben sei. 1So oft einem Haussohn ein Heirathsgut gegeben ist, so könne der Schwiegervater2121Der Vater des Haussohns gegen die Ehefrau desselben. Der §. 1. steht in genauem Zusammenhang mit dem im pr. Gesagten. wegen der in Rücksicht auf die Scheidung entwendeten Sachen nicht mit der Diebstahl[sklage] klagen. 2Da die Klage wegen entwendeter Sachen auch gegen den Mann gegeben wird, [so fragt es sich] ebenfalls [dann], wenn der Ehemann ein Haussohn sein sollte, ob die Klage wegen des Sonderguts [gegen seinen Vater], oder gegen ihn selbst die Klage wegen entwendeter Sachen gegeben werden müsse? Wir werden dasselbe wiederholen, was wir von der Haustochter gesagt haben. 3Wenn der Ehemann nach der Scheidung verstorben sein wird, so kann sich der Erbe desselben der Klage wegen entwendeter Sachen bedienen. 4Ingleichen wird der Erbe der Frau aus diesem Grund gehalten sein, sowie auf die Condiction aus dem Grund eines Diebstahls. 5Aber wenn die Ehe durch den Tod des Ehemanns getrennt sein sollte, so wird der Erbe des Ehemannes durch die Erbschaftsklage, oder die Klage auf Herausgabe die [entwendeten Sachen] erlangen können; Aristo glaubt richtig, dass man (der Erbe) die Sachen von der [Frau] auch condiciren könne, weil sie sich aus einem unrechtmässigen Grunde bei ihr befänden. 6Wenn sie aber, nachdem der Mann gestorben war, [Sachen] entwendet haben wird, so hat sie keinen Diebstahl begangen, weil an einer noch nicht in Besitz genommenen Erbschaftssache kein Diebstahl begangen wird; und darum werden sie entweder vindicirt werden können oder Gegenstand der Erbschaftsklage werden.

Dig. 39,6,3Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Mor­tis cau­sa do­na­re li­cet non tan­tum in­fir­mae va­le­tu­di­nis cau­sa, sed pe­ri­cu­li et­iam pro­pin­quae mor­tis vel ab hos­te vel a prae­do­ni­bus vel ab ho­mi­nis po­ten­tis cru­de­li­ta­te aut odio aut na­vi­ga­tio­nis in­eun­dae:

Paul. lib. VII. ad Sab. Auf den Todesfall darf man schenken, nicht nur bei zerrütteter Gesundheit, sondern auch wegen Gefahr eines nahen Todes, den man zu befürchten hat, entweder vom Feinde, oder von Räubern, oder von der Grausamkeit oder dem Hasse eines mächtigen Mannes, oder wegen einer Seefahrt;

Dig. 39,6,6Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. haec enim om­nia in­stans pe­ri­cu­lum de­mons­trant.

Paul. lib. VII. ad Sab. denn Alles dieses bezeichnet eine nahe Gefahr.

Dig. 47,2,16Idem li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Ne cum fi­lio fa­mi­lias pa­ter fur­ti age­re pos­sit, non iu­ris con­sti­tu­tio, sed na­tu­ra rei im­pe­d­imen­to est, quod non ma­gis cum his, quos in po­tes­ta­te ha­be­mus, quam no­bis­cum ip­si age­re pos­su­mus.

Übersetzung nicht erfasst.