Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.Sab. VI
Ad Sabinum lib.Pauli Ad Sabinum libri

Ad Sabinum libri

Ex libro VI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 26,1De tutelis (Von den Bevormundungen.)Dig. 26,2De testamentaria tutela (Von der testamentarischen Vormundschaft.)Dig. 26,3De confirmando tutore vel curatore (Von der Bestätigung des Tutor oder Curator.)Dig. 26,4De legitimis tutoribus (Von den gesetzlichen Vormündern.)Dig. 26,5De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt (Von den durch eine competente Obrigkeit bestellten Vormündern; ferner welche zu solchen Vormündern bestellt, und aus welchen Gründen diese eigentlich bestellt werden können.)Dig. 26,6Qui petant tutores vel curatores et ubi petantur (Von denen, welche um Vormünder oder Curatoren nachsuchen müssen, und wo dies geschehen soll.)Dig. 26,7 (1,0 %)De administratione et periculo tutorum et curatorum qui gesserint vel non et de agentibus vel conveniendis uno vel pluribus (Von der Verwaltung und Verantwortlichkeit der Tutoren und Curatoren, welche die Vormundschaft führten oder auch nicht, und von dem Verhältnisse derselben als Kläger oder Beklagte entweder einzeln oder in Mehrzahl.)Dig. 26,8De auctoritate et consensu tutorum et curatorum (Von der Ermächtigung und der Zustimmung der Vormünder und Curatoren.)Dig. 26,9Quando ex facto tutoris vel curatoris minores agere vel conveniri possunt (Wann aus der Handlung des Vormundes oder Curators Minderjährige klagen oder verklagt werden können.)Dig. 26,10De suspectis tutoribus et curatoribus (Von verdächtigen Vormündern und Curatoren.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 8,2,19Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Fis­tu­lam iunc­tam pa­rie­ti com­mu­ni, quae aut ex cas­tel­lo aut ex cae­lo aquam ca­pit, non iu­re ha­be­ri Pro­cu­lus ait: sed non pos­se pro­hi­be­ri vi­ci­num, quo mi­nus ba­li­neum ha­beat se­cun­dum pa­rie­tem com­mu­nem, quam­vis umo­rem ca­piat pa­ries: non ma­gis quam si vel in tri­cli­nio suo vel in cu­bicu­lo aquam ef­fun­de­ret. sed Ne­ra­tius ait, si ta­lis sit usus te­pi­da­rii, ut ad­si­duum umo­rem ha­beat et id no­ceat vi­ci­no, pos­se pro­hi­be­ri eum. 1Iux­ta com­mu­nem pa­rie­tem ca­me­ram ex figli­no ope­re fac­tam, si ita re­ti­nea­tur, ut et­iam sub­la­to pa­rie­te ma­neat, si mo­do non im­pe­diat re­fec­tio­nem com­mu­nis pa­rie­tis, iu­re ha­be­ri li­cet. 2Sca­las pos­se me ad pa­rie­tem com­mu­nem ha­be­re Sa­b­inus rec­te scri­bit, quia re­mo­ve­ri hae pos­sunt.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Eine Röhre, welche entweder aus einem öffentlichen Brunnen oder vom Himmel das Wasser auffängt, darf man, wie Proculus sagt, dem Rechte nach nicht an einer gemeinschaftlichen Wand anbringen; ein Bad an der gemeinschaftlichen Wand anzulegen, kann aber der Nachbar nicht verhindert werden, wenn die Wand auch Feuchtigkeit einzieht; denn es ist ebenso, wie wenn Jemand in seinem Schlafzimmer oder Gemach Wasser ausgiesst. Neratius sagt aber, dass wenn von dem Bade ein so häufiger Gebrauch gemacht würde; dass eine fortwährende Feuchtigkeit herrschte, und dies dem Nachbar Schaden brächte, jener daran gehindert werden könne. 1Ein aus Töpferfliesen erbauetes Gemach an einer gemeinschaftlichen Wand, welches so erhaltbar ist, dass es, auch wenn die Wand weggenommen ist, stehen bleiben kann, darf man dem Rechte nach behalten, sobald es der Wiederherstellung der gemeinschaftlichen Wand nicht im Wege ist. 2Stiegen darf man, wie Sabinus richtig bemerkt, an einer gemeinschaftlichen Wand haben, weil diese wieder weggenommen werden können.

Dig. 8,3,19Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Si unus ex so­ciis sti­pu­le­tur iter ad com­mu­nem fun­dum, in­uti­lis est sti­pu­la­tio, quia nec da­ri ei pot­est: sed si om­nes sti­pu­len­tur si­ve com­mu­nis ser­vus, sin­gu­li ex so­ciis si­bi da­ri opor­te­re pe­te­re pos­sunt, quia ita da­ri eis pot­est: ne, si sti­pu­la­tor viae plu­res he­redes re­li­que­rit, in­uti­lis sti­pu­la­tio fiat.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Wenn einer von mehrern Miteigenthümern sich einen Fusssteig zu einem gemeinschaftlichen Landgute stipulirt, so ist die Stipulation ungültig, weil ihm derselbe nicht gegeben werden kann; wenn aber alle stipuliren oder ein gemeinsamer Sclav, so können auch einzelne Miteigenthümer auf desselben Verstattung Klage erheben, weil er ihnen auf diese Weise gegeben werden kann, damit nicht, wenn derjenige, welcher den Weg sich stipulirt hat, mehrere Erben hinterlässt, die Stipulation unnütz werde.

Dig. 10,2,44Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. In­ter co­he­redes et­iam com­mu­ni di­vi­dun­do agi pot­est, ut res dum­ta­xat quae eo­rum com­mu­nes sint et cau­sae ex his re­bus pen­den­tes in iu­di­cium ve­niant, de ce­te­ris ve­ro in in­te­gro sit fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cium. 1Si fa­mi­liae er­cis­cun­dae vel com­mu­ni di­vi­dun­do ac­tum sit, ad­iu­di­ca­tio­nes prae­tor tue­tur ex­cep­tio­nes aut ac­tio­nes dan­do. 2Si co­he­redes ab­sen­te uno co­he­rede rem ven­di­de­runt et in ea re do­lo ma­lo fe­ce­runt, quo plus ad eos per­ve­ni­ret, vel fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cio prae­sta­bunt ei qui afuit vel he­redi­ta­tis pe­ti­tio­ne. 3Fruc­tus, quos an­te ad­itam he­redi­ta­tem ex fun­do he­redi­ta­rio he­res ca­pit, non ali­ter fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cio prae­sta­re eum Iu­lia­nus ait, quam si, cum sci­ret he­redi­ta­rium fun­dum es­se, ce­pe­rit. 4Qui fa­mi­liae er­cis­cun­dae et com­mu­ni di­vi­dun­do et fi­nium re­gun­do­rum agunt, et ac­to­res sunt et rei et id­eo iu­ra­re de­bent non ca­lum­niae cau­sa li­tem in­ten­de­re et non ca­lum­niae cau­sa ad in­fi­tias ire. 5Quod ex fac­to suo unus ex co­he­redi­bus ex sti­pu­la­tio­ne he­redi­ta­ria prae­stat, a co­he­rede non re­pe­tet: vel­uti si a se he­rede­que suo do­lum ma­lum afu­tu­rum de­func­tus spopon­dit vel ne­que per se ne­que per he­redem suum fo­re, quo mi­nus quis eat agat. im­mo et si re­li­qui prop­ter fac­tum unius te­ne­ri coe­pe­rint, qua­si con­di­cio sti­pu­la­tio­nis he­redi­ta­riae ex­sti­te­rit, ha­be­bunt fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cium cum eo, prop­ter quem com­mis­sa sit sti­pu­la­tio. 6Si quis sti­pu­la­tus fue­rit Ti­tium he­redem­que eius ra­tum ha­bi­tu­rum et Ti­tius plu­ri­bus he­redi­bus re­lic­tis de­ces­se­rit, eum so­lum te­ne­ri qui non ha­buit ra­tum et so­lum ex he­redi­bus sti­pu­la­to­ris ac­tu­rum a quo fue­rit pe­ti­tum. 7Usu fruc­tu uxo­ri le­ga­to do­nec ei dos sol­va­tur, per ar­bi­trum fa­mi­liae er­cis­cun­dae tam id, quod co­he­redis no­mi­ne ex do­te so­lu­tum sit, re­ci­pe­ra­re pot­est, quam ut co­he­res sol­vat ef­fi­ci pos­se Cas­sius ait: et ve­rum est. 8Si duo co­he­redes dam­na­ti sint sta­tuam po­ne­re et al­te­ro ces­san­te al­ter eam fe­ce­rit, non es­se in­iquum Iu­lia­nus ait fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cium da­re, ut pars im­pen­dio­rum bo­ni vi­ri ar­bi­tra­tu prae­ste­tur.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Unter Miterben kann auch die Gemeingutstheilungsklage Statt finden, so dass nur Sachen, welche ihnen gemeinschaftlich gehören, und davon abhängige Angelegenheiten bei derselben in Betracht kommen, wegen der übrigen aber die Erbtheilungsklage unverrückt bleibt. 1Wenn die Erbtheilungs- oder Gemeingutstheilungsklage durchgeführt worden ist, so schützt der Prätor die geschehenen Zuerkennungen durch Ertheilung von Einreden oder Klagen. 2Wer Wenn Miterben in Abwesenheit eines Miterben eine Sache verkauft, und dabei arglistig gehandelt haben, um sich zu bereichern, so müssen sie dem Abwesenden entweder mittelst der Erbtheilungs- oder der Erbschaftsklage Ersatz leisten. 3Die Früchte, welche ein Erbe vor dem Erbschaftsantritt von einem Erbschaftsgrundstück gewonnen hat, muss er, sagt Julian, nur dann mittelst der Erbtheilungsklage ersetzen, wenn er, als er sie gewann, wusste, dass es ein Erbschaftsgrundstück sei. 4Wer die Erbtheilungs-, Gemeingutstheilungs- und Grenzberichtigungsklage erhebt, ist sowohl Kläger als Beklagter; deshalb muss er schwören, dass er so wenig aus Chicane den Process erhebe, als aus Chicane sich auf’s Leugnen lege. 5Was ein Miterbe in Folge seiner eigenen Handlung auf den Grund einer erbschaftlichen Stipulation entrichtet, kann er vom Miterben nicht zurückfordern; z. B. wenn der Erblasser angelobt hat, dass von ihm und seinem Erben Arglist fern sein solle, oder dass weder er noch sein Erbe dem Gehen und Fahren ein Hinderniss in den Weg legen wolle. Ja es haben sogar die übrigen, wenn für sie wegen der That eines einzigen eine Verbindlichkeit in Wirkung tritt, wie wenn die Bedingung einer erbschaftlichen Stipulation eingetreten ist, die Erbtheilungsklage wider den, dessen wegen die Stipulation eingegangen worden. 6Wenn Jemand stipulirt hat, dass Titius und dessen Erbe ihre Genehmigung ertheilen würden, und Titius mit Hinterlassung mehrerer Erben gestorben ist, so haftet derjenige allein, der die Genehmigung versagt hat, und von des Stipulirenden Erben kann derjenige allein klagen, von dem es verlangt worden ist. 7Wenn einer Ehefrau der Niessbrauch auf so lange vermacht worden ist, bis ihr das Einbringen zurückgezahlt worden, so, sagt Cassius, könne durch den Schiedsrichter der Erbtheilung sowohl dasjenige, was Namens des Miterben von der Mitgift entrichtet worden, [vom andern Miterben] zurückgefordert, als der Miterbe zur Zahlung angehalten werden; und dies ist richtig. 8Wenn zweien Miterben das Setzen einer Statue auferlegt worden ist, und der eine sich diesem unterzogen, während es der andere unterlassen hat, so, schreibt Julian, sei es nicht unbillig, die Erbtheilungsklage zu gestatten, damit der Kostenantheil nach dem Ermessen eines guten Wirths ersetzt werde.

Dig. 10,3,19Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Ar­bor quae in con­fi­nio na­ta est, item la­pis qui per utrum­que fun­dum ex­ten­di­tur quam­diu co­hae­ret fun­do, e re­gio­ne cu­ius­que fi­nium utrius­que sunt nec in com­mu­ni di­vi­dun­do iu­di­cium ve­niunt: sed cum aut la­pis ex­emp­tus aut ar­bor er­uta vel suc­ci­sa est, com­mu­nis pro in­di­vi­so fiet et ve­niet in com­mu­ni di­vi­dun­do iu­di­cium: nam quod erat fi­ni­tis par­ti­bus, rur­sus con­fun­di­tur. qua re dua­bus mas­sis duo­rum do­mi­no­rum con­fla­tis to­ta mas­sa com­mu­nis est, et­iam­si ali­quid ex pri­ma spe­cie se­pa­ra­tum ma­neat: ita ar­bor et la­pis se­pa­ra­tus a fun­do con­fun­dit ius do­mi­nii. 1De ves­ti­bu­lo com­mu­ni bi­na­rum ae­dium ar­bi­ter com­mu­ni di­vi­dun­do in­vi­to utro­li­bet da­ri non de­bet, quia qui de ves­ti­bu­lo li­ce­ri co­ga­tur, ne­ces­se ha­beat in­ter­dum to­ta­rum ae­dium pre­tium fa­ce­re, si alias ad­itum non ha­beat. 2Si per eun­dem lo­cum via no­bis de­bea­tur et in eam im­pen­sa fac­ta sit, du­rius ait Pom­po­nius com­mu­ni di­vi­dun­do vel pro so­cio agi pos­se: quae enim com­mu­nio iu­ris se­pa­ra­tim in­tel­le­gi pot­est? sed neg­otio­rum ges­to­rum agen­dum. 3Iu­dex com­mu­ni di­vi­dun­do, item fa­mi­liae er­cis­cun­dae de ser­vo qui in fu­ga est iu­be­re de­bet li­ce­ri eos in­ter quos iu­dex est et tunc eum ad­iu­di­ca­re, pe­nes quem li­ci­ta­tio re­man­sit: nec erit pe­ri­cu­lum, ne ex se­na­tus con­sul­to poe­na le­gis Fa­biae com­mit­ta­tur. 4Aqua­rum iter in iu­di­cium com­mu­ni di­vi­dun­do non venire La­beo ait: nam aut ip­sius fun­di est et id­eo in iu­di­cium non venit, aut se­pa­ra­tum a fun­do, di­vi­sum ta­men aut men­su­ra aut tem­po­ri­bus. sed pos­sunt iu­ra in­ter­dum et se­pa­ra­ta a fun­do es­se et nec men­su­ra nec tem­po­ri­bus di­vi­sa, vel­uti cum is cu­ius fue­runt plu­res he­redes re­li­quit: quod cum ac­ci­dit, con­sen­ta­neum est et ea in ar­bi­trio fa­mi­liae er­cis­cun­dae venire, nec vi­de­re in­quit Pom­po­nius, qua­re mi­nus in com­mu­ni di­vi­dun­do quam fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cium ve­niant. igi­tur in hu­ius­mo­di spe­cie­bus et­iam in com­mu­ni di­vi­dun­do iu­di­cio venit, ut prae­fa­ta iu­ra aut men­su­ra aut tem­po­ri­bus di­vi­dan­tur.

Ad Dig. 10,3,19Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 142, Note 4.Paul. lib. VI. ad Sabin. Ein auf der Grenze [zweier Landgüter] gewachsener Baum, so wie ein Stein, der sich über beide erstreckt, gehören, solange sie mit dem Landgute zusammenhängen, nach der Lage und Richtung der Grenzen beiden, und sind kein Gegenstand der Gemeingutstheilungsklage; wenn aber der Stein herausgenommen, oder der Baum herausgerissen oder gefällt worden ist, so wird er gemeinschaftlich und zwar ungetheilt, und daher auch Gegenstand der Gemeingutstheilungsklage; denn was zuvor bestimmte Grenzen hatte, hat diese wiederum verloren. Wenn daher zwei Massen zweier Eigenthümer zusammengeschmolzen worden, so ist die ganze Masse ihnen gemeinschaftlich gehörig, wenn auch etwas von der frühern Art getrennt fortbestehend bleibt; so vereinigt auch der vom Grundstück getrennte Stein und Baum wieder das Eigenthumsrecht. 1Ueber [die Theilung] der gemeinschaftlichen Vorhalle zweier Gebäude darf ohne beider [Interessenten] Einwilligung kein Gemeingutstheilungsrichter bestellt werden, weil derjenige, der auf eine Vorhalle zu bieten genöthigt ist, oft gezwungen wird, soviel wie für das ganze Haus zu geben, wenn er sonst keinen Eingang hat. 2Wenn wir zu einem Wege über dieselbe Stelle berechtigt sind, und [einer von uns] Kosten darauf verwendet hat, so behauptet Pomponius fälschlich, dass die Gemeingutstheilungs- oder Gesellschaftsklage Statt finde; denn wie soll man die Gemeinschaft eines Rechts getrennt [vom Körper für sich] verstehen? Die Geschäftsführungsklage kann aber erhoben werden. 3Der Gemeingutstheilungs-, so wie der Erbtheilungsrichter muss auch auf einen flüchtig gewordenen Sclaven von denen bieten lassen, für die er als Richter bestellt worden, und ihn dann dem zuerkennen, der das letzte Gebot behalten; auch ist nicht zu fürchten, dass dem Senatsbeschluss zufolge die Strafe des Favischen Gesetzes11Welches diejenigen bestraft, die wissentlich über einen freien Menschen wie über einen Sclaven verfügen. S. Brisson. v. Fabia. verwirkt werde. 4Wasserleitungen, sagt Labeo, werden nicht Gegenstand der Gemeingutstheilungsklage; denn entweder gehören sie zum Landgute selbst, und dann werden sie nicht Gegenstand der Theilung, oder sie sind von demselben getrennt, und dann nach Maass und Zeit getheilt. Es können jedoch zuweilen auch Rechte von einem Landgute getrennt bestehen, und ohne nach Maass und Zeit getheilt zu sein, z. B. wenn der, dem sie gehörten, mit Hinterlassung mehrerer Erben [gestorben ist]. Wenn dies der Fall ist, so ist es auch folgerichtig, dass sie Gegenstand der Erbtheilung werden; Pomponius sagt dabei, er sehe nicht ein, weshalb sie, wenn sie Gegenstand der Erbtheilungsklage werden, nicht auch Gegenstand der Gemeingutstheilungsklage sollen werden können. In Fällen dieser Art werden sie daher auch wirklich zur Gemeingutstheilung gezogen, dergestalt dass die vorgenannten Rechte nach dem Maasse oder der Zeit getheilt werden.

Dig. 12,6,8Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Quod no­mi­ne ma­ri­ti, qui sol­ven­do non sit, alius mu­lie­ri sol­vis­set, re­pe­te­re non pot­est: ad­eo de­bi­tum es­set mu­lie­ri.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Was im Namen eines Ehemannes, der zahlungsunfähig ist, ein Anderer etwa der [Ehe-]Frau gezahlt hatte, kann er nicht zurückfordern, so sehr22Adeo debitum esset mulieri. An dem adeo hat man viel Anstoss genommen. Wenn aber, wie aus der folgenden Stelle hervorgeht, hier von der der Frau zurückzugebenden Mitgift die Rede ist, also von einer wirklichen Schuld, so ergibt sich der natürliche Sinn: so sehr würde das von einem Andern im Namen des Ehemanns Gezahlte geschuldet sein, dass es, obgleich es letzterer nicht selbst gezahlt hat, doch nicht zurückgefordert werden könnte. Diesen Sinn des adeo bestätigt auch die L. 10. desselben Paulus: In diem debitor adeo debitor est, ut etc. würde es der Frauensperson geschuldet sein;

Dig. 17,2,8Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Quaes­tus enim in­tel­le­gi­tur, qui ex ope­ra cu­ius de­scen­dit.

Paul. lib. VI. ad Sabin. denn Erwerb heisst, was durch die Thätigkeit (opera) eines Menschen erlangt wird.

Dig. 17,2,10Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Et quia ple­rum­que vel a pa­ren­te vel a li­ber­to qua­si de­bi­tum no­bis he­redi­tas ob­ve­nit:

Paul. lib. VI. ad Sabin. und weil uns die Erbschaft gewöhnlich von einem Ascendenten oder einem Freigelassenen gleichsam als eine Schuld zufällt;

Dig. 17,2,12Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Sed nec aes alie­num, ni­si quod ex quaes­tu pen­de­bit, ve­niet in ra­tio­nem so­cie­ta­tis.

Paul. lib. XXXII. ad Sabin. Dagegen kommen auch keine Schulden, ausser die vom Erwerb veranlasst werden, in die Rechnung der Gesellschaft.

Dig. 17,2,17Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Sed et so­cius qui alie­na­ve­rit con­tra pac­tio­nem ac­ci­pit com­mit­tit et te­ne­tur so­cie­ta­tis aut com­mu­ni di­vi­dun­do iu­di­cio. 1Si ab­sen­ti re­nun­tia­ta so­cie­tas sit, quo­ad is scie­rit, quod is ad­quisi­vit qui re­nun­tia­vit in com­mu­ne red­igi, de­tri­men­tum au­tem so­lius eius es­se qui re­nun­tia­ve­rit: sed quod ab­sens ad­quisiit, ad so­lum eum per­ti­ne­re, de­tri­men­tum ab eo fac­tum com­mu­ne es­se. 2In so­cie­ta­te au­tem co­eun­da ni­hil at­ti­net de re­nun­tia­tio­ne ca­ve­re, quia ip­so iu­re so­cie­ta­tis in­tem­pes­ti­va re­nun­tia­tio in aes­ti­ma­tio­nem venit.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Aber auch der Genosse, der veräussert hat, und [den Kaufpreis] dem Vertrag zuwider empfängt, bricht den Vertrag (committit), und ist mit der Genossenklage oder mit der Gemeinschaftstheilungsklage zu belangen. 1Ad Dig. 17,2,17,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 306, Note 10; Bd. II, § 307, Note 3.Wenn einem Abwesenden die Genossenschaft gekündigt worden, so muss so lange, bis derselbe es erfährt, das, was der Aufkündigende erworben hat, in die Gemeinschaft eingebracht werden, der Schade aber trifft allein den, welcher aufgekündigt hat; was hingegen der Abwesende erworben hat, gehört ihm allein; ein Schade, den er gelitten, ist Beiden gemeinsam. 2Bei Eingehung der Genossenschaft liegt aber nichts daran, dass derselbe wegen der Aufkündigung sich reversire33Caveat kann hier nicht heissen: Sicherheit leiste; denn daran könnte, der bestehenden Verbindlichkeit ungeachtet, gar wohl etwas gelegen sein. Es muss also erklärt werden, wie so häufig, z. B. Fr. 25. §. 4. D. de probationibus (22, 3.), Fr. 27. D. depositi (16, 3.) const. ult. C. de pactis conventis (5, 14.) und hier unten Fr. 63. §. 4. das entsprechende Substantiv cautio erklärt wird und werden muss.; weil die unzeitige Kündigung der Genossenschaft schon an sich (ipso jure) in Anschlag kommt.

Dig. 17,2,25Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Non ob eam rem mi­nus ad pe­ri­cu­lum so­cii per­ti­net quod neg­le­gen­tia eius per­is­set, quod in ple­ris­que aliis in­du­stria eius so­cie­tas auc­ta fuis­set: et hoc ex ap­pel­la­tio­ne im­pe­ra­tor pro­nun­tia­vit.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Was durch die Nachlässigkeit eines Genossen verloren geht, ist deshalb, weil im Uebrigen die Gesellschaft durch seine Thätigkeit meist Nutzen gehabt hat, nicht minder von ihm zu tragen; dies hat der Kaiser44Septimius Severus. auf Appellation entschieden.

Dig. 17,2,27Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Om­ne aes alie­num, quod ma­nen­te so­cie­ta­te con­trac­tum est, de com­mu­ni sol­ven­dum est, li­cet post­ea­quam so­cie­tas dis­trac­ta est so­lu­tum sit. igi­tur et si sub con­di­cio­ne pro­mi­se­rat et dis­trac­ta so­cie­ta­te con­di­cio ex­sti­tit, ex com­mu­ni sol­ven­dum est: id­eo­que si in­ter­im so­cie­tas dir­ima­tur, cau­tio­nes in­ter­po­nen­dae sunt.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Alle Schulden, die während bestehender Genossenschaft gemacht worden sind, müssen auf gemeinschaftliche Rechnung bezahlt werden, wenn die Zahlung auch erst nach Auflösung der Gesellschaft erfolgt. Wenn also auch ein Genosse ein bedingtes Versprechen gegeben hat, und nach Trennung der Genossenschaft die Bedingung eintritt, muss die Zahlung auf gemeinschaftliche Rechnung geschehen; daher ist, wenn mittlerweile die Gesellschaft getrennt wird, [deshalb] gegenseitige Gewähr zu leisten55Cautiones interponendae sunt. S. oben Not. 112. und meine Lehre von der Erwerbsgesellschaft, S. 139 ff..

Dig. 17,2,30Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Mu­cius li­bro quar­to de­ci­mo scri­bit non pos­se so­cie­ta­tem co­iri, ut aliam dam­ni, aliam lu­cri par­tem so­cius fe­rat: Ser­vius in no­ta­tis Mu­cii ait nec pos­se so­cie­ta­tem ita con­tra­hi, ne­que enim lu­crum in­tel­le­gi­tur ni­si om­ni dam­no de­duc­to ne­que dam­num ni­si om­ni lu­cro de­duc­to: sed pot­est co­iri so­cie­tas ita, ut eius lu­cri, quod re­li­quum in so­cie­ta­te sit om­ni dam­no de­duc­to, pars alia fe­ra­tur, et eius dam­ni, quod si­mi­li­ter re­lin­qua­tur, pars alia ca­pia­tur.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Mucius schreibt im vierzehnten Buche, es könne eine Genossenschaft nicht so geschlossen werden, dass ein Genosse einen andern Theil am Gewinn, einen andern am Verlust habe. Servius sagt in den Bemerkungen des Mucius auch, es könne eine solche Gesellschaft nicht eingegangen werden; denn Gewinn ist erst nach Abzug alles Verlustes und Verlust erst nach Abzug alles Gewinns als vorhanden anzusehen. Aber dahin kann eine Genossenschaft geschlossen werden, dass von demjenigen Gewinn, welcher nach Abzug des sämmtlichen Verlustes der Genossenschaft übrig bleibe, ein verschiedener Antheil [dem Einen] zufalle, und ein verschiedener von dem gleicher Weise übrig bleibenden Verlust [denselben] treffe66Vgl. §. 2. Inst. de societate (3. 25.) und meine angeführte Schrift, S. 61. Note..

Dig. 17,2,36Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. et ac­ti et­iam cul­pam, quam is prae­sta­ret in cu­ius lo­cum suc­ces­sit, li­cet so­cius non sit.

Paul. lib. VI. ad Sabin. und zwar auch die Verbindlichkeit aus vergangener Verschuldung, welche der, dem er gefolgt ist, zu leisten hätte; obwohl er77Der Erbe. (Vgl. unten Fr. 63. §. 8. h. t.) Will man non für eingeschoben und unecht halten, so würde hingegen der Erblasser zu verstehen und dieses der Sinn sein: der Erbe leistet nur ebensoviel, als der Erblasser leisten müsste, obgleich er (der Erblasser) Genosse war, d. h. obgleich er das beneficium competentiae hatte; also: der Erbe hat auch dieses beneficium. Dies erscheint aber nicht nur nach dem ganzen Zusammenhange als gezwungen und unpassend, sondern widerspricht auch dem Fr. 63. §. 2. h. t. Vgl. Weber v. d. natürl. Verbindlichkeit, §. 115. Note 3. S. 445. nicht Genosse ist.

Dig. 17,2,38Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Pro so­cio ar­bi­ter pro­spi­ce­re de­bet cau­tio­ni­bus in fu­tu­ro dam­no vel lu­cro pen­den­te ex ea so­cie­ta­te. quod Sa­b­inus in om­ni­bus bo­nae fi­dei iu­di­ciis ex­is­ti­ma­vit, si­ve ge­ne­ra­lia sunt (vel­uti pro so­cio, neg­otio­rum ges­to­rum, tu­te­lae) si­ve spe­cia­lia (vel­uti man­da­ti, com­mo­da­ti, de­po­si­ti). 1Si te­cum so­cie­tas mi­hi sit et res ex so­cie­ta­te com­mu­nes, quam im­pen­sam in eas fe­ce­ro quos­ve fruc­tus ex his re­bus ce­pe­ris, vel pro so­cio vel com­mu­ni di­vi­dun­do me con­se­cu­tu­rum et al­te­ra ac­tio­ne al­te­ram tol­li Pro­cu­lus ait.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Ad Dig. 17,2,38 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 89, Note 13.Der Richter in einem Process über eine Genossenschaft (pro socio arbiter) muss für Gewährleistungen wegen zukünftigen von dieser Genossenschaft herrührenden Verlustes oder Gewinnes Sorge tragen. Dies war Sabinus Meinung in Hinsicht aller Klagen guten Glaubens, sie seien nun allgemeine, wie die Genossenschaftsklage, die Geschäftsführungsklage, die Vormundschaftsklage, oder auf Einzelnes gehend, wie die Auftrags-, Leih-, Hinterlegungsklage. 1Wenn ich mit dir in Genossenschaft stehe, und gemeinschaftliche Sachen habe, so kann ich, sagt Proculus, was ich auf dieselben wende, oder was du an Nutzungen daraus gezogen hast, entweder durch die Genossenschaftsklage oder durch die Gemeinschaftstheilungsklage erlangen, und die eine Klage schliesst die andere aus88D. h. sie können nicht zugleich angestellt werden. S. aber unter Fr. 43..

Dig. 17,2,46Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Idem est et in co­lo­no et in eo qui neg­otia ge­rit et qui man­da­tum nos­trum ex­se­qui­tur et in tu­to­re.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Dasselbe gilt auch bei einem Pachter, bei einem, der des Andern Geschäfte führt und der unsern Auftrag besorgt, und bei einem Vormunde.

Dig. 17,2,48Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. sed ni­hi­lo mi­nus et pro so­cio te­ne­tur,

Paul. lib. VI. ad Sabin. er ist aber gleichwohl auch mit der Genossenklage zu belangen.

Dig. 17,2,50Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Sed ac­tio­ne pro so­cio con­se­qui­tur, ut al­te­ra ac­tio­ne con­ten­tus es­se de­beat, quia utra­que ac­tio ad rei per­se­cu­tio­nem re­spi­cit, non ut fur­ti ad poe­nam dum­ta­xat.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Durch die Genossenklage erlangt er aber [so viel], dass er die andere Klage entbehren kann (ut altera actione contentus esse debeat), weil beide Klagen auf Verfolgung der Sache gehen, nicht, wie die Diebstahlsklage, nur auf eine Strafe.

Dig. 17,2,56Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Nec quic­quam in­ter­est, utrum ma­nen­te so­cie­ta­te prae­sti­te­rit ob fur­tum an dis­so­lu­ta ea. idem­que est in om­ni­bus tur­pi­bus ac­tio­ni­bus, vel­uti in­iu­ria­rum, vi bo­no­rum rap­to­rum, ser­vi cor­rup­ti et si­mi­li­bus, et in om­ni­bus poe­nis pe­cu­nia­riis quae ex pu­bli­cis iu­di­ciis ac­ci­dunt.

Paul. lib. VI. ad Sabin. und es kommt nichts darauf an, ob er während der Dauer der Genossenschaft, oder nach deren Auflösung hat wegen des Diebstahls zahlen müssen. Dasselbe gilt von allen ehrenrührigen Klagen, wie der Injurienklage, der Raubklage, der wegen verführten Sclaven und dergleichen und von allen Geldstrafen, welche in Folge öffentlicher Anklagen [einen Genossen] treffen.

Dig. 23,2,52Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. In­ces­tae nup­tiae ne­que do­tem ha­bent et id­eo om­ne quod per­cep­tum est li­cet fruc­tuum no­mi­ne au­fe­re­tur.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Bei einer blutschänderischen Ehe findet auch kein Heirathsgut Statt, und darum wird [dem Ehemann] Alles, was aus dem Heirathsgut gezogen worden ist, wenn [er es] gleich als Frucht [gezogen hat], genommen werden.

Dig. 23,3,4Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Si pro­prie­ta­ti nu­dae in do­tem da­tae usus fruc­tus ac­ces­se­rit, in­cre­men­tum vi­de­tur do­tis, non alia dos, quem­ad­mo­dum si quid al­lu­vio­ne ac­ces­sis­set.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Wenn zu dem blossen Eigenthum, welches zum Heirathsgut gegeben worden ist, der Niessbrauch hinzugekommen sein wird, so wird er als Zuwachs des Heirathsguts, nicht als ein neues Heirathsgut angesehen, ebenso wie wenn Etwas durch Anspülung hinzugekommen wäre.

Dig. 26,7,16Idem li­bro sex­to ad Sa­binum. Cum quae­ri­tur iu­di­cio tu­te­lae, quae no­mi­na a tu­to­re fac­ta agnos­ce­re pu­pil­lus de­beat, Mar­cel­lus pu­ta­bat, si tu­tor pe­cu­niam pu­pil­li mu­tuam de­dis­set et suo no­mi­ne sti­pu­la­tus es­set, pos­se di­ci no­mi­na in­te­gra pu­pil­lo sal­va es­se, de­per­di­ta et ma­le con­trac­ta ad tu­to­rem per­ti­ne­re. sed ve­rius se pu­ta­re pos­se tu­to­rem eam con­di­cio­nem ad­ules­cen­ti de­fer­re, ut id quod ges­sis­set tu­tor in con­tra­hen­dis no­mi­ni­bus aut in to­tum agnos­ce­re aut a to­to re­ce­de­re, ita ut per­in­de es­set ac si tu­tor si­bi neg­otium ges­sis­set. idem est et si pu­pil­li no­mi­ne cre­di­dis­set.

Ad Dig. 26,7,16Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 439, Note 7.Idem lib. VI. ad Ed. Wenn bei der Vormundschaftsklage die Frage entsteht, welche Schuldverhältnisse, vom Vormund begründet, der Mündel anerkennen muss, so sollen, nach der Meinung des Marcellus, wenn der Vormund in seinem Namen das Darlehn gab und in seinem Namen stipulirte, diese Forderungen, wenn sie gut stehen, dem Mündel unvermindert, die verlorenen aber und die zweifelhaften dem Vormunde gehören; aber die Meinung möchte wohl richtiger sein99Die Florentina liest verius se putare, Haloander—Beck: verius esse putarim. Nach der Florentina hätte Marcellus nachmals seine frühere Ansicht geändert; nach der Haloandrina stimmt blos Paulus nicht mit dem Marcellus überein., dass der Vormund dem Mündel die Bedingung machen könne (vorschlagen könne), die Handlungen, die er als Vormund rücksichtlich der Begründung obligatorischer Verhältnisse vornahm, entweder im Ganzen anzuerkennen, oder im Ganzen zu verwerfen, so dass es ebenso ist, als ob der Vormund das Geschäft für sich geführt hätte. Ebenso ist es, wenn der Vormund im Namen des Mündels Geld borgte.

Dig. 46,3,15Pau­lus li­bro sex­to ad Sa­binum. Pu­pil­lo sol­vi si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te non pot­est: sed nec dele­ga­re pot­est, quia nec alie­na­re ul­lam rem pot­est. si ta­men sol­ve­rit ei de­bi­tor et num­mi Sal­vi sint, pe­ten­tem pu­pil­lum do­li ma­li ex­cep­tio­ne de­bi­tor sum­mo­ve­bit.

Paul. lib. VI. ad Sabin. Einem Mündel kann ohne Ermächtigung des Vormundes nicht gezahlt werden. Aber er kann auch nicht delegiren, weil er auch keine Sache veräussern kann. Wenn jedoch ein Schuldner einem solchen gezahlt hat, und die Gelder unberührt sind, so wird der Schuldner den Mündel, wenn er klagt, mit der Einrede der bösen Absicht zurückweisen.