Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.Sab. XIII
Ad Sabinum lib.Pauli Ad Sabinum libri

Ad Sabinum libri

Ex libro XIII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18 (4,3 %)De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12 (6,0 %)De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1 (13,4 %)De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16 (1,2 %)De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24 (2,9 %)Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26 (1,9 %)De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 1,18,3Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Prae­ses pro­vin­ciae in suae pro­vin­ciae ho­mi­nes tan­tum im­pe­rium ha­bet, et hoc dum in pro­vin­cia est: nam si ex­ces­se­rit, pri­va­tus est. ha­bet in­ter­dum im­pe­rium et ad­ver­sus ex­tra­neos ho­mi­nes, si quid ma­nu com­mi­se­rint: nam et in man­da­tis prin­ci­pum est, ut cu­ret is, qui pro­vin­ciae prae­est, ma­lis ho­mi­ni­bus pro­vin­ciam pur­ga­re, nec di­stin­guun­tur un­de sint.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. Der Präsident der Provinz hat blos über die Einwohner seiner Provinz Gewalt, und zwar nur, so lange er in der Provinz ist; denn wenn er sich ausserhalb derselben befindet, ist er Privatperson. Zuweilen hat er auch über Ausländer Gewalt, [nämlich] wenn sie sich thätig vergangen haben; denn in den, von den Kaisern erlassenen, Bestallungen ist auch gesagt, dass derjenige, welcher einer Provinz vorsteht, dafür sorgen soll, die Provinz von Gesindel zu reinigen, und es ist einerlei woher es ist.

Dig. 2,12,8Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Mo­re Ro­ma­no dies a me­dia noc­te in­ci­pit et se­quen­tis noc­tis me­dia par­te fi­ni­tur. ita­que quid­quid in his vi­gin­ti quat­tuor ho­ris, id est dua­bus di­mi­dia­tis noc­ti­bus et lu­ce me­dia, ac­tum est, per­in­de est, qua­si qua­vis ho­ra lu­cis ac­tum es­set.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. Der Römischen Gewohnheit zufolge fängt der Tag von Mitternacht an, und endigt sich mit der Mitte der folgenden Nacht, und was daher nur in diesen 24 Stunden, d. h. zwei halben Nächten und dem dazwischenliegenden Tage verhandelt wurde, ist ebenso, als ob es zu jeder Tagesstunde verhandelt worden sei.

Dig. 5,1,58Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Iu­di­cium sol­vi­tur ve­tan­te eo qui iu­di­ca­re ius­se­rat, vel et­iam eo qui ma­ius im­pe­rium in ea­dem iu­ris­dic­tio­ne ha­bet, vel et­iam si ip­se iu­dex eius­dem im­pe­rii es­se coe­pe­rit, cu­ius erat qui iu­di­ca­re ius­sit.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. Ein Verfahren kann auf Befehl dessen, welcher es angeordnet, oder dessen, der in derselben Gerichtsbarkeit eine grössere Gewalt hat, oder auch wenn der Richter selbst dieselbe Gewalt erhält, wie derjenige, der das Verfahren angeordnet hat, aufgelöst werden.

Dig. 6,1,69Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Is qui do­lo fe­cit quo mi­nus pos­si­de­ret hoc quo­que no­mi­ne pu­ni­tur, quod ac­tor ca­ve­re ei non de­bet ac­tio­nes, quas eius rei no­mi­ne ha­beat, se ei prae­sta­tu­rum.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. Wer sich des Besitzes arglistiger Weise entledigt hat, wird auch dadurch gestraft, dass ihm der Kläger keine Sicherheit wegen Abtretung der Klagen, welche er in Betreff der [fraglichen] Sache hat, zu stellen braucht,

Dig. 6,1,71Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Quod si pos­ses­sor qui­dem do­lo fe­cit, ac­tor ve­ro iu­ra­re non vult, sed quan­ti res sit ad­ver­sa­rium con­dem­na­ri ma­luit, mos ei ge­ren­dus est.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. Wenn der Besitzer arglistig gehandelt hat, der Kläger aber den Würderungs[-Eid] nicht leisten will, sondern wünscht, dass der Gegner zu soviel als die Sache werth ist, verurtheilt werde, so ist ihm zu willfahren.

Dig. 12,3,2Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Si­ve nos­trum quid pe­ta­mus si­ve ad ex­hi­ben­dum aga­tur, in­ter­dum quod in­ter­sit agen­tis so­lum aes­ti­ma­tur, vel­uti cum cul­pa non re­sti­tuen­tis vel non ex­hi­ben­tis pu­ni­tur: cum ve­ro do­lus aut con­tu­ma­cia non re­sti­tuen­tis vel non ex­hi­ben­tis, quan­ti in li­tem iu­ra­ve­rit ac­tor.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. mögen wir etwas uns Gehöriges fordern, oder mag auf Auslieferung geklagt werden. Zuweilen wird blos das Interesse des Klagenden geschätzt, wie wenn ein Verschulden11D. h. ein geringes (culpa levis); denn dass culpa hier diese Bedeutung habe, geht theils daraus hervor, dass im folgenden Satze die böse Absicht (dolus) entgegengesetzt wird, indem bekanntlich unter dolus die culpa lata mitbegriffen wird, theils aus der ausdrücklichen Angabe des dolus und der culpa lata, als Gründen zum Würderungseide in der L. 2. C. h. t. 5. 53. Also wenn durch geringes Verschulden des Beklagten dem Kläger Schaden zugefügt worden ist, kann er denselben nur auf die gewöhnliche Art, nicht durch den Würderungseid schätzen. dessen, der nicht zurückerstattete oder nicht auslieferte, bestraft wird; wenn aber die böse Absicht oder der Ungehorsam dessen, der nicht zurückerstattete oder nicht auslieferte, [bestraft wird, so wird die Sache so hoch geschätzt werden,] als der Kläger eidlich gewürdert haben wird.

Dig. 39,1,12Idem li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Ex ope­ris no­vi nun­tia­tio­ne si ca­vea­tur, tan­ti sti­pu­la­tio com­mit­ti­tur, quan­ti iu­di­ca­tum sit.

Idem lib. XIII. ad Sabin. Wenn in Folge des Einspruches wegen eines Neubaues Sicherheit geleistet wird22Nemlich vom Nunciaten, und zwar dafür, dass im Falle des künftigen Unterliegens der Neubau niedergerissen und der alte Zustand wiederhergestellt werden solle., so verfällt die Stipulation auf so viel, als zuerkannt worden.

Dig. 43,1,5Idem li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. In­ter­dic­ta noxa­lia ea sunt, quae ob de­lic­tum eo­rum, quos in po­tes­ta­te ha­be­mus, dan­tur, vel­uti cum vi de­ie­ce­runt aut vi aut clam opus fe­ce­runt. sed of­fi­cio iu­di­cis con­ti­ne­tur, ut do­mi­num sua in­pen­sa opus re­sti­tuen­tem ab­sol­vat: pa­tien­tiam tol­len­do ope­ri prae­stan­tem no­xae de­de­re iu­beat et ab­sol­vat, si non de­dat, quan­tum im­pen­sae in tol­len­do ope­re ero­ga­tum sit, tan­ti con­dem­net: si ne­que pa­tien­tiam prae­stet ne­que ip­se tol­lat, cum pos­sit, in tan­tum con­dem­net, in quan­tum iu­dex aes­ti­ma­ve­rit, at­que si ip­se fe­cis­set.

Idem lib. XIII. ad Sabin. Noxalinterdicte sind diejenigen, welche wegen Verbrechen Derer, die wir in unserer Gewalt haben, ertheilt werden, z. B. wenn sie etwas gewaltsam heruntergeworfen, oder gewaltsamer oder heimlicher Weise ein Werk errichtet haben. Es liegt aber hierbei im Kreise der richterlichen Amtspflicht, den das Werk auf seine Kosten wieder hinwegräumenden Herrn loszusprechen, wenn er hingegen die Hinwegnahme des Werkes ruhig geschehn lässt, ihm die Auslieferung an Schädensstatt anzubefehlen und dann loszusprechen, wenn er aber zur Auslieferung nicht schreitet, ihn zum Ersatz der auf die Hinwegnahme des Werkes verwendeten Kosten zu verurtheilen, und wenn er endlich weder die Hinwegnahme geschehen lässt, noch selbst dazu schreitet, obwohl er es könnte, zu soviel zu verurtheilen, als der Richter abschätzt, wie wenn er selbst der Thäter gewesen wäre.

Dig. 43,16,15Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Si vi me de­ie­ce­ris vel vi aut clam fe­ce­ris, quam­vis si­ne do­lo et cul­pa amis­e­ris pos­ses­sio­nem, ta­men dam­nan­dus es, quan­ti mea in­ter­sit, quia in eo ip­so cul­pa tua prae­ces­sit, quod om­ni­no vi de­ie­cis­ti aut vi aut clam fe­cis­ti.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. Wenn du mich gewaltsamerweise aus dem Besitz gesetzt hast, oder gewaltsam oder heimlich gehandelt hast33Athanas. Oteyza et Olano Paralipom. etc. jur. l. 1. c. 10. §. 26. nimmt hier zwei verschiedene Fälle an (T. M. I. 411)., so musst du, wenn du auch den Besitz selbst ohne Arglist und Verschuldung verloren hast, mir dennoch auf das Interesse verurtheilt werden, weil der in deine Schuld vorhergegangen ist, dass du mich überhaupt gewaltsamerweise vertrieben, oder gewaltsam oder heimlich gehandelt hast.

Dig. 43,24,20Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Vi fa­cit tam is qui pro­hi­bi­tus fe­cit quam is qui, quo mi­nus pro­hi­bea­tur, con­se­cu­tus est pe­ri­cu­lo pu­ta ad­ver­sa­rio de­nun­tia­to aut ia­nua pu­ta prae­clu­sa. 1Pro­hi­bi­tus au­tem in­tel­le­gi­tur quo­li­bet pro­hi­ben­tis ac­tu, id est vel di­cen­tis se pro­hi­be­re vel ma­num op­po­nen­tis la­pil­lum­ve iac­tan­tis pro­hi­ben­di gra­tia. 2Tam­diu au­tem vi fa­cit pro­hi­bi­tus, quam­diu res in eo­dem sta­tu per­ma­ne­bit: nam si post­ea con­ve­ne­rit cum ad­ver­sa­rio, de­si­nit vi fa­ce­re. 3Item si pro­hi­bi­ti he­res vel is, qui ab eo eme­rit, igno­rans cau­sam prae­ce­den­tem fe­ce­rit, di­cen­dum es­se Pom­po­nius ait non in­ci­de­re eum in in­ter­dic­tum. 4Quod in na­ve fit vel in alia qua­li­bet re vel am­plis­si­ma, mo­bi­li ta­men, non con­ti­ne­tur hoc in­ter­dic­to. 5Si­ve in pri­va­to si­ve in pu­bli­co opus fiat si­ve in lo­co sa­cro si­ve in re­li­gio­so, in­ter­dic­tum com­pe­tit.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. Gewaltsam handelt sowohl Derjenige, wer verhindert worden ist [, Etwas zu thun], als Derjenige, der es dahin gebracht hat, dass er nicht verhindert werde, etwa durch Anzeige einer Gefahr an den Gegner, oder durch Verschliessen der Thür. 1Die Verhinderung wird durch jede Handlung des Verhindernden als geschehen angesehen; d. h. entweder durch mündliches Verbot, oder durch thätliche Widersetzung, oder durch einen Steinwurf als Zeichen des Verbots. 2Der Verhinderte handelt aber so lange gewaltsam, als die Sache im unveränderten Zustande bleibt; findet nachher ein Uebereinkommen mit dem Gegner statt, so hört er auf gewaltsam zu handeln. 3Ingleichen wenn der Erbe des Verhinderten, oder Derjenige, der von ihm gekauft hat, ohne von dem Vorhergegangenen unterrichtet zu sein, Etwas gethan hat, sagt Pomponius, verfalle er nicht dem Interdicte. 4Was an einem Schiffe geschieht, oder an irgend einer andern beweglichen, wenn auch noch so grossen Sache, ist in dieses Interdict nicht begriffen. 5Dieses Interdict findet statt, es mag ein Werk an einem öffentlichen, oder einem Privatmanne gehörigen, oder einem heiligen oder religiösen Orte errichtet werden.

Dig. 43,26,14Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. In­ter­dic­tum de pre­ca­riis me­ri­to in­tro­duc­tum est, quia nul­la eo no­mi­ne iu­ris ci­vi­lis ac­tio es­set: ma­gis enim ad do­na­tio­nes et be­ne­fi­cii cau­sam, quam ad neg­otii con­trac­ti spec­tat pre­ca­rii con­di­cio.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. Das Interdict wegen bittweisen Verhältnisses ist mit allem Rechte eingeführt worden, weil deshalb keine bürgerlichrechtliche Klage stattfand, denn das bittweise Verhältniss hat viel mehr Aehnlichkeit mit den Schenkungen und Wohlthaten, als mit Contractsgeschäften.

Dig. 46,8,19Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. In sti­pu­la­tio­ne, qua pro­cu­ra­tor ca­vet ra­tam rem do­mi­num ha­bi­tu­rum, id con­ti­ne­tur, quod in­ter­sit sti­pu­la­to­ris. idem­que iu­ris est in clau­su­lis om­ni­bus de do­lo ma­lo.

Paul. lib. XIII. ad Sabin. In der Stipulation, durch welche der Procurator Sicherheit leistet, dass der Geschäftsherr die Sache genehmigen werde, ist das enthalten, was das Interesse des Stipulators beträgt. Und dasselbe ist bei allen Clauseln wegen böser Absicht Rechtens.