Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.resp. IV
Responsorum lib.Pauli Responsorum libri

Responsorum libri

Ex libro IV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 3,3,60Idem li­bro quar­to re­spon­so­rum. Man­da­to ge­ne­ra­li non con­ti­ne­ri et­iam trans­ac­tio­nem de­ci­den­di cau­sa in­ter­po­si­tam: et id­eo si post­ea is qui man­da­vit trans­ac­tio­nem ra­tam non ha­buit, non pos­se eum re­pel­li ab ac­tio­ni­bus ex­er­cen­dis.

Idem lib. IV. Respons. In einem allgemeinen Auftrag sei nicht auch ein zur Entscheidung [der Sache] eingegangener Vergleich enthalten; und darum, wenn nachher der, welcher den Auftrag gegeben hat, den Vergleich nicht genehmigt, könne er nicht von Anstellung der Klagen zurückgewiesen werden.

Dig. 14,6,16Pau­lus li­bro quar­to re­spon­so­rum. Si fi­lius fa­mi­lias ab­sen­te pa­tre, qua­si ex man­da­to eius pe­cu­niam ac­ce­pe­rit, ca­vis­set et ad pa­trem lit­te­ras emi­sit, ut eam pe­cu­niam in pro­vin­cia sol­ve­ret, de­bet pa­ter, si ac­tum fi­lii sui im­pro­bat, con­ti­nuo tes­ta­tio­nem in­ter­po­ne­re con­tra­riae vo­lun­ta­tis.

Paul. lib. IV. Resp. Wenn ein Haussohn in Abwesenheit des Vaters in einer Verschreibung versichert hat, dass er in dessen Auftrag Geld aufgenommen und an den Vater geschrieben hat, dass er dieses Geld in der Provinz auszahlen möchte, so muss der Vater, dafern er die Handlung seines Sohnes missbilligt, sofort seinen entgegengesetzten Willen kund geben.

Dig. 16,3,26Pau­lus li­bro quar­to re­spon­so­rum. Pu­blia Mae­via cum pro­fi­cis­ce­re­tur ad ma­ri­tum suum, ar­cam clu­sam cum ves­te et in­stru­men­tis com­men­da­vit Gaiae Se­iae et di­xit ei: ‘cum sa­na sal­va­ve ve­ne­ro, re­sti­tues mi­hi: cer­te, si ali­quid mi­hi hu­ma­num con­ti­ge­rit, fi­lio meo, quem ex alio ma­ri­to sus­ce­pi.’ de­func­ta ea in­tes­ta­ta de­si­de­ro res com­men­da­tae cui re­sti­tui de­beant, fi­lio an ma­ri­to. Pau­lus re­spon­dit fi­lio. 1Lu­cius Ti­tius ita ca­vit: ‘Ἔλαβον καὶ ἔχω εἰς λόγον παρακαταθήκης τὰ προγεγραμμένα τοῦ ἀργυρίου δηνάρια μύρια, καὶ πάντα ποιήσω καὶ συμφωνῶ καὶ ὡμολόγησα, ὡς προγέγραπται· καὶ συνεθέμην χορηγῆσαί σοι τόκον ἑκάστης μνᾶς ἑκάστου μηνὸς ὀβόλους τέσσαρας μέχρι τῆς ἀποδόσεως παντὸς τοῦ ἀργυρίου.’ quae­ro, an usu­rae pe­ti pos­sunt. Pau­lus re­spon­dit eum con­trac­tum de quo quae­ri­tur de­po­si­tae pe­cu­niae mo­dum ex­ce­de­re, et id­eo se­cun­dum con­ven­tio­nem usu­rae quo­que ac­tio­ne de­po­si­ti pe­ti pos­sunt. 2‘Ti­tius Sem­pro­niis sa­lu­tem. Ha­be­re me a vo­bis au­ri pon­do plus mi­nus de­cem et dis­cos duos sac­cum sig­na­tum: ex qui­bus de­be­tis mi­hi de­cem, quos apud Ti­tium de­po­suis­tis: item quos Tro­phi­ma­ti de­cem: item ex ra­tio­ne pa­tris ves­tri de­cem et quod ex­cur­rit.’ quae­ro, an ex hu­ius­ce­mo­di scrip­tu­ra ali­qua ob­li­ga­tio na­ta sit, sci­li­cet quod ad so­lam pe­cu­niae cau­sam at­ti­net. re­spon­dit ex epis­tu­la, de qua quae­ri­tur, ob­li­ga­tio­nem qui­dem nul­lam na­tam vi­de­ri, sed pro­ba­tio­nem de­po­si­ta­rum re­rum im­ple­ri pos­se: an au­tem is quo­que, qui de­be­ri si­bi ca­vit in ea­dem epis­tu­la de­cem, pro­ba­re pos­sit hoc quod scrip­sit, iu­di­cem aes­ti­ma­tu­rum.

Paul. lib. IV. Resp. Publia Mävia hat, als sie zu ihrem Ehemanne reiste, einen verschlossenen Kasten mit einem Kleide und Geräthschaften der Caja Seja anempfohlen, und derselben gesagt: wenn ich wohlbehalten oder gesund [zurück]gekommen sein werde, so wirst du sie mir zurückerstatten, sonst11Im Text steht certe; dafür ist wohl ohne Zweifel mit Haloander ceterum zu lesen. wenn mir irgendein menschlicher Unfall begegnet sein sollte, meinem Sohne, welchen ich von meinem ersten Ehemanne erhalten habe. Da sie ohne ein Testament verstorben ist, so verlange ich [zu wissen,] wem die anempfohlnen Sachen zurückerstattet werden müssen, dem Sohne, oder dem Ehemanne? Paulus hat zum Bescheid gegeben: dem Sohne. 1Lucius Titius hat so geschrieben: Ich habe die vorhin geschriebenen zehn tausend Denare Silbers übernommen und habe sie als Niedergelegtes bei mir, und ich werde Alles leisten, und gestehe es zu, und habe es versprochen, wie es oben geschrieben worden ist; und ich bin [mit dir] übereingekommen, dir als Zins für jede einzelne Mine [und] auf jeden einzelnen Monat je vier Obolen zu geben, bis zur Zurückgabe des ganzen Silbers. Ich frage, ob Zinsen gefordert werden können? Paulus hat zum Bescheid gegeben, dass der Contract, in Bezug auf welchen gefragt wird, die Grenze [eines Contracts über] niedergelegtes Geld überschreite; und darum können der Uebereinkunft gemäss auch Zinsen mit der Niederlegungsklage gefordert werden. 2Titius den Semproniern seinen Gruss. Ich habe von Euch ungefähr zehn Pfund Goldes, und zwei Schüsseln, einen versiegelten Sack, und davon schuldet Ihr mir zehn, welche ihr bei dem Titius niedergelegt habt; ingleichen zehn welche (ihr) dem Trophimas [schuldet,] ingleichen zehn und was darüber ist, aus der Rechnung eures Vaters22Aus dieser Stelle, die wohl etwas verdorben ist, scheint, wenn man sie mit dem folgenden Bescheid des Paulus zusammenhält, hervorzugehen, dass die hier aufgezählten Summen und Sachen, bei dem Titius, demselben, welcher dies an die Sempronier schreibt, niedergelegt waren, derselbe aber eine Gegenforderung von Zehn behauptete. Was das Wort: Trophimati anlangt, so haben es Einige für ein griechisches erklärt, so dass es bedeuten würde: für Nahrungsmittel, Cujacius dagegen und Andere halten es wohl richtiger für einen Eigennamen, zu welchem, da er im Dativ steht, aus dem Vorhergehenden am Passendsten: debetis ergänzt wird.. Ich frage, ob aus einer Schrift der Art irgend eine Verbindlichkeit entstanden sei, nämlich was das Geldverhältniss allein betrifft? [Paulus] hat zum Bescheid gegeben, dass aus dem Briefe, in Bezug auf welchen gefragt wird, zwar keine Verbindlichkeit entstanden zu sein scheine, man aber [aus demselben] den Beweis über die niedergelegten Sachen vollführen könne; ob aber auch der, welcher in demselben Brief geschrieben hat, dass ihm Zehn geschuldet würden, dies, was er geschrieben hat, beweisen könne, werde der Richter ermessen.

Dig. 17,1,59Idem li­bro quar­to re­spon­so­rum. Si man­da­tu Ti­tii Cal­pur­nius pe­cu­niam quam Ti­tius cre­de­bat sti­pu­la­tus es­set non do­nan­di ani­mo, man­da­ti iu­di­cio eum ab he­rede Ti­tii pos­se con­ve­ni­ri, ut ac­tio­nes suas prae­stet: idem est et si ex­ac­ta est a Cal­pur­nio pe­cu­nia. 1Pau­lus re­spon­dit fi­de­ius­so­rem, qui rem pig­no­ris iu­re ob­li­ga­tam a cre­di­to­re emit, man­da­ti iu­di­cio con­ven­tum ab he­rede de­bi­to­ris ob­la­to om­ni de­bi­to re­sti­tue­re cum fruc­ti­bus co­gen­dum ne­que ha­ben­dum si­mi­lem ex­tra­neo emp­to­ri, cum in om­ni con­trac­tu bo­nam fi­dem prae­sta­re de­beat. 2Pau­lus re­spon­dit die ad­iec­to in man­da­to, in­tra quem prae­sta­tu­rum se Lu­cius Ti­tius scrip­sit, non es­se im­pe­d­imen­to, quo mi­nus et­iam post eum diem con­ve­ni­ri man­da­ti iu­di­cio pos­sit. 3Pau­lus re­spon­dit unum ex man­da­to­ri­bus in so­li­dum eli­gi pos­se, et­iam­si non sit con­ces­sum in man­da­to: post con­dem­na­tio­nem au­tem in duo­rum per­so­nam col­la­tam ne­ces­sa­rio ex cau­sa iu­di­ca­ti sin­gu­los pro par­te di­mi­dia con­ve­ni­ri pos­se et de­be­re. 4Cre­di­tor pig­nus ven­di­dit: quae­ro, an, si evic­ta sit pos­ses­sio emp­to­ri, re­gres­sum cre­di­tor ad man­da­to­rem ha­be­re pos­sit et an in­ter­sit, cre­di­to­ris iu­re ven­di­de­rit an com­mu­ni iu­re pro­mi­se­rit. Pau­lus re­spon­dit, si cre­di­tor ex pre­tio pig­no­rum de­bi­tum con­se­cu­tus non sit, man­da­to­rem li­be­rum non vi­de­ri. ex hoc re­spon­so ap­pa­ret, si evic­tio­nis no­mi­ne non te­n­ea­tur, pro­fi­ce­re eam rem ad li­be­ra­tio­nem. 5‘Il­le il­li sa­lu­tem. Man­do ti­bi, ut Blae­sio Se­ve­ro ad­fi­ni meo oc­to­gin­ta cre­das sub pig­no­re il­lo et il­lo: in quam pe­cu­niam et quid­quid usu­ra­rum no­mi­ne ac­ces­se­rit in­dem­nem ra­tio­nem tuam me es­se ex cau­sa man­da­ti in eum diem, quo­ad vi­xe­rit Blae­sius Se­ve­rus, prae­sta­tu­rum.’ post­ea sae­pe con­ven­tus man­da­tor non re­spon­dit: quae­ro, an mor­te de­bi­to­ris li­be­ra­tus sit. Pau­lus re­spon­dit man­da­ti ob­li­ga­tio­nem per­pe­tuam es­se, li­cet in man­da­to ad­iec­tum vi­dea­tur in­dem­nem ra­tio­nem tuam me es­se ex cau­sa man­da­ti in eum diem, quo­ad vi­xe­rit Blae­sius Se­ve­rus, prae­sta­tu­rum. 6Pau­lus re­spon­dit non vi­de­ri man­da­ti con­di­cio­ni pa­ri­tum, cum in man­da­to ad­iec­tum sit, ut ido­nea cau­tio a de­bi­to­re ex­ige­re­tur, si ne­que fi­de­ius­sor ne­que pi­g­no­ra ac­cep­ta sint.

Idem lib. IV. Resp. Wenn Calpurnius in Auftrag des Titius eine Summe Geldes, welche dieser zu fordern hatte, bei nicht vorhandener Absicht einer Schenkung33Die nämlich Titius dem Adstipulator Calpurnius hätte machen wollen. stipulirt hat, so kann er vom Erben des Titius mit der Auftragsklage auf Abtretung seiner Klagen belangt werden. Dasselbe gilt, wenn Calpurnius das Geld eingezogen hat44Vgl. Gajus Inst. III, 216.. 1Paulus hat begutachtet, ein Bürge, der von dem Gläubiger die demselben verpfändete Sache gekauft habe, müsse, wenn die ganze Schuld abgetragen worden, und er nun von den Erben des Schuldners mit der Auftragsklage belangt werde, zu Herausgabe der Sache mit allen Nutzungen angehalten werden; denn er sei nicht einem fremden Käufer gleich zu beurtheilen, da er bei jedem Contract mit Redlichkeit handeln müsse. 2Paulus hat begutachtet: wenn einem Auftrage eine Zeit beigefügt ist, binnen welcher denselben vollziehen zu wollen Lucius Titius schriftlich erklärt hat, so hindere dies nicht, ihn auch nach jener Zeit mit der Auftragsklage zu belangen. 3Paulus hat begutachtet, man könne sich nach Belieben an Einen aus mehreren Auftragsgebern (mandatores) wegen des Ganzen halten55Nicht so, bekanntlich, nach der epistola Divi Hadriani, unter mehreren fidejussores., wenn dies auch beim Auftrage nicht [ausdrücklich] gestattet worden sei; wenn aber eine Verurtheilung gegen zwei Personen gesprochen sei, so könnten und müssten sie des rechtskräftigen Urtheils wegen nothwendig ein Jeder auf die Hälfte in Anspruch genommen werden. 4Ein Gläubiger hat das Pfand verkauft; nun frage ich, ob, wenn dem Käufer der Besitz entwährt wird, der Gläubiger den Regress an den Bürgen (mandator) nehmen könne, und inwiefern es einen Unterschied mache, ob er als Gläubiger66Das heisst, ohne für Entwährung zu stehen. S. Cod. 8. unter mehreren fidejussores. verkauft, oder auf gewöhnliche Art77Durch die stipulatio evictionem non debere. [Gewährleistung] angelobt habe88An intersit, creditoris jure vendiderit, an communi jure promiserit. In unserer Ausgabe steht mit Sinn entstellender Interpunction: an intersit creditoris, jure v. etc.? Paulus hat geantwortet, wenn der Gläubiger aus dem Preise der Pfänder seine Forderung nicht erlangen könne, so sei der Bürge (mandator) nicht als entledigt anzusehen. Aus diesem Gutachten erhellet, dass die Sache zur Entledigung mitwirke, insofern der Gläubiger nicht der Entwährung halber verantwortlich sei. 5N. dem N. Gruss. Ich trage dir auf, meinem Schwager Bläsius Severus gegen das und das Pfand Achtzig zu leihen, für welche Summe und alles, was an Zinsen hinzukommen wird, ich als Auftragsgeber dich so lange, als Bläsius Severus leben wird, schadlos halten werde. Nachher hat dieser Auftragsgeber auf vielmaliges Angehen nicht geantwortet; und nun frage ich, ob er durch den Tod des Schuldners entledigt sei? Paulus hat geantwortet, die Verbindlichkeit aus dem Auftrage dauere fort, wenn gleich beim Auftrage hinzugefügt worden: ich werde dich als Auftragsgeber so lange, als Bläsius Severus lebt, schadlos halten. 6Paulus hat begutachtet, es sei dem Inhalte des Auftrags nicht Genüge geleistet, wenn, da beim Auftrage vorgeschrieben worden, hinreichende Sicherheit vom Schuldner zu verlangen, weder ein Bürge, noch Pfänder erlangt worden.

Dig. 20,6,11Idem li­bro quar­to re­spon­so­rum. Lu­cius Ti­tius cum es­set uxo­ri suae Gaiae Se­iae de­bi­tor sub pig­no­re si­ve hy­po­the­ca prae­dio­rum, ea­dem prae­dia cum uxo­re sua Se­iae Sep­ti­ciae com­mu­nis fi­liae no­mi­ne Sem­pro­nio ma­ri­to eius fu­tu­ro in do­tem de­dit: 1post­ea de­func­to Lu­cio Ti­tio Sep­ti­cia fi­lia abs­ti­nuit se he­redi­ta­te pa­ter­na: quae­ro, an ma­ter eius hy­po­the­cam per­se­qui pos­sit. Pau­lus re­spon­dit pig­no­ris qui­dem ob­li­ga­tio­nem prae­dio­rum Gaiam Se­iam, quae vi­ro pro fi­lia com­mu­ni in do­tem ea­dem dan­ti con­sen­sit, cum com­mu­nis fi­liae no­mi­ne da­ren­tur, re­mis­sis­se vi­de­ri, ob­li­ga­tio­nem au­tem per­so­na­lem per­se­ve­ras­se: sed ad­ver­sus eam, quae pa­tris he­redi­ta­te se abs­ti­nuit, ac­tio­nem non es­se dan­dam.

Idem lib. IV. Resp. Lucius Titius, der seiner Frau, der Caja Seja, gegen Pfand oder Hypothek an Grundstücken etwas verschuldete, gab dieselben Grundstücke zusammen mit seiner Frau, der Seja, für ihre beiderseitige Tochter Septicia deren künftigen Ehemann, dem Sempronius, zur Mitgift; 1nachdem hierauf Lucius Titius mit Tode abgegangen war, entsagte sich seine Tochter Septicia der väterlichen Erbschaft; kann die Mutter derselben nun ihre Hypothek ausklagen? Paulus sprach sich dahin aus: es sei zwar anzunehmen, als habe Caja Seja sich ihres Unterpfandsrechtes an denjenigen Grundstücken, zu deren Bestellung von Seiten ihres Ehemannes zur Mitgift ihrer gemeinschaftlichen Tochter sie ihre Einwilligung ertheilt, begeben, allein die persönliche Verbindlichkeit habe fortgedauert; die Klage wider die Tochter, die sich der väterlichen Erbschaft entsagt habe, sei jedoch nicht zu verstatten.

Dig. 22,1,12Idem li­bro quar­to re­spon­so­rum. Se­ia mu­tuam pe­cu­niam ac­ce­pit a Sep­ti­cio: de usu­ris ita con­ve­nit: ni­si sua qua­que die usu­rae su­pra scrip­tae ex­sol­ve­ren­tur vel post ter­tium men­sem, tunc in ma­io­res usu­ras Se­ia te­ne­re­tur, et de­in­ceps per sin­gu­las pen­sio­nes, si con­di­cio­ne da­ta usu­rae non sol­ve­ren­tur, ea con­di­cio ob­ser­va­re­tur, do­nec om­nis sum­ma de­bi­ta hoc no­mi­ne ex­sol­ve­re­tur. quae­ro, an haec ver­ba ‘et de­in­ceps per sin­gu­las pen­sio­nes con­di­cio­ne da­ta usu­rae non sol­van­tur, ea con­di­cio ob­ser­va­re­tur’ eo per­ti­neant, ut, quam­vis com­mis­sa sit for­te pri­ma sti­pu­la­tio, non ta­men in am­plio­rem quan­ti­ta­tem usu­ra­rum con­ve­ni­ri pos­sit quam eius pen­sio­nis no­mi­ne, quae egres­sa est diem prae­sti­tu­tum. Pau­lus re­spon­dit plu­res con­di­cio­nes con­ti­ne­re eam sti­pu­la­tio­nem, quae de gra­vio­ri­bus usu­ris prae­stan­dis sub­iec­ta est, id est ut per sin­gu­las pen­sio­nes con­di­cio in­spec­ta­re­tur non il­la­ta­rum suis tem­po­ri­bus le­vio­rum usu­ra­rum: et id­eo pos­se evi­ta­ri poe­nam se­quen­tium pen­sio­num.

Idem lib. IV. Resp. Seja hat ein Gelddarlehen von Septicius erhalten; wegen der Zinsen ist man darüber übereingekommen: [dass,] wenn die oben geschriebenen Zinsen zu einem jeden bestimmten Termine, oder nach drei Monaten nicht gezahlt würden, Seja dann auf höhere Zinsen gehalten sein und diese Bedingung ferner bei jedem einzelnen Zahlungstermine, wenn die Zinsen unter der angegebenen Bedingung nicht gezahlt würden, beobachtet werden sollte, bis die ganze geschuldete Summe auf diese Weise gezahlt würde; ich frage, ob diese Worte: und diese Bedingung ferner bei jedem einzelnen Zahlungstermine, wenn die Zinsen unter der angegebenen Bedingung nicht gezahlt würden, beobachtet werden sollte, sich darauf beziehen, dass, obwohl etwa die erste Stipulation verfallen sei, [Seja] doch nicht auf einen grösseren Betrag an Zinsen belangt werden könne, als wegen jenes Postens, welcher den festgesetzten Termin überschritten hat99D. h. ob sie, wenn sie zwar am ersten Termin die Zinsen nicht gezahlt, ihn also überschritten habe, die folgenden Termine aber innegehalten habe, blos wegen jenes Termins oder auch wegen der folgenden höhere Zinsen zahlen müsse?? Paulus hat zum Bescheid gegeben, dass jene Stipulation, welche wegen der Leistung höherer Zinsen beigefügt worden ist, mehrere Bedingungen enthalte, das heisst, so dass bei jedem einzelnen Zahlungstermine auf die Bedingung, ob die geringeren Zinsen zu ihrer Zeit nicht gezahlt wären, gesehen werden müsste; und darum könne die Strafe der folgenden Zahlungstermine vermieden werden.

Dig. 31,85Idem li­bro quar­to re­spon­so­rum. Cre­di­to­rem, cui res pig­no­ris iu­re ob­li­ga­ta a de­bi­to­re le­ga­ta es­set, non pro­hi­be­ri pe­cu­niam cre­di­tam pe­te­re, si vo­lun­tas tes­ta­to­ris com­pen­sa­re vo­len­tis evi­den­ter non os­ten­de­re­tur.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 44,7,29Pau­lus li­bro quar­to re­spon­so­rum. Lu­cio Ti­tio cum ex cau­sa iu­di­ca­ti pe­cu­nia de­be­re­tur et ei­dem de­bi­to­ri aliam pe­cu­niam cre­de­ret, in cau­tio­ne pe­cu­niae cre­di­tae non ad­ie­cit si­bi prae­ter eam pe­cu­niam de­bi­tam si­bi ex cau­sa iu­di­ca­ti: quae­ro, an in­te­grae sint utrae­que Lu­cio Ti­tio pe­ti­tio­nes. Pau­lus re­spon­dit ni­hil pro­po­ni, cur non sint in­te­grae.

Paul. lib. IV. Resp. Dem Lucius Titius wurde auf den Grund einer rechtlichen Verurtheilung eine Summe Geld geschuldet; [der Gläubiger] creditirte demselben Schuldner noch eine Summe, allein bei [Ausstellung] der Urkunde für die creditirte Summe bemerkte er nicht, [dass er] ausserdem die auf den Grund der Verurtheilung verschuldet werdende Summe [zu fodern habe]. Ich frage, ob dem Lucius Titius beide Foderungen unversehrt verbleiben? Paulus sagte, es sei kein Grund vorhanden, warum dies nicht der Fall sein solle.

Dig. 46,1,59Idem li­bro quar­to re­spon­so­rum. Pau­lus re­spon­dit fi­de­ius­so­rem, in quem pi­g­no­ra a con­fi­de­ius­so­ri­bus da­ta trans­la­ta sunt, non emp­to­ris lo­co sub­sti­tu­tum vi­de­ri, sed eius qui pi­g­no­ra ac­ce­pit, et id­eo ra­tio­nem fruc­tuum et usu­ra­rum ha­be­ri opor­te­re.

Idem lib. IV. Respons. Paulus hat das Gutachten ertheilt, ein Bürge, auf welchem die von seinen Mitbürgen gegebenen Pfänder übertragen worden sind, scheine nicht als Käufer [derselben] an die Stelle [des Gläubigers] getreten zu sein, sondern als ein solcher, welcher Pfänder erhalten hat, und darum müsse Rücksicht auf die Früchte und Zinsen genommen werden.

Dig. 46,3,99Pau­lus li­bro quar­to re­spon­so­rum. Re­spon­dit de­bi­to­rem non es­se co­gen­dum in aliam for­mam num­mos ac­ci­pe­re, si ex ea re dam­num ali­quid pas­su­rus sit.

Paul. lib. IV. Respons. [Paulus] hat das Gutachten ertheilt, dass der Gläubiger1010Ueber den Vorzug der hier befolgten Lesart (Vulg., Haloand., Basil.), creditorem, vor der Florent., debitorem s. v. Glück XII. S. 66. u. die bei Schulting u. Smallenburg l. l. p. 126. angeführten Schriftsteller. nicht zu zwingen sei, die Gelder in einer anderen Münzsorte anzunehmen, wenn er dadurch irgend einen Schaden leiden würde.