Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.quaest. III
Quaestionum lib.Pauli Quaestionum libri

Quaestionum libri

Ex libro III

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 11,7,40Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Si quis enim eo ani­mo cor­pus in­tu­le­rit, quod co­gi­ta­ret in­de alio post­ea trans­fer­re ma­gis­que tem­po­ris gra­tia de­po­ne­re, quam quod ibi se­pe­li­ret mor­tuum et qua­si ae­ter­na se­de da­re de­sti­na­ve­rit, ma­ne­bit lo­cus pro­fa­nus.

Paul. lib. III. Quaest. Denn wenn Jemand eine Leiche in der Absicht irgendwo hingesetzt hat, weil er gedenkt, sie von da nachher fortzuschaffen, und sie vielmehr blos einstweilen daselbst niederzulegen, nicht aber sie daselbst zu beerdigen und ihr gleichsam daselbst ihre ewige Ruhestätte anzuweisen, so bleibt der Ort profan.

Dig. 11,7,44Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Cum in di­ve­ri­sis lo­cis se­pul­tum est, uter­que qui­dem lo­cus re­li­gio­sus non fit, quia una se­pul­tu­ra plu­ra se­pul­chra ef­fi­ce­re non pot­est: mi­hi au­tem vi­de­tur il­lum re­li­gio­sum es­se, ubi quod est prin­ci­pa­le con­di­tum est, id est ca­put, cu­ius ima­go fit, in­de co­gnos­ci­mur. cum au­tem im­pe­tra­tur, ut re­li­quiae trans­fe­ran­tur, de­si­nit lo­cus re­li­gio­sus es­se.

Paul. lib. III. Quaest. Wenn eine Leiche an [zwei] verschiedenen Orten begraben ist, so werden zwar beide nicht religiös, weil ein Begräbniss nicht mehrere machen kann, mir scheint aber derjenige religiös zu sein, wo der vornehmste Theil begraben ist, d. h. der Kopf, welcher derjenige ist, woran man uns kennt. Wenn nachher die Hinwegschaffung der Ueberreste verlangt wird, so hört der Ort auf, religiös zu sein.

Dig. 12,1,40Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Lec­ta est in au­di­to­rio Ae­mi­lii Pa­pi­nia­ni prae­fec­ti prae­to­rio iu­ris con­sul­ti cau­tio hu­ius­mo­di: ‘Lu­cius Ti­tius scrip­si me ac­ce­pis­se a Pu­blio Mae­vio quin­de­cim mu­tua nu­me­ra­ta mi­hi de do­mo et haec quin­de­cim pro­ba rec­te da­ri ka­len­dis fu­tu­ris sti­pu­la­tus est Pu­blius Mae­vius, spopon­di ego Lu­cius Ti­tius. si die su­pra scrip­ta sum­ma Pu­blio Mae­vio ei­ve ad quem ea res per­ti­ne­bit da­ta so­lu­ta sa­tis­ve eo no­mi­ne fac­tum non erit, tunc eo am­plius, quo post sol­vam, poe­nae no­mi­ne in dies tri­gin­ta in­que de­na­rios cen­tos de­na­rios sin­gu­los da­ri sti­pu­la­tus est Pu­blius Mae­vius, spopon­di ego Lu­cius Ti­tius. con­ve­nit­que in­ter nos, uti pro Mae­vio ex sum­ma su­pra scrip­ta mens­truos re­fun­de­re de­beam de­na­rios tre­ce­nos ex om­ni sum­ma ei he­redi­ve eius.’ quae­si­tum est de ob­li­ga­tio­ne usu­ra­rum, quon­iam nu­me­rus men­sium, qui so­lu­tio­ni com­pe­te­bat, trans­ie­rat. di­ce­bam, quia pac­ta in con­ti­nen­ti fac­ta sti­pu­la­tio­ni in­es­se cre­dun­tur, per­in­de es­se, ac si per sin­gu­los men­ses cer­tam pe­cu­niam sti­pu­la­tus, quo­ad tar­dius so­lu­ta es­set, usu­ras ad­ie­cis­set: igi­tur fi­ni­to pri­mo men­se pri­mae pen­sio­nis usu­ras cur­re­re et si­mi­li­ter post se­cun­dum et ter­tium trac­tum usu­ras non so­lu­tae pe­cu­niae pen­sio­nis cres­ce­re nec an­te sor­tis non so­lu­tae usu­ras pe­ti pos­se quam ip­sa sors pe­ti po­tue­rat. pac­tum au­tem quod sub­iec­tum est qui­dam di­ce­bant ad sor­tis so­lu­tio­nem tan­tum per­ti­ne­re, non et­iam ad usu­ra­rum, quae prio­re par­te sim­pli­ci­ter in sti­pu­la­tio­nem venis­sent, pac­tum­que id tan­tum ad ex­cep­tio­nem prod­es­se et id­eo non so­lu­ta pe­cu­nia sta­tu­tis pen­sio­ni­bus ex die sti­pu­la­tio­nis usu­ras de­be­ri, at­que si id no­mi­na­tim es­set ex­pres­sum. sed cum sor­tis pe­ti­tio di­la­ta sit, con­se­quens est, ut et­iam usu­rae ex eo tem­po­re, quo mo­ram fe­cit, ac­ce­dant, et si, ut il­le pu­ta­bat, ad ex­cep­tio­nem tan­tum prod­es­set pac­tum (quam­vis sen­ten­tia di­ver­sa op­ti­nue­rit), ta­men usu­ra­rum ob­li­ga­tio ip­so iu­re non com­mit­te­tur: non enim in mo­ra est is, a quo pe­cu­nia prop­ter ex­cep­tio­nem pe­ti non pot­est. sed quan­ti­ta­tem, quae me­dio tem­po­re col­li­gi­tur, sti­pu­la­mur, cum con­di­cio ex­sti­te­rit, sic­ut est in fruc­ti­bus: idem et in usu­ris pot­est ex­pri­mi, ut ad diem non so­lu­ta pe­cu­nia quo com­pe­tit usu­ra­rum no­mi­ne ex die in­ter­po­si­tae sti­pu­la­tio­nis prae­ste­tur.

Paul. lib. III. Quaest. Im Auditorium11Das Auditorium principis war ein Collegium zur Entscheidung von Rechtssachen in höchster Instanz. In Abwesenheit des Kaisers führte in demselben der Praefectus praetorio den Vorsitz. Papinianus war unter Septimius Severus Praefectus praetorio und also Präses des Auditorium, in welchem sich auch Paulus befand, der hier sein Votum über einen fraglichen dort vorgekommenen Fall abgibt. S. Zimmern Gesch. des Röm. Priv. R. B. I. §. 98. u. 100. des Aemilius Papinianus, des Präfectus Prätorio [und] Rechtsgelehrten, ist eine Versicherungsschrift (cautio) des Inhalts vorgelesen worden: Ich Lucius Titius bekenne schriftlich, dass ich vom Publius Mävius Funfzehn als Darlehn, mir aus seinem Hause ausgezahlt, erhalten habe; und Mävius Publius hat sich stipulirt, dass diese Funfzehn in gutem Gelde richtig am Ersten des künftigen Monats gegeben werden sollen, ich Lucius Titius habe es gelobt. Wenn in dem obengeschriebenen Termine die Summe dem Publius Mävius, oder demjenigen, welchem diese Sache angehören wird, nicht gegeben, gezahlt, oder deswegen Genüge geschehen sein wird, dann hat sich Publius Mävius stipulirt, dass um soviel mehr, als ich später zahlen werde, als Strafe auf dreissig Tage und auf je hundert Denare, ein Denar gegeben werden solle, ich Lucius Titius habe es gelobt. Und wir sind unter uns übereingekommen, dass ich dem Publius Mävius von der oben geschriebenen Summe monatlich je dreihundert Denare wiedergeben solle [und zwar] von der ganzen Summe ihm oder dem Erben desselben; man hat wegen der Zinsverbindlichkeit gefragt, weil die Zahl der Monate, welche für die Zahlung zustand, abgelaufen war. Ich habe gesagt, dass, weil man annimmt, dass gleich auf der Stelle geschlossene Pacta22Es scheint gerathener, contractus sowohl, als pactum in der Uebersetzung beizubehalten, da man doch unmöglich in derselben die Begriffe, welche die Römer mit jenen Worten verbanden, ausdrücken kann. in der Stipulation enthalten seien, es ebenso sei, als wenn der, welcher jeden einzelnen Monat eine bestimmte Geldsumme stipulirt [hat,] insofern sie später gezahlt sein würde, Zinsen beigefügt hätte, dass daher nach Beendigung des ersten Monats die Zinsen des ersten Postens laufen und auf ähnliche Weise nach dem zweiten und dritten Zeitraum die Zinsen des nicht gezahlten Geldpostens wachsen; auch nicht eher die Zinsen des nicht gezahlten Capitals gefordert werden können, als bis das Capital selbst gefordert werden konnte. Das Pactum aber, welches dazu gefügt worden ist, sagten Einige, betreffe nur die Zahlung des Capitals, nicht auch der Zinsen, welche im frühern Theil [der Schrift] schlechthin in die Stipulation gekommen wären, und das Pactum nütze nur zu einer Einrede; und darum würden, wenn das Geld zu den bestimmten Posten nicht bezahlt worden wäre, vor dem Tage der Stipulation an Zinsen geschuldet, ebenso, als wenn das namentlich ausgedrückt worden wäre. Allein da die Forderung des Capitals aufgeschoben worden ist, so ist es folgerichtig, dass auch die Zinsen von der Zeit an, wo [der Schuldner] einen Verzug bewirkt hat, hinzukommen; und wenn, wie jener glaubte, das Pactum nur zu einer Einrede nützen sollte, obwohl die entgegengesetzte Meinung die Oberhand erhalten hat, so würde gleichwohl die Zinsverbindlichkeit von Rechtswegen nicht verfallen, denn es befindet sich derjenige nicht in Verzug, von welchem man [schuldiges] Geld wegen einer Einrede nicht fordern kann. Aber wenn wir eine Quantität, welche in ber Zwischenzeit zusammengebracht wird, stipuliren, wenn die Bedingung eingetreten sein sollte, wie es bei den Früchten der Fall ist, so kann dasselbe auch bei den Zinsen ausgedrückt werden, so dass, wenn zum Termin das Geld nicht gezahlt worden ist, das, was Namens der Zinsen zusteht, vom Tage der eingegangenen Stipulation an geleistet werde.

Dig. 12,5,8Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Si ob tur­pem cau­sam pro­mi­se­ris Ti­tio, quam­vis si pe­tat, ex­cep­tio­ne do­li ma­li vel in fac­tum sum­mo­ve­re eum pos­sis, ta­men si sol­ve­ris, non pos­se te re­pe­te­re, quon­iam sub­la­ta pro­xi­ma cau­sa sti­pu­la­tio­nis, quae prop­ter ex­cep­tio­nem in­anis es­set, pris­ti­na cau­sa, id est tur­pi­tu­do, su­per­es­set: por­ro au­tem si et dan­tis et ac­ci­pien­tis tur­pis cau­sa sit, pos­ses­so­rem po­tio­rem es­se et id­eo re­pe­ti­tio­nem ces­sa­re, tam­et­si ex sti­pu­la­tio­ne so­lu­tum est.

Paul. lib. III. Quaestion. Wenn du dem Titius [Etwas] wegen eines schändlichen Grundes versprochen haben solltest, so kannst du, obwohl du ihn, wenn er fordern sollte, durch die Einrede der bösen Absicht oder auf das Geschehene zurückweisen kannst, gleichwohl, wenn du bezahlt haben solltest, nicht zurückfordern, weil, nachdem der nächste Grund, [nämlich] die Stipulation, da sie wegen der Einrede wirkungslos war, aufgehoben worden ist, der frühere Grund, d. h. die Schändlichkeit, übrig geblieben war33D. h. der nächste Grund der Verbindlichkeit war die Stipulation; sie wurde wegen der Einrede wirkungslos, eigentlich konnte also das Gezahlte zurückgefordert werden; allein es blieb ein anderer Grund, aus welchem dies nicht geschehen konnte, nämlich, weil es turpiter datum war.. Ferner aber, wenn der Grund sowohl [auf Seiten] des Gebers, als des Empfängers schändlich sei, so sei der Besitzer der vorzüglichere, und darum falle die Zurückforderung weg, obgleich in Folge der Stipulation gezahlt worden ist.

Dig. 12,6,21Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Pla­ne si duos reos non eius­dem pe­cu­niae, sed al­te­rius ob­li­ga­tio­nis con­sti­tue­ris, ut pu­ta Sti­chi aut Pam­phi­li, et pa­ri­ter duos da­tos, aut to­gam vel de­na­ria mil­le, non idem di­ci pot­erit in re­pe­ti­tio­ne ut par­tes re­pe­tant, quia nec sol­ve­re ab in­itio sic po­tue­runt. igi­tur hoc ca­su elec­tio est cre­di­to­ris, cui ve­lit sol­ve­re, ut al­te­rius re­pe­ti­tio im­pe­dia­tur.

Paul. lib. III. Quaestion. Freilich wenn du zwei Schuldner nicht desselben Geldes, sondern einer andern Verbindlichkeit bestellt haben solltest, z. B. des Stichus, oder des Pamphilus, und zugleich zwei gegeben sein sollten, oder ein Oberkleid, oder tausend Denare, so wird man nicht dasselbe bei der Zurückforderung sagen können, dass sie Theile zurückfordern, weil sie vom Anfang an auch nicht so haben zahlen können. Daher findet in diesem Falle die Wahl des Gläubigers Statt, wem er leisten will, so dass die Zurückforderung des Andern verhindert werde.

Dig. 12,6,60Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Iu­lia­nus ve­rum de­bi­to­rem post li­tem con­tes­ta­tam ma­nen­te ad­huc iu­di­cio ne­ga­bat sol­ven­tem re­pe­te­re pos­se, quia nec ab­so­lu­tus nec con­dem­na­tus re­pe­te­re pos­set: li­cet enim ab­so­lu­tus sit, na­tu­ra ta­men de­bi­tor per­ma­net: si­mi­lem­que es­se ei di­cit, qui ita pro­mi­sit, si­ve na­vis ex Asia ve­ne­rit si­ve non ve­ne­rit, quia ex una cau­sa al­te­rius so­lu­tio­nis ori­go pro­fi­cis­ci­tur. 1Ubi au­tem quis quod pu­re de­bet sub con­di­cio­ne no­van­di ani­mo pro­mi­sit, ple­ri­que pu­tant pen­den­te no­va­tio­ne so­lu­tum re­pe­te­re pos­se, quia ex qua ob­li­ga­tio­ne sol­vat, ad­huc in­cer­tum sit: idem­que es­se et­iam, si di­ver­sas per­so­nas po­nas ean­dem pe­cu­niam pu­re et sub con­di­cio­ne no­van­di ani­mo pro­mis­sis­se. sed hoc dis­si­mi­le est: in sti­pu­la­tio­ne enim pu­ra et con­di­cio­na­li eun­dem de­bi­tu­rum cer­tum est.

Paul. lib. III. Quaestion. Ad Dig. 12,6,60 pr.ROHGE, Bd. 22 (1878), Nr. 22, S. 99: Bedeutung eines den Debitor absolvierenden Erkenntnisses für die condictio der vorhergezahlten Schuld, wenn das absolvirende Erkenntnis auf Versehen des Gläubigers beruht.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 129, Note 7.Julianus leugnete, dass ein wirklicher Schuldner, der nach eingeleitetem Streit, während der Process noch fortdauert, zahlt, zurückfordern könne, weil er weder, wenn er freigesprochen, noch wenn er verurtheilt worden wäre, zurückfordern könnte; denn wenn er gleich freigesprochen sein sollte, so bleibt er doch Schuldner nach dem Naturrecht; und er sagt, dass er dem ähnlich sei, welcher so versprochen hat: mag das Schiff aus Asien gekommen sein, oder mag es nicht gekommen sein, weil aus einem [und demselben] Grunde der Ursprung der einen oder der andern44Alterius. Die Vulg. hat alterutrius, welches wohl aufzunehmen ist, wenn man nicht alter hier durch alteruter erklären will. Brisson. s. h. v. hat für diesen Sprachgebrauch ein Beispiel, die L. 34. §. 6. D. de jurejur. etc. Zahlung hervorgeht. 1Wenn aber Jemand das, was er unbedingt schuldet, unter einer Bedingung, in der Absicht zu erneuern, versprochen hat, so glauben die Meisten, dass er das, während die [Bedingung der] Erneuerung noch schwebt, Gezahlte zurückfordern könne, weil es noch ungewiss sei, in Folge welcher Verbindlichkeit er zahlen solle; und dasselbe finde Statt, auch wenn du [den Fall] setzen solltest, dass verschiedene Personen dasselbe Geld [die eine] unbedingt, und [die andere] unter einer Bedingung, in der Absicht zu erneuern, versprochen hätten; aber dieser Fall ist [dem ersten] nicht ähnlich, denn bei einer unbedingten und [nachher] bedingten Stipulation ist es gewiss, dass eben derselbe schulden werde.

Dig. 13,7,41Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Rem alie­nam pig­no­ri de­dis­ti, de­in­de do­mi­nus rei eius es­se coe­pis­ti: da­tur uti­lis ac­tio pig­ne­ra­ti­cia cre­di­to­ri. non est idem di­cen­dum, si ego Ti­tio, qui rem meam ob­li­ga­ve­rat si­ne mea vo­lun­ta­te, he­res ex­ti­te­ro: hoc enim mo­do pig­no­ris per­se­cu­tio con­ce­den­da non est cre­di­to­ri, nec uti­que suf­fi­cit ad com­pe­ten­dam uti­lem pig­ne­ra­ti­ciam ac­tio­nem eun­dem es­se do­mi­num, qui et­iam pe­cu­niam de­bet. sed si con­ve­nis­set de pig­no­re, ut ex suo men­da­cio ar­gua­tur, im­pro­be re­sis­tit, quo mi­nus uti­lis ac­tio mo­vea­tur.

Ad Dig. 13,7,41Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 26, Note 3; Bd. I, § 230, Note 9.Paul. lib. III. Quaest. Du hast eine fremde Sache zum Pfand gegeben, hernach angefangen, Eigenthümer dieser Sache zu sein; es wird dem Gläubiger eine analoge Pfandklage gegeben. Dasselbe ist nicht zu sagen, wenn ich Erbe des Titius, welcher meine Sache ohne meinen Willen [als Pfand] verbindlich gemacht hatte, geworden sein werde; denn auf diese Art ist dem Gläubiger die Verfolgung des Pfandes nicht zu gestatten, auch genügt es durchaus nicht, damit die analoge Pfandklage zustehe, dass eben derselbe Eigenthümer sei, der auch das Geld schuldet. Aber wenn eine Uebereinkunft wegen des Pfandes getroffen worden wäre, so dass er nun wegen seiner Lüge für schuldig erklärt würde55D. h. wenn ich als Erbe desjenigen, welcher meine Sache wider meinen Willen verpfändet hatte, mit dem Pfandgläubiger über das Pfand einen Vertrag geschlossen, und es also anerkannt habe, so kann ich mich nicht mehr darauf berufen, dass die Sache wider meinen Willen verpfändet sei; denn der Gegner wird mir erwiedern, dass ich das Pfand anerkannt habe und durch jene Einrede eine Lüge vorbringe., so widersetzt er sich unredlicher Weise, dass die analoge Klage angestellt werde.

Dig. 14,6,5Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Er­go hic et in so­li­dum dam­na­bi­tur, non in id quod fa­ce­re pot­est.

Paul. lib. III. Quaest. Deshalb wird dieser auch aufs Ganze, nicht auf soviel, als er leisten kann, zu verurtheilen sein.

Dig. 20,1,28Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Si le­ga­ti con­di­cio­na­lis re­lic­ti fi­lio fa­mi­lias pa­ter ab he­rede rem pro­priam eius pig­no­ri ac­ce­pit et mor­tuo pa­tre vel em­an­ci­pa­to fi­lio con­di­cio le­ga­ti ex­sti­te­rit, in­ci­pit fi­lio le­ga­tum de­be­ri et ne­que pa­ter pot­est pig­nus vin­di­ca­re ne­que fi­lius, qui nunc ha­be­re coe­pis­set ac­tio­nem nec ex prae­ce­den­te tem­po­re pot­est quic­quam iu­ris ha­be­re in pig­no­re, sic­ut in fi­de­ius­so­re di­ci­tur.

Paul. lib. III. Quaest. Wenn der Vater für seinen Familiensohn wegen eines demselben bedingungsweise hinterlassenen Vermächtnisses vom Erben eine demselben gehörige Sache zum Pfande erhalten hat, und nachdem der Vater mit Tode abgegangen, oder der Sohn aus der Gewalt entlassen worden, die Bedingung des Vermächtnisses eingetreten ist, so hebt die Verpflichtung zu dem letztern gegen den Sohn an, und der Vater kann so wenig auf das Pfand Anspruch machen, wie der Sohn, der nun erst die Klage erhält, und aus der vergangenen Zeit her kein Recht am Pfande haben kann, sowie es in Betreff des Bürgen der Fall ist.

Dig. 20,3,3Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Aris­to Ne­ra­tio Pris­co scrip­sit: et­iam­si ita con­trac­tum sit, ut an­te­ce­dens di­mit­te­re­tur, non ali­ter in ius pig­no­ris suc­ce­det, ni­si con­ve­ne­rit, ut si­bi ea­dem res es­set ob­li­ga­ta: ne­que enim in ius pri­mi suc­ce­de­re de­bet, qui ip­se ni­hil con­ve­nit de pig­no­re: quo ca­su emp­to­ris cau­sa me­lior ef­fi­cie­tur. de­ni­que si an­ti­quior cre­di­tor de pig­no­re ven­den­do cum de­bi­to­re pac­tum in­ter­po­suit, pos­te­rior au­tem cre­di­tor de dis­tra­hen­do omi­sit non per ob­li­vio­nem, sed cum hoc age­re­tur, ne pos­set ven­de­re, vi­dea­mus, an di­ci pos­sit huc us­que trans­ire ad eum ius prio­ris, ut dis­tra­he­re pig­nus huic li­ceat. quod ad­mit­ten­dum ex­is­ti­mo: sae­pe enim quod quis ex sua per­so­na non ha­bet, hoc per ex­tra­neum ha­be­re pot­est.

Ad Dig. 20,3,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 233b, Noten 4, 10.Paul. lib. III. Quaest. Aristo schrieb an den Neratius Priscus: Wenn auch [zwischen einem Schuldner und einem Andern] ein Contract in der Art abgeschlossen worden ist, dass ein voranstehender [Gläubiger mit dem von dem Andern vorzuschiessenden Gelde] befriedigt werden solle, so folgt ihm der letztere in das Pfandrecht doch nur dann nach, wenn man sich dahin geeinigt hat, dass ihm dieselbe Sache verpfändet sein solle; denn wer sich selbst das Pfand nicht ausbedungen hat, darf dem erstern in sein Recht nicht nachfolgen, in welchem Fall es besser sein würde, die Sache zu kaufen. Auch wenn der frühere Gläubiger mit dem Schuldner einen besondern Vertrag über den Verkauf des Pfandes eingegangen ist, der nachherige Gläubiger aber diesen Vertrag über den Verkauf nicht eingegangen war, und zwar nicht etwa, weil er es vergessen hatte, sondern weil es ausgemacht worden war, dass er nicht solle zum Verkauf schreiten können, ist es noch die Frage, ob sich behaupten lasse, dass das Recht des frühern [Gläubigers] auch insoweit auf ihn übergehe, dass ihm der Verkauf des Pfandes freistehe? — Ich glaube wohl, denn oftmals kann man das durch einen Dritten haben, was man durch sich selbst nicht hat.

Dig. 20,4,16Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Clau­dius fe­lix eun­dem fun­dum tri­bus ob­li­ga­ve­rat, Eu­ty­chia­nae pri­mum, de­in­de Tur­bo­ni, ter­tio lo­co alii cre­di­to­ri: cum Eu­ty­chia­na de iu­re suo do­ce­ret, su­pe­ra­ta apud iu­di­cem a ter­tio cre­di­to­re non pro­vo­ca­ve­rat: Tur­bo apud alium iu­di­cem vic­tus ap­pel­la­ve­rat: quae­re­ba­tur, utrum ter­tius cre­di­tor et­iam Tur­bo­nem su­pe­ra­re de­be­ret, qui pri­mam cre­di­tri­cem, an ea re­mo­ta tur­bo ter­tium ex­clu­de­ret. pla­ne cum ter­tius cre­di­tor pri­mum de sua pe­cu­nia di­mi­sit, in lo­cum eius sub­sti­tui­tur in ea quan­ti­ta­te, quam su­pe­rio­ri ex­sol­vit: fue­runt igi­tur qui di­ce­rent hic quo­que ter­tium cre­di­to­rem po­tio­rem es­se de­be­re. mi­hi ne­qua­quam hoc ius­tum es­se vi­de­ba­tur. po­ne pri­mam cre­di­tri­cem iu­di­cio con­ve­nis­se ter­tium cre­di­to­rem et ex­cep­tio­ne alio­ve quo mo­do a ter­tio su­pe­ra­tam: num­quid ad­ver­sus tur­bo­nem, qui se­cun­do lo­co cre­di­de­rat, ter­tius cre­di­tor, qui pri­mam vi­cit, ex­cep­tio­ne rei iu­di­ca­tae uti pot­est? aut con­tra si post pri­mum iu­di­cium, in quo pri­ma cre­di­trix su­pe­ra­ta est a ter­tio cre­di­to­re, se­cun­dus cre­di­tor ter­tium op­ti­nue­rit, pot­erit uti ex­cep­tio­ne rei iu­di­ca­tae ad­ver­sus pri­mam cre­di­tri­cem? nul­lo mo­do, ut opi­nor. igi­tur nec ter­tius cre­di­tor suc­ces­sit in eius lo­cum quem ex­clu­sit, nec in­ter alios res iu­di­ca­ta alii prod­es­se aut no­ce­re so­let, sed si­ne prae­iu­di­cio prio­ris sen­ten­tiae to­tum ius alii cre­di­to­ri in­te­grum re­lin­qui­tur.

Ad Dig. 20,4,16Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 247, Note 2.Paul. lib. III. Quaest. Claudius Felix verpfändete dasselbe Landgut Dreien, zuerst der Eutychiana, sodann dem Turbo, und endlich einem dritten Gläubiger; als nun Eutychiana ihr Recht in Anspruch nahm, verlor sie den Process wider den dritten Gläubiger und appellirte dagegen nicht; Turbo hingegen, der vor einem andern Richter auch in Process verwickelt worden war, hatte appellirt; nun entstand die Frage, ob der dritte Gläubiger, der die erste Gläubigerin verdrängt hatte, auch den Turbo überwinden müsse, oder ob Turbo, nachdem jene ihren Platz verloren, auch dem Dritten dadurch vorgehe? Wenn der dritte Gläubiger freilich den ersten mittelst Befriedigung seiner Forderung abgefunden hat, so tritt er mit derjenigen Summe an seine Stelle, welche er demselben berichtigt hat; nun behaupten Einige, dass der dritte Gläubiger auch hier bevorzugt sei; mir aber hat dies durchaus nicht einleuchten wollen. Denn man nehme den Fall an: die erste Gläubigerin erhebt Klage wider den dritten Gläubiger, und ist von demselben mit einer Einrede oder auf irgend eine andere Weise besiegt worden. Kann sich hier der dritte Gläubiger, der die erste überwunden hat, wider den Turbo, der als zweiter sein Darlehn vorgeschossen, der Einrede der rechtlich entschiedenen Sache bedienen, oder kann umgekehrt der zweite Gläubiger, wenn er nach der ersten Klage, worin die erste Gläubigerin gegen den dritten Gläubiger unterlegen hat, wider den dritten Recht erhalten hat, die Einrede der rechtlich entschiedenen Sache gegen die erste Gläubigerin aufstellen? Ich dächte, auf keinen Fall. Mithin tritt der dritte Gläubiger auch nicht an die Stelle dessen, den er ausgeschlossen hat, und es pflegt in der Regel eine zwischen dritten Personen erfolgte Entscheidung einem Andern so wenig zu schaden als zu nutzen; es bleibt vielmehr dem andern Gläubiger sein ganzes Recht, ohne den mindesten Einfluss des erstern Erkenntnisses unversehrt vorbehalten.

Dig. 20,5,9Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Quae­si­tum est, si cre­di­tor ab emp­to­re pig­no­ris pre­tium ser­va­re non po­tuis­set, an de­bi­tor li­be­ra­tus es­set. pu­ta­vi, si nul­la cul­pa im­pu­ta­ri cre­di­to­ri pos­sit, ma­ne­re de­bi­to­rem ob­li­ga­tum, quia ex ne­ces­si­ta­te fac­ta ven­di­tio non li­be­rat de­bi­to­rem ni­si pe­cu­nia per­cep­ta. 1Pom­po­nius au­tem lec­tio­num li­bro se­cun­do ita scribsit: quod in pig­no­ri­bus dan­dis ad­ici so­let, ut, quo mi­nus pig­nus venis­set, re­li­quum de­bi­tor red­de­ret, su­per­va­cuum est, quia ip­so iu­re ita se res ha­bet et­iam non ad­iec­to eo.

Paul. lib. III. Quaest. Es ist die Frage aufgeworfen worden, ob der Schuldner von Verbindlichkeit frei werde, wenn der Gläubiger vom Käufer des Pfandes den Kaufpreis nicht erlangen könne? Meine Ansicht ist die, dass, wenn dem Gläubiger keine Schuld aufgebürdet werden könne, der Schuldner verpflichtet bleibe, weil der nothwendiger Weise geschehene Verkauf den Schuldner nur dann befreiet, wenn das Geld dafür vereinnahmt worden ist. 1Pomponius schreibt im zweiten Buche seiner Lectionen folgendes: der gewöhnliche Zusatz bei geschehender Pfandübergabe, dass der Schuldner dem Gläubiger den Rest, um wieviel das Pfand unter dem Betrag der Forderung verkauft werde, nachzahlen solle, ist ganz überflüssig, weil dies dem Rechte selbst zufolge auch ohne diesen Zusatz Statt findet.

Dig. 20,6,10Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Vo­lun­ta­te cre­di­to­ris pig­nus de­bi­tor ven­di­dit et post­ea pla­cuit in­ter eum et emp­to­rem, ut a ven­di­tio­ne dis­ce­de­rent. ius pig­no­rum sal­vum erit cre­di­to­ri: nam sic­ut de­bi­to­ri, ita et cre­di­to­ri pris­ti­num ius re­sti­tui­tur, ne­que om­ni mo­do cre­di­tor pig­nus re­mit­tit, sed ita de­mum, si emp­tor rem re­ti­neat nec red­dat ven­di­to­ri. et id­eo si iu­di­cio quo­que ac­cep­to ven­di­tor ab­so­lu­tus sit vel quia non tra­de­bat in id quod in­ter­est con­dem­na­tus, sal­vum fo­re pig­nus cre­di­to­ri di­cen­dum est: haec enim ac­ci­de­re po­tuis­sent, et­iam­si non vo­lun­ta­te cre­di­to­ris ven­di­dis­set. 1Cre­di­tor quo­que si pig­nus dis­tra­xit et ex ven­di­tio­ne re­ces­sum fue­rit vel ho­mo red­hi­bi­tus, do­mi­nium ad de­bi­to­rem re­ver­ti­tur. idem­que est in om­ni­bus, qui­bus con­ces­sum est rem alie­nam ven­de­re: non enim quia do­mi­nium trans­fe­runt, id­eo ab emp­to­re ius re­ci­piunt: sed in pris­ti­nam cau­sam res red­it reso­lu­ta ven­di­tio­ne.

Paul. lib. III. Quaest. Der Schuldner hat das Pfand mit Einwilligung des Gläubigers verkauft, und darauf ist er mit dem Käufer dahin übereingekommen, den Kauf wieder aufzuheben; hier verbleibt dem Gläubiger sein Pfandrecht unverkürzt, denn ebensowohl als dem Schuldner wird auch dem Gläubiger sein voriges Recht wieder hergestellt; auch erlässt der Gläubiger das Pfand nicht ganz und gar, sondern blos auf den Fall, dass der Käufer die Sache behält, und sie dem Verkäufer nicht zurückgibt. Wenn auch mithin der Verkäufer [vom Käufer] belangt und freigesprochen, oder weil er die Uebergabe nicht geleistet, zum Interesse verurtheilt worden ist, so wird dem Gläubiger sein Pfandrecht dennoch aufrecht erhalten bleiben; denn dies hätte sich doch zutragen können, wenn er auch nicht mit Einwilligung des Gläubigers verkauft hätte. 1Auch wenn der Gläubiger das Pfand verkauft hat, und der Verkauf wieder rückgängig gemacht worden ist, oder ein Sclav wieder hat zurückgenommen werden müssen, kehrt das Eigenthum zum Schuldner zurück. Dasselbe findet in Ansehung aller derer Statt, denen der Verkauf einer ihnen nicht gehörigen Sache zusteht; denn sie erhalten das Recht des Käufers nicht darum von demselben zurück, weil sie das Eigenthum auf ihn übertragen, sondern die Sache tritt, wenn der Kauf aufgehoben worden ist, überhaupt in den vorigen Stand wieder ein.

Dig. 22,3,25Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Cum de in­de­bi­to quae­ri­tur, quis pro­ba­re de­bet non fuis­se de­bi­tum? res ita tem­pe­ran­da est, ut, si qui­dem is, qui ac­ce­pis­se di­ci­tur rem vel pe­cu­niam in­de­bi­tam, hoc ne­ga­ve­rit et ip­se qui de­dit le­gi­ti­mis pro­ba­tio­ni­bus so­lu­tio­nem ad­pro­ba­ve­rit, si­ne ul­la di­stinc­tio­ne ip­sum, qui ne­ga­vit se­se pe­cu­niam ac­ce­pis­se, si vult au­di­ri, com­pel­len­dum es­se ad pro­ba­tio­nes prae­stan­das, quod pe­cu­niam de­bi­tam ac­ce­pit: per et­enim ab­sur­dum est eum, qui ab in­itio ne­ga­vit pe­cu­niam sus­ce­pis­se, post­quam fue­rit con­vic­tus eam ac­ce­pis­se, pro­ba­tio­nem non de­bi­ti ab ad­ver­sa­rio ex­ige­re. sin ve­ro ab in­itio con­fi­tea­tur qui­dem sus­ce­pis­se pe­cu­nias, di­cat au­tem non in­de­bi­tas ei fuis­se so­lu­tas, prae­sump­tio­nem vi­de­li­cet pro eo es­se qui ac­ce­pit ne­mo du­bi­tat: qui enim sol­vit num­quam ita re­su­pi­nus est, ut fa­ci­le suas pe­cu­nias iac­tet et in­de­bi­tas ef­fun­dat, et ma­xi­me si ip­se qui in­de­bi­tas de­dis­se di­cit ho­mo di­li­gens est et stu­dio­sus pa­ter fa­mi­lias, cu­ius per­so­nam in­cre­di­bi­le est in ali­quo fa­ci­le er­ras­se. et id­eo eum, qui di­cit in­de­bi­tas sol­vis­se, com­pel­li ad pro­ba­tio­nes, quod per do­lum ac­ci­pien­tis vel ali­quam ius­tam igno­ran­tiae cau­sam in­de­bi­tum ab eo so­lu­tum, et ni­si hoc os­ten­de­rit, nul­lam eum re­pe­ti­tio­nem ha­be­re. 1Sin au­tem is qui in­de­bi­tum que­ri­tur vel pu­pil­lus vel mi­nor sit vel mu­lier vel for­te vir qui­dem per­fec­tae ae­ta­tis, sed mi­les vel agri cul­tor et fo­ren­sium re­rum ex­pers vel alias sim­pli­ci­ta­te gau­dens et de­si­dia de­di­tus: tunc eum qui ac­ce­pit pe­cu­nias os­ten­de­re be­ne eas ac­ce­pis­se et de­bi­tas ei fuis­se so­lu­tas et, si non os­ten­de­rit, eas red­hi­be­re. 2Sed haec ita, si to­tam sum­mam in­de­bi­tam fuis­se so­lu­tam is qui de­dit con­ten­dat. sin au­tem pro par­te que­ri­tur, quod pars pe­cu­niae so­lu­tae de­bi­ta non est, vel quod ab in­itio qui­dem de­bi­tum fuit, sed vel dis­so­lu­to de­bi­to post­ea igna­rus ite­rum sol­vit vel ex­cep­tio­ne tu­tus er­ro­re eius pe­cu­nias de­pen­dit: ip­sum om­ni­mo­do hoc os­ten­de­re, quod vel plus de­bi­to per­sol­vit vel iam so­lu­tam pe­cu­niam per er­ro­rem re­pe­ti­ta so­lu­tio­ne de­pen­dit vel tu­tus ex­cep­tio­ne suam ne­sciens pro­ie­cit pe­cu­niam, se­cun­dum ge­ne­ra­lem re­gu­lam, quae eos, qui op­po­nen­das es­se ex­cep­tio­nes ad­fir­mant vel sol­vis­se de­bi­ta con­ten­dunt, haec os­ten­de­re ex­igit. 3In om­ni­bus au­tem vi­sio­ni­bus quas prae­po­sui­mus li­cen­tia con­ce­den­da est ei, cui onus pro­ba­tio­nis in­cum­bit, ad­ver­sa­rio suo rei ve­ri­ta­te ius­iu­ran­dum fer­re, prius ip­so pro ca­lum­nia iu­ran­te, ut iu­dex iu­ra­men­ti fi­dem se­cu­tus ita suam sen­ten­tiam pos­sit for­ma­re, iu­re re­fe­ren­dae re­li­gio­nis ei ser­van­do. 4Sed haec, ubi de so­lu­tio­ne in­de­bi­ti quaes­tio est. sin au­tem cau­tio in­de­bi­te ex­po­si­ta es­se di­ca­tur et in­dis­cre­te lo­qui­tur, tunc eum, in quem cau­tio ex­po­si­ta est, com­pel­li de­bi­tum es­se os­ten­de­re, quod in cau­tio­nem de­du­xit, ni­si ip­se spe­cia­li­ter qui cau­tio­nem ex­po­suit cau­sas ex­pla­na­vit, pro qui­bus ean­dem con­scrip­sit: tunc enim sta­re eum opor­tet suae con­fes­sio­ni, ni­si evi­den­tis­si­mis pro­ba­tio­ni­bus in scrip­tis ha­bi­tis os­ten­de­re pa­ra­tus sit se­se haec in­de­bi­te pro­mis­sis­se.

Ad Dig. 22,3,25ROHGE, Bd. 21 (1877), Nr. 84, S. 261: Folgen leichtsinnigen Leugnens.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 426, Note 10-25.Paul. lib. III. Quaestion. Ad Dig. 22,3,25 pr.ROHGE, Bd. 23 (1878), Nr. 107, S. 319: Begründung der cond. indeb. Beweis des Irrthums und dessen Entschuldbarkeit.Wenn in Betreff einer Nichtschuld gefragt wird, wer beweisen muss, dass keine Schuld vorhanden gewesen sei, so ist die Sache so anzuordnen, dass, wenn der, welcher eine Sache oder Geld ungeschuldet empfangen haben soll, dies geleugnet, und der, welcher gegeben hat, durch gesetzliche Beweise die Zahlung bewiesen haben wird, ohne irgend einen Unterschied, der, welcher geleugnet hat, dass er das Geld empfangen habe; wenn er gehört sein will, anzutreiben ist, die Beweise dafür zu liefern, dass er das Geld geschuldet empfangen hat; denn es würde gar sehr ungereimt sein, wenn der, welcher von Anfang an geleugnet hat, dass er das Geld empfangen habe, nachdem er überführt worden ist, dass er es empfangen habe, vom Gegner den Beweis, dass es nicht geschuldet gewesen sei, fordern wollte. Wenn er aber von Anfang an zwar bekennen sollte, dass er Gelder empfangen habe, aber behaupten sollte, dass sie ihm nicht ungeschuldet gezahlt worden seien, so zweifelt Niemand, dass die Vermuthung für den ist, welcher [das Geld] empfangen hat; denn Einer, welcher zahlt, ist niemals so nachlässig, dass er seine Gelder leicht wegwirft und ungeschuldet verschleudert; und vorzüglich, wenn der, welcher ungeschuldete [Gelder] gegeben haben soll, ein fleisiger und achtsamer Hausvater ist, von dem es unglaublich ist, dass er sich in irgend Etwas leicht geirrt habe, und darum wird der, welcher behauptet, dass er [die Gelder] ungeschuldet gezahlt habe, zu den Beweisen genöthigt, dass in Folge der bösen Absicht des Empfängers oder [in Folge] irgend eines rechtmässigen Grundes der Unwissenheit eine Nichtschuld von ihm gezahlt worden sei, und, wenn er das nicht nachgewiesen haben wird, so hat er kein Zurückforderungsrecht. 1Wenn aber der, welcher sich über die [Zahlung einer] Nichtschuld beschwert, entweder ein Mündel, oder ein Minderjähriger, oder eine Frauensperson, oder vielleicht zwar ein volljähriger Mann, aber Soldat, oder Landmann, oder der Geschäfte des bürgerlichen Lebens (forensium rerum) unkundig, oder sonst einfältig, oder der Nachlässigkeit ergeben sein sollte, dann muss der, welcher die Gelder empfangen hat, nachweisen, dass er sie wohl empfangen habe, und sie ihm geschuldet gezahlt worden seien, und, wenn er das nicht nachgewiesen haben wird, sie zurückgeben. 2Aber dies findet [nur] dann Statt, wenn der, welcher [das Geld] gegeben hat, behaupten sollte, dass die ganze Summe ungeschuldet gezahlt worden sei; wenn er sich aber nur wegen eines Theiles beschwert, dass ein Theil des gezahlten Geldes nicht geschuldet ist, oder dass es Anfangs zwar eine Schuld gewesen ist, er aber, entweder nachdem die Schuld getilgt gewesen ist, nachher aus Unwissenheit sie nochmals gezahlt hat, oder [dass er], obwohl er durch eine Einrede gedeckt war, aus Irrthum über dieselbe die Gelder gezahlt hat, so muss er jeden Falls dies selbst beweisen, dass er entweder mehr als die Schuld gezahlt hat, oder eine schon bezahlte Geldschuld aus Irrthum durch wiederholte Zahlung bezahlt hat, oder, obwohl er durch eine Einrede gedeckt war, [dies] nicht wissend, sein Geld verschleudert hat, der allgemeinen Regel gemäss, welche verlangt, dass die, welche versichern, dass Einreden entgegenzustellen seien, oder behaupten, dass sie Schulden bezahlt haben, dies nachweisen. 3In allen Fällen aber, welche wir aufgestellt haben, ist dem, welchem die Beweislast obliegt, die Freiheit zu gestatten, seinem Gegner über die Wahrheit der Sache den Eid anzutragen, indem er selbst zuvor für Gefährde66S. die Bem. zu L. 16. D. de jurejur 12. 2. schwört, so dass der Richter, der Glaubwürdigkeit des Eides folgend, sein Urtheil darnach einrichten kann, indem er dem [Gegner] das Recht bewahrt, [jenem] den Eid zurückzuschieben. 4Ad Dig. 22,3,25,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 318, Note 4; Bd. II, § 412b, Note 2.Aber dies [gilt von dem Fall], wenn die Frage die Zahlung einer Nichtschuld betrifft. Wenn aber behauptet werden sollte, dass ein Schuldschein ungeschuldet ausgestellt sei, und [derselbe] unbestimmt abgefasst ist77Indiscrete loquitur, d. h. keinen bestimmten Grund der Schuld angibt. Dann muss der angebliche Gläubiger beweisen, dass wirklich eine Schuld vorhanden sei; ist aber ein Schuldgrund angegeben, so muss der Aussteller des Schuldscheins, der angebliche Schuldner, die Nichtschuld beweisen., dann wird der, welchem der Schuldschein ausgestellt ist, angetrieben, nachzuweisen, dass das, was [der Andere] in den Schuldschein gebracht hat, eine Schuld sei, wenn nicht der selbst, welcher den Schuldschein ausgestellt hat, [in demselben] besonders erklärt hat, wofür er denselben aufgesetzt hat; dann nämlich muss derselbe seinem Bekenntniss Folge leisten, wenn er nicht bereit ist, durch die augenscheinlichsten in Schriften enthaltenen Beweise nachzuweisen, dass er dies ungeschuldet versprochen habe.

Dig. 45,1,126Idem li­bro ter­tio quaes­tio­num. Si ita sti­pu­la­tus fue­ro: ‘si Ti­tius con­sul fac­tus fue­rit, tunc ex hac die in an­nos sin­gu­los de­na da­re spon­des?’, post tri­en­nium con­di­cio­ne ex­is­ten­te tri­gin­ta pe­ti po­tue­runt. 1Ti­tius a Mae­vio fun­dum de­trac­to usu fruc­tu sti­pu­la­tus est et ab eo­dem eius­dem fun­di usum fruc­tum: duae sunt sti­pu­la­tio­nes et mi­nus est in eo usu fruc­tu, quem per se quis pro­mi­sit, quam in eo, qui pro­prie­ta­tem com­ita­tur. de­ni­que si il­le usum fruc­tum de­de­rit eum­que sti­pu­la­tor non uten­do amis­e­rit, tra­den­do post­ea fun­dum de­trac­to usu fruc­tu li­be­ra­bi­tur. non idem con­tin­git ei, qui fun­dum ple­no iu­re pro­mi­sit et usum fruc­tum de­dit, de­in­de amis­so eo pro­prie­ta­tem si­ne usu fruc­tu tra­di­dit: il­le li­be­ra­tus est dan­do usum fruc­tum, hic nul­la par­te ob­li­ga­tio­nis ex­one­ra­tur, ni­si ple­no iu­re fun­dum ef­fe­ce­rit sti­pu­la­to­ris. 2‘Chry­so­go­nus Fla­vii Can­di­di ser­vus ac­tor scrip­sit, co­ram sub­scri­ben­te et ad­sig­nan­te do­mi­no meo, ac­ce­pis­se eum a Iu­lio Zosa, rem agen­te Iu­lii Quin­til­lia­ni ab­sen­tis, mu­tua de­na­ria mil­le. quae da­ri Quin­til­lia­no he­redi­ve eius, ad quem ea res per­ti­ne­bit, ka­len­dis No­vem­bri­bus, quae pro­xi­mae sunt fu­tu­rae, sti­pu­la­tus est Zosas li­ber­tus et rem agens Quin­til­lia­ni, spopon­dit Can­di­dus do­mi­nus meus. sub die su­pra scrip­ta si sa­tis eo no­mi­ne fac­tum non erit, tunc quo post sol­ve­tur, usu­ra­rum no­mi­ne de­na­rios oc­to prae­sta­ri sti­pu­la­tus est Iu­lius Zosas, spopon­dit Fla­vius Can­di­dus do­mi­nus meus’. sub­scrip­sit do­mi­nus. re­spon­di: per li­be­ram per­so­nam quae ne­que iu­ri nos­tro sub­iec­ta est ne­que bo­na fi­de no­bis ser­vit, ob­li­ga­tio­nem nul­lam ad­quire­re pos­su­mus. pla­ne si li­ber ho­mo nos­tro no­mi­ne pe­cu­niam da­ret vel suam vel nos­tram, ut no­bis sol­ve­re­tur, ob­li­ga­tio no­bis pe­cu­niae cre­di­tae ad­quire­re­tur: sed quod li­ber­tus pa­tro­no da­ri sti­pu­la­tus est, in­uti­le est, ut nec ad so­lu­tio­nem pro­fi­ciat ad­iec­tio ab­sen­tis, cui prin­ci­pa­li­ter ob­li­ga­tio quae­re­ba­tur. su­per­est quae­ra­mus, an ex nu­me­ra­tio­ne ip­se qui con­tra­xit pe­cu­niam cre­di­tam pe­te­re pos­sit: nam quo­tiens pe­cu­niam mu­tuam dan­tes ean­dem sti­pu­la­mur, non duae ob­li­ga­tio­nes nas­cun­tur, sed una ver­bo­rum. pla­ne si prae­ce­dat nu­me­ra­tio, se­qua­tur sti­pu­la­tio, non est di­cen­dum re­ces­sum a na­tu­ra­li ob­li­ga­tio­ne. se­quens sti­pu­la­tio, in qua si­ne ad­iec­tio­ne no­mi­nis usu­ras sti­pu­la­tus est, non eo­dem vi­tio la­bo­rat (ne­que enim ma­li­gne ac­ci­pien­dum est ei­dem sti­pu­la­tum usu­ras, cui et sor­tem, vi­de­ri), id­eo­que in li­ber­ti per­so­na va­let sti­pu­la­tio usu­ra­rum et co­gi­tur eam pa­tro­no ce­de­re. ple­rum­que enim in sti­pu­la­tio­ni­bus ver­ba, ex qui­bus ob­li­ga­tio ori­tur, in­spi­cien­da sunt: ra­ro in­es­se tem­pus vel con­di­cio­nem ex eo, quod agi ap­pa­re­bit, in­tel­le­gen­dum est: num­quam per­so­nam, ni­si ex­pres­sa sit. 3Si ita sti­pu­la­tus fue­ro te sis­ti et, ni­si ste­te­ris, ali­quid da­ri, quod pro­mit­ten­ti im­pos­si­bi­le est: de­trac­ta se­cun­da sti­pu­la­tio­ne prior ma­net uti­lis et per­in­de erit, ac si te sis­ti sti­pu­la­tus es­sem.

Idem lib. III. Quaest. Wenn ich mir so stipulirt habe: Gelobst du, wenn Titius innerhalb dreier Jahre Consul geworden ist, alsdann von gegenwärtigem Tage an, Jahr für Jahr zehn zu geben? so werden, wenn nach drei Jahren die Bedingung eintritt, dreissig gefodert werden können. 1Dem Titius ist von dem Maevius ein Ackerstück nach Abzug des Niessbrauchs stipulirt worden, und von demselben der Niessbrauch dieses Grundstücks. Dies sind zwei Stipulationen, und es ist in dem Niessbrauche, welchen Jemand für sich allein versprochen hat, weniger enthalten, als in dem, welcher von der Eigenheit begleitet wird: so wird auch, wenn jener den Niessbrauch gegeben und der Stipulator ihn durch Nichtgebrauch verloren hätte, [der Versprecher] wenn er hernach das Ackerstück ohne Niessbrauch übergiebt, befreit. Nicht dasselbe findet bei Demjenigen statt, welcher das Ackerstück mit vollem Eigenthumsrechte versprochen und den Niessbrauch gegeben, nach dessen Verluste aber das Eigenthum ohne den Niessbrauch übergeben hat. Jener ist durch die Gewährung des Niessbrauchs befreit worden; dieser wird von keinem Theile seiner Verbindlichkeit entledigt, insofern er nicht dem Stipulator das Grundstück mit vollem Eigenthumsrechte gewährt. 2Chrysogonus, der als Verwalter bei dem Flavius Candidus dienende Sclave: Ich habe unter der Unterschrift und Untersiegelung meines Herrn schriftlich88Nemlich in einem Schuldinstrumente. erklärt: er habe vom Julius Zosas, dem Geschäftsführer des abwesenden Julius Quinctilianus, tausend Denarien als Darlehn empfangen. Der freigelassene Zosas und Geschäftsführer des Quinctilian hat aber stipulirt, dass sie dem Quinctilian oder dem Erben desselben, an welchen dieser Gegenstand gelangen würde, an den Kalenden des November, welche die nächstzukünftigen sind, gegeben werden sollten: und Candidus mein Herr hat dies angelobt, der Freigelassene Zosas hat hiernächst auch stipulirt, dass, wenn an dem obenbemerkten Termine die vollständige Zahlung dieser Schuld nicht erfolgt sein sollte, alsdann, wenn später gezahlt wird, an Zinsen acht Denarien gewährt werden sollten, und auch dies hat mein Herr Flavius Candidus angelobt, und es auch unterschrieben99Chrysogonus, der Sclave des Candidus, hatte in dem von seinem Herrn unterschriebenen und untersiegelten Schuldinstrumente, folglich der Herr selbst bekannt, dass der Freigelassene Zosas ihm ein Darlehn gegeben. Da der Zosas seinem abwesenden Patron Quinctilian ausdrücklich die Rückzahlung des Capitals, sich aber, ohne den Quinctilian zu benennen, Zinsen hatte versprechen lassen, so entstanden darüber Zweifel, ob Quinctilian aus diesen Stipulationen seines Freigelassenen die actio ex stipulatu gegen den Candidus erlangt habe. Paulus verneint diese Frage; die erste Stipulation ist nemlich ganz ungültig, weil dem abwesenden Quinctilian durch einen freien Menschen, wie der Freigelassene Zosas war, keine Verbindlichkeit erworben werden konnte. Die zweite Stipulation wegen der Zinsen war zwar an sich, jedoch nur für den Zosas gültig, und Quinctilian konnte daher nur die Abtretung derselben von dem Zosas verlangen, wenn dieser das Darlehn aus dem Vermögen seines Patrons gemacht hatte.. Er ertheilte zur Antwort: durch eine freie Person, welche weder unserer Gewalt unterworfen ist, noch uns im guten Glauben als Sclave dient, können wir keine Verbindlichkeit erwerben. Nur wenn ein freier Mensch in unserm Namen Geld darliehe, entweder das Seinige oder das Unsrige, dass es an uns zurückgezahlt werden solle, würde er uns eine Verbindlichkeit wegen des dargeliehenen Geldes allerdings erwerben. Was daher ein Freigelassener stipulirt, damit es dem Schutzherrn gegeben werden solle, ist ungültig, sodass die Hinzufügung des Abwesenden, dem eigentlich die Verbindlichkeit erworben werden sollte, auch nicht einmal zum Behufe der Zahlung von Nutzen ist. Hiernächst bleibt zu untersuchen übrig, ob Derjenige, welcher das Geschäft eingegangen ist, aus der Zahlung das geliehene Geld selbst zurückfodern kann. Denn sobald wir ein Darlehn geben und uns dasselbe durch Stipulation versichern lassen, entstehen nicht zwei Verbindlichkeiten, sondern nur eine aus den Worten. Mithin kann nur dann nicht gesagt werden, dass von der natürlichen Verbindlichkeit abgegangen worden, wenn die Zahlung vorangegangen1010Durch die Darleihung entsteht eine obligatio naturalis, die den Empfänger ohne weiteres zur Rückzahlung verpflichtet. Diese ging unter, wenn die Darleihung durch Stipulation geschah, indem dann die Verbindlichkeit aus der Stipulation eintrat. Sie blieb aber bestehen, wenn die Zahlung des Darlehns schon geschehen war und die Rückzahlung erst durch Stipulation versprochen wurde., die Stipulation aber darauf gefolgt ist. Die folgende Stipulation, in welcher er sich ohne Hinzufügung eines Namens Zinsen stipulirt hat, leidet nicht an demselben Fehler, und es kann daher nicht zu seinem Nachtheil angenommen werden, dass er Ebendemselben Zinsen stipulirt habe, dem er das Capital angewiesen hat. Daher gilt die Stipulation der Zinsen in der Person des Freigelassenen, und dieser ist gezwungen, sie dem Freilasser abzutreten1111Mit der Auftragsklage.. Denn meistentheils muss man bei Stipulationen auf die Worte Rücksicht nehmen, aus welchen die Verbindlichkeit entspringt: selten kann aus Dem, was etwa ausdrücklich verhandelt worden ist, geschlossen werden, dass eine Zeitbestimmung darin liege, oder eine Bedingung: niemals aber dass eine Person, wenn sie nicht ausgedrückt worden ist. 3Wenn ich so stipulirt habe: du sollst dich stellen, und wenn du dich nicht gestellt haben wirst, so soll Etwas gegeben werden, was dem Versprecher zu geben unmöglich ist, so bleibt, während die zweite Stipulation wegfällt, die frühere bei Kräften: und es gilt daher ebensoviel, als wenn ich mir blos, dass du dich stellen sollest, stipulirt hätte.

Dig. 46,1,54Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Si in pig­no­re con­tra­hen­do de­cep­tus sit cre­di­tor, qui fi­de­ius­so­rem pro mu­tuo ac­ce­pit, agit con­tra­ria pig­ne­ra­ti­cia ac­tio­ne, in quam ac­tio­nem ve­niet quod in­ter­est cre­di­to­ris. sed ea ac­tio fi­de­ius­so­rem one­ra­re non pot­erit: non enim pro pig­no­re, sed pro pe­cu­nia mu­tua fi­dem suam ob­li­gat.

Paul. lib. III. Quaest. Wenn ein Gläubiger, welcher einen Bürgen für ein Darlehn angenommen hat, bei der Abschliessung des Pfandcontracts betrogen worden ist, so klagt er mit der Gegenpfandcontractsklage, und es wird das Interesse des Gläubigers Gegenstand dieser Klage sein. Aber diese Klage wird den Bürgen nicht belästigen können; denn er hat sich nicht für das Pfand, sondern für das dargeliehene Geld durch sein Versprechen anheischig gemacht.

Dig. 49,14,21Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Ti­tius, qui mi­hi sub pig­no­ri­bus pe­cu­niam de­be­bat, cum es­set fis­ci de­bi­tor, sol­vit mi­hi quae de­be­bat: post­ea fis­cus iu­re suo usus abs­tu­lit mi­hi pe­cu­niam. quae­re­ba­tur, an li­be­ra­ta es­sent pi­g­no­ra. Mar­cel­lus rec­te ex­is­ti­ma­bat, si id quod mi­hi so­lu­tum est fis­cus abs­tu­lit, non com­pe­te­re pig­no­rum li­be­ra­tio­nem. ne­que dif­fe­ren­tiam ad­mit­ten­dam es­se ex­is­ti­mo in­ter­es­se pu­tan­tium, id ip­sum quod so­lu­tum est an tan­tun­dem re­pe­ta­tur.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,17,84Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Cum am­plius so­lu­tum est quam de­be­ba­tur, cu­ius pars non in­ve­ni­tur quae re­pe­ti pos­sit, to­tum es­se in­de­bi­tum in­tel­le­gi­tur ma­nen­te pris­ti­na ob­li­ga­tio­ne. 1Is na­tu­ra de­bet, quem iu­re gen­tium da­re opor­tet, cu­ius fi­dem se­cu­ti su­mus.

Übersetzung nicht erfasst.