Quaestionum libri
Ex libro I
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Dig. 1,3,37Idem libro I quaestionum. Si de interpretatione legis quaeratur, in primis inspiciendum est, quo iure civitas retro in eiusmodi casibus usa fuisset: optima enim est legum interpres consuetudo.
Dig. 2,4,15Paulus libro primo quaestionum. Libertus adversus patronum dedit libellum non dissimulato se libertum esse eius: an si ad desiderium eius rescribatur, etiam edicti poena remissa esse videtur? respondi non puto ad hunc casum edictum praetoris pertinere. neque enim qui libellum principi vel praesidi dat, in ius vocare patronum videtur.
Paul. lib. I. Quaestionum. Ein Freigelassener ist gegen seinen Freilasser schriftlich eingekommen, ohne zu verbergen, dass er sein Freigelassener sei; scheint ihm nun, im Fall auf sein Begehren geantwortet wird, auch die im Edicte bestimmte Strafe erlassen? Ich habe geantwortet: ich glaube nicht, dass dieser Fall das Edict des Prätors angehe; denn man nimmt ja auch nicht an, dass der, welcher schriftlich beim Quaestor oder dem Vorsteher einer Provinz einkommt, den Freilasser vor Gericht berufe.
Dig. 3,5,33Paulus libro primo quaestionum. Nesennius Apollinaris Iulio Paulo salutem. Avia nepotis sui negotia gessit: defunctis utrisque aviae heredes conveniebantur a nepotis heredibus negotiorum gestorum actione: reputabant heredes aviae alimenta praestita nepoti. respondebatur aviam iure pietatis de suo praestitisse: nec enim aut desiderasse, ut decernerentur alimenta, aut decreta essent. praeterea constitutum esse dicebatur, ut, si mater aluisset, non posset alimenta, quae pietate cogente de suo praestitisset, repetere. ex contrario dicebatur tunc hoc recte dici, ut de suo aluisse mater probaretur: at in proposito aviam, quae negotia administrabat, verisimile esse de re ipsius nepotis eum aluisse. tractatum est, numquid utroque patrimonio erogata videantur. quaero quid tibi iustius videatur. respondi: haec disceptatio in factum constitit: nam et illud, quod in matre constitutum est, non puto ita perpetuo observandum. quid enim si etiam protestata est se filium ideo alere, ut aut ipsum aut tutores eius conveniret? pone peregre patrem eius obisse et matrem, dum in patriam revertitur, tam filium quam familiam eius exhibuisse: in qua specie etiam in ipsum pupillum negotiorum gestorum dandam actionem divus Pius Antoninus constituit. igitur in re facti facilius putabo aviam vel heredes eius audiendos, si reputare velint alimenta, maxime si etiam in ratione impensarum ea rettulisse aviam apparebit. illud nequaquam admittendum puto, ut de utroque patrimonio erogata videantur.
Paul. lib. I. Quaest. Nesennius Apollinaris dem Julius Paulus seinen Gruss: Eine Grossmutter hat die Geschäfte ihres Enkels geführt; nachdem beide gestorben, wurden die Erben der Grossmutter von den Erben des Enkels mit der Geschäftsführungsklage belangt; es brachten die Erben der Grossmutter die dem Enkel geleisteten Nahrungsmittel in Anrechnung. Man antwortete [auf Seiten der Kläger], die Grossmutter habe sie aus Liebe von dem Ihrigen geleistet; auch habe sie ja weder gefordert, dass Nahrungsmittel [dem Enkel] zuerkannt würden, noch seien sie zuerkannt worden; überdies, sagte man, sei verordnet worden, dass, wenn eine Mutter [ihr Kind] ernährt hätte, sie die Nahrungsmittel, die sie aus dem Drange der Liebe von dem Ihrigen geleistet hätte, nicht zurückfordern könnte. Von der andern Seite sagte man, dann werde dies mit Recht behauptet, wenn bewiesen würde, dass eine Mutter aus dem Ihrigen ernährt habe; aber im vorliegenden Falle sei es wahrscheinlich, dass die Grossmutter, welche die Geschäfte [des Enkels] verwaltete, aus dem Vermögen des Enkels selbst ihn ernährt habe. Man hat darüber verhandelt, ob etwa von beiden Vermögen [die Nahrungsmittel] bestritten zu sein schienen? Ich frage nun, was dir gerechter scheine? Ich habe zum Bescheid gegeben: dieser Streit hat blos auf der Thatsache beruht; denn auch jenes, was bei der Mutter verordnet worden, glaube ich, sei nicht so durchgängig zu beobachten. Denn wie, wenn sie sogar protestirt hat, sie ernähre den Sohn darum, damit sie entweder ihn selbst oder die Vormünder desselben belange? Setze [den Fall], der Vater desselben sei in der Fremde gestorben, und die Mutter habe, während sie ins Vaterland zurückkehrt, sowohl den Sohn, als die Sclaven desselben unterhalten; in welchem Fall der höchstselige Kaiser Pius Antoninus verordnet hat, dass sogar gegen den Mündel selbst die Geschäftsführungsklage zu geben sei. Daher werde ich leichter glauben, dass in [diesem] Thatverhältniss (in re facti) die Grossmutter oder ihre Erben zu hören seien, wenn sie die Nahrungsmittel in Anrechnung bringen wollen; vorzüglich, wenn es auch erhellen wird, dass die Grossmutter dieselben in die Aufwandsrechnung eingetragen hat. Das glaube ich ist auf keinen Fall zuzulassen, dass [die Nahrungsmittel] von beiden Vermögen bestritten zu sein scheinen.
Dig. 4,2,17Paulus libro primo quaestionum. Videamus ergo, si heres, ad quem aliquid pervenerit, consumpserit id quod pervenit, an desinat teneri, an vero sufficit semel pervenisse? et, si consumpto eo decesserit, utrum adversus heredem eius omnimodo competit actio, quoniam hereditariam suscepit obligationem, an non sit danda, quoniam ad secundum heredem nihil pervenit? et melius est omnimodo competere in heredem heredis actionem: sufficit enim semel pervenisse ad proximum heredem, et perpetua actio esse coepit: alioquin dicendum erit nec ipsum, qui consumpsit quod ad eum pervenit, teneri.
Paul. lib. I. Quaest. Wir wollen demnach sehen, ob, wenn der Erbe, in dessen Besitz etwa Einiges [von der fremden Sache] gekommen ist, das, was an ihn kam, verzehrt haben sollte, er aufhöre, verantwortlich zu sein, oder ob es vielmehr [zur Klaganstellung gegen ihn] genügt, dass nur überhaupt etwas an ihn gekommen ist? und [ferner] ob, wenn er nach Verzehrung des ihm [von der fremden Sache] Zugefallenen gestorben sein sollte, gegen seinen Erben jedenfalls eine Klage zusteht, weil er als Erbe die Verpflichtung des Erblassers auf sich genommen hat, oder ob die Klage nicht zu gestatten sei, weil auf den zweiten Erben nichts [von der fremden Sache] gekommen ist? Es ist nun aber besser [anzunehmen], dass jedenfalls eine Klage gegen den Erben des Erben zulässig sei; denn es genügt, wenn nur einmal etwas [von der fremden Sache] an den nächsten Erben gekommen ist, und sogleich hört die gewöhnliche Verjährbarkeit der Klage auf (et perpetua actio esse coepit); widrigenfalls würde man sagen müssen, dass auch nicht einmal derjenige, welcher das, was [von der fremden Sache] an ihn gekommen ist, verzehrt hat, gehalten werde.
Dig. 4,4,32Paulus libro primo quaestionum. Minor viginti quinque annis adito praeside ex aspectu corporis falso probavit perfectam aetatem: curatores cum intellexissent esse minorem perseveraverunt in administratione: medio tempore post probatam aetatem ante impletum vicensimum quintum annum solutae sunt adulescenti pecuniae debitae easque male consumpsit. quaero cuius sit periculum: et quid si curatores quoque in eodem errore perseverassent, ut putarent maiorem esse et abstinuissent se ab administratione, curationem etiam restituissent, an periculum temporis, quod post probatam aetatem cessit, ad eos pertineat? respondi: hi qui debita exsolverunt liberati iure ipso non debent iterum conveniri. plane curatores, qui scientes eum minorem esse perseveraverunt in eodem officio, non debuerunt eum pati accipere pecunias debitas et debebunt hoc nomine conveniri. quod si et ipsi decreto praesidis crediderunt et administrare cessaverunt vel etiam rationem reddiderunt, similes sunt ceteris debitoribus, ideoque non conveniuntur.
Paul. lib. I. Quaest. Jemand, der jünger ist als fünfundzwanzig Jahre, hat nach erlangtem Zutritte zum Vorsteher [der Provinz] vermöge eines täuschenden Aussehens seines Körpers seine Volljährigkeit [vermeintlich] dargethan; seine Curatoren haben nach erlangter Ueberzeugung, dass er noch minderjährig sei, die Verwaltung [seines Vermögens] fortgesetzt; in der Zwischenzeit nach der [falschen] Beweisführung des minderjährigen Alters und vor Erfüllung des fünfundzwanzigsten Lebensjahres sind dem Minderjährigen schuldige Gelder ausgezahlt worden und er hat sie auf schlechte Weise verthan; ich frage nun, wer den Schaden zu tragen habe? Wie nun, wenn die Curatoren auch in demselben Irrthume beharret wären, nämlich zu glauben, jener sei volljährig, und sich der Vermögensverwaltung enthalten, dann aber [nach erkanntem Irrthum] die Curatel wieder fortgesetzt hätten, wird die Gefahr der Zeit, welche nach Erweisung der Volljährigkeit verflossen ist, sie treffen? Ich habe zur Antwort gegeben diejenigen, welche ihre Schulden bezahlt haben, dürfen, als nach dem Rechte selbst befreit, nicht zum zweiten Male belangt werden; aber die Curatoren, welche, wissend, dass jener ein Minderjähriger sei, bei ihrer Amtsführung aushielten, durften nicht zugeben, dass [er für sich allein] schuldige Gelder in Empfang nehme, und werden in dieser Beziehung belangt werden müssen. Wenn sie aber selbst auch der Entscheidung des Vorstehers Glauben beigemessen und die Verwaltung zu führen aufgehört oder auch schon Rechnung abgelegt haben, so sind sie den andern [vorher erwähnten] Schuldnern [des Minderjährigen] gleichzustellen und werden daher nicht belangt.
Dig. 16,2,21Paulus libro primo quaestionum. Posteaquam placuit inter omnes id quod invicem debetur ipso iure compensari, si procurator absentis conveniatur, non debebit de rato cavere, quia nihil compensat, sed ab initio minus ab eo petitur.
Ad Dig. 16,2,21Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 349, Noten 9, 10.Paul. lib. I. Quaest. Nachdem unter Allen angenommen worden ist, dass das, was gegenseitig geschuldet wird, von Rechtswegen aufgerechnet werde, so wird der Geschäftsbesorger eines Abwesenden, wenn er belangt werden sollte, nicht wegen der Genehmigung Sicherheit geben müssen, weil er nichts aufrechnet, sondern von ihm von Anfang an weniger gefordert wird11Der procurator absentis soll nach dieser Stelle die cautio de rato, welche er sonst immer geben muss, wenn er Etwas für den Abwesenden thut, was dieser widerrufen kann, nicht zu geben brauchen, weil die Klage bei dem Vorhandensein von Forderung und Gegenforderung gleich auf weniger gerichtet werden müsse, die Aufrechnung also gar nicht mehr in der Willkühr des Beklagten stehe. Dies wird daraus abgeleitet, weil die Aufrechnung ipso jure geschehe, so dass dem ipso jure hier der Sinn untergelegt wird, welchen es nach der Anm. zu L. 4. h. t. bei der compensatio nicht hat. Wahrscheinlich ist die Stelle interpolirt, und sie bezog sich wohl ursprünglich auf die compensatio der Argentarien, welche von der Regel abwich. S. Bethmann-Hollweg a. a. O. S. 281 ff..
Dig. 21,1,56Paulus libro primo quaestionum. Latinus Largus: quaero, an fideiussori emptionis redhiberi mancipium possit. respondi, si in universam causam fideiussor sit acceptus, putat Marcellus posse ei fideiussori redhiberi.
Paul. lib. I. Quaest. Latinus Largus [sagt:] ich frage, ob man den wegen des Kaufs [bestellten] Bürgen zur Zurücknahme des Sclaven nöthigen könne? Ich habe zum Bescheid gegeben: wenn der Bürge für die ganze Sache angenommen sei, so glaubt Marcellus, könne man auch den Bürgen zur Zurücknahme nöthigen.
Dig. 29,2,88Paulus libro primo quaestionum. Gerit pro herede, qui animo adgnoscit successionem, licet nihil attingat hereditarium. unde et si domum pignori datam sicut hereditariam retinuit, cuius possessio qualisqualis fuit in hereditate, pro herede gerere videtur: idemque est et si alienam rem ut hereditariam possedisset.
Übersetzung nicht erfasst.
Dig. 50,1,18Paulus libro primo quaestionum. Divus Severus rescripsit intervalla temporum in continuandis oneribus invitis, non etiam volentibus concessa, dum ne quis continuet honorem.
Übersetzung nicht erfasst.
Dig. 50,2,14Paulus libro primo quaestionum. De decurione damnato non debere quaestionem haberi divus Pius rescripsit. unde etiam si desierit decurio esse, deinde damnetur, non esse torquendum in memoriam prioris dignitatis placet.
Übersetzung nicht erfasst.