Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.Plaut. XVII
Ad Plautium lib.Pauli Ad Plautium libri

Ad Plautium libri

Ex libro XVII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3 (1,1 %)De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 1,3,6Pau­lus li­bro XVII ad Plau­tium. Τὸ γὰρ ἅπαξ ἢ δίς, ut ait Theo­phras­tus, παραβαίνουσιν οἱ νομοθέται.

Paul. lib. XVII. ad Plautium. Denn was einmal oder zweimal geschieht, darauf, sagt Theophrastus, nimmt der Gesetzgeber keine Rücksicht.

Dig. 5,1,24Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Non alias in eos, quos prin­ceps evo­ca­vit, Ro­mae com­pe­tit ac­tio, quam si hoc tem­po­re con­tra­xe­rint. 1Le­ga­ti ex de­lic­tis in le­ga­tio­ne com­mis­sis co­gun­tur iu­di­cium Ro­mae pa­ti, si­ve ip­si ad­mi­se­runt si­ve ser­vi eo­rum. 2Sed si pos­tu­la­tur in rem ac­tio ad­ver­sus le­ga­tum, num­quid dan­da sit, quon­iam ex prae­sen­ti pos­ses­sio­ne haec ac­tio est? Cas­sius re­spon­dit sic ser­van­dum, ut, si sub­du­ca­tur mi­nis­te­rium ei, non sit con­ce­den­da ac­tio, si ve­ro ex mul­tis ser­vis de uno aga­tur, non sit in­hi­ben­da: Iu­lia­nus si­ne di­stinc­tio­ne de­ne­gan­dam ac­tio­nem: me­ri­to: id­eo enim non da­tur ac­tio, ne ab of­fi­cio sus­cep­to le­ga­tio­nis avo­ce­tur.

Idem lib. XVII. ad Plaut. Gegen diejenigen, welche der Kaiser nach Rom berufen hat, findet daselbst nur dann eine Klage Statt, wenn sie während dieser Zeit contrahirt haben. 1Wegen während der Gesandschaft begangener Verbrechen müssen sich die Gesandten zu Rom belangen lassen, mögen sie selbst oder ihre Sclaven dieselben begangen haben. 2Wenn aber eine dingliche Klage gegen einen Gesandten gefordert wird, wird dieselbe, weil sie ein derzeitiger Besitz begründet, ertheilt werden dürfen? Cassius erwiedert hierauf, es müsse hier so gehalten werden, dass wenn demselben dadurch seine Bedienung geschmälert wird, die Klage nicht zu bewilligen, wenn sie aber einen von vielen Sclaven betreffe, dieselbe nicht zu verwehren sei. Julian [sagt aber], die Klage müsse ohne Unterschied abgeschlagen werden, und mit Recht, denn es wird deshalb keine Klage gegeben, damit der [Gesandte] nicht von seiner übernommenen Pflicht der Gesandschaft abgehalten werde.

Dig. 5,1,26Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. De eo au­tem qui ad­iit he­redi­ta­tem Cas­sius scri­bit, quam­vis Ro­mae ad­ie­rit he­redi­ta­tem, non com­pe­te­re in eum ac­tio­nem, ne im­pe­dia­tur le­ga­tio, et hoc ve­rum est. sed nec le­ga­ta­riis da­tur ac­tio, sed ni­si sa­tis­det, mit­tun­tur in pos­ses­sio­nem re­rum he­redi­ta­ria­rum: quod et in he­redi­ta­riis cre­di­to­ri­bus di­cen­dum est.

Paul. lib. XVII. ad Plaut. Wider denjenigen [Gesandten] aber, der eine Erbschaft angetreten hat, schreibt Cassius, finde keine Klage [deshalb] Statt, selbst wenn er dieselbe zu Rom angetreten habe, damit nicht seine Sendung darunter leide, und dies ist richtig. Auch den Vermächtnissinhabern wird keine Klage gegeben; wenn [der Erbe] aber keine Bürgschaft stellt, so werden sie in den Besitz der Erbschaftssachen gesetzt; dies gilt auch von den Erbschaftsgläubigern.

Dig. 5,1,28Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Sed et si re­sti­tua­tur ei he­redi­tas ex Tre­bel­lia­no, ac­tio in eum non da­bi­tur, si­ve spon­te si­ve co­ac­tus he­res eam ad­ie­rit: com­mo­dius enim est red­di qui­dem ei he­redi­ta­tem, per­in­de au­tem ha­ben­dum, ac si ip­se ad­is­set he­redi­ta­tem. 1Con­tra si le­ga­tus tem­po­re le­ga­tio­nis ad­ie­rit et re­sti­tue­rit, da­tur in fi­dei­com­mis­sa­rium ac­tio, nec ex­cep­tio Tre­bel­lia­ni ob­stat ex per­so­na le­ga­ti, quia hoc le­ga­ti per­so­na­le be­ne­fi­cium est. 2Ex qui­bus au­tem cau­sis non co­gi­tur le­ga­tus iu­di­cium ac­ci­pe­re, nec iu­ra­re co­gen­dus est se da­re non opor­te­re, quia hoc ius­iu­ran­dum in lo­cum li­tis con­tes­ta­tae suc­ce­dit. 3Ae­dium no­mi­ne le­ga­tus dam­ni in­fec­ti pro­mit­te­re de­bet aut vi­ci­num ad­mit­te­re in pos­ses­sio­nem. 4Sed et si dies ac­tio­nis ex­itu­ra erit, cau­sa co­gni­ta ad­ver­sus eum iu­di­cium prae­tor da­re de­bet, ut lis con­tes­te­tur ita, ut in pro­vin­ciam trans­fe­ra­tur. 5Si pa­ter fa­mi­lias mor­tuus es­set re­lic­to uno fi­lio et uxo­re prae­gna­te, non rec­te fi­lius a de­bi­to­ri­bus par­tem di­mi­diam cre­di­ti pe­te­re pot­est, quam­vis post­ea unus fi­lius na­tus sit, quia pot­erant plu­res nas­ci: cum per re­rum na­tu­ram cer­tum fue­rit unum nas­ci. sed Sa­b­inus Cas­sius par­tem quar­tam pe­ti de­buis­se, quia in­cer­tum es­set an tres nas­ce­ren­tur: nec re­rum na­tu­ram in­tuen­dam, in qua om­nia cer­ta es­sent, cum fu­tu­ra uti­que fie­rent, sed nos­tram in­scien­tiam aspi­ci de­be­re.

Paul. lib. XVII. ad Plaut. Es wird aber auch, wenn ihm eine Erbschaft nach dem Trebellianischen [Senatsbeschluss] ausgeantwortet wird, keine Klage gegen ihn ertheilt, mag der Erbe sie freiwillig oder gezwungen angetreten haben; denn es ist zwar bequemer, wenn ihm die Erbschaft herausgegeben wird, aber man muss deshalb doch annehmen, als habe er sie selbst angetreten. 1Hat umgekehrt ein Gesandter während der Zeit seiner Gesandschaft [eine Erbschaft] angetreten und ausgeantwortet, so wird die Klage wider den Fideicommissinhaber ertheilt und die Einrede des Trebellianischen [Senatsbeschlusses] steht aus der Person des Gesandten nicht im Wege, weil dies ein persönliches Vorrecht des Gesandten ist. 2Aus denjenigen Gründen, weshalb ein Gesandter nicht gezwungen werden kann, sich auf Klagen einzulassen, kann er auch nicht zum Eide, dass er zu geben nicht schuldig sei, genöthigt werden, weil dieser Eid an die Stelle der Einleitung des Verfahrens tritt. 3Wegen Gebäude muss der Gesandte für drohenden Schaden haften, oder dem Nachbar den Besitz verstatten. 4Aber auch, wenn die Frist zu einer Klage abzulaufen im Begriff ist, muss der Prätor, nach Erwägung der Sache, eine Klage gegen ihn ertheilen, damit das Verfahren eingeleitet und dann in die Provinz abgegeben werde. 5Ad Dig. 5,1,28,5Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 87, Note 2.Wenn ein Familienhaupt mit Hinterlassung eines Sohnes und einer schwangern Gattin gestorben ist, so kann der Sohn von den Schuldnern [desselben] die Hälfte der schuldigen Summe mit Recht nicht fordern, wenn schon nachher nur ein Sohn geboren worden ist, weil mehrere geboren werden konnten, obgleich es nach der Natur der Dinge gewiss war, dass [wenigstens] einer geboren werde. Sabinus und Cassius [sagen] aber, er hätte müssen das Viertheil verlangen, weil es ungewiss gewesen, ob nicht drei geboren werden würden, und man dürfe hier nicht auf die Natur der Dinge sehen, in der Alles gewiss sei, indem alles Werdende nach einer Nothwendigkeit geschehe11S. die Note in der Simon v. Leeuwenschen Ausgabe., sondern auf unsere Unwissenheit Rücksicht nehmen.

Dig. 5,4,3Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. An­ti­qui li­be­ro ven­tri ita pro­spe­xe­runt, ut in tem­pus nas­cen­di om­nia ei iu­ra in­te­gra re­ser­va­rent: sic­ut ap­pa­ret in iu­re he­redi­ta­tium, in qui­bus qui post eum gra­dum sunt ad­gna­tio­nis, quo est id quod in ute­ro est, non ad­mit­tun­tur, dum in­cer­tum est, an nas­ci pos­sit. ubi au­tem eo­dem gra­du sunt ce­te­ri quo et ven­ter, tunc quae por­tio in sus­pen­so es­se de­beat, quae­sie­runt id­eo, quia non pot­erant sci­re, quot nas­ci pos­sunt: id­eo nam mul­ta de hu­ius­mo­di re tam va­ria et in­cre­di­bi­lia cre­dun­tur, ut fa­bu­lis ad­nu­me­ren­tur. nam tra­di­tum est et quat­tuor pa­ri­ter puel­las a ma­tre fa­mi­lias na­tas es­se: alio­quin tra­di­de­re non le­ves auc­to­res quin­quies qua­ter­nos eni­xam Pe­lo­po­nen­si, mul­tas Ae­gyp­ti uno ute­ro sep­te­nos. sed et tre­ge­mi­nos se­na­to­res cinc­tos vi­di­mus Ho­ra­tios. sed et Lae­lius scri­bit se vi­dis­se in Pa­la­tio mu­lie­rem li­be­ram, quae ab Ale­xan­dria per­duc­ta est, ut Ha­d­ria­no os­ten­de­re­tur, cum quin­que li­be­ris, ex qui­bus quat­tuor eo­dem tem­po­re eni­xa, in­quit, di­ce­ba­tur, quin­tum post diem qua­dra­gen­si­mum. quid est er­go? pru­den­tis­si­me iu­ris auc­to­res me­die­ta­tem quan­dam se­cu­ti sunt, ut quod fie­ri non ra­rum ad­mo­dum pot­est, in­tue­ren­tur, id est quia fie­ri pot­erat, ut tre­ge­mi­ni nas­ce­ren­tur, quar­tam par­tem su­per­sti­ti fi­lio ad­sig­na­ve­rint: τὸ γὰρ ἅπαξ ἢ δίς, ut ait Theo­phras­tus, παραβαίνουσιν οἱ νομοθέται. id­eo­que et si unum pa­ri­tu­ra sit, non ex par­te di­mi­dia, sed ex quar­ta in­ter­im he­res erit:

Paul. lib. XVII. ad Plaut. Die Alten sorgten für eine freie Leibesfrucht auf die Art, dass sie ihr bis auf die Zeit der Geburt alle Rechte unverkürzt vorbehielten, sowie man es beim Erbschaftsrechte sehen kann, wo die Seitenverwandten fernern Grades als die Leibesfrucht nicht zugelassen werden, so lange es ungewiss ist, ob dieselbe geboren werden könne. Stehn aber die übrigen in gleichem Grade wie die Leibesfrucht, so hat man die Frage, ein wie grosser Theil ausgesetzt bleiben müsse, darum aufgeworfen, weil man nicht wissen konnte, wieviel geboren werden würden; denn über diesen Umstand wird soviel, so Mannigfaltiges und Unglaubliches geglaubt, dass man es zu den Fabeln zählen kann. Denn so erzählt man, es seien vier Mädchen auf einmal von einer Mutter geboren worden; auch berichten glaubwürdige Schriftsteller, dass eine Frau im Peloponnes fünfmal je vier Kinder, viele Weiber in Aegypten aber auf einmal sieben Kinder geboren haben. Wir haben ebenfalls drei Senatoren, die Drillingsbrüder waren, gesehen, die zum Kampf auszieheden22Cinctos, s. Brisson. und Ulr. Huber. Prael. ad h. t. §. 3. Horatier. Auch Lälius berichtet, dass er im kaiserlichen Pallast eine freie Frau gesehen habe, die von Alexandrien herbeigeführt worden, um dem Hadrian gezeigt zu werden, mit fünf Kindern; von denen sie vier zu gleicher Zeit, fünfte nach vierzig Tagen geboren haben sollte. Wie nun also? Die Rechtsgelehrten haben sehr klüglich gewissermaassen den Mittelweg befolgt, so dass sie darauf Rücksicht nehmen, was nicht gerade sehr selten geschehen kann, d. h. sie haben, weil es öfters geschieht, dass Drillinge geboren werden, dem überlebenden Sohn33In diesen beiden Fragmenten, die ursprünglich zusammengehangen haben mögen, ist der Fall vorausgesetzt, dass ein Sohn und dessen schwangere Mutter den Vater überleben. das Viertheil angewiesen; denn was einmal oder zweimal [nur] geschieht, übergehen, wie Theophilus sagt, die Gesetzgeber. Wenn die Mutter daher nachher auch nur ein Kind gebiert, so wird [jener doch] einstweilen nicht zur Hälfte, sondern zum Viertheil Erbe sein.

Dig. 5,4,5Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Il­lud scien­dum est, si mu­lier prae­gnans non sit, ex­is­ti­me­tur au­tem prae­gnans es­se, in­ter­im fi­lium he­redem es­se ex as­se, quam­quam igno­ret se ex as­se he­redem es­se. 1Idem est in ex­tra­neo, si ex cer­ta por­tio­ne he­res in­sti­tu­tus sit, ex re­li­qua pos­tu­mi. quod si for­te ita in­sti­tu­tio fac­ta est: ‘quot­cum­que mi­hi na­ti erunt et Lu­cius Ti­tius pro vi­ri­li­bus por­tio­ni­bus he­redes mi­hi sun­to’, ha­be­bit hae­si­ta­tio­nem, num­quid ad­ire non pos­sit, at­que qui in tes­ta­men­to por­tio­nem suam ne­scit. sed uti­lius est pos­se eum ad­ire qui ne­scit por­tio­nem, si ce­te­ra, quae opor­tet eum sci­re, non igno­ret.

Paul. lib. XVII. ad Plaut. Es ist zu merken, dass, wenn eine Frau nicht schwanger ist, aber dafür gehalten wird, der Sohn3, unterdessen Gesammterbe ist, wenn er auch nichts davon weiss, dass er Gesammterbe sei. 1Dasselbe gilt vom Fremden, wenn er auf einen bestimmten Theil zum Erben eingesetzt worden ist, und auf den übrigen die Nachkömmlinge. Ist vielleicht die Einsetzung mit den Worten geschehen: soviel Kinder mir geboren werden und Lucius Titius sollen zu Kopftheilen meine Erben sein, so kann die Frage entstehen, ob er nicht antreten könne, sowie derjenige, welcher den ihm im Testament [beschiedenen] Antheil nicht kennt. Es ist aber vortheilhafter für den, der seinen Antheil nicht kennt, antreten zu können, wenn ihm nur sonst das, was er wissen muss, nicht unbekannt ist.

Dig. 6,1,47Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Haec si res prae­sens sit: si ab­sens, tunc cum pos­ses­sio­nem eius pos­ses­sor nac­tus sit ex vo­lun­ta­te ac­to­ris: et id­eo non est alie­num non ali­ter li­tem aes­ti­ma­ri a iu­di­ce, quam si ca­ve­rit ac­tor, quod per se non fiat pos­ses­sio­nem eius rei non tra­di­tum iri.

Idem lib. XVII. ad Plaut. Dies, wenn die Sache in den Händen des Beklagten ist44Averan. Interpr. Jur. I. 15. 6 sq. Auch die Glosse erklärt ebenso das praesens und absens.; ist sie dies nicht, dann, wenn derselbe in deren Besitz gekommen ist, nach dem Willen des Klägers55Quod semper praesumitur, cum litis aestimation. habeat, sagt die Glosse.. Daher ist es passend, dass der Streitgegenstand unter keiner andern Bedingung vom Richter gewürdert werde, als wenn der Kläger dafür Sicherheit bestellt hat, dass es nicht an ihm liegen solle, dass der Besitz der [betreffenden] Sache nicht übergeben werden werde.

Dig. 12,1,31Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Cum fun­dus vel ho­mo per con­dic­tio­nem pe­ti­tus es­set, pu­to hoc nos iu­re uti, ut post iu­di­cium ac­cep­tum cau­sa om­nis re­sti­tuen­da sit, id est om­ne, quod ha­bi­tu­rus es­set ac­tor, si li­tis con­tes­tan­dae tem­po­re so­lu­tus fuis­set. 1Ser­vum tuum im­pru­dens a fu­re bo­na fi­de emi: is ex pe­cu­lio, quod ad te per­ti­ne­bat, ho­mi­nem pa­ra­vit, qui mi­hi tra­di­tus est. Sa­b­inus Cas­sius pos­se te mi­hi ho­mi­nem con­di­ce­re: sed si quid mi­hi ab­es­set ex neg­otio quod is ges­sis­set, in­vi­cem me te­cum ac­tu­rum. et hoc ve­rum est: nam et Iu­lia­nus ait vi­den­dum, ne do­mi­nus in­te­gram ex emp­to ac­tio­nem ha­beat, ven­di­tor au­tem con­di­ce­re pos­sit bo­nae fi­dei emp­to­ri. quod ad pe­cu­lia­res num­mos at­ti­net, si ex­stant, vin­di­ca­re eos do­mi­nus pot­est, sed ac­tio­ne de pe­cu­lio te­ne­tur ven­di­to­ri, ut pre­tium sol­vat: si con­sump­ti sint, ac­tio de pe­cu­lio eva­nes­cit. sed ad­ice­re de­buit Iu­lia­nus non ali­ter do­mi­no ser­vi ven­di­to­rem ex emp­to te­ne­ri, quam si ei pre­tium so­li­dum et quae­cum­que, si cum li­be­ro con­tra­xis­set, de­be­ren­tur, do­mi­nus ser­vi prae­sta­ret. idem di­ci de­bet, si bo­nae fi­dei pos­ses­so­ri sol­vis­sem, si ta­men ac­tio­nes, quas ad­ver­sus eum ha­beam, prae­sta­re do­mi­no pa­ra­tus sim.

Idem lib. XVII. ad Plaut. Wenn ein Grundstück oder ein Mensch durch die Condiction gefordert worden war, so glaube ich, dass das Recht in der Anwendung gelte, dass nach Einlassung auf die Klage die ganze Zubehör zurückzuerstatten sei, das heisst, Alles, was der Kläger gehabt haben würde, wenn [das Grundstück oder der Sclav] zur Zeit des eingeleiteten Streites geleistet worden wäre. 1Ad Dig. 12,1,31,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 342, Note 45.Ich habe deinen Sclaven, ohne es zu wissen, vom Diebe in gutem Glauben gekauft; der hat aus dem Sondergut, welches dir gehörte, einen Menschen angeschafft, welcher mir übergeben worden ist; Sabinus [und] Cassius sagen, dass du vor mir den Menschen condiciren könnest, aber wenn mir in Folge des Geschäfts, welches derselbe geführt hätte, Etwas fehlen sollte, so würde ich hinwiederum gegen dich klagen. Und dies ist wahr, denn auch Julianus sagt, es möchte wohl der Herr66Videndum, ne dominus. Diese aus der Bescheidenheit, mit welcher die Röm. Juristen ihre eigenen Meinungen auszusprechen pflegen, hervorgegangene Redeweise enthält eine bejahende Entscheidung des fraglichen Falles. S. Haubold de resp. med. interpret. in Opusc. T. II. p. 247—298. namentlich p. 257. die Klage aus dem Kaufe vollständig haben, der Verkäufer aber gegen den Käufer guten Glaubens condiciren können. Was die Sondergutsgelder betrifft, so kann sie der Herr, wenn sie vorhanden sind, vindiciren, aber er ist dem Verkäufer auf die Klage wegen des Sonderguts gehalten, dass er den Preis zahle; wenn sie verbraucht sein sollten, so geht die Klage wegen des Sonderguts verloren. Doch hätte Julianus beifügen sollen, dass der Verkäufer dem Herrn des Sclaven aus dem Kaufe nicht anders gehalten sei, als wenn der Herr des Sclaven demselben den ganzen Preis, und was er sonst noch, wenn er mit einem Freien contrahirt hätte, geschuldet haben würde, leisten würde. Dasselbe muss man sagen, wenn ich einem Besitzer guten Glaubens gezahlt hätte, jedoch [nur dann,] wenn ich bereit sein sollte, die Klagen, welche ich etwa gegen denselben habe, dem Herrn abzutreten.

Dig. 12,4,9Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Si do­na­tu­rus mu­lie­ri ius­su eius spon­so nu­me­ra­vi nec nup­tiae se­cu­tae sunt, mu­lier con­di­cet. sed si ego con­tra­xi cum spon­so et pe­cu­niam in hoc de­di, ut, si nup­tiae se­cu­tae es­sent, mu­lie­ri dos ad­quire­re­tur, si non es­sent se­cu­tae, mi­hi red­de­re­tur, qua­si ob rem da­tur et re non se­cu­ta ego a spon­so con­di­cam. 1Si quis in­de­bi­tam pe­cu­niam per er­ro­rem ius­su mu­lie­ris spon­so eius pro­mis­sis­set et nup­tiae se­cu­tae fuis­sent, ex­cep­tio­ne do­li ma­li uti non pot­est: ma­ri­tus enim suum neg­otium ge­rit et ni­hil do­lo fa­cit nec de­ci­pien­dus est: quod fit, si co­ga­tur in­do­ta­tam uxo­rem ha­be­re. ita­que ad­ver­sus mu­lie­rem con­dic­tio ei com­pe­tit, ut aut re­pe­tat ab ea quod ma­ri­to de­dit aut ut li­be­re­tur, si non­dum sol­ve­rit. sed si so­lu­to ma­tri­mo­nio ma­ri­tus pe­te­ret, in eo dum­ta­xat ex­cep­tio­nem ob­sta­re de­be­re, quod mu­lier re­cep­tu­ra es­set.

Paul. lib. XVII. ad Plaut. Wenn ich, da ich einer Frauensperson [Etwas] schenken wollte, es auf ihren Befehl [ihrem] Bräutigam ausgezahlt habe, und die Ehe nicht erfolgt ist, so wird die Frauensperson condiciren. Aber wenn ich mit dem Bräutigam contrahirt und das Geld zu dem Zweck gegeben habe, damit, wenn die Ehe erfolgt wäre, der Frauensperson eine Mitgift erworben würde, wenn sie aber nicht erfolgt wäre, es mir zurückgegeben würde, so wird es gleichsam wegen einer Sache gegeben, und wenn die Sache nicht erfolgt ist, so werde ich vom Bräutigam condiciren. 1Wenn Jemand nicht geschuldetes Geld aus Irrthum auf Befehl der Frauensperson ihrem Bräutigam gegeben hätte und die Ehe erfolgt wäre, so kann er sich der Einrede der bösen Absicht nicht bedienen; denn der Ehemann führt ihr Geschäft als das seine, und thut Nichts [dabei] mit böser Absicht, ist auch nicht zu hintergehen, was [doch] geschieht, wenn er gezwungen werden sollte, eine Gattin ohne Mitgift zu haben; es steht ihm (dem Versprecher) daher die Condiction gegen die Frauensperson zu, so dass er entweder von ihr zurückfordere, was er dem Ehemann gegeben hat, oder damit er befreit werde, wenn er noch nicht gezahlt haben sollte. Aber wenn der Ehemann nach aufgelöster Ehe [das Versprochene] fordern würde, so dürfe [ihm] nur in Bezug auf das eine Einrede entgegenstehen, was die Frauensperson zurückbekommen würde.

Dig. 12,6,65Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. In sum­ma, ut ge­ne­ra­li­ter de re­pe­ti­tio­ne trac­te­mus, scien­dum est da­ri aut ob trans­ac­tio­nem aut ob cau­sam aut prop­ter con­di­cio­nem aut ob rem aut in­de­bi­tum: in qui­bus om­ni­bus quae­ri­tur de re­pe­ti­tio­ne. 1Et qui­dem quod trans­ac­tio­nis no­mi­ne da­tur, li­cet res nul­la me­dia fue­rit, non re­pe­ti­tur: nam si lis fuit, hoc ip­sum, quod a li­te dis­ce­di­tur, cau­sa vi­de­tur es­se. sin au­tem evi­dens ca­lum­nia de­te­gi­tur et trans­ac­tio im­per­fec­ta est, re­pe­ti­tio da­bi­tur. 2Id quo­que, quod ob cau­sam da­tur, pu­ta quod neg­otia mea ad­iu­ta ab eo pu­ta­vi, li­cet non sit fac­tum, quia do­na­ri vo­lui, quam­vis fal­so mi­hi per­sua­se­rim, re­pe­ti non pos­se. 3Sed age­re per con­dic­tio­nem prop­ter con­di­cio­nem le­ga­ti vel he­redi­ta­tis, si­ve non sit mi­hi le­ga­tum si­ve ad­emp­tum le­ga­tum, pos­sum, ut re­pe­tam quod de­di, quon­iam non con­tra­hen­di ani­mo de­de­rim, quia cau­sa, prop­ter quam de­di, non est se­cu­ta. idem et si he­redi­ta­tem ad­ire no­lui vel non po­tui. non idem pot­est di­ci, si ser­vus meus sub con­di­cio­ne he­res in­sti­tu­tus sit et ego de­de­ro, de­in­de ma­nu­mis­sus ad­ie­rit: nam hoc ca­su se­cu­ta res est. 4Quod ob rem da­tur, ex bo­no et ae­quo ha­bet re­pe­ti­tio­nem: vel­uti si dem ti­bi, ut ali­quid fa­cias, nec fe­ce­ris. 5Ei, qui in­de­bi­tum re­pe­tit, et fruc­tus et par­tus re­sti­tui de­bet de­duc­ta im­pen­sa. 6In fru­men­to in­de­bi­to so­lu­to et bo­ni­tas est et, si con­sump­sit fru­men­tum, pre­tium re­pe­tet. 7Sic ha­bi­ta­tio­ne da­ta pe­cu­niam con­di­cam, non qui­dem quan­ti lo­ca­ri po­tuit, sed quan­ti tu con­duc­tu­rus fuis­ses. 8Si ser­vum in­de­bi­tum ti­bi de­di eum­que ma­nu­mi­sis­ti, si sciens hoc fe­cis­ti, te­ne­be­ris ad pre­tium eius, si ne­sciens, non te­ne­be­ris, sed prop­ter ope­ras eius li­ber­ti et ut he­redi­ta­tem eius re­sti­tuas. 9In­de­bi­tum est non tan­tum, quod om­ni­no non de­be­tur, sed et quod alii de­be­tur, si alii sol­va­tur, aut si id quod alius de­be­bat alius qua­si ip­se de­beat sol­vat.

Paul. lib. XVII. ad Plaut. Ad Dig. 12,6,65 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 423, Note 11.Ueberhaupt (um im Allgemeinen von der Zurückforderung zu handeln) muss man wissen, dass man entweder wegen eines Vergleichs, oder wegen eines Grundes, oder wegen einer Bedingung, oder wegen einer Sache, oder eine Nichtschuld gibt; und in allen den Fällen entsteht die Frage nach der Zurückforderung. 1Und was nun Namens eines Vergleichs gegeben wird, wird nicht zurückgefordert, wenn gleich keine Sache zweifelhaft (media) gewesen sein sollte; denn wenn [die Entstehung] eines Streites [zweifelhaft] gewesen ist, so scheint gerade das, dass man vom Streit absteht, der Grund zu sein. Wenn aber eine offenbare Chicane entdeckt wird, und der Vergleich [also] unvollkommen ist, so wird eine Zurückforderung gegeben werden. 2Ad Dig. 12,6,65,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 423, Note 11.Das auch, was wegen eines Grundes gegeben wird, z. B. weil ich geglaubt habe, dass meine Geschäfte von dir befördert seien, wenngleich es nicht geschehen ist, kann nicht zurückgefordert werden, weil ich habe schenken wollen, obwohl ich eine falsche Ueberzeugung gehabt habe. 3Aber ich kann vermittelst der Condiction wegen einer Bedingung eines Legats oder einer Erbschaft, sei es, dass mir Nichts legirt, oder dass das Legat entzogen worden ist, klagen, um zurückzufordern, was ich gegeben habe; da ich doch nicht in der Absicht zu contrahiren gegeben habe, weil der Grund, wegen dessen ich gegeben habe, nicht erfolgt ist. Dasselbe [findet Statt,] auch wenn ich die Erbschaft habe nicht antreten wollen oder nicht können. Dasselbe kann man nicht sagen, wenn mein Sclav unter einer Bedingung zum Erben eingesetzt sein sollte, und ich [deshalb Etwas] gegeben haben werde, nachher er, nachdem er freigelassen worden ist, angetreten haben sollte; denn in diesem Fall ist die Sache erfolgt. 4Ad Dig. 12,6,65,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 423, Note 11.Was wegen einer Sache gegeben wird, gewährt (habet) aus Rücksicht auf das, was gut und billig ist, eine Zurückforderung, wie wenn ich dir [Etwas] geben sollte, damit du Etwas thun mögest, und du es nicht gethan haben solltest. 5Demjenigen, welcher eine Nichtschuld zurückfordert, müssen sowohl die Früchte als die [unterdessen] geborenen [Sclaven] nach Abzug des Aufwands zurückerstattet werden. 6Ad Dig. 12,6,65,6Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 186, Note 16.Bei ungeschuldet geleistetem Getreide kommt auch die Güte in Betracht (est); und wenn [der Andere] das Getreide verbraucht hat, so wird [der Geber] den Werth zurückfordern. 7So werde ich, wenn eine Wohnung gegeben worden ist, Geld condiciren, zwar nicht [soviel,] um wieviel ich habe vermiethen können, sondern um wieviel du gemiethet haben würdest. 8Wenn ich dir einen nichtgeschuldeten Sclaven gegeben habe, und du ihn freigelassen hast, so wirst du, wenn du dies wissentlich gethan hast, auf den Werth desselben gehalten sein; wenn nicht wissentlich, so wirst du [darauf] nicht gehalten sein, aber wegen der Dienste jenes Freigelassenen, und dass du eine demselben zugefallene (ejus) Erbschaft zurückerstattest. 9Eine Nichtschuld ist nicht blos, was überhaupt nicht geschuldet wird, sondern auch was dem Einen geschuldet wird, wenn es einem Andern gezahlt werden sollte, oder wenn das, was der Eine schuldete, ein Anderer, gleich als ob er selbst schulde, zahlen sollte.

Dig. 15,1,48Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Li­be­ra pe­cu­lii ad­mi­nis­tra­tio non per­ma­net ne­que in fu­gi­ti­vo ne­que in sub­rep­to ne­que in eo, de quo ne­sciat quis, vi­vat an mor­tuus sit. 1Cui pe­cu­lii ad­mi­nis­tra­tio da­ta est, dele­ga­re de­bi­to­rem suum pot­est.

Idem lib. XVII. ad Plautium. Frei bleibt die Verwaltung eines Sondergutes nicht, weder bei einem, der entlaufen, noch, der entführt ist, noch bei dem, von welchem Jemand nicht weiss, ob er lebt oder gestorben ist. 1Wem die Verwaltung eines Sondergutes übertragen ist, der kann an seinen Schuldner Anweisung geben.

Dig. 39,6,39Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Si is, cui mor­tis cau­sa ser­vus do­na­tus est, eum ma­nu­mi­sit, te­ne­tur con­dic­tio­ne in pre­tium ser­vi, quon­iam scit pos­se si­bi con­di­ci, si con­va­lue­rit do­na­tor.

Paul. lib. XVII. ad Plaut. Wenn Derjenige, dem ein Sclave auf den Todesfall geschenkt worden, solchen freigelassen hat, so haftet er mittels der Condiction auf den Werth des Sclaven: weil er weiss, dass derselbe von ihm zurückgefordert werden könne, wenn der Schenker wieder genese.

Dig. 45,1,91Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Si ser­vum sti­pu­la­tus fue­ro et nul­la mo­ra in­ter­ce­den­te ser­vus de­ces­se­rit: si qui­dem oc­ci­dat eum pro­mis­sor, ex­pe­di­tum est. sin au­tem neg­le­gat in­fir­mum, an te­ne­ri de­beat pro­mis­sor, con­si­de­ran­ti­bus, utrum, quem­ad­mo­dum in vin­di­ca­tio­ne ho­mi­nis, si neg­lec­tus a pos­ses­so­re fue­rit, cul­pae hu­ius no­mi­ne te­ne­tur pos­ses­sor, ita et cum da­ri pro­mi­sit, an cul­pa, quod ad sti­pu­la­tio­nem at­ti­net, in fa­cien­do ac­ci­pien­da sit, non in non fa­cien­do? quod ma­gis pro­ban­dum est, quia qui da­ri pro­mi­sit, ad dan­dum, non fa­cien­dum te­ne­tur. 1Sed si sit qui­dem res in re­bus hu­ma­nis, sed da­ri non pos­sit, ut fun­dus re­li­gio­sus pu­ta vel sa­cer fac­tus vel ser­vus ma­nu­mis­sus, vel et­iam ab hos­ti­bus si ca­pia­tur, cul­pa in hunc mo­dum di­iu­di­ca­tur, ut, si qui­dem ip­sius pro­mis­so­ris res vel tem­po­re sti­pu­la­tio­nis vel post­ea fue­rit et quid eo­rum ac­ci­de­rit, ni­hi­lo mi­nus te­n­ea­tur, idem­que fiat et si per alium, post­ea­quam ab hoc alie­na­tus sit, id con­ti­ge­rit. sin au­tem alie­nus fuit et ab alio ta­le quid ac­ci­dit, non te­ne­tur, quia ni­hil fe­cit, ni­si si post­ea­quam mo­ra­tus est so­lu­tio­nem, ali­quid hu­ius­mo­di ac­ci­de­rit: quam di­stinc­tio­nem et Iu­lia­nus se­qui­tur. item si ho­mo, qui fuit pro­mis­so­ris, ex prae­ce­den­ti cau­sa ab­la­tus ei fue­rit, quod sta­tu­li­ber fuit, per­in­de ha­ben­dus sit, ac si alie­num pro­mi­sis­set, quia si­ne fac­to ip­sius de­siit eius es­se. 2De il­lo quae­ri­tur, an et is, qui ne­sciens se de­be­re oc­ci­de­rit, te­n­ea­tur: quod Iu­lia­nus pu­tat in eo, qui, cum ne­sci­ret a se pe­ti­tum co­di­cil­lis ut re­sti­tue­ret, ma­nu­mi­sit. 3Se­qui­tur vi­de­re de eo, quod ve­te­res con­sti­tue­runt, quo­tiens cul­pa in­ter­ve­nit de­bi­to­ris, per­pe­tua­ri ob­li­ga­tio­nem, quem­ad­mo­dum in­tel­le­gen­dum sit. et qui­dem si ef­fe­ce­rit pro­mis­sor, quo mi­nus sol­ve­re pos­sit, ex­pe­di­tum in­tel­lec­tum ha­bet con­sti­tu­tio: si ve­ro mo­ra­tus sit tan­tum, hae­si­ta­tur, an, si post­ea in mo­ra non fue­rit, ex­tin­gua­tur su­pe­rior mo­ra. et Cel­sus ad­ules­cens scri­bit eum, qui mo­ram fe­cit in sol­ven­do Sti­cho quem pro­mi­se­rat, pos­se emen­da­re eam mo­ram post­ea of­fe­ren­do: es­se enim hanc quaes­tio­nem de bo­no et ae­quo: in quo ge­ne­re ple­rum­que sub auc­to­ri­ta­te iu­ris scien­tiae per­ni­cio­se, in­quit, er­ra­tur. et sa­ne pro­ba­bi­lis haec sen­ten­tia est, quam qui­dem et Iu­lia­nus se­qui­tur: nam dum quae­ri­tur de dam­no et par utrius­que cau­sa sit, qua­re non po­ten­tior sit qui te­n­eat, quam qui per­se­qui­tur? 4Nunc vi­dea­mus, in qui­bus per­so­nis haec con­sti­tu­tio lo­cum ha­beat. quae in­spec­tio du­plex est, ut pri­mo quae­ra­mus, quae per­so­nae ef­fi­ciant per­pe­tuam ob­li­ga­tio­nem, de­in­de qui­bus eam pro­du­cant. uti­que au­tem prin­ci­pa­lis de­bi­tor per­pe­tuat ob­li­ga­tio­nem: ac­ces­sio­nes an per­pe­tuent, du­bium est. Pom­po­nio per­pe­tua­re pla­cet: qua­re enim fac­to suo fi­de­ius­sor suam ob­li­ga­tio­nem tol­lat? cu­ius sen­ten­tia ve­ra est: ita­que per­pe­tua­tur ob­li­ga­tio tam ip­so­rum quam suc­ces­so­rum eo­rum. ac­ces­sio­ni­bus quo­que suis, id est fi­de­ius­so­ri­bus, per­pe­tuant ob­li­ga­tio­nem, quia in to­tam cau­sam spopon­de­runt. 5An fi­lius fa­mi­lias, qui ius­su pa­tris pro­mi­sit, oc­ci­den­do ser­vum pro­du­cat pa­tris ob­li­ga­tio­nem, vi­den­dum est. Pom­po­nius pro­du­ce­re pu­tat, sci­li­cet qua­si ac­ces­sio­nem in­tel­le­gens eum qui iu­beat. 6Ef­fec­tus hu­ius con­sti­tu­tio­nis il­le est, ut ad­huc ho­mo pe­ti pos­sit: sed et ac­cep­tum ei pos­se fer­ri cre­di­tur et fi­de­ius­so­rem ac­ci­pi eius ob­li­ga­tio­nis no­mi­ne. no­va­ri au­tem an pos­sit haec ob­li­ga­tio, du­bi­ta­tio­nis est, quia ne­que ho­mi­nem qui non est ne­que pe­cu­niam quae non de­be­tur sti­pu­la­ri pos­su­mus. ego pu­to no­va­tio­nem fie­ri pos­se, si hoc ac­tum in­ter par­tes sit, quod et Iu­lia­no pla­cet.

Paul. lib. XVII. ad Plaut. Ad Dig. 45,1,91 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 265, Note 13.Wenn ich einen Sclaven stipulirt habe, und der Sclave ohne Eintritt eines Verzugs gestorben ist, so ist, im Fall ihn der Versprecher selbst getödtet, der Fall nicht verwickelt; wenn er ihn aber in einer Krankheit vernachlässigt hat, so ist bei der Frage, ob der Versprecher hafte, in Betracht zu ziehen, ob, sowie bei der Vindicetion eines Sclaven, wenn er von dem Besitzer vernachlässigt worden, der Besitzer in Gemässheit dieser Verschuldung haftet, ebenso auch Der haftet, welcher ihn zu geben versprochen hat; oder ob die Verschuldung, soweit es eine Stipulation betrifft, nur bei einem Thun von Einfluss ist, nicht bei einem Unterlassen? Ohnstreitig ist letzteres anzunehmen, weil Derjenige, welcher Etwas zu geben versprochen hat, nur zu geben, nicht zu thun gehalten ist. 177Paulus zeigt hier in mehreren Beispielen, wenn der Versprecher wegen eines Versehens, was in einem Thun bestand, verhaftet ist. Wenn die Sache zwar existirt, aber nicht gegeben werden kann, weil die Sache eine geweihte geworden, oder der Grund und Boden ein unverletzlicher, oder der Sclave freigelassen, oder auch von den Feinden gefangen genommen worden ist, so wird die Verschuldung so beurtheilt, dass, wenn die Sache entweder zur Zeit der Stipulation, oder nachher dem Versprecher gehörte, und einige der obigen Fälle eingetreten, er demungeachtet gehalten wird, und eben dies der Fall ist, wenn sich auch durch die Schuld eines Andern, nachdem sie von dem Versprecher veräussert worden, etwas Dergleichen ereignet. Wäre aber die Sache eine fremde, und durch einen Andern geht etwas Dergleichen mit der Sache vor, so ist er nicht gehalten, weil er nichts gethan hat, ausgenommen, wenn etwas Dergleichen sich ereignet, nachdem er die Erfüllung verzögert hat; welche Unterscheidung auch Julianus annimmt. Desgleichen, wenn ein Sclave, welcher dem Versprecher gehört, aus einer vorangehenden Ursache demselben so entzogen wird, dass er ein Bedingtfreier wird, so muss die Sache ganz so angesehen werden, als wenn ein fremder Sclave versprochen worden wäre, weil derselbe ohne sein Zuthun aufgehört hat, ihm zu gehören88Z. B. Ich habe versprochen, dir den Sclaven Stichus zu geben; nachher hat mich Jemand zum Erben eingesetzt und dem Stichus die Freiheit unter einer Bedingung vermacht. Wird Stichus durch den Eintritt der Bedingung frei, so bin ich aus der Stipulation nicht gehalten. So erklärt die Glosse.. 2Darüber wird Frage erhoben, ob auch Derjenige, welcher [den Sclaven] getödtet hätte, ohne zu wissen, dass er ihn einem Andern schulde, gehalten sei? Julianus nimmt dies in Ansehung Desjenigen an, welcher, ohne zu wissen, dass ihm in dem Codicille die Herausgabe [an einen Andern fideicommissweise] auferlegt worden, den Sclaven freigelassen hat. 3Ad Dig. 45,1,91,3ROHGE, Bd. 7 (1873), S. 230: Erweiterung der Verpflichtungen des Schuldners durch Zahlungsverzug.ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 263: Voraussetzung des Verzuges der Erfüllung, wenn dazu die Mitwirkung des Gläubigers erforderlich ist.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 28, Note 5.Wir wollen nunmehr die Untersuchung des Satzes folgen lassen, welchen die Alten aufgestellt haben, dass nemlich, sobald ein Verschulden des Schuldners hinzutrete, die Verbindlichkeit verewigt werde99D. i. dass durch den Untergang der schuldigen Sache die Verbindlichkeit nicht erlischt, sondern stets der Werth derselben oder das Interesse geleistet werden muss. S. Glück. IV. S. 411., und wie dieser Satz zu verstehen sei? Hat der Versprecher selbst bewirkt, dass er die Erfüllung nicht leisten könnte, dann ist diese Bestimmung leicht verständlich. Hat er aber die Erfüllung nur verzögert, dann wird zweifelhaft, ob, wenn er nur nachher nicht im Verzuge war, der frühere Verzug dadurch getilgt werde? Und der junge Celsus schreibt, dass Der, welcher sich einen Verzug in Gewährung des Stichus, den er versprochen hatte, habe zu Schulden kommen lassen, diesen Verzug noch dadurch wieder abwenden könne, dass er ihn nachher anbiete. Denn hier walte eine Frage darüber ob, was recht und billig sei, worüber, wie er sagt, unter dem Schilde des strengen Rechts auf die verderblichste Weise geirrt werde. Und es ist diese Meinung in der That beifallswürdig, weshalb sie auch Julianus annimmt. Denn wenn es sich um einen Schaden handelt und Beide1010Stipulator und promissor. D. R. in gleichem Verhältniss stehen, sollte da nicht Derjenige mehr Berücksichtigung verdienen, der im Besitz ist, als Der, welcher den Schaden verfolgt? 4Wir wollen nun sehen, bei welchen Personen diese Bestimmung Anwendung leidet. Hier tritt eine doppelte Rücksicht ein: nemlich, dass wir zuerst fragen, welche Personen eine fortdauernde Verbindlichkeit bewirken, und sodann, welchen Personen sie solche erzeugen. Ueberall aber verewigt der Hauptschuldner die Verbindlichkeit. Ob aber auch verpflichtete Nebenpersonen1111Accessiones, s. Brisson. h. v. es sind sponsores, fidejussores u. s. w. gemeint. D. R. solches bewirken, ist zweifelhaft. Pomponius nimmt an, dass sie ebenfalls die Verbindlichkeiten verewigen. Denn warum sollte der Bürge durch seine eigene Handlung seine Verbindlichkeit aufheben? Seine Ansicht ist ohne Zweifel richtig. Daher wird nicht nur ihre eigne Verbindlichkeit, sondern auch die ihrer Nachfolger verewigt. Auch ihren verpflichteten Nebenpersonen, dass ist ihren Bürgen1212Den Afterbürgen., verewigen sie die Verbindlichkeit, weil sie das Ganze1313In totam causam, s. Not. 1, 2, ad l. 22, D., S. 594, 2. Bd. angelobt haben. 5Es frägt sich, ob ein Haussohn, welcher auf Befehl des Vaters versprochen hat, wenn er den Sclaven tödtet, des Vaters Verbindlichkeit verewigt? Pomponius nimmt dies an, indem er den Befehlenden für eine verpflichtete Nebenperson ansieht. 6Die Wirkung dieses Satzes besteht darin, dass der Sclave noch gefodert werden kann. Aber man nimmt auch an, dass eine förmliche Annahme als empfangen geschehen, und ein Bürge für diese Verbindlichkeit gestellt werden kann. Ob aber diese Verbindlichkeit erneuert werden kann, ist zweifelhaft, weil wir uns weder einen Sclaven, der nicht existirt, noch ein Capital, was nicht geschuldet wird, stipuliren können. Ich glaube jedoch, dass auch eine Erneuerung geschehen könne, wenn dies unter den Parteien beabsichtigt worden ist, was auch Julianus annimmt1414Sämmtlich Wirkungen des Satzes der Perpetuirung der Verbindlichkeit des Schuldners. S. Glück IV, S. 411, Not. 38..

Dig. 46,1,37Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Si quis, post­quam tem­po­re trans­ac­to li­be­ra­tus est, fi­de­ius­so­rem de­de­rit, fi­de­ius­sor non te­ne­tur, quon­iam er­ro­ris fi­de­ius­sio nul­la est.

Ad Dig. 46,1,37Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 112, Note 5; Bd. II, § 477, Note 10.Paul. lib. XVII. ad Plaut. Wenn Jemand, nachdem er durch den Ablauf der Zeit befreit worden ist1515Es ist dies wohl auf keinen Fall von einer die Verbindlichkeit aufhebenden Verjährung, sondern vielmehr von einem Fall zu verstehen, wo die Verbindlichkeit vertragsmässig oder gesetzlich nur eine gewisse Zeit lang dauerte. S. Weber a. a. O. §. 92., Francke a. a. O. S. 74. ff. (welcher annimmt, dass in dieser Stelle ursprünglich sponsor od. fidepromissor gestanden habe, mit Beziehung auf Gaj. III. 115. sqq.; vergl. oben Anm. 10.) u. Unterholzner Ausf. Entw. d. gesammt. Verjährungslehre. B. 2. S. 311. ff., einen Bürgen gestellt haben wird, so ist der Bürge nicht gehalten, weil eine Bürgschaft aus Irrthum nichtig ist.

Dig. 50,17,180Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Quod ius­su al­te­rius sol­vi­tur, pro eo est, qua­si ip­si so­lu­tum es­set.

Übersetzung nicht erfasst.