Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.inst.
Institutionum lib.Pauli Institutionum libri

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Ex libro I

Dig. 41,2,41Pau­lus li­bro pri­mo in­sti­tu­tio­num. Qui iu­re fa­mi­lia­ri­ta­tis ami­ci fun­dum in­gre­di­tur, non vi­de­tur pos­si­de­re, quia non eo ani­mo in­gres­sus est, ut pos­si­deat, li­cet cor­po­re in fun­do sit.

Paul. lib. I. Inst. Wer vermöge vertraulicher Bekanntschaft das Landgut eines Freundes betritt, von dem wird nicht angenommen, er besitze es, weil er es nicht in der Absicht betreten hat, es in Besitz zu nehmen, wenn er auch körperlich sich darauf befindet.

Ex libro II

Dig. 8,2,4Pau­lus li­bro se­cun­do in­sti­tu­tio­num. Lu­mi­num in ser­vi­tu­te con­sti­tu­ta id ad­quisi­tum vi­de­tur, ut vi­ci­nus lu­mi­na nos­tra ex­ci­piat: cum au­tem ser­vi­tus im­po­ni­tur, ne lu­mi­ni­bus of­fi­cia­tur, hoc ma­xi­me ad­ep­ti vi­de­mur, ne ius sit vi­ci­no in­vi­tis no­bis al­tius ae­di­fi­ca­re at­que ita mi­nue­re lu­mi­na nos­tro­rum ae­di­fi­cio­rum.

Ad Dig. 8,2,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 211a, Note 8.Paul. lib. II. Institut. Durch die Bestellung einer Fensterdienstbarkeit wird [das Recht] als erworben angesehen, dass der Nachbar unsere Fenster aufnehmen muss. Wird hingegen die Dienstbarkeit auferlegt, dass [uns] das Licht nicht geschmälert werde, so wird [unserer Seits] vielmehr [das Recht] als erworben angesehen, dass der Nachbar wider unsern Willen nicht höher bauen, und dadurch das Licht unserer Gebäude schmälern dürfe11Bei der Uebersetzung dieser berühmten Stelle bin ich der Glückschen Erklärung, X. p. 108 ssq. gefolgt..

Dig. 44,7,3Pau­lus li­bro se­cun­do in­sti­tu­tio­num. Ob­li­ga­tio­num sub­stan­tia non in eo con­sis­tit, ut ali­quod cor­pus nos­trum aut ser­vi­tu­tem nos­tram fa­ciat, sed ut alium no­bis ob­strin­gat ad dan­dum ali­quid vel fa­cien­dum vel prae­stan­dum. 1Non sa­tis au­tem est dan­tis es­se num­mos et fie­ri ac­ci­pien­tis, ut ob­li­ga­tio nas­ca­tur, sed et­iam hoc ani­mo da­ri et ac­ci­pi, ut ob­li­ga­tio con­sti­tua­tur. ita­que si quis pe­cu­niam suam do­nan­di cau­sa de­de­rit mi­hi, quam­quam et do­nan­tis fue­rit et mea fiat, ta­men non ob­li­ga­bor ei, quia non hoc in­ter nos ac­tum est. 2Ver­bo­rum quo­que ob­li­ga­tio con­stat, si in­ter con­tra­hen­tes id aga­tur: nec enim si per io­cum pu­ta vel de­mons­tran­di in­tel­lec­tus cau­sa ego ti­bi di­xe­ro ‘spon­des’? et tu re­spon­de­ris ‘spon­deo’, nas­ce­tur ob­li­ga­tio.

Paul. lib. II. Inst. Das Wesen der Verbindlichkeiten besteht nicht darin, dass es einen Körper, oder eine Dienstbarkeit zu der unsrigen macht, sondern dass es uns einen Andern dazu verpflichtet, Etwas zu thun, oder zu geben, oder zu leisten. 1Es ist dabei nicht genug, dass [z. B. bei einem Darlehn] die Geldstücken dem Geber gehören und Eigenthum des Empfängers werden, damit eine Verbindlichkeit entstehe, sondern auch, dass sie in der Absicht gegeben und genommen werden, dass dadurch eine Verbindlichkeit begründet werden soll. Hat mir daher Jemand ihm gehöriges Geld in der Absicht gegeben, es mir zu schenken, so werde ich, wenn es auch dem Schenker gehört hat, und mir gehörig geworden ist, dennoch ihm nicht verbindlich, weil wir diese Absicht gar nicht gehabt haben. 2Auch eine Verbindlichkeit aus Worten entsteht nur dann, wenn die Contrahenten diese Absicht gehabt haben; denn habe ich z. B. Scherzweise, oder zur Begreiflichmachung22Ohne et nach Flor. zu dir gesagt: Gelobst du, und du geantwortet: ich gelobe, so wird keine Verbindlichkeit entstehen.