Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.ed. LXXIV
Ad edictum praetoris lib.Pauli Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro LXXIV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4 (0,4 %)De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 17,1,46Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si quis pro eo spopon­de­rit, qui ita pro­mi­sit: ‘si Sti­chum non de­de­ris, cen­tum mi­lia da­bis?’ et Sti­chum red­eme­rit vi­lius et sol­ve­rit, ne cen­tum mi­lium sti­pu­la­tio com­mit­ta­tur, con­stat pos­se eum man­da­ti age­re. igi­tur com­mo­dis­si­me il­la for­ma in man­da­tis ser­van­da est, ut, quo­tiens cer­tum man­da­tum sit, re­ce­di a for­ma non de­beat: at quo­tiens in­cer­tum vel plu­rium cau­sa­rum, tunc, li­cet aliis prae­sta­tio­ni­bus ex­so­lu­ta sit cau­sa man­da­ti quam quae ip­so man­da­to in­erant, si ta­men hoc man­da­to­ri ex­pe­die­rit, man­da­ti erit ac­tio.

Idem lib. LXXIV. ad Ed. Wenn Jemand für Einen gebürgt hat (sposponderit), der folgendermaassen11D. h. auf die folgende Frage. gelobte: Wenn du nicht den Stichus22Einen Sclaven. gibst, wirst du hunderttausend geben? und nun den Stichus wohlfeiler an sich gebracht und bezahlt hat, damit nicht die Stipulation der hunderttausend verwirkt würde, so ist gewiss, dass er die Auftragsklage habe. Daher ist bei Aufträgen sehr angemessen, dieses Verhältniss festzuhalten, dass so oft der Auftrag bestimmt ist, von dessen Worten nicht abgegangen werden dürfe; so oft er aber unbestimmt ist oder auf mehrere Dinge geht, hat die Auftragsklage Statt, wenn gleich die Auftragsverbindlichkeit durch andre Leistungen gelöst worden ist, als die im Auftrage selbst ausgedrückt waren, sobald jene nur zum Nutzen des Auftragsgebers gereichen.

Dig. 40,4,34Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. id­eo­que si ita scrip­tum sit ‘Sti­chus us­que ad an­nos de­cem li­ber es­to’, tem­po­ris ad­iec­tio su­per­va­cua est.

Idem lib. LXXIV. ad Ed. Und darum ist, wenn so geschrieben sein sollte: Stichus soll auf zehn Jahre frei sein, der Zusatz der Zeit unnütz.

Dig. 44,7,44Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum prae­to­ris. Ob­li­ga­tio­num fe­re quat­tuor cau­sae sunt: aut enim dies in iis est aut con­di­cio aut mo­dus aut ac­ces­sio. 1Cir­ca diem du­plex in­spec­tio est: nam vel ex die in­ci­pit ob­li­ga­tio aut con­fer­tur in diem. ex die vel­uti ‘ka­len­dis Mar­tiis da­re spon­des?’ cu­ius na­tu­ra haec est, ut an­te diem non ex­iga­tur. ad diem au­tem ‘us­que ad ka­len­das da­re spon­des?’ pla­cet au­tem ad tem­pus ob­li­ga­tio­nem con­sti­tui non pos­se non ma­gis quam le­ga­tum: nam quod ali­cui de­be­ri coe­pit, cer­tis mo­dis de­si­nit de­be­ri. pla­ne post tem­pus sti­pu­la­tor vel pac­ti con­ven­ti vel do­li ma­li ex­cep­tio­ne sum­mo­ve­ri pot­erit. sic et in tra­den­do si quis di­xe­rit se so­lum si­ne su­per­fi­cie tra­de­re, ni­hil pro­fi­cit, quo mi­nus et su­per­fi­cies trans­eat, quae na­tu­ra so­lo co­hae­ret. 2Con­di­cio ve­ro ef­fi­cax est, quae in con­sti­tuen­da ob­li­ga­tio­ne in­se­ri­tur, non quae post per­fec­tam eam po­ni­tur, vel­uti ‘cen­tum da­re spon­des, ni­si na­vis ex Asia ve­ne­rit?’ sed hoc ca­su ex­is­ten­te con­di­cio­ne lo­cus erit ex­cep­tio­ni pac­ti con­ven­ti vel do­li ma­li. 3Mo­dus ob­li­ga­tio­nis est, cum sti­pu­la­mur de­cem aut ho­mi­nem: nam al­te­rius so­lu­tio to­tam ob­li­ga­tio­nem in­ter­emit nec al­ter pe­ti pot­est, uti­que quam­diu utrum­que est. 4Ac­ces­sio ve­ro in ob­li­ga­tio­ne aut per­so­nae aut rei fit. per­so­nae, cum mi­hi aut Ti­tio sti­pu­lor. rei, cum mi­hi de­cem aut Ti­tio ho­mi­nem sti­pu­lor: ubi quae­ri­tur, an ip­so iu­re fiat li­be­ra­tio ho­mi­ne so­lu­to Ti­tio. 5Si ita sti­pu­la­tus sim: ‘si fun­dum non de­de­ris, cen­tum da­re spon­des?’ so­la cen­tum in sti­pu­la­tio­ne sunt, in ex­so­lu­tio­ne fun­dus. 6Sed si na­vem fie­ri sti­pu­la­tus sum et, si non fe­ce­ris, cen­tum, vi­den­dum, utrum duae sti­pu­la­tio­nes sint, pu­ra et con­di­cio­na­lis, et ex­is­tens se­quen­tis con­di­cio non tol­lat prio­rem? an ve­ro trans­fe­rat in se et qua­si no­va­tio prio­ris fiat? quod ma­gis ve­rum est.

Idem lib. LXXIV. ad Ed. praet. Die Verbindlichkeiten sind ihrer Wirkung nach vierfach verschieden; denn entweder enthalten sie einen bestimmten Termin, eine Bedingung, eine Bestimmung, oder ein Hinzukommen. 1In Ansehung des Termins ist auf Zweierlei Rücksicht zu nehmen, denn entweder hebt die Verbindlichkeit erst mit dem Termine an, oder sie wird auf einen bestimmten Termin verschoben. Von einem bestimmten Termine an, z. B. gelobst du den ersten März zu geben? Die Natur derselben ist dann von der Art, dass vor dem Termine gar keine Foderung erhoben werden kann. Zu einem Termine aber: gelobst du bis zum Ersten nächsten Monats zu geben? — Auf eine gewisse Zeit lang kann eine Verbindlichkeit ebensowenig bestellt werden, wie ein Vermächtniss33Hierin liegt der Lehrsatz, dass die Zeit kein modus tollendae obligationis sei, wohl aber auf ein solches Uebereinkommen eine Einrede gebauet werden könne, s. die Gothofred. Noten, und Osii Aurelii de variant., Cujacii Interpr. Dispunct. 8. (T. O. III. 715.). Wegen des Legats will man eine Ausnahme beim leg. usufr. finden.. Denn was Jemandem einmal geschuldet zu werden angefangen hat, dies kann nur auf bestimmte Art und Weise aufhören; natürlich kann aber der Stipulirende nach der Zeit mit der Einrede des vertragsmässigen Uebereinkommens oder der Arglist abgewehrt werden. So hilft es auch bei der Uebergabe [eines Grundstücks] zu nichts, zu sagen, er übergebe den Grund und Boden ohne Das, was sich darauf befinde, sodass das darauf Befindliche nicht mit übergehe, wenn es seiner Natur nach mit dem Boden zusammenhängt. 2Eine Bedingung ist dann wirksam, wenn sie bei Bestellung der Verbindlichkeit ausgemacht wird, nicht erst, wenn sie, nachdem diese schon vollständig eingegangen ist, hinterher beigefügt wird, z. B. gelobst du hundert zu geben, wenn das Schiff nicht aus Asien angekommen sein wird? — In diesem Fall wird, wenn die Bedingung eingetreten ist, die Einrede des vertragsmässigen Uebereinkommens oder der Arglist statthaben44S. Voorda Elector. lib. sing. c. 5.. 3Eine Bestimmung der Bedingung ist es, wenn man zehn[tausend Sestertien] oder einen Sclaven stipulirt; denn die Leistung des Einen macht hier die ganze Verbindlichkeit erlöschen; und solange Beides vorhanden ist, kann blos das Eine nicht gefodert werden. 4Das Hinzukommen bei einer Verbindlichkeit betrifft entweder eine Sache oder eine Person; eine Person [z. B.], wenn ich mir oder dem Titius stipulire, eine Sache [z. B.], wenn ich mir zehn[tausend Sestertien] stipulire, oder dem Titius einen Sclaven; wobei es die Frage ist, ob durch Entrichtung des Sclaven an den Titius Befreiung von der Verbindlichkeit von selbst eintrete55Dies wird von den ICtis mit nein beantwortet, s. die Gothofred. Note; die Basil. drücken sich ebenso aus.. 5Wenn ich so stipulirt habe: wenn du das Landgut nicht gegeben haben wirst, gelobst du dann hundert[tausend Sestertien] zu geben? so sind blos die hundert[tausend] Gegenstand der Stipulation, allein das Landgut dient auch zu deren Tilgung. 6Habe ich aber stipulirt, es solle mir ein Schiff erbauet, und wenn du dies nicht gethan habest, hundert[tausend Sestertien gegeben werden], so ist die Frage, ob hier zwei Stipulationen vorhanden sind, eine unbedingte und eine bedingte, und ob der Eintritt der Bedingung der zweiten die erste nicht aufhebe, oder ob sie diese auf sich herüberziehe, und gleichsam eine Erneuerung der erstern geschehe? — Für das Letztere spricht mehr.

Dig. 45,1,84Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si in­su­lam fie­ri sti­pu­la­tus sim et trans­ie­rit tem­pus, quo po­tue­ris fa­ce­re, quam­diu li­tem con­tes­ta­tus non sim, pos­se te fa­cien­tem li­be­ra­ri pla­cet: quod si iam li­tem con­tes­ta­tus sim, ni­hil ti­bi prod­es­se, si ae­di­fi­ces.

Paul. lib. LXXIV. ad Ed. Habe ich mir die Erbauung eines Gebäudes von dir stipulirt, und es ist die Zeit verstrichen, in welcher du es vollbringen könntest, so nimmt man an, dass, so lange ich noch kein Verfahren anhängig gemacht66Festus l. 3. Contestari dicuntur duo aut plures adversarii quod ordinato judicio utraque pars dicere solet, testes estote etc., eod. Contestari est, cum uterque reus dicit, testes estote, — et contestata lis videtur, cum judex per narrationem negotii causam adire coperit. Briss., du durch den Beginn des Baues befreit werden kannst, dass es aber, wenn ich das Verfahren bereits anhängig gemacht, dir nicht zum Vortheil gereicht, wenn du den Bau vornimmst.

Dig. 46,7,8Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si pe­ti­tor post sa­tis­da­tio­nem an­te iu­di­cium ac­cep­tum he­res pos­ses­so­ri ex­sti­te­rit, ex­tin­gui­tur sti­pu­la­tio.

Paul. lib. LXXIV. ad Ed. Wenn der Kläger nach der Bestellung der Bürgschaft vor der Einlassung auf die Klage Erbe des Beklagten geworden ist, so erlöscht die Stipulation.

Dig. 46,7,11Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si ser­vus, qui in rem ac­tio­ne pe­te­ba­tur, li­te con­tes­ta­ta de­ces­se­rit, de­in­de pos­ses­sor li­tem de­se­rue­rit, qui­dam fi­de­ius­so­res eius pro li­te da­tos non te­ne­ri pu­tant, quia mor­tuo ho­mi­ne nul­la iam res sit: quod fal­sum est, quon­iam ex­pe­dit de evic­tio­ne ac­tio­nis con­ser­van­dae cau­sa, item fruc­tuum no­mi­ne rem iu­di­ca­ri.

Paul. lib. LXXIV. ad Ed. Einige glauben, dass, wenn ein Sclave, welcher durch eine dingliche Klage gefordert wurde, nach der Litiscontestation verstorben sei, sodann der Beklagte den Rechtsstreit habe liegen lassen, die für den Rechtsstreit77Pro lite. S. die Bem. zu l. 33. D. de fidej. 46. 1. u. vgl. mit dieser Stelle l. 16. D. de rei vind. 6. 1. u. l. 8. D. de re jud. 42. 1. bestellten Bürgen desselben nicht gehalten seien, weil, nachdem der Sclave gestorben, nun kein Gegenstand [der Verurtheilung] mehr vorhanden sei. Das ist aber falsch, weil es, um die Klage wegen der Entwährung zu erhalten, desgleichen wegen der Früchte von Nutzen ist, dass die Sache durch das Urtheil entschieden werde.