Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.ed. LXXII
Ad edictum praetoris lib.Pauli Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro LXXII

1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 44,7,43Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Ob­li­ga­ri pot­est pa­ter fa­mi­lias suae po­tes­ta­tis pu­bes com­pos men­tis: pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te non ob­li­ga­tur iu­re ci­vi­li: ser­vus au­tem ex con­trac­ti­bus non ob­li­ga­tur.

Paul. lib. LXXII. ad Ed. Verbindlich werden kann nur ein Hausvater, der mündig, eigenen Rechtens und verstandesmächtig ist. Ein Unmündiger wird ohne seines Vormundes Ermächtigung nach bürgerlichem Rechte nicht verbindlich. Ein Sclave wird aber aus Contracten gar nicht verbindlich.

Dig. 45,1,83Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. In­ter sti­pu­lan­tem et pro­mit­ten­tem neg­otium con­tra­hi­tur. ita­que alius pro alio pro­mit­tens da­tu­rum fac­tu­rum­ve eum non ob­li­ga­tur: nam de se quem­que pro­mit­te­re opor­tet. et qui spon­det ‘do­lum ma­lum ab­es­se afu­tu­rum­que es­se’, non sim­plex ab­nu­ti­vum spon­det, sed cu­ra­tu­rum se, ut do­lus ma­lus ab­sit: idem­que in il­lis sti­pu­la­tio­ni­bus ‘ha­be­re li­ce­re’ item ‘ne­que per te ne­que per he­redem tuum fie­ri, quo mi­nus fiat’. 1Si Sti­chum sti­pu­la­tus de alio sen­tiam, tu de alio, ni­hil ac­tum erit. quod et in iu­di­ciis Aris­to ex­is­ti­ma­vit: sed hic ma­gis est, ut is pe­ti­tus vi­dea­tur, de quo ac­tor sen­sit. nam sti­pu­la­tio ex utrius­que con­sen­su va­let, iu­di­cium au­tem et­iam in in­vi­tum red­di­tur et id­eo ac­to­ri po­tius cre­den­dum est: alio­quin sem­per ne­ga­bit reus se con­sen­sis­se. 2Si sti­pu­lan­te me Sti­chum aut Pam­phi­lum tu unum da­tu­rum te spopon­de­ris, con­stat non te­ne­ri te nec ad in­ter­ro­ga­tum es­se re­spon­sum. 3Di­ver­sa cau­sa est sum­ma­rum, vel­uti ‘de­cem aut vi­gin­ti da­ri spon­des?’ hic enim et­si de­cem spopon­de­ris, rec­te re­spon­sum est, quia sem­per in sum­mis id, quod mi­nus est, spon­de­ri vi­de­tur. 4Item si ego plu­res res sti­pu­ler, Sti­chum pu­ta et Pam­phi­lum, li­cet unum spopon­de­ris, te­ne­ris: vi­de­ris enim ad unam ex dua­bus sti­pu­la­tio­ni­bus re­spon­dis­se. 5Sa­cram vel re­li­gio­sam rem vel usi­bus pu­bli­cis in per­pe­tuum re­lic­tam (ut fo­rum aut ba­si­li­cam) aut ho­mi­nem li­be­rum in­uti­li­ter sti­pu­lor, quam­vis sa­cra pro­fa­na fie­ri et usi­bus pu­bli­cis re­lic­ta in pri­va­tos usus re­ver­ti et ex li­be­ro ser­vus fie­ri pot­est. nam et cum quis rem pro­fa­nam aut Sti­chum da­ri pro­mi­sit, li­be­ra­tur, si si­ne fac­to eius res sa­cra es­se coe­pe­rit aut Sti­chus ad li­ber­ta­tem per­ve­ne­rit, nec re­vo­can­tur in ob­li­ga­tio­nem, si rur­sus le­ge ali­qua et res sa­cra pro­fa­na es­se coe­pe­rit et Sti­chus ex li­be­ro ser­vus ef­fec­tus sit. quon­iam una at­que ea­dem cau­sa et li­be­ran­di et ob­li­gan­di es­set, quod aut da­ri non pos­sit aut da­ri pos­sit: nam et si na­vem, quam spopon­dit, do­mi­nus dis­sol­vit et is­dem ta­bu­lis com­pe­ge­rit, quia ea­dem na­vis es­set, in­ci­pe­ret ob­li­ga­ri. pro quo et il­lud di­ci pos­se Pe­dius scri­bit: si sti­pu­la­tus fue­ro ex fun­do cen­tum am­pho­ras vi­ni, ex­spec­ta­re de­beo, do­nec nas­ca­tur: et si na­tum si­ne cul­pa pro­mis­so­ris con­sump­tum sit, rur­sum ex­spec­ta­re de­beam, do­nec ite­rum nas­ca­tur et da­ri pos­sit: et per has vi­ces aut ces­sa­tu­ram aut va­li­tu­ram sti­pu­la­tio­nem. sed haec dis­si­mi­lia sunt: ad­eo enim, cum li­ber ho­mo pro­mis­sus est, ser­vi­tu­tis tem­pus spec­tan­dum non es­se, ut ne haec qui­dem sti­pu­la­tio de ho­mi­ne li­be­ro pro­ban­da sit: ‘il­lum, cum ser­vus es­se coe­pe­rit, da­re spon­des?’ item ‘eum lo­cum, cum ex sa­cro re­li­gio­so­ve pro­fa­nus es­se coe­pe­rit, da­ri?’ quia nec prae­sen­tis tem­po­ris ob­li­ga­tio­nem re­ci­pe­re pot­est et ea dum­ta­xat, quae na­tu­ra sui pos­si­bi­lia sunt, de­du­cun­tur in ob­li­ga­tio­nem. vi­ni au­tem non spe­ciem, sed ge­nus sti­pu­la­ri vi­de­mur et ta­ci­te in ea tem­pus con­ti­ne­tur: ho­mo li­ber cer­ta spe­cie con­ti­ne­tur. et ca­sum ad­ver­sam­que for­tu­nam spec­ta­ri ho­mi­nis li­be­ri ne­que ci­vi­le ne­que na­tu­ra­le est: nam de his re­bus neg­otium rec­te ge­re­mus, quae sub­ici usi­bus do­mi­nio­que nos­tro sta­tim pos­sunt. et na­vis si hac men­te reso­lu­ta est, ut in alium usum ta­bu­lae de­sti­na­ren­tur, li­cet mu­ta­to con­si­lio per­fi­cia­tur, ta­men et per­emp­ta prior na­vis et haec alia di­cen­da est: sed si re­fi­cien­dae na­vis cau­sa om­nes ta­bu­lae re­fi­xae sint, non­dum in­ter­ci­dis­se na­vis vi­de­tur et com­po­si­tis rur­sus ea­dem es­se in­ci­pit: sic­uti de ae­di­bus de­po­si­ta tig­na ea men­te, ut re­po­nan­tur, ae­dium sunt, sed si us­que ad aream de­po­si­ta sit, li­cet ea­dem ma­te­ria re­sti­tua­tur, alia erit. hic trac­ta­tus et­iam ad prae­to­rias sti­pu­la­tio­nes per­ti­net, qui­bus de re re­sti­tuen­da ca­ve­tur et an ea­dem res sit, quae­ri­tur. 6Si rem, quam ex cau­sa lu­cra­ti­va sti­pu­la­tus sum, nac­tus fue­ro ex cau­sa lu­cra­ti­va, eva­nes­cit sti­pu­la­tio. sed si he­res ex­sti­te­ro do­mi­no, ex­tin­gui­tur sti­pu­la­tio. si ve­ro a me he­rede de­func­tus eam le­ga­vit, pot­est agi ex sti­pu­la­tu: idem­que es­se et si sub con­di­cio­ne le­ga­ta sit, quia et, si ip­se de­bi­tor rem sub con­di­cio­ne le­ga­tam de­dis­set, non li­be­ra­re­tur: sed si con­di­cio­ne de­fi­cien­te re­man­se­rit, pe­ti­tio in­fir­ma­bi­tur. 7Sti­chum, qui de­ces­sit, si sti­pu­ler, si qui­dem con­di­ci et­iam mor­tuus po­tuit, ut fu­ri, uti­li­ter me sti­pu­la­tum Sa­b­inus ait: si ve­ro ex aliis cau­sis, in­uti­li­ter, quia et si de­be­re­tur, mor­te pro­mis­sor li­be­re­tur. idem er­go di­ce­ret et si mo­ra fac­ta de­func­tum sti­pu­la­rer. 8Si quis an­cil­lam sis­te­re se in ali­quo lo­co pro­mi­se­rit, quae prae­gnas erat, et­si si­ne par­tu eam sis­tat, in ea­dem cau­sa eam sis­te­re in­tel­le­gi­tur.

Paul. lib. LXXII. ad Ed. Zwischen Dem, welcher stipulirt, und dem Versprechenden wird ein Rechtsgeschäft vollzogen. Daher wird Derjenige, welcher für einen Andern verspricht, dass dieser Etwas geben oder thun solle, nicht verpflichtet; denn nur für sich selbst darf ein Jeder versprechen: und wer angelobt, dass keine Arglist, weder jetzt noch künftig, eintreten solle, gelobt nicht eine einfache Verneinung, sondern, dass er für die Entfernung der Arglist Sorge tragen wolle. Ebendasselbe findet bei der Stipulation statt, den Besitz zu verstatten, desgleichen der — weder durch dich noch durch deinen Erben soll Etwas vorgenommen werden, dass es nicht geschehe. 1Wenn ich, indem ich mir den Stichus stipulire, einen Andern meine, und du einen Andern, so hat die Verhandlung keine Gültigkeit, was nach des Aristo Meinung auch bei gerichtlichen Verhandlungen stattfindet. Hier ist aber mehr Derjenige als der Gefoderte anzusehen, welchen der Kläger meint. Denn eine Stipulation gilt zwar nur, wenn beide Theile übereinstimmen; eine gerichtliche Verhandlung wird aber auch wider Willen vorgenommen, und deshalb ist hier dem Kläger mehr zu glauben, indem sonst der Verpflichtete immer leugnen würde, dass er eingewilligt habe. 2Wenn ich mir den Stichus oder Pamphilus stipulire, und du gelobst nur Einen zu geben, so bist du bekanntlich nicht gehalten, und hast auch auf die Frage nicht geantwortet. 3Bei Summen findet ein verschiedenes Verhältniss statt, z. B. gelobst du zehn oder zwanzig zu geben? Denn wenn du auch nur zehn angelobt hast, so ist dennoch richtig geantwortet worden11Es ist die gleichlautende Antwort hier vorausgesetzt. D. R., weil man annimmt, dass bei Summen immer das darinliegende mindere Verhältniss mitangelobt werde. 4Desgleichen, wenn ich mir mehrere Gegenstände stipulire, z. B. den Stichus und Pamphilus; solltest du auch nur Einen angeloben, so wirst du dennoch gehalten sein; denn man würde es alsdann so ansehen müssen, als habest du auf eine der beiden Stipulationen geantwortet. 5Eine heilige, oder geweihte, oder dem öffentlichen Gebrauche für ewige Zeiten gewidmete Sache, wie z. B. den Markt, den öffentlichen Säulengang, oder einen freien Menschen stipulirt man ungültig, obgleich eine heilige Sache zu einer profanen werden, eine zum öffentlichen Gebrauche hinterlassene Sache in den Privatgebrauch zurückkehren und aus einem freien Menschen ein Sclave werden kann. Denn hätte auch Jemand eine profane Sache oder den Sclaven Stichus zu geben versprochen, so wird er dennoch befreit, wenn ohne sein Zuthun die Sache eine heilige geworden, oder Stichus die Freiheit erlangt hat. Und sie können auch in das Verbindlichkeitsverhältniss nicht wieder zurückgeworfen werden, wenn durch ein Gesetz die heilige Sache wieder eine profane und Stichus aus einem freien Menschen wieder ein Sclave wird, weil alsdann ein und dieselbe Ursache befreiend oder verpflichtend dafür wirken würde, was man entweder nicht geben oder geben kann22Hiermit widerlegt Paul. den Grund der differirenden Ansicht des Celsus, den er in Bezug auf das folgende Beispiel vom Schiffe in l. 98. §. 8. de solution. anführt und widerlegt. Die Verbindung des ganzen §. ist, wie öfters in diesen Fällen, und namentlich bei Paul. sehr dunkel; zur Erläuterung muss man nach obiger Stelle eigentlich hinzudenken: Für die entgegengesetzte Meinung liesse sich nun zwar noch Folgendes anführen. Man sehe über diese Stelle ganz besonders den weitläufigen Commentar des Ramos del Manzano ad tit. de V. O. Recitat. Pars II. c. 2. §. 1—4. (T. M. VII. 190. 191.) D. R.. Nun würde zwar, wenn der Eigenthümer ein Schiff, was [ein Anderer] durch Stipulation Jemandem gelobt hat, auseinandergeschlagen, darnach aber aus denselben Planken wiederzusammengefügt hätte, weil es dasselbe Schiff wäre, seine Verpflichtung wiederanfangen. Und hierfür könnte, wie Pedius schreibt, auch noch folgendes Beispiel angeführt werden: Wenn ich mir aus einem Landgute hundert Krüge Wein stipulirt hätte, so würde ich abwarten müssen, bis er erzeugt wird, und wäre er zwar erzeugt, aber ohne Schuld des Versprechers wiederaufgezehrt worden, so würde ich wiederum abwarten müssen, bis er erzeugt ist und gegeben werden kann, und so wird also abwechselnd die Stipulation bald ausfallen, bald wieder eintreten. Allein diese Beispiele sind ganz verschieden. Denn wenn ein freier Mensch versprochen worden ist, darf auf eine Zeit der Sclaverei so durchaus gar nicht gewartet werden, dass nicht einmal eine solche Stipnlation über einen freien Menschen zugelassen werden darf: Gelobst du mir Jenen zu geben, wenn er Sclave geworden — oder jenen Platz, wenn er aus einem heiligen oder geweihten ein profaner geworden sein wird — weil für den Augenblick hier keine Verbindlichkeit eintreten, und nur Das, was seiner Natur nach möglich ist, Gegenstand einer Verbindlichkeit werden kann. Beim Weine aber nimmt man an, dass nicht ein bestimmter Gegenstand, sondern eine Gattung stipulirt werde, und es wird stillschweigend die Zeit miteinbegriffen [wo er erzeugt wird]. Ein freier Mensch dagegen ist ein bestimmter Gegenstand, und es auf einen Unglücksfall oder ein widriges Schicksal eines freien Menschen abzusehen, ist weder dem natürlichen noch dem bürgerlichen Rechte gemäss, denn nur über solche Gegenstände gehen wir rechtsbeständig Rechtsgeschäfte ein, welche unserm Gebrauche und Eigenthum sofort unterworfen werden können. Und ist das Schiff in der Absicht zerschlagen worden, um die Planken für einen andern Gebrauch zu bestimmen, und es würde nun auch nach geändertem Entschlusse wiederhergestellt, so ist doch das frühere Schiff zerstört worden, und dieses ein anderes Schiff zu benennen. Wären aber der Ausbesserung des Schiffes halber alle Planken abgerissen worden, so ist nicht anzunehmen, dass man das Schiff zerstört habe, und sobald die Planken wiederzusammengefügt worden, beginnt es wieder dasselbe zu sein; sowie die von Gebäuden in der Absicht, um wiederhineingelegt zu werden, aufbewahrten Balken zum Gebäude gehören. Sollte dies aber bis auf den Grund niedergerissen worden sein [sodass es wieder ein leerer Platz geworden], so würde es, wenn es auch aus denselben Materialien wiederaufgebaut würde, dennoch ein anderes Gebände sein. Diese Ausführung findet auch auf prätorische Stipulationen Anwendung, durch welche für die Rückgabe einer Sache Sicherheit bestellt worden, und nun über die Identität der Sache Zweifel entstehen. 6Wenn ich die Sache, welche ich mir unentgeltlich stipulirt, hernach unentgeltlich erlangt habe, so erlischt die Stipulation. Aber auch, wenn ich Erbe des Eigenthümers [der Sache] werde, wird die Stipulation aufgehoben. Wenn ich aber als Erbe des Eigenthümers die Sache als Vermächtniss herausgeben muss, so kann aus der Stipulation geklagt werden33Gegen den Versprecher, dessen Person nicht mit dem Eigenthümer zu verwechseln ist.. Dasselbe findet auch statt, wenn sie unter einer Bedingung vermacht worden ist, weil der Schuldner44D. h. der Versprecher. auch selbst, wenn er die unter einer Bedingung vermachte Sache [mir] verabfolgt hätte, nicht befreit werden würde. Verbleibt sie [mir] aber wegen Wegfalls der Bedingung, so findet aus der Stipulation keine Klage statt55Paulus ergänzt hier die Regel, dass, wenn die aus einer Stipulation mir verhaftete Sache aus irgend einer andern Ursache die meine würde, der Versprechende befreit werde, sobald nemlich noch dreierlei hinzutrete. Erstlich, wenn sie mir aus einem lucrativen Grunde versprochen worden ist, wie bei einer Schenkung. Zweitens, wenn sie aus einem solchen lucrativen Grunde die meine wird, z. B. wenn ich Erbe des Herrn der mir versprochenen Sache werde, oder sie mir von ihm vermacht wird, indem man lucrative Gründe diejenigen nennt, wo keine Gegenleistung stattfindet, wie bei einer Schenkung, Vermächtniss, Erbfolge u. s. w., nicht lucrative aber, wo dies der Fall ist, z. B. Kauf (das Allgemeine preuss. Landrecht bedient sich dafür der Bezeichnungen wohlthätig und lästig bei Verträgen). Drittens, dass die Sache auch wirklich aus einem lucrativen Grunde an mich gelangt, und zwar so, dass sie mir nicht abgefodert werden kann, sondern bei mir verbleibt. Ersteres ist z. B. der Fall, wenn der Erblasser die von mir ererbte Sache einem Andern weiter vermacht hat. Es kommt auch nicht darauf an, ob die Sache pure oder unter einer Bedingung weiter vermacht worden; denn auch so lange die Bedingung noch schwebt, kann ich aus der Stipulation klagen, weil man annimmt, dass eine Sache, welche mir, sobald die Bedingung eintritt, abgefodert werden kann, nicht wirklich die meine geworden. Ist aber die Bedingung fortgefallen, so kann ich nicht aus der Stipulation klagen, weil dann die Sache die meine verbleibt.. 7Habe ich mir den Stichus, der gestorben ist, stipulirt, so habe ich, wie Sabinus sagt, ihn mir gültig stipulirt, insofern66Die Stipulation muss nemlich auf einen geschehenen Diebstahl bezüglich gedacht werden. D. R. der Verstorbene noch condicirt werden kann, wie z. B. vom Diebe. Habe ich ihn mir aber aus andern Ursachen stipulirt, so ist die Stipulation ungültig, weil der Versprecher, wenn er denselben auch schuldig war, dennoch durch den Tod befreit wird. Und ebenso wird die Sache zu beurtheilen sein, wenn ich mir nach eingetretenem Verzuge den Verstorbenen stipulirt hätte. 8Hätte Jemand sich anheischig gemacht, eine Magd an irgend einem Orte zu stellen, welche schwanger war, so nimmt man an, dass er sie dennoch unter unveränderten Umständen gestellt habe, wenn er sie auch ohne ihre Leibesfrucht stellt.

Dig. 45,3,29Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Si com­mu­nis ser­vus sic sti­pu­la­tus sit: ‘de­cem il­li do­mi­no, ea­dem de­cem al­te­ri da­re spon­des?’, di­ce­mus duos reos es­se sti­pu­lan­di.

Paul. lib. LXXII. ad Ed. Wenn ein gemeinschaftlicher Sclave so stipulirt hat: Gelobst du zehn jenem meiner Herrn und eben dieselben zehn dem andern zu geben? so werden wir entscheiden, dass zwei Stipulationsberechtigte vorhanden seien.

Dig. 46,1,34Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Hi, qui ac­ces­sio­nis lo­co pro­mit­tunt, in le­vio­rem cau­sam ac­ci­pi pos­sunt, in de­te­rio­rem non pos­sunt. id­eo, si a reo mi­hi sti­pu­la­tus sim, a fi­de­ius­so­re mi­hi aut Ti­tio, me­lio­rem cau­sam es­se fi­de­ius­so­ris Iu­lia­nus pu­tat, quia pot­est vel Ti­tio sol­ve­re. quod si a reo mi­hi aut Ti­tio sti­pu­la­tus, a fi­de­ius­so­re mi­hi tan­tum in­ter­ro­gem, in de­te­rio­rem cau­sam ac­cep­tum fi­de­ius­so­rem Iu­lia­nus ait. quid er­go, si a reo Sti­chum aut Pam­phi­lum, a fi­de­ius­so­re Sti­chum in­ter­ro­gem? utrum in de­te­rio­rem cau­sam ac­cep­tus est sub­la­ta elec­tio­ne? an in me­lio­rem, quod et ve­rum est, quia mor­tuo eo li­be­ra­ri pot­est?

Paul. lib. LXXII. ad Ed. Diejenigen, welche [Etwas] als Nebenverpflichtete versprechen, können in ein leichteres, nicht aber in ein schlimmeres Verhältniss angenommen werden. Daher glaubt Julianus, wenn ich Etwas vom Schuldner mir, vom Bürgen mir oder dem Titius stipulirt hätte, so sei das Verhältniss des Bürgen besser, weil er auch dem Titius Zahlung leisten könne. Wenn ich aber vom Schuldner mir oder dem Titius Etwas stipulirt hätte, an den Bürgen aber nur für mich die Frage stelle, so sagt Julianus, sei der Bürge in ein schlimmeres Verhältniss angenommen worden. Wie nun, wenn ich die Frage an den Schuldner wegen der Leistung des Stichus oder Pamphilus, an den Bürgen [nur] wegen der Leistung des Stichus richte? ist [der Bürge] dadurch, dass ihm die Wahl genommen worden ist, in ein schlimmeres, oder in ein besseres Verhältniss angenommen worden? Das Letztere ist das Richtige, weil er dadurch, dass der [Stichus] gestorben ist, befreit werden kann.

Dig. 46,2,20Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. No­va­re pos­su­mus aut ip­si, si sui iu­ris su­mus, aut per alios, qui vo­lun­ta­te nos­tra sti­pu­lan­tur. 1Pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te non pot­est no­va­re: tu­tor pot­est, si hoc pu­pil­lo ex­pe­diat: item pro­cu­ra­tor om­nium bo­no­rum.

Paul. lib. LXXII. ad Ed. Wir können entweder selbst noviren, wenn wir eigenen Rechtens sind, oder durch Andere, welche mit unserem Willen stipuliren. 1Ein Mündel kann ohne Ermächtigung des Vormunds nicht noviren; der Vormund kann es, wenn es dem Mündel zuträglich ist, desgleichen ein für das ganze Vermögen bestellter Procurator.