Ad edictum praetoris libri
Ex libro LXXI
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Dig. 3,3,58Paulus libro septuagensimo primo ad edictum. Procurator, cui generaliter libera administratio rerum commissa est, potest exigere, novare, aliud pro alio permutare.
Paul. lib. LXXI. ad Ed. Ein Geschäftsbesorger, dem im Allgemeinen eine freie Verwaltung der Angelegenheiten anvertraut ist, kann fordern, das eine für das andere zu vertauschen.
Dig. 24,1,14Paulus libro septuagesimo primo ad edictum. Quod si vir uxori, cuius aedes incendio consumptae sunt, ad refectionem earum pecuniam donaverit, valet donatio in tantum, in quantum aedificii extructio postulat.
Paul. lib. XXXII. ad Sabin. Wenn aber der Mann [seiner] Ehefrau, deren Haus von einer Feuersbrunst verzehrt worden ist, zur Wiederherstellung desselben Geld gegeben haben wird, so gilt die Schenkung insoweit, als die Erbauung des Gebäudes erfordert.
Dig. 44,1,6Idem libro septuagensimo primo ad edictum. Si rem legatam petat legatarius, de dolo testatoris excipitur: nam sicut heres, qui in universum ius succedit, summovetur exceptione, ita et legatarius debet summoveri quasi unius rei successor.
Idem lib. LXXI. ad Ed. Wenn der Vermächtnissinhaber den vermachten Gegenstand11ἐφ᾽ ᾧ δόλον ὁ διαθέμενος ἐποίησε, setzen die Basil. hinzu, s. l. 3. §. 29. de doli mali et met. except. fodert, so kann ihm die Einrede der Arglist des Testators entgegengesetzt werden; denn sowie der Erbe, der in das gesammte Rechtsverhältniss nachfolgt, durch diese Einrede abgewehrt werden kann, so muss auch der Vermächtnissinhaber abgewehrt werden dürfen, als22Quasi. Rudolph Forner. Rer. quotid. lib. IV. c. 6. (T. O. II. 233) will mit Bezug auf l. 3. §. 29. de doli mali et met. except. quamvis lesen. Rechtsnachfolger eines einzelnen Gegenstandes.
Dig. 44,4,1Paulus libro septuagensimo primo ad edictum. Quo lucidius intellegi possit haec exceptio, prius de causa videamus, quare proposita sit, deinde, quemadmodum dolo fiat, per quae intellegemus, quando obstet exceptio: deinde adversus quas personas locum habeat. novissime inspiciemus, intra quae tempora competit exceptio. 1Ideo autem hanc exceptionem praetor proposuit, ne cui dolus suus per occasionem iuris civilis contra naturalem aequitatem prosit. 2Sed an dolo quid factum sit, ex facto intellegitur. 3Et quidem dolo fit tam in contractibus quam in testamentis quam in legibus.
Paul. lib. LXXI. ad Ed. Zur bessern Einsicht dieser Einrede, wollen wir zuvörderst die Ursache betrachten, weshalb sie begründet worden, sodann, auf welche Weise Etwas mit Arglist geschieht; hieraus werden wir dann abnehmen, wann die Einrede entgegenstehe, und nachher wider welche Personen sie statthabe; endlich wollen wir untersuchen, binnen welcher Zeit sie zuständig ist. 1Der Prätor hat nun diese Einrede zu dem Ende begründet, damit nicht Jemandem seine Arglist bei Gelegenheit der strengen Beobachtung des bürgerlichen Rechts wider die natürliche Billigkeit von Vortheil sei. 2Ob aber Etwas mit Arglist geschehen sei, erhellt aus der Thatsache selbst. 3Mit Arglist kann Etwas sowohl in Ansehung von Contracten, als von Testamenten, als der Gesetze geschehen.
Dig. 44,4,3Paulus libro septuagensimo primo ad edictum. Item si ob id, quod, antequam dominium ad me transferatur, venditori dederit decem, agam ex empto, ut decem recipiam, ita puto competere mihi actionem, si paratus sim ex duplae stipulatione eum liberare.
Paul. lib. LXXI. ad Ed. Ingleichen steht mir, wenn er deswegen, weil er vor der Uebertragung des Eigenthums auf mich dem Verkäufer die zehn gegeben hat, und ich aus dem Kauf klagen will, um diese zehn zurückzuerhalten, meiner Ansicht nach die Klage zu, sobald ich bereit bin, ihn von der Stipulation des Doppelten zu befreien.
Dig. 44,4,5Paulus libro septuagensimo primo ad edictum. Pure mihi debes decem: ea tibi sub condicione legavi. interim heres si petat, doli exceptione non est summovendus, cum possit etiam deficere condicio: itaque legatorum stipulationem interponere debebit. sed si non caveat heres, doli exceptione summovebitur: expedit enim legatario retinere summam, quam mitti in possessionem rerum hereditariarum. 1Si cui legata sit via et is lege Falcidia locum habente totam eam vindicet non oblata aestimatione quartae partis, summoveri eum doli exceptione Marcellus ait, quoniam suo commodo heres consulit. 2Si donavi alicui rem nec tradidero, et ille cui donavi non tradita possessione in eo loco aedificaverit me sciente, et cum aedificaverit, nanctus sim ego possessionem, et petat a me rem donatam, et ego excipiam, quod supra legitimum modum facta est: an de dolo replicandum est? dolo enim feci, qui passus sum eum aedificare et non reddo impensas. 3Actoris, qui exigendis pecuniis praepositus est, etiam posterior dolus domino nocet. 4Si servus veniit ab eo, cui hoc dominus permisit, et redhibitus sit domino: agenti venditori de pretio exceptio opponitur redhibitionis, licet iam is qui vendidit domino pretium solverit (etiam mercis non traditae exceptione summovetur et qui pecuniam domino iam solvit) et ideo is qui vendidit agit adversus dominum. eandem causam esse Pedius ait eius, qui negotium nostrum gerens vendidit. 5Si eum, qui volebat mihi donare supra legitimum modum, delegavero creditori meo, non poterit adversus petentem uti exceptione, quoniam creditor suum petit. in eadem causa est maritus: nec hic enim debet exceptione summoveri, qui suo nomine agit. numquid ergo nec de dolo mulieris excipiendum sit adversus maritum, qui dotem petit, non ducturus uxorem, nisi dotem accepisset? nisi iam divertit. itaque condictione tenetur debitor qui delegavit vel mulier, ut vel liberet debitorem vel, si solvit, ut pecunia ei reddatur. 6Non sicut de dolo actio certo tempore finitur, ita etiam exceptio eodem tempore danda est: nam haec perpetuo competit, cum actor quidem in sua potestate habeat, quando utatur suo iure, is autem cum quo agitur non habeat potestatem, quando conveniatur.
Paul. lib. LXXI. ad Ed. Du bist mir unbedingt zehn[tausend Sestertien] schuldig, und ich habe sie dir unter einer Bedingung vermacht; wenn der Erbe diese Summe inzwischen in Anspruch nimmt, so kann er nicht durch die Einrede der Arglist abgewehrt werden, indem ja auch die Bedingung ausbleiben kann; er muss daher die Stipulation der Vermächtnisse eingehen. Leistet der Erbe aber keine Sicherheit, so wird er durch die Einrede der Arglist abgewehrt werden, denn es ist dem Vermächtnissinhaber vortheilhafter, die Summe selbst zu behalten, als in den Besitz der Erbschaftssachen gesetzt zu werden. 1Wenn Jemandem ein Weg vermacht worden ist, und dieser, da das Falcidische Gesetz zur Anwendung kam, denselben dennoch ganz und ohne das Viertheil der Schätzung anzubieten, in Anspruch nimmt, so, sagt Marcellus, werde er durch die Einrede der Arglist abgewehrt, weil der Erbe dadurch für seinen Vortheil bedacht ist. 2Wenn ich Jemandem eine [unbewegliche] Sache geschenkt habe, ohne sie ihm zu übergeben, und Der, dem ich sie geschenkt, ohne den Besitz übergeben erhalten zu haben mit meinem Vorwissen darauf angefangen hat, zu bauen, und nachdem er gebauet, ich den Besitz erlangt habe, und er nun die geschenkte Sache von mir fodert, ich aber dagegen einwende, dass dieselbe die gesetzmässige Summe [einer Schenkung] übersteige, so darf die Replik der Arglist vorgeschützt werden; denn ich habe arglistig gehandelt, wenn ich ihn habe bauen lassen und ihm die Kosten nicht wiedergebe. 3Dem Herrn schadet auch die spätere Arglist seines zur Einziehung seiner Gelder bestellten Verwaltersclaven. 4Ad Dig. 44,4,5,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 421, Note 2.Wenn ein Sclave von Demjenigen verkauft worden ist, dem dessen Herr dazu Erlaubniss ertheilt hat, und der Herr ihn hat wieder zurücknehmen müssen, so wird dem den Kaufpreis einklagenden Verkäufer die Einrede der Wandelung entgegengesetzt, wenn der Verkäufer auch dem Herrn das Kaufgeld33De suo, sagt die Glosse. gezahlt hat. Auch wird er mit der Einrede nicht geschehener Uebergabe der Waare44Merx für servus. abgewehrt, wenn er dem Herrn bereits das Geld gezahlt hat, und darum mag Derjenige, welcher verkauft hat, wider den Herrn klagen. Ebenso, sagt Pedius, ist es mit Dem, der, unser Geschäft führend, Etwas verkauft hat. 5Wenn ich Den, der mir über den gesetzmässigen Betrag ein Geschenk machen will, meinem Gläubiger unterstellt habe, so wird er wider dessen Klage keine Einrede aufstellen können, weil der Gläubiger nur seine Foderung einklagt. In demselben Verhältniss steht der Ehemann [in diesem Fall]55Dessen Frau Jemand hat ein Geschenkt machen wollen, das sie dem Mann als Mitgift bestellt., denn er kann ebensowenig durch eine Einrede abgewehrt werden, wenn er in seinem Namen Klage erhebt. Darf also nun auch wider den die Mitgift einklagenden Ehemann die Einrede der Arglist der Ehefrau nicht vorgeschützt werden, der die Frau nicht geehlicht haben würde, wenn er keine Mitgift [bestellt] erhalten hätte, ausser wenn66Ich lese mit der Flor. nisi jam divertit. schon Ehescheidung erfolgt ist? [Allerdings]; daher haftet der unterstellende Schuldner durch eine Condiction, oder die Frau dahin, entweder den Schuldner zu befreien, oder wenn er schon gezahlt hat, auf Rückzahlung des Geldes77D. h. des Ueberschusses über den legitimum modum.. 6Die Einrede der Arglist wird nicht blos, gleich der binnen einer bestimmten Frist erlöschenden Klage wegen Arglist, binnen derselben Zeit ertheilt werden müssen, denn sie ist immerwährend zuständig, indem der Kläger es zwar wohl in seiner Gewalt hat, wenn er von seinem Rechte Gebrauch machen will, der Beklagte es aber nicht in seiner Gewalt hat, sich verklagen zu lassen, wann er will.
Dig. 44,5,2Paulus libro septuagensimo primo ad edictum. Si filio familias delatum sit iusiurandum et iuraverit patrem suum dare non oportere, danda est patri exceptio. 1Si in alea rem vendam, ut ludam, et evicta re conveniar, exceptione summovebitur emptor. 2Si servus promittat domino pecuniam, ut manumittatur, cum alias non esset manumissurus dominus, eamque liber factus spondeat: dicitur non obstare exceptionem patrono, si eam petat: non enim onerandae libertatis causa haec pecunia promissa est. alioquin iniquum est, dominum et servo carere et pretio eius. totiens ergo onerandae libertatis causa pecunia videtur promitti, quotiens sua sponte dominus manumisit et propterea velit libertum pecuniam promittere, ut non exigat eam, sed ut libertus eum timeat et obtemperet ei.
Paul. lib. LXXI. ad Ed. Wenn einem Haussohne ein Eid angetragen worden ist, und er geschworen hat, dass sein Vater nicht zu geben verpflichtet sei, so muss dem Vater eine Einrede ertheilt werden. 1Ad Dig. 44,5,2,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 420, Note 7.Wenn ich eine Sache im Hasardspiele verkaufe, um zu spielen, und nachdem dieselbe entwährt worden, angegriffen werde, so wird der Käufer durch eine Einrede abgewiesen werden. 2Wenn ein Sclave seinem Herrn Geld verspricht, um freigelassen zu werden, da ihn der Herr nicht anders freigelassen haben würde, und derselbe ihm, freigeworden, deshalb angelobt, so steht dem Freilasser, wenn er darauf Klage erhebt, keine Einrede entgegen; denn dieses Geld ist nicht zur Belästigung der Freiheit versprochen worden; es wäre vielmehr unbillg, wenn der Herr um seinen Sclaven kommen sollte, und um dessen Preis dazu. Zur Belästigung der Freiheit scheint also vielmehr allemal dann Geld versprochen zu werden, wenn der Herr einen Sclaven freiwillig freigelassen hat, und verlangt, dass der Freigelassene deshalb eine Summe Geldes verspreche, nicht gerade um sie zu fodern, sondern damit der Freigelassene ihn fürchte und gehorche.
Dig. 46,7,2Idem libro septuagensimo primo ad edictum. Cum lite mortua nulla res sit, ideo constat fideiussores ex stipulatu iudicatum solvi non teneri.
Übersetzung nicht erfasst.