Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.ed. XXXV
Ad edictum praetoris lib.Pauli Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro XXXV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7 (5,4 %)De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 1,7,6Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Cum ne­pos ad­op­ta­tur qua­si ex fi­lio na­tus, con­sen­sus fi­lii ex­igi­tur, id­que et­iam Iu­lia­nus scri­bit.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Wenn Jemand als Enkel, wie wenn er vom Sohne erzeugt worden wäre, an Kindes Statt angenommen wird, so wird die Einwilligung des Sohnes erfordert. Dies schreibt aus Julian.

Dig. 1,7,23Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Qui in ad­op­tio­nem da­tur, his qui­bus ad­gnas­ci­tur et co­gna­tus fit, qui­bus ve­ro non ad­gnas­ci­tur nec co­gna­tus fit: ad­op­tio enim non ius san­gui­nis, sed ius ad­gna­tio­nis ad­fert. et id­eo si fi­lium ad­op­ta­ve­ro, uxor mea il­li ma­tris lo­co non est, ne­que enim ad­gnas­ci­tur ei, prop­ter quod nec co­gna­ta eius fit: item nec ma­ter mea aviae lo­co il­li est, quon­iam his, qui ex­tra fa­mi­liam meam sunt, non ad­gnas­ci­tur: sed fi­liae meae is quem ad­op­ta­vi fra­ter fit, quon­iam in fa­mi­lia mea est fi­lia: nup­tiis ta­men et­iam eo­rum pro­hi­bi­tis.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Wer an Kindes Statt angenommen wird, wird mit denen, welchen er angeboren wird, verwandt; wem er aber nicht angeboren wird, dessen Verwandter wird er auch nicht; denn die Annahme an Kindes Statt überträgt kein Recht des Blutes, sondern blos ein Recht der Angeburt. Wenn ich daher einen Sohn an Kindes Statt annehme, so vertritt meine Gattin demselben nicht Mutter Stelle, denn er wird ihr nicht angeboren, und darum wird, sie auch nicht seine Verwandte. Daher ist auch meine Mutter ihm nicht an Stelle der Grossmutter, weil er denjenigen, welche nicht zu meiner Familie gehören, nicht angeboren wird; allein meiner Tocher wird der, welchen ich an Kindes Statt angenommen habe, Bruder, weil meine Tochter zu meiner Familie gehört, und darum ist auch die Ehe zwischen ihnen verboten.

Dig. 23,1,7Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. In spon­sa­li­bus ni­hil in­ter­est, utrum tes­ta­tio in­ter­po­na­tur an ali­quis si­ne scrip­tu­ra spon­deat. 1In spon­sa­li­bus et­iam con­sen­sus eo­rum ex­igen­dus est, quo­rum in nup­tiis de­si­de­ra­tur. in­tel­le­gi ta­men sem­per fi­liae pa­trem con­sen­ti­re, ni­si evi­den­ter dis­sen­tiat, Iu­lia­nus scri­bit.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Bei dem Verlöbniss macht es keinen Unterschied, ob eine [schriftliche] Erklärung vorkommt, oder Jemand ohne einen schriftlichen Aufsatz gelobt. 1Bei einem Verlöbniss ist auch die Einwilligung derer zu fordern, deren [Einwilligung] bei der Ehe verlangt wird; Julianus schreibt jedoch, dass man immer annehme, dass der Vater einer [sich verlobenden] Tochter einwillige, wenn er nicht deutlich widerspricht.

Dig. 23,2,2Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Nup­tiae con­sis­te­re non pos­sunt ni­si con­sen­tiant om­nes, id est qui co­eunt quo­rum­que in po­tes­ta­te sunt.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Eine Ehe kann nicht bestehen, wenn nicht Alle einwilligen, das heisst, die, welche sich vereinigen, und die, in deren Gewalt sie sich befinden.

Dig. 23,2,10Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Si ita pa­ter ab­sit, ut igno­re­tur ubi sit et an sit, quid fa­cien­dum est, me­ri­to du­bi­ta­tur. et si tri­en­nium ef­flu­xe­rit, post­quam aper­tis­si­me fue­rit pa­ter igno­tus, ubi de­git et an su­per­stes sit, non pro­hi­ben­tur li­be­ri eius utrius­que se­xus ma­tri­mo­nium vel nup­tias le­gi­ti­mas con­tra­he­re.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Man zweifelt mit Recht, was dann zu thun ist, wenn ein Vater so abwesend sein sollte, dass man nicht weiss, wo er ist, und ob er noch lebe. Und wenn drei Jahre verflossen sein werden, seitdem es ganz offenbar unbekannt gewesen ist, wo der Vater lebt und ob er noch am Leben sei, so werden seine Kinder beiderlei Geschlechts nicht abgehalten, eine gesetzmässige Ehe einzugehen11Im Text heisst es: matrimonium vel nuptias legitimas contrahere. Zur Zeit der Pandectenjuristen war zwar noch ein Unterschied zwischen matrimonium und nuptiae, indem mit jenem Ausdruck die civilrechtliche, die Römische Ehe, diesem die Ehe nach jus gentium bezeichnet wurde, doch ist dieser Unterschied im justin. Recht weggefallen und es kann die Uebersetzung durch Ehe darum genügen, weil dieser Ausdruck jene beiden Arten der Ehe umfasst. S. v. Glück a. a. O. XXIII. S. 119 ff..

Dig. 23,2,14Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Ad­op­ti­vus fi­lius si em­an­ci­pe­tur, eam quae pa­tris ad­op­ti­vi uxor fuit du­ce­re non pot­est, quia no­ver­cae lo­cum ha­bet. 1Item si quis fi­lium ad­op­ta­ve­rit, uxo­rem eius­dem quae nu­rus lo­co est ne qui­dem post em­an­ci­pa­tio­nem fi­lii du­ce­re pot­erit, quon­iam ali­quan­do nu­rus ei fuit. 2Ser­vi­les quo­que co­gna­tio­nes in hoc iu­re ob­ser­van­dae sunt. igi­tur suam ma­trem ma­nu­mis­sus non du­cet uxo­rem: tan­tun­dem iu­ris est et in so­ro­re et so­ro­ris fi­lia. idem e con­tra­rio di­cen­dum est, ut pa­ter fi­liam non pos­sit du­ce­re, si ex ser­vi­tu­te ma­nu­mis­si sint, et­si du­bi­te­tur pa­trem eum es­se. un­de nec vol­go quae­si­tam fi­liam pa­ter na­tu­ra­lis pot­est uxo­rem du­ce­re, quon­iam in con­tra­hen­dis ma­tri­mo­niis na­tu­ra­le ius et pu­dor in­spi­cien­dus est: con­tra pu­do­rem est au­tem fi­liam uxo­rem suam du­ce­re. 3Idem ta­men, quod in ser­vi­li­bus co­gna­tio­ni­bus con­sti­tu­tum est, et­iam in ser­vi­li­bus ad­fi­ni­ta­ti­bus ser­van­dum est, vel­uti ut eam, quae in con­tu­ber­nio pa­tris fue­rit, qua­si no­ver­cam non pos­sim du­ce­re, et con­tra eam, quae in con­tu­ber­nio fi­lii fue­rit, pa­trem qua­si nu­rum non du­ce­re: ae­que nec ma­trem eius, quam quis in ser­vi­tu­te uxo­rem ha­buit, qua­si so­crum. cum enim co­gna­tio ser­vi­lis in­tel­le­gi­tur, qua­re non et ad­fi­ni­tas in­tel­le­ga­tur? sed in re du­bia cer­tius et mo­des­tius est hu­ius­mo­di nup­tiis abs­ti­ne­re. 4Nunc vi­dea­mus, quo­mo­do no­ver­ca et pri­vi­gna et so­crus et nu­rus in­tel­le­gan­tur, ut scia­mus, quas non li­ceat du­ce­re. qui­dam no­ver­cam per se pa­tris uxo­rem et nu­rum fi­lii uxo­rem et pri­vi­gnam uxo­ris ex alio ma­ri­to fi­liam in­tel­le­gunt: sed quod ad hanc cau­sam ve­rius est nec avi uxo­rem nec proavi du­ci pos­se. duas er­go vel plu­res no­ver­cas du­ce­re non pot­erit: non mi­rum, nam et is qui ad­op­ti­vus est nec na­tu­ra­lis pa­tris nec ad­op­ti­vi uxo­rem du­ce­re pot­est: sed et si plu­res uxo­res pa­ter ha­bue­rit, nul­lam ea­rum du­ce­re pos­sum. ita­que so­crus ap­pel­la­tio­ne non tan­tum uxo­ris meae ma­ter, sed et avia et proavia in­tel­le­gi­tur, ut nul­lam ea­rum du­ce­re pos­sim. nu­rus quo­que ap­pel­la­tio­ne non tan­tum fi­lii uxor, sed et ne­po­tis et pro­ne­po­tis con­ti­ne­tur, li­cet qui­dam has pron­u­rus ap­pel­lant. pri­vi­gna quo­que non so­lum ea mi­hi in­tel­le­gi­tur quae uxo­ris meae fi­lia est, sed et nep­tis et pro­nep­tis, ut nul­lam ea­rum du­ce­re pos­sim. item eius ma­trem, quam spon­sam ha­bui, non pos­se me uxo­rem du­ce­re Au­gus­tus in­ter­pre­ta­tus est: fuis­se enim eam so­crum.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Wenn ein Adoptivsohn aus der Gewalt [des Adoptivvaters] entlassen wird, so kann er die, welche die Ehefrau seines Adoptivvaters gewesen ist, nicht heirathen, weil sie als seine Stiefmutter gilt. 1Ingleichen wenn Jemand einen Sohn adoptirt haben wird, so wird er die Ehefrau desselben, welche als seine Schwiegertochter gilt, nicht einmal nach der Entlassung des Sohnes aus der Gewalt heirathen können, weil sie ehemals seine Schwiegertochter gewesen ist. 2Auch die Sclavenverwandschaften sind bei diesem Recht zu beachten; daher wird ein Sclav, wenn er freigelassen worden ist, seine Mutter nicht zur Frau nehmen können, dasselbe ist auch in Betreff der Schwester und der Schwestertochter Rechtens. Dasselbe ist im umgekehrten Falle zu sagen, so dass ein Vater seine Tochter nicht heirathen kann, wenn [Beide] aus der Sclaverei freigelassen worden sind, wenngleich man zweifelt, ob er ihr Vater sei. Deshalb kann ein natürlicher Vater auch nicht seine uneheliche Tochter zur Frau nehmen, weil bei der Eingehung einer Ehe auf das natürliche Recht und das Schamgefühl zu sehen ist, es aber gegen das Schamgefühl sein würde, wenn man seine Tochter zur Frau nehmen wollte. 3Dasselbe aber, was in Betreff der Sclavenverwandschaften festgesetzt worden ist, muss auch in Betreff der Sclavenschwägerschaften beobachtet werden, z. B. dass ich die, welche mit meinem Vater in einer Sclavenehe sich befunden haben wird, gleich als ob sie meine Stiefmutter wäre, nicht heirathen kann, und dass umgekehrt der Vater die, welche mit seinem Sohn in einer Sclavenehe sich befunden haben wird, gleich als ob sie seine Schwiegertochter wäre, nicht heirathen kann, ebenso wie auch Niemand die Mutter derjenigen, welche er in der Sclaverei zur Frau gehabt hat, gleich als ob sie seine Schwiegermutter wäre, [nicht heirathen kann;] denn wenn man eine Sclavenverwandschaft annimmt, warum soll man nicht auch eine Sclavenschwägerschaft annehmen? Aber in einem zweifelhaften Falle ist es sicherer und der Sittsamkeit gemässer, sich einer Ehe der Art zu enthalten. 4Nun wollen wir sehen, wie man [die Ausdrücke]: Stiefmutter, Stieftochter, Schwiegermutter und Schwiegertochter versteht, damit wir wissen, welche [Personen] man nicht heirathen dürfe. Einige verstehen unter Stiefmutter an und für sich die Ehefrau des Vaters, und unter Schwiegertochter die Ehefrau des Sohnes, und unter Stieftochter die von einem anderen Ehemann [gezeugte] Tochter der Ehefrau. Aber was dieses Verhältniss22Von welchem wir hier sprechen, nämlich die Eheverbote. betrifft, so ist es wahrer, dass man weder die Ehefrau des Grossvaters, noch die des Urgrossvaters heirathen kann. Also zwei oder mehrere Stiefmütter33D. h. wenn Jemand zwei oder mehrere Stiefmütter in der angegebenen weiteren Bedeutung hat, so darf er keine von allen heirathen. wird man nicht heirathen können; [und das ist] nicht wunderbar, denn auch der, welcher ein Adoptivsohn ist, kann weder des natürlichen, noch des Adoptivvaters Ehefrau heirathen; aber auch wenn mein Vater mehrere Ehefrauen gehabt haben wird, so kann ich keine von ihnen heirathen. Daher versteht man unter der Benennung Schwiegermutter nicht nur die Mutter, sondern auch die Grossmutter und die Urgrossmutter meiner Ehefrau, so dass ich keine von ihnen heirathen kann. Auch in der Benennung Schwiegertochter ist nicht nur des Sohns, sondern auch des Enkels und des Urenkels Ehefrau begriffen, wenngleich Einige diese Grossschwiegertöchter nennen. Auch für meine Stieftochter hält man nicht blos die, welche die Tochter, sondern auch [die, welche] die Enkelin oder die Urenkelin meiner Ehefrau ist, so dass ich keine von ihnen heirathen kann. Desgleichen hat Augustus erklärt, dass ich die Mutter derjenigen, welche ich zur Verlobten gehabt habe, nicht heirathen könne, sie sei nämlich meine Schwiegermutter gewesen.

Dig. 23,2,16Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Ora­tio­ne di­vi Mar­ci ca­ve­tur, ut, si se­na­to­ris fi­lia li­ber­ti­no nup­sis­set, nec nup­tiae es­sent: quam et se­na­tus con­sul­tum se­cu­tum est. 1Ne­po­te uxo­rem du­cen­te et fi­lius con­sen­ti­re de­bet: nep­tis ve­ro si nu­bat, vo­lun­tas et auc­to­ri­tas avi suf­fi­ciet. 2Fu­ror con­tra­hi ma­tri­mo­nium non si­nit, quia con­sen­su opus est, sed rec­te con­trac­tum non im­pe­dit.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Durch eine Rede44S. die Bem. zu L. 16. D. de sponsalib. des höchstseligen Marcus wird bestimmt, dass, wenn die Tochter eines Senators einen Freigelassenen geheirathet hätte, keine [wahre] Ehe vorhanden wäre, und auf diese [Rede] ist auch ein Senatsschluss erfolgt. 1Wenn der Enkel eine Frau nimmt, so muss auch der Sohn einwilligen, wenn aber eine Enkelin heirathen sollte, so wird der Wille und die Ermächtigung des Grossvaters genügen. 2Raserei lässt die Eingehung einer Ehe nicht zu, weil die Einwilligung nöthig ist; aber [das Fortbestehen] einer gehörig eingegangenen [Ehe] verhindert sie nicht.

Dig. 23,3,41Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Pro­mit­ten­do do­tem om­nes ob­li­gan­tur, cu­ius­cum­que se­xus con­di­cio­nis­que sint. 1Sed si nup­tiae se­cu­tae non fue­rint, ex sti­pu­la­tu agi non pot­est: ma­gis enim res quam ver­ba in­tuen­da sunt. 2Ac­cep­ti quo­que la­tio­ne dos con­sti­tui­tur, cum de­bi­to­ri ma­ri­to ac­cep­tum fe­ra­tur do­tis con­sti­tuen­dae cau­sa. 3Si a de­bi­to­re mu­lie­ris sub con­di­cio­ne dos pro­mit­ta­tur et post­ea, sed an­te­quam ma­ri­tus pe­te­re pos­set, de­bi­tor sol­ven­do es­se de­sie­rit, ma­gis pe­ri­cu­lum ad mu­lie­rem per­ti­ne­re pla­cet: nec enim vi­de­ri ma­ri­tum no­men se­cu­tum eo tem­po­re, quo ex­ige­re non pot­erit. quod si iam tunc de­bi­tor, cum sub con­di­cio­ne pro­mit­te­ret, sol­ven­do non fue­rit, pe­ri­cu­lum vi­ri es­se, quod sciens ta­le no­men se­cu­tus vi­de­re­tur, qua­le in­itio ob­li­ga­tio­nis fue­rit. 4Si de­bi­tor mu­lie­ris do­tem pro­mi­se­rit et mu­lie­rem he­redem re­li­que­rit, La­beo per­in­de ha­ben­dum ait, ac si mu­lier ip­sa do­tem pro­mi­sis­set. cu­ius sen­ten­tiam Iu­lia­nus quo­que pro­bat: nec enim ae­quum es­se ait, ut ei dam­ne­tur eius pe­cu­niae no­mi­ne, quam ip­sa de­beat, et sa­tis es­se ac­cep­ti­la­tio­ne eam li­be­ra­ri.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Durch das Versprechen eines Heirathsguts werden Alle verbindlich gemacht, von welchem Geschlecht und in welchem Verhältniss sie auch sein mögen. 1Aber wenn die Ehe nicht erfolgt sein wird, so kann nicht aus der Stipulation geklagt werden; denn man muss mehr auf die Sache, als auf die Worte sehen. 2Auch durch Acceptilation wird ein Heirathsgut bestellt, wenn dem Ehemann, der Schuldner [der Frau] ist, [die Schuld] erlassen wird, um so ein Heirathsgut zu bestellen. 3Ad Dig. 23,3,41,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 500, Note 9.Wenn von dem Schuldner einer Frau ein Heirathsgut unter einer Bedingung versprochen werden sollte, und nachher, aber ehe der Ehemann [das Heirathsgut] fordern konnte, der Schuldner aufgehört haben sollte, zahlungsfähig zu sein, so nimmt man an, dass die Gefahr mehr die Frau treffe; denn es scheine ja der Ehemann die Schuldforderung nicht zu der Zeit übernommen zu haben, wo er [die Schuld] nicht wird einfordern können. Wenn aber der Schuldner schon damals, als er [das Heirathsgut] unter einer Bedingung versprach, zahlungsunfähig gewesen sei, so stehe der Mann für die Gefahr, weil er wissentlich die Schuldforderung in der Beschaffenheit übernommen zu haben scheine, in welcher es beim Anfang der Verbindlichkeit gewesen sei. 4Labeo sagt, wenn der Schuldner einer Frau ein Heirathsgut versprochen, und die Frau zur Erbin hinterlassen habe, so sei es ebenso anzusehen, als wenn die Frau selbst das Heirathsgut versprochen hätte; und die Meinung desselben billigt auch Julianus, denn er sagt, es sei ja nicht billig, dass [der Ehemann] ihr wegen des Geldes verurtheilt werde, welches sie selbst schulde, und es genüge, wenn sie durch Acceptilation [von ihrer Verbindlichkeit] befreit werde.

Dig. 23,4,12Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Si pa­ter do­tem de­de­rit et pac­tus sit, ut mor­tua in ma­tri­mo­nio fi­lia dos apud vi­rum re­ma­ne­ret, pu­to pac­tum ser­van­dum, et­iam­si li­be­ri non in­ter­ve­niant. 1Ex pac­tis con­ven­tis, quae an­te nup­tias vel post nup­tias in­ter­po­ni so­lent, alia ad vo­lun­ta­tem per­ti­nent, ut mu­lier do­te pro­mis­sa se alat et do­nec nup­ta sit, dos ab ea non pe­ta­tur, aut cer­tam sum­mam vi­ro prae­stet et ab eo ala­tur, et his si­mi­lia: alia ad ius per­ti­nent, vel­uti quan­do dos pe­ta­tur, quem­ad­mo­dum red­da­tur, in qui­bus non sem­per vo­lun­tas con­tra­hen­tium ser­va­tur. ce­te­rum si con­ve­ne­rit, ne om­ni­no dos pe­ta­tur, in­do­ta­ta erit mu­lier. 2Si mu­lier pac­ta sit, ne am­plius quam pars di­mi­dia do­tis a se pe­ta­tur et poe­nam sti­pu­la­ta sit, Me­la ait al­ter­utro eam con­ten­tam es­se opor­te­re: vel ex­cep­tio­ne pac­ti et ac­cep­tam fa­ce­re poe­nae ob­li­ga­tio­nem, vel, si ex sti­pu­la­tu agat, de­ne­gan­dam ei ex­cep­tio­nem. 3Si fun­do aes­ti­ma­to in do­tem da­to pac­ta sit mu­lier, ut, quan­to plu­ris ven­ie­rit, id in do­te sit, Me­la ait ser­van­dum, cum et ex con­tra­rio con­ve­ni­re pos­sit, ut, si mi­no­ris ven­ie­rit, ip­sa de­beat. 4Si pac­ta sit mu­lier, ut si­ve plu­ris si­ve mi­no­ris fun­dus aes­ti­ma­tus ven­ie­rit, pre­tium quan­to res ven­ie­rit in do­te sit, sta­ri eo pac­to opor­tet: sed si cul­pa ma­ri­ti mi­no­ris ven­ie­rit, et id ip­sum mu­lie­rem con­se­qui.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Wenn ein Vater ein Heirathsgut gegeben und paciscirt haben sollte, dass, wenn die Tochter während der Ehe gestorben sei, das Heirathsgut bei dem Manne verbleiben sollte, so glaube ich, dass das Pactum zu halten sei, wenn auch keine Kinder vorhanden sein sollten. 1Unter den Pacten, welche vor [Eingehung] der Ehe, oder nach [Eingehung] der Ehe geschlossen zu werden pflegen, beziehen sich einige auf das, was in dem Willen [der Paciscenten] steht, [z. B.] dass die Frau mit dem versprochenen Heirathsgut sich ernähren und nicht eher, als bis sie verheirathet sei, das Heirathsgut von ihr gefordert werden solle, oder dass sie dem Manne eine bestimmte Summe leiste, und von ihm ernährt werde, und dergleichen andere beziehen sich auf das, was durch das Recht bestimmt ist, z. B. wenn das Heirathsgut gefordert werden solle, auf welche Weise55D. h. ob mit oder ohne Abzug. es zurückgegeben werden solle, und bei diesen Pacten wird nicht immer der Wille der Contrahirenden beobachtet66Nämlich nur in soweit, als er mit den Gesetzen übereinstimmt.. Sonst, wenn man übereingekommen sein würde, dass das Heirathsgut überhaupt nicht gefordert werden solle, so würde die Frau ohne Heirathsgut sein77D. h. wohl: wenn nicht das Gesetz, sondern der Wille der Contrahirenden beobachtet würde, so könnten sie auch ausmachen, dass das Heirathsgut gar nicht während der Ehe dem Manne gegeben werden solle, und das würde doch der Bestimmung des Heirathsguts ganz widerstreiten. S. L. 11. h. t. u. v. Glück a. a. O. S. 366 ff.. 2Mela sagt, wenn eine Frau paciscirt habe, dass nicht mehr als die Hälfte des Heirathsguts von ihr gefordert werden solle, und sich [auf den entgegengesetzten Fall] eine Strafe stipulirt haben sollte, so müsse sie mit dem Einen von Beiden zufrieden sein, entweder mit der Einrede des Pactums und [dann] müsse die Verbindlichkeit [zur Leistung] der Strafe erlassen, oder, wenn sie aus der Stipulation klage, so sei ihr die Einrede zu versagen. 3Mela sagt, wenn eine Frau ein geschätztes Grundstück zum Heirathsgut gegeben und paciscirt habe, dass [auch] das, um wie viel mehr es, [als der durch Schätzung bestimmte Werth beträgt,] verkauft sei, Gegenstand des Heirathsguts sein solle, so sei dies zu halten, da man umgekehrt auch darüber übereinkommen könne, dass sie selbst das, um wie viel weniger es verkauft sei, leisten solle. 4Wenn eine Frau paciscirt haben sollte, dass, möchte das geschätzte Grundstück um mehr oder um weniger verkauft sein, der Preis, um welchen die Sache verkauft sei, Gegenstand des Heirathsguts sein solle, so muss man bei diesem Pactum stehen bleiben; aber wenn es durch Verschulden des Ehemanns um weniger verkauft sei, so muss die Frau auch das [Fehlende] erlangen.

Dig. 23,4,14Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. De die red­den­dae do­tis hoc iu­ris est, ut li­ceat pa­cis­ci, qua die red­da­tur, dum ne mu­lie­ris de­te­rior con­di­cio fiet,

Paul. lib. XXXV. ad Ed. In Betreff des Termins der Rückgabe des Heirathsguts ist dies Rechtens, dass man pacisciren darf, an welchem Termin es zurückgegeben werden solle, wenn nur die Lage der Frau dadurch nicht verschlimmert werden wird,

Dig. 23,4,16Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. ut au­tem lon­gio­re die sol­va­tur dos, con­ve­ni­re non pot­est, non ma­gis quam ne om­ni­no red­da­tur.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Darüber aber, dass das Heirathsgut an einem späteren Termin [zurück]gezahlt werden solle, kann man nicht übereinkommen, ebenso wenig wie darüber, dass es überhaupt nicht zurückgegeben werden solle.

Dig. 23,4,20Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Ob res quo­que do­na­tas vel amo­tas vel im­pen­sas fac­tas tunc fac­ta pac­tio va­le­bit, id est post di­vor­tium. 1Si ex­tra­neus de suo da­tu­rus sit do­tem, quid­quid vult pa­cis­ci et igno­ran­te mu­lie­re, sic­ut et sti­pu­la­ri pot­est: le­gem enim suae rei di­cit: post­quam ve­ro de­de­rit, pa­cis­ci con­sen­tien­te mu­lie­re de­bet. 2Si con­ve­ne­rit, ne a mu­lie­re ne­ve a pa­tre dos pe­ta­tur, he­res non ha­be­bit ex­cep­tio­nem. sed si con­ve­ne­rit, ne ma­nen­te ma­tri­mo­nio vi­vo pa­tre pe­ta­tur, mor­tuo pa­tre sta­tim ex­igi­tur, et, si non pe­tie­rit ma­ri­tus, te­ne­bi­tur hu­ius cul­pae no­mi­ne, si dos ex­igi po­tue­rit: ni­si for­te an­te dir­emp­tum sit ma­tri­mo­nium, quam fa­cul­ta­tem pe­ten­di ha­be­ret.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Auch eine dann, das heisst, nach der Scheidung wegen geschenkter oder entwendeter Sachen oder wegen der aufgewendeten Kosten getroffene Verabredung wird gelten. 1Wenn ein Fremder von dem Seinigen ein Heirathsgut geben will, so kann er Alles, was er nur will, auch ohne Wissen der Frau pacisciren, ebenso wie auch sich stipuliren; denn er schreibt für seine eigene Sache eine Bedingung vor; nachdem er aber [das Heirathsgut] gegeben haben wird, so muss er mit Zustimmung der Frau pacisciren. 2Wenn man übereingekommen sein wird, dass man von der Frau oder ihrem Vater das Heirathsgut nicht fordern solle, so wird der Erbe keine Einrede haben, aber wenn man übereingekommen sein wird, dass es nicht während der Ehe und beim Leben des Vaters gefordert werden solle, so kann es nach dem Tode des Vaters sogleich eingefordert werden und wenn der Ehemann es nicht gefordert haben wird, so wird er wegen dieses Verschuldens gehalten sein, wenn das Heirathsgut hätte gefordert werden können, wenn nicht etwa die Ehe früher getrennt sein sollte, als ihm die Möglichkeit zu fordern gegeben war.

Dig. 24,2,1Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Dir­imi­tur ma­tri­mo­nium di­vor­tio mor­te cap­ti­vi­ta­te vel alia con­tin­gen­te ser­vi­tu­te utrius eo­rum.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Die Ehe wird getrennt durch Scheidung, Tod, Gefangenschaft, oder wenn eine andere Sclaverei einen von beiden [Ehegatten] betrifft.

Dig. 24,2,3Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Di­vor­tium non est ni­si ve­rum, quod ani­mo per­pe­tuam con­sti­tuen­di dis­sen­sio­nem fit. ita­que quid­quid in ca­lo­re ira­cun­diae vel fit vel di­ci­tur, non prius ra­tum est, quam si per­se­ve­ran­tia ap­pa­ruit iu­di­cium ani­mi fuis­se: id­eo­que per ca­lo­rem mis­so re­pu­dio si bre­vi re­ver­sa uxor est, nec di­vor­tis­se vi­de­tur.

Paul. lib. XXXV. ad Ed. Eine [wahre] Scheidung ist nicht vorhanden, wenn sie nicht eine ernstliche ist, welche mit der Absicht, eine immerwährende Trennung zu begründen, geschieht. Was daher in der Hitze des Zorns entweder geschieht, oder gesagt wird, ist nicht eher gültig, als bis aus der Beharrlichkeit erhellt hat, dass es der Ausspruch der Gesinnung gewesen sei; und darum scheint eine Ehefrau, wenn sie, nachdem in der Hitze eine Kündigung ergangen war, kurz darauf zurückgekehrt ist, sich nicht geschieden zu haben.

Dig. 50,16,191Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. In­ter ‘di­vor­tium’ et ‘re­pu­dium’ hoc in­ter­est, quod re­pu­dia­ri et­iam fu­tu­rum ma­tri­mo­nium pot­est, non rec­te au­tem spon­sa di­vor­tis­se di­ci­tur, quod di­vor­tium ex eo dic­tum est, quod in di­ver­sas par­tes eunt qui dis­ce­dunt.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,17,48Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Quid­quid in ca­lo­re ira­cun­diae vel fit vel di­ci­tur, non prius ra­tum est, quam si per­se­ve­ran­tia ap­pa­ruit iu­di­cium ani­mi fuis­se. id­eo­que bre­vi re­ver­sa uxor nec di­vor­tis­se vi­de­tur.

Übersetzung nicht erfasst.