Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.ed. III
Ad edictum praetoris lib.Pauli Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro III

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1 (10,4 %)De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2 (5,1 %)Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13 (23,5 %)De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14 (25,8 %)De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 26,1De tutelis (Von den Bevormundungen.)Dig. 26,2De testamentaria tutela (Von der testamentarischen Vormundschaft.)Dig. 26,3De confirmando tutore vel curatore (Von der Bestätigung des Tutor oder Curator.)Dig. 26,4De legitimis tutoribus (Von den gesetzlichen Vormündern.)Dig. 26,5De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt (Von den durch eine competente Obrigkeit bestellten Vormündern; ferner welche zu solchen Vormündern bestellt, und aus welchen Gründen diese eigentlich bestellt werden können.)Dig. 26,6Qui petant tutores vel curatores et ubi petantur (Von denen, welche um Vormünder oder Curatoren nachsuchen müssen, und wo dies geschehen soll.)Dig. 26,7 (0,2 %)De administratione et periculo tutorum et curatorum qui gesserint vel non et de agentibus vel conveniendis uno vel pluribus (Von der Verwaltung und Verantwortlichkeit der Tutoren und Curatoren, welche die Vormundschaft führten oder auch nicht, und von dem Verhältnisse derselben als Kläger oder Beklagte entweder einzeln oder in Mehrzahl.)Dig. 26,8De auctoritate et consensu tutorum et curatorum (Von der Ermächtigung und der Zustimmung der Vormünder und Curatoren.)Dig. 26,9Quando ex facto tutoris vel curatoris minores agere vel conveniri possunt (Wann aus der Handlung des Vormundes oder Curators Minderjährige klagen oder verklagt werden können.)Dig. 26,10De suspectis tutoribus et curatoribus (Von verdächtigen Vormündern und Curatoren.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 2,1,9Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Si fa­mi­lia ali­cu­ius al­bum cor­ru­pe­rit, non si­mi­li­ter hic edi­ci­tur ut in fur­to, ne in re­li­quos ac­tio de­tur, si tan­tum do­mi­nus, cum de­fen­de­re vo­luit, unius no­mi­ne prae­sti­te­rit, quan­tum li­ber prae­sta­ret: for­tas­se quia hic et con­temp­ta ma­ies­tas prae­to­ris vin­di­ca­tur et plu­ra fac­ta in­tel­le­gun­tur: quem­ad­mo­dum cum plu­res ser­vi in­iu­riam fe­ce­runt vel dam­num de­de­runt, quia plu­ra fac­ta sunt, non ut in fur­to unum. Oc­ta­ve­nus hic quo­que do­mi­no suc­cur­ren­dum ait: sed hoc pot­est di­ci, si do­lo ma­lo cu­ra­ve­rint, ut ab alio al­bum cor­rum­pe­re­tur, quia tunc unum con­si­lium sit, non plu­ra fac­ta. idem Pom­po­nius li­bro de­ci­mo no­tat.

Paul. lib. III. ad Edictum. Wenn mehrere Sclaven, die Einem gehören, die weisse Tafel beschädigt haben sollten, so wird hier nicht, wie beim Diebstahle im Edicte bekannt gemacht, es solle gegen die Uebrigen keine Klage gestattet werden, wofern nämlich der Herr, wenn er gerichtlichen Beistand zu leisten gesonnen war, nur im Namen eines Einzigen das erlegt haben sollte, was ein Freier erlegen würde; vielleicht aus dem Grunde, weil hier die Verachtung der Würde des Prätors bestraft wird, und mehrere Handlungen angenommen werden, wie dies der Fall ist, wenn mehrer Sclaven Jemanden beleidigten oder Schaden zufügten, weil hier eine Mehrzahl von Handlungen da ist, nicht eine einzige, wie beim Diebstahle. Octavenus glaubt, man müsse auch hier dem Herrn beistehen. Doch das kann nur dann gesagt werden, wenn sie mir bösem Vorsatze von einem Andern die weisse Tafel beschädigen liessen, weil dann Eine Absicht Statt findet, und keine Mehrheit der Handlungen. Dasselbe bemerkt Pomponius im 10. Buche.

Dig. 2,2,2Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Hoc edic­to do­lus de­bet ius di­cen­tis pu­ni­ri: nam si ad­ses­so­ris im­pru­den­tia ius ali­ter dic­tum sit quam opor­tuit, non de­bet hoc ma­gis­tra­tui of­fi­ce­re, sed ip­si ad­ses­so­ri.

Paul. lib. III. ad Edictum. Durch dieses Edict darf nur der böse Vorsatz dessen, welcher Recht spricht, bestraft werden. denn wenn durch eines Beisitzers Unvorsichtigkeit anders Recht gesprochen worden ist, als es sollte, so darf dies nicht die Obrigkeit in Schaden bringen, sondern den Besitzer allein.

Dig. 2,13,2Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Si le­ga­tum pe­ta­tur, non iu­bet prae­tor ver­ba tes­ta­men­ti ede­re: id­eo for­tas­se, quia he­redes so­lent ha­be­re ex­em­plum tes­ta­men­ti.

Paul. lib. III. ad Edict. Wenn ein Legat verlangt wird, so befielt der Prätor nicht, die Worte des Testaments vorzuzeigen, vielleicht deshalb, weil die Erben eine Abschrift des Testaments zu haben pflegen.

Dig. 2,13,5Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. spa­tium­que ad per­fe­ren­das eas tri­buen­dum est.

Paul. lib. III. ad Edict. und man muss eine Frist einräumen, während der die Rechnungen hergebracht werden können.

Dig. 2,13,7Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. vel­uti si per­egre ha­be­re quod pri­mum edi­tum est do­ceat: vel mi­nus ple­ne edi­tum: vel eas ra­tio­nes, quas ca­su ma­io­re, non ve­ro neg­le­gen­tia per­di­de­rit. nam si eo ca­su amis­it, cui ignos­ci de­beat, ex in­te­gro edi iu­be­bit. 1Haec vox ‘ite­rum’ duas res sig­ni­fi­cat: al­te­ram, qua de­mons­tra­re­tur tem­pus se­cun­dum, quod Grae­ci δεύτερον di­cunt: al­te­ram, quae ad in­se­quen­tia quo­que tem­po­ra per­ti­net, quae Grae­ce di­ci­tur πάλιν, quod ita ac­ci­pi­tur ‘quo­tiens opus erit’. nam pot­est fie­ri ut bis edi­tam si­bi ra­tio­nem quis per­di­de­rit: ut ver­bum ite­rum pro sae­pius ac­ci­pia­tur.

Ulp. lib. III. ad Edict. z. B. wenn er beweist, dass er die Abschrift dessen, was ihm zum ersten Male vorgezeigt worden, weit von dem Orte entfernt habe; oder dass nicht Alles vorgezeigt worden, oder dass er Rechnungen durch unvorhergesehenen Unfall, nicht aber durch Nachlässigkeit, verloren. Hat er sie nämlich durch Zufall, der ihm nicht zugerechnet werden kann, verloren, so wird der Prätor von neuem Befehl zum Vorzeigen ertheilen. 1Der Ausdruck zum andern Male bedeutet zwei Dinge; erstens zeigt er auf eine bestimmte zweite Zeit, was die Griechen δεύτερον nennen. Zweitens bezieht er sich auch auf alle Folgezeiten, eine Bedeutung, welche die Griechen durch πάλιν ausdrücken. Hier versteht man ihn von: so oft es nothwendig sein wird. Denn es kann sein, dass Jemand eine zweimal vorgezeigte Rechnung verloren habe. Demnach ist hier zum andern Male für öfter zu nehmen.

Dig. 2,13,9Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Quae­dam sunt per­so­nae, quas ra­tio­nes no­bis ede­re opor­tet nec ta­men a prae­to­re per hoc edic­tum com­pel­lun­tur. vel­uti cum pro­cu­ra­tor res ra­tio­nes­ve nos­tras ad­mi­nis­tra­vit, non co­gi­tur a prae­to­re per me­tum in fac­tum ac­tio­nis ra­tio­nes ede­re: sci­li­cet quia id con­se­qui pos­su­mus per man­da­ti ac­tio­nem. et cum do­lo ma­lo so­cius neg­otia ges­sit, prae­tor per hanc clau­su­lam non in­ter­ve­nit: est enim pro so­cio ac­tio. sed nec tu­to­rem co­git prae­tor pu­pil­lo ede­re ra­tio­nes: sed iu­di­cio tu­te­lae so­let co­gi ede­re. 1Ni­hil in­ter­est, si suc­ces­so­res aut pa­ter aut do­mi­nus ar­gen­ta­rii eius­dem fue­runt pro­fes­sio­nis: quia cum in lo­cum et in ius suc­ce­dant ar­gen­ta­rii, par­ti­bus eius fun­gi de­bent. is au­tem, cui ar­gen­ta­rius ra­tio­nes suas le­ga­vit, non vi­de­bi­tur con­ti­ne­ri, quia iu­ris suc­ces­sor his ver­bis sig­ni­fi­ca­tur: non ma­gis, quam si ei vi­vus eas do­nas­set. sed nec he­res te­ne­bi­tur, cum nec pos­si­deat nec do­lo ma­lo fe­ce­rit: sed si ei, an­te­quam eas le­ga­ta­rio tra­de­ret, re­nun­tia­tum fue­rit, ne an­te eas tra­dat, te­ne­bi­tur qua­si do­lo fe­ce­rit: item an­te­quam eas tra­dat, te­ne­bi­tur. quod si ni­hil do­lo fe­ce­rit, cau­sa co­gni­ta le­ga­ta­rius co­gen­dus est ede­re. 2Num­mu­la­rios quo­que non es­se in­iquum co­gi ra­tio­nes ede­re Pom­po­nius scri­bit: quia et hi num­mu­la­rii sic­ut ar­gen­ta­rii ra­tio­nes con­fi­ciunt, quia et ac­ci­piunt pe­cu­niam et ero­gant per par­tes, qua­rum pro­ba­tio scrip­tu­ra co­di­ci­bus­que eo­rum ma­xi­me con­ti­ne­tur: et fre­quen­tis­si­me ad fi­dem eo­rum de­cur­ri­tur. 3Ce­te­rum om­ni­bus pos­tu­lan­ti­bus et iu­ran­ti­bus non ca­lum­niae cau­sa pe­te­re ra­tio­nes, quae ad se per­ti­neant, edi iu­bet. 4Ad nos enim per­ti­net non tan­tum cum ip­si con­tra­xi­mus vel suc­ces­si­mus ei qui con­tra­xit, sed et­iam si is qui in nos­tra po­tes­ta­te est con­tra­xit.

Paul. lib. III. ad Edictum. Es giebt einige Personen, die uns die Rechnungen vorzeigen müssen, und doch vom Prätor durch das vorliegende Edict nicht dazu gezwungne werden. Wenn z. B. ein Anwalt meine Geschäfte und Rechnungen geführt, so wird er nicht vom Prätor durch die Furcht vor der Klage in factum gezwungen, die Rechnungen vorzuzeigen; weil wir nämlich dasselbe durch die Klage aus dem Auftrage erlangen können. Und hat mein Gesellschafter die Geschäfte aus bösem Vorsatze schlecht geführt, so kommt der Prätor mit unserer Vorschrift nicht ins Spiel; denn es steht mir die Klage aus dem Gesellschaftsvertrage zu. Auch den Vormund zwingt der Prätor nicht, auf diese Weise seinem Mündel die Rechnungen vorzuzeigen, sondern er pflegt dazu durch die Klage aus der Vormundschaft gezwungen zu werden. 1Es ist kein Unterschied, ob die Erben, der Vater oder der Herr des Geldhändlers zu dessen Profession gehörten, weil sie an die Stelle und in die Rechte des Geldhändlers rücken und deshalb auch seine Verpflichtungen übernehmen müssen. Wem aber der Geldhändler seine Rechnungen vermacht hat, der wird nicht hierunter begriffen zu sein scheinen, weil in diesen Worten eben so wenig ein Nachfolger im Rechte angedeutet wird, als wenn er sie ihm bei seinem eigenen Leben geschenkt habe. Auch die Erben werden nicht in Strafe kommen, weil sie weder dieselben besitzen, noch aus bösem Vorsatze den Besitz derselben aufgegeben haben. Wenn dem Erben indess, bevor er sie dem Legatar übergab, angekündigt wurde, er solle sie nicht früher übergeben, so wird er in Strafe kommen, als habe er aus bösem Vorsatze so gehandelt. Gleichfalls wird er straffällig sein, bevor er sie übergiebt. Wenn er in gar nichts mit bösem Vorsatze gehandelt, so muss nach vorläufiger Untersuchung der Sache der Legatar zum Vorzeigen gezwungen werden. 2Pomponius schreibt, es sei nicht unbillig, auch Geldwechsler (numularios) zum Vorzeigen von Rechnungen zu zwingen, weil auch diese, sowie die Geldhändler, Rechnungen führen, weil sie Geld empfangen und Theil für Theil ausgeben, wovon die Beweise besonders in ihren schriftlichen Aufzeichnungen und Handelsbüchern liegen: und sehr oft muss auf ihre Zuverlässigkeit gebaut werden. 3Uebrigens befiehlt der Prätor, dass die betreffenden Rechnungen nur denen vorgezeigt werden, welche es verlangen und schwören, dass sie dies nicht aus Chicane verlangen. 4Uns aber betreffen sie nicht allein dann, wenn wir selbst mit Jemanden contrahirt, oder dem contrahirenden Theile Erben geworden sind, sondern auch, wenn der, welcher in unserer Gewalt steht, contrahirt hat.

Dig. 2,14,2Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. La­beo ait con­ve­ni­re pos­se vel re: vel per epis­tu­lam vel per nun­tium in­ter ab­sen­tes quo­que pos­se. sed et­iam ta­ci­te con­sen­su con­ve­ni­re in­tel­le­gi­tur: 1et id­eo si de­bi­to­ri meo red­di­de­rim cau­tio­nem, vi­de­tur in­ter nos con­ve­nis­se ne pe­te­rem, pro­fu­tu­ram­que ei con­ven­tio­nis ex­cep­tio­nem pla­cuit.

Paul. lib. III. ad Edictum. Labeo sagt, eine Convention könne entweder durch Handlung oder durch Briefe oder Boten bewerkstelligt werden, selbst unter Abwesenden. Aber man versteht auch Convention von einer stillschweigend ertheilten Zustimmung. 1Und deshalb scheint, im Fall ich meinem Schuldner die Schuldverschreibung zurückgegeben habe, unter uns die Uebereinkunft getroffen worden zu sein, ich wolle nicht klagen, und man hat ihm die Einrede der getroffenen Convention als wirksam zugesprochen.

Dig. 2,14,4Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Item quia con­ven­tio­nes et­iam ta­ci­te va­lent, pla­cet in ur­ba­nis ha­bi­ta­tio­ni­bus lo­can­dis in­vec­ta il­la­ta pig­no­ri es­se lo­ca­to­ri, et­iam­si ni­hil no­mi­na­tim con­ve­ne­rit. 1Se­cun­dum haec et mu­tus pa­cis­ci pot­est. 2Hu­ius rei ar­gu­men­tum et­iam sti­pu­la­tio do­tis cau­sa fac­ta est: nam an­te nup­tias ma­le pe­ti­tur, qua­si si hoc ex­pres­sum fuis­set, et nup­tiis non se­cu­tis ip­so iu­re eva­nes­cit sti­pu­la­tio. idem Iu­lia­no pla­cet. 3Ex fac­to et­iam con­sul­tus, cum con­ve­nis­set, ut do­nec usu­rae sol­ve­ren­tur sors non pe­te­re­tur, et sti­pu­la­tio pu­re con­cep­ta fuis­set, con­di­cio­nem in­es­se sti­pu­la­tio­ni, at­que si hoc ex­pres­sum fuis­set.

Paul. lib. III. ad Edictum. Ebenfalls deshalb, weil Conventionen auch stillschweigend gültig errichtet werden, nimmt man an, dass bei Miethen von Wohnungen das, was hereingeschafft oder getragen worden, dem Vermiether zum Unterpfand diene, obgleich nichts darüber ausdrücklich bestimmt worden. 1Demnach kann auch ein Stummer einen Vertrag abschliessen. 2Ein Beweis dafür ist auch eine in Bezug auf die Mitgift errichtete Stipulation: denn vor Eingehung der Ehe wird auf die Mitgift umsonst geklagt, gleich als wäre dies ausgedrückt worden; und wenn gar keine Ehe erfolgte, so erlöscht die Stipulation von selbst. Dasselbe ist die Meinung Julians. 3Man befragte ihn über folgende Thatsache: es sei dahin abgeschlossen worden, dass ein Capital, so lange nicht gefordert werde, als die Zinsen gezahlt würden, und die Stipulation sei rein veranstaltet worden, und er hat geantwortet, es sei dies als Bedingung der Stipulation anzusehen, als wäre man darüber übereingekommen.

Dig. 2,14,6Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Le­gi­ti­ma con­ven­tio est quae le­ge ali­qua con­fir­ma­tur. et id­eo in­ter­dum ex pac­to ac­tio nas­ci­tur vel tol­li­tur, quo­tiens le­ge vel se­na­tus con­sul­to ad­iu­va­tur.

Paul. lib. III. ad Edictum. Eine gesetzliche Convention ist die, welche durch irgend ein Gesetz bestätigt wird; und so entsteht oder erlischt bisweilen aus einem Vertrage eine Klage, so oft er durch ein Gesetz oder ein Senatusconsult unterstützt wird.

Dig. 2,14,11Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. quia et sol­vi ei pot­est.

Ad Dig. 2,14,11Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 414, Note 8.Paul. lib. III. ad Edictum. weil ihm ja auch gezahlt werden darf.

Dig. 2,14,13Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Sed si tan­tum ad ac­tio­nem pro­cu­ra­tor fac­tus sit, con­ven­tio fac­ta do­mi­no non no­cet, quia nec sol­vi ei pos­sit. 1Sed si in rem suam da­tus sit pro­cu­ra­tor, lo­co do­mi­ni ha­be­tur: et id­eo ser­van­dum erit pac­tum con­ven­tum.

Paul. lib. III. ad Edictum. Aber ist er zum Anwalte nur für die Klage bestellt worden, so schadet der geschlossene Vertrag dem Herrn nicht, weil jenem ja auch nicht rechtlich gezahlt werden kann. 1Wer aber zu seinem eigenen Nutzen zum Anwalt bestellt worden, wird für den Herrn gehalten, und deshalb wird der Vertrag bestehen.

Dig. 2,14,15Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Tu­to­ris quo­que, ut scri­bit Iu­lia­nus, pac­tum pu­pil­lo prod­est.

Paul. lib. III. ad Edictum. Auch der Vertrag eines Vormundes nützt dem Mündel, wie Julian schreibt.

Dig. 2,14,17Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Si ti­bi de­cem dem et pa­cis­car, ut vi­gin­ti mi­hi de­bean­tur, non nas­ci­tur ob­li­ga­tio ul­tra de­cem: re enim non pot­est ob­li­ga­tio con­tra­hi, ni­si qua­te­nus da­tum sit. 1Quae­dam ac­tio­nes per pac­tum ip­so iu­re tol­lun­tur: ut in­iu­ria­rum, item fur­ti. 2De pig­no­re iu­re ho­no­ra­rio nas­ci­tur ex pac­to ac­tio: tol­li­tur au­tem per ex­cep­tio­nem, quo­tiens pa­cis­cor ne pe­tam. 3Si quis pa­cis­ca­tur, ne a se pe­ta­tur, sed ut ab he­rede pe­ta­tur, he­redi ex­cep­tio non prod­erit. 4Si pac­tus sim, ne a me ne­ve a Ti­tio pe­ta­tur, non prod­erit Ti­tio, et­iam­si he­res ex­ti­te­rit, quia ex post fac­to id con­fir­ma­ri non pot­est. hoc Iu­lia­nus scri­bit in pa­tre, qui pac­tus erat, ne a se ne­ve a fi­lia pe­te­re­tur, cum fi­lia pa­tri he­res ex­ti­tis­set. 5Pac­tum con­ven­tum cum ven­di­to­re fac­tum si in rem con­sti­tua­tur, se­cun­dum plu­rium sen­ten­tiam et emp­to­ri prod­est, et hoc iu­re nos uti Pom­po­nius scri­bit: se­cun­dum Sa­b­ini au­tem sen­ten­tiam et­iam si in per­so­nam con­cep­tum est, et in emp­to­rem va­let: qui hoc es­se ex­is­ti­mat et si per do­na­tio­nem suc­ces­sio fac­ta sit. 6Cum pos­ses­sor alie­nae he­redi­ta­tis pac­tus est, he­redi, si evi­ce­rit, ne­que no­ce­re ne­que prod­es­se ple­ri­que pu­tant. 7Fi­lius ser­vus­ve si pa­cis­can­tur, ne a pa­tre do­mi­no­ve pe­ta­tur,

Paul. lib. III. ad Edictum. Wenn ich dir zehn gebe, und den Vertrag abschliesse, dass mir zwanzig geschuldet werden, so entsteht über die zehn hinaus keine Verbindlichkeit. Denn durch blosse Handlung kann nur in soweit eine Verbindlichkeit gegründet werden, [denn eine Realobligation kann nur in sofern entstehen], als man gegeben hat. 1Einige Klagen werden durch Vertrag von selbst aufgehoben, wie z. B. die aus Injurien und begangenem Diebstahle. 2Das Pfandrecht anbetreffend, so erwächst nach prätorischem Rechte hier eine Klage aus einem Vertrage; sie wird aber durch die Einrede zu nichte gemacht, sobald ich dahin abschliesse, nicht zu klagen. 3Wenn Jemand einen Vertrag eingeht, dass man nicht gegen ihn, nur gegen seinen Erben klage, so wird dem Erben die Einrede nichts helfen. 4Habe ich dahin abgeschlossen, dass gegen mich oder Titius nicht geklagt werde, so wird es dem Titius nichts helfen, wenn er auch mein Erbe geworden ist; weil ein solcher Vertrag nicht durch einen nachher eingetretenen Thatumstand befestigt werden kann. Dies schreibt Julian vom Vater, welcher dahin abgeschlossen, dass man weder ihn noch seine Tochter verklage, wenn diese gleich Erbin ihres Vaters geworden ist. 5Ein mit dem Verkäufer abgeschlossener Vertrag nützt, wenn er auf die Sache gerichtet wird, nach der Meinung Mehrerer, auch dem Käufer. Und Pomponius schreibt, dass das als Recht im Gebrauch sei. Nach Sabinus Meinung aber gilt er auch gegen den Verkäufer, ob er gleich auf die Person gerichtet worden. Und er glaubt, dass dies selbst dann Statt finde, wenn die Nachfolge durch Schenkung begründet worden. 6Wenn der Besitzer einer fremden Erbschaft einen Vertrag abgeschlossen, so glauben sehr Viele, dass dies dem erben weder schade, noch nütze, wenn er sein Eigenthum daran gerichtlich dargethan. 7Sohn und Sclave, welche dahin abschliessen, dass man nicht gegen den Vater oder respective Herrn klage,

Dig. 2,14,19Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. ad­quirent ex­cep­tio­nem. idem est et in his, qui bo­na fi­de ser­viunt. 1Item si fi­lius fa­mi­lias pac­tus fue­rit, ne a se pe­ta­tur, prod­erit ei, et pa­tri quo­que, si de pe­cu­lio con­ve­nia­tur

Paul. lib. III. ad Edictum. werden die Einrede erwerben; dasselbe ist auch bei denen der Fall, welche in gutem glauben für Sclaven gehalten werden. 1Wenn ein Haussohn dahin abgeschlossen, dass man gegen ihn nicht klage, so wird dies ihm und dem Vater zu Statten kommen, wenn dieser auf das Sondergut,

Dig. 2,14,21Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. et he­redi pa­tris vi­vo fi­lio: post mor­tem ve­ro fi­lii nec pa­tri nec he­redi eius, quia per­so­na­le pac­tum est. 1Quod si ser­vus, ne a se pe­te­re­tur, pac­tus fue­rit, ni­hil va­le­bit pac­tum: de do­li ex­cep­tio­ne vi­dea­mus. et si in rem pa­cis­ca­tur, prod­erit do­mi­no et he­redi eius pac­ti con­ven­ti ex­cep­tio: quod si in per­so­nam pac­tum con­cep­tum est, tunc do­mi­no do­li su­per­est ex­cep­tio. 2Nos au­tem his, qui in nos­tra po­tes­ta­te sunt, pa­cis­cen­do prod­es­se non pos­su­mus: sed no­bis id pro­fu­tu­rum, si no­mi­ne eo­rum con­ve­nia­mur, Pro­cu­lus ait: quod ita rec­te di­ci­tur, si in pa­cis­cen­do id ac­tum sit. ce­te­rum si pa­cis­car, ne a Ti­tio pe­tas, de­in­de ac­tio­nem ad­ver­sus me no­mi­ne eius in­sti­tuas, non est dan­da pac­ti con­ven­ti ex­cep­tio: nam quod ip­si in­uti­le est, nec de­fen­so­ri com­pe­tit. Iu­lia­nus quo­que scri­bit, si pa­ter pac­tus sit, ne a se ne­ve a fi­lio pe­ta­tur, ma­gis est ut pac­ti ex­cep­tio fi­lio fa­mi­lias dan­da non sit, sed do­li pro­sit. 3Fi­lia fa­mi­lias pa­cis­ci pot­est, ne de do­te agat, cum sui iu­ris es­se coe­pe­rit. 4Item fi­lius fa­mi­lias de eo, quod sub con­di­cio­ne le­ga­tum est, rec­te pa­cis­ce­tur. 5In his, qui eius­dem pe­cu­niae ex­ac­tio­nem ha­bent in so­li­dum, vel qui eius­dem pe­cu­niae de­bi­to­res sunt, qua­te­nus alii quo­que pro­sit vel no­ceat pac­ti ex­cep­tio, quae­ri­tur. et in rem pac­ta om­ni­bus pro­sunt, quo­rum ob­li­ga­tio­nem dis­so­lu­tam es­se eius qui pa­cis­ce­ba­tur in­ter­fuit. ita­que de­bi­to­ris con­ven­tio fi­de­ius­so­ri­bus pro­fi­ciet,

Paul. lib. III. ad Edictum. auch dem Erben des Vaters wird es bei Lebzeiten des Sohnes zu Statten kommen; nach dem Tode des Sohnes aber weder dem Vater, noch seinem Erben, weil der Vertrag ein persönlicher war. 1Wenn ein Sclave dahin abgeschlossen, dass gegen ihn nicht geklagt werde, so wird dieser Vertrag nicht gelten. Betrachten wir die Einrede des bösen Vorsatzes. Und wenn der geschlossene Vertrag auf die Sache sich bezieht, so wird dem Herrn und seinem Erben die Einrede des Vertrags zu Statten kommen; ist jedoch der Vertrag auf die Person gerichtet, dann bleibt dem Herrn nur die Einrede des bösen Vorsatzes übrig. 2Wir können denen, welche in unserer Gewalt sind, durch Verträge nicht nützen: aber uns wird es zu Statten kommen, wenn wir in ihrem Namen verklagt werden, wie Proculus sagt. Nur dann wird dies mit Recht gesagt, wenn beim Abschlusse die Absicht der Contrahenten darauf gegangen. Uebrigens, wenn ich dahin abschliesse, dass du den Titius nicht verklagest, und du sodann gegen mich eine Klage in seinem Namen anstellst, darf die Einrede des Vertrags nicht gestattet werden. Denn was ihm selbst nichts nützt, dar sein gerichtlicher Vertheidiger auch nicht gebrauchen. Auch Julian schreibt, wenn ein Vater dahin abgeschlossen habe, dass man weder ihn, noch seinen Sohn verklage, so sei mehr dafür vorhanden, dass man dem Sohne die Einrede des Vertrags nicht gestatte. 3Eine Haustochter kann dahin abschliessen, sie werde, wenn sie der Gewalt entlassen sei, nicht wegen ihrer Mitgift Klage erheben. 4Auch ein Haussohn schliesst gültig über etwas ab, was ihm unter einer Bedingung vermacht ist. 5Haben Mehrere eine Klage auf dieselbe Summe Geldes, Jeder im Ganzen, oder sind Mehrere Schuldner einer und derselben Summe, so fragt es sich, wie weit auch dem Andern die Einrede des Vertrags schade und nütze? Und Verträge, die sich auf die Sache beziehen, kommen Allen zu Statten, welche von der Verbindlichkeit frei zu sein, im Interesse dessen lag, welcher den Vertrag abgeschlossen. Und so wird ein vom Schuldner abgeschlossener Vertrag den Bürgen zu Statten kommen;

Dig. 2,14,23Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Fi­de­ius­so­ris au­tem con­ven­tio ni­hil prod­erit reo, quia ni­hil eius in­ter­est a de­bi­to­re pe­cu­niam non pe­ti. im­mo nec con­fi­de­ius­so­ri­bus prod­erit. ne­que enim quo­quo mo­do cu­ius­que in­ter­est, cum alio11Die Großausgabe liest alii statt alio. con­ven­tio fac­ta prod­est, sed tunc de­mum, cum per eum, cui ex­cep­tio da­tur, prin­ci­pa­li­ter ei qui pac­tus est pro­fi­ciat: sic­ut in reo pro­mit­ten­di et his qui pro reo ob­li­ga­ti sunt.

Paul. lib. III. ad Edictum. Der Vertrag eines Bürgen wird dem Beklagten nichts nützen, weil er kein Interesse dabei hat, dass das Geld vom Schuldner nicht eingeklagt werde; ja er wird selbst seinen Mitbürgen nichts nützen; denn dies liegt nicht jeglichen Falls in Jedes Interesse. Ein mit einem Andern geschlossener Vertrag nützt aber erst dann, wenn durch den, welchem die Einrede verstattet wird, unmittelbar der Nutzen auf den geleitet wird, welcher den Vertrag abgeschlossen; sowie es bei dem der Fall ist, welcher etwas versprochen hat, und denen, welche für ihn verbindlich geworden.

Dig. 2,14,25Idem li­bro ter­tio ad edic­tum. Idem in duo­bus reis pro­mit­ten­di et duo­bus ar­gen­ta­riis so­ciis. 1Per­so­na­le pac­tum ad alium non per­ti­ne­re, quem­ad­mo­dum nec ad he­redem, La­beo ait. 2Sed quam­vis fi­de­ius­so­ris pac­tum reo non pro­sit, ple­rum­que ta­men do­li ex­cep­tio­nem reo pro­fu­tu­ram Iu­lia­nus scri­bit,

Idem lib. III. ad Edictum. Dasselbe findet bei Zweien, welche dasselbe versprochen haben, und zwei Geldhändlern, welche in Gesellschaft getreten sind, Statt. 1Labeo sagt, dass ein persönlicher Vertrag auf keinen Dritten sich erstrecke, eben so wenig, wie auf den Erben. 2Aber obgleich ein Vertrag des Bürgen mit dem Hauptschuldner nichts hilft, so schreibt doch Julian, dass diesem gemeiniglich die Einrede des bösen Vorsatzes zu Statten kommen werde,

Dig. 2,14,27Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Si unus ex ar­gen­ta­riis so­ciis cum de­bi­to­re pac­tus sit, an et­iam al­te­ri no­ceat ex­cep­tio? Ne­ra­tius Ati­li­ci­nus Pro­cu­lus, nec si in rem pac­tus sit, al­te­ri no­ce­re: tan­tum enim con­sti­tu­tum, ut so­li­dum al­ter pe­te­re pos­sit. idem La­beo: nam nec no­va­re alium pos­se, quam­vis ei rec­te sol­va­tur: sic enim et his, qui in nos­tra po­tes­ta­te sunt, rec­te sol­vi quod cre­di­de­rint, li­cet no­va­re non pos­sint. quod est ve­rum. idem­que in duo­bus reis sti­pu­lan­di di­cen­dum est. 1Si cum reo ad cer­tum tem­pus pac­tio fac­ta sit, ul­tra ne­que reo ne­que fi­de­ius­so­ri prod­est. quod si si­ne per­so­na sua reus pe­pi­ge­rit, ne a fi­de­ius­so­re pe­ta­tur, ni­hil id prod­es­se fi­de­ius­so­ri qui­dam pu­tant, quam­quam id rei in­ter­sit: quia ea de­mum com­pe­te­re ei de­beat ex­cep­tio, quae et reo. ego di­di­ci prod­es­se fi­de­ius­so­ri ex­cep­tio­nem: non sic enim il­li per li­be­ram per­so­nam ad­quiri, quam ip­si, qui pac­tus sit, con­su­li vi­de­mur: quo iu­re uti­mur. 2Pac­tus, ne pe­te­ret, post­ea con­ve­nit ut pe­te­ret: prius pac­tum per pos­te­rius eli­de­tur, non qui­dem ip­so iu­re, sic­ut tol­li­tur sti­pu­la­tio per sti­pu­la­tio­nem, si hoc ac­tum est, quia in sti­pu­la­tio­ni­bus ius con­ti­ne­tur, in pac­tis fac­tum ver­sa­tur: et id­eo re­pli­ca­tio­ne ex­cep­tio eli­de­tur. ea­dem ra­tio­ne con­tin­git, ne fi­de­ius­so­ri­bus prius pac­tum pro­sit. sed si pac­tum con­ven­tum ta­le fuit, quod ac­tio­nem quo­que tol­le­ret, vel­ut in­iu­ria­rum, non pot­erit, post­ea pa­cis­cen­do ut age­re pos­sit, age­re: quia et pri­ma ac­tio sub­la­ta est et pos­te­rius pac­tum ad ac­tio­nem pa­ran­dam in­ef­fi­cax est: non enim ex pac­to in­iu­ria­rum ac­tio nas­ci­tur, sed ex con­tu­me­lia. idem di­ce­mus et in bo­nae fi­dei con­trac­ti­bus, si pac­tum con­ven­tum to­tam ob­li­ga­tio­nem sus­tu­le­rit, vel­uti emp­ti: non enim ex no­vo pac­to prior ob­li­ga­tio re­sus­ci­ta­tur, sed pro­fi­ciet pac­tum ad no­vum con­trac­tum. quod si non ut to­tum con­trac­tum tol­le­ret, pac­tum con­ven­tum in­ter­ces­sit, sed ut im­mi­nue­ret, pos­te­rius pac­tum pot­est re­no­va­re pri­mum con­trac­tum. quod et in spe­cie do­tis ac­tio­nis pro­ce­de­re pot­est. pu­ta pac­tam mu­lie­rem, ut prae­sen­ti die dos red­de­re­tur, de­in­de pa­cis­ci, ut tem­po­re ei le­gi­bus da­to dos red­da­tur: in­ci­piet dos red­ire ad ius suum. nec di­cen­dum est de­te­rio­rem con­di­cio­nem do­tis fie­ri per pac­tum: quo­tiens enim ad ius, quod lex na­tu­rae eius tri­buit, de do­te ac­tio red­it, non fit cau­sa do­tis de­te­rior, sed for­mae suae red­di­tur. haec et Scae­vo­lae nos­tro plac­ue­runt. 3Il­lud nul­la pac­tio­ne ef­fi­ci pot­est, ne do­lus prae­ste­tur: quam­vis si quis pa­cis­ca­tur ne de­po­si­ti agat, vi ip­sa id pac­tus vi­dea­tur, ne de do­lo agat: quod pac­tum prod­erit. 4Pac­ta, quae tur­pem cau­sam con­ti­nent, non sunt ob­ser­van­da: vel­uti si pa­cis­car ne fur­ti agam vel in­iu­ria­rum, si fe­ce­ris: ex­pe­dit enim ti­me­re fur­ti vel in­iu­ria­rum poe­nam: sed post ad­mis­sa haec pa­cis­ci pos­su­mus. item ne ex­pe­riar in­ter­dic­to un­de vi, qua­te­nus pu­bli­cam cau­sam con­tin­git, pa­cis­ci non pos­su­mus. et in sum­ma, si pac­tum con­ven­tum a re pri­va­ta re­mo­tum sit, non est ser­van­dum: an­te om­nia enim anim­ad­ver­ten­dum est, ne con­ven­tio in alia re fac­ta aut cum alia per­so­na in alia re alia­ve per­so­na no­ceat. 5Si cum de­cem mi­hi de­be­res, pe­pi­ge­ro, ne a te vi­gin­ti pe­tam: in de­cem prod­es­se ti­bi pac­ti con­ven­ti vel do­li ex­cep­tio­nem pla­cet. item si cum vi­gin­ti de­be­res, pe­pi­ge­rim, ne de­cem pe­tam: ef­fi­ce­re­tur per ex­cep­tio­nem mi­hi op­po­nen­dam, ut tan­tum re­li­qua de­cem ex­ige­re de­beam. 6Sed si sti­pu­la­tus de­cem aut Sti­chum de de­cem pac­tus sim et pe­tam Sti­chum aut de­cem: ex­cep­tio­nem pac­ti con­ven­ti in to­tum ob­sta­tu­ram: nam ut so­lu­tio­ne et pe­ti­tio­ne et ac­cep­ti­la­tio­ne unius rei to­ta ob­li­ga­tio sol­ve­re­tur, ita pac­to quo­que con­ven­to de una re non pe­ten­da in­ter­po­si­to to­tam ob­li­ga­tio­nem sum­mo­ve­ri. sed si id ac­tum in­ter nos sit, ne de­cem mi­hi, sed Sti­chus prae­ste­tur: pos­sum ef­fi­ca­ci­ter de Sti­cho age­re, nul­la ex­cep­tio­ne op­po­nen­da. idem est et si de Sti­cho non pe­ten­do con­ve­ne­rit. 7Sed si ge­ne­ra­li­ter mi­hi ho­mi­nem de­beas et pa­cis­car, ne Sti­chum pe­tam: Sti­chum qui­dem pe­ten­do pac­ti ex­cep­tio mi­hi op­po­ne­tur, alium au­tem ho­mi­nem si pe­tam, rec­te agam. 8Item si pac­tus, ne he­redi­ta­tem pe­te­rem, sin­gu­las res ut he­res pe­tam: ex eo, quod pac­tum erit, pac­ti con­ven­ti ex­cep­tio ap­tan­da erit, quem­ad­mo­dum si con­ve­ne­rit, ne fun­dum pe­te­rem, et usum fruc­tum pe­tam, aut ne na­vem ae­di­fi­cium­ve pe­te­rem, et dis­so­lu­tis his sin­gu­las res pe­tam: ni­si spe­cia­li­ter aliud ac­tum est. 9Si ac­cep­ti­la­tio in­uti­lis fuit, ta­ci­ta pac­tio­ne id ac­tum vi­de­tur, ne pe­te­re­tur. 10Ser­vus he­redi­ta­rius he­redi post ad­itu­ro no­mi­na­tim pa­cis­ci non pot­est, quia non­dum is do­mi­nus sit: sed si in rem pac­tum con­ven­tum fac­tum sit, he­redi ad­quiri pot­est.

Paul. lib. III. ad Edictum. Ad Dig. 2,14,27 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 295, Noten 3, 4.Wenn einer von mehrern Geldhändlern, welche in Gesellschaft getreten sind, mit dem Schuldner einen Vertrag geschlossen, schadet die Einrede wohl auch dem Andern? Neratius, Atilicinus, Proculus sind der Meinung: nicht einmal dann, wenn der Vertrag auf eine gewisse Sache sich beziehe, schade er dem Andern; denn es sei nur soviel bestimmt worden, dass der Andere allein das Ganze einklagen könne. Dasselbe sagt auch Labeo; denn der Eine könne auch für den Andern nicht noviren, obgleich ihm mit Recht bezahlt werden könne; so nämlich werde auch denen, die in unserer Gewalt stehen, mit Recht das bezahlt, was sie verborgt, ob sie gleich keine Novation der Verbindlichkeit vornehmen können. und das ist wahr. Dasselbe findet auch bei Zweien Statt, welche sich dasselbe haben versprechen lassen. 1Ist mit dem Hauptschuldner ein Vertrag bis auf eine bestimmte Zeit abgeschlossen worden, so nützt er darüber hinaus weder dem Hauptschuldner, noch seinem Bürgen etwas. Wenn nun der Hauptschuldner, ohne auf seine Person Rücksicht zu nehmen, dahin abgeschlossen, dass gegen den Bürgen keine Klage angestellt werde, so glauben Einige, dass dies dem Bürgen nicht zu Statten komme, obgleich der Hauptschuldner daran Interesse haben könne; weil ja dem Bürgen nur die Einrede zu Statten käme, welche auch der Hauptschuldner hat. Ich habe gelernt, dass dem Bürgen die Einrede nütze; denn auf diese Weise scheint sie ihm nicht sowohl durch eine freie Person erworben zu werden, sondern man glaubt dadurch für den, welcher den Vertrag abgeschlossen hat, zu sorgen. Und dies ist jetzt Rechtens. 2Erst hat man einen Vertrag geschlossen, nicht zu klagen, nachher einen andern, dass man klagen dürfe; der erste Vertrag wird durch den zweiten aufgehoben werden, zwar nicht von selbst, sowie eine Stipulation durch Stipulation aufgehoben wird, wenn die Absicht der Contrahenten darauf gegangen ist; weil in Stipulationen das Recht in Frage kommt, bei Verträgen aber nur die Thatsache: und deshalb wird die Einrede durch Gegenrede aufgehoben werden. Eben daher kommt es auch, dass den Bürgen der frühere Vertrag nichts nützt. Ist aber der Vertrag von der Art gewesen, dass er auch die Klage aufhob, z. B. die aus Injurien, so wird man nicht klagen können, wenn man einen Vertrag geschlossen, dass man klagen dürfe. Der Grund ist der, dass die frühere Klage schon aufgehoben worden, und der spätere Vertrag unwirksam ist, um eine Klage zu erzeugen. Denn nicht aus Vertrag entsteht die Klage wegen Injurien, sondern aus zugefügtem Schimpfe. Dasselbe werden wir auch von Contracten guten Glaubens sagen, wenn ein geschlossener Vertrag die ganze Verbindlichkeit aufgehoben hat, z. B. bei Klagen aus dem Kaufe. Denn es wird die frühere Verbindlichkeit nicht durch den neuen Vertrag wieder aufgefrischt, sondern der Vertrag wird zu einem andern Contracte dienlich sein. Wenn aber der Vertrag so sich gestaltete, dass nicht der ganze Contract dadurch aufgehoben, sondern dieser nur vermindert wurde, so kann der spätere Vergleich den frühern Contract erneuern. Dies kann auch bei der Klage auf die Mitgift vor sich gehen. Man nehme an, eine Frau habe dahin abgeschlossen, dass die Mitgift gleich zurückgegeben werde, nachher aber schliesse sie dahin ab, dass die Mitgift zu der Zeit, welche die Gesetze bestimmten, zurückgegeben werde: hier wird die Mitgift anfangen, auf ihr altes Recht zurückzukommen, und man darf nicht sagen, dass der Zustand der Mitgift durch den Vertrag verschlechtert worden; denn so oft die Klage auf die Mitgift zu der Stellung im Rechte zurückkommt, welche das Gesetz ihrem Wesen angewiesen hat, verschlechtert sich nicht ihre Lage, sondern sie wird nur wieder in ihre Schranken gebracht. Das hat auch den Beifall unsers Scävola erhalten. 3Ad Dig. 2,14,27,3BOHGE, Bd. 2 (1871), S. 293: Ungiltigkeit des im voraus erklärten Verzichts auf Schadensersatz aus grobem Verschulden. Pactum ne dolus praestetur.ROHGE, Bd. 4 (1872), S. 81: Ungiltigkeit des im voraus erklärten Verzichts auf Schadensersatz aus grobem Verschulden. Pactum ne dolus praestetur.Man kann durch blossen Vertrag nicht bewirken, dass man für bösen Vorsatz nicht einstehe: indessen wenn man dahin abgeschlossen, dass nicht depositi geklagt werde, scheint man in der That eben darüber abgeschlossen zu haben, dass man für bösen Vorsatz nicht einstehe. Und doch gilt der Vertrag. 4Verträge, welche eine Schändlichkeit enthalten, dürfen nicht beachtet werden, z. B. wenn ich dahin abschliessen will, nicht aus Diebstahl oder zugefügten Injurien zu klagen, im Fall du dergleichen begangen haben würdest; denn es ist von Nutzen, die Strafe des Diebstahls und der Injurien zu fürchten. Aber wenn dies begangen ist, kann man darüber Verträge abschliessen. Ebenfalls können wir nicht dahin abschliessen, dass ich das Interdict woraus gewaltsam (unde vi) nicht gebrauche, in soweit das öffentliche Wohl dabei ins Spiel kommt. Und überhaupt, wenn der Vertrag vom Privatinteresse abgeht, so ist er nicht zu beachten: denn vor allen Dingen ist das Augenmerk dahin zu richten, dass ein über die eine Sache oder mit der einen Person abgeschlossener Vertrag einer andern Sache oder Person keinen Schaden bringe. 5Wenn du mir 10 Geldstücke schuldig bist, und ich dahin abgeschlossen, nicht 20 von dir zu verlangen, so billigt man es, dass dir die Einrede des Vertrags oder des bösen Vorsatzes im Betreff der 10 nützlich sei. Ebenfalls würde, wenn du mir 20 schuldig bist, und ich dahin abgeschlossen, 10 nicht zu verlangen, durch die mir entgegenzusetzende Einrede bewirkt werden, dass ich nur die übrigen 10 verlangen dürfe. 6Habe ich mir aber den Stichus oder 10 Geldstücke versprechen lassen, sodann über die 10 einen Vertrag abgeschlossen, und klage ich nun auf den Stichus oder die 10, so wird mir wohl die Einrede des geschlossenen Vertrags für immer entgegenstehen. Denn sowie durch Zahlung, Klage und Erlassung eines Gegenstandes die ganze Verbindlichkeit aufgelöst werde, so werde auch durch Abschliessung eines Vertrags, die Nicht-Einklagung des einen Gegestands betreffend, die ganze Verbindlichkeit aufgehoben. Aber wenn unsre Absicht darauf gegangen, dass mir nicht die 10, sondern Stichus gegeben werde, so kann ich ganz wirksam auf den Stichus klagen, ohne dass mir eine Einrede entgegengesetzt werden dürfe. Dasselbe findet auch Statt, wenn man übereingekommen, den Stichus nicht zu verlangen. 7Aber wenn du mir überhaupt einen Sclaven schuldig bist, und ich dahin abgeschlossen, den Stichus nicht einzuklagen, so wird mir zwar die Einrede des Vertrags entgegenstehen, wenn ich den Stichus einklage; klage ich aber auch auf einen andern, so werde ich richtig klagen. 8Ebenfalls, wenn ich dahin abgeschlossen, eine Erbschaft nicht einzuklagen, und nachher die einzelnen Sachen derselben als Erbe verlange, so wird die Einrede des geschlossenen Vertrag anzufügen sein: eben so, als wenn wir übereingekommen sind, dass ich auf ein Grundstück, auf den Niessbrauch, auf ein Schiff oder Gebäude nicht klage, und nach Auflösung derselben ich ihre einzelnen Stücke einklagen wollte; es müsste denn ausdrücklich die Absicht auf etwas Anders gegangen sein. 9War die Annahme eines Gegenstandes als geleistet von keiner Wirkung, so scheint doch stillschweigend beabsichtigt worden zu sein, dass der Gegenstand nicht eingeklagt werde. 10Ein Sclave kann für einen Erben, der erst später antreten wird, nicht namentlich einen Vertrag abschliessen, weil dieser noch nicht sein Herr ist; ist indess der Vertrag nur in Bezug auf den Gegenstand geschlossen, so kann er dem Erben zugeeignet werden.

Dig. 9,2,40Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. In le­ge Aqui­lia, si de­le­tum chi­ro­gra­phum mi­hi es­se di­cam, in quo sub con­di­cio­ne mi­hi pe­cu­nia de­bi­ta fue­rit, et in­ter­im tes­ti­bus quo­que id pro­ba­re pos­sim, qui tes­tes pos­sunt non es­se eo tem­po­re, quo con­di­cio ex­ti­tit, et si sum­ma­tim re ex­po­si­ta ad su­spi­cio­nem iu­di­cem ad­du­cam, de­beam vin­ce­re: sed tunc con­dem­na­tio­nis ex­ac­tio com­pe­tit, cum de­bi­ti con­di­cio ex­ti­te­rit: quod si de­fe­ce­rit, con­dem­na­tio nul­las vi­res ha­be­bit.

Ad Dig. 9,2,40ROHGE, Bd. 4 (1872), S. 417: Zulassung einer Schadensklage wegen Vernichtung einer bedingt lautenden Schuldverschreibung pendente conditione.Paul. lib. III. ad Ed. Mit der Aquilischen Klage wird man, wenn man behauptet, dass eine Handschrift vernichtet worden sei, welcher zufolge man eine Summe Geldes unter einer Bedingung zu fordern hatte, und vorläufig dies auch mit [solchen] Zeugen erweisen kann, welche zu der Zeit, wo die Bedingung eintritt, als Zeugen nicht gebraucht werden können, selbst dann obsiegen, wenn man bei dem Richter durch eine summarische Auseinandersetzung der Sache nur Verdacht erregt hat. Die Einforderung dessen, wozu der Beklagte verurtheilt worden ist, findet aber erst nach dem Eintritt der Bedingung für die schuldige Summe Statt; tritt sie nicht ein, so wird die Verurtheilung wirkungslos.

Dig. 9,4,4Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. In de­lic­tis ser­vo­rum scien­tia do­mi­ni quem­ad­mo­dum ac­ci­pien­da est? utrum cum con­si­lio? an et si vi­de­rit tan­tum, quam­vis pro­hi­be­re non po­tue­rit? quid enim si ad li­ber­ta­tem pro­cla­mans do­mi­no scien­te fa­ciat aut qui con­tem­nat do­mi­num? vel cum trans flu­men sit ser­vus, vi­den­te qui­dem, sed in­vi­to do­mi­no no­xiam no­ceat? rec­tius ita­que di­ci­tur scien­tiam eius ac­ci­pien­dam, qui pro­hi­be­re pot­est: et hoc in to­to edic­to in­tel­le­gen­dum est cir­ca scien­tiae ver­bum. 1Si ex­tra­neus ser­vus scien­te me fe­ce­rit eum­que red­eme­ro, noxa­lis ac­tio in me da­bi­tur, quia non vi­de­tur do­mi­no scien­te fe­cis­se, cum eo tem­po­re do­mi­nus non fue­rim. 2Cum do­mi­nus ob scien­tiam te­n­ea­tur, an ser­vi quo­que no­mi­ne dan­da sit ac­tio, vi­den­dum est: ni­si for­te prae­tor unam poe­nam a do­mi­no ex­igi vo­luit. er­go do­lus ser­vi im­pu­ni­tus erit? quod est in­iquum: im­mo utro­que mo­do do­mi­nus te­ne­bi­tur, una au­tem poe­na ex­ac­ta, quam ac­tor ele­ge­rit, al­te­ra tol­li­tur. 3Si de­trac­ta no­xae de­di­tio­ne qua­si cum con­scio do­mi­no ac­tum sit, qui non erat con­scius: ab­so­lu­tio­ne fac­ta et fi­ni­to iu­di­cio am­plius agen­do cum no­xae de­di­tio­ne ex­cep­tio­ne rei iu­di­ca­tae sum­mo­ve­bi­tur, quia res in su­pe­rius iu­di­cium de­duc­ta et fi­ni­ta est. do­nec au­tem prius iu­di­cium agi­ta­tur, li­cen­tia agen­ti est, si eum de scien­tia do­mi­ni ar­guen­da pae­ni­teat, tunc ad noxa­lem cau­sam trans­ire. con­tra quo­que si cum eo qui scit cum no­xae de­di­tio­ne ac­tum sit, am­plius in do­mi­num de­trac­ta no­xae de­di­tio­ne dan­da ac­tio non est: in ip­so au­tem iu­di­cio si vo­lue­rit et scien­tiam do­mi­ni ar­gue­re, non est pro­hi­ben­dus.

Paul. lib. III. ad Ed. Wie ist die Wissenschaft des Herrn in Betreff der Verbrechen der Sclaven zu verstehen? Ist der Rath dazu [erforderlich,] oder [genügt es], wenn er es blos mit angesehen, wiewohl es nicht hat verhindern können? Denn wie, wenn es [ein Sclav], der sich darauf beruft, dass er frei sei, mit Vorwissen des Herrn begeht? Oder der seinen Herrn verachtet? Oder wenn sich der Sclav jenseits eines Flusses befindet, und zwar im Angesicht seines Herrn, aber wider dessen Willen, eine Uebelthat begeht? — Richtiger versteht man Wissenschaft daher nur von dem, der [die That] verhindern kann; und so ist das Wort Wissenschaft im ganzen Edict zu verstehen. 1Wenn ein fremder Sclav etwas mit meinem Wissen gethan hat, und ich denselben erkauft habe, so wird die Noxalklage wider mich ertheilt werden, weil man nicht annehmen kann, dass er es mit Vorwissen seines Herrn gethan habe, da ich zu der Zeit nicht sein Herr war. 2Wenn nun der Herr wegen seiner Wissenschaft haften muss, so fragt es sich, ob die Klage auch des Sclaven wegen zu ertheilen sei, und ob nicht der Prätor blos eine Strafe vom Herrn hat eintreiben wollen; wird also die Arglist des Sclaven straflos ausgehen? Dies wäre unbillig, es wird vielmehr der Herr auf beide Weise verbindlich; allein wenn die eine Strafe je nach der Wahl des Klägers eingetrieben worden ist, so fällt die andere weg. 3Wenn, ohne Auslieferung an Schädens Statt zu verlangen11Detracta noxae deditione, eigentlich: mit absichtlicher Nichtberücksichtigung; dieser Ausdruck hat den Umständen nach verschieden übersetzt werden müssen., wider den Herrn als Mitwisser Klage erhoben worden ist, der nicht Mitwisser war, so kann [der Kläger], wenn er nach geschehener Freisprechung und geendigtem Verfahren von Neuem auf Auslieferung an Schädens Statt Klage erheben will, mit der Einrede der rechtlich entschiedenen Sache abgewehrt werden, weil die Sache schon im vorigen Verfahren zur Erörterung gebracht und beendigt worden ist. So lange aber das erstere Verfahren noch im Gange ist, steht dem Kläger frei, wenn es ihm leid werden sollte, den Herrn der Mitwissenschaft beschuldigt zu haben, zur Noxalklage überzugehen. Auch wenn umgekehrt wider den Herrn, der davon gewusst hat, die Klage auf Auslieferung an Schädens Statt geführt worden ist, darf [nachher] wider denselben keine Klage, welche die Ausliefe rung an Schädens Statt abschnitte, weiter ertheilt werden. Will er ihn aber noch während des Verfahrens selbst der Mitwissenschaft beschuldigen, so steht ihm nichts im Wege.

Dig. 12,2,14Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Quo­tiens prop­ter rem iu­ra­tur, nec pa­ren­ti nec pa­tro­no re­mit­ti­tur ius­iu­ran­dum: prop­ter rem au­tem ius­iu­ran­dum ex­igi­tur vel­uti de pe­cu­nia cre­di­ta, cum iu­rat ac­tor si­bi da­ri opor­te­re vel reus se da­re non opor­te­re. idem est, cum de pe­cu­nia con­sti­tu­ta ius­iu­ran­dum ex­igi­tur.

Paul. lib. III. ad Ed. So oft wegen einer Sache geschworen wird, so wird weder dem Vater, noch dem Patron der Eid erlassen; wegen einer Sache wird aber der Eid gefordert, z. B. wegen dargeliehenen Geldes, wenn der Kläger schwört, dass ihm gegeben werden müsse, oder der Beklagte, dass er nicht geben müsse. Dasselbe findet Statt, wenn wegen constituirten Geldes22S. den 5. Tit. des folg. Buchs. ein Eid gefordert wird.

Dig. 22,2,7Idem li­bro ter­tio ad edic­tum. In qui­bus­dam con­trac­ti­bus et­iam usu­rae de­ben­tur quem­ad­mo­dum per sti­pu­la­tio­nem. nam si de­de­ro de­cem tra­iec­ti­cia, ut sal­va na­ve sor­tem cum cer­tis usu­ris re­ci­piam, di­cen­dum est pos­se me sor­tem cum usu­ris re­ci­pe­re.

Idem lib. III. ad Ed. In einigen Contracten werden auch Zinsen [in Folge eines Pactums] auf eben die Weise geschuldet, wie vermöge einer Stipulation; denn wenn ich Zehn, welche übers Meer versendet werden sollen, [unter der Bedingung] gegeben haben werde, dass ich sie, wenn das Schiff wohlbehalten [angelangt sei], mit den bestimmten Zinsen zurückerhalten solle, so muss man sagen, dass ich den Hauptstamm mit den Zinsen zurückerhalten könne.

Dig. 26,7,22Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Tu­tor ad uti­li­ta­tem pu­pil­li et no­va­re et rem in iu­di­cium de­du­ce­re pot­est: do­na­tio­nes au­tem ab eo fac­tae pu­pil­lo non no­cent.

Paul. lib. III. ad Ed. Ein Vormund kann zum Vortheile des Mündels Novation vornehmen und einen Rechtsstreit erheben. Aber Schenkungen, die er machte, bringen dem Mündel keinen Nachteil.

Dig. 44,7,38Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Non fi­gu­ra lit­te­ra­rum, sed ora­tio­ne, quam ex­pri­munt lit­te­rae, ob­li­ga­mur, qua­te­nus pla­cuit non mi­nus va­le­re, quod scrip­tu­ra, quam quod vo­ci­bus lin­gua fi­gu­ra­tis sig­ni­fi­ca­re­tur.

Paul. lib. III. ad Ed. Nicht die Gestalt der Buchstaben ist es, die uns verbindlich macht, sondern der Sinn, welchen sie ausdrücken, weil man angenommen hat, dass Dasjenige nicht minder gültig sei, was durch Schrift, als was durch artikulirte Töne der Sprache bezeichnet wird.

Dig. 47,23,4Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Po­pu­la­ris ac­tio in­te­grae per­so­nae per­mit­ti­tur, hoc est cui per edic­tum pos­tu­la­re li­cet.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,16,8Idem li­bro ter­tio ad edic­tum. Ver­bum ‘opor­te­bit’ tam prae­sens quam fu­tu­rum tem­pus sig­ni­fi­cat. 1‘Ac­tio­nis’ ver­bo non con­ti­ne­tur ex­cep­tio.

Übersetzung nicht erfasst.