Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.ed. XXIX
Ad edictum praetoris lib.Pauli Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro XXIX

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 13,5,4Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Sed et si ci­te­rio­re die con­sti­tuat se so­lu­tu­rum, si­mi­li­ter te­ne­tur.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Aber auch wenn er constituiren sollte, dass er an einem frühern Termine zahlen werde, ist er auf gleiche Weise gehalten.

Dig. 13,5,8Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Si ve­ro mi­hi aut Ti­tio con­sti­tue­ris te so­lu­tu­rum, mi­hi com­pe­tit ac­tio: quod si, post­ea­quam so­li mi­hi te so­lu­tu­rum con­sti­tuis­ti, sol­ve­ris Ti­tio, ni­hi­lo mi­nus mi­hi te­ne­be­ris.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Wenn du aber constituirt haben solltest, dass du mir oder dem Titius zahlen werdest, so steht mir die Klage zu. Wenn du aber, nachdem du constituirt hast, dass du mir allein zahlen werdest, dem Titius gezahlt haben solltest, so wirst du mir nichts desto weniger gehalten sein;

Dig. 13,5,10Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Idem est et si ex duo­bus reis sti­pu­lan­di post al­te­ri con­sti­tu­tum, al­te­ri post­ea so­lu­tum est, quia lo­co eius, cui iam so­lu­tum est ha­be­ri de­bet is cui con­sti­tui­tur.

Ad Dig. 13,5,10Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 296, Note 2.Paul. lib. XXIX. ad Ed. Dasselbe findet Statt, auch wenn das, was dem einen von zweien derselben Stipulation Theilhaftigen constituirt worden ist, dem andern nachher gezahlt worden ist, weil der, dem constituirt wird, für einen solchen, welchem schon gezahlt worden ist, gehalten werden muss.

Dig. 13,5,13Idem li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Sed si quis vi­gin­ti de­bens de­cem con­sti­tuit se so­lu­tu­rum, te­ne­bi­tur.

Idem lib. XXIX. ad Ed. Aber wenn Jemand, der Zwanzig schuldet, constituirt hat, dass er Zehn zahlen werde, so wird er gehalten sein.

Dig. 13,5,15Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Et li­cet li­be­ra per­so­na sit, per quam ti­bi con­sti­tui, non erit im­pe­d­imen­tum, quod per li­be­ram per­so­nam ad­quiri­mus, quia mi­nis­te­rium tan­tum­mo­do hoc ca­su prae­sta­re vi­de­tur.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Und wenngleich es eine freie Person sein sollte, durch welche ich dir constituirt habe, so wird [dies doch] kein Hinderniss sein, dass wir durch eine freie Person erwerben, weil sie in diesem Fall nur einen Dienst zu leisten scheint.

Dig. 13,5,17Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Sed et si alia die of­fe­rat nec ac­tor ac­ci­pe­re vo­luit nec ul­la cau­sa ius­ta fuit non ac­ci­pien­di, ae­quum est suc­cur­ri reo aut ex­cep­tio­ne aut ius­ta in­ter­pre­ta­tio­ne, ut fac­tum ac­to­ris us­que ad tem­pus iu­di­cii ip­si no­ceat: ut il­la ver­ba ‘ne­que fe­cis­set’ hoc sig­ni­fi­cent, ut ne­que in diem in quem con­sti­tuit fe­ce­rit ne­que post­ea.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Aber auch wenn er [die Schuld] an einem andern Termin anbieten sollte, und der Kläger [sie] weder hat annehmen wollen, noch irgend ein gerechter Grund, [sie] nicht anzunehmen, vorhanden war, so ist es billig, dass dem Beklagten entweder durch eine Einrede oder durch eine gerechte Auslegung zu Hülfe gekommen werde, damit die Handlung des Klägers bis zur Zeit der [Einlassung auf die] Klage [diesem] selbst schade, so dass jene Worte: noch gethan habe, dies bedeuten, dass er es weder zu dem Termin, auf welchen er constituirt hat, gethan hat, noch nachher.

Dig. 13,5,19Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Id quod sub con­di­cio­ne de­be­tur, si­ve pu­re si­ve cer­to die con­sti­tua­tur, ea­dem con­di­cio­ne sus­pen­di­tur, ut ex­is­ten­te con­di­cio­ne te­n­ea­tur de­fi­cien­te utra­que ac­tio de­per­eat. 1Sed is qui pu­re de­bet si sub con­di­cio­ne con­sti­tuat, in­quit Pom­po­nius in hunc uti­lem ac­tio­nem es­se. 2Si pa­ter vel do­mi­nus con­sti­tue­rit se so­lu­tu­rum quod fuit in pe­cu­lio, non mi­nue­re­tur pe­cu­lium eo, quod ex ea cau­sa ob­stric­tus es­se coe­pe­rit: et li­cet in­ter­ie­rit pe­cu­lium, non ta­men li­be­ra­tur.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Das, was unter einer Bedingung geschuldet wird, möge es ohne Nebenbestimmung oder auf einen bestimmten Termin constituirt werden, wird von derselben Bedingung abhängig gemacht, so dass beim Eintritt der Bedingung [der Beklagte] gehalten ist, beim Wegfall derselben beide Klagen untergehen. 1Aber wenn derjenige, welcher ohne Nebenbestimmung schuldet, unter einer Bedingung constituiren sollte, so sagt Pomponius, dass gegen diesen eine analoge Klage Statt findet. 2Wenn ein Vater oder ein Herr constituirt haben sollte, dass er bezahlen werde, was im Sondergut gewesen ist, so würde das Sondergut dadurch, dass er aus jenem Grunde angefangen hat, verpflichtet zu sein, nicht vermindert werden, und obgleich das Sondergut untergegangen sein sollte, so wird er doch nicht befreit;

Dig. 13,5,21Idem li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Pro­mis­sor Sti­chi post mo­ram ab eo fac­tam mor­tuo Sti­cho si con­sti­tue­rit se pre­tium eius so­lu­tu­rum, te­ne­tur. 1Si si­ne die con­sti­tuas, pot­est qui­dem di­ci te non te­ne­ri, li­cet ver­ba edic­ti la­te pa­teant: alio­quin et con­fes­tim agi te­cum pot­erit, si sta­tim ut con­sti­tuis­ti non sol­vas: sed mo­di­cum tem­pus sta­tuen­dum est non mi­nus de­cem die­rum, ut ex­ac­tio ce­le­bre­tur. 2Con­sti­tu­to sa­tis non fa­cit, qui so­lu­tu­rum se con­sti­tuit, si of­fe­rat sa­tis­fac­tio­nem. si quis au­tem con­sti­tuat se sa­tis­da­tu­rum, fi­de­ius­so­rem vel pi­g­no­ra det, non te­ne­tur, quia ni­hil in­ter­sit, quem­ad­mo­dum sa­tis­fa­ciat.

Idem lib. XXIX. ad Ed. Der Versprecher des Stichus ist, da Stichus, nachdem von jenem Verzug begangen war, gestorben ist, gehalten, wenn er constituirt haben sollte, dass er den Werth desselben zahlen werde. 1Wenn du ohne Zeitbestimmung (dies) constituiren solltest, so kann man zwar sagen, dass du nicht gehalten seiest, obgleich die Worte des Edicts sich weit erstrecken; sonst würde man auch sogleich gegen dich klagen können, wenn du nicht sogleich, sowie du constituirt hast, zahlen solltest; aber man muss eine mässige Zeit bestimmen, nicht weniger als zehn Tage, damit die Einklagung vor sich gehe. 2[Derjenige,] welcher constituirt hat, dass er zahlen werde, genügt dem Constitutum nicht, wenn er Sicherheitsleistung beibringen sollte. Wenn aber Jemand constituiren sollte, dass er Sicherheit bestellen werde, [und] einen Bürgen oder Pfänder bestellen sollte, so ist er nicht gehalten, weil es kein Unterschied ist, auf welche Weise er Sicherheit leiste.

Dig. 13,6,2Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Nec in fu­rio­sum com­mo­da­ti ac­tio dan­da est. sed ad ex­hi­ben­dum ad­ver­sus eos da­bi­tur, ut res ex­hi­bi­ta vin­di­ce­tur.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Auch nicht gegen einen Rasenden ist die Leihklage zu geben, sondern es wird gegen solche [die Klage] auch Vorzeigung gegeben werden, damit die vorgezeigte Sache vindicirt werde.

Dig. 13,6,15Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Com­mo­da­re pos­su­mus et­iam alie­nam rem, quam pos­si­de­mus, tam­et­si scien­tes alie­nam pos­si­de­mus,

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Wir können auch eine fremde Sache, welche wir besitzen, verleihen, obgleich wir sie wissentlich als eine fremde besitzen;

Dig. 13,6,17Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. In com­mo­da­to haec pac­tio, ne do­lus prae­ste­tur, ra­ta non est. 1Con­tra­ria com­mo­da­ti ac­tio et­iam si­ne prin­ci­pa­li mo­ve­ri pot­est, sic­ut et ce­te­rae quae di­cun­tur con­tra­riae. 2Si ex fac­to he­redis aga­tur com­mo­da­ti, in so­li­dum con­dem­na­tur, li­cet ex par­te he­res est. 3Sic­ut au­tem vo­lun­ta­tis et of­fi­cii ma­gis quam ne­ces­si­ta­tis est com­mo­da­re, ita mo­dum com­mo­da­ti fi­nem­que prae­scri­be­re eius est qui be­ne­fi­cium tri­buit. cum au­tem id fe­cit, id est post­quam com­mo­da­vit, tunc fi­nem prae­scri­be­re et re­tro age­re at­que in­tem­pes­ti­ve usum com­mo­da­tae rei au­fer­re non of­fi­cium tan­tum im­pe­dit, sed et sus­cep­ta ob­li­ga­tio in­ter dan­dum ac­ci­pien­dum­que. ge­ri­tur enim neg­otium in­vi­cem et id­eo in­vi­cem pro­pos­i­tae sunt ac­tio­nes, ut ap­pa­reat, quod prin­ci­pio be­ne­fi­cii ac nu­dae vo­lun­ta­tis fue­rat, con­ver­ti in mu­tuas prae­sta­tio­nes ac­tio­nes­que ci­vi­les. ut ac­ci­dit in eo, qui ab­sen­tis neg­otia ge­re­re in­choavit: ne­que enim im­pu­ne peritu­ra de­se­ret: sus­ce­pis­set enim for­tas­sis alius, si is non coe­pis­set: vo­lun­ta­tis est enim sus­ci­pe­re man­da­tum, ne­ces­si­ta­tis con­sum­ma­re. igi­tur si pu­gil­la­res mi­hi com­mo­das­ti, ut de­bi­tor mi­hi ca­ve­ret, non rec­te fa­cies im­por­tu­ne re­pe­ten­do: nam si ne­gas­ses, vel emis­sem vel tes­tes ad­hi­buis­sem. idem­que est, si ad ful­cien­dam in­su­lam tig­na com­mo­das­ti, de­in­de pro­tra­xis­ti aut et­iam sciens vi­tio­sa com­mo­da­ve­ris: ad­iu­va­ri quip­pe nos, non de­ci­pi be­ne­fi­cio opor­tet. ex qui­bus cau­sis et­iam con­tra­rium iu­di­cium uti­le es­se di­cen­dum est. 4Dua­bus re­bus com­mo­da­tis rec­te de al­te­ra com­mo­da­ti agi pos­se Vi­via­nus scrip­sit: quod ita vi­de­ri ve­rum, si se­pa­ra­tae sint, Pom­po­nius scrip­sit: nam eum, qui car­ru­cam pu­ta vel lec­ti­cam com­mo­da­vit, non rec­te ac­tu­rum de sin­gu­lis par­ti­bus. 5Rem com­mo­da­tam per­di­di et pro ea pre­tium de­di, de­in­de res in po­tes­ta­te tua venit: La­beo ait con­tra­rio iu­di­cio aut rem mi­hi prae­sta­re te de­be­re aut quod a me ac­ce­pis­ti red­de­re.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Beim Leihcontract ist eine Verabredung der Art: dass man für böse Absicht nicht stehen solle, nicht gültig. 1Die Gegenleihklage kann auch ohne die Haupt[klage] angestellt werden, sowie auch die übrigen, welche Gegen[klagen] genannt werden. 2Wenn wegen einer Handlung eines Erben mit der Leihklage geklagt werden sollte, so wird er aufs Ganze verurtheilt, wenngleich er Erbe auf einen Theil ist. 3Sowie es aber mehr [Sache] des Willens und der [Gewissens-]Pflicht, als der Nothwendigkeit ist, zu verleihen, so ist auch, das Maass und den Zweck des Geliehenen vorzuschreiben, [Sache] desjenigen, welcher [diese] Wohlthat ertheilt. Wenn er dies aber gethan, das heisst, nachdem er verliehen hat, dann [erst] den Zweck vorzuschreiben, und rückwärts zu handeln, und unzeitig den Gebrauch der geliehenen Sache hinwegzunehmen, verhindert nicht blos die Pflicht, sondern auch die unter Geben und Empfangen eingegangene Verbindlichkeit; denn es wird gegenseitig ein Geschäft geführt, und darum sind gegenseitig Klagen aufgestellt, damit es erhelle, dass das, was Anfangs [Sache] der Wohlthat und des blossen Willens gewesen war, in gegenseitige Leistungen und bürgerliche Klagen verwandelt werde, wie es bei demjenigen geschieht, welcher angefangen hat, die Geschäfte eines Abwesenden zu führen. Denn er wird auch nicht ungestraft [die Geschäfte in dem Augenblick], da sie zu Grunde gehen werden, im Stich lassen, denn es hätte sie vielleicht ein Anderer übernommen, wenn er nicht angefangen hätte [sie zu führen]; denn es ist [Sache] des Willens, einen Auftrag zu übernehmen, der Nothwendigkeit, ihn ganz auszuführen. Wenn du mir daher Schreibtafeln geliehen hast, damit mir [auf denselben mein] Schuldner Sicherheit geben sollte, so wirst du nicht recht handeln, wenn du sie ungelegen zurückforderst; denn wenn du sie mir versagt hättest, so hätte ich entweder [mir solche] gekauft, oder Zeugen zugezogen. Dasselbe findet Statt, wenn du mir, um ein Einzelhaus zu stützen, Bauhölzer geliehen, nachher weggezogen hast, oder auch wissentlich fehlerhafte geliehen haben solltest; denn durch eine Wohlthat müssen wir unterstützt, nicht hintergangen werden. Und man muss sagen, dass aus diesen Gründen auch die Gegenklage wirksam sei. 4Vivianus hat geschrieben, dass wenn zwei Sachen geliehen sind, richtig wegen der einen mit der Leih[klage] geklagt werden könne. Und dies scheine dann wahr zu sein, hat Pomponius geschrieben, wenn sie getrennt seien; denn derjenige, welcher z. B. einen Reisewagen oder eine Sänfte verliehen hat, werde nicht richtig wegen der einzelnen Theile klagen. 5Ich habe eine [mir von dir] geliehene Sache verloren, und für dieselbe [dir] den Preis gegeben, nachher ist die Sache in deine Gewalt gekommen; Labeo sagt, dass du auf die Gegenklage entweder mir die Sache abtreten, oder was du von mir erhalten hast, zurückgeben müsstest.

Dig. 13,7,14Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Ea igi­tur, quae di­li­gens pa­ter fa­mi­lias in suis re­bus prae­sta­re so­let, a cre­di­to­re ex­igun­tur.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Das also, wofür ein fleissiger Hausvater bei seinen Sachen zu stehen pflegt, wird vom Gläubiger gefordert.

Dig. 13,7,16Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Tu­tor le­ge non re­fra­gan­te si de­de­rit rem pu­pil­li pig­no­ri, tuen­dum erit, sci­li­cet si in rem pu­pil­li pe­cu­niam ac­ci­piat. idem est et in cu­ra­to­re ad­ules­cen­tis vel fu­rio­si. 1Con­tra­riam pig­ne­ra­ti­ciam cre­di­to­ri ac­tio­nem com­pe­te­re cer­tum est: pro­in­de si rem alie­nam vel alii pig­ne­ra­tam vel in pu­bli­cum ob­li­ga­tam de­dit, te­ne­bi­tur, quam­vis et stel­lio­na­tus cri­men com­mit­tat. sed utrum ita de­mum, si scit, an et si igno­ra­vit? et quan­tum ad cri­men per­ti­net, ex­cu­sat igno­ran­tia: quan­tum ad con­tra­rium iu­di­cium, igno­ran­tia eum non ex­cu­sat, ut Mar­cel­lus li­bro sex­to di­ges­to­rum scri­bit. sed si sciens cre­di­tor ac­ci­piat vel alie­num vel ob­li­ga­tum vel mor­bosum, con­tra­rium ei non com­pe­tit. 2Et­iam vec­ti­ga­le prae­dium pig­no­ri da­ri pot­est: sed et su­per­fi­cia­rium, quia ho­die uti­les ac­tio­nes su­per­fi­cia­riis dan­tur.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Wenn ein Vormund ohne dass das Gesetz dawider ist, eine Sache des Mündels zum Pfande gegeben haben sollte, so ist es zu schützen; nämlich wenn er auf die Sache des Mündels Geld empfangen sollte. Dasselbe findet auch bei dem Curator eines Jünglings oder Rasenden Statt. 1Es ist gewiss, dass dem Gläubiger die Gegenpfandklage zusteht. Deshalb wird [der Schuldner,] wenn er eine fremde oder eine einem Andern verpfändete, oder eine dem öffentlichen Schatz [als Pfand] verbindliche Sache gegeben hat, [auf die Gegenklage] gehalten sein, obwohl er auch das Verbrechen des Stellionatus11S. die Bem. zu L. 13. §. D. de his qui not. inf. 3. 2. begeht. Aber ob nur dann, wenn er es weiss, oder auch wenn er es nicht gewusst hat? Und soviel das Verbrechen betrifft, so entschuldigt das Nichtwissen, soviel die Gegenklage, so entschuldigt ihn das Nichtwissen nicht, wie Marcellus im sechsten Buche der Digesten schreibt. Aber wenn der Gläubiger wissentlich entweder einen fremden, oder [als Pfand schon] verbindlichen oder kranken [Sclaven] annehmen sollte, so steht ihm die Gegenklage nicht zu. 2Auch ein erbpachtliches Grundstück kann zum Pfand gegeben werden; aber auch ein superficiarisches22Das Recht der superficies ist das dem Eigenthum sehr nahe kommende, vom Eigenthümer einem Andern an dem, was über den Grund und Boden hervorragt (superficies), z. B. an einem Hause, eingeräumte dingliche Recht, kraft dessen der letztere (der Superficiar) das volle Gebrauchs- und Dispositionsrecht an der Sache hat, wofür er in der Regel dem Eigenthümer eine jährliche Abgabe zu leisten hat. S. B. 43. Tit. 18., weil heutzutage den Superficiarien analoge Klagen gegeben werden.

Dig. 13,7,18Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Si con­ve­ne­rit, ut no­men de­bi­to­ris mei pig­no­ri ti­bi sit, tuen­da est a prae­to­re haec con­ven­tio, ut et te in ex­igen­da pe­cu­nia et de­bi­to­rem ad­ver­sus me, si cum eo ex­pe­riar, tuea­tur. er­go si id no­men pe­cu­nia­rium fue­rit, ex­ac­tam pe­cu­niam te­cum pen­sa­bis, si ve­ro cor­po­ris ali­cu­ius, id quod ac­ce­pe­ris erit ti­bi pig­no­ris lo­co. 1Si nu­da pro­prie­tas pig­no­ri da­ta sit, usus fruc­tus, qui post­ea ad­cre­ve­rit, pig­no­ri erit: ean­dem cau­sa est al­lu­vio­nis. 2Si fun­dus pig­ne­ra­tus ven­ie­rit, ma­ne­re cau­sam pig­no­ris, quia cum sua cau­sa fun­dus trans­eat: sic­ut in par­tu an­cil­lae, qui post ven­di­tio­nem na­tus sit. 3Si quis ca­ve­rit, ut sil­va si­bi pig­no­ri es­set, na­vem ex ea ma­te­ria fac­tam non es­se pig­no­ri Cas­sius ait, quia aliud sit ma­te­ria, aliud na­vis: et id­eo no­mi­na­tim in dan­do pig­no­re ad­icien­dum es­se ait: ‘quae­que ex sil­va fac­ta na­ta­ve sint’. 4Ser­vus rem pe­cu­lia­rem si pig­no­ri de­de­rit, tuen­dum est, si li­be­ram pe­cu­lii ad­mi­nis­tra­tio­nem ha­buit: nam et alie­na­re eas res pot­est.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Wenn wir übereingekommen sein sollten, dass die Forderung an meinen Schuldner dir zum Pfand dienen solle, so ist diese Uebereinkunft vom Prätor zu schützen, so dass er sowohl dich beim Einklagen des Geldes, als auch den Schuldner gegen mich, wenn ich gegen ihn verfahren sollte, schütze. Also wirst du, wenn es eine Geldforderung gewesen sein sollte, das eingeklagte Geld mit dir (gegen deine Forderung an mich) abrechnen; wenn aber [eine Forderung] irgend eines Körpers, so wird das, was du empfangen haben wirst, dir an Statt eines Pfandes sein. 1Wenn das blosse Eigenthum zum Pfand gegeben sein sollte, so wird der Niessbrauch, welcher nachher etwa angewachsen ist, [gleichfalls] zum Pfande dienen; dasselbe Verhältniss findet bei der Anspülung Statt. 2Ad Dig. 13,7,18,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 226a, Note 11.Wenn ein verpfändetes Grundstück verkauft sein sollte, so bleibt das Pfandverhältniss, weil das Grundstück mit seiner Zubehör [auf den Käufer] übergehe, sowie bei der Leibesfrucht einer Sclavin, welche erst nach dem Verkauf geboren worden ist. 3Ad Dig. 13,7,18,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 187, Note 2.Wenn Jemand [sich] die Sicherheit verschafft haben sollte, dass ein Wald ihm zum Pfande dienen sollte, so sei ein aus diesem Holz gebautes Schiff nicht [Gegenstand] des Pfandes, sagt Cassius, weil etwas Anderes das Holz, etwas Anderes das Schiff sei; und darum, sagt er, sei bei dem Geben des Pfandes namentlich beizufügen: und was etwa aus dem Wald gemacht oder hervorgebracht ist. 4Wenn ein Sclav eine zum Sondergut gehörige Sache zum Pfand gegeben haben sollte, so ist es zu schützen, wenn er freie Verwaltung des Sonderguts gehabt hat; denn er kann diese Sachen auch veräussern.

Dig. 13,7,20Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Alie­na res pig­no­ri da­ri vo­lun­ta­te do­mi­ni pot­est: sed et si igno­ran­te eo da­ta sit et ra­tum ha­bue­rit, pig­nus va­le­bit. 1Si plu­ri­bus res si­mul pig­no­ri de­tur, ae­qua­lis om­nium cau­sa est. 2Si per cre­di­to­rem ste­tit, quo mi­nus ei sol­va­tur, rec­te agi­tur pig­ne­ra­ti­cia. 3In­ter­dum et­si so­lu­ta sit pe­cu­nia, ta­men pig­ne­ra­ti­cia ac­tio in­hi­ben­da est, vel­uti si cre­di­tor pig­nus suum eme­rit a de­bi­to­re.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Eine fremde Sache kann mit dem Willen des Eigenthümers zum Pfande gegeben werden; aber auch wenn sie ohne sein Wissen gegeben sein und er es genehmigt haben sollte, so wird das Pfand gelten. 1Wenn Mehreren eine Sache zugleich zum Pfand gegeben werden sollte, so ist das Verhältniss Aller gleich. 2Ad Dig. 13,7,20,2ROHGE, Bd. 20 (1877), Nr. 3, S. 7: Verzug des Pfandnehmers in Rückgabe des Pfandes als Folge der Weigerung der Annahme der Pfandschuld.Wenn es an dem Gläubiger gelegen hat, dass ihm nicht gezahlt wird, so wird mit Recht mit der Pfand[klage] geklagt. 3Zuweilen ist, auch wenn das [schuldige] Geld gezahlt sein sollte, gleichwohl die Pfandklage einzustellen; wie wenn der Gläubiger sein Pfand vom Schuldner gekauft haben sollte.

Dig. 14,1,3Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. nec quic­quam fa­ce­re, quo­tam quis­que por­tio­nem in na­ve ha­beat, eum­que qui prae­sti­te­rit so­cie­ta­tis iu­di­cio a ce­te­ris con­se­cu­tu­rum.

Ad Dig. 14,1,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 407, Note 7.Paul. lib. XXIX. ad Ed. und es thut nichts zur Sache, welchen Antheil Jeder am Schiffe habe; derjenige, der bezahlt hat, kann mittelst der Gesellschaftsklage sich an die Andern halten.

Dig. 14,1,5Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Si eum, qui in mea po­tes­ta­te sit, ma­gis­trum na­vis ha­beas, mi­hi quo­que in te com­pe­tit ac­tio, si quid cum eo con­tra­xe­ro: idem est, si com­mu­nis ser­vus no­bis erit. ex lo­ca­to ta­men me­cum ages, quod ope­ras ser­vi mei con­du­xe­ris, quia et si cum alio con­tra­xis­set, age­res me­cum, ut ac­tio­nes, quas eo no­mi­ne ha­bui, ti­bi prae­sta­rem, quem­ad­mo­dum cum li­be­ro, si qui­dem con­du­xis­ses, ex­per­ie­ris: quod si gra­tui­tae ope­rae fue­rint, man­da­ti ages. 1Item si ser­vus meus na­vem ex­er­ce­bit et cum ma­gis­tro eius con­tra­xe­ro, ni­hil ob­sta­bit, quo mi­nus ad­ver­sus ma­gis­trum ex­pe­riar ac­tio­ne, quae mi­hi vel iu­re ci­vi­li vel ho­no­ra­rio com­pe­tit: nam et cui­vis alii non ob­stat hoc edic­tum, quo mi­nus cum ma­gis­tro age­re pos­sit: hoc enim edic­to non trans­fer­tur ac­tio, sed ad­ici­tur. 2Si unus ex his ex­er­ci­to­ri­bus cum ma­gis­tro na­vis con­tra­xe­rit, age­re cum aliis ex­er­ci­to­ri­bus pot­erit,

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Wenn du einen, der in meiner Gewalt steht, zum Schiffer hast, so steht auch mir die Klage gegen dich zu, wenn ich mit ihm contrahirt habe. Dasselbe gilt, wenn es ein uns gemeinschaftlicher Sclav ist; doch wirst du die Miethklage gegen mich haben, insofern du die Dienste meines Sclaven gemiethet; weil du, auch wenn er mit einem andern contrahirt hätte, gegen mich würdest klagen können, dass ich die Klagen, die ich aus diesem Grunde hätte, dir abträte; so wie du einem Freien, wenn du ihn gedungen hättest, belangen könntest. Wären aber die Dienste unentgeltlich gewesen, so würdest du die Auftragsklage haben. 1So auch, wenn mein Sclav Rheder ist und ich mit seinem Schiffer contrahire, hindert mich nichts, wider den Schiffer die Klage anzustellen, die mir nach dem Civil- oder dem prätorischen Rechte zusteht; denn auch jedem Andern steht dieses Edict nicht im Wege, wider den Schiffer zu klagen, da durch dasselbe die Klage nicht übertragen33Vom Schiffer auf den Rheder., sondern eine hinzugethan wird44Eine neue wider den Rheder.. 2Wenn einer von diesen Rhedern mit dem Schiffer contrahirt, so kann er wider die andern Rheder klagen.

Dig. 14,3,16Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Si cum vi­li­co ali­cu­ius con­trac­tum sit, non da­tur in do­mi­num ac­tio, quia vi­li­cus prop­ter fruc­tus per­ci­pien­dos, non prop­ter quaes­tum prae­po­ni­tur. si ta­men vi­li­cum dis­tra­hen­dis quo­que mer­ci­bus prae­po­si­tum ha­bue­ro, non erit in­iquum ex­em­plo in­sti­to­riae ac­tio­nem in me com­pe­te­re.

Paul. lib. XXIX. ad Ed. Wenn mit einem Gutsverwalter ein Contract geschlossen worden ist, so wird gegen den Herrn keine Klage gegeben, weil ein Verwalter nicht zum Gelderwerb, sondern zum Ernten der Früchte angestellt ist. Wenn ich jedoch den Verwalter auch dem Verkaufe von Waaren vorsetze, so wird nicht ungerechter Weise nach dem Beispiel der Factorklage eine Klage gegen mich Statt finden.

Dig. 21,2,36Idem li­bro vi­ce­si­mo no­no ad edic­tum. Na­ve aut do­mu emp­ta sin­gu­la cae­men­ta vel ta­bu­lae emp­tae non in­tel­le­gun­tur id­eo­que nec evic­tio­nis no­mi­ne ob­li­ga­tur ven­di­tor qua­si evic­ta par­te.

Idem lib. XXIX. ad Ed. Wenn ein Schiff oder ein Haus gekauft worden ist, so sieht man die einzelnen Mauersteine oder Breter nicht als gekauft an55Weil die Stipulation nur auf das Ganze ging und streng nach den Worten erklärt wurde, weshalb sie nur dann eine Klage begründete, wenn das Ganze, oder ein solcher Theil des Ganzen, an welchem auch nach der Trennung das Ganze erkannt werden kann (ein homogener Theil) entwährt worden ist. S. v. Glück a. a. O. S. 221. u. 345., und darum wird der Verkäufer auch nicht wegen der Entwährung [derselben] verbindlich, gleich als ob ein Theil entwährt wäre.