Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.ed. XXI
Ad edictum praetoris lib.Pauli Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro XXI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 6,1,2Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Sed si par nu­me­rus duo­rum in­ter­fue­rit, ne­uter so­li­dum gre­gem, sed ne par­tem di­mi­diam to­tius eius vin­di­ca­bit. sed si ma­io­rem nu­me­rum al­ter ha­beat, ut de­trac­to alie­no ni­hi­lo mi­nus gre­gem vin­di­ca­tu­rus sit, in re­sti­tu­tio­nem non ve­niunt alie­na ca­pi­ta.

Ad Dig. 6,1,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 137, Note 6.Paul. lib. XXI. ad Ed. Gehört zweien eine gleiche Anzahl [von der Heerde], so kann keiner von ihnen [allein] die ganze Heerde, aber eben so wenig die Hälfe derselben zurückfordern. Gehört aber dem einen die grössere Zahl, so dass er mit Abzug des ihm nicht gehörigen Theils nichts desto weniger die Heerde [als solche] zurückfordern kann, so werden die ihm nicht gehörigen Stücke [Vieh] in die Herausgabe nicht begriffen.

Dig. 6,1,4Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Quo qui­dem ca­su et­iam com­mu­ni di­vi­dun­do agi pot­erit: sed et fur­ti et ad ex­hi­ben­dum te­ne­bi­tur, qui do­lo ma­lo con­fun­den­dum id ar­gen­tum cu­ra­vit: ita ut in ad ex­hi­ben­dum ac­tio­ne pre­tii ra­tio ha­be­ri de­beat, in vin­di­ca­tio­ne vel com­mu­ni di­vi­dun­do ac­tio­ne hoc am­plius fe­rat, cu­ius ar­gen­tum pre­tio­sius fue­rat.

Paul. lib. XXI. ad Ed. in welchem Fall auch die Theilungsklage eines Gemeingutes angestellt werden kann. Wer arglistiger Weise das Silber hat zusammenschmelzen lassen, haftet auch wegen Diebstahls und wegen Ersatzes11Ad exhib. s. Note zu Inst. II. 1. 29.; so dass bei der Klage auf den letztern, auf den Werth Rücksicht genommen werden muss, bei der Eigenthumsklage und der auf Theilung eines Gemeingutes aber auch das in Betracht kommt, wessen Silber werthvoller war.

Dig. 6,1,10Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si res mo­bi­lis pe­ti­ta sit, ubi re­sti­tui de­beat, sci­li­cet si prae­sens non sit? et non ma­lum est, si bo­nae fi­dei pos­ses­sor sit is cum quo agi­tur, aut ibi re­sti­tui ubi res sit: aut ubi agi­tur: sed sump­ti­bus pe­ti­to­ris, qui ex­tra ci­ba­ria in iter vel na­vi­ga­tio­nem fa­cien­di sunt.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn eine bewegliche Sache gefordert worden ist, wo muss da, wenn sie nicht gegenwärtig ist, ihre Herausgabe Statt finden? Es ist nicht unrichtig, dass dieselbe, wenn der Beklagte Besitzer im guten Glauben ist, entweder da, wo sie sich befindet, oder wo geklagt wird, herausgegeben werden müsse, aber auf Kosten des Klägers, insofern solche ausser den Lebensmitteln auf die Reise oder Schifffahrt verwendet werden müssen.

Dig. 6,1,12Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si ve­ro ma­lae fi­dei sit pos­ses­sor, qui in alio lo­co eam rem nac­tus sit, idem sta­tui de­bet: si ve­ro ab eo lo­co, ubi lis con­tes­ta­ta est, eam sub­trac­tam alio trans­tu­le­rit, il­lic re­sti­tue­re de­bet, un­de sub­tra­xit, sump­ti­bus suis.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn der Besitzer es aber im bösen Glauben ist, und die Sache an einem andern Orte erlangt hat, so muss dasselbe Statt finden; hat er sie aber von dem Orte, wo das Verfahren eingeleitet worden ist, heimlicher Weise wo anders hingebracht, so muss er sie da auf seine Kosten herausgeben, von wo er sie fortgeschafft hat.

Dig. 6,1,14Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Quod si ma­lit ac­tor po­tius le­gis Aqui­liae ac­tio­ne uti, ab­sol­ven­dus est pos­ses­sor. ita­que elec­tio ac­to­ri dan­da est, non ut tri­plum, sed du­plum con­se­qua­tur.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Will der Kläger lieber die Aquilische Klage anstellen, so muss der Besitzer losgesprochen werden. Dem Kläger steht daher die Wahl frei, so dass er nicht den dreifachen, sondern den doppelten Werth erlangt.

Dig. 6,1,16Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Uti­que au­tem et­iam mor­tuo ho­mi­ne ne­ces­sa­ria est sen­ten­tia prop­ter fruc­tus et par­tus et sti­pu­la­tio­nem de evic­tio­ne: non enim post li­tem con­tes­ta­tam uti­que et fa­tum pos­ses­sor prae­sta­re de­bet. 1Cul­pa non in­tel­le­gi­tur, si na­vem pe­ti­tam tem­po­re na­vi­ga­tio­nis trans ma­re mi­sit, li­cet ea per­ie­rit: ni­si si mi­nus ido­neis ho­mi­ni­bus eam com­mi­sit.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Aber auch wenn ein [streitiger] Sclav gestorben ist, ist wegen der Nutzungen der Kinder, und wegen der Stipulation über Entwährung ein Richtspruch durchaus nöthig; denn nach der Einleitung des Verfahrens braucht der Besitzer für den Zufall nicht schlechterdings zu haften22Der Sinn dieser Stelle (s. Glück VIII. p. 241.) ist so zu nehmen, dass der letzte Satz eigentlich mit einem Obgleich anfangen, und der erste mit einem concludirenden so muss doch u. s. w. folgen müsse. Man vgl. auch Hugo Donell. cit. l. T. XII. p. 546.. 1Schuld wird dann nicht als vorwaltend angenommen, wenn Jemand ein Schiff, worauf Klage erhoben worden, zur Zeit der Schifffahrt über das Meer sendet, wenn es auch untergeht, es sei denn, er habe es weniger geschickten Menschen anvertraut.

Dig. 6,1,21Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si a bo­nae fi­dei pos­ses­so­re fu­ge­rit ser­vus, re­qui­re­mus, an ta­lis fue­rit, ut et cus­to­di­ri de­bue­rit. nam si in­te­grae opi­nio­nis vi­de­ba­tur, ut non de­bue­rit cus­to­di­ri, ab­sol­ven­dus est pos­ses­sor, ut ta­men, si in­ter­ea eum usu­ce­pe­rat, ac­tio­ni­bus suis ce­dat pe­ti­to­ri et fruc­tus eius tem­po­ris quo pos­se­dit prae­stet. quod si non­dum eum usu­ce­pit, ab­sol­ven­dum eum si­ne cau­tio­ni­bus, ut ni­hil ca­veat pe­ti­to­ri de per­se­quen­da ea re: quo mi­nus enim pe­ti­tor eam rem per­se­qui pot­est, quam­vis in­ter­im, dum in fu­ga sit, usu­ca­piat? nec in­iquum id es­se Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo no­no ad edic­tum scri­bit. si ve­ro cus­to­dien­dus fuit, et­iam ip­sius no­mi­ne dam­na­ri de­be­bit, ut ta­men, si usu eum non ce­pit, ac­tor ei ac­tio­ni­bus suis ce­dat. Iu­lia­nus au­tem in his ca­si­bus, ubi prop­ter fu­gam ser­vi pos­ses­sor ab­sol­vi­tur, et­si non co­gi­tur ca­ve­re de per­se­quen­da re, ta­men ca­ve­re de­be­re pos­ses­so­rem, si rem nanc­tus fue­rit, ut eam re­sti­tuat, id­que Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo quar­to va­ria­rum lec­tio­num pro­bat: quod ve­rius est.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn dem Besitzer im guten Glauben ein Sclav entflohen ist, so nehmen wir darauf Rücksicht, ob er ein solcher war, der hätte bewacht weden müssen; denn schien er untadelhaften Betragens zu sein, so dass Bewachung nicht nöthig war, so muss der Besitzer losgesprochen werden, jedoch, wenn er ihn unterdessen ersessen hatte, dem Kläger seine Klagen abtreten, und die Nutzungen von der Zeit, während welcher er besass, gewähren. Hat er ihn noch nicht ersessen so muss er ohne Sicherheitsstellung losgesprochen werden, dergestalt, dass er dem Kläger in Betreff der Verfolgung desselben, wegen nichts haftet; denn dieser kann ihn sogleich33Quominus: nach unserm Text muss diese Lesart mit Westphal (s. bei Glück VIII. p. 233. n. 72.) quid impeditquominus etc. erklärt werden. Allein die grossen Civilisten Cujaz, Faber, Pothier, Huber u. a. haben längst für die Lesart cominus = statim entschieden, wo das ? wegfällt. So lesen auch Contius und Haloander. Duaren bei Russardus billigt ebenfalls diese Lesart. verfolgen, wenn jener auch unterdessen, während er auf der Flucht ist, die Ersitzung beendet; dass dies nicht unbillig sei, schreibt Pomponius im 39. Buche zum Edict. Hätte er aber bewacht werden müssen, so muss auch der [Besitzer] desfalls [zur Erstattung des Werths] verurtheilt werden, ihm aber dagegen, wenn er ihn noch nicht ersessen hat, der Kläger die Klagen abtreten. Julian aber sagt, es müsse der Besitzer in den Fällen, wo er wegen der Flucht eines Slaven losgesprochen wird, wenn er auch nicht genöthigt werde, wegen der Verfolgung desselben zu bürgen, dennoch Sicherheit bestellen, den Sclaven, wenn er seiner wieder habhaft wird, herauszugeben. Dies billigt auch Pomponius im 34. Buche seiner vermischten Schriften, und es ist richtig.

Dig. 6,1,23Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. In rem ac­tio com­pe­tit ei, qui aut iu­re gen­tium aut iu­re ci­vi­li do­mi­nium ad­quisiit. 1Lo­ca sa­cra, item re­li­gio­sa, qua­si nos­tra in rem ac­tio­ne pe­ti non pos­sunt. 2Si quis rei suae alie­nam rem ita ad­ie­ce­rit, ut pars eius fie­ret, vel­uti si quis sta­tuae suae brac­chium aut pe­dem alie­num ad­ie­ce­rit, aut scy­pho an­sam vel fun­dum, vel can­de­la­bro sigil­lum, aut men­sae pe­dem, do­mi­num eius to­tius rei ef­fi­ci ve­re­que sta­tuam suam dic­tu­rum et scy­phum ple­ri­que rec­te di­cunt. 3Sed et id, quod in char­ta mea scri­bi­tur aut in ta­bu­la pin­gi­tur, sta­tim meum fit: li­cet de pic­tu­ra qui­dam con­tra sen­se­rint prop­ter pre­tium pic­tu­rae: sed ne­ces­se est ei rei ce­di, quod si­ne il­la es­se non pot­est. 4In om­ni­bus igi­tur is­tis, in qui­bus mea res per prae­va­len­tiam alie­nam rem tra­hit meam­que ef­fi­cit, si eam rem vin­di­cem, per ex­cep­tio­nem do­li ma­li co­gar pre­tium eius quod ac­ces­se­rit da­re. 5Item quae­cum­que aliis iunc­ta si­ve ad­iec­ta ac­ces­sio­nis lo­co ce­dunt, ea quam­diu co­hae­rent do­mi­nus vin­di­ca­re non pot­est, sed ad ex­hi­ben­dum age­re pot­est, ut se­pa­ren­tur et tunc vin­di­cen­tur: sci­li­cet ex­cep­to eo, quod Cas­sius de fer­ru­mi­na­tio­ne scri­bit. di­cit enim, si sta­tuae suae fer­ru­mi­na­tio­ne iunc­tum brac­chium sit, uni­ta­te ma­io­ris par­tis con­su­mi et quod se­mel alie­num fac­tum sit, et­iam­si in­de ab­rup­tum sit, red­ire ad prio­rem do­mi­num non pos­se. non idem in eo quod ad­plum­ba­tum sit, quia fer­ru­mi­na­tio per ean­dem ma­te­riam fa­cit con­fu­sio­nem, plum­ba­tu­ra non idem ef­fi­cit. id­eo­que in om­ni­bus his ca­si­bus, in qui­bus ne­que ad ex­hi­ben­dum ne­que in rem lo­cum ha­bet, in fac­tum ac­tio ne­ces­sa­ria est. at in his cor­po­ri­bus, quae ex di­stan­ti­bus cor­po­ri­bus es­sent, con­stat sin­gu­las par­tes re­ti­ne­re suam pro­priam spe­ciem, ut sin­gu­li ho­mi­nes, sin­gu­lae oves: id­eo­que pos­se me gre­gem vin­di­ca­re, quam­vis aries tuus sit im­mix­tus, sed et te arie­tem vin­di­ca­re pos­se. quod non idem in co­hae­ren­ti­bus cor­po­ri­bus eve­ni­ret: nam si sta­tuae meae brac­chium alie­nae sta­tuae ad­di­de­ris, non pos­se di­ci brac­chium tuum es­se, quia to­ta sta­tua uno spi­ri­tu con­ti­ne­tur. 6Tig­num alie­num ae­di­bus iunc­tum nec vin­di­ca­ri pot­est prop­ter le­gem duo­de­cim ta­bu­la­rum, nec eo no­mi­ne ad ex­hi­ben­dum agi ni­si ad­ver­sus eum, qui sciens alie­num iun­xit ae­di­bus: sed est ac­tio an­ti­qua de tigno iunc­to, quae in du­plum ex le­ge duo­de­cim ta­bu­la­rum de­scen­dit. 7Item si quis ex alie­nis ce­men­tis in so­lo suo ae­di­fi­ca­ve­rit, do­mum qui­dem vin­di­ca­re pot­erit, ce­men­ta au­tem reso­lu­ta prior do­mi­nus vin­di­ca­bit, et­iam si post tem­pus usu­ca­pio­nis dis­so­lu­tum sit ae­di­fi­cium, post­quam a bo­nae fi­dei emp­to­re pos­ses­sum sit: nec enim sin­gu­la ce­men­ta usu­ca­piun­tur, si do­mus per tem­po­ris spa­tium nos­tra fiat.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Eine dingliche Klage steht dem zu, wer entweder nach Völkerrecht oder nach bürgerlichem Rechte das Eigenthum erlangt hat. 1Heilige und religiöse Plätze können, als gleichsam unsere, mit der dinglichen Klage nicht gefordert werden. 2Wenn Jemand eine fremde Sache mit der seinigen so verbunden hat, dass sie ein Theil derselben geworden ist, z. B. seiner Statue einen fremden Arm oder Fuss, oder an ein Gefäss einen Henkel, oder Boden, oder an einen Armleuchter ein Schild, oder an einen Tisch einen Fuss angesetzt hat, so sagen die Meisten ganz richtig, dass er Eigenthümer der ganzen Sache werde, und mit Recht die Statue und das Gefäss [u. s. w.] sein nennen könne. 3Auch dasjenige, was auf mein Papier geschrieben, oder auf meine Tafel gemalt wird, wird sogleich mein, obwohl Einige in Betreff der Malerei, wegen deren Werthes, das Gegentheil geglaubt haben; denn es ist nothwendig, dass sie der Sache folge, weil sie ohne dieselbe nicht bestehen kann. 4In allen den Fällen aber, wo meine Sache durch ihr Uebergewicht eine fremde Sache nach sich zieht, und zur meinigen macht, muss ich, wenn ich dieselbe eigenthümlich verlange, zu Folge der Einrede der Arglist, den hinzugekommenen Werth herausgeben. 5Ad Dig. 6,1,23,5Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 137, Note 6; Bd. I, § 189, Note 1.Was irgend mit etwas Anderem verbunden, oder hinzugefügt wird, das kann der Eigenthümer, so lange es damit zusammenhängt, nicht eigenthümlich zurückverlangen; auf Herausgabe aber, so dass es getrennt und nachher zurückverlangt wird, kann er klagen, jedoch mit Ausnahme dessen, was Cassius über das Anschweissen sagt. Denn er sagt, wenn seiner Statue ein [fremder] Arm durch Anschweissen angesetzt worden sei, so werde derselbe durch die Vereinigung mit dem grössern Theile verzehrt, und was einmal einem Andern gehörig geworden sei, könne, selbst wenn es wieder abgerissen worden, nicht an seinen frühern Eigenthümer zurückgelangen. Anders sei es bei dem, was angelöthet worden, weil das Anschweissen durch denselben [bindenden] Stoff eine Vermischung bewirkt, das Anlöthen aber nicht. In allen den Fällen, wo daher weder eine Klage auf Herausgabe, noch eine dingliche Statt hat, ist eine Klage auf das Geschehene nothwendig. In denjenigen Körpern hingegen, welche [wieder] aus abgesonderten Körpern bestehen, behalten bekanntlich die einzelnen Theile ihre besondere Eigenthümlichkeit, wie einzelne Sclaven, einzelne Schaafe; daher kann ich meine Heerde zurückfordern, wenn auch dein Bock darunter ist, aber auch du kannst deinen Bock wieder fordern. Bei aneinander hängenden Körpern würde dies nicht der Fall sein; denn wenn du meiner Statue den Arm einer andern ansetzest, so kann man nicht sagen, dass dieser Arm dir gehöre, weil die Statue ein einziges Ganzes ausmacht. 6Ein fremder in ein Gebäude eingelegter Balken kann weder, wegen des Zwölftafelgesetzes, zurückgefordert, noch seinetwegen auf Herausgabe angetragen werden, ausser gegen denjenigen, der wissentlich einen fremden Balken in sein Gebäude verbauet hat; es gibt aber eine alte Klage wegen des verbaueten Balkens, die aus dem Zwölftafelgesetz abstammt und auf das Doppelte geht. 7Ad Dig. 6,1,23,7Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 175a, Note 2; Bd. I, § 182, Note 13.Ebenso kann derjenige, der aus fremden Backsteinen auf eigenem Boden gebauet hat, zwar wegen des Hauses die Eigenthumsklage anstellen, der frühere Eigenthümer der Backsteine aber dieselben, wenn sie wieder abgerissen worden, zurückfordern, selbst wenn das Gebäude erst nach der Zeit der Ersitzung niedergerissen und während dessen von einem Käufer im guten Glauben besessen worden ist; denn wenn ein Haus durch den Ablauf von Zeit unser wird, so ersitzen wir [dadurch] die einzelnen Steine [, woraus es besteht,] nicht.

Dig. 6,1,27Idem li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Sin au­tem cum a Ti­tio pe­te­re vel­lem, ali­quis di­xe­rit se pos­si­de­re et id­eo li­ti se op­tu­lit, et hoc ip­sum in re agen­da tes­ta­tio­ne pro­ba­ve­ro, om­ni­mo­do con­dem­nan­dus est. 1Pos­si­de­re au­tem ali­quis de­bet uti­que et li­tis con­tes­ta­tae tem­po­re et quo res iu­di­ca­tur. quod si li­tis con­tes­ta­tio­nis tem­po­re pos­se­dit, cum au­tem res iu­di­ca­tur si­ne do­lo ma­lo amis­it pos­ses­sio­nem, ab­sol­ven­dus est pos­ses­sor. item si li­tis con­tes­ta­tae tem­po­re non pos­se­dit, quo au­tem iu­di­ca­tur pos­si­det, pro­ban­da est Pro­cu­li sen­ten­tia, ut om­ni­mo­do con­dem­ne­tur: er­go et fruc­tuum no­mi­ne ex quo coe­pit pos­si­de­re dam­na­bi­tur. 2Si ho­mo pe­ti­tus do­lo pos­ses­so­ris de­te­rior fac­tus sit, de­in­de si­ne cul­pa eius ex alia cau­sa mor­tuus sit, aes­ti­ma­tio non fiet eius, quod de­te­rio­rem eum fe­ce­rat, quia ni­hil in­ter­est pe­ti­to­ris: sed haec quan­tum ad in rem ac­tio­nem: le­gis au­tem Aqui­liae ac­tio du­rat. 3Sed et is, qui an­te li­tem con­tes­ta­tam do­lo de­siit rem pos­si­de­re, te­ne­tur in rem ac­tio­ne: id­que ex se­na­tus con­sul­to col­li­gi pot­est, quo cau­tum est, ut di­xi­mus, ut do­lus prae­ter­itus in he­redi­ta­tis pe­ti­tio­nem ve­niat: cum enim in he­redi­ta­tis pe­ti­tio­ne, quae et ip­sa in rem est, do­lus prae­ter­itus fer­tur, non est ab­sur­dum per con­se­quen­tias et in spe­cia­li in rem ac­tio­ne do­lum prae­ter­itum de­du­ci. 4Si per fi­lium aut per ser­vum pa­ter vel do­mi­nus pos­si­deat et is si­ne cul­pa pa­tris do­mi­ni­ve rei iu­di­can­dae tem­po­re ab­sit: vel tem­pus dan­dum vel ca­ven­dum est de pos­ses­sio­ne re­sti­tuen­da. 5In rem pe­ti­tam si pos­ses­sor an­te li­tem con­tes­ta­tam sump­tus fe­cit, per do­li ma­li ex­cep­tio­nem ra­tio eo­rum ha­be­ri de­bet, si per­se­ve­ret ac­tor pe­te­re rem suam non red­di­tis sump­ti­bus. idem est et­iam, si noxa­li iu­di­cio ser­vum de­fen­dit et dam­na­tus prae­sti­tit pe­cu­niam, aut in area quae fuit pe­ti­to­ris per er­ro­rem in­su­lam ae­di­fi­ca­vit: ni­si ta­men pa­ra­tus sit pe­ti­tor pa­ti tol­le­re eum ae­di­fi­cium. quod et in area uxo­ri do­na­ta per iu­di­cem, qui de do­te co­gnos­cit, fa­cien­dum di­xe­runt. sed si pue­rum meum, cum pos­si­de­res, eru­dis­ses, non idem ob­ser­van­dum Pro­cu­lus ex­is­ti­mat, quia ne­que ca­re­re ser­vo meo de­beam nec pot­est re­me­dium idem ad­hi­be­ri, quod in area di­xi­mus:

Idem lib. XXI. ad Ed. Wenn aber Jemand, während ich den Titius verklagen wollte, gesagt, dass er Besitzer sei, und sich also muthwillig auf den Process eingelassen hat, und ich dies im Laufe der Verhandlungen durch die Zeugen, vor denen ich ihm demgemäss meine Erklärung abgegeben habe44Testatio, s. Glück VIII. p. 204. n. 2., darthue, so muss er jeden Falls verurtheilt werden. 1In Besitz muss sich aber Jemand sowohl zur Zeit der Einleitung des Verfahrens als der rechtlichen Entscheidung befinden. Hat er zur Zeit der Einleitung des Verfahrens sich im Besitz befunden, zu der der rechtlichen Entscheidung aber ohne Arglist den Besitz verloren, so muss der Besitzer freigesprochen werden. Wenn er aber zur Zeit der Einleitung des Verfahrens nicht besitzt, zu der der rechtlichen Entscheidung aber in den Besitz gekommen ist, so ist die Meinung des Proculus zu billigen, dass er jeden Falls verurtheilt werden muss. Er wird daher auch wegen der Nutzungen von da an, wo er zu besitzen angefangen hat, verurtheilt werden. 2Ad Dig. 6,1,27,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 258, Note 15.Ist ein streitiger Sclav durch die Arglist des Besitzers schlechter geworden, nachher aber ohne dessen Schuld aus einem andern Grunde gestorben, so geschieht keine Schätzung dessen, um was er ihn schlechter gemacht hat, weil dem Kläger nichts mehr daran gelegen sein kann. Dies betrifft aber nur die dingliche Klage, die aus dem Aquilischen Gesetz dauert fort. 3Auch wer vor der Einleitung des Verfahrens sich arglistiger Weise des Besitzes entledigt hat, wird mit der dinglichen Klage gehalten; dies kann man aus dem Senatsschluss abnehmen, worin, wie wir gesagt haben, vorgeschrieben ist, dass eine schon der Vergangenheit angehörige Arglist bei der Erbschaftsklage in Betracht komme. Denn wenn diese, die auch eine dingliche Klage ist, eine solche Arglist in sich begreift, so ist es nicht unpassend, eine der Vergangenheit angehörige Arglist in Folge dessen auch bei der eigentlichen Klage auf eine Sache zu berücksichtigen. 4Besitzt der Vater durch den Sohn, oder der Herr durch den Sclaven, und ist dieser oder jener ohne Schuld des Vaters oder Herrn zur Zeit der Entscheidung abwesend, so ist entweder eine Frist zu ertheilen, oder für die Herausgabe des Besitzes Sicherheit zu bestellen. 5Wenn der Besitzer vor der Einleitung des Verfahrens auf die streitige Sache Kosten verwendet hat, so muss vermöge der Einrede der Arglist auf dieselben Rücksicht genommen werden, wenn der Kläger bei der Forderung seiner Sache ohne Kostenerstattung beharrt; dasselbe ist55Nämlich in Bezug auf den etwa entwährenden Eigenthümer des Sclaven; das zur Erhaltung desselben gezahlte Geld wird dann als Aufwand angesehen. der Fall, wenn Jemand in einer Schädensklage einen Sclaven vertheidigt, und, dazu verurtheilt, Zahlung geleistet hat, oder auf einem dem Kläger gehörigen leeren Platze ein Gebäude aufführt, der Kläger wäre denn bereit, ihm zu erlauben, das Gebäude wieder wegzunehmen. Man behauptet auch, dass dies durch den Richter, der die Erörterung über eine Mitgift leitet, in Betreff einer solchen, der Ehefrau geschenkten, Stelle geschehen müsse. Wenn du aber meinem Sclavenknaben, während du ihn besassest, Unterricht hast ertheilen lassen, so meint Proculus, finde dies nicht Statt, weil ich weder meines Sclaven zu entbehren brauche, noch dasselbe Mittel, wie bei einem leeren Platze angewendet werden kann.

Dig. 6,1,31Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ce­te­rum cum de fruc­ti­bus ser­vi pe­ti­ti quae­ri­tur, non tan­tum pu­ber­tas eius spec­tan­da est, quia et­iam im­pu­be­ris ali­quae ope­rae es­se pos­sunt. im­pro­be ta­men de­si­de­ra­bit pe­ti­tor fruc­tus aes­ti­ma­ri, qui ex ar­ti­fi­cio eius per­ci­pi po­tue­runt, quod ar­ti­fi­cium sump­ti­bus pos­ses­so­ris di­di­cit.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn übrigens Frage über die Nutzungen eines streitigen Sclaven entsteht, so braucht dabei nicht blos auf die Mündigkeit desselben Rücksicht genommen zu werden, weil auch ein Unmündiger Dienstleistungen verrichten kann. Unredlich aber wäre es, vom Kläger auch die Schätzung der Nutzungen zu verlangen, die aus einer Kunstfertigkeit desselben gelöst werden konnten, welche er auf Kosten des Besitzers erlernt hat.

Dig. 6,1,33Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Fruc­tus non mo­do per­cep­ti, sed et qui per­ci­pi ho­nes­te po­tue­runt aes­ti­man­di sunt: et id­eo si do­lo aut cul­pa pos­ses­so­ris res pe­ti­ta per­ie­rit, ve­rio­rem pu­tat Pom­po­nius Tre­ba­tii opi­nio­nem pu­tan­tis eo us­que fruc­tuum ra­tio­nem ha­ben­dam, quo us­que ha­be­re­tur, si non per­is­set, id est ad rei iu­di­can­dae tem­pus: quod et Iu­lia­no pla­cet. hac ra­tio­ne si nu­dae pro­prie­ta­tis do­mi­nus pe­tie­rit et in­ter mo­ras usus fruc­tus amis­sus sit, ex eo tem­po­re, quo ad pro­prie­ta­tem usus fruc­tus re­ver­sus est, ra­tio fruc­tuum ha­be­tur.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Es werden nicht nur die [wirklich] gezogenen Nutzungen geschätzt, sondern auch diejenigen, welche ehrbarer Weise gezogen werden konnten, und wenn daher die streitige Sache durch Arglist oder Schuld des Besitzers verloren gegangen ist, so hält Pomponius die Ansicht des Trebatius für richtig, welcher glaubt, es werde auf die Nutzungen insoweit Rücksicht genommen, wie es geschehen würde, wenn [die Sache] nicht verloren gegangen wäre, d. h. bis auf die Zeit der rechtlichen Entscheidung; diesem pflichtet auch Julian bei. Aus diesem Grunde wird daher, wenn der Eigenheitsherr Klage erhoben hat, und der Niessbrauch während dessen erloschen ist, von der Zeit an auf die Nutzungen Rücksicht genommen, wo der Niessbrauch zur Eigenheit zurückgekehrt ist.

Dig. 6,1,35Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Et ex di­ver­so si pe­ti­tor li­te con­tes­ta­ta usum fruc­tum le­ga­ve­rit, ex eo tem­po­re, ex quo dis­ces­sit a pro­prie­ta­te, fruc­tuum ra­tio­nem non ha­ben­dam qui­dam rec­te pu­tant. 1Ubi au­tem alie­num fun­dum pe­tii et iu­dex sen­ten­tia de­cla­ra­vit meum es­se, de­bet et­iam de fruc­ti­bus pos­ses­so­rem con­dem­na­re: eo­dem enim er­ro­re et de fruc­ti­bus con­dem­na­tu­rum: non de­be­re enim lu­cro pos­ses­so­ris ce­de­re fruc­tus, cum vic­tus sit: alio­quin, ut Mau­ri­cia­nus ait, nec rem ar­bi­tra­bi­tur iu­dex mi­hi re­sti­tui, et qua­re ha­beat quod non es­set ha­bi­tu­rus pos­ses­sor, si sta­tim pos­ses­sio­nem re­sti­tuis­set? 2Pe­ti­tor pos­ses­so­ri de evic­tio­ne ca­ve­re non co­gi­tur rei no­mi­ne, cu­ius aes­ti­ma­tio­nem ac­ce­pit: si­bi enim pos­ses­sor im­pu­ta­re de­bet, qui non re­sti­tuit rem. 3Eo­rum quo­que, quae si­ne in­ter­itu di­vi­di non pos­sunt, par­tem pe­te­re pos­se con­stat.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Umgekehrt, wenn der Kläger nach der Einleitung des Verfahrens den Niessbrauch vermacht hat, wird, nach der richtigen Meinung, von der Zeit an, wo derselbe von der Eigenheit abging, auf die Nutzungen keine Rücksicht weiter genommen. 1Habe ich aber auf ein fremdes66D. h. weder mir noch dem Besitzer gehöriges. Grundstück Klage erhoben, und der Richter durch Urtheilsspruch es für das meinige erklärt, so muss er den Besitzer auch wegen der Nutzungen verurtheilen. Denn in demselben Irrthum kann er nun die Verurtheilung auch auf die Nutzungen erstrecken, indem dieselben nicht dem Vortheil des Besitzers, wenn er einmal den Process verloren hat, anheim fallen dürfen; und sonst wird auch, wie Mauritian sagt, der Richter nicht annehmen, dass mir die Sache [vollständig] herausgegeben werde. Und warum soll der Besitzer etwas behalten, was er nicht erhalten haben würde, wenn er den Besitz gleich abgetreten hätte? 2Der Kläger braucht dem Besitzer wegen einer Sache, deren abgeschätzten Werth er empfangen hat, für Entwährung keine Sicherheit zu leisten, denn der Besitzer muss es sich selbst zuschreiben, wenn er die Sache nicht herausgegeben hat. 3Dass auch auf einen Theil dessen, was ohne Vernichtung nicht getrennt werden kann, Klage erhoben werden könne, ist bekannt.

Dig. 6,1,74Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. id est qui in alie­no so­lo su­per­fi­ciem ita ha­beat, ut cer­tam pen­sio­nem prae­stet,

Paul. lib. XXI. ad Ed. d. h. demjenigen, welcher fremden Grund und Boden in Erbpacht hat, so dass er eine bestimmte Summe [jährlich] zahlt,

Dig. 6,3,1Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Agri ci­vi­ta­tium alii vec­ti­ga­les vo­can­tur, alii non. vec­ti­ga­les vo­can­tur qui in per­pe­tuum lo­can­tur, id est hac le­ge, ut tam­diu pro his vec­ti­gal pen­da­tur, quam­diu ne­que ip­sis, qui con­du­xe­rint, ne­que his, qui in lo­cum eo­rum suc­ces­se­runt, au­fer­ri eos li­ceat: non vec­ti­ga­les sunt, qui ita co­len­di dan­tur, ut pri­va­tim agros nos­tros co­len­dos da­re so­le­mus. 1Qui in per­pe­tuum fun­dum fruen­dum con­du­xe­runt a mu­ni­ci­pi­bus, quam­vis non ef­fi­cian­tur do­mi­ni, ta­men pla­cuit com­pe­te­re eis in rem ac­tio­nem ad­ver­sus quem­vis pos­ses­so­rem, sed et ad­ver­sus ip­sos mu­ni­ci­pes,

Paul. lib. XXI. ad Ed. Die Grundstücke der städtischen Gemeinden heissen theils Zinsäcker, theils nicht. Zinsäcker heissen diejenigen, welche auf immer verpachtet werden, d. h. mit der Bestimmung, dass, so lange für sie der Zins gezahlt werde, dieselben weder den Pächtern selbst, noch denen, die an ihrer Statt nachfolgen, genommen werden sollen. Nicht Zinsäcker sind diejenigen, welche so zur Bebauung gegeben werden, wie wir privatim unsere Aecker zu bebauen pflegen. 1Wer ein Grundstück zur immerwährenden Benutzung von Municipalgemeinden erpachtet hat, dem steht, wenn er auch nicht Eigenthümer wird, nach allgemeiner Annahme, die dingliche Klage gegen jeden Besitzer zu, aber auch gegen die Municipalgemeinden selbst,

Dig. 6,3,3Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Idem est et si ad tem­pus ha­bue­rint con­duc­tum nec tem­pus con­duc­tio­nis fi­ni­tum sit.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Dasselbe ist der Fall, wenn man auch nur auf Zeit gepachtet hat und die Pachtzeit noch nicht abgelaufen ist.

Dig. 7,6,6Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Qui de usu fruc­tu iu­di­cium ac­ce­pit, si de­sie­rit pos­si­de­re si­ne do­lo, ab­sol­ve­tur: quod si li­ti se ob­tu­lit et qua­si pos­ses­sor ac­tio­nem de usu fruc­tu ac­ce­pit, dam­na­bi­tur.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn Jemand, der wegen Niessbrauchs beklagt worden ist, den Besitz ohne böse Absicht verloren hat, so wird er freigesprochen; hat er sich muthwillig auf den Streit eingelassen, und gleichsam als Besitzer eine Klage wegen Niessbrauchs angenommen, so wird er verurtheilt.

Dig. 8,1,3Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ser­vi­tu­tes prae­dio­rum aliae in so­lo, aliae in su­per­fi­cie con­sis­tunt.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Die Dienstbarkeiten von Grundstücken bestehen theils am grund und Boden, theils an der Oberfläche.

Dig. 8,1,6Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ad cer­tam par­tem fun­di ser­vi­tus tam re­mit­ti quam con­sti­tui pot­est.

Paul. lib. XXI. ad Ed. prov. An einem bestimmten Theil eines Grundstücks kann eine Dienstbarkeit sowohl erlassen, als bestellt werden.

Dig. 8,2,1Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si in­ter­ce­dat so­lum pu­bli­cum vel via pu­bli­ca, ne­que iti­ne­ris ac­tus­ve ne­que al­tius tol­len­di ser­vi­tu­tes im­pe­dit: sed im­mit­ten­di pro­te­gen­di pro­hi­ben­di, item flu­mi­num et stil­li­ci­dio­rum ser­vi­tu­tem im­pe­dit, quia cae­lum, quod su­pra id so­lum in­ter­ce­dit, li­be­rum es­se de­bet. 1Si usus fruc­tus tuus sit, ae­dium pro­prie­tas mea, quae one­ra vi­ci­ni sus­ti­ne­re de­beant, me­cum in so­li­dum agi pot­est, te­cum nul­lo mo­do.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn öffentlicher Grund und Boden oder eine öffentliche Strasse zwischen [zwei Privatgrundstücken] liegt, so hindert dieser Umstand zwar weder eine Dienstbarkeit des Fusssteigs und der Uebertrift, noch des Höherbauens, wohl aber die des Trammrechts, der Anlage eines Wetterdachs oder Erkers und die der Dachrinne und der Traufe, weil der über diesem Boden befindliche Luftraum frei bleiben muss. 1Wenn der Niessbrauch dein, und die Eigenheit eines Gebäudes, welche die Last des Nachbarhauses tragen muss, mein ist, so kann [nur] ich wegen der Gesammt[verpflichtung] verklagt werden, und keinen Falls du.

Dig. 8,3,7Idem li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Qui sel­la aut lec­ti­ca ve­hi­tur, ire, non age­re di­ci­tur: iu­men­tum ve­ro du­ce­re non pot­est, qui iter tan­tum ha­bet. qui ac­tum ha­bet, et plos­trum du­ce­re et iu­men­ta age­re pot­est. sed tra­hen­di la­pi­dem aut tig­num ne­utri eo­rum ius est: qui­dam nec has­tam rec­tam ei fer­re li­ce­re, quia ne­que eun­di ne­que agen­di gra­tia id fa­ce­ret et pos­sent fruc­tus eo mo­do lae­di. qui viam ha­bent, eun­di agen­di­que ius ha­bent: ple­ri­que et tra­hen­di quo­que et rec­tam has­tam re­fe­ren­di, si mo­do fruc­tus non lae­dat. 1In rus­ti­cis au­tem prae­diis im­pe­dit ser­vi­tu­tem me­dium prae­dium, quod non ser­vit.

Idem lib. XXI. ad Ed. Wer sich auf einem Tragsessel oder Palankin tragen lässt, von dem nimmt man an, dass er gehe, nicht, dass er fahre; Zugvieh darf aber derjenige, wer blos den Fussweg hat, nicht überführen. Wer die Uebertrift hat, kann sowohl mit Lastwagen fahren, als Zugvieh überführen; Steine oder Balken zu schleifen, dazu hat keiner von beiden ein Recht. Einige [glauben sogar], er dürfe nicht einmal einen aufrecht gehaltenen Speer tragen, weil er dazu weder des Gehens noch des Treibens wegen einen Grund haben könne, und die Früchte auf diese Weise beschädigt werden könnten. Wer aber den Fahrweg hat, der hat das Recht, zu gehen und zu fahren, und, wie die meisten [hinzufügen], auch zu Schleifen und einen Speer aufrecht zu tragen, dafern er nur die Früchte nicht beschädigt. 1Bei ländlichen Grundstücken verhindert ein, nicht dienstbares, zwischen [zwei andern] liegendes Grundstück die Dienstbarkeit.

Dig. 8,5,5Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Et id­eo si in­ter meas et Ti­tii ae­des tuae ae­des in­ter­ce­dant, pos­sum Ti­tii ae­di­bus ser­vi­tu­tem im­po­ne­re, ne li­ceat ei al­tius tol­le­re, li­cet tuis non im­po­na­tur: quia do­nec tu non ex­tol­lis, est uti­li­tas ser­vi­tu­tis.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn daher zwischen meinen und des Titius Gebäuden das deinige liegt, so kann ich gegen das Gebäude des Titius die Dienstbarkeit erwerben, dass er nicht höher bauen dürfe, wenn dieselbe auch dem deinigen nicht obliegt, weil so lange du nicht höher bauest, die Dienstbarkeit von Nutzen ist.

Dig. 8,5,7Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ha­rum ac­tio­num even­tus hic est, ut vic­to­ri of­fi­cio iu­di­cis aut res prae­ste­tur aut cau­tio. res ip­sa haec est, ut iu­beat ad­ver­sa­rium iu­dex emen­da­re vi­tium pa­rie­tis et ido­neum prae­sta­re. cau­tio haec est, ut eum iu­beat de re­fi­cien­do pa­rie­te ca­ve­re ne­que se ne­que suc­ces­so­res suos pro­hi­bi­tu­ros al­tius tol­le­re sub­la­tum­que ha­be­re: et si ca­ve­rit, ab­sol­ve­tur. si ve­ro ne­que rem prae­stat ne­que cau­tio­nem, tan­ti con­dem­net, quan­ti ac­tor in li­tem iu­ra­ve­rit.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Der Erfolg dieser Klagen ist der, dass dem Obsiegenden mittelst richterlicher Hülfe entweder die Sache77Res; Hofacker und Westphal (s. Glück X. p. 240.) sind über die Erklärung verschiedener Meinung; ich sehe darin nichts als die Sachbitte des Klägers, dies ergibt die gleich folgende Erläuterung selbst., oder eine Sicherheitsbestellung gewährt wird. Die Sache selbst heisst soviel, dass der Richter dem Beklagten, den Fehler der Wand zu verbessern und sie gehörig einzurichten anbefiehlt; die Sicherheit besteht darin, dass ihm [der Richter] anbefiehlt, wegen Wiederherstellung der Wand und dafür Sicherheit zu bestellen, dass weder er noch seine Nachfolger das Höherbauen und Höhergebauthaben stören werden; nach Bestellung dieser Sicherheit wird [der Beklagte] freigesprochen; wenn er aber weder die Sache selbst gewährt noch Sicherheit [bestellt], so wird er zur Zahlung derjenigen Summe verurtheilt, als der Kläger zur Streitwürderung schwört.

Dig. 8,5,9Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si eo lo­co, per quem mi­hi iter de­be­tur, tu ae­di­fi­ca­ve­ris, pos­sum in­ten­de­re ius mi­hi es­se ire age­re: quod si pro­ba­ve­ro, in­hi­be­bo opus tuum. item Iu­lia­nus scrip­sit, si vi­ci­nus in suo ae­di­fi­can­do ef­fe­ce­rit, ne stil­li­ci­dium meum re­ci­pe­ret, pos­se me age­re de iu­re meo, id est ius es­se im­mit­ten­di stil­li­ci­dium, sic­ut in via di­xi­mus. sed si qui­dem non­dum ae­di­fi­ca­vit, si­ve usum fruc­tum si­ve viam ha­bet, ius si­bi es­se ire age­re vel frui in­ten­de­re pot­est: quod si iam ae­di­fi­ca­vit do­mi­nus, is qui iter et ac­tum ha­bet ad­huc pot­est in­ten­de­re ius si­bi es­se, fruc­tua­rius au­tem non pot­est, quia amis­it usum fruc­tum: et id­eo de do­lo ac­tio­nem dan­dam hoc ca­su Iu­lia­nus ait. con­tra si in iti­ne­re, quod per fun­dum ti­bi de­beo, ae­di­fi­ces, rec­te in­ten­dam ius ti­bi non es­se ae­di­fi­ca­re vel ae­di­fi­ca­tum ha­be­re, quem­ad­mo­dum si in area mea quid ae­di­fi­ces. 1Qui la­tio­re via vel an­gus­tio­re usus est, re­ti­net ser­vi­tu­tem, sic­uti qui aqua, ex qua ius ha­bet uten­di, alia mix­ta usus est, re­ti­net ius suum.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn du an einer Stelle, über welche mir ein Fusssteig zusteht, ein Gebäude aufgeführt hast, so kann ich mein Recht wegen des Fusssteigs oder Weges88S. Glück X. 59. n. 35. geltend machen; habe ich es erwiesen, so kann ich deinen begonnenen Bau verhindern. Ebenso lehrt Julian, dass, wenn der Nachbar durch einen Bau auf seinem Grund und Boden sich der Aufnahme meiner Traufe entzogen hat, ich wegen des mir zuständigen Rechts Klage erheben könne, d. h. auf das Recht, meine Traufe herabfallen zu lassen, so wie wir vom Wege gesagt haben. Hat er aber den Bau noch nicht aufgeführt, so kann man, mag man nun den Niessbrauch oder ein Wegerecht haben, das Recht, zu gehen und zu fahren, sowie das der Benutzung in Anspruch nehmen. Hat der Eigenthümer [des dienstbaren Grundstücks] bereits gebauet, so kann derjenige, welcher ein Fusssteigs- und Uebertriftsrecht hat, demungeachtet noch sein Recht geltend machen, der Niessbraucher kann es aber nicht, weil er den Niessbrauch verloren hat. Daher, sagt Julian, sei in diesem Fall die Klage wegen Arglist zu ertheilen. Wenn umgekehrt aber du auf einem Fusssteige, zu dem dir [mein] Grundstück verpflichtet ist, ein Gebäude aufführen willst, so kann ich mit allem Rechte verlangen, dass du kein Recht habest, zu bauen oder ein Gebäude zu haben, so wenig, wie wenn du auf meinem Hofe bauen wolltest. 1Wer einen Fahrweg in grösserer oder minderer [, als der gesetzlichen,] Breite gebraucht hat, behält die Dienstbarkeit ebensowohl, wie derjenige, welcher das Recht des Gebrauchs an einem Wasser hat, sein Recht behält, wenn er sich jenes mit andern vermischt bedient hat.

Dig. 8,6,2Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Qui iter et ac­tum ha­bet, si sta­tu­to tem­po­re tan­tum ie­rit, non per­is­se ac­tum, sed ma­ne­re Sa­b­inus Cas­sius Oc­ta­ve­nus aiunt: nam ire quo­que per se eum pos­se qui ac­tum ha­be­ret.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn derjenige, welcher ein Fahrwegsrecht99Glück X. p. 171. n. 67. iter et actus = via. hat, die gesetzliche [Verjährungs-]Zeit über nur vom Fusssteige Gebrauch macht, so stimmen Sabinus, Cassius und Octavenus darin überein, dass der Fahrweg nicht verloren gehe, sondern bestehen bleibe; denn wer den Fahrweg habe, könne sich ohnehin desselben als Fusssteig bedienen.

Dig. 10,4,2Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ex­hi­be­re est fa­ce­re in pu­bli­co po­tes­ta­tem, ut ei qui agat ex­per­i­un­di sit co­pia.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Ausliefern heisst, [eine Sache] öffentlich vorzeigen, um dem, der Klage erheben will, den Weg dazu zu eröffnen.

Dig. 18,1,51Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Li­to­ra, quae fun­do ven­di­to con­iunc­ta sunt, in mo­dum non com­pu­tan­tur, quia nul­lius sunt, sed iu­re gen­tium om­ni­bus va­cant: nec viae pu­bli­cae aut lo­ca re­li­gio­sa vel sa­cra. ita­que ut pro­fi­ciant ven­di­to­ri, ca­ve­ri so­let, ut viae, item li­to­ra et lo­ca pu­bli­ca in mo­dum ce­dant.

Paul. lib. XXI. ad Ed. Das [Meer- oder Fluss-]Ufer, welches sich bei dem verkauften Landgute befindet, wird in den Flächeninhalt nicht mit eingerechnet, weil solches Niemanden gehört, sondern nach dem Völkerrechte Allen freisteht; ebensowenig öffentliche Wege, oder den Göttern geweihte, oder zum Begräbniss bestimmte Plätze. Daher pflegt zum Vortheil des Verkäufers bedungen zu werden, dass Wege, Ufer und öffentliche Plätze in den Flächeninhalt mit eingerechnet werden sollen.

Dig. 19,2,43Idem li­bro vi­ce­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si vul­ne­ra­ve­ris ser­vum ti­bi lo­ca­tum, eius­dem vul­ne­ris no­mi­ne le­gis Aqui­liae et ex lo­ca­to ac­tio est, sed al­ter­utra con­ten­tus ac­tor es­se de­bet, id­que of­fi­cio iu­di­cis con­ti­ne­tur, apud quem ex lo­ca­to age­tur.

Idem lib. XXI. ad Ed. Wenn du einen dir vermietheten Sclaven verwundet hast, so findet wegen der Wunde sowohl die Klage aus dem Aquilischen Gesetz als aus dem Miethcontract Statt; jedoch muss sich der Kläger mit der einen von beiden begnügen, und es muss hierauf der Richter, vor dem die Klage aus der Vermiethung verhandelt wird, von Amtswegen sehen.

Dig. 41,3,12Idem li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si ab eo emas, quem prae­tor ve­tuit alie­na­re, id­que tu scias, usu­ca­pe­re non potes.

Idem lib. XXI. ad Ed. Wenn du wissentlich von Dem kaufst, dem der Prätor verboten hat, Etwas zu veräussern, so kannst du nicht ersitzen.

Dig. 50,16,25Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Rec­te di­ci­mus eum fun­dum to­tum nos­trum es­se, et­iam cum usus fruc­tus alie­nus est, quia usus fruc­tus non do­mi­nii pars, sed ser­vi­tu­tis sit, ut via et iter: nec fal­so di­ci to­tum meum es­se, cu­ius non pot­est ul­la pars di­ci al­te­rius es­se. hoc et Iu­lia­nus, et est ve­rius. 1Quin­tus Mu­cius ait par­tis ap­pel­la­tio­ne rem pro in­di­vi­so sig­ni­fi­ca­ri: nam quod pro di­vi­so nos­trum sit, id non par­tem, sed to­tum es­se. Ser­vius non in­ele­gan­ter par­tis ap­pel­la­tio­ne utrum­que sig­ni­fi­ca­ri.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,16,28Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. ‘Alie­na­tio­nis’ ver­bum et­iam usu­ca­pio­nem con­ti­net: vix est enim, ut non vi­dea­tur alie­na­re, qui pa­ti­tur usu­ca­pi. eum quo­que alie­na­re di­ci­tur, qui non uten­do amis­it ser­vi­tu­tes. qui oc­ca­sio­ne ad­quiren­di non uti­tur, non in­tel­le­gi­tur alie­na­re: vel­uti qui he­redi­ta­tem omit­tit aut op­tio­nem in­tra cer­tum tem­pus da­tam non am­plec­ti­tur. 1Ora­tio, quae ne­que con­iunc­tio­nem ne­que dis­iunc­tio­nem ha­bet, ex men­te pro­nun­tian­tis vel dis­iunc­ta vel con­iunc­ta ac­ci­pi­tur.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,17,129Idem li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ni­hil do­lo cre­di­tor fa­cit, qui suum re­ci­pit. 1Cum prin­ci­pa­lis cau­sa non con­sis­tit, ne ea qui­dem quae se­quun­tur lo­cum ha­bent.

Übersetzung nicht erfasst.