Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Paul.ed. XII
Ad edictum praetoris lib.Pauli Ad edictum praetoris libri

Ad edictum praetoris libri

Ex libro XII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8 (0,8 %)Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 2,8,6Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Quo­tiens vi­tio­se cau­tum vel sa­tis­da­tum est, non vi­de­tur cau­tum.

Paul. lib. XII. ad Edictum. So oft fehlerhafte Versprechungen oder Bürgenstellungen geschehen sind, nimmt man an, sie seien nicht geschehen.

Dig. 4,6,6Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. ut sunt ma­gis­tra­tus.

Paul. lib. XII. ad Ed. wohin zum Beispiel die Magistrate gehören.

Dig. 4,6,13Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Rec­te La­beo ait eum non con­ti­ne­ri, qui li­ber et he­res in­sti­tu­tus sit, an­te­quam sit he­res, quia nec bo­na ha­beat et prae­tor de li­be­ris ho­mi­ni­bus lo­qua­tur. 1Pu­to ta­men fi­lium fa­mi­lias in cas­tren­si pe­cu­lio per­ti­ne­re ad hoc edic­tum.

Paul. lib. XII. ad Edict. Mit Recht sagt Labeo, dass derjenige [Sclav], welcher für frei erklärt und als Erbe eingesetzt worden ist, bevor er die Erbschaft angetreten hat, nicht [im Edict] begriffen sei, weil er weder die [Erb-] Güter besitze, noch auch der Prätor von Anderen, als von freien Menschen spreche. 1Ich glaube jedoch, dass der Haussohn rücksichtlich seines durch Kriegsdienste erworbenen Sondergutes in dieses Edict gehöre.

Dig. 4,6,16Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Non enim neg­le­gen­ti­bus sub­ve­ni­tur, sed ne­ces­si­ta­te re­rum im­pe­di­tis. to­tum­que is­tud ar­bi­trio prae­to­ris tem­pe­ra­bi­tur, id est ut ita de­mum re­sti­tuat, si non neg­le­gen­tia, sed tem­po­ris an­gus­tia non po­tue­runt li­tem con­tes­ta­ri.

Paul. lib. XII. ad Ed. denn es wird nicht Nachlässigen Hülfe gewährt, sondern blos durch die Nothwendigkeit der Dinge Abgehaltenen. Und alles Jenes aber wird nach der Ansicht des Prätors ermässigt werden, das heisst so, dass er blos dann [den des Staates wegen Abwesenden] Wiedereinsetzung bewillige, wenn sie keineswegs wegen Nachlässigkeit, sondern wegen Kürze der Zeit, den Rechtsstreit nicht förmlich eröffnen (litem contestari) konnten.

Dig. 4,6,18Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Scien­dum est, quod in his ca­si­bus re­sti­tu­tio­nis au­xi­lium ma­io­ri­bus da­mus in qui­bus rei dum­ta­xat per­se­quen­dae gra­tia que­run­tur, non cum et lu­cri fa­cien­di ex al­te­rius poe­na vel dam­no au­xi­lium si­bi im­per­ti­ri de­si­de­rant.

Paul. lib. XII. ad Ed. Man muss wissen, dass wir die Hülfe der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand den Volljährigen in solchen Fällen zukommen lassen, in welchen sie lediglich, um ihr Eigenthum wieder zu erlangen, Beschwerde erheben, nicht auch dann, wenn sie, um aus des Andern Strafe oder Schaden Gewinnst zu ziehen, bitten, dass ihnen Beistand ertheilt werden möge.

Dig. 4,6,22Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Er­go scien­dum est non ali­ter hoc edic­tum lo­cum ha­be­re, quam si ami­ci eius in­ter­ro­ga­ti fue­rint, an de­fen­dant, aut si ne­mo sit, qui in­ter­ro­ga­ri pot­est. ita enim ab­sens de­fen­di non vi­de­tur, si ac­tor ul­tro in­ter­pel­lat nec quis­quam de­fen­sio­ni se of­fe­rat: ea­que tes­ta­tio­ne com­plec­ti opor­tet. 1Sic­ut igi­tur dam­no eos ad­fi­ci non vult, ita lu­crum fa­ce­re non pa­ti­tur. 2Quod edic­tum et­iam ad fu­rio­sos et in­fan­tes et ci­vi­ta­tes per­ti­ne­re La­beo ait.

Paul. lib. XII. ad Ed. Man muss demnach wissen, dass dieses Edict nicht anders zur Anwendung kommt, als wenn die Freunde [des Abwesenden] gefragt worden sind, ob sie ihn vertheidigen wollen; oder wenn gar Niemand vorhanden ist, der gefragt werden kann. Auf die Weise dagegen scheint der Abwesende nicht vertheidigt zu werden, wenn etwa der Kläger von selbst zur Vertheidigung [des Beklagten] ihn auffordert und Niemand sich zur Vertheidigung erbietet; über alles dies aber muss ein schriftliches Zeugniss aufgenommen werden11Testatio erklärt hier Anton Faber durch scriptum in ejus rei testationem factum [gallice: par acte].. 1Sowie demnach [der Prätor] nicht will, dass [die Abwesenden] einen Nachtheil erleiden, eben so lässt er nicht zu, dass sie Gewinnst ziehen. 2Welches Edict, wie Labeo sagt, sich auch auf Wahnsinnige und Kinder und Städte bezieht.

Dig. 4,6,24Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Sed et ad eos per­ti­net, qui con­ven­ti frus­tran­tur et qua­li­bet ter­gi­ver­sa­tio­ne et soll­er­tia ef­fi­ciunt, ne cum ip­sis agi pos­sit.

Paul. lib. XII. ad Ed. Aber auch auf diejenigen bezieht sich [das Edict], welche als Beklagte hinhalten und durch jede mögliche Zögerung und List es dahin bringen, dass nicht gegen sie geklagt werden könne.

Dig. 4,6,27Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Et si­ve quid amis­e­rit vel lu­cra­tus non sit, re­sti­tu­tio fa­cien­da est, et­iam­si11Die Großausgabe liest et­iam si statt et­iam­si. non ex bo­nis quid amis­sum sit.

Paul. lib. XII. ad Ed. Und er mag nun etwas verloren oder [nur] einen Vortheil nicht erlangt haben, so ist Wiedereinsetzung zu gestatten, wenn auch aus dem Vermögen selbst nichts verloren worden ist.

Dig. 4,6,30Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Cum mi­les qui usu­ca­pie­bat de­ces­se­rit et he­res im­ple­ve­rit usu­ca­pio­nem, ae­quum est re­scin­di quod post­ea usu­cap­tum est, ut ea­dem in he­redi­bus, qui in usu­ca­pio­nem suc­ce­dunt, ser­van­da sint: quia pos­ses­sio de­func­ti qua­si in­iunc­ta de­scen­dit ad he­redem et ple­rum­que non­dum he­redi­ta­te ad­ita com­ple­tur. 1Si is, qui rei pu­bli­cae cau­sa afuit, usu­ce­pit et post usu­ca­pio­nem alie­na­ve­rit rem, re­sti­tu­tio fa­cien­da erit, et li­cet si­ne do­lo afue­rit et usu­ce­pe­rit, lu­cro eius oc­cur­ri opor­tet. item ex re­li­quis om­ni­bus cau­sis re­sti­tu­tio fa­cien­da erit, vel­uti si ad­ver­sus eum pro­nun­tia­tum sit.

Paul. lib. XII. ad Ed. Wenn ein Soldat, welcher Verjährung ausübte, gestorben und sein Erbe die Verjährung vollendet haben sollte, so ist es billig, dass dasjenige, was nachher durch die vollendete Verjährung erworben worden ist, rescindirt, und demnach bei den Erben, welche in die Fortsetzung der Verjährung eintreten, dasselbe beobachtet werde [was rücksichtlich des Verstorbenen geltend ist]; weil [nämlich] die vom Verstorbenen angefangene Verjährung (possessio) gleichsam als [mit dem Nachlasse] in Verbindung stehend, auf den Erben übergeht, und meistens noch vor dem Erbschaftsantritte vollendet wird. 1Ad Dig. 4,6,30,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 120, Note 3.Wenn derjenige, welcher des Staats wegen abwesend war, eine Sache durch Verjährung erworben und nach [vollendeter] Verjährung verkauft hat, so wird [gegen ihn] Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zuzulassen sein; und es muss, wenn er gleich ohne bösen Vorsatz sich abwesend befunden und verjährt haben sollte, seinem Gewinnste vorgebeugt werden. Desgleichen wird aus allen übrigen Ursachen Wiedereinsetzung zu gestatten sein, z. B. wenn gegen ihn ein richterliches Erkenntniss gefällt worden ist.

Dig. 4,7,8Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Ex hoc edic­to te­ne­tur et qui rem ex­hi­bet, si ar­bi­tra­tu iu­di­cis pris­ti­nam iu­di­cii cau­sam non re­sti­tuit. 1Ait prae­tor: ‘quae­ve alie­na­tio iu­di­cii mu­tan­di cau­sa fac­ta erit’: id est si fu­tu­ri iu­di­cii cau­sa, non eius quod iam sit. 2Alie­na­re in­tel­le­gi­tur et­iam qui alie­nam rem ven­di­dit. 3Sed he­redem in­sti­tuen­do vel le­gan­do si quis alie­net, huic edic­to lo­cus non erit. 4Si quis alie­na­ve­rit, de­in­de re­ce­pe­rit, non te­ne­bi­tur hoc edic­to. 5Qui ven­di­to­ri suo red­hi­bet, non vi­de­tur iu­di­cii mu­tan­di cau­sa ab­alie­na­re,

Paul. lib. IV. ad Ed. prov. Diesem Edicte zu Folge ist auch derjenige gehalten, welcher die [streitige] Sache ausliefert, wenn er nicht [zugleich] nach dem Ermessen des Richters die frühere Lage des Processes wieder herstellt. 1Der Prätor sagt: oder diejenige Veräusserung, welche zur Veränderung des Gerichtsstandes unternommen worden sein wird, dies bezeichnet [den Fall], wenn sie des künftigen Rechtsstreites, nicht aber eines solchen, der schon eingetreten ist, wegen geschieht. 2Eine Veräusserung nimmt man auch von Seiten desjenigen an, welcher eine fremde Sache verkauft hat. 3Wenn aber Jemand dadurch, dass er einen Erben einsetzt oder ein Vermächtniss errichtet, etwas veräussert, so wird von diesem Edicte keine Anwendung gemacht werden. 4Wenn Jemand etwas veräussert, dann aber wieder an sich gebracht haben sollte, so wird er nicht nach diesem Edicte gehalten sein. 5Wer seinem Verkäufer [den erkauften Sclaven wegen eines ihn ganz untauglich machenden Fehlers] zurückgibt, scheint nicht eine Veräusserung zur Veränderung des Gerichtsstandes vorzunehmen,

Dig. 6,1,8Idem li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo sex­to pro­bat, si ex ae­quis par­ti­bus fun­dum mi­hi te­cum com­mu­nem tu et Lu­cius Ti­tius pos­si­dea­tis, non ab utris­que qua­dran­tes pe­te­re me de­be­re, sed a Ti­tio, qui non sit do­mi­nus, to­tum sem­is­sem. ali­ter at­que si cer­tis re­gio­ni­bus pos­si­dea­tis eum fun­dum: nam tunc si­ne du­bio et a te et a Ti­tio par­tes fun­di pe­te­re me de­be­re: quo­tiens enim cer­ta lo­ca pos­si­de­bun­tur, ne­ces­sa­rio in his ali­quam par­tem meam es­se: et id­eo te quo­que a Ti­tio qua­dran­tem pe­te­re de­be­re. quae di­stinc­tio ne­que in re mo­bi­li ne­que in he­redi­ta­tis pe­ti­tio­ne lo­cum ha­bet: nun­quam enim pro di­vi­so pos­si­de­ri pot­est.

Ad Dig. 6,1,8Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 142, Note 4.Idem lib. XII. ad Ed. Pomponius thut im 36. Buche dar, dass wenn ihr, du und Lucius Titius, ein mir mit dir zu gleichen Theilen gemeinschaftliches Grundstück besitzt, ich nicht von jedem von euch beiden ein Viertheil verlangen dürfe, sondern vom Titius, der nicht Eigenthümer ist, die ganze Hälfte. Anders aber ist es, wenn ihr ein Grundstück in bestimmten Abtheilungen22Regionibus s. Brisson. besitzt, dann muss ich ohne Zweifel sowohl von dir als vom Titius [meine] Antheile an demselben fordern. Denn sobald bestimmte Theile besessen werden, so muss nothwendig an beiden ein Theil mein sein, und daher musst du auch vom Titius ein Viertheil fordern. Dieser Unterschied findet weder bei einer beweglichen Sache noch bei der Erbschaftsklage Anwendung; hier kann getheilter Besitz nie Statt finden.

Dig. 27,6,2Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. ‘Si id’, in­quit, ‘ac­tor igno­ra­ve­rit’. La­beo: et si dic­tum sit ei et bo­na fi­de non cre­di­de­rit.

Paul. lib. XII. ad Ed. Wenn der Kläger, sagt [der Prätor], dies nicht gewusst haben wird; Labeo: auch wenn es ihm gesagt sein, und er es im guten Glauben nicht geglaubt haben sollte.

Dig. 27,6,4Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Mi­no­ri vi­gin­ti quin­que an­nis suc­cur­re­tur, et­iam­si scie­rit.

Paul. lib. XII. ad Ed. Einem, der jünger als fünfundzwanzig Jahre ist, wird man zu Hülfe kommen, auch wenn er es gewusst haben sollte.

Dig. 27,6,6Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Pu­pil­li scien­tia com­pu­tan­da non est, tu­to­ris eius com­pu­tan­da est: uti­que et­si pu­pil­lo cau­tum sit, me­lius di­ci­tur rem suam re­sti­tui pu­pil­lo quam in­cer­tum cau­tio­nis even­tum eum spec­ta­re: quod et Iu­lia­nus, si alias cir­cum­ven­tus sit pu­pil­lus, re­spon­dit.

Paul. lib. XII. ad Ed. Die Wissenschaft des Mündels ist nicht in Anschlag zu bringen, die seines Vormunds ist in Anschlag zu bringen; jeden Falls sagt man auch, wenn dem Mündel Sicherheit gegeben sein sollte, billiger, dass dem Mündel seine Sache zurückerstattet werde, als dass derselbe den ungewissen Ausgang [der Klage wegen] der Sicherheit versuche, und das Gutachten hat auch Julianus [für den Fall ertheilt,] wenn der Mündel sonst betrogen sei.

Dig. 27,6,8Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. et id­eo si ni­hil aut non to­tum ser­va­tum sit, in re­li­quos non de­ne­gan­dam in id quod de­est Sa­b­inus scri­bit.

Paul. lib. XII. ad Ed. Und darum schreibt Sabinus, wenn [der Kläger] Nichts oder nicht das Ganze erhalten habe, so sei gegen die übrigen die Klage auf das, was fehlt, nicht zu versagen.

Dig. 41,3,8Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. La­beo Ne­ra­tius re­spon­de­runt ea, quae ser­vi pe­cu­lia­ri­ter nanc­ti sunt, usu­ca­pi pos­se, quia haec et­iam igno­ran­tes do­mi­ni usu­ca­piunt: idem Iu­lia­nus scri­bit. 1Sed eum, qui suo no­mi­ne ni­hil usu­ca­pe­re pot­est, ne per ser­vum qui­dem pos­se Pe­dius scri­bit.

Paul. lib. XII. ad Ed. Labeo und Neratius haben zum Gutachten ertheilt, es könne Das ersessen werden, was die Sclaven Sondergutsweise erlangt haben, weil die Herren dies auch ohne es zu wissen ersitzen. Dasselbe sagt Julianus. 1Wer aber im eigenen Namen nicht ersitzen kann, der kann, wie Pedius schreibt, auch durch seinen Sclaven nicht erwerben.

Dig. 50,17,120Pau­lus li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Ne­mo plus com­mo­di he­redi suo re­lin­quit, quam ip­se ha­buit.

Übersetzung nicht erfasst.