Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Pap.quaest. VIII
Quaestionum lib.Papiniani Quaestionum libri

Quaestionum libri

cum Notis Pauli

Ex libro VIII

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 11,1,19Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Si fi­lius, cum pro pa­tre suo age­ret, ta­ceat in­ter­ro­ga­tus, om­nia per­in­de ob­ser­van­da erunt, ac si non es­set in­ter­ro­ga­tus.

Papin. lib. VIII. Quaest. Wenn ein Sohn, während er für seinen Vater gerichtlich auftrat, eine ihm vorgelegte Frage unbeantwortet gelassen hat, so ist Alles nachher so zu betrachten, wie wenn er nicht befrag worden wäre.

Dig. 11,7,43Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Sunt per­so­nae, quae, quam­quam re­li­gio­sum lo­cum fa­ce­re non pos­sunt, in­ter­dic­to ta­men de mor­tuo in­fe­ren­do uti­li­ter agunt, ut pu­ta do­mi­nus pro­prie­ta­tis, si in fun­dum, cu­ius fruc­tus alie­nus est, mor­tuum in­fe­rat aut in­fer­re ve­lit: nam si in­tu­le­rit, non fa­ciet ius­tum se­pul­chrum, sed si pro­hi­bea­tur, uti­li­ter in­ter­dic­to, qui de iu­re do­mi­nii quae­ri­tur, aget. ea­dem­que sunt in so­cio, qui in fun­dum com­mu­nem in­vi­to so­cio mor­tuum in­fer­re vult. nam prop­ter pu­bli­cam uti­li­ta­tem, ne in­se­pul­ta ca­da­ve­ra ia­ce­rent, stric­tam ra­tio­nem in­su­per ha­be­mus, quae non­num­quam in amb­iguis re­li­gio­num quaes­tio­ni­bus omit­ti so­lent: nam sum­mam es­se ra­tio­nem, quae pro re­li­gio­ne fa­cit.

Papin. lib. VIII. Quaest. Einige Personen können, wenn sie auch einen Ort nicht zum religiösen machen dürfen, denuoch das Interdict wegen Bestattung eines Todten analog erheben, z. B. der Eigenheitsherr, wenn er eine Leiche auf einem Landgute, woran der Niessbrauch einem Andern gehört, bestattet oder bestatten will; denn wenn er sie bestattet hat, so wird er kein rechtmässiges Begräbniss errichten, wenn er aber daran behindert wird, so kann er sich analog des Interdicts bedienen, weil er wegen des Eigenthumsrechts Beschwerde führt. Dasselbe findet in Ansehung des Gesellschafters Statt, der wider Willen seines Mitgenossen auf einem gemeinschaftlichen Grundstück einen Todten bestatten will. Denn wir lassen hier die strenge Rechtsregel des öffentlichen Besten wegen, damit Leichen nicht unbeerdigt liegen bleiben, nicht zur Anwendung kommen, welche auch hin und wieder bei zweifelhaften Fragen in Betreff der Religion nicht befolgt zu werden pflegt; denn der höchste Rechtsgrund ist derjenige, der für die Religion spricht.

Dig. 12,6,56Idem li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Suf­fi­cit ad cau­sam in­de­bi­ti in­cer­tum es­se, tem­po­ra­ria sit an per­pe­tua ex­cep­tio­nis de­fen­sio. nam si qui, ne con­ve­nia­tur, do­nec Ti­tius con­sul fiat, pa­cis­ca­tur, quia pot­est Ti­tio de­ce­den­te per­pe­tua fie­ri ex­cep­tio, quae ad tem­pus est Ti­tio con­su­la­tum in­eun­te, sum­ma ra­tio­ne di­ce­tur, quod in­ter­im sol­vi­tur, re­pe­ti: ut enim pac­tum, quod in tem­pus cer­tum col­la­tum est, non ma­gis in­du­cit con­dic­tio­nem, quam si ex die de­bi­tor sol­vit, ita pror­sum de­fen­sio iu­ris, quae cau­sam in­cer­tam ha­bet, con­dic­tio­nis in­star op­ti­net.

Ad Dig. 12,6,56Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 349, Note 5.Idem lib. VIII. Quaestion. Es genügt zu dem Verhältniss einer Nichtschuld, dass es ungewiss ist, ob die Vertheidigung durch eine Einrede eine zeitliche oder eine immerwährende sei. Denn wenn Jemand pacisciren sollte, dass er nicht belangt werde, bis Titius Consul werde, so wird man, weil, wenn Titius verstirbt, die Einrede eine immerwährende werden kann, welche [nur] eine zeitliche ist, wenn Titius das Consulat antritt, mit dem vernünftigsten Grunde sagen11Nach der im Text gebrauchten Interpunction entsteht der Sinn, als ob, wenn Titius das Consulat antritt, das Gezahlte zurückgefordert werden könne; dann würde aber eine Schuld zurückgefordert werden. Es gehören vielmehr die Worte: Titio consulatum ineunte zu den vorhergehenden: quae ad tempus est, und sind von den folgenden: summa ratione dicetur durch Interpunction zu trennen., dass das, was unterdessen gezahlt wird, zurückgefordert werde; denn wie ein Pactum, welches auf eine gewisse Zeit gestellt ist, die Condiction nicht mehr herbeiführt, als wenn von einem [gewissen] Termine an ein [verbindlicher] Schuldner gezahlt hat, so gilt durchaus eine Rechtsvertheidigung, welche einen ungewissen Grund hat, wie eine Bedingung22Vgl. L. 16. pr. h. t..

Dig. 12,6,66Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Haec con­dic­tio ex bo­no et ae­quo in­tro­duc­ta, quod al­te­rius apud al­te­rum si­ne cau­sa de­pre­hen­di­tur, re­vo­ca­re con­sue­vit.

Papinian. lib. VIII. Quaest. Diese aus Rücksicht auf das, was gut und billig ist33Diese und die früheren Stellen (L. 64 u. 65. §. 4.), wo es heisst, dass die Condiction oder die Zurückforderung aus Rücksicht auf Moral und Billigkeit (ex bono et aequo) gegeben sei, sind nicht, wie es von Einigen, z. B. von v. Glück a. a. O. S. 156 geschehen ist, so zu verstehen, als ob die Condiction eine Klage guten Glaubens sei, sondern sie hat nur ihren Entstehungsgrund im Naturrecht. S. die Bemerkung zu L. 15. pr., eingeführte Condiction pflegt das, was, dem Einen gehörig, bei dem Andern ohne Grund angetroffen wird, zurückzufordern.

Dig. 13,5,9Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Ti­tius ta­men in­de­bi­ti con­dic­tio­ne te­ne­bi­tur, ut quod ei per­pe­ram so­lu­tum est ei qui sol­vit red­da­tur.

Papinian. lib. VIII. Quaest. Titius wird jedoch auf der Condiction der Nichtschuld gehalten sein, so dass das, was ihm fälschlich gezahlt worden ist, demjenigen, welcher gezahlt hat, zurückgegeben werde.

Dig. 13,5,25Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Il­lud aut il­lud de­buit et con­sti­tuit al­te­rum: an vel al­te­rum quod non con­sti­tuit sol­ve­re pos­sit, quae­si­tum est. di­xi non es­se au­dien­dum, si ve­lit ho­die fi­dem con­sti­tu­tae rei fran­ge­re. 1Si iu­re­iu­ran­do de­la­to de­be­ri ti­bi iu­ra­ve­ris, cum ha­beas eo no­mi­ne ac­tio­nem, rec­te de con­sti­tu­ta agis. sed et si non ul­tro de­tu­le­ro ius­iu­ran­dum, sed re­fe­ren­di ne­ces­si­ta­te com­pul­sus id fe­ce­ro, quia ne­mo du­bi­tat mo­des­tius fa­ce­re qui re­fe­rat, quam ut ip­se iu­ret, nul­la di­stinc­tio ad­hi­be­tur, tam­et­si ob tuam fa­ci­li­ta­tem ac meam ve­re­cun­diam sub­se­cu­ta sit re­fe­ren­di ne­ces­si­tas.

Papinian. lib. VIII. Quaest. Es hat [Jemand] Dies oder Jenes geschuldet und das Eine constituirt; man hat gefragt, ob er wohl das Andere, was er nicht constituirt hat, zahlen könne. Ich habe gesagt, er sei nicht zu hören, wenn er heute sein Wort [in Betreff] der constituirten Sache brechen wolle. 1Wenn du nach angetragenem Eid geschworen haben solltest, es werde dir geschuldet, so klagst du, da du in dieser Hinsicht eine Klage hast, mit Recht wegen des constituirten [Geldes]; aber auch wenn ich nicht aus freien Stücken den Eid angetragen, sondern durch die Nothwendigkeit, ihn zurückzuschieben, dazu genöthigt, dies gethan haben werde, so wird, weil Niemand zweifelt, dass der besser (modestius) handle, welcher [den Eid lieber] zurückschiebt, als dass er ihn selbst schwört, kein Unterschied gemacht (adhibetur), obgleich wegen deines Leichtsinns, und meiner Bedenklichkeit die Nothwendigkeit, zurückzuschieben, erfolgt ist.

Dig. 19,5,1Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Non­num­quam eve­nit, ut ces­san­ti­bus iu­di­ciis proditis et vul­ga­ri­bus ac­tio­ni­bus, cum pro­prium no­men in­ve­ni­re non pos­su­mus, fa­ci­le de­scen­de­mus ad eas, quae in fac­tum ap­pel­lan­tur. sed ne res ex­em­plis egeat, pau­cis agam. 1Do­mi­no mer­cium in ma­gis­trum na­vis, si sit in­cer­tum, utrum na­vem con­du­xe­rit an mer­ces ve­hen­das lo­ca­ve­rit, ci­vi­lem ac­tio­nem in fac­tum es­se dan­dam La­beo scri­bit. 2Item si quis pre­tii ex­plo­ran­di gra­tia rem tra­dat, ne­que de­po­si­tum ne­que com­mo­da­tum erit, sed non ex­hi­bi­ta fi­de in fac­tum ci­vi­lis sub­ici­tur ac­tio.

Papin. lib. VIII. Quaest. Zuweilen tritt der Fall ein, dass, wenn die vorhandenen gewöhnlichen Klagen nicht ausreichend sind, und man keinen besondern Namen dafür ausfindig machen kann, man zu denen greift, die auf das Geschehene genannt werden. Damit es nicht an Beispielen fehle, will ich einige anführen. 1Labeo schreibt: dem Eigenthümer der Ladung sei gegen den Schiffscapitain eine bürgerlichrechtliche Klage auf das Geschehene zu ertheilen, wenn es ungewiss sei, ob er das Schiff gemiethet, oder die Ladung zu verführen verdungen habe. 2Ingleichen ist, wenn Jemand einem Andern eine Sache gibt, um ihren Werth zu untersuchen, weder eine Niederlegung noch ein Leihen vorhanden, sondern wenn hier unredlich gehandelt wird, ist eine bürgerlichrechtliche Klage auf das Geschehene vorhanden;

Dig. 20,4,1Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Qui do­tem pro mu­lie­re pro­mi­sit, pig­nus si­ve hy­po­the­cam de re­sti­tuen­da si­bi do­te ac­ce­pit: sub­se­cu­ta de­in­de pro par­te nu­me­ra­tio­ne ma­ri­tus ean­dem rem pig­no­ri alii de­dit: mox re­si­duae quan­ti­ta­tis nu­me­ra­tio im­ple­ta est: quae­re­ba­tur de pig­no­re. cum ex cau­sa pro­mis­sio­nis ad uni­ver­sae quan­ti­ta­tis ex­so­lu­tio­nem qui do­tem pro­mi­sit com­pel­li­tur, non uti­que so­lu­tio­nem ob­ser­van­da sunt tem­po­ra, sed dies con­trac­tae ob­li­ga­tio­nis. nec pro­be di­ci in po­tes­ta­te eius es­se, ne pe­cu­niam re­si­duam red­de­ret, ut mi­nus do­ta­ta mu­lier es­se vi­dea­tur. 1Alia cau­sa est eius, qui pig­nus ac­ce­pit ad eam sum­mam, quam in­tra diem cer­tum nu­me­ras­set, ac for­te prius, quam nu­me­ra­ret, alii res pig­no­ri da­ta est.

Papin. lib. VIII. Quaest. Ad Dig. 20,4,1 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 242, Note 8.Jemand, der für eine Frau eine Mitgift versprochen hatte, wegen der ihm künftig zu leistenden Herausgabe derselben ein Unterpfand oder eine Hypothek empfangen44Die Erklärung dieses Gesetzes s. bei Glück XIX. 325. es handelt sich blos um das Alter der Hypothek, resp. deren Anfang und davon abhängenden Vorzug.; nachdem darauf eine abschlägige Stückzahlung erfolgt war, hatte der Ehemann denselben Gegenstand einem Andern verpfändet, worauf bald nachher die Zahlung des Restes erfolgte; nun entstand Frage wegen des Pfandes. Wenn nun aber derjenige, der die Mitgift versprochen hat, auf den Grund seines Versprechens zur Zahlung der ganzen [versprochenen] Summe genöthigt wird, so dürfen auch die verschiedenen Zeitpuncte der einzelnen Zahlungen nicht berücksichtigt werden, sondern blos der Tag der eingegangenen Verbindlichkeit; denn dann kann man nicht mehr sagen, dass die Zahlung des Restes in seinem Belieben stehe, so dass die Frau als geringer ausgestattet erschiene. 1Anders ist freilich das Verhältniss dann, wenn Jemand ein Pfand bis auf Höhe der Summe empfängt, welche er binnen einer bestimmten Zeit zahlen würde, und dann vor der Zahlung die Sache einem Andern als Unterpfand eingeräumt worden ist.

Dig. 21,2,65Idem li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Rem he­redi­ta­riam pig­no­ri ob­li­ga­tam he­redes ven­di­de­runt et evic­tio­nis no­mi­ne pro par­ti­bus he­redi­ta­riis spopon­de­runt: cum al­ter pig­nus pro par­te sua li­be­ras­set, rem cre­di­tor evi­cit: quae­re­ba­tur an uter­que he­redum con­ve­ni­ri pos­sit? id­que pla­ce­bat prop­ter in­di­vi­sam pig­no­ris cau­sam. nec re­me­dio lo­cus es­se vi­de­ba­tur, ut per do­li ex­cep­tio­nem ac­tio­nes ei qui pe­cu­niam cre­di­to­ri de­dit prae­sta­ren­tur, quia non duo rei fac­ti pro­po­ne­ren­tur. sed fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cium eo no­mi­ne uti­le est: nam quid in­ter­est, unus ex he­redi­bus in to­tum li­be­ra­ve­rit pig­nus an ve­ro pro sua dum­ta­xat por­tio­ne? cum co­he­redis neg­le­gen­tia dam­no­sa non de­bet es­se al­te­ri.

Idem lib. VIII. Quaest. Eine als Pfand verbindlich gemachte Erbschaftssache haben die Erben verkauft und wegen der Entwährung nach Verhältniss der Erbschaftstheile [Etwas] angelobt; als der eine [Erbe] das Pfand für seinen Theil befreit hatte, so hat der Gläubiger die Sache entwährt; man fragte, ob beide Erben belangt werden können? Und das nahm man wegen des untheilbaren Rechtsverhältnisses des Pfandes an, auch schien kein Rechtsmittel Statt zu haben, damit auf die Einrede der bösen Absicht dem, welcher dem Gläubiger das Geld gegeben hat, die Klagen abgetreten würden, weil hier nicht ein Fall aufgestellt würde, wo zwei Correalschuldner geworden sind, sondern die Erbtheilungsklage deshalb wirksam ist; denn welcher Unterschied ist es, ob einer von den Erben das Pfand aufs Ganze befreit hat, oder aber nur für seinen Antheil, da die Nachlässigkeit des [einen] Miterben dem andern nicht schädlich sein darf?

Dig. 23,3,81Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Pa­ter fi­liae no­mi­ne num­mos alie­nos, quos mu­tuos ac­ce­pe­rat aut in cau­sam cre­di­ti re­ce­pe­rat, in do­tem de­dit. con­sump­tis his dos pro­fec­ti­cia ef­fi­ci­tur.

Papinian. lib. VIII. Quaest. Ein Vater hat für seine Tochter fremde Gelder55Wider Willen des Eigenthümers., welche er dargeliehen, erhalten, oder [als Bezahlung] eines Darlehns zurückerhalten hatte, zum Heirathsgut gegeben; sobald sie verbraucht sind, so wird das Heirathsgut ein profecticisches66S. die Bem. zu L. 5. pr. h. t..

Dig. 46,3,94Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Si is, cui num­mos de­bi­tor sol­vit alie­nos, num­mis in­te­gris per­gat pe­te­re quod si­bi de­bea­tur, nec of­fe­rat quod ac­ce­pit, ex­cep­tio­ne do­li sum­mo­ve­bi­tur. 1Sin au­tem com­mu­nes num­mos cre­dam aut sol­vam, con­fes­tim pro par­te mea nas­ce­tur et ac­tio et li­be­ra­tio, si­ve in sin­gu­lis num­mis com­mu­nio­nem pro in­di­vi­so quis es­se in­tel­le­gat si­ve in pe­cu­nia non cor­po­ra co­gi­tet, sed quan­ti­ta­tem. 2Sed et si fi­de­ius­sor alie­nos num­mos in cau­sam fi­de­ius­sio­nis de­dit, con­sump­tis his man­da­ti age­re pot­est: et id­eo si eam pe­cu­niam sol­vat, quam sub­ri­pue­rat, man­da­ti aget, post­quam fur­ti vel ex cau­sa con­dic­tio­nis prae­sti­te­rit. 3Fa­bius Ia­nua­rius Pa­pi­nia­no sa­lu­tem. Cum Ti­tius Gaio Se­io de­be­ret ex cau­sa fi­dei­com­mis­si cer­tam quan­ti­ta­tem et tan­tun­dem ei­dem ex alia cau­sa, quae pe­ti qui­dem non pot­erat, ex so­lu­tio­ne au­tem pe­ti­tio­nem non prae­stat, Ti­tii ser­vus ac­tor ab­sen­te do­mi­no sol­vit eam sum­mam, quae ef­fi­ce­ret ad quan­ti­ta­tem unius de­bi­ti, cau­tum­que est ei so­lu­tum ex uni­ver­so cre­di­to: quae­ro, id quod so­lu­tum est in quam cau­sam ac­cep­tum vi­de­tur. re­spon­di, si qui­dem Ti­tio Se­ius ita ca­vis­set, ut si­bi so­lu­tum ex uni­ver­so cre­di­to sig­ni­fi­ca­ret, cre­di­ti ap­pel­la­tio so­lam fi­dei­com­mis­si pe­cu­niam de­mons­tra­re vi­de­tur, non eam, quae pe­ti­tio­nem qui­dem non ha­bet, so­lu­tio­ne au­tem fac­ta re­pe­ti pe­cu­nia non pot­est. cum ve­ro ser­vus Ti­tii ac­tor ab­sen­te do­mi­no pe­cu­niam sol­ve­rit, ne do­mi­nium qui­dem num­mo­rum in eam spe­ciem ob­li­ga­tio­nis, quae ha­buit au­xi­lium ex­cep­tio­nis, trans­la­tum fo­ret, si ex ea cau­sa so­lu­tio fac­ta pro­po­ne­re­tur, quia non est ve­ro si­mi­le do­mi­num ad eam spe­ciem sol­ven­dis pe­cu­niis ser­vum prae­po­suis­se, quae sol­vi non de­bue­runt, non ma­gis quam ut num­mos pe­cu­lia­res ex cau­sa fi­de­ius­sio­nis, quam ser­vus non ex uti­li­ta­te pe­cu­lii sus­ce­pit, sol­ve­ret.

Papin. lib. VIII. Quaest. Wenn Der, welchem der Schuldner fremde Geldstücke gezahlt hat, während ihm die Gelder unbenommen sind, Das zu fordern fortfährt, was ihm geschuldet werde, und Das, was er erhalten hat, nicht anbietet, so wird er mit der Einrede der bösen Absicht zurückgewiesen werden. 1Wenn ich aber gemeinschaftliche Gelder darleihen oder zahlen werde, so wird auf der Stelle nach Verhältniss meines Antheils [an denselben] für mich entweder eine Klage, oder die Befreiung entstehen, gleichviel ob man annimmt, dass rücksichtlich der einzelnen Geldstücke eine Gemeinschaft nach blos gedachten Antheilen77Pro indiviso. S. die Bem. zu L. 5. §. 15. D. comm. 13. 6. vorhanden sei, oder ob man bei dem Geld nicht auf die einzelnen Körper, sondern auf die Summe sieht. 2Aber auch wenn ein Bürge fremde Geldstücke zur Tilgung seiner Bürgschaftsschuld gegeben hat, so kann er, wenn sie verbraucht sind, mit der Auftragsklage klagen; und darum wird er, wenn er solches Geld zahlt, welches er entwendet hatte, mit der Auftragsklage klagen können; nachdem er [das mit der] Diebstahls[Klage] oder durch die [Diebstahls-]Condiction [von ihm Geforderte den Bestohlenen] geleistet haben wird. 3Favius Januarius dem Papinianus seinen Gruss. Da Titius dem Cajus Sejus in Folge eines Fideicommisses eine gewisse Summe schuldete, und ebensoviel demselben in Folge einer anderen Schuld, welche zwar nicht gefordert werden konnte, aber nach der Zahlung [dem Schuldner] kein Zurückforderungsrecht88Petitionem, welches Wort für repetitio vorkommt (Brisson. s. h. v.), weshalb es der Emendation von van de Water Obs. II. 14. p. 197. nicht bedarf. gewährte, hat der Sclave des Titius, welcher Geschäftsführer desselben ist, in Abwesenheit des Herrn eine solche Summe gezahlt, welche für den Betrag der einen Schuld genügte, und es ist ihm bescheinigt worden, dass es auf die ganze Forderung bezahlt sei. Ich frage, auf welche Schuld Das, was gezahlt worden ist, angenommen zu sein scheine? Ich habe geantwortet: wenn Sejus dem Titius so bescheinigt hatte, dass er sich ausdrückte, es sei ihm auf die ganze Forderung bezahlt, so scheint die Benennung Forderung blos das in Folge des Fideicommisses geschuldete Geld zu bezeichnen, nicht aber das, wegen dessen zwar kein Forderungsrecht zusteht, welches aber, wenn die Zahlung erfolgt ist, nicht zurückgefordert werden kann; wenn aber der Sclave des Titius, welcher Geschäftsführer desselben ist, in Abwesenheit seines Herrn das Geld gezahlt habe, so werde nicht ein Mal das Eigenthum der Geldstücke in dem Falle der Verbindlichkeit, welche den Schutz einer Einrede gehabt hat, übertragen sein, wenn man anführen sollte, dass die Zahlung in Bezug auf diese Schuld geschehen sei; weil es nicht wahrscheinlich ist, dass der Herr den Sclaven der Zahlung von Geldern in einem solchen Falle vorgesetzt habe, in welchem sie nicht bezahlt werden mussten, ebensowenig, als damit er Sondergutsgelder aus dem Grunde einer Bürgschaft, welche der Sclave nicht zum Besten des Sonderguts übernommen hat, zahlen sollte.

Dig. 47,2,79Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Rem in­spi­cien­dam quis de­dit: si pe­ri­cu­lum spec­tet eum qui ac­ce­pit, ip­se fur­ti age­re pot­est.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 47,12,10Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Quae­si­tum est, an ad he­redem ne­ces­sa­rium, cum se bo­nis non mis­cuis­set, ac­tio se­pul­chri vio­la­ti per­ti­ne­ret. di­xi rec­te eum ea ac­tio­ne ex­per­i­ri, quae in bo­num et ae­quum con­cep­ta est: nec ta­men si ege­rit, he­redi­ta­rios cre­di­to­res ti­me­bit, cum et­si per he­redi­ta­tem opti­git haec ac­tio, ni­hil ta­men ex de­func­ti ca­pia­tur vo­lun­ta­te, ne­que id ca­pia­tur, quod in rei per­se­cu­tio­ne, sed in so­la vin­dic­ta sit con­sti­tu­tum.

Übersetzung nicht erfasst.