Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Pap.quaest. VI
Quaestionum lib.Papiniani Quaestionum libri

Quaestionum libri

cum Notis Pauli

Ex libro VI

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4 (1,7 %)De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 5,3,50Idem li­bro sex­to quaes­tio­num. He­redi­tas et­iam si­ne ul­lo cor­po­re iu­ris in­tel­lec­tum ha­bet. 1Si de­func­to mo­nu­men­tum con­di­cio­nis im­plen­dae gra­tia bo­nae fi­dei pos­ses­sor fe­ce­rit, pot­est di­ci, quia vo­lun­tas de­func­ti vel in hoc ser­van­da est, uti­que si pro­ba­bi­lem mo­dum fa­cien­di mo­nu­men­ti sump­tus, vel quan­tum tes­ta­tor ius­se­rit, non ex­ce­dat, eum, cui au­fer­tur he­redi­tas, im­pen­sas ra­tio­ne do­li ex­cep­tio­ne aut re­ten­tu­rum aut ac­tio­ne neg­otio­rum ges­to­rum re­pe­ti­tu­rum, vel­uti he­redi­ta­rio neg­otio ges­to: quam­vis enim stric­to iu­re nul­la te­nean­tur ac­tio­ne he­redes ad mo­nu­men­tum fa­cien­dum, ta­men prin­ci­pa­li vel pon­ti­fi­ca­li auc­to­ri­ta­te com­pel­lun­tur ad ob­se­quium su­pre­mae vo­lun­ta­tis.

Idem lib. VI. Quaest. Die Erbschaft bildet auch ohne irgend etwas Körperliches einen Rechtsbegriff. 1Wenn der Besitzer im guten Glauben dem Erblasser, um eine Bedingung zu erfüllen, ein Denkmal errichtet hat, so kann man (weil der Wille des Verstorbenen hierin wenigstens zu beobachten ist, wenn die Kosten der Errichtung des Denkmals nämlich ein billiges Maass, oder so viel als der Testator befohlen, nicht übersteigen), sagen, dass derselbe, wenn ihm die Erbschaft entzogen wird, die Kosten vermittelst der11Das Florentinische ratione vor doli exceptione dürfte mit Haloander zu verwerfen sein; denn einen Sinn gibt es nicht. Einrede der Arglist entweder innebehalten dürfe, oder mit der Klage wegen Geschäftsführung zurückfordern könne, als wenn er gleichsam ein Erbschaftsgeschäft verrichtet hätte. Denn wenn gleich die Erben nach strengem Rechte mit keiner Klage zur Errichtung eines Denkmals angehalten werden können, so werden sie doch durch das Geheiss des Kaisers oder Bischofes zur Befolgung des letzten Willens angehalten.

Dig. 5,4,10Pa­pi­nia­nus li­bro sex­to quaes­tio­num. Cum he­redis ex par­te in­sti­tu­ti fi­lius, qui pa­trem suum igno­ra­bat vi­vo tes­ta­to­re de­ces­sis­se, par­tem he­redi­ta­tis no­mi­ne pa­tris ut ab­sen­tis ad­mi­nis­tra­ve­rit et pe­cu­nias dis­trac­tis re­bus ac­ce­pe­rit, he­redi­tas ab eo pe­ti non pot­est, quia ne­que pro he­rede ne­que pro pos­ses­so­re pre­tia pos­si­det, sed ut fi­lius pa­tris neg­otium cu­ra­vit. neg­otio­rum au­tem ges­to­rum ac­tio ce­te­ris co­he­redi­bus, ad quos por­tio de­func­ti per­ti­net, da­bi­tur. il­lud enim uti­que non est me­tuen­dum, ne et­iam pa­tris, a quo for­te ex­he­redatus est, te­n­ea­tur he­redi­bus, qua­si neg­otia he­redi­ta­ria ges­se­rit, cum id quod ad­mi­nis­tra­vit non fue­rit pa­ter­nae he­redi­ta­tis. nam et­si neg­otio­rum ges­to­rum ac­tio sit ei, cu­ius no­mi­ne per­cep­tum est: ei cu­ius no­mi­ne11Die Großausgabe fügt per­cep­tum est per­cep­tum alie­no no­mi­ne ein. re­sti­tui ae­quum est. sed in pro­pos­i­to ne­que pa­tris neg­otia fue­runt, qui es­se de­sie­rat, ne­que pa­ter­nae suc­ces­sio­nis, quae fue­runt al­te­rius he­redi­ta­tis. quod si fi­lius is­te pa­tri suo he­res ex­ti­tit et mo­vet con­tro­ver­siam, quod pa­ter eius, post­quam he­res ex­ti­tit, mor­tem ob­ie­rit, il­le trac­ta­tus in­cur­rit, an ip­se si­bi cau­sam pos­ses­sio­nis mu­ta­re vi­dea­tur. quon­iam ta­men qui neg­otia he­redi­ta­ria ges­sit et de­bi­tor es­se coe­pit, post­ea fa­ciens con­tro­ver­siam he­redi­ta­tis ut iu­ris pos­ses­sor con­ve­ni­tur, idem et­iam in hoc fi­lio re­spon­den­dum erit.

Papinian. lib. VI. Quaest. Wenn der Sohn eines auf einen Theil eingesetzten Erben, der nicht wusste, dass sein Vater schon bei Lebzeiten des Testators gestorben sei, den Theil der Erbschaft im Namen seines Vaters als Abwesenden verwaltet, und Gelder aus verkauften Sachen eingenommen hat, so kann die Erbschaftsklage gegen ihn nicht angestellt werden, weil er den Erlös weder als Erbe noch als Besitzer besitzt, sondern als Sohn des Vaters Geschäft besorgt hat. Aber die Geschäftsführungsklage wird den übrigen Miterben, denen der Antheil des Verstorbenen gebührt, gegeben. Das ist jedoch keineswegs zu befürchten, dass er auch den Erben des Vaters, wenn dieser ihn etwa enterbt hat, gehalten werde, als habe er Erbschaftsgeschäfte geführt, indem dasjenige, was er verwaltet hat, nicht zur väterlichen Erbschaft gehörte. Denn wenn22Es ist eine bekannte Sache, dass der Text der Florentine, welchem der unsrige hier folgt, verdorben sei; ich folge daher dem Haloander und der Vulgata, s. auch die Göttinger C. J.-Ausgabe. auch demjenigen die Geschäftsführungsklage zusteht, in dessen Namen etwas eingenommen worden ist, so muss doch dasjenige, was in fremden Namen eingenommen worden, billiger Weise herausgegeben werden. Im vorliegenden Fall waren aber die Geschäfte, die zu einer andern Erbschaft gehörten, weder die des Vaters, der zu leben aufgehört hatte, noch des väterlichen Nachlasses. Wenn jener Sohn aber selbst Erbe seines Vaters wird, und Streit erhebt, weil sein Vater, nachdem er Erbe geworden, gestorben sei, so entsteht die Frage, ob er den Grund seines eigenen Besitzes zu verändern, angenommen werden könne? Weil aber derjenige, der erbschaftliche Geschäfte übernommen und Schuldner geworden ist, nachher, nachdem er Streit wegen der Erbschaft verursacht, wie der Besitzer eines Rechts belangt werden kann, so kann man auch dasselbe von dem Sohn in diesem Fall sagen.

Dig. 6,1,62Pa­pi­nia­nus li­bro sex­to quaes­tio­num. Si na­vis a ma­lae fi­dei pos­ses­so­re pe­ta­tur, et fruc­tus aes­ti­man­di sunt, ut in ta­ber­na et area quae lo­ca­ri so­lent. quod non est ei con­tra­rium, quod de pe­cu­nia de­po­si­ta, quam he­res non at­tin­git, usu­ras prae­sta­re non co­gi­tur: nam et­si ma­xi­me vec­tu­ra sic­ut usu­ra non na­tu­ra per­ve­nit, sed iu­re per­ci­pi­tur, ta­men id­eo vec­tu­ra de­si­de­ra­ri pot­est, quon­iam pe­ri­cu­lum na­vis pos­ses­sor pe­ti­to­ri prae­sta­re non de­bet, cum pe­cu­nia pe­ri­cu­lo dan­tis fae­ne­re­tur. 1Ge­ne­ra­li­ter au­tem cum de fruc­ti­bus aes­ti­man­dis quae­ri­tur, con­stat anim­ad­ver­ti de­be­re, non an ma­lae fi­dei pos­ses­sor frui­tus sit, sed an pe­ti­tor frui po­tue­rit, si ei pos­si­de­re li­cuis­set. quam sen­ten­tiam Iu­lia­nus quo­que pro­bat.

Papinian. lib. VI. Quaest. Wird ein Schiff von einem Besitzer im schlechten Glauben gefordert, so müssen auch die Nutzungen in Anschlag gebracht werden, wie bei einem Laden oder Hofplatz, die vermiethet zu werden pflegen. Dies steht dem Umstande, dass der [vermeintliche]33Glosse. Erbe von dem Gelde, welches der Erblasser als Nothpfennig baar liegen gehabt44S. Glück VIII. p. 297. n. 55., wenn er es unberührt gelassen, keine Zinsen zu geben brauche, [etwa analog angewendet,] nicht entgegen; denn wenn auch Fuhrlohn allerdings, sowie Zinsen, nicht von Natur entsteht, sondern seinen Ursprung erst einem Rechts[geschäft] verdankt, so kann das Entgehen desselben doch aus dem Grunde in Anschlag gebracht werden, weil der Besitzer die Gefahr des Schiffes dem Kläger nicht zu vertreten braucht, dahingegen das [Erbe-]Geld auf die Gefahr des Auszahlers auf Zins verliehen wird. 1Ueberhaupt aber muss, wenn die Frage wegen in Anschlag zu bringender Nutzungen entsteht, wie bekannt, darauf Acht gehabt werden, nicht ob der Besitzer im schlechten Glauben sie gezogen haben würde, sondern ob der Kläger sie hätte ziehen können, wenn ihm der Besitz verstattet gewesen wäre. Diese Meinung billigt auch Julian.

Dig. 12,6,55Idem li­bro sex­to quaes­tio­num. Si ur­ba­na prae­dia lo­ca­ve­rit prae­do, quod mer­ce­dis no­mi­ne ce­pe­rit, ab eo qui sol­vit non re­pe­te­tur, sed do­mi­no erit ob­li­ga­tus. idem­que iu­ris erit in vec­tu­ris na­vium, quas ip­se lo­ca­ve­rit aut ex­er­cue­rit, item mer­ce­di­bus ser­vo­rum, quo­rum ope­rae per ip­sum fue­rint lo­ca­tae. nam si ser­vus non lo­ca­tus mer­ce­dem ut do­mi­no prae­do­ni ret­tu­lit, non fiet ac­ci­pien­tis pe­cu­nia. quod si vec­tu­ras na­vium, quas do­mi­nus lo­ca­ve­rat, item pen­sio­nes in­su­la­rum ac­ce­pe­rit, ob in­de­bi­tum ei te­ne­bi­tur, qui non est li­be­ra­tus sol­ven­do. quod er­go di­ci so­let prae­do­ni fruc­tus pos­se con­di­ci, tunc lo­cum ha­bet, cum do­mi­ni fruc­tus fue­runt.

Idem lib. VI. Quaestion. Wenn ein widerrechtlicher Besitzer (praedo) städtische Grundstücke vermiethet haben sollte, so wird das, was er etwa als Miethzins erhalten hat, von dem, welcher gezahlt hat, nicht zurückgefordert werden, aber er wird dem Eigenthümer verbindlich sein. Und dasselbe wird Rechtens sein bei Schiffsfuhren, welche er etwa vermiethet oder verrichtet hat. Ingleichen bei dem Lohn der Sclaven, deren Dienste durch ihn vermiethet worden sein sollten; denn wenn ein nicht vermietheter Sclav den Lohn dem widerrechtlichen Besitzer, als seinem Herrn, zurückgegeben hat, so wird das Geld nicht [Eigenthum] des Empfängers werden. Wenn er aber den Lohn für die Schiffsfuhren, welche der Eigenthümer vermiethet hatte, ingleichen den Miethzins für die Einzelhäuser erhalten haben sollte, so wird er wegen der Nichtschuld dem gehalten sein, welcher durch das Zahlen nicht befreit worden ist. Was man also zu sagen pflegt, dass man von dem widerrechtlichen Besitzer die Früchte condiciren könne, hat dann Statt, wenn es Früchte des Eigenthümers gewesen sind.

Dig. 22,1,2Idem li­bro sex­to quaes­tio­num. Vol­go re­cep­tum est, ut, quam­vis in per­so­nam ac­tum sit, post li­tem ta­men con­tes­ta­tam cau­sa prae­ste­tur: cu­ius opi­nio­nis ra­tio red­di­tur, quon­iam qua­le est, cum pe­ti­tur, ta­le da­ri de­bet ac prop­ter­ea post­ea cap­tos fruc­tus par­tum­que edi­tum re­sti­tui opor­tet.

Idem lib. VI. Quaest. Man hat gewöhnlich angenommen, dass, obwohl [mit einer Klage] gegen eine Person geklagt worden ist, doch nach eingeleitetem Streit die Zubehör geleistet werden müsse; und als Grund dieser Meinung gibt man an, weil [das Schuldige] in solcher Beschaffenheit, in welcher es ist, wenn es gefordert wird, gegeben werden muss und deshalb müssen die nachher gezogenen Früchte und das [nachher] geborene [Sclaven-]Kind ausgeantwortet werden.

Dig. 36,4,8Pa­pi­nia­nus li­bro sex­to quaes­tio­num. Si le­ga­to­rum sa­tis non da­tur, re­sti­tu­ta he­redi­ta­te in ea­rum quo­que re­rum pos­ses­sio­nem le­ga­ta­rius mit­ten­dus erit, quae do­lo ma­lo eius, cui re­sti­tu­ta est he­redi­tas, in he­redi­ta­ria cau­sa de­sie­runt.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 40,4,47Pa­pi­nia­nus li­bro sex­to quaes­tio­num. Cum ex fal­sis co­di­cil­lis per er­ro­rem li­ber­tas, li­cet non de­bi­ta, prae­sti­ta ta­men ab he­rede fuis­set, vi­gin­ti so­li­dos a sin­gu­lis ho­mi­ni­bus in­fe­ren­dos es­se he­redi prin­ceps con­sti­tuit. 1Sed et si con­di­cio­nis im­plen­dae gra­tia ser­vum in­sti­tu­tus ma­nu­mi­se­rit ac post­ea fi­lius de in­of­fi­cio­so agen­do te­nue­rit vel tes­ta­men­tum fal­sum fue­rit pro­nun­tia­tum, con­se­quens erit idem in hac spe­cie fie­ri, quod in fal­sis co­di­cil­lis con­sti­tu­tum est.

Papin. lib. VI. Quaest. Als die Freiheit aus falschen Codicillen aus Irrthum, obwohl keine Verbindlichkeit dazu vorhanden war, doch vom Erben geleistet worden war, so verordnete der Kaiser, dass von jedem einzelnen Sclaven dem Erben zwanzig Geldstücke zu zahlen seien. 1Aber auch wenn der eingesetzte Erbe zur Erfüllung einer Bedingung einen Sclaven freigelassen, und nachher der Sohn [des Verstorbenen], nachdem er wegen pflichtwidrigen Testaments Klage erhoben, durchgedrungen, oder das Testament durch Rechtsspruch für ein falsches erklärt worden ist, so wird es folgerichtig sein, dass dasselbe in diesem Falle geschehe, was in Bezug auf falsche Codicille verordnet worden ist.