Quaestionum libri
cum Notis Pauli
Ex libro XXI
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
Dig. 40,7,34Idem libro vicensimo primo quaestionum. Servus si heredi decem dederit, liber esse iussus est: statuliberum heres eum manumisit ac postea defunctus est. heredis heredi pecunia danda non est: quod enim placuit heredis heredi dari oportere, tunc memineris locum habere, cum prior heres dominus accepturus pecuniam fuit. quae causa facit ambulatoriam, ut ita dixerim, condicionem: duae sunt enim causae, per quas in primi heredis persona condicio impletur, dominii ratio, item personae demonstratio: prior causa transit in omnem successorem, ad quem pervenerit statuliber per dominii translati continuationem, sequens personae dumtaxat eius, qui demonstratus est, adhaeret. 1Imperator Antoninus rescripsit iussum rationes reddere et liberum esse, si heres causabitur accipere rationes, nihilo minus liberum fore. quod rescriptum ita accipi debet, ut, si reliqua non trahat, liber sit: quod si trahat, ita demum, si optulit eam quantitatem, quae refundi debuit ex fide veritatis: non enim libertati sufficit heredem in mora fuisse, si non id fiat per statuliberum, quod remota mora libertati aditum daret. quid enim si ita manumissum ‘Dama si in Hispaniam profectus anno proximo fructus coegerit, liber esto’ Romae retineat heres neque proficisci patiatur? numquid dicturi sumus statim ante fructus coactos liberum fore? nam et cum Romae stipulatio concipitur ita ‘centum in Hispania dare spondes?’, inesse tempus stipulationi, quo possit in Hispaniam pervenire, nec ante iure agi placuit. sed si heres acceptis rationibus et reliquis computatis donare se ea statulibero non habenti quod inferat proscribat aut etiam litteris ad eum missis palam faciat, condicio libertatis impleta videbitur. quid ergo, si neget se reliqua traxisse atque ideo, quia per heredem steterit, ut accipiat rationes, liberum factum, heres autem neque se fecisse moram et reliqua debere statuliberum contendat? apud eum qui de libertate cognoscit, an condicio sit impleta, constabit: cuius officio continebitur de mora considerare nec minus computare rationes et, si reliqua trahi compererit, non esse liberum pronuntiare. sed si numquam negavit reliqua debere, cum autem conveniret heredem et rationes offerret, professus sit refusurum, quidquid in reliquis esse constiterit et eius pecuniae reum numerare paratum idoneum optulit et heres in mora fuit: sententia pro libertate dicetur.
Idem lib. XXI. Quaest. Ein Sclave ist, wenn er dem Erben Zehn gegeben habe, für frei erklärt worden; der Erbe hat diesen Bedingtfreien freigelassen und ist nachher gestorben. Dem Erben des Erben braucht das Geld nicht gegeben zu werden; denn man wird sich erinnern, dass Das, was man als Regel angenommen hat, dass [nemlich] dem Erben des Erben gegeben werden müsse, dann Statt habe, wenn der erste Erbe, der Herr, das Geld hat annehmen wollen. Und dieser Umstand macht die Bedingung, so zu sagen, zu einer wandelnden; es giebt nemlich zwei Gründe, durch welche in der Person des ersten Erben die Bedingung erfüllt wird, das Verhältniss der Herrschaft [über den Sclaven], und die Bezeichnung [seiner] Person; der erste Grund geht auch auf jeden Nachfolger über, an welchen der Bedingtfreie kommen wird, [und zwar] durch die Fortsetzung der übertragenen Herrschaft, der zweite haftet nur auf der Person Desjenigen, welcher bezeichnet worden ist. 1Der Kaiser Antoninus hat rescribirt, dass ein Sclave, welchem befohlen worden ist, Rechnung abzulegen, um frei zu werden, wenn der Erbe es ablehnt, die Rechnungen anzunehmen, nichtsdestoweniger frei sein werde. Dieses Rescript muss so verstanden werden, dass er, wenn er keinen Rückstand schuldet, frei sei; wenn er aber [solchen] schuldet, nur dann, wenn er den Betrag, welcher der Redlichkeit und Wahrheit gemäss hätte zurückgegeben werden müssen, angeboten haben wird; denn zur Freiheit genügt es nicht [allein], dass der Erbe in Verzug gewesen sei, wenn von Seiten des Bedingtfreien nicht Das geschieht, was abgesehen von dem Verzug der Freiheit den Eintritt bereiten würde. Denn wie, wenn der Erbe einen Sclaven, welcher so freigelassen worden ist: Damas soll frei sein, wenn er nach Spanien gereist, in dem nächsten Jahre die Früchte eingeerntet haben wird, zu Rom zurückhalten, und ihn nicht reisen lassen sollte? werden wir etwa sagen, dass er sogleich, ehe die Früchte eingeerntet worden sind, frei sein werde? Denn auch wenn zu Rom eine Stipulation so abgefasst wird: gelobst du, Hundert in Spanien zu geben? hat man angenommen, dass in der Stipulation die Bestimmung einer Zeit liege, während welcher man nach Spanien kommen könne, und dass vorher nicht mit Recht Klage erhoben werde. Aber wenn der Erbe, nachdem die Rechnungen angenommen und der Rückstand berechnet worden ist, öffentlich bekannt macht, oder auch durch einen an den Bedingtfreien geschickten Brief [diesem] eröffnet, dass er demselben, da er Nichts habe, was er bezahlen könnte, den [Rückstand] schenke, so wird die Bedingung der Freiheit als erfüllt erscheinen. Wie nun, wenn der Sclave behauptet, dass er keinen Rückstand geschuldet, und dass er darum, weil es an dem Erben gelegen habe, dass er die Rechnungen nicht annahm, frei geworden sei, der Erbe aber behauptet, dass er sich keinen Verzug habe zu Schulden kommen lassen, und dass der Bedingtfreie einen Rückstand schulde? Bei Dem, welcher über die Freiheit erkennt, wird es sich ergeben, ob die Bedingung erfüllt sei, und in der Pflicht desselben wird es enthalten sein, den Verzug in Betracht zu ziehen, nicht weniger die Rechnungen zu berechnen, und wenn er in Erfahrung gebracht haben wird, dass ein Rückstand geschuldet werde, auszusprechen, dass [der Sclave] nicht frei sei. Wenn hingegen [der Sclave] niemals geleugnet hat, dass er einen Rückstand schulde, sondern als er den Erben aufforderte, und [demselben] die Rechnungen anbot, bekannt hat, dass er Alles, was als Rückstand erwiesen sein werde, bezahlen wolle, auch für dieses Geld einen zuverlässigen Stellvertreter in der Verbindlichkeit, welcher zu zahlen bereit ist angeboten, und der Erbe sich in Verzug befunden hat, so wird das Urtheil für die Freiheit gesprochen werden.