Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Ner.membr.
Membranarum lib.Neratii Membranarum libri

Membranarum libri

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Ex libro I

Dig. 9,2,53Ne­ra­tius li­bro pri­mo mem­bra­na­rum. Bo­ves alie­nos in an­gus­tum lo­cum co­egis­ti eo­que ef­fec­tum est, ut de­ice­ren­tur: da­tur in te ad ex­em­plum le­gis Aqui­liae in fac­tum ac­tio.

Ad Dig. 9,2,53ROHGE, Bd. 20 (1877), Nr. 96, S. 382: Schaden durch Ausbringen eines Ankers im Hafen ohne Bezeichnung.Neratius. lib. I. Membran. Du hast fremde Ochsen auf einen engen Raum zusammengetrieben, und dadurch bewirkt, dass sie heruntergestürzt sind; hier findet wider dich nach Art der Aquilischen eine Klage auf das Geschehene Statt.

Dig. 20,2,4Ne­ra­tius li­bro pri­mo mem­bra­na­rum. Eo iu­re uti­mur, ut quae in prae­dia ur­ba­na in­duc­ta il­la­ta sunt pig­no­ri es­se cre­dan­tur, qua­si id ta­ci­te con­ve­ne­rit: in rus­ti­cis prae­diis con­tra ob­ser­va­tur. 1Sta­bu­la quae non sunt in con­ti­nen­ti­bus ae­di­fi­ciis quo­rum prae­dio­rum ea nu­me­ro ha­ben­da sint, du­bi­ta­ri pot­est. et qui­dem ur­ba­no­rum si­ne du­bio non sunt, cum a ce­te­ris ae­di­fi­ciis se­pa­ra­ta sint: quod ad cau­sam ta­men ta­lis ta­ci­ti pig­no­ris per­ti­net, non mul­tum ab ur­ba­nis prae­diis dif­fe­runt.

Neratius lib. I. Membran. Es ist Rechtens, dass Dasjenige, was in städtische Grundstücke hineingeführt und geschafft worden ist, als verpfändet angesehen wird, wie wenn man stillschweigend dahin übereingekommen wäre; bei ländlichen Grundstücken11Praed. rusticum, das dem urbanum entgegensteht. Diese Bezeichnungen haben in Bezug auf das Pfandrecht eine andere Bedeutung, als in der Lehre von den Dienstbarkeiten; im ersteren Zusammenhang ist praed. urbanum jedes Grundstück, gleichviel ob Gebäude oder leerer Platz, das keine natürlichen Früchte erzeugt; was diese aber hervorbringt, ist praed. rusticum. Sind beide Arten von Grundstücken verpachtet worden, also z. B. Aecker u. s. w. mit dazu gehörigen Gebäuden, so bleibt trotz dem der Charakter des praed. rustici vorherrschend (s. Glück XVIII. p. 412 ff.). Dies zum richtigen Verständniss dieser Ausdrücke oben im Text. findet das Gegentheil Statt. 1Ad Dig. 20,2,4,1ROHGE, Bd. 6 (1872), S. 281: Pfandrecht des Vermiethers an den eingebrachten zum Verkaufe bestimmten Waaren des Miethers. Zeitweise und dauernde Bestimmung der Verwendung.Es kann Zweifel entstehen, zu welcher Zahl von Grundstücken Ställe im offenen Felde, welche nicht mit andern Gebäuden zusammenhängen, gerechnet werden sollen; städtische sind sie nun auf keinen Fall, indem sie von andern Gebäuden ganz abgesondert sind. In Beziehung auf die Frage wegen eines solchen stillschweigenden Pfandrechts, sind sie jedoch von den städtischen Grundstücken in nichts verschieden.

Dig. 27,10,9Ne­ra­tius li­bro pri­mo mem­bra­na­rum. Cu­ius bo­nis dis­tra­hen­dis cu­ra­to­res fa­ce­re se­na­tus per­mi­sit, eius bo­na cre­di­to­ri­bus ven­de­re non per­mi­sit, quam­vis cre­di­to­res post id be­ne­fi­cium bo­na ven­de­re mal­lent: sic­ut enim in­te­gra re po­tes­tas ip­so­rum est utrum ve­lint eli­gen­di, ita cum al­te­rum ele­ge­rint, al­te­ro abs­ti­ne­re de­bent. mul­to­que ma­gis id ser­va­ri ae­quum est, si et­iam fac­tus est cu­ra­tor, per quem bo­na dis­tra­he­ren­tur, quam­vis non­dum ex­pli­ca­to eo neg­otio de­ces­se­rit. nam et tunc ex in­te­gro alius cu­ra­tor fa­cien­dus est ne­que he­res prio­ris cu­ra­to­ris one­ran­dus, cum ac­ci­de­re pos­sit, ut neg­otio vel prop­ter se­xus vel prop­ter ae­ta­tis in­fir­mi­ta­tem vel prop­ter dig­ni­ta­tem ma­io­rem mi­no­rem­ve, quam in prio­re cu­ra­to­re spec­ta­ta erat, ha­bi­lis non sit, pos­sint et­iam plu­res he­redes ei ex­is­te­re ne­que aut per om­nes id neg­otium ad­mi­nis­tra­ri ex­pe­diat aut quic­quam di­ci pos­sit, cur unus ali­quis ex his po­tis­si­mum one­ran­dus sit.

Nerat. lib. I. Membran. Der Senat hat den Gläubigern nicht erlaubt, das Vermögen desjenigen zu verkaufen, für dessen Vermögen zum Behuf des Verkaufs er Curatoren zu bestellen erlaubt hat, obwohl die Gläubiger nach [Ertheilung] dieser Wohlthat das Vermögen lieber verkaufen wollen; denn sowie solange, als in der Sache noch Nichts geschehen ist, es in ihrer Gewalt steht, zu wählen, was von Beiden sie wollen, so müssen sie, wenn sie das Eine gewählt haben werden, sich des Andern enthalten. Und es ist billig, dass dies noch vielmehr dann beobachtet werde, wenn der auch zum Curator bestellt worden ist, durch den das Vermögen verkauft werden soll, obwohl er, ehe er noch das Geschäft zu Stande gebracht hat, verstorben sein sollte; denn auch dann ist von Neuem ein anderer Curator zu bestellen, und nicht der Erbe des früheren Curators zu belästigen, da es sich treffen kann, dass er entweder wegen des Geschlechts, oder wegen der Schwäche des Alters oder wegen einer höheren oder geringeren Würde, als man bei dem ersten Curator berücksichtigt hatte, zu dem Geschäfte nicht tauglich ist; es könnten auch Mehrere seine Erben sein, und es entweder nicht dienlich sein, dass dies Geschäft von Allen verwaltet werde, oder man keinen Grund angeben, warum Einer von ihnen vorzüglich zu belästigen sei.

Dig. 28,5,55Ne­ra­tius li­bro pri­mo mem­bra­na­rum. Pa­ter fi­lio im­pu­be­ri ser­vum he­redem sub­sti­tuit li­be­rum­que es­se ius­sit: eum pu­pil­lus ven­di­dit Ti­tio: Ti­tius eum iam pri­mo tes­ta­men­to fac­to in se­cun­do tes­ta­men­to li­be­rum he­redem­que es­se ius­sit. su­pe­rius tes­ta­men­tum Ti­tii rup­tum est, quia is ser­vus et he­res pot­est es­se et, ut su­pe­rius tes­ta­men­tum rum­pa­tur, suf­fi­cit ita pos­te­rius fac­tum es­se, ut ali­quo ca­su po­tue­rit ex eo he­res ex­is­te­re. quod ad vim au­tem eius in­sti­tu­tio­nis per­ti­net, ita se res ha­bet, ut, quam­diu pu­pil­lo ex ea sub­sti­tu­tio­ne he­res pot­est es­se, ex Ti­tii tes­ta­men­to li­ber­ta­tem he­redi­ta­tem­que con­se­qui non pos­sit: si pu­pil­lus in suam tu­te­lam per­ve­ne­rit, per­in­de ex Ti­tii tes­ta­men­to li­ber he­res­que sit ac si pu­pil­lo sub­sti­tu­tus non fuis­set: si pu­pil­lo he­res ex­sti­tit, pro­pius est, ut Ti­tio quo­que, si ve­lit, he­res es­se pos­sit.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 47,2,65Ne­ra­tius li­bro pri­mo mem­bra­na­rum. A Ti­tio he­rede ho­mo Se­io le­ga­tus an­te ad­itam he­redi­ta­tem Ti­tio fur­tum fe­cit. si ad­ita he­redi­ta­te Se­ius le­ga­tum ad se per­ti­ne­re vo­lue­rit, fur­ti eius ser­vi no­mi­ne aget cum eo Ti­tius, quia ne­que tunc, cum fa­ce­ret fur­tum, eius fuit, et (ut ma­xi­me quis ex­is­ti­met, si ser­vus es­se coe­pe­rit eius, cui fur­tum fe­ce­rat, tol­li fur­ti ac­tio­nem, ut nec si alie­na­tus sit, agi pos­sit eo no­mi­ne) ne post ad­itam qui­dem he­redi­ta­tem Ti­tii fac­tus est, quia ea, quae le­gan­tur, rec­ta via ab eo qui le­ga­vit ad eum cui le­ga­ta sunt trans­eunt.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,5,4Ne­ra­tius li­bro pri­mo mem­bra­na­rum. Tem­pus va­ca­tio­nis, quod da­tur eis qui rei pu­bli­cae cau­sa afue­runt, non ex eo die nu­me­ran­dum est, quo quis ab­es­se de­siit, sed cum quo­dam la­xa­men­to iti­ne­ris: ne­que enim mi­nus ab­es­se rei pu­bli­cae cau­sa in­tel­le­gen­dus est, qui ad id neg­otium vel ab eo re­ver­ti­tur. si quis ta­men plus ius­to tem­po­ris aut iti­ne­re aut in alio lo­co com­mo­ra­tus con­sump­se­rit, ita ea in­ter­pre­tan­da erit, ut ex eo tem­po­re va­ca­tio­nis dies in­ci­piat ei ce­de­re, quo iter ex com­mo­do per­age­re po­tuis­set.

Übersetzung nicht erfasst.

Ex libro II

Dig. 2,11,14Ne­ra­tius li­bro se­cun­do mem­bra­na­rum. Si pro­cu­ra­tor ita sti­pu­la­tus est, ut sis­tat dum­ta­xat eum quem sti­pu­la­re­tur, non et­iam poe­nam si sta­tus non es­set sti­pu­la­re­tur: prope­mo­dum nul­lius mo­men­ti est ea sti­pu­la­tio, quia pro­cu­ra­to­ris, quod ad ip­sius uti­li­ta­tem per­ti­net, ni­hil in­ter­est sis­ti. sed cum alie­num neg­otium in sti­pu­lan­do ege­rit, pot­est de­fen­di non pro­cu­ra­to­ris, sed eius cu­ius neg­otium ges­se­rit uti­li­ta­tem in ea re spec­tan­dam es­se: ut quan­tum do­mi­ni li­tis in­ter­fuit sis­ti, tan­tum ex ea sti­pu­la­tio­ne non sta­to reo pro­cu­ra­to­ri de­bea­tur. ea­dem et for­tius ad­huc di­ci pos­sunt, si pro­cu­ra­tor ita sti­pu­la­tus es­set ‘quan­ti ea res erit’: ut hanc con­cep­tio­nem ver­bo­rum non ad ip­sius, sed ad do­mi­ni uti­li­ta­tem re­la­tam in­ter­pre­te­mur.

Neratius. lib. II. Membranarum. Hat ein Anwalt sich versprechen lassen, dass man den, welcher Gegenstand der Stipulation ist, stellen werde, ohne sich eine Strafe für den Fall, dass er sich nicht gestellt hätte, ausbedungen zu haben, so ist diese Stipulation von fast gar keiner Wirkung, weil, anlangend den Nutzen des Anwaltes, dieser kein Interesse daran hat, dass er sich stelle. Wenn er aber im Acte der Stipulation das Geschäft eines Andern geführt hat, so kann man behaupten, dass nicht sein, sondern dessen Nutzen dabei in Anschlag komme, dessen Geschäfte er vertreten; dass man demnach vermöge der Stipulation, im Fall der Beklagte sich nicht gestellt, dem Anwalte soviel schuldig geworden, als das Interesse des Eigenthümers des Processes betrug, wenn er sich stellte. Dasselbe kann auch noch mit mehr Wirkung gesagt werden, wenn der Anwalt sich so hat versprechen lassen: wieviel die Sache werth sein wird, dass demnach diese Wortfügung als nicht auf seinen Nutzen, sondern auf den des Herrn sich beziehend angesehen wird.

Dig. 12,4,8Ne­ra­tius li­bro se­cun­do mem­bra­na­rum. Quod Ser­vius in li­bro de do­ti­bus scri­bit, si in­ter eas per­so­nas, qua­rum al­te­ra non­dum ius­tam ae­ta­tem ha­beat, nup­tiae fac­tae sint, quod do­tis no­mi­ne in­ter­im da­tum sit, re­pe­ti pos­se, sic in­tel­le­gen­dum est, ut, si di­vor­tium in­ter­ces­se­rit, prius­quam utra­que per­so­na ius­tam ae­ta­tem ha­beat, sit eius pe­cu­niae re­pe­ti­tio, do­nec au­tem in eo­dem ha­bi­tu ma­tri­mo­nii per­ma­nent, non ma­gis id re­pe­ti pos­sit, quam quod spon­sa spon­so do­tis no­mi­ne de­de­rit, do­nec ma­neat in­ter eos ad­fi­ni­tas: quod enim ex ea cau­sa non­dum co­ito ma­tri­mo­nio da­tur, cum sic de­tur tam­quam in do­tem per­ven­tu­rum, quam­diu per­ve­ni­re pot­est, re­pe­ti­tio eius non est.

Neratius lib. II. Membranar. Was Servius in dem Buche über die Mitgifte schreibt, dass, wenn zwischen solchen Personen, von denen die eine noch nicht das rechtmässige Alter habe, eine Ehe eingegangen worden sei, das, was unterdessen als Mitgift gegeben worden sei, zurückgefordert werden könne, ist so zu verstehen, dass, wenn eine Ehescheidung eingetreten sein sollte, bevor beide Personen das rechtmässige Alter haben, die Zurückforderung des Geldes Statt finde; so lange sie aber in demselben Zustande der Ehe verbleiben sollten, dies nicht mehr zurückgefordert werden könne, als was die Braut dem Bräutigam als Mitgift gegeben haben sollte, solange unter ihnen die Schwägerschaft22Die Römischen Juristen gebrauchen das Wort affinitas im weiteren und uneigentlichen Sinne von dem Verhältniss theils unter Ehegatte, theils unter Verlobten. S. v. Glück a. a. O. S. 21. Anm. 35. n. Bd. 23. S. 222 f. Mühlenbruch Doctr. P. §. 240. n. 1. dauert; wenn nämlich etwas aus einem solchen Grunde bei noch nicht eingegangener Ehe gegeben wird, so findet, da es so gegeben wird, als würde es in die Mitgift kommen, so lange es [in dieselbe] kommen kann, die Zurückforderung desselben nicht Statt.

Dig. 16,3,18Ne­ra­tius li­bro se­cun­do mem­bra­na­rum. De eo, quod tu­mul­tus in­cen­dii rui­nae nau­fra­gii cau­sa de­po­si­tum est, in he­redem de do­lo mor­tui ac­tio est pro he­redi­ta­ria por­tio­ne et in sim­plum et in­tra an­num quo­que: in ip­sum et in so­li­dum et in du­plum et in per­pe­tuum da­tur.

Neratius lib. II. Membran. Wegen dessen, was wegen Aufruhrs, Feuersbrunst, Einsturzes, Schiffbruchs niedergelegt worden ist, findet gegen den Erben wegen der bösen Absicht des Verstorbenen eine Klage nach Verhältniss des Erbschaftsantheils und aufs Einfache, und auch innerhalb eines Jahres Statt; gegen ihn (den Verstorbenen) selbst wird sie sowohl aufs Ganze, als aufs Doppelte, als auch immerwährend gegeben.

Dig. 25,1,15Ne­ra­tius li­bro se­cun­do mem­bra­na­rum. Quod di­ci­tur im­pen­sas, quae in res do­ta­les ne­ces­sa­rio fac­tae sunt, do­tem de­mi­nue­re, ita in­ter­pre­tan­dum est, ut, si quid ex­tra tu­te­lam ne­ces­sa­riam in res do­ta­les im­pen­sum est, id in ea cau­sa sit: nam tue­ri res do­ta­les vir suo sump­tu de­bet. alio­quin tam ci­ba­ria do­ta­li­bus man­ci­piis da­ta et quae­vis mo­di­ca ae­di­fi­cio­rum do­ta­lium re­fec­tio et agro­rum quo­que cul­tu­ra do­tem mi­nuent: om­nia enim haec in spe­cie ne­ces­sa­ria­rum in­pen­sa­rum sunt. sed ip­sae res ita prae­sta­re in­tel­le­gun­tur, ut non tam in­pen­das in eas, quam de­duc­to eo mi­nus ex his per­ce­pis­se vi­dea­ris. quae au­tem im­pen­dia se­cun­dum eam di­stinc­tio­nem ex do­te de­du­ci de­beant, non tam fa­ci­le in uni­ver­sum de­fi­ni­ri, quam per sin­gu­la ex ge­ne­re et mag­ni­tu­di­ne in­pen­dio­rum aes­ti­ma­ri pos­sunt.

Nerat. lib. II. Membran. Wenn man sagt, dass die Verwendungen, welche auf die zum Heirathsgut gehörigen Sachen nothwendiger Weise gemacht worden sind, das Heirathsgut vermindern, so ist das so zu erklären, dass, wenn Etwas ausser der nothwendigen Erhaltung auf die zum Heirathsgut gehörigen Sachen verwendet worden ist, dies sich in jenem Verhältniss befindet; denn erhalten muss der Mann die zum Heirathsgut gehörigen Sachen auf seine Kosten, sonst würden sowohl die den zum Heirathsgut gehörigen Sclaven gegebenen Nahrungsmittel, als eine jede unbedeutende Ausbesserung der zum Heirathsgut gehörigen Gebäude und auch die Bebauung der Aecker das Heirathsgut vermindern, denn dies Alles gehört unter den Begriff der nothwendigen Verwendungen. Aber man sieht es so an, als ob die Sache selbst [solche Verwendungen] so ersetze, dass man nicht sowohl Etwas auf sie verwendet, sondern nach Abzug dessen [, was verwendet worden ist,] weniger aus ihnen gezogen zu haben scheint. Welcher Aufwand aber dieser Unterscheidung gemäss von dem Heirathsgut abgezogen werden dürfe, kann nicht so leicht im Allgemeinen bestimmt, als im Einzelnen nach der Art und Grösse des Aufwands beurtheilt werden.

Dig. 29,2,59Ne­ra­tius li­bro se­cun­do mem­bra­na­rum. Qui pa­tri he­res ex­sti­tit si idem fi­lio im­pu­be­ri sub­sti­tu­tus est, non pot­est he­redi­ta­tem eius prae­ter­mit­te­re: quod sic re­ci­pien­dum est et­iam si vi­vo pu­pil­lo mor­tuus erit, de­in­de pu­pil­lus im­pu­bes de­ces­se­rit. nam is qui he­res ex­sti­te­rit pu­pil­lo quo­que he­res ne­ces­sa­rio erit: nam si ip­sum in­vi­tum ob­li­gat, con­iun­gi eam pa­ter­nae he­redi­ta­ti et ad­cres­cen­di iu­re ad­quiri cui­cum­que pa­tris he­redi ex­is­ti­man­dum est.

Übersetzung nicht erfasst.

Ex libro III

Dig. 2,14,58Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Ab emp­tio­ne ven­di­tio­ne, lo­ca­tio­ne con­duc­tio­ne ce­te­ris­que si­mi­li­bus ob­li­ga­tio­ni­bus quin in­te­gris om­ni­bus con­sen­su eo­rum, qui in­ter se ob­li­ga­ti sint, re­ce­di pos­sit, du­bium non est. Aris­to­ni hoc am­plius vi­de­ba­tur, si ea, quae me ex emp­to prae­sta­re ti­bi opor­te­ret, prae­sti­tis­sem et cum tu mi­hi pre­tium de­be­res, con­ve­nis­set mi­hi te­cum, ut rur­sus prae­sti­tis mi­hi a te in re ven­di­ta om­ni­bus, quae ego ti­bi prae­sti­tis­sem, pre­tium mi­hi non da­res tu­que mi­hi ea prae­sti­tis­ses: pre­tium te de­be­re de­si­ne­re, quia bo­nae fi­dei, ad quam om­nia haec red­igun­tur, in­ter­pre­ta­tio hanc quo­que con­ven­tio­nem ad­mit­tit. nec quic­quam in­ter­est, utrum in­te­gris om­ni­bus, in quae ob­li­ga­ti es­se­mus, con­ve­ni­ret, ut ab eo neg­otio dis­ce­de­re­tur, an in in­te­grum re­sti­tu­tis his, quae ego ti­bi prae­sti­tis­sem, con­sen­ti­re­mus, ne quid tu mi­hi eo no­mi­ne prae­sta­res. il­lud pla­ne con­ven­tio­ne, quae per­ti­net ad resol­ven­dum id quod ac­tum est, per­fi­ci non pot­est, ut tu quod iam ego ti­bi prae­sti­ti con­tra prae­sta­re mi­hi co­ga­ris: quia eo mo­do non tam hoc agi­tur, ut a pris­ti­no neg­otio dis­ce­da­mus, quam ut no­vae quae­dam ob­li­ga­tio­nes in­ter nos con­sti­tuan­tur.

Neratius lib. III. Membranarum. Es ist unzweifelhaft, dass man von Kauf, Verkauf, Vermiethung, Miethe und den übrigen ähnlichen Contracten unter Beibehaltung der nämlichen Umstände, wenn die verbindlich gemachten Parteien darin übereinstimmen, abgehen kann. Aristo ging noch weiter, indem er behauptete: wenn ich dir alles geleistet, was ich aus dem Kaufcontract dir habe leisten sollen, und mit dir, welcher den Kaufpreis schuldig geblieben, dahin übereingekommen, dass du mir in Bezug auf die verkaufte Sache alles geleistet, was ich dir geleistet hätte, und so mir den Kaufpreis nicht bezahlen solltest; du mir auch das geleistet hättest, so hörtest du auf, mir den Kaufpreis schuldig zu sein, weil die Auslegung des guten Glaubens, nach welchem hier Alles bestimmt wird, auch diesen Vertrag zulässt. Und es ist gar kein Unterschied, ob der Vertrag, von diesem Geschäfte abzugehen, unter Beibehaltung alles dessen, wozu wir verbindlich geworden, geschlossen worden ist, oder ob wir nach Zurückgabe alles dessen, was ich dir geleistet habe, dahin übereingekommen, dass du in diesem Bezuge mir nichts leisten sollst. In einem Vertrage, welcher auf Auflösung eines geschlossenen Geschäftes sich bezieht, kann man keineswegs durchsetzen, dass du gezwungen werdest, mir das zu leisten, was ich dir schon geleistet habe: weil man auf diese Weise nicht sowohl darüber verhandelt, vom alten Geschäfte abzugehen, als neue Verbindlichkeiten gegenseitig einzugehen.

Dig. 6,2,17Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Pu­bli­cia­na ac­tio non id­eo com­pa­ra­ta est, ut res do­mi­no au­fe­ra­tur: eius­que rei ar­gu­men­tum est pri­mo ae­qui­tas, de­in­de ex­cep­tio ‘si ea res pos­ses­so­ris non sit’: sed ut is, qui bo­na fi­de emit pos­ses­sio­nem­que eius ex ea cau­sa nac­tus est, po­tius rem ha­beat.

Neratius lib. III. Membran. Die Publiciane ist nicht dazu eingeführt worden, um die Sache dem Eigenthümer zu entziehen; denn der Beweis davon ist zuvörderst die Billigkeit, und sodann die Einrede: wenn die Sache dem Besitzer nicht gehört; sondern dass der Käufer im guten Glauben, der aus diesem Grunde den Besitz erlangt hat, auch die Sache vielmehr erhalte, [als derjenige, welcher keinen Rechtsgrund für sich hat].

Dig. 7,1,44Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Usu­fruc­tua­rius no­vum tec­to­rium pa­rie­ti­bus, qui ru­des fuis­sent, im­po­ne­re non pot­est, quia tam­et­si me­lio­rem ex­co­len­do ae­di­fi­cium do­mi­ni cau­sam fac­tu­rus es­set, non ta­men id iu­re suo fa­ce­re pot­est, aliud­que est tue­ri quod ac­ce­pis­set an no­vum fa­ce­ret.

Neratius. lib. III. Membranar. Der Niessbraucher darf die rohen Wände [eines Hauses] nicht mit Marmor oder Gyps33S. Glück IX. p. 246. n. 91. bekleiden lassen, weil, wenn er auch durch die Auszierung des Gebäudes dem Eigenthümer einen Vortheil bereitet, er es dennoch nicht aus eigenem Rechte thun kann; denn etwas anders ist es, etwas Empfangenes erhalten, und etwas Neues machen.

Dig. 10,2,54Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Ex he­redi­ta­te Lu­cii Ti­tii, quae mi­hi et ti­bi com­mu­nis erat, fun­di par­tem meam alie­na­vi, de­in­de fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cium in­ter nos ac­cep­tum est. ne­que ea pars quae mea fuit in iu­di­cio ve­niet, cum alie­na­ta de he­redi­ta­te ex­ie­rit, ne­que tua, quia et­iam­si re­ma­net in pris­ti­no iu­re he­redi­ta­ria­que est, ta­men alie­na­tio­ne meae par­tis ex­it de com­mu­nio­ne. utrum au­tem unus he­res par­tem suam non alie­na­ve­rit an plu­res, ni­hil in­ter­est, si mo­do ali­qua por­tio alie­na­ta ab ali­quo ex he­redi­bus he­redi­ta­ria es­se de­siit.

Neratius. lib. III. Membran. Ich habe meinen Antheil an einem Landgute aus dem mir mit dir gemeinschaftlich zugefallenen Nachlass des Lucius Titius verkauft; nachher ward zwischen uns die Erbtheilungsklage eingeleitet; hier kommt weder der mir gehörig gewesene Theil in Betracht, weil er als veräussert aus der Erbschaft geschieden ist, noch der deinige, weil, wenn er auch in dem vorigen Rechtsverhältniss und Erbschaftsstück bleibt, er dennoch durch die Veräusserung meines Antheils aus der Gemeinschaft tritt. Ob aber ein Erbe seinen Antheil nicht veräussert hat, oder mehrere, ist ganz gleich, sobald nur ein von einem der Erben veräusserten Antheil aufgehört hat, zur Erbschaft zu gehören.

Dig. 19,1,31Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Si ea res, quam ex emp­to prae­sta­re de­be­bam, vi mi­hi ad­emp­ta fue­rit: quam­vis eam cus­to­di­re de­bue­rim, ta­men pro­pius est, ut ni­hil am­plius quam ac­tio­nes per­se­quen­dae eius prae­sta­ri a me emp­to­ri opor­teat, quia cus­to­dia ad­ver­sus vim pa­rum pro­fi­cit. ac­tio­nes au­tem eas non so­lum ar­bi­trio, sed et­iam pe­ri­cu­lo tuo ti­bi prae­sta­re de­be­bo, ut om­ne lu­crum ac dis­pen­dium te se­qua­tur. 1Et non so­lum quod ip­se per eum ad­quisii prae­sta­re de­beo, sed et id, quod emp­tor iam tunc si­bi tra­di­to ser­vo ad­quisi­tu­rus fuis­set. 2Uter­que nos­trum ean­dem rem emit a non do­mi­no, cum emp­tio ven­di­tio­que si­ne do­lo ma­lo fie­ret, tra­di­ta­que est: si­ve ab eo­dem emi­mus si­ve ab alio at­que alio, is ex no­bis tuen­dus est, qui prior ius eius ad­pre­hen­dit, hoc est, cui pri­mum tra­di­ta est. si al­ter ex no­bis a do­mi­no emis­set, is om­ni­mo­do tuen­dus est.

Neratius lib. III. Membran. Wenn mir diejenige Sache, die ich in Folge eines Kaufs gewähren musste, mit Gewalt genommen worden ist, so ist es, obwohl mir deren Verwahrung oblag, dennoch angemessener, dass ich dem Käufer nichts weiter als die Klagen zur Verfolgung derselben abzutreten brauche, weil Verwahrung wider Gewalt wenig nützt; diese Klagen brauche ich dir aber nicht blos nach deinem Ermessen, sondern auch auf deine Gefahr abzutreten, so dass aller Gewinn und aller Verlust auf dich fallt. 1[Wenn ich einen Sclaven verkauft und ihn nicht zur rechten Zeit übergeben habe44Diesen Zusatz erfordert der Zusammenhang. Die Vulgate und Haloander haben ihn im Text.], so muss ich nicht nur dasjenige gewähren, was ich durch denselben [während der Verzögerung] erworben habe, sondern auch dasjenige, was der Käufer, wenn ihm derselbe bereits damals übergeben worden wäre, erworben haben würde. 2Ad Dig. 19,1,31,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 199, Note 13.Wir haben beide dieselbe Sache vom Nichteigenthümer erkauft, und sie ist, während der Kaufabschluss ohne Arglist erfolgte, übergeben worden; wir mögen sie nun beide von demselben, oder jeder von einem Andern erkauft haben, es ist derjenige von uns [im Besitz] zu schützen, der zuerst denselben ergriffen hat, d. h. wem sie zuerst übergeben worden ist; hat sie aber der eine von uns vom Eigenthümer gekauft, so ist dieser jeden Falls zu schützen.

Dig. 23,3,53Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Cum vir uxo­ri do­na­re vel­let, de­bi­tor mu­lie­ris qui sol­ven­do non erat do­tem ei pro­mi­sit. ad id dum­ta­xat, ad quod sol­ven­do fuit, vi­ri pe­ri­cu­lo ea res est: et si quid de­bi­to­ri ad sol­ven­dum fa­cul­ta­tis ac­ces­se­rit, pe­ri­cu­lum ad eam sum­mam quae ac­ces­se­rit cres­cet per­ma­ne­bit­que et­iam, si rur­sus pau­pe­rior fac­tus erit: quia ne­que tum, cum dos pro­mit­te­re­tur, do­na­tio fac­ta est ni­si eius pe­cu­niae quae a de­bi­to­re ser­va­ri non pot­erat, ne­que cum sol­ven­do is es­se coe­pit, do­na­tio­nis cau­sa per­ma­neat, cum eo lo­co res sit, quo es­set, si tum quo­que, cum pro­mit­te­re­tur dos, lo­cu­ples fuis­set.

Nerat. lib. III. Membran. Ein Mann hat, als er seiner Ehefrau Etwas schenken wollte, sich von einem Schuldner der Frau, welcher nicht zahlungsfähig war, ein Heirathsgut versprechen lassen; diese Sache steht nur insoweit, als jener zahlungsfähig gewesen ist, auf Gefahr des Mannes; und wenn sich die Zahlungsfähigkeit des Schuldners in Etwas vermehrt haben wird, so wird die Gefahr bis zu der Summe, welche hinzugekommen sein wird, wachsen, und wird [so] bleiben, auch wenn der Schuldner wiederum ärmer geworden sein wird, weil weder damals, als die Mitgift versprochen wurde, eine Schenkung geschehen ist, ausser mit dem Geld, welches man von dem Schuldner nicht erhalten konnte, noch auch, als dieser angefangen hat, zahlungsfähig zu sein, das Schenkungsverhältniss bleibt, da [dann] die Sache sich in der Lage befindet, in welcher sie sich befinden würde, wenn er auch damals, als die Mitgift versprochen wurde, reich gewesen wäre.

Dig. 40,7,17Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Si de­cem he­redi de­dis­set, ius­sus est li­ber es­se: de­cem ha­bet et tan­tun­dem do­mi­no de­bet: dan­do haec de­cem non li­be­ra­bi­tur. nam quod sta­tu­li­be­ro ex pe­cu­lio suo da­re ex­plen­dae con­di­cio­nis cau­sa con­ces­sum est, ita in­ter­pre­ta­ri de­be­mus, ut non et­iam ex eo da­re pos­sit, quod ex­tra pe­cu­lium est. nec me prae­terit hos num­mos pe­cu­lia­res pos­se di­ci, quam­vis, si ni­hil prae­ter­ea ser­vus ha­beat, pe­cu­lium nul­lum sit. sed du­bi­ta­ri non opor­tet, quin haec mens fue­rit id con­sti­tuen­tium, ut qua­si ex pa­tri­mo­nio suo dan­di eo no­mi­ne ser­vo po­tes­tas es­set, quia id ma­xi­me si­ne in­iu­ria do­mi­no­rum con­ce­di vi­de­ba­tur. quod si ul­tra quis pro­gre­die­tur, non mul­tum ab­erit, quin et­iam eos num­mos, quos do­mi­no sub­ri­pue­rit, dan­do sta­tu­li­be­rum con­di­cio­ni sa­tis­fac­tu­rum ex­is­ti­met.

Nerat. lib. III. Membran. Ein Sclave ist für frei erklärt worden, wenn er dem Erben Zehn gegeben hätte; er hat Zehn und schuldet seinem Herrn ebensoviel. Dadurch, dass er diese Zehn giebt, wird er nicht befreit werden; denn wenn es dem Bedingtfreien gestattet ist, von seinem Sondergute Etwas um der Erfüllung der Bedingung willen zu geben, so müssen wir das so erklären, dass er es nicht auch von dem geben kann, was sich ausserhalb des Sonderguts befindet. Auch ist es mir nicht unbekannt, dass diese Gelder Sondergutsgelder genannt werden können, obwohl, wenn der Sclave ausserdem Nichts hat, kein Sondergut vorhanden ist; aber es darf nicht bezweifelt werden, dass die Absicht Derer, welche dies festsetzten, die gewesen ist, dass der Sclave deshalb die Erlaubniss haben sollte, gleichsam aus seinen Vermögen zu geben, weil das vorzüglich ohne Unrecht gegen seine Herren gestattet zu werden schien. Wollte man noch weiter gehen, so müsste man am Ende auch glauben, dass der Bedingtfreie auch dadurch, dass er die Gelder, welche er seinem Herrn etwa entwendet hat, gäbe, der Bedingung Genüge leisten werde.

Dig. 43,20,6Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. De in­ter­dic­to de aqua aes­ti­va, item cot­ti­dia­na quae­ren­tes pri­mum con­sti­tuen­dum ex­is­ti­ma­ba­mus, quae es­set aqua aes­ti­va, de qua pro­prium in­ter­dic­tum ad prio­ris aes­ta­tis tem­pus re­la­tum red­di so­let, hoc est aes­ti­va aqua utrum­ne ex iu­re aes­ti­vo dum­ta­xat tem­po­re uten­di di­ce­re­tur, an ex men­te pro­pos­i­to­que du­cen­tis, quod aes­ta­te eam du­cen­di con­si­lium ha­be­ret, an ex na­tu­ra ip­sius aquae, quod aes­ta­te tan­tum du­ci pot­est, an ex uti­li­ta­te lo­co­rum, in quae du­ce­re­tur. pla­ce­bat igi­tur aquam ob has duas res, na­tu­ram suam uti­li­ta­tem­que lo­co­rum in quae de­du­ci­tur, pro­prie ap­pel­la­ri, ita ut, si­ve eius na­tu­ra erit, ut ni­si aes­ta­te du­ci non pos­sit, et­iam­si hie­me quo­que de­si­de­ra­re­tur, si­ve om­ni tem­po­re an­ni du­ci eam ip­sius na­tu­ra per­mit­te­ret, si uti­li­tas per­so­nis, in quam du­ci­tur, aes­ta­te dum­ta­xat usum eius ex­ige­ret, aes­ti­va rec­te di­ce­re­tur.

Neratius lib. III. Membran. Als wir über das Interdict wegen des Sommerwassers und des täglichen Wassers Untersuchung anstellten, so hielten wir dafür, zuvörderst feststellen zu müssen, was Sommerwasser sei, in Bezug auf welches ein eigenthümliches auf die Zeit des vorigen Sommers bezügliches Interdict ertheilt zu werden pflegt; d. h. ob Sommerwasser blos in Folge des Rechts, nur im Sommer davon Gebrauch zu machen, so genannt werde, oder in Folge der Meinung und des Vorsatzes Dessen, der den Gebrauch macht, dass er die Absicht gehabt, es im Sommer zu leiten, oder aus der Natur des Wassers selbst, weil es nur im Sommer geleitet werden kann, oder aus dem Nutzen für die Oerter, wohin es geleitet wird? — Man entschied sich nun dahin, dass das Wasser in Folge der beiden Umstände, seiner Natur und des Nutzens für die Oerter, wohin es geleitet werde, eigentlich seine Benennung erhalte, sodass dasselbe, es sei nun seine Natur von der Art, dass es nur im Sommer geleitet werden könne, anch wenn im Winter dergleichen [für den Berechtigten] von Nöthen sei55Desiderare, s. l. 25. D. de serv. praed. rust., oder es möge seine Natur zu jeder Jahreszeit die Leitung verstatten, wenn der Nutzen der Orte, wohin es geleitet wird, den Gebrauch nur im Sommer erfodere, richtig Sommerwasser genannt werde.

Dig. 46,7,16Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Ex iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio­ne ob rem non de­fen­sam cum uno ex fi­de­ius­so­ri­bus age­re vo­lo: is, quod pro par­te eius fit, sol­ve­re mi­hi pa­ra­tus est: non de­bet mi­hi in eum da­ri iu­di­cium. ne­que enim ae­quum est aut iu­di­cio de­strin­gi aut ad in­fi­tia­tio­nem com­pel­li eum, qui si­ne iu­di­ce da­re pa­ra­tus est, quo non am­plius ad­ver­sa­rius eius per iu­di­cem ab eo con­se­cu­tu­rus est.

Ad Dig. 46,7,16Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 479, Note 10.Nerat. lib. III. Membran. Ich will aus der Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, wegen nicht vertheidigter Sachen gegen einen von den Bürgen klagen; dieser ist bereit, mir zu zahlen, was auf seinen Theil komme. Es darf mir gegen diesen keine Klage gegeben werden; denn es ist ja nicht billig, dass Derjenige mit einer Klage in Anspruch genommen, oder zum Leugnen genöthigt werde, welcher ohne Dazwischenkunft des Richters so viel zu geben bereit ist, als sein Gegner durch den Richter von ihm würde erlangen können.

Dig. 50,1,9Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Eius, qui ius­tum pa­trem non ha­bet, pri­ma ori­go a ma­tre eo­que die, quo ex ea edi­tus est, nu­me­ra­ri de­bet.

Übersetzung nicht erfasst.

Ex libro IV

Dig. 44,1,21Ne­ra­tius li­bro quar­to mem­bra­na­rum. Rei ma­io­ris pe­cu­niae prae­iu­di­cium fie­ri vi­de­tur, cum ea quaes­tio in iu­di­cium de­du­ci­tur, quae vel to­ta vel ex ali­qua par­te com­mu­nis est quaes­tio­ni de re ma­io­ri.

Neratius lib. IV. Membran. Einer66„Bereits rechtshängigen.“ Angelegenheit, die einen grössern Geldbetrag zum Gegenstande hat, wird in der Entscheidung dann vorgegriffen, wenn eine [andere] Frage rechtsanhängig gemacht wird, die entweder dem ganzen Betrage nach, oder zu einem Theile mit der ersten denselben Gegenstand betrifft.

Dig. 44,4,11Ne­ra­tius li­bro quar­to mem­bra­na­rum. Si pro­cu­ra­tor agit, de do­lo eius ex­ci­pi non de­bet, quia alie­na lis est is­que rei ex­tra­neus, ne­que alie­nus do­lus no­ce­re al­te­ri de­bet. si post li­tem con­tes­ta­tam do­lo quid fe­ce­rit, an ex­cep­tio eo no­mi­ne in iu­di­cium ob­icien­da sit, du­bi­ta­ri pot­est, quia li­tis con­tes­ta­tio­ne res pro­cu­ra­to­ris fit eam­que suo iam quo­dam­mo­do no­mi­ne ex­equi­tur. et pla­cet de pro­cu­ra­to­ris do­lo ex­ci­pien­dum es­se. idem de tu­to­re, qui pu­pil­li no­mi­ne aget, di­cen­dum est. 1In uni­ver­sum au­tem haec in ea re re­gu­la se­quen­da est, ut do­lus om­ni­mo­do pu­nia­tur, et­si non ali cui, sed ip­si, qui eum ad­mi­sit, dam­no­sus fu­tu­rus erit.

Neratius lib. IV. Membran. Wenn ein Geschäftsbesorger Klage erhebt, so darf wegen seiner eigenen Arglist keine Einrede aufgestellt werden, weil der gegenwärtige Rechtsstreit ihn nichts angeht, und er in Ansehung dieser Sache ein Fremder ist, und Arglist eines Andern darf einem Dritten nicht schaden. Wenn er nach der Einleitung des Verfahrens Etwas arglistigerweise gethan hat, so kann bezweifelt werden, ob deshalb eine Einrede für dasselbe begründet werde, weil die Angelegenheit durch die Einleitung des Verfahrens Sache des Geschäftsbesorgers wird, und er dieselbe gewissermaassen in seinem Namen betreibt. Man nimmt daher auch die Zulässigkeit der Einrede wegen des Geschäftsbesorgers Arglist an. Dasselbe gilt von dem in des Unmündigen Namen klagenden Vormunde. 1Ueberhaupt ist hiebei die Regel zu befolgen, dass Arglist jeden Falls gestraft werde, wenn sie auch keinem Andern, sondern blos Dem, der sie begangen, nachtheilig sein wird.

Dig. 46,6,11Ne­ra­tius li­bro quar­to mem­bra­na­rum. Cum rem sal­vam fo­re pu­pil­lo ca­ve­tur, com­mit­ti­tur sti­pu­la­tio, si, quod ex tu­te­la da­ri fie­ri opor­tet, non prae­ste­tur: nam et si sal­va ei res sit, ob id non est, quia, quod ex tu­te­la da­ri fie­ri opor­tet, non sol­vi­tur.

Nerat. lib. IV. Membran. Wenn dem Mündel Sicherheit bestellt wird, dass sein Vermögen unversehrt bleiben werde, so verfällt die Stipulation, wenn Das, was in Folge der Vormundschaft gegeben oder gethan werden muss, nicht geleistet wird. Denn wenn ihm auch das Vermögen [an sich] unversehrt ist, so ist es doch darum nicht [unversehrt], weil Das, was in Folge der Vormundschaft gegeben oder gethan werden muss, nicht geleistet wird.

Ex libro V

Dig. 17,1,35Ne­ra­tius li­bro quin­to mem­bra­na­rum. Si fun­dum, qui ex par­te tuus est, man­da­vi ti­bi ut eme­res mi­hi, ve­rum est man­da­tum pos­se ita con­sis­te­re, ut mi­hi ce­te­ris par­ti­bus red­emp­tis et­iam tuam par­tem prae­sta­re de­beas. sed si qui­dem cer­to pre­tio emen­das eas man­da­ve­rim, quan­ti­cum­que alio­rum par­tes red­eme­ris, sic et tua pars co­ar­ta­bi­tur, ut non ab­un­det man­da­ti quan­ti­ta­tem, in quam ti­bi emen­dum to­tum man­da­vi: sin au­tem nul­lo cer­to pre­tio con­sti­tu­to eme­re ti­bi man­da­ve­rim tu­que ex di­ver­sis pre­tiis par­tes ce­te­ro­rum red­eme­ris, et tuam par­tem vi­ri bo­ni ar­bi­tra­tu aes­ti­ma­to pre­tio da­ri opor­tet,

Nerat. lib. V. Membran. Wenn ich dir aufgetragen habe, ein Grundstück, an welchem du Antheil hast, mir zu kaufen, so ist es richtig, dass der Auftrag auf die Weise gelten könne, dass du mir nach dem Ankaufe der übrigen Antheile auch den deinigen gewähren müssest. Hätte ich nun dir aufgetragen, dieselben zu einem gewissen Preise zu kaufen, so würde, wie theuer du immer die Antheile der Andern gekauft habest, dein Antheil77An dem Preise. darauf beschränkt, dass die auftragsmässige Summe, wozu ich dir das Ganze zu kaufen aufgetragen, nicht überstiegen würde; ging aber mein Auftrag auf den Ankauf ohne Bestimmung eines gewissen Preises, und du hast die Antheile der Uebrigen zu verschiedenen Preisen gekauft, so muss auch dein Antheil mit einem durch Ermessen eines Unparteiischen (viri boni arbitratu) zu bestimmenden Preise dir bezahlt werden,

Dig. 18,3,5Ne­ra­tius li­bro quin­to mem­bra­na­rum. Le­ge fun­do ven­di­to dic­ta, ut, si in­tra cer­tum tem­pus pre­tium so­lu­tum non sit, res in­emp­ta sit, de fruc­ti­bus, quos in­ter­im emp­tor per­ce­pis­set, hoc agi in­tel­le­gen­dum est, ut emp­tor in­ter­im eos si­bi suo quo­que iu­re per­ci­pe­ret: sed si fun­dus re­ve­nis­set, Aris­to ex­is­ti­ma­bat ven­di­to­ri de his iu­di­cium in emp­to­rem dan­dum es­se, quia ni­hil pe­nes eum re­si­de­re opor­te­ret ex re, in qua fi­dem fe­fel­lis­set.

Neratius. lib. V. Membran. Ist beim Verkaufe eines Landguts bedungen worden, dass, falls innerhalb einer bestimmten Zeit der Kaufschilling nicht gezahlt worden, die Sache als nicht gekauft gelten solle, so ist hinsichtlich der in der Zwischenzeit vom Käufer gezogenen Nutzungen anzunehmen, die Betheiligten hätten beabsichtigt, dass der Käufer solche für sich, und als sein Eigenthum einstweilen beziehen solle: fällt aber das Gut an den Verkäufer zurück, in diesem Falle; meinte Aristo, stehe dem Verkäufer deshalb eine Klage gegen den Käufer zu, weil aus einem Rechtsgeschäfte, wobei derselbe sein Wort nicht gehalten, ihm nichts verbleiben dürfe.

Dig. 22,6,2Ne­ra­tius li­bro quin­to mem­bra­na­rum. In om­ni par­te er­ror in iu­re non eo­dem lo­co quo fac­ti igno­ran­tia ha­be­ri de­be­bit, cum ius fi­ni­tum et pos­sit es­se et de­beat, fac­ti in­ter­pre­ta­tio ple­rum­que et­iam pru­den­tis­si­mos fal­lat.

Nerat. lib. V. Membran. Der Irrthum über einen Rechtssatz wird nicht überall dem Nichtwissen einer Thatsache gleichgestellt werden dürfen, da das Recht sowohl bestimmt sein kann, als es sein muss, in der Erklärung einer Thatsache [aber] sich oft auch die Klügsten täuschen.

Dig. 24,1,44Ne­ra­tius li­bro quin­to mem­bra­na­rum. Si ex­tra­neus rem vi­ri igno­rans eius es­se igno­ran­ti uxo­ri, ac ne vi­ro qui­dem scien­te eam suam es­se, do­na­ve­rit, mu­lier rec­te eam usu­ca­piet. idem­que iu­ris erit, si is, qui in po­tes­ta­te vi­ri erat, cre­dens se pa­trem fa­mi­lias es­se uxo­ri pa­tris do­na­ve­rit. sed si vir re­scie­rit suam rem es­se, prius­quam usu­ca­pia­tur, vin­di­ca­re­que eam pot­erit nec vo­let et hoc et mu­lier no­ve­rit, in­ter­rum­pe­tur pos­ses­sio, quia trans­iit in cau­sam ab eo fac­tae do­na­tio­nis. ip­sius mu­lie­ris scien­tia pro­pius est, ut nul­lum ad­quisi­tio­ni do­mi­nii eius ad­fe­rat im­pe­d­imen­tum: non enim om­ni­mo­do uxo­res ex bo­nis vi­ro­rum, sed ex cau­sa do­na­tio­nis ab ip­sis fac­tae ad­quire­re pro­hi­bi­tae sunt.

Ad Dig. 24,1,44Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 365, Note 5.Nerat. lib. V. Membran. Wenn ein Fremder eine Sache des Mannes, nicht wissend, dass sie Eigenthum desselben sei, der Ehefrau, die es [ebenfalls] nicht weiss, und da es nicht ein Mal der Mann weiss, dass sie die seinige sei, geschenkt haben wird, so wird die Frau dieselbe unbedenklich ersitzen. Und dasselbe wird Rechtens sein, wenn der, welcher in der Gewalt des Mannes stand, in der Meinung, der sei Hausvater, der Ehefrau seines Vaters geschenkt haben wird. Aber wenn der Mann, bevor die Sache [von der Frau] ersessen wird, es gewusst haben wird, dass sie die seinige sei, und sie wird vindiciren können, es aber nicht will, und dies auch die Frau erfahren haben wird, so wird der Besitz unterbrochen werden, weil nun [die von dem Fremden gemachte Schenkung] in das Verhältniss einer von dem [Manne] gemachten Schenkung übergegangen ist. Dass [aber] das Wissen gerade der Frau88Und derselben allein, nicht auch ihres Mannes. In der Kriegelschen Ausgabe ist ebenso, wie in allen früheren, so interpungirt: quia transit in causam ab eo factae donationis ipsius mulieris scientia; propius est, ut etc. Dass aber diese Interpunction den Sinn der Stelle ganz zerstöre und dass statt derselben hinter donationis ein Punctum zu setzen und ipsius etc. zu dem folgenden Satz zu ziehen sei, hat v. Savigny in der Zeitschr. f. gesch. Rechtswiss. Bd. 1. Nro. 10. S. 270. ff. gezeigt. kein Hinderniss zur Erwerbung des Eigenthums herbeiführe, dafür ist mehr Grund vorhanden; denn es ist den Ehefrauen nicht durchaus verboten, [Etwas] aus dem Vermögen [ihrer] Männer zu erwerben, sondern nur [Etwas] in Folge einer von den [Männern] gemachten Schenkung [zu erwerben].

Dig. 30,124Ne­ra­tius li­bro quin­to mem­bra­na­rum. Si he­redes no­mi­na­tim enu­me­ra­ti da­re quid dam­na­ti sunt, pro­pius est, ut vi­ri­les par­tes de­beant, quia per­so­na­rum enu­me­ra­tio hunc ef­fec­tum ha­bet, ut exae­quen­tur in le­ga­to prae­stan­do, qui, si no­mi­na­ti non es­sent, he­redi­ta­rias par­tes de­bi­tu­ri es­sent.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 41,1,14Ne­ra­tius li­bro quin­to mem­bra­na­rum. Quod in li­to­re quis ae­di­fi­ca­ve­rit, eius erit: nam li­to­ra pu­bli­ca non ita sunt, ut ea, quae in pa­tri­mo­nio sunt po­pu­li, sed ut ea, quae pri­mum a na­tu­ra pro­di­ta sunt et in nul­lius ad­huc do­mi­nium per­ve­ne­runt: nec dis­si­mi­lis con­di­cio eo­rum est at­que pis­cium et fe­ra­rum, quae si­mul at­que ad­pre­hen­sae sunt, si­ne du­bio eius, in cu­ius po­tes­ta­tem per­ve­ne­runt, do­mi­nii fiunt. 1Il­lud vi­den­dum est, sub­la­to ae­di­fi­cio, quod in li­to­re po­si­tum erat, cu­ius con­di­cio­nis is lo­cus sit, hoc est utrum ma­neat eius cu­ius fuit ae­di­fi­cium, an rur­sus in pris­ti­nam cau­sam rec­ci­dit per­in­de­que pu­bli­cus sit, ac si num­quam in eo ae­di­fi­ca­tum fuis­set. quod pro­pius est, ut ex­is­ti­ma­ri de­beat, si mo­do re­ci­pit pris­ti­nam li­to­ris spe­ciem.

Idem lib. V. Membran. Was Jemand an der Küste gebaut hat, ist sein; denn die Küsten sind nicht dergestalt öffentliche, wie Das, was zum [öffentlichen] Vermögen des Volkes gehört, sondern wie alles Dasjenige, was von der Natur dargeboten wird und noch Niemandes Eigenthum geworden ist; sie stehen in einem ganz ähnlichen Verhältnisse wie die Fische und das Wild, die, sobald sie ergriffen worden, ohne Zweifel Dessen Eigenthum werden, in dessen Gewalt sie gekommen sind. 1Es ist die Frage, in welchem Verhältnisse der Platz stehe, wenn das Gebäude niedergerissen worden, welches auf einer öffentlichen Küste gestanden, d. h. ob er Dem gehörig bleibe, dessen das Gebäude gewesen, oder wieder in den vorigen Zustand eintrete, und also öffentlich sei, wie wenn niemals darauf gebauet worden wäre, dies anzunehmen, dafür spricht mehr, sobald er nur die frühere Gestalt der Küste wiedergewinnt.

Dig. 41,10,5Ne­ra­tius li­bro quin­to mem­bra­na­rum. Usu­ca­pio re­rum, et­iam ex aliis cau­sis con­ces­sa in­ter­im, prop­ter ea, quae nos­tra ex­is­ti­man­tes pos­si­de­re­mus, con­sti­tu­ta est, ut ali­quis li­tium fi­nis es­set. 1Sed id, quod quis, cum suum es­se ex­is­ti­ma­ret, pos­se­de­rit, usu­ca­piet, et­iam­si fal­sa fue­rit eius ex­is­ti­ma­tio. quod ta­men ita in­ter­pre­tan­dum est, ut pro­ba­bi­lis er­ror pos­si­den­tis usu­ca­pio­ni non ob­stet, vel­uti si ob id ali­quid pos­si­deam, quod ser­vum meum aut eius, cu­ius in lo­cum he­redi­ta­rio iu­re suc­ces­si, emis­se id fal­so ex­is­ti­mem, quia in alie­ni fac­ti igno­ran­tia to­le­ra­bi­lis er­ror est.

Neratius lib. V. Membran. Auch die aus andern Gründen gestattete Ersitzung ist inzwischen in Ansehung Dessen, was wir in dem Glauben, es gehöre uns, besitzen, [als zulässig] bestimmt worden, damit eine Beendigung der Rechtsstreitigkeiten möglich sei. 1Dasjenige aber, was Jemand in dem Glauben, es sei Sein, besessen hat, wird er auch dann ersitzen, wenn sein Dafürhalten ein fälschliches war; dies ist so zu verstehen, dass ein erweislicher Irrthum des Besitzers der Ersitzung nicht entgegensteht, z. B. wenn ich deswegen Etwas besitze, weil ich fälschlich glaube, dass mein Sclave, oder der Dessen, an dessen statt ich im Wege Erbrechts nachgefolgt bin, es gekauft habe, weil der Irrthum im Nichtwissen einer fremden Handlung zu entschuldigen ist.

Dig. 47,10,41Ne­ra­tius li­bro quin­to mem­bra­na­rum. Pa­ter, cu­ius fi­lio fac­ta est in­iu­ria, non est im­pe­dien­dus, quo mi­nus duo­bus iu­di­ciis et suam in­iu­riam per­se­qua­tur et fi­lii.

Übersetzung nicht erfasst.

Ex libro VI

Dig. 1,3,21Ne­ra­tius li­bro VI mem­bra­na­rum. et id­eo ra­tio­nes eo­rum, quae con­sti­tuun­tur, in­qui­ri non opor­tet: alio­quin mul­ta ex his quae cer­ta sunt sub­ver­tun­tur.

Neratius lib. VI. Membranar. Darum muss man nicht nach dem Grunde dessen, was bestimmt worden, forschen, denn sonst würde vieles von dem, was feststeht, umgestossen werden.

Dig. 12,6,41Ne­ra­tius li­bro sex­to mem­bra­na­rum. Quod pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te sti­pu­lan­ti pro­mi­se­rit sol­ve­rit, re­pe­ti­tio est, quia nec na­tu­ra de­bet.

Nerat. lib. VI. Membranar. Wenn ein Mündel das, was er ohne Ermächtigung des Vormundes dem Stipulirenden etwa versprochen hat, gezahlt haben sollte, so findet die Zurückforderung Statt, weil er nicht einmal nach dem Naturrecht schuldet.

Dig. 21,2,48Ne­ra­tius li­bro sex­to mem­bra­na­rum. Cum fun­dus ‘uti op­ti­mus ma­xi­mus­que est’ emp­tus est et ali­cu­ius ser­vi­tu­tis evic­tae no­mi­ne ali­quid emp­tor a ven­di­to­re con­se­cu­tus est, de­in­de to­tus fun­dus evin­ci­tur, ob eam evic­tio­nem id prae­sta­ri de­bet quod ex du­plo re­li­quum est: nam si aliud ob­ser­va­bi­mus, ser­vi­tu­ti­bus ali­qui­bus et mox pro­prie­ta­te evic­ta am­plius du­plo emp­tor quam quan­ti emit con­se­que­re­tur.

Nerat. lib. VI. Membran. Wenn ein Grundstück indem es [von dem Verkäufer] als vorzüglich gut beschaffen hervorgehoben wurde99Uti optimus maximusque est. Diese Formel, durch welche vorzugsweise die Freiheit eines Grundstücks von rechtlichen Lasten bezeichnet wird, ist in der L. 59. D. de contr. emt. 18. 1. so wiedergegeben worden: ganz frei von Dienstbarkeiten aller Art; doch ist dies nicht beibehalten worden, weil die Formel mehr umfasst (s. z. B. L. 22. pr. D. de instructo vel. instr. leg. 33. 7.). Vergl. über dieselbe noch L. 75. D. h. t. u. L. 126. D. de verb. sign. 50. 16., gekauft worden ist, und der Käufer wegen irgend einer entwährten Dienstbarkeit Etwas vom Verkäufer erlangt hat, hernach das ganze Grundstück entwährt wird, so muss wegen dieser Entwährung das geleistet werden, was von dem Doppelten noch übrig ist; denn wenn wir etwas Anderes beobachten wollten1010D. h. wenn wir dem Käufer das ganze Doppelte zusprechen wollten., so würde der Käufer, wenn einige Dienstbarkeiten und bald darauf das Eigenthum entwährt worden wäre, mehr als das Doppelte von dem, wofür er [das Grundstück] gekauft hat, erlangen.

Dig. 25,1,16Idem li­bro sex­to mem­bra­na­rum. Et an­te om­nia quae­cum­que in­pen­sae quae­ren­do­rum fruc­tuum cau­sa fac­tae erunt, quam­quam eae­dem et­iam co­len­di cau­sa fiant id­eo­que non so­lum ad per­ci­pien­dos fruc­tus, sed et­iam ad con­ser­van­dam ip­sam rem spe­ciem­que eius ne­ces­sa­riae sint, eas vir ex suo fa­cit nec ul­lam ha­bet eo no­mi­ne ex do­te de­duc­tio­nem.

Idem lib. VI. Membran. Und vor allen Dingen macht der Mann alle Verwendungen, welche um der Fruchtgewinnung willen gemacht sein werden — obwohl eben dieselben auch um des Bebauens willen gemacht werden, und darum nicht blos zur Fruchtziehung, sondern auch zur Erhaltung der Sache selbst und ihres Körpers nothwendig sind — aus seinem Vermögen und hat deshalb durchaus keinen Abzug vom Heirathsgut.

Dig. 37,10,9Ne­ra­tius li­bro sex­to mem­bra­na­rum. Quod La­beo scri­bit, quo­tiens sup­po­si­tus es­se di­ci­tur pu­pil­lus, cum quo de pa­tris eius he­redi­ta­te con­tro­ver­sia est, cu­ra­re prae­to­rem de­be­re, ut is in pos­ses­sio­ne sit: de eo pu­to eum vel­le in­tel­le­gi, qui post mor­tem pa­tris fa­mi­liae, qui se si­ne li­be­ris de­ce­de­re cre­di­dit, fi­lius eius es­se di­ci coe­pit: nam eius, qui ad­gni­tus est ab eo, de cu­ius bo­nis quae­ri­tur, ius­tior in ea re cau­sa est quam pos­tu­mi.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 39,2,47Ne­ra­tius li­bro sex­to mem­bra­na­rum. Quod con­cla­ve bi­na­rum ae­dium do­mi­nus ex aliis ae­di­bus in alia­rum usum con­ver­tit, non so­lum si con­tig­na­tio, qua id sus­ti­ne­bi­tur, orie­tur ex par­te ea­rum ae­dium, in qua­rum usum con­ver­sum erit, ea­rum fiet, sed et­iam si trans­ver­sa con­tig­na­tio to­ta in alia­rum ae­dium pa­rie­ti­bus se­de­bit. sed et La­beo in li­bris pos­te­rio­rum scri­bit bi­na­rum ae­dium do­mi­num utris­que por­ti­cum su­per­po­suis­se in­que eam ad­itu ex al­te­ris ae­di­bus da­to al­te­ras ae­des ser­vi­tu­te one­ris por­ti­cus ser­van­dae im­po­si­ta ven­di­dis­se: to­tam por­ti­cum ea­rum ae­dium es­se, quas re­ti­nuis­set, cum per lon­gi­tu­di­nem utrius­que do­mus ex­ten­sa es­set trans­ver­sae con­tig­na­tio­ni, quae ab utra­que par­te pa­rie­ti­bus do­mus, quae venis­set, sus­ti­ne­re­tur. nec ta­men con­se­quens est, ut su­pe­rior pars ae­di­fi­cii, quae nul­li con­iunc­ta sit ne­que ad­itum ali­un­de ha­beat, al­te­rius sit, quam cu­ius est id cui su­per­po­si­ta est.

Nerat. lib. VI. Membran. Ein Gemach1111Welches in der Mitte zwischen zweien Häusern lag, früher zum Gebrauche des Hauses A. eingerichtet war, und nun zum Gebrauche des Hauses B. eingerichtet wurde., welches der Eigenthümer zweier Häuser aus dem einen Hause zum Gebrauche des andern eingerichtet hat, wird nicht nur alsdann ein Bestandtheil des letzteren Hauses werden, wenn das Gebälk, wodurch dasselbe getragen wird, von dem Hause ausläuft, zu dessen Gebrauch [das Gemach] verwendet worden ist; sondern auch wenn das ganze Queergebälk auf den Wänden des andern Hauses ruht. Auch Labeo schreibt in seinen hinterlassenen Schriften: Ein Eigenthümer zweier Häuser habe auf beiden einen Balkon1212Porticum = maenianum. errichtet, den Eingang in diesen von dem einen Hause aus angelegt und das andere verkauft, mit der Dienstbarkeit, die Last des Balkons zu tragen; der ganze Balkon sei ein Bestandtheil desjenigen Hauses, welches er behalten habe, obgleich er, beiden Häusern entlang, sich auf einem Queergebälke ausdehne, das auf beiden Seiten von den Wänden des erkauften Hauses getragen werde. Doch folgt hieraus nicht, dass der obere Theil eines Gebäudes, der mit keinem [Hause] in Verbindung steht, auch seinen Eingang nicht anders woher hat, einem Andern, als dem Eigenthümer des Gebäudes, auf welchem derselbe steht, gehöre.

Ex libro VII

Dig. 5,3,57Ne­ra­tius li­bro sep­ti­mo mem­bra­na­rum. Cum idem ean­dem he­redi­ta­tem ad­ver­sus duos de­fen­dit et se­cun­dum al­te­rum ex his iu­di­ca­tum est, quae­ri so­let, utrum per­in­de ei he­redi­ta­tem re­sti­tui opor­teat, at­que opor­te­ret, si ad­ver­sus alium de­fen­sa non es­set: ut sci­li­cet si mox et se­cun­dum alium fue­rit iu­di­ca­tum, ab­sol­va­tur is cum quo ac­tum est, quia ne­que pos­si­deat ne­que do­lo ma­lo fe­ce­rit, quo mi­nus pos­si­de­ret quod iu­di­cio re­vic­tus re­sti­tue­rit: an quia pos­sit et se­cun­dum alium iu­di­ca­ri, non ali­ter re­sti­tue­re de­beat quam si cau­tum ei fue­rit, quod ad­ver­sus alium ean­dem he­redi­ta­tem de­fen­dit. sed me­lius est of­fi­cio iu­di­cis cau­tio­ne vel sa­tis­da­tio­ne vic­to mede­ri, cum et res sal­va sit ei, qui in ex­se­cu­tio­ne tar­dior venit ad­ver­sus prio­rem vic­to­rem.

Neratius lib. VII. Membran. Wenn eine Person dieselbe Erbschaft wider zwei vertheidigt, und für den einen von diesen entschieden worden ist, so pflegt die Frage aufgeworfen zu werden, ob diesem in Folge dessen die Erbschaft herausgegeben werden müsse, wie es der Fall sein würde, wenn ein Anderer darauf nicht auch geklagt hätte, so, dass nun also, wenn kurz darauf auch für den Andern entschieden würde, der Beklagte, weil er weder besitzt, noch arglistiger Weise es dahin gebracht hat, dass er dasjenige nicht mehr besitzt, was er in Folge der Verurtheilung herausgeben soll, losgesprochen werden müsse, oder, ob derselbe, weil auch für den Andern entschieden werden kann, unter keiner andern Bedingung herauszugeben brauche, als wenn ihm Sicherheit gestellt worden ist, dass er gegen den Andern die Erbschaft zu vertheidigen fortfahre1313Unser Text hat hier die Brencmannsche Conjectur defendet statt des Florentinischen defendit. Die Haloandersche Lesart defendat passt meiner Ansicht nach am besten, ja der Zusammenhang scheint sie als nothwendig zu fordern.? Es ist besser, den Verurtheilten durch die Amtspflicht des Richters mit einer Sicherheit oder Bürgschaft zu decken, indem auch dem [Andern] dann Sicherheit wird, der in der Rechtsverfolgung langsamer gegen den frühern Sieger auftritt.

Dig. 15,3,18Ne­ra­tius li­bro sep­ti­mo mem­bra­na­rum. Quam­vis in eam rem pro ser­vo meo fi­de­ius­se­ris, quae ita con­trac­ta est, ut in rem meam ver­sa­re­tur (vel­uti si, cum ser­vus fru­men­tum emis­set quo fa­mi­lia ale­re­tur, ven­di­to­ri fru­men­ti fi­de­ius­se­ris), pro­pius est ta­men, ut de pe­cu­lio eo no­mi­ne, non de in rem ver­so age­re pos­sis, ut unius dum­ta­xat in quo­quo con­trac­tu de in rem ver­so sit ac­tio, qui id ip­sum cre­di­dit quod in rem do­mi­ni ver­sum est.

Nerat. lib. VII. Membranar. Obwohl du bei diesem Handel, welcher so abgeschlossen worden, dass eine Verwendung in meinen Nutzen geschehe, für meinen Sclaven Bürgschaft geleistet hast, wie wenn du, falls der Sclav Getreide gekauft hätte, um die Dienerschaft zu unterhalten, dem Verkäufer des Getreides Bürgschaft geleistet hättest, so ist es doch angemessener, dass du daraus auf das Sondergut, nicht aus einer Verwendung in [des Andern] Nutzen klagen kannst, damit nur einer in jedem Contracte die Klage aus der Verwendung habe, der, welcher namentlich das hergegeben hat, was in den Nutzen des Herrn verwendet worden ist.

Dig. 17,1,39Ne­ra­tius li­bro sep­ti­mo mem­bra­na­rum. Et Aris­to­ni et Cel­so pa­tri pla­cuit pos­se rem hac con­di­cio­ne de­po­ni man­da­tum­que sus­ci­pi, ut res pe­ri­cu­lo eius sit qui de­po­si­tum vel man­da­tum sus­ce­pit: quod et mi­hi ve­rum es­se vi­de­tur.

Nerat. lib. VII. Membran. Aristo sowohl als Celsus der Vater nahmen an, es könne unter der Bedingung eine Sache hinterlegt oder ein Auftrag übernommen werden, dass der Uebernehmer der Sache oder des Auftrags die Gefahr der Sache trage; was auch mir richtig scheint.

Dig. 36,3,13Ne­ra­tius li­bro sep­ti­mo mem­bra­na­rum. Ei quo­que, cui le­ga­to­rum ac­tio da­tur in eum, qui prae­ter­mis­sa in­sti­tu­tio­ne ab in­tes­ta­to pos­si­det he­redi­ta­tem, le­ga­to­rum sa­tis­da­tur et, ni­si sa­tis­da­bi­tur, in pos­ses­sio­nem le­ga­to­rum ser­van­do­rum cau­sa mit­ti­tur: nam haec quo­que prae­tor per­in­de sal­va es­se vult at­que ea quae iu­re ci­vi­li de­ben­tur. idem Aris­to­ni pla­cet.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 41,3,41Idem li­bro sep­ti­mo mem­bra­na­rum. Si rem sub­rep­tam mi­hi pro­cu­ra­tor meus ad­pre­hen­dit, quam­vis per pro­cu­ra­to­rem pos­ses­sio­nem apis­ci nos iam fe­re con­ve­niat, ni­hi­lo ma­gis eam in po­tes­ta­tem meam red­is­se usu­que ca­pi pos­se ex­is­ti­man­dum est, quia con­tra sta­tui cap­tio­sum erit.

Idem lib. VII. Membran. Wenn mein Geschäftsbesorger eine mir gestohlene Sache wiederergriffen hat, so muss, obwohl es eine längst abgemachte Sache ist, dass man den Besitz durch einen Geschäftsbesorger erwerben könne, dennoch angenommen werden, dass dieselbe nichtsdestomehr in meine Gewalt zurückgekehrt sei, und ersessen werden könne, weil es verfänglich ist, das Gegentheil stattfinden zu lassen.

Dig. 44,2,27Ne­ra­tius li­bro sep­ti­mo mem­bra­na­rum. Cum de hoc, an ea­dem res est, quae­ri­tur, haec spec­tan­da sunt: per­so­nae, id ip­sum de quo agi­tur, cau­sa pro­xi­ma ac­tio­nis. nec iam in­ter­est, qua ra­tio­ne quis eam cau­sam ac­tio­nis com­pe­te­re si­bi ex­is­ti­mas­set, per­in­de ac si quis, post­ea­quam con­tra eum iu­di­ca­tum es­set, no­va in­stru­men­ta cau­sae suae rep­pe­ris­set.

Neratius lib. VII. Membran. Wenn es sich darum handelt, ob eine Sache dieselbe sei, so ist auf Folgendes zu sehen, die Personen, den fraglichen Gegenstand selbst, den nächsten Grund zur Klage; einerlei hingegen ist es, aus welcher Ursache Jemand glaubt, dass ihm der Grund zur Klage zuständig sei; gerade wie [es nichts zur Sache thut,] wenn Jemand neue Urkunden für seine Sache aufgefunden, nachdem wider ihn erkannt worden war.