Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Marcell.l. Iul. Pap.
Ad legem Iuliam et Papiam lib.Marcelli Ad legem Iuliam et Papiam libri

Ad legem Iuliam et Papiam libri

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Ex libro I

Dig. 23,2,32Mar­cel­lus li­bro pri­mo ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Scien­dum est li­ber­ti­num, qui se in­ge­nuo de­dit ad­ro­gan­dum, quam­vis in eius fa­mi­lia in­ge­nui iu­ra sit con­se­cu­tus, ut li­ber­ti­num ta­men a se­na­to­riis nup­tiis re­pel­len­dum es­se.

Marcell. lib. I. ad leg. Jul. et Pap. Man muss wissen, dass ein Freigelassener, welcher sich einem Freigeborenen in Adrogation gegeben hat, obwohl er in der Familie desselben die Rechte eines Freigeborenen erlangt hat, doch als Freigelassener von Ehen mit Frauenspersonen aus dem Senatorenstand (a Senatoriis nuptiis) zurückzuweisen sei.

Dig. 23,2,49Mar­cel­lus li­bro pri­mo ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Ob­ser­van­dum est, ut in­fe­rio­ris gra­dus ho­mi­nes du­cant uxo­res eas, quas hi qui al­tio­ris dig­ni­ta­tis sunt du­ce­re le­gi­bus prop­ter dig­ni­ta­tem pro­hi­ben­tur: at con­tra an­te­ce­den­tis gra­dus ho­mi­nes non pos­sunt eas du­ce­re, quas his qui in­fe­rio­ris dig­ni­ta­tis sunt du­ce­re non li­cet.

Marcell. lib. I. ad leg. Jul. et Pap. Es ist zu bemerken, dass Menschen von geringerem Rang solche zu Frauen nehmen können, welche die, die von höherer Würde sind, wegen ihrer Würde in Folge der Gesetze nicht heirathen dürfen; aber umgekehrt können Menschen von vorzüglicherem Rang die nicht heirathen, welche die, die von niedrigerer Würde sind, nicht heirathen dürfen.

Dig. 25,3,8Mar­cel­lus li­bro pri­mo ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Non quem­ad­mo­dum mas­cu­lo­rum li­be­ro­rum nos­tro­rum li­be­ri ad onus nos­trum per­ti­nent, ita et in fe­mi­nis est: nam ma­ni­fes­tum est id quod fi­lia pa­rit non avo, sed pa­tri suo es­se one­ri, ni­si pa­ter aut non sit su­per­stes aut egens est.

Ad Dig. 25,3,8Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 475, Note 5.Marcell. lib. I. ad leg. Jul. et Pap. Sowie die Kinder unserer männlichen Kinder zu unseren Lasten gehören, so findet es nicht auch bei den weiblichen Statt; denn es ist offenbar, dass das [Kind], welches die Tochter gebärt, nicht dem Grossvater, sondern seinem Vater zur Last falle, wenn nicht der Vater entweder nicht mehr am Leben sein sollte, oder dürftig ist.

Dig. 39,6,38Mar­cel­lus li­bro pri­mo ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. In­ter mor­tis cau­sa do­na­tio­nem et om­nia, quae mor­tis cau­sa quis ce­pe­rit, est ea­rum re­rum dif­fe­ren­tia: nam mor­tis cau­sa do­na­tur quod prae­sens prae­sen­ti dat, mor­tis cau­sa ca­pi in­tel­le­gi­tur et quod non ca­dit in spe­ciem do­na­tio­nis. et­enim cum tes­ta­men­to quis suo Pam­phi­lum ser­vum suum li­be­rum es­se ius­sit, si mi­hi de­cem de­de­rit, ni­hil mi­hi do­nas­se vi­de­bi­tur, et ta­men, si ac­ce­pe­ro a ser­vo de­cem, mor­tis cau­sa ac­ce­pis­se me con­ve­nit. idem ac­ci­dit, quod quis sit he­res in­sti­tu­tus, si mi­hi de­cem de­de­rit: nam ac­ci­pien­do ab eo, qui he­res in­sti­tu­tus est, con­di­cio­nis ex­plen­dae eius cau­sa, mor­tis cau­sa ca­pio.

Marcell. lib. I. ad Leg. Jul. et Pap. Zwischen der Schenkung auf den Todesfall und allen anderen Erwerbungen auf den Todesfall ist ein Unterschied in diesen Punkten. Auf den Todesfall wird nemlich geschenkt, wo Einer dem Andern persönlich giebt: unter der Erwerbung auf den Todesfall wird auch Jenes mit einbegriffen, was nicht unter eine besondere Art der Schenkung gehört. Denn wenn Jemand in seinem Testamente seinem Sclaven Pamphilus die Freiheit verheissen hat, wenn derselbe mir zehen [tausend Sestertien] geben werde, so wird solches nicht betrachtet werden, als habe er mir etwas geschenkt: und doch habe ich unstreitig auf den Todesfall erworben, wenn ich von dem Sclaven zehen [tausend Sestertien] erhalten habe. Dasselbe ist der Fall, wenn Jemand zum Erben unter der Bedingung eingesetzt ist, dass er mir zehen [tausend Sestertien] gebe: denn indem ich solche von dem eingesetzten Erben, zur Erfüllung der ihm auferlegten Bedingung empfange, erwerbe ich auf den Todesfall.

Ex libro III

Dig. 23,2,33Idem li­bro ter­tio ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Ple­ri­que opi­nan­tur, cum ea­dem mu­lier ad eun­dem vi­rum re­ver­ta­tur, id ma­tri­mo­nium idem es­se: qui­bus ad­sen­tior, si non mul­to tem­po­re in­ter­po­si­to rec­on­ci­lia­ti fue­rint nec in­ter mo­ras aut il­la alii nup­se­rit aut hic aliam du­xe­rit, ma­xi­me si nec do­tem vir red­di­de­rit.

Idem lib. III. ad leg. Jul. et Pap. Sehr Viele glauben, dass, wenn dieselbe Frau zu demselben Manne zurückkehre, dies dieselbe Ehe sei; und diesen stimme ich bei, wenn sie, ohne dass viel Zeit dazwischen gelegen hat, wieder vereinigt sein werden, auch in der Zwischenzeit weder sie einen Andern geheirathet, noch er eine Andere [zur Frau] genommen haben wird, vorzüglich wenn der Mann auch das Heirathsgut nicht zurückgegeben haben wird.

Dig. 23,2,50Idem li­bro ter­tio ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Pro­xi­me con­sti­tu­tum di­ci­tur, ut, cum quis li­ber­tam suam du­xe­rit uxo­rem, quam ex fi­dei­com­mis­si cau­sa ma­nu­mi­se­rit, li­ceat li­ber­tae in­vi­to eo nup­tias con­tra­he­re: pu­to, quia non erat fe­ren­dus is qui ex ne­ces­si­ta­te ma­nu­mi­sit, non suo ar­bi­trio: ma­gis enim de­bi­tam li­ber­ta­tem prae­sti­tit quam ul­lum be­ne­fi­cium in mu­lie­rem con­tu­lit.

Idem lib. III. ad leg. Jul. et Pap. Kürzlich soll constituirt worden sein, dass wenn Jemand seine Freigelassene, welche er in Folge eines Fideicommisses freigelassen habe, zur Frau genommen habe, die Freigelassene wider seinen Willen eine Ehe schliessen dürfe; ich glaube, weil man dem nicht [jenes Recht] zugestehen konnte, welcher aus Nothwendigkeit, nicht nach seinem Gefallen freigelassen hat; denn er hat mehr die Freiheit, die er zu geben schuldig war, gegeben, als der Frauensperson irgend eine Wohlthat erzeigt.