Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Gai.manum.
De manumissionibus lib.Gaii De manumissionibus libri

De manumissionibus libri

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Ex libro I

Dig. 27,10,17Gaius li­bro pri­mo de ma­nu­mis­sio­ni­bus. Cu­ra­tor fu­rio­si nul­lo mo­do li­ber­ta­tem prae­sta­re pot­est, quod ea res ex ad­mi­nis­tra­tio­ne non est: nam in tra­den­do ita res fu­rio­si alie­nat, si id ad ad­mi­nis­tra­tio­nem neg­otio­rum per­ti­neat: et id­eo si do­nan­di cau­sa alie­net, ne­que tra­di­tio quic­quam va­le­bit, ni­si ex mag­na uti­li­ta­te fu­rio­si hoc co­gni­tio­ne iu­di­cis fa­ciat.

Gaj. lib. I. de Manumiss. Der Curator eines Rasenden kann auf keine Weise die Freiheit ertheilen, weil diese Sache nicht zur Verwaltung gehört; denn durch Uebergeben veräussert er die Sache des Rasenden dann, wenn das zur Geschäftsverwaltung gehört, und darum wird, wenn er, um zu schenken, veräussern sollte, auch die Uebergabe Nichts gelten, wenn er dies nicht wegen eines grossen Nutzens des Rasenden nach vorgängiger Untersuchung von Seiten des Richters thun sollte.

Dig. 40,1,25Gaius li­bro pri­mo de ma­nu­mis­sio­ni­bus. Iu­ris ra­tio ef­fi­cit, ut in­fan­ti­bus quo­que com­pe­tat li­ber­tas.

Gaj. lib. I. de Manumiss. Die Rechtsregel bringt es mit sich, dass auch Kindern die Freiheit zustehen könne.

Dig. 40,2,25Gaius li­bro pri­mo de ma­nu­mis­sio­ni­bus. Si tu­to­ris ha­ben­di cau­sa pu­pil­lus ma­nu­mit­tat, pro­ba­tio­ni es­se cau­sam Fu­fi­dius ait. Ner­va fi­lius con­tra sen­tit, quod ve­rius est: nam­que per­ab­sur­dum est in eli­gen­do tu­to­re fir­mum vi­de­ri es­se iu­di­cium pu­pil­li, cu­ius in om­ni­bus re­bus ut in­fir­mum iu­di­cium tu­to­re auc­to­re re­gi­tur.

Gaj. lib. I. de Manumiss. Fufidius sagt, wenn ein Mündel freilasse, um einen Vormund zu erhalten, so sei ein Grund zur Billigung vorhanden. Nerva, der Sohn, nimmt das Gegentheil an, und das ist richtiger, denn es würde sehr widersinnig sein, wenn bei der Wahl eines Vormunds die Urtheilskraft des Mündels selbständig zu sein schiene, dessen Urtheil bei allen Angelegenheiten als nicht selbständig durch die Ermächtigung des Vormunds geleitet wird.

Dig. 40,9,29Gaius li­bro pri­mo de ma­nu­mis­sio­ni­bus. Ge­ne­ra­li­ter pig­no­ri da­tus ser­vus si­ne du­bio ple­no iu­re de­bi­to­ris est et ius­tam li­ber­ta­tem ab eo con­se­qui pot­est, si lex Ae­lia Sen­tia non im­pe­diat li­ber­ta­tem, id est si sol­ven­do sit nec ob id cre­di­to­res vi­dean­tur frau­da­ri. 1Sub con­di­cio­ne ser­vus le­ga­tus pen­den­te con­di­cio­ne ple­no iu­re he­redis est, sed nul­lam li­ber­ta­tem ab eo con­se­qui pot­est, ne le­ga­ta­rio in­iu­ria fie­ret.

Gaj. lib. I. de Manumiss. Ein in Ganzen zum Pfande gegebener Sclave gehört ohne Zweifel mit vollem Recht dem Schuldner, und kann von demselben eine rechtmässige Freiheit erlangen, wenn das Aelisch-Sentische Gesetz nicht etwa die Freiheit verhindert, das heisst, wenn er zahlungsfähig ist, und deshalb die Gläubiger nicht als bevortheilt erscheinen. 1Ein unter einer Bedingung vermachter Sclave gehört, so lange die Bedingung schwebt, mit vollem Recht dem Erben, aber er kann keine Freiheit von demselben erhalten, damit nicht dem Vermächtnissnehmer Unrecht geschehe.

Ex libro III

Dig. 40,4,57Gaius li­bro ter­tio de ma­nu­mis­sio­ni­bus. Si lo­cu­ples egen­ti he­res ex­sti­te­rit, vi­dea­mus, an ea res tes­ta­men­to da­tis li­ber­ta­ti­bus pro­fi­ciat, ut cre­di­to­res frau­da­ri non vi­dean­tur. et sa­ne sunt qui­dam, qui, cum he­res lo­cu­ples ex­is­te­ret, ta­le es­se cre­di­de­runt, qua­le, si ip­se tes­ta­tor ad­auc­tis post­ea fa­cul­ta­ti­bus de­ces­sis­set. sed mi­hi tra­di­tum est hoc iu­re nos uti, ut ad rem non per­ti­neat, lo­cu­ples an egens he­res ex­ti­te­rat, sed qua­rum fa­cul­ta­tium tes­ta­tor de­ces­se­rit. quam sen­ten­tiam Iu­lia­nus ad­eo se­qui­tur, ut ex­is­ti­met ne eum qui­dem li­ber­ta­tem con­se­cu­tu­rum, quem is, qui sol­ven­do non es­set, ita li­be­rum es­se ius­sis­set: ‘cum aes alie­num so­lu­tum erit, Sti­chus li­ber es­to’. sed non hoc est con­se­quens Sa­b­ini et Cas­sii sen­ten­tiae, quam et ip­se se­qui vi­de­tur, qui ex­is­ti­mant con­si­lium quem­que ma­nu­mit­ten­tis spec­ta­re de­be­re: nam qui sub ea con­di­cio­ne ser­vum suum li­be­rum es­se iu­bet, ad­eo si­ne frau­dis con­si­lio li­be­rum es­se iu­bet, ut aper­tis­si­me cu­ra­re vi­dea­tur, ne cre­di­to­res sui frau­da­ren­tur.

Gaj. lib. III. de Manumiss. Wenn ein Reicher der Erbe eines Dürftigen geworden sein sollte, so wollen wir sehen, ob dieser Umstand den im Testament enthaltenen Freiheitsertheilungen nütze, so dass die Gläubiger nicht als bevortheilt erscheinen. Und in der That giebt es Einige, welche geglaubt haben, dass dann, wenn ein Reicher Erbe würde, eben das Statt finde, was [Statt gefunden haben würde,] wenn der Testator, nachdem nachher sein Vermögen vermehrt worden, gestorben wäre. Aber mich hat man gelehrt, es sei bei uns Rechtens, dass es [weiter gar] nicht zur Sache gehöre, ob ein Reicher, oder ein Dürftiger Erbe geworden, sondern in welchen Vermögensumständen der Testator verstorben sei. Und diese Meinung befolgt Julianus so sehr, dass er glaubt, dass nicht ein Mal der die Freiheit erlangen werde, den Einer, der nicht zahlungsfähig wäre, so für frei erklärt hätte: Wenn [meine] Schulden bezahlt sein werden, soll Stichus frei sein. Aber dies ist der Meinung des Sabinus und Cassius nicht entsprechend, welche auch er zu befolgen scheint, indem er meint11Existimat, Lesart des Florent. Msc., bestätigt durch Schol. Basil. z. T. VI. p. 316., dass man die Absicht des Freilassenden berücksichtigen müsse. Denn wer unter jener Bedingung seinen Sclaven für frei erklärt, erklärt ihn so sehr ohne die Absicht einer Bevortheilung [der Gläubiger] für frei, dass er auf das Deutlichste dafür zu sorgen scheint, dass seine Gläubiger nicht bevortheilt werden möchten.